Was wirklich wichtig ist von Marron (Wettbewerbsbeitrag) ================================================================================ Kapitel 1: Prolog ----------------- Ich hätte nie gedacht, dass alles so kommen würde. Vor wenigen Tagen war mein Leben noch so, wie ich es kannte. Ich hatte meine Freunde, ich hatte mein Training, ich hatte meine Sicht der Dinge. Doch meine Weltansicht geriet ins Wanken, du hast mich verändert und ich weiß nicht mehr, was richtig ist. Mein Gefühl? Meine Vernunft? Ich will es wissen, aber du gibst keine Antwort. Während mir dein Blut über die Finger läuft und ich die Uhr für dich lauter ticken höre, hoffe ich auf das Beste. Wenn du es jetzt nicht schaffst, wer soll dann das Licht für meine Dunkelheit sein? Ich beuge mich über dich und presse meine Hände fester nach unten. Tu mir das nicht an, wenn ich dich doch brauche! Wo bleiben sie auch bloß? Irgendwo, weit in der Ferne, höre ich die Sirenen näher kommen, während über uns die Vögel fröhlich singen... Kapitel 2: ----------- Ich stehe im Dojo der Kinomiyas und beobachte ihn. Seit wann ist es eigentlich so? Warum kann ich meine Augen schon wieder nicht von ihm abwenden? Was an ihm zieht mich an? Er sitzt neben Makkusu und lacht über irgendeinen Witz, den ich nicht gehört habe, weil ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt bin. Aber es scheint auch nicht schlimm zu sein, denn wir trainieren gerade nicht. Die WM ist vorbei und auch die Folgen von BEGA sind zum größten Teil behoben. Unser heutiges Zusammentreffen ist nur so, als Freundschaftssache quasi. Trotzdem bin ich leicht genervt. Kyoujou hämmert schon seit einer halben Stunde auf seinen Laptop ein, Ray wird zum gefühlt hundersten Mal von Hiromi geärgert, weil Mao ihm fehlt und er unseren Sieg gerne mit ihr feiern wollte. Makkusu und er sitzen auf dem Boden in der Mitte und plappern aufeinander ein, als wären sie zwei lästernde Mädchen. Früher wäre ich nicht zehn Minuten, sondern eher zehn Sekunden geblieben und dann abgehauen – solche Veranstaltungen liegen mir eben nicht. Aber ich bin hier, stehe eben jene zehn Minuten schon hier herum, unbeachtet von allen und ertappe mich selbst dabei, immer wieder zu ihm herüber zu sehen. Schließlich schließe ich meine Augen und lehne mich mit dem Hinterkopf gegen das harte Holz, versuche, alles auszublenden, wie es mir früher auch gelungen ist. Es klappt nur teilweise, denn sofort taucht die nächste Störung auf: Hitoshi, Takaos großer Bruder. „Hey, bist du schon wieder nicht dabei, sondern nur so gerade nebendran?“ Seine Stimme klingt herausfordernd frech. Wieso nur bei mir? Was hat dieser junge Mann gegen mich? Ich ignoriere seinen Kommentar – er sieht doch eh, wie es ist. „Komm schon“, versucht er es noch einmal, „Du solltest dich mehr einbringen!“ „Zum Beispiel?“, frage ich zurück, ohne mich sonst zu bewegen. Was will der denn von mir? Dass ich Babysitter für den Rest spiele? „Zum Beispiel, indem ihr mal was gemeinsam unternehmt, alle zusammen. Etwas, was mal nichts mit eurem Lieblingssport zu tun hat!“ Alles, was ich mir abringe, ist ein leises Schnauben. Kein Interesse, danke vielmals! „Ja, das wäre echt gut!“, meldet sich Hiromi. Kann das Mädchen nicht mal still sein? Wiederwillig öffne ich mein Augen also und sehe zu ihr herüber. Sie trägt wieder so eine kurze Hose und ein Shirt, welches wohl ihren praktisch nicht vorhandenen Busen in Szene setzen soll. Schon länger habe ich das Gefühl, dass sie jemand Bestimmtem aus unserer Gruppe damit ein Zeichen geben und sich von ihrer besten Seite zeigen will. Zumindest körperlich. Ihr Charakter ist meiner Meinung nach genauso furchtbar wie sie laut ist – und laut ist sie immer. Sie stemmt ihre Hände in die zu schmalen Hüften und sieht uns der Reihe nach an. „Ich habe mich immer schon gewundert, warum ihr alle zusammen trainiert, wir aber nie unsere freie Zeit miteinander verbringen können. Ständig haut ihr ab zu weiß der Geier welchen Orten!“ Hiromi schnappt nach Luft und schafft es tatsächlich, dass sowohl Ray als auch Makkusu reuevoll aussehen. Kyoujou allerdings bemerkt sie gar nicht und Hiromi lässt ihn auch in ihrer Runde an Blicken aus. Wie nett, sie denkt gar nicht an den Mechaniker, ohne den wir gegen BEGA wohl echt alt ausgesehen hätten. Ein Taktgefühl wie ein Trampeltier. Und als hätte sie geahnt, dass ich so über sie denke, trifft ihr Blick mich. „Und du bist der Schlimmste von allen, du hälst es ja eh nie lange bei uns aus, Kai!