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Kyou Kara Kōkōsei

Ein Engel erobert die Schule
von

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„Murata, du glaubst nicht, was mir gestern passiert ist.“

„In der Tat nicht. Von wo aus rufst du mich denn an?“

„Na, von zuhause. Du weißt doch, dass mein Handy ersoffen ist.“

„Ja, aber warum rufst du mich von da aus an?“

Der hatte vielleicht Nerven! Sonst stellte er sich auch nie so blöd an, wenn wir telefonierten.

„Mann, komm einfach vorbei, dann erklär ich es dir in Ruhe“, entgegnete ich genervt.

„Geht klar, Shibuya.“

Murata schien echt neben der Spur zu sein. Wie würde er dann reagieren, wenn ich ihm erzählte, dass sich meine Dämonenkräfte langsam wieder aktivierten? Der Ärmste hat gestern sicher eine Abfuhr bekommen und weiß jetzt nicht mehr, wo oben und unten ist, dachte ich mir. Anders konnte ich es mir nicht erklären.

Während ich wartete, drang ein dicker Nebelschwall aus der Küche. Vorsichtig tastete ich mich durch die schlechte Sicht an der Wand entlang und blinzelte mit verengten Augenlidern zum Herd, an dem meine Mutter gerade ihr Curry kochte. Neben ihr stand Wolfram in einer Art Kleid oder was auch immer und schnitt auf einem Gemüsebrett noch größere Stückchen als ich sie normalerweise im Curry gewohnt war.

„Wolf, wie siehst’n du aus?“ Obwohl mir beinahe die Spucke wegblieb, konnte ich ein Lachen nicht verkneifen, weil Wolfram in dem Fummel wie ein Mädchen aussah.

„Mama hat mir die Schürze geliehen.“

Irgendwoher kannte ich diese Szene. Die Antwort klopfte gerade an die Tür. Murata.

„Hey Shibuya“, grinste er mich blöd an und trat durch die Tür. „Jetzt erklär mir doch mal, was du hier machst.“

„Bist du auf dem Kopf gefallen? Ich wohne hier.“

Nun gesellte sich auch Wolfram zu uns. Ein Glück hatte er die Schürze abgelegt. „Hey Yuri, du lädst einfach so deine Freunde ein und erzählst mir nichts davon? Ein schöner Verlobter bist du“, blaffte er mich an.

„Ist doch nur Murata.“

„NUR Murata? Danke, Shibuya. Stell dir vor, ich habe auch Gefühle.“

„Jungs, habt ihr schon Hunger? Das Curry ist gleich fertig“, rief meine Mutter aus der Küche.

„Nein!“, schrie ich zurück.

„Ja, gerne!“ Murata zog sich die Schuhe aus und rannte in die Küche.

„Hey warte, wir wollten doch reden!“

„Nach dem Essen, Shibuya.“

Super! Bevor es ernst wurde, schaufelten wir uns also erst die Bäuche mit Curry voll. Seit einer geschlagenen Stunde machte niemand die Anstanden, aufzustehen. Die drei sabbelten nun, ohne mich zu beachten, über Kochen und Kleider. Eigentlich wollte ich über meine Dämonenkräfte reden, aber das schien niemanden zu interessieren. Ich stocherte gelangweilt durch die großen Gemüsestückchen auf meinem Teller.

„Shibuya, was wolltest du mir eigentlich am Telefon erklären?“

Ach, wurden wir nun doch hellhörig!

„Ich hab das Gefühl, dass meine Kräfte langsam wieder zurückkommen.“

Wolfram ließ sofort die Gabel zurück auf den Teller fallen und strahlte mich an. „Yuri, das ist super! Dann können wir endlich wieder zurück.“

Murata machte ein Gesicht, als hätte er das alles schon gewusst. „Und warum seid ihr noch nicht dort?“, fragte er. So klar, dass er

wieder Bescheid wusste!

„Mann, Murata! Du hättest mir das auch früher sagen können.“

Dieser richtete seine Brille und grinste mich an. „Es war nur eine Vermutung von mir.“

Ich verdrehte die Augen. Warum konnte der Große Weise seine Weisheiten nicht mit mir teilen? Aber egal, schon heute würde ich Conrad und die anderen wiedersehen.

