Warum erwachsen werden von Amunet ================================================================================ Kapitel 39: Kapitel 39 ---------------------- „Mein lieber James, es ist schön, dich wiederzusehen.“ In der Höhle war es plötzlich ruhig. Kein Pirat, kein Geist rührte sich mehr. Selbst Peter stand stumm und sah zu dem angesprochenen Mann. Doch James war wie versteinert. Er hatte die Stimme, sowie die nonchalante Sprechweise sofort wieder erkannt. Sein Inneres sträubte sich dagegen. Wollte nicht wahrhaben, was sein Verstand längst begriffen hatte. Er hatte ihn gefunden! Seine Flucht hatte ein Ende. Blackbeard war zurückgekehrt. „Möchtest du mich nicht ansehen?“, fragte der Geisterpirat. „Ist es dir so zuwider, mich zu sehen?“ Ein glucksendes Lachen ertönte und James, der Blackbeard keinesfalls die Genugtuung gönnte, mit seinen Worten Recht zu behalten, drehte sich gemächlich um. „Blackbeard“, sagte James, dessen Herz einen unruhigen Tanz tanzte, wenngleich man ihm äußerlich nichts ansah. Blackbeard hatte sich äußerlich kein Stück verändert, seit James ihn zum letzten Mal gesehen hatte, sah man davon ab, dass seine Erscheinung nun geisterhaft transparent war. Sein Bart war beeindruckend lang und schwarz, die braunen Augen funkelten von einem ebenso intelligenten wie boshaften Geist und seine schlanke, schmale Gestalt verbarg gut die Kraft, die in den Muskeln hauste. Blackbeard war nach wie vor eine imposante Person. Der Tod stand ihm gut. „Du bist alt geworden, mein Freund“, sprach Blackbeard weiter. „Meine kleine Meerjungfrau scheint dir nicht bekommen zu sein. Oder entspricht es inzwischen der neuesten, britischen Mode, die Haare derart zu tragen?“ „Was willst du?“, fragte James gereizt. „Das, was ich immer schon gewollt habe“, lächelte Blackbeard, „dich.“ „Vergiss es, ich werde nicht zurückkommen.“ „Aber du bist bereits zurückgekommen.“ „Wie kommst du auf Nimmerland?“, wollte Hook wissen, der in all den Jahren auf der Insel niemals ein Schiff oder einen Mann seines ehemaligen Kapitäns gesehen hatte. „Ich bin dir gefolgt“, sagte Blackbeard und seine Augen wurden gefährlich schmal. „Schon bevor du von meinem Schiff geflohen bist, sagte ich dir, dass du mir niemals entkommen wirst. Du hast mir dein jämmerliches Leben zu verdanken, ohne mich wärst du verblutet.“ „Und doch war es Smee, der mich entdeckt hat.“ „Aye, aber meiner Großzügigkeit verdankst du es, dass Silver dich aufpäppeln durfte.“ „Ja, weil du mich verkaufen wolltest!“ „Nennst du es so, dass ich dich für eine Entschädigung meinerseits in den werten Schoß deiner Familie zurückgeben wollte? Wer hätte ahnen können, dass du deinem Vater und deinen Brüdern mehr Last als von Nutzen warst?“ „Bist du hier, um über meine Vergangenheit zu reden?“ „Nein, ich bin hier, weil alle Seelen der verstorbenen Piraten gezwungen werden, in dieser Höhle zu hausen!“ „Was willst du?“, fragte James abermals. „Liegt das nicht auf der Hand? Ich will hier raus. Meine Männer und ich wollen wieder rauben und plündern. Ich sehne mich nach dem Geruch von frischem Blut, dem Meer und der Freiheit, dorthin zu gehen, wohin ich möchte.“ „Du bist tot, wie soll ich dir dabei helfen?“ „Ah“, seufzte Blackbeard nun zufrieden. „Ich brauche dein Schiff. Gib mir die Jolly Roger, kehre zurück als mein Bootsmann und wir können die Welt erobern.“ „Nein! Ich werde niemals mehr unter dir dienen.“ „Wahrlich, du bist aufsässig geworden, wo ich mich noch zu gut erinnere, dass du mir des Nachts gerne gedient hast.“ James schauderte es. Deutlich erinnerte er sich an die Avancen, die Blackbeard ihm immer und immer wieder gemacht hatte. Daran, dass er ihn zwang, die Nächte in seiner Kajüte zu verbringen, unwissend, ob der Kapitän seine Androhungen wahrmachen würde und ihn nahm, wie die gemeinen Piraten die Weiber beim Rauben. Doch Blackbeard hatte mit ihm gespielt. Es hatte ihm ein unsagbares Vergnügen bereitet, ihn zu demütigen, ihn mit seinen Worten Furcht zu leeren. Ihn des Nachts des Schlafes zu berauben, weil James ständig wartete. Darauf wartete, dass Blackbeard seinen Worten Taten folgen ließ und die wenigen Male, da die Hände dieses Mannes auf seinem Körper gewesen waren und er sich fragte, ob es endlich soweit war, da hatte James fast darauf gehofft, dass ihm Gewalt und Schande angetan wurden, nur um den unerträglichen Zustand des Unwissens loszuwerden. Doch wie groß wäre seine Schande gewesen? Die Männer an Bord der La Concorde und auch auf der Little Revenge dachten ohnehin, dass er sich seine Stellung als Bootsmann durch Hurendienste verdiente. Aber Blackbeard, dessen sexuelle Veranlagung der eines normalen Mannes entsprach, genoss die Angst, die er in James erweckte. Es schien sein Inneres zu befriedigen, einen Mann von adliger Abstammung zu demütigen und ihm genügte es, James nach jedem körperlichen Übergriff zitternd wie Espenlaub auf seiner Pritsche liegen zu lassen, wissend, dass dieser sich nach Flucht und Rache sehnte. „Was heißt das?