“ Hitoshi nickt bedächtig und brummelt zustimmend. Wut flackert in mir auf und ich bin kurz versucht, ihr eine Gemeinheit an den Kopf zu werfen. Diese beiden Nichtsnutze haben doch überhaupt keine Ahnung, wovon sie reden! Hier ging es immer nur um den Kampf zwischen Takao und mir, ich habe nie etwas anderes gewollt, als meinen Rivalen endgültig einzuholen! Tief einatmend halte ich meine Gesichtszüge unter Kontrolle und platze mit einem eisigen Tonfall heraus: „Du bist doch eh froh gewesen, dass du mich nicht mehr sehen musstest.“ Hiromi schnappt verletzt nach Luft und ich höre, wie die anderen sich wieder einmal über meine unterkühlte Art aufregen. Vorwürfe treffen mich, dass ich nicht so fies sein solle. Ich schnaube noch einmal und verschränke die Arme vor meinem Körper. Wenn sie mich nicht verstehen wollen, bitte, ich kann ja gehen und- „Leute! Kommt mal wieder runter, Kai hat das nicht so gemeint. Außerdem war er doch jedes Mal für uns da, wenn wir ihn gebraucht haben!“, geht Takao dazwischen und beendet so den kleinen Streit, der ausgebrochen war. Ich sehe ihn an und ein klein wenig Dankbarkeit durchströmt mich, weil er mich verteidigt, obwohl ich ihn schon wieder verraten habe. Weil er an mich glaubt, wenn alle anderen mich schon abgeschrieben haben. Ich weiß, dass ich ein ziemlich schwieriger Mensch bin, aber in Takao habe ich einen wahren Freund gefunden, der mich so akzeptiert, wie ich nun mal bin. Sicher, er lästert gerne auch mal über mich, er schimpft über mich oder schreit mich an, weil ich nicht den Kuschelkurs fahre, aber im Endeffekt hat er mir immer verziehen. Manchmal frage ich mich, was ich noch tun kann, ohne seine Treue zu verlieren. Ein verbotener Gedanke, ich will ihn doch nicht verletzen. „Also bist du dabei?“, fragt er mich plötzlich und ich ärgere mich, dass ich schon wieder abgedriftet bin. Worüber reden wir gerade? Wobei soll ich sein? Takaos leuchtende, erwartungsvolle Augen lenken mich ab. „Hn“, gebe ich von mir und hoffe, dass damit die Sache erledigt ist. Ich schaue weg und meine Verwirrung legt sich etwas. „Wow, Kai ist einverstanden. Dass ich das noch mal erleben darf!“, murmelt Ray halblaut und lacht dann auf. Makkusu nickt ebenfalls und Hiromi wirkt unglücklich, obwohl sie doch angefangen hat mit allem. Worauf habe ich mich jetzt schon wieder eingelassen? „Dann gebe ich euch morgen die Adresse und wir vereinbaren eine Zeit, okay?“, fragt Makkusu in die Runde. Alle nicken und ich seufze lautlos. Meinetwegen, was auch immer es ist wird wohl nicht so schlimm sein. Was kann bei diesem Haufen schon groß herauskommen an gemeinsamen Hobbys? Kapitel 3: ----------- Am nächsten Tag stehe ich um sieben Uhr abends vor einem Buchgeschäft und sehe mich leicht irritiert um. Was genau wollen wir hier? „Aber Hiromi, ich hasse Bücher!“, jammert Takao und zieht einen Schmollmund. Tja, wenigstens auf seine Reaktionen kann ich mich verlassen. „Du musst heute Abend auch nur zuhören, du Trottel!“, faucht das Mädchen ihn an und wedelt bedrohlich mit der Faust. Mühevoll unterdrücke ich ein Seufzen, während Hiromi durch die Reihen sieht und erkennt, dass wir alle da sind. Wir gehen hinein und werden von einer Frau am Eingang begrüßt. „Schönen guten Abend. Wir wollten zu der Lesung, die heute Abend stattfinden sollte. Sind wir hier richtig?“, fragt Makkusu und ich bin versucht, den Kopf zu schütteln. Eine Lesung? Im Ernst? Das ist alles, was ihnen als gemeinsame Beschäftigung einfällt? Von wem kam denn diese glorreiche Idee?! „Im oberen Stockwerk“, ist die einfache Antwort und wir stiefeln gemeinsam die Treppe hinauf. Am liebsten würde ich jetzt schon gehen, aber wenn ich zwischen Hiromis Gemecker und einer Stunde vorlesen wählen muss, dann nehme ich lieber letzteres – ich hasse Hiromis Predigten. Der Raum oben ist so klein, dass ich schon an der Treppe stehen bleibe. Viel zu viele Menschen plappern durcheinander und versperren die Sicht nach vorn. Ich mag keine Menschenmengen, das sollten sie doch alle wissen! Eine warme Hand an meiner Schulter bringt mich von meinen Gedanken ab. Ich fahre herum und blicke Takao hinter mir wütend an. „Wollen wir da hinten hin?