Wolfram schob sich eine Gabel voll Curry nach der anderen in den Mund, bis er diese polternd auf den Teller schmiss. „Yuri! Wir müssen aber noch den Mathetest wiederkriegen.“

„Du meinst, du musst deine beiden Tests zurückbekommen. Ich hab ja keinen geschrieben.“

Meine Mutter plusterte sich empört auf. „Yu-chan, hast du etwa den Mathetest geschwänzt? Du hättest doch Sho-chan fragen können, ob er dir beim Lernen hilft. Du kannst nur erfolgreich im Leben sein, wenn du fleißig lernst und auch alle Prüfungen mitschreibst, um dein Können unter Beweis zu stellen …“

Dieser niemals endende Beitrag von Jennifer Yokohama hatte einen miesen Beigeschmack von Shoris Moralpredigten. Murata indes schnappte sich meine sowie Wolframs Hand und zog uns aus der Küche.

„Gehen wir jetzt ins Bad?“

„Nein, Shibuya, du willst doch wissen, wie du im Mathetest abgeschnitten hast“, grinste mir mein bebrillter Freund entgegen.

Wolfram versperrte auch gleich die Badezimmertür, sodass ich genau gegen ihn prallte.

„Aua!“
 

Endlich schmiss ich Murata aus dem Haus, beschloss ich auch gleich, schlafen zu gehen. Ich warf mich bäuchlings auf das ungemachte Bett und stöhnte erleichtert auf, als die weiche Decke unter mir nachgab. Plötzlich sprang Wolfram auf meinen Rücken.

„Yuri, fang nicht ohne mich an.“

„Womit anfangen?“, nuschelte ich in das Kopfkissen.

„Ich hab genau gehört, wie du gestöhnt hast.“

„Das war ein Seufzen der Erleichterung!“

„Du gibst es auch noch zu!“, beschwerte sich der Engel.

Ich versuchte mich halbwegs unter ihm zu drehen und musterte seinen Gesichtsausdruck. Selbst wenn er wütend war, sah er schön aus.

„Wolfram, du erdrückst mich.“

„Wenn dir schlecht ist, hättest du nicht so viel Curry essen dürfen. Aber ich kann es dir nicht verübeln, Mama kocht wirklich super.“

Ich hätte nicht so viel Curry essen sollen? Wer hat sich denn einen Bissen nach dem anderen in den Mund gestopft? Ein Wunder, dass ich keine Kugel auf mir zu sitzen hatte.

Langsam kam er meinem Gesicht näher, während ich mich hinsetzte und ich lehnte meinen Oberkörper solange nach hinten, bis mein Hinterkopf das Kissen berührte.

„Was soll das werden?“, fragte ich zögerlich.

„Na, was wohl“, meinte er lächelnd und hielt genau dann still, als sich unsere Nasenspitzen beinahe berührten.

Ich schluckte und wechselte das Thema. „Morgen sind wir wieder im Dämonenkönigreich.“

Wolfram nickte. Seine smaragdgrünen Augen schimmerten mich immer noch an und ich verstummte sofort wieder. Wenn er ein Mädchen wäre, würde ich mich jetzt den glücklichsten Jungen auf der ganzen Welt nennen. Wer wurde schon von so einem schönen Engel geküsst?

Ich drückte meine Hände gegen seine Brust, um ihn von mir weg zu schubsen, aber er legte seine Lippen bereits auf meine. Verdammt, was hab ich eben noch gedacht? Wenn er mich nur küsste, konnte es mir doch egal sein, ob er männlich oder weiblich war. Sofort ließ der Druck meiner Hände gegen ihn nach und ich vergrub meine Finger in seinem Hemd, bis er sich plötzlich von mir löste.

„Gute Nacht, Yuri.“

Wolfram kuschelte sich jetzt in die Decke und schloss die Augen. Ich grummelte leise. Wie konnte er in genau so einem Moment ans Schlafen denken?



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