“ Peters Stimme erklang in der Stille und James schloss kurz die Augen. Er hatte nicht gewollt, dass Pan die Aufmerksamkeit von Blackbeard auf sich zog. „Du!“, knurrte Blackbeard und richtete seinen Säbel auf Pan. „Fast hätte ich dich nicht erkannt. Du bist gewachsen seit unserer letzten Begegnung.“ „Ich kenne dich nicht.“ „Du kennst mich nicht?“, hakte Blackbeard ungläubig nach und rief dann: „Sieh dich um, die meisten von uns sind deinetwegen hier.“ Die Arme weit aufgerissen, deutete er auf die anderen Geister, die ihre Messer und Klingen rhythmisch aneinanderschlugen und so die Halle zum beben brachten. Erst ein Handzeichen von Blackbeard brachte die Bande zum erneuten verstummen. „Du weißt nicht, wer ich bin? Ich bin Kapitän Blackbeard! Der größte und schrecklichste Pirat der sieben Weltmeere.“ „Und trotzdem bist du tot“, sagte Peter lapidar, den die Ansprache unbeeindruckt ließ. „Pan“, stöhnte James und zog den Jungen hinter sich. „Ihr zwei“, meinte Blackbeard mit zusammengekniffenen Augen. „Was verbindet euch?“ „Nichts“, antworte James, „außer, dass er mein Gefangener ist.“ „Dein Gefangener, sagst du? Und dennoch stellst du dich beschützend vor diesen Burschen. Hast du ihn gekostet? Hat er dich deshalb vor dem Tod durch meine Meerjungfrau gerettet?“ James schluckte. Er wusste, dass er vorsichtig sein musste. Blackbeard war durchtrieben und er würde seine Chancen nutzen, wenn er sie bekam. Aber es war trotzdem in James Interesse, Pan zu schützen. Dieser Junge gehörte ihm! Er würde derjenige sein, der Pan tötete, wenn der Junge sterben sollte. Er würde derjenige sein, der diesen Körper erneut verzückte und sich an der Süße ergötzte. Gleich wie er Pan haben wollte, kniend als Gefangener oder voll Leidenschaft als Liebhaber - Peter Pan war sein! „War er es?“, konterte James. „War er es, der dich getötet hat? Ist es das, was dir zu schaffen macht? Der größte Pirat der sieben Weltmeere, getötet von einem Knaben?“ „Schweig!“, blaffte Blackbeard ihn an. „Nicht er war es, der mich getötet hat.“ „Wer dann? Nimmerland ist zwar eine gefährliche Insel, aber wenn es selbst den verlorenen Jungen gelingt, hier zu überleben, dann dir doch wohl auch.“ Sein Hohn brachte James eine erstaunlich harte Ohrfeige ein. Offenbar konnten diese Geister Materie anfassen. „Nur weil du meine Buhle bist, solltest du nicht vergessen, in welchem Tonfall du mit mir sprichst.“ „Ich habe nie das Bett mit dir geteilt.“ „Und wer soll dir das glauben?“ Blackbeard wandte sich an seine Geisterpiraten. „Ihr etwa? Was ist mit dir, Phelps, glaubst du deinem Kapitän oder dem Bootsmann? Oder du-“, und er drehte sich unmittelbar zu Mr. Smee. „Erinnerst du dich noch, wie viele Nächte dein Kapitän bei mir in der Kajüte geblieben ist? Wie oft er morgens aufgewacht ist, mit Augenrändern unter den Augen, weil ich ihn die Nacht wachgehalten habe?“ „Ich…“, Smee stammelte. „Ich… Ich…“ „Du weißt es“, lächelte Blackbeard und wandte sich wieder an Hook. „Du siehst, selbst deine eigene Mannschaft weiß, dass du meine Hure bist.“ Demütigung, Scham und unbändige Wut herrschten in James. Er fühlte sich wie ein reißender Tiger, der in einem Käfig eingesperrt war. Am liebsten hätte er nach jedem geschnappt und seine Krallen in jeden gejagt, der tatsächlich glaubte, dass er diesem Teufel auf diese Art gedient hatte. Seine Hand griff nach seinem Säbel. Niemals würde er zulassen, dass Blackbeard ihn wieder zu einem hilflosen Opfer machte, da spürte er eine warme Hand auf der seinen. Irritiert blickte er hinab und sah Peter. Peter, welcher ihn mit großen grünen Augen ansah, in der Liebe und Zuneigung stand und etwas, das Hook stärker traf, als alles andere – Vertrauen. Ausgerechnet Peter Pan vertraute und glaubte ihm. Seine Hand löste sich vom Schaft und das Beben in seinem Herzen wurde durch ein viel Angenehmeres ersetzt. „Selbst wenn ich dir mein Schiff überlassen sollte, wie willst du diese Höhle verlassen? Du selbst sagtest, die Seelen der verstorbenen Piraten würden gezwungen, in dieser Höhle zu hausen.“ „Aye, dies sagte ich“, antworte Blackbeard, „aber du hast alles mitgebracht, um diesen Fluch zu brechen.“ „Was?“, fragte James verständnislos. „Du besitzt das Gift der Meerjungfrau, hast Pan hierher gebracht und genügend Menschenopfer, die unseren Platz einnehmen können.“ „Was bedeutet das?“ „Das wir wieder lebendig werden können!“, rief Blackbeard und brach in ein unheilvolles Lachen aus, dem sich die Geister anschlossen. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)