“, fragt er und scheint gar nicht zu merken, was hier los ist. „Lass mich los“, zische ich bemüht leise. Er nimmt die Hand zurück und lächelt entschuldigend. Ich brummele leise – ich hasse Berührungen, davon hatte ich in der Abtei zu viele. „Gehen wir?“ Ich nicke und bahne mir einen Weg an den Stühlen vorbei. Natürlich bemerken einige Leute hier, wer wir sind. Das Schnattern erreicht ein neues Level und wird mir zu laut. Allerdings bringt mein eisiger Blick die meisten zum verstummen. Gut so. Also reihe ich mich ein in unsere Reihe, die nur noch an der Seite Platz findet. Die anderen haben Hiromi den letzten freien Stuhl überlassen und wir Herren müssen stehen. Mir macht das nichts aus, ich bin eh nicht darauf aus, lange zu bleiben. Ein kleiner, dünner Mann mit Brille stellt sich ans Pult, das vorne aufgebaut wurde und kurz denke ich, dass das derjenige ist, der jetzt lesen wird. Sieht nicht danach aus, als würde das hier was Vernünftiges, denke ich, während ich zwischen Takao und Ray eingeklemmt bin. Aber dann stellt er den eigentlichen Redner doch vor und ich sehe einen jungen Mann Anfang zwanzig, der sich für die Einführung bedankt und direkt loslegt. Schräg vor mir pfeift Hiromi leise und anerkennend. „Sieht der gut aus!“ Ich schnaube fast lautlos. Als ob mich ihre Vorlieben interessieren würden! „Ja, echt nicht schlecht“, höre ich es neben mir und blicke verdattert zu Takao herüber. Er sieht meinen Blick nicht, ist ganz auf die Person ganz vorne konzentriert. Scheinbar hört er ernsthaft zu, was der mir unbekannte Kerl da erzählt. Meine Augenbrauen ziehen sich zusammen und Wut durchströmt mich, als ich daran denke, dass der Kerl ihm tatsächlich gefallen könnte. Halt mal, was denke ich denn da? Seit wann denke ich darüber nach, was Takao gefallen könnte? Und warum ausgerechnet ein Mann? Ich schüttele ungläubig den Kopf und schließe die Augen. Mein Training und mein Sieg sollten das Einzige sein, das mich beschäftigt. Ich verschränke die Arme vor der Brust.Wenn ich schon hier bleiben muss, dann hoffe ich darauf, es ausblenden zu können. Eine Stunde später haben wir es hinter uns und Hiromi ist um ein Buch reicher. „So“, fragt Ray gedehnt, „Und was hat uns das jetzt gebracht?“ Er klingt nicht sauer oder etwas vergleichbares, aber recht ratlos. Genauso, wie sich wohl auch Makkusu und Takao fühlen. Daichi bringt es ausnahmsweise mal auf den Punkt: „Absolut gar nichts.“ „Das war ja auch nur mein Beitrag! Wir können doch nach und nach zu Veranstaltungen gehen, die jeweils einer von uns aussucht, oder nicht? So lernen wir was über die anderen, was wir noch nicht wissen!“ Sie sieht erwartungsvoll zwischen allen hin und her. Ray sieht mitleidig zu Makkusu und dann zu Takao, der nur den Kopf schüttelt. „Ohne mich“, verkünde ich und haue endgültig ab. „Ich denke auch so“, murrt Takao und schließt sich mir an, „Wenn ich euch was sagen will, brauche ich kein Event.“ Er geht neben mir her und schimpft über das einzige Mädchen in unserer Gruppe: „Was denkt die sich eigentlich? Wir sind Beyblader, keine Buchkenner! Ich habe doch auch so genug zu tun.“ Genug zu tun? Was denn? Der faulenzt doch ohne unsere Hilfe nur den ganzen Tag! Wie oft bin ich derjenige, der ihn aus dem Bett schmeißen muss, weil er nicht zum Training aufkreuzt? „Du genug zu tun? Seit wann?“ Bilde ich es mir ein, oder ist er überrascht, dass ich ihm zugehört habe? „Du weißt eben auch nicht alles von mir, Kai“, erklärt er ausweichend und sieht weg. Ich hebe eine Augenbraue, aber es kommt nichts mehr von seiner Seite. Na schön, ich muss es nicht wissen. Während unseres Rückweges zu seinem Haus reden wir nicht mehr miteinander. Kapitel 4: ----------- Zwei Wochen später bin ich überzeugt, dass Hiromi uns in den Wahnsinn treiben will. Obwohl wir ihr deutlich zu verstehen gegeben haben, dass wir keine weiteren „Events“ mehr besuchen wollen, ist sie immer noch überzeugt, uns dazu bringen zu können. „Komm schon, Kai, wo würdest du am liebsten hin, hm?“ „Ins Tierheim“, murre ich trocken und sehe sie nicht einmal an, beobachte stattdessen eher den Kampf zwischen Ray und Takao. Der Japaner wirkt unkonzentriert und hat gerade mal wieder einen Fehler gemacht. „Takao!“, herrsche ich ihn an, „Konzentrier dich gefälligst!“ „Erst mal können. Hiromi lenkt mich total ab!“ Ach, jetzt auf einmal? „Das hat sie doch noch nie. Entdeckst du jetzt so langsam ihre Reize?“, neckt Makkusu ihn und prompt wird der Blauhaarige rot. „So ein Quatsch! Sie redet zu viel! Wer will schon diese Hexe?“ Daichi lacht und Hiromi flippt aus. Ich hole tief Luft: „Ruhe!“ Sie sind still. Gut so. „Takao, lass dich nicht ablenken! Daichi, du solltest besser den Mund halten, bis du besser geworden bist. Und Hiromi: Halt endlich den Rand!“ Ich schnaufe leicht und sehe sie der Reihe nach an. Takao zieht einen Schmollmund und sieht gekränkt aus, Daichi regt sich auf, dass ich ihn verkennen würde und die Braunhaarige schnappt nach Luft. Müde massiere ich mir die Schläfen. „Macht doch, was ihr wollt!“ Ich drehe mich weg. „Wollen wir mal eine Pause machen?“, fragt Kyoujou und alle stimmen zu. Ich verschwinde ins Haus. Um mich abzuregen will ich allein sein. Dummerweise kommen mir Ray und Makkusu hinterher und ich flüchte in den ersten Stock. Manchmal könnte ich sie alle erwürgen! Ich öffne meine Augen, die ich bei diesem Gedanken geschlossen hatte und stelle fest, dass ich vor Takaos Zimmertüre stehe. Ein paar mal war ich schon hier drin, aber meistens waren wir eher im Dojo. Soll ich, oder soll ich nicht? Das Gelächter unten nimmt mir die Entscheidung ab und ich öffne die Tür, trete ein und schließe hinter mir ab. Falls der Chaot hier rein will, soll er eben warten, ich will jetzt meine Ruhe. Wie nicht anders zu erwarten ist das Zimmer ein einziges Chaos. Überall liegen Bücher oder Zeitschriften herum, Kleidung liegt oder hängt auf oder an verschiedenen Möbelstücken, das Bett ist nicht gemacht. Ich setze mich seufzend an den Schreibtisch, der mit allem Möglichen überladen ist. Die ganze Atmosphäre hier drin ist so unverfälscht Takao, dass ich ruhiger werde und grinsen muss. Irgendwie weiß ich, dass Takao wohl bald Ärger mit seinem Großvater bekommen wird, weil er sein Zimmer aufräumen soll. Darum wird er sich dann solange drücken, bis Ray oder Makkusu sich erbarmen und ihm helfen werden. Das ist schon so oft vorgekommen, dass wir aufgehört haben, zu zählen. Kopfschüttelnd lehne ich mich mit einem Unterarm auf den Schreibtisch und stoße dabei mit meinen Fingern an ein Buch, welches aufgeschlagen da liegt. Hm, seit wann liest der Chaot denn englische Lektüre? Ich nehme den Einband in die Hand und klappe es halb zu, damit ich den Titel lesen kann. Nicht zu fassen, er hat tatsächlich das Buch gekauft, dass vor ein paar Tagen vorgestellt worden war! Nicht nur das, er scheint wirklich darin gelesen zu haben. Ich überfliege die Inhaltsangabe im inneren Buchdeckel: Eine echt kitschig scheinende Liebesgeschichte zwischen einem völlig normalen Jungen und...Moment? Sein großer Schwarm soll ein ältere Junge sein?! Auf sowas steht Hiromi, Takao auch noch? Mir entgleiten die Gesichtszüge, ich habe noch nie darüber nachgedacht, welche sexuelle Ausrichtung meine Freunde haben könnten. Wir sind sechzehn, wir sollten uns darüber noch gar keinen großen Kopf machen. Heißt das, Takao ist...? Okay, ganz ruhig. Wieso sollte es so sein? Weil er zufällig so ein Buch hier liegen hat? Das könnte alles bedeuten, vielleicht ist er auch einfach nur neugierig. Hm, so muss es sein. Wenn Takao schwul wäre, müssten wir doch schon mal was davon gemerkt haben, oder? Dadurch, dass mir kein Hinweis aus der Vergangenheit in diese Richtung einfällt, bin ich doch etwas beruhigt. Der Gedanke daran, dass der Japaner sich verlieben könnte, ist mir irgendwie unangenehm, ich will nicht daran denken. Also schlage ich das Buch wieder an der Stelle auf, die vorher da war und will mich schon etwas anderem zuwenden, als es mir ins Auge fällt. Dort unten, in einer Ecke der Seite, glänzt mir dunkelblau etwas entgegen, das da nicht hingehört. Zeichnungen, offensichtlich mit Kugelschreiber hineingekrizelt. Takao! Du krakelst in Bücher rein?, denke ich halb erbost, halb amüsiert. Er ist trotz allem wohl doch noch ein halbes Kind. Andernfalls wüsste er seit der zweiten Klasse, dass man das nicht macht. Neugierig geworden beuge ich mich darüber und inspiziere die Kleckse. Das erste Gesicht kann man schnell zuordnen, es kann nur Takao selbst sein. Sein Mund ist zu einer Kurve nach unten verzogen und seine Mimik soll wohl genervt wirken. Daneben bin ich, wie immer wütend und wohl gerade dabei, ihn zurecht zu stutzen. Ein Stich durchfährt mich, ich kann darüber nicht lächeln. So sieht er mich? Der ewig Meckernde? Meine Augen weichen dem unschönen Bild aus und blicken über die Seite, welche so verschandelt wurde. In derselben Farbe hat er einen Satz unterstrichen, gleich mehrfach. Even if you hate me, I can't take my eyes off of you. Eine meiner Augenbrauen wandert nach oben. Sollen Satz und Zeichnung etwa zusammengehören? Durch das leicht geöffnete Fenster fährt ein Windstoß hinein, blättert die Seiten um und offenbart mir ungewollt noch mehr von Takaos kleinem Geheimnis. Auf der jetzt aufgeschlagenen Seite bin ich, wie ich an der Wand lehne und mit einem Lächeln zu irgendetwas hinübersehe, was nur als Farbklecks angedeutet wurde. You fascinate me. Every time you smile, I'm breathless. Ein ungutes Gefühl macht sich in meinem Magen breit, wie ein Stück Eis, das da nicht hingehört. Auf meinen Armen stellen sich die Haare auf. Eine Seite weiter ein neues Bild. Ich drehe dem Betrachter den Rücken zu und gehe wohl gerade davon. Beinahe direkt daneben der Satz: You leave me and I'll lose it. Die Tinte, welche mittlerweile wohl benutzt wurde, ist an einigen Stellen leicht verwischt, als ob Tropfen darauf gefallen und dann weggewischt wurden. Meine Finger werden kalt und mein Blut rauscht mir in den Ohren. Ich kann mich nicht bewegen, starre verdattert auf diese Seite. Was heißt das? Wieso bin ich hier zu sehen? Stammen die Zeichnungen wirklich von Takao? Ist er in mich...? Oder verstehe ich das alles falsch? Was gibt es daran falsch zu verstehen? Wie zum Geier soll ich mich denn jetzt verhalten?! „Kai? Wo bist du? Wir wollen weiter trainieren!“ Takaos Stimme von unten lässt mich auffahren, als hätte ich mich verbrannt. Der Stuhl kippt um und bleibt liegen, während ich auf das Buch sehe, welches immer noch scheinbar völlig unschuldig da liegt. Ich muss mich zusammenreißen!, denke ich, Ich habe das hier nie gesehen, ich weiß von gar nichts. Aber mein Magen ist ein heißer Knoten, das Blut rauscht immer noch durch meinen Kopf und meine Gedanken sind ein einziger Turm aus Fragen und Unsicherheit. Trotzdem versteinert mein Gesicht zu der bekannten Maske, als ich die Tür öffne und nach unten gehe. „Ich bin hier“, sage ich schlicht und gehe an ihm vorbei, ohne zu ihm zu sehen. Ein fröhliches Glucksen von seiner Seite. „Trittst du gegen mich an?“ „Meinetwegen.“ Bei seinem Lachen werden meine Hände schwitzig. Ruhig Blut, sei ganz wie immer. Nur wie war ich denn bis jetzt? Ablehnend? Freundlich? Soll ich genauso weiter mit ihm umgehen? Ich kann ihn doch nicht darauf ansprechen, das geht nicht. Erst, als ich Dranzer starte, sind all diese Gedanken vergessen, nur der Kampf zählt noch. Hier und jetzt stehen wir uns gegenüber und ich kann loslassen, mich völlig darauf konzentrieren, ihn zu besiegen. Meine Bewegungen sind exakt und kraftvoll, genau wie seine. Ich sehe auf, direkt in seine braunen Augen – und bin nicht darauf vorbereitet, was für Gefühle mich erwischen. Seine zu einem Grinsen verzogenen Lippen, das dunkelblaue Haar, das Funkeln in seinen Augen, das fröhliche Gelächter...ich fühle mich neben der Spur, mein Konzentration verschwindet, verflüchtigt sich einfach. Zurück bleibt ein verheißungsvollen Kribbeln, dass sich von meinem Magen aus bis in die Fingerspitzen erstreckt. Ich hole Luft, verschlucke mich beinahe an der Intensität, die mich zu überwältigen droht. Dranzer eiert herum und fällt schließlich mitten in die Bowl. Nach einer gebannten Stille wird das freundliche Grinsen zu einem Ausdruck von Sorge und Überraschung. Alle sind verdattert, das weiß ich, aber ich kann meinen Blick nicht abwenden. Was passiert hier mit mir? „Alles klar, Kai?“, fragt er und sieht abwechselnd zu meinem Beyblade und dann zu mir, „Was ist denn plötzlich los?“ Als er eine Hand nach mir ausstreckt, erwachen meine erstarrten Muskeln und ich schnappe blind nach meinem Blade. Dann drehe ich mich um und verschwinde so schnell ich kann aus dem Garten, fort von diesem Haus, von den Augen, die ich nie wieder so sehen werde wie früher. Ein Satz fliegt durch meinen Kopf, immer und immer wieder: Das kann nicht wahr sein. Das kann nicht wahr sein. Meine Füße tragen mich zum Park. Das ist schon in Ordnung, ich muss nur kurz Luft holen. Was ist vorhin passiert? Wo kamen diese Gefühle bloß her? Konfus setze ich mich unter das Blätterdach eines Baumes ins Gras und denke nach. Ich bin nicht verliebt, das kann nicht sein. Das ist meine erste Feststellung. Ich wurde nur durcheinander gebracht von diesem dummen Buch und meiner eigenen Fantasie. Zweite Feststellung. Ich schüttele den Kopf und seufze. Ich bin nicht verliebt und Takao ist nicht schwul. Das ist die einzige Möglichkeit, die mein Kopf akzeptieren kann. Trotzdem habe ich mich wohl ziemlich dämlich benommen, deshalb gehe ich auch nicht zurück. Ray kommt mir allerdings hinterher: „Hier bist du.“ Ich nicke nur und er setzt sich neben mich. „Was war los?“ Ich seufze schwer. „Musste nur mal da raus.“ „Ah“, macht er leise und sagt nichts mehr. Die darauf folgende Stille ist sogar ganz angenehm und ich bin ihm dankbar, dass er mich nicht ausfragt, dass er mir meine Freiheiten lässt und einfach mit seiner ruhigen Art da ist. „Ray?“, frage ich und sehe ihn nicht an, spüre aber seinen Blick auf mir. „Hm?“ „Denkst du, ich bin...liebenswert?“, frage ich und meine Stimme zittert beim letzten Wort minimal. Sein Blick wird fragend und überrascht, das sehe ich aus dem Augenwinkel. Er denkt darüber nach, was er antworten soll. „ich würde sagen: Ja, na klar. Aber man muss wissen, wie man mit dir umgehen muss. Und du musst es wollen, sonst scheitert alles.“ Ich lache hohl. „Meinst du wirklich, es gibt jemanden, der mich lieben kann?“ „Ja“, sagt er ohne zu zögern, „Du weißt es vielleicht nicht, aber du hast jede Menge fans da draußen, besonders Frauen. Die wollen alle was von dir.“ Ich muss grinsen, für unsere Groupies hatte ich noch nie was übrig. „Mhm“, mache ich vage und nicke. „Kai“, murrt Ray, „Wer immer dieser Jemand ist, der dich mag, sollte erst einmal selbst entscheiden, ob es Schwärmerei oder eben doch Liebe ist, oder nicht? Und du solltest entscheiden, ob du diese Person lieben könntest.“ „Das ist mein Problem, Ray. Ich weiß es nicht.“ „Jemand, den du kennst?“ „Ja“, nicke ich. „Jemand, der dich kennt?“ Wieder nicke ich – wenn mich einer kennt, dann ist es Takao. Ray klopft mir auf die Schulter. „“Dann wird das schon. Vielleicht braucht es nur noch ein Ereignis, damit du's weißt.“ „Ein Ereignis?“, frage ich und sehe dabei zu, wie er aufsteht. „Ja. Ich wollte dir nur sagen, dass Takao die Idee eines Spezialtrainings hatte. Er will uns Morgen zeigen, was er damit meint. Das wollte ich dir nur sagen.“ „Verstanden. Mal sehen, was er wieder will.“ Ray geht und ich sehe in den blauen Himmel. Noch eine Feststellung: Ich mag Takao. Ich will nicht, dass er eine Freundin bekommt. Oder einen Freund. Ist das schon Liebe? Oder bin ich einfach nur besitzergreifend? Ich schüttele erneut den Kopf – wieso sollte die Erkenntnis mich jetzt befallen? Für heute bin ich fertig mit Erklärungen und will allein sein. Ich stehe auf, klopfe meine Kleidung ab und gehe nach Hause. Kapitel 5: ----------- Erst, als ich am nächsten Tag den Dojo betrete, merke ich, dass etwas nicht stimmt. Ich habe ernsthaft überlegt, mich für die nächsten Tage nicht mehr blicken zu lassen, wie ich es früher auch schon getan habe. Immer, wenn ich nachdenken will, will ich dafür allein sein, aber etwas zieht mich wieder hier hin. Ganz, als ob er ein Magnet sei, der mich zum metallischen Gegenpart gemacht hat. Ich betrete das Grundstück ganz normal, höre aber nicht die typischen Kampfgeräusche. Sofort werde ich leicht wütend, weil sie ohne mich anscheinend nicht ordentlich trainieren. Mit einer Strafpredigt auf den Lippen zerre ich also die Tür zum Dojo auf und sehe mich um. Kyoujou sitzt in der Ecke und umklammert seinen Laptop, Makkusu sitzt im Schneidersitz auf dem Boden in einer anderen Ecke und sieht missmutig aus. Ray steht an die Wand gelehnt da und beißt sich gerade sorgenvoll auf die Lippe. „Was ist los?“, frage ich und nur Ray sieht auf. „Ach, du bist das“, murmelt er, in Gedanken wohl wo anders. Ich hebe eine Augenbraue und warte. „Takao ist nicht da.“ Ich unterdrücke bei Makkusus Einwurf ein Schnauben. Natürlich, ich habe schon längst gesehen, dass er nicht da ist – worüber ein Teil von mir ganz froh zu sein scheint. Ich bin erleichtert, ihn noch nicht zu sehen. Daichi und Hiromi fehlen auch, aber die zwei interessieren mich nicht. „Und?“ „Er ist nirgens“, erläutert Ray und klingt ehrlich besorgt. Meine andere Augenbraue wandert nach oben. Kyoujou meldet sich zu Wort: „Wir haben uns heute morgen gewundert, wo er bleibt. Als Hitoshi nachsehen ging, fiel ihm auf, dass Takaos Zimmer leer ist. Und er ist jetzt schon seit zwei Stunden überfällig, da sind Hiromi, Daichi und Hitoshi suchen gegangen. Bis jetzt ohne Erfolg.“ Er lässt den Kopf hängen und seufzt traurig. Mein Magen zieht sich zusammen. „Handy?“ „Er geht nicht ran“, meint Makkusu und bewegt sich sonst nicht. Merkwürdig, das ist doch sonst nicht seine Art. Wo ist der schon so früh hin? Ich drehe mich wortlos um und gehe ins Haus. Ich will mich selbst davon überzeugen, dass er nicht da ist. Im Erdgeschoss ist nichts, außer einem sehr besorgten und ängstlichen Großvater. Ich nicke ihm zu und setze meinen Weg fort. Ich denke nicht, dass etwas passiert ist, wahrscheinlich ist Takao irgendwo unterwegs und hat einfach nur die Zeit vergessen. Im ersten Stock steht seine Zimmertür leicht offen. Wie schon am Vortag gehe ich hinein und sehe mich um. Wie gehabt ist alles unordentlich – bis auf den Schreibtisch, welcher jetzt nahezu perfekt sauber ist. Irritiert gehe ich dort hin und sehe das Buch, das mich gestern so verwirrt hat, auf einem Stapel oben auf liegen. Ohne zu wissen, warum, schlage ich es auf und sehe die Seiten durch. Da ich gestern nicht auf die Seitenzahlen geachtet habe, weiß ich nicht, wo nach den Zeichnungen ich suchen muss und blättere eher nur so durch, als mir eine Seite ins Auge fällt und ich den Atem anhalte. Anscheinend ist das ein Gespräch zwischen den beiden Hauptfiguren gegen Ende der Geschichte. Ein Dialog ist dick unterstrichen: “You know, I didn't expect you to sing and dance when I'm gone, but what are you depressed about?“, he asked and looked at the youth right in front of him. „You don't know?“, was the bitter retort. A look of sheer surprise crossed the face of the older one. „What should I know?“ „That without you, I'm nothing. You changed me and I can not go back to who I was before. You're here and I'll smile because I am happy. You leave and I'll lose it.“ „Lose what?“ „The reason to be happy. Somehow, everything good is now connected to you being here. I want you to stay, I want you to feel like I do.“ The older one smiled slightly and decided to speak the truth: „Don't you know that you have altered me already? The day when you reached out to grab me, I felt safe for the first time. You pulled me out of my own darkness. I want to be here as much as you want me to stay.“ The younger looked up and a faint smile played around his lips. „I have nothing that could hold you.“ „You are everything that keeps me alive.“ He reached down and kissed his young companion softly on the lips. Ich starre erneut auf die Worte. Der Text des Älteren erinnert mich an den Moment, als ich am Baikalsee beinahe untergegangen wäre. Takao hat seine Hand ausgestreckt und mich gerettet. Ich muss daran denken, wie ich mich gefühlt habe. Akzeptiert, beschützt, sicher. Wie kommt es, dass ich so viel in diese Worte hinein interpretiere, welche von einem unbedeutenden Kerl einfach so dahingeschrieben worden sind? Seit wann kümmert mich das alles? Ich werfe das Buch wieder zurück auf den Schreibtisch und verschwinde in den Dojo. Dort sieht mich Ray erwartungsvoll an, aber ich schüttele nur den Kopf. Enttäuschung macht sich bei ihm breit und ich rolle mit den Augen. „Er ist sechzehn Jahre alt, er wird schon klar kommen.“ Meine Worte scheinen ungehört zu verhallen und ich beginne damit, sie alle zum Training aufzuscheuchen - welches nur schleppend vorangeht. Makkusu und Ray sind nicht bei der Sache, das merkt man sofort, Kyoujou sieht mehr auf sein Handy als auf seinen Laptop und je mehr Zeit verstreicht, desto unruhiger werden wir alle. Acht Minuten seit ich da bin. Makkusu ist raus und ich bin noch nicht einmal fähig, ihn anzufahren. Zwölf Minuten – Ray verzichtet auf eine Revanche und ich blicke schon wieder zur Uhr. Vierzehn Minuten – ich ertappe mich dabei, wie ich nervös meine Hände knete. Langsam aber sicher ergreift auch mich die Sorge. Sicher, Takao ist ein Chaot und nicht gerade für seine Pünktlichkeit berühmt, aber er ist noch nie einfach ohne Nachricht so lange fort geblieben. Zwanzig Minuten – Verdammt, Takao, wo bist du?! Mein Blick verliert sich und ich bin in Gedanken, wo er sein könnte, als Kyoujou aufkeucht. „Takao! Bist du da? Sag doch was!“ Ich fahre zu ihm herum wie jeder andere auch und sehe ihn an. Das Handy klebt an seinem Ohr und er wedelt hektisch mit der freien Hand. Wieder ruft er den Namen unseres vermissten Freundes. Ich gehe auf ihn zu und reiße ihm das Mobiltelefon aus der Hand, lege es an mein Ohr und höre doch nur Rauschen und Vogelgezwitscher. „Ich habe einfach noch mal angerufen, ich dachte, vielleicht hört er es ja doch. Jemand ging dran, aber es kommt sonst nichts“, erklärt der Junge mit der Brille und ich hebe eine Hand. „Sht!“ Ich lausche genauer und presse das Ding stärker an meinen Kopf. „Takao?“, frage ich und erhalte als Antwort einen Laut, der meiner Einschätzung nach ein Schmerzenslaut sein muss. Dann herrscht wieder Stille und ich erstarre. „Takao!“ Ich kann mich nicht halten, ich brülle in den Hörer hinein, meine Stimme überschlägt sich vor Sorge. Ein weiterer Laut: „...Kai? Hilfe...“ Mein Magen zieht sich zusammen und mir kommt beinahe mein Frühstück wieder hoch. Takao ist in Gefahr, hat auf jeden Fall Schmerzen – und er bittet mich um Hilfe! Kapitel 6: ----------- Von da an geht alles ganz schnell. „Makkusu, Kyoujou, ihr bleibt hier und gebt den anderen Bescheid! Ray, du kommst mit mir!“, sage ich schlicht und renne los. Ich höre, wie der Chinese mir folgt und beschleunige noch etwas. „Weißt du, wo wir hin müssen?“ „Ja“, sage ich über die Schulter und sehe ihn aus den Augenwinkeln nicken. Er vertraut mir!, denke ich und bin irgendwo froh darum, Sie alle vertrauen mir. Tatsächlich weiß ich wirklich, wo ich hin muss – zumindest die Richtung stimmt. Takao hatte mir vor langer Zeit mal erzählt, dass er und sein Bruder sich vor dem Schwerttraining in den Wald geflüchtet sind, welcher nahe ihres Hauses beginnt. Das Vogelgezwitscher kam bestimmt von dort, jedenfalls fällt mir nichts anderes ein. Ich spurte den Hügel rauf und weise nach links. „Nimm du die Seite, ich kümmere mich um die andere, wenn du was findest, ruf mich an!“ Ray nickt und verschwindet zwischen den Bäumen. Ich wirbele herum und laufe ebenfalls los. Leider sind die Bäume hier sehr dicht und ich sehe kaum fünf Meter weit. Das dichte Gestrüpp macht es auch nicht besser. Obwohl...ich bleibe stehen und zwinge mich zur Ruhe. Ja, wirklich, hier sind einige Äste abgebrochen und es finden sich grasfreie Stellen am Boden. Takao war hier! Ich spurte weiter, eine beißende Dringlichkeit sitzt mir im Nacken. Meine Gedanken beschäftigen sich mit immer neuen Horrorszenarien, laufen im Kreis und stechen wie ein Schwarm Bienen. Die Zeichen, welche ich voller Hoffnung immer wieder finde, führen mich immer tiefer zur dunkelsten Stelle, die ich hier je gesehen habe. Warum müssen sie eigentlich immer genau da hinrennen? Ich muss ein völlig unpassendes Murren unterdrücken. Wenn der Trottel sich nur verlaufen hat und ich ihn nach Hause bringen soll, werde ich ihn so richtig leiden lassen! Der Gedanke, dass es sich um eine solche Lappalie handeln könnte, ist schön beruhigend und lässt meinen Magen entspannen. Ich mache einen Satz über einen niedrigen Busch – und finde mich wild mit den Armen rudern und um Gleichgewicht bemühend am Rande eines Abhangs wieder. Als ich wieder sicher stehe, blicke ich über die Stadt. Huh, so hoch sind wir also schon? Ich habe die Ansteigung kaum bemerkt. Doch ich sehe Takao nicht. Ein, zwei Mal rufe ich seinen Namen, aber es kommt keine Antwort. Meine Hände umfassen Dranzer in meiner Tasche fester. Wo soll ich ihn denn noch suchen, Partner?, frage ich mein Bitbeast stumm und spüre eine sanfte Wärme. Wenigstens mein Bitbeast scheint mich zu verstehen. Der Bitchip leuchtet auf und ich runzele die Stirn. Was für ein Feuerwerk hat Dranzer denn jetzt vor? Weit unten nehme ich allerdings ein zweites Leuchten wahr. Es ist blau und der Aufschrei, welcher kurz ertönt, erinnert mich verdammt an Dragoon. Mein Blick fliegt nach unten und da liegt er. Auf einem Vorsprung, bewusstlos und in einer dicken Blutlache, die seine Kleidung noