Warum erwachsen werden von Amunet ================================================================================ Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- Als die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hatte, war Peter kurz davor aufzugeben. Er kämpfte mit sich, mit seiner Scham und einem dringenden körperlichen Bedürfnis. Doch war es Peter viel zu peinlich und unangenehm dieser natürlichen Sache nachzugehen, solange Hook im Raum verweilte und Hook hatte es sich gemütlich gemacht. Der Kapitän hatte sich das Vergnügen gegönnt, den ganzen Tag lesend in seiner Kajüte zu bleiben und Peter, wann immer ihm danach war, zu beobachten. Zweimal war ein Matrose erschienen und hatte für Hook und ihn Essen und Trinken gebracht. Erst nach dem zweiten Becher Wasser hatte Peter realisiert, was Hooks Absicht war. Danach hatte er keinen Tropfen Flüssigkeit mehr zu sich genommen, allerdings war es da längst zu spät gewesen. Sein Körper begann zu reagieren und Peter versagte sich die Erleichterung. Anfänglich ging es noch, doch allmählich bekam er Unterleibsschmerzen. Das ärgerlichste für Peter war jedoch, dass Hook genau von seinem Problem wusste und es mit einem gemeinen, hinterhältigen Grinsen bestätigte. Peters Versuch Hook ins Gesicht zu schlagen war kläglich gescheitert, als er über die Kette auf dem Boden gestolpert war. Das laute Lachen von Hook war eine weitere Demütigung. Seitdem saß Peter in seiner Ecke und starrte Hook stur an. Der Kapitän saß, die Beine auf dem Pult übereinandergeschlagen, auf seinem Stuhl und blätterte dann und wann in einem kleinen in Leder gebundenem Buch, dessen Inhalt Peter nicht einmal erahnen konnte. Lediglich zwei Mal hatte Hook das Buch zur Seite gelegt und war aus dem Raum gegangen. Beim ersten Mal hatte Peter sich nicht getraut aufzustehen und beim zweiten Mal, war Hook so schnell zurückgewesen, dass Peter noch nicht einmal den obersten Knopf seiner Hose öffnen gekonnt hatte. Das Bedürfnis nach körperlicher Erleichterung wuchs und Peter wog ab, was schwerer auf seinem Stolz lag – die Scham es vor Hooks Augen tun zu müssen oder sich herabzulassen und Hook um etwas Privatsphäre zu bitten. Am Tag zuvor war dies kein Problem für Peter gewesen, da Hook diesen vollständig an Deck verbracht hatte, doch heute… Es war die Strafe für seine Aufmüpfigkeit und auch wenn Hook es als Spiel betitelt hatte, so war es keines und noch dazu verdammt unfair. Mit einem lauten Geräusch schlug Hook das Buch zu. Unwillkürlich zuckte Peter zusammen, obwohl er den Kapitän im Blick hatte. Bedächtig stand Hook auf, streckte sich genüsslich und ging unter dem intensiven Blick von Peter zur Karaffe, in welcher sich das Trinkwasser befand. Ganz langsam ließ er die klare Flüssigkeit in einen Becher fließen. Das plätschernde Geräusch quälte Peter, der seine Beine zusammenpresste und sich auf die Lippe biss. „Möchtest du auch etwas?“, fragte Hook ihn provokativ und hielt ihm den Becher hin. In dieser Sekunde kapitulierte Peter. Hochrot vor Scham, eilte er zum Eimer, um seine Notdurft zu verrichten. Das schallende Gelächter von Hook dröhnte in seinem Schädel, während er sich erleichterte. Als er fertig war, getraute Peter sich zuerst nicht, sich umzudrehen, doch als er es tat, stellte er fest, dass Hook den Raum verlassen hatte. Offenbar besaß der Pirat doch noch einen letzten Funken Anstand. Selbst als Hook eine ganze Weile später wiederkam, glühten Peters Ohren noch immer vor Scham. „Möchtest du weiter spielen?“, fragte Hook ihn. „Das ist kein Spiel.“ „Doch, nur eines, welches du nicht gewinnen kannst.“ Wut loderte aus Peters Augen, dennoch schwieg er. Der Kapitän ging auf ihn zu und automatisch wich er zurück, bis er die Wand im Rücken hatte. Mit seiner körperlichen Präsenz versuchte Hook ihn einzuschüchtern und zum ersten Mal hatte er damit tatsächlich Erfolg. Peter zitterte leicht, auch wenn er sich bemühte, sich nichts anmerken zu lassen. „Wirst du jetzt meinen Befehlen gehorchen?“ „Nur denen als dein Kammerdiener?“ „Für den Anfang.“ „Du lässt mir-“ „-Privatsphäre für bestimmte, intime Momente? Gewiss.“ „Dann, ja – vorerst!“ Hook lächelte ihn an, ein komisches Lächeln, irgendwo zwischen sanft und siegesgewiss. Peter verunsicherte dieses Lächeln. Er wünschte sich so sehr, seinen Dolch zu haben und es Hook in sein schwarzes, verkommenes Herz zu bohren, doch er besaß es nicht. Inzwischen lag er in einer von Hooks Schubladen verstaut. Was Peter jedoch mehr als alles andere irritierte war, dass Hook trotz seines Sieges ihm nicht von der Pelle rückte. „Was willst du noch?“, wollte er wissen und zuerst dachte er, dass Hook ihm die Antwort verweigern würde, aber als der Kapitän dann antwortete, wünschte er, dass er es nicht getan hätte. „Ich bin mir sicher, dass du gestern noch jünger ausgesehen hast. Du wirkst auf mich wie ein 15.-Jähriger, doch gestern… Nicht nur gestern, seit ich dich kenne, waren deine Wangen fülliger.“ „Spinn nicht rum! Falls meine Wangen schmaler sind, dann nur von dem kargen Essen, das es bei dir gibt.“ „Nein, das ist nicht alles. Du bist auch ein Stück gewachsen.“ „Bitte?“, grinste Peter Hook stichelnd an. „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich nicht wachsen kann.“ „Nicht kann oder nicht will?“ Schlagartig hatte Peter genug! Mit aller Kraft stieß er Hook von sich. Seine Miene hatte sich verfinstert und er war wahrlich sauer. Was fiel diesem unverschämten Piratenkapitän auch ein, ihm solch irrsinnigen Fragen zu stellen? Lächerlich! Peter Pan und wachsen? Peter Pan und älter werden? So einen Unsinn konnte sich auch nur Hook einfallen lassen. Wollte er ihn damit noch mehr verunsichern? Ihn noch mehr quälen? Ihn psychisch foltern? „Habe ich einen wunden Punkt getroffen?“ Peter sagte nichts. Sein Gesicht sprach gegen seinen Willen Bände. Ein unbekanntes Gefühl krallte sich mit aller Macht in sein Herz. Er hatte Angst! Richtige, intensive Angst. Der Junge der niemals erwachsen wurde, fürchtete nichts mehr, als doch eines Tages erwachsen zu werden. Niemals hatte er mit jemanden darüber gesprochen, weshalb er lieber ein Kind bleiben wollte. Niemals hatte er jemanden von seiner Angst Erwachsen zu werden erzählt, nicht einmal Glöckchen. Peter hatte stets das getan, was er so gut konnte, er hatte sämtliche Gefühle und Erinnerungen, die ihm unangenehm waren aus seinem Kopf verbannt und vergessen. Seit er jedoch in Hooks Gefangenschaft war, rüttelte der Pirat an dem geheimen Versteck in seinem Kopf. Er wollte das nicht! „Lass mich in Ruhe“, zischte Peter Hook an. „Deinen Unsinn brauchst du mir nicht sagen.“ „Du wirst wieder frech“, sagte Hook, die Stimme zu einem Grollen geworden. Blitzschnell schoss er auf Peter zu. Drückte ihn abermals gegen die Wand und presste seinen Arm an Peters Kehle. Von alleine versuchten Peters Hände sich gegen Hook zu wehren und ihn abermals von sich zu stoßen, aber der Kapitän war vorbereit, sein Körper zu einer unbeweglichen Säule geworden. „Ich sollte dir wirklich Manieren beibringen.“ „Von einem Pirat?“, höhnte Peter. „Manieren sind dir noch fremder, als mir.“ „Was für ein unverschämter Bengel, du doch bist!“ „Und du? Was für ein jämmerlicher Pirat, der sich von einem Kind provozieren lässt.“ „Du bist kein Kind.“ „Natürlich bin ich das.“ „Nein, auch wenn du es noch nicht bemerkt hast, aber du hast die Grenze längst überschritten. Du kannst erwachsen werden.“ „Nein!“ „Doch! Ich werde herausbekommen wie und weshalb und dann wirst du deine Macht verlieren. Magie verliert sich in Nimmerland mit dem Erwachsen werden. Nicht lange und du wirst gänzlich entmachtet sterben.“ „Ich werde immer ein Kind bleiben!“, fauchte Peter und es war mehr ein Schwur für ihn, denn alles andere. Die Angst schnürte ihm die Kehle zu, der Hass auf Hook tat sein übriges dazu, doch er wollte dem Einhalt gebieten. „Du wirst älter werden, erwachsen. Deine Stimme wird tiefer, dein Körper in die Höhe gehen. Hier“, sagte Hook und befühlte Peters Oberarm, „wirst du Muskeln bekommen. Vielleicht wirst du dich sogar verlieben.“ „Niemals!“ „Natürlich! Das ist der Lauf des Lebens. Erwachsene verlieben sich, heiraten, bekommen Kinder.“ „Nein“, sagte Peter und es klang verzweifelt. „Lass mich in Ruhe. Erzähl mir keine Lügen.“ „Das sind keine Lügen.“ „Was sonst? Verlieben, Kinder bekommen… Was sind das für grausame Märchen?“ Pure Angst vor dem Erwachsen werden sprach aus Peter. „Die Wahrheit, aber was soll ich einem halben Kind schon von der Liebe erzählen, wenn es nicht einmal weiß was ein Kuss ist.“ „Ich weiß, was ein Kuss ist.“ „Einen Fingerhut kennst du, aber keinen Kuss!“, brüllte Hook ihn an. „Soll ich dir zeigen, was ein Kuss – ein richtiger Kuss - ist?“ Peter bekam keine Chance zur Antwort. Hooks Lippen pressten sich fest und fordernd auf seine. Erschrocken riss Peter die Augen auf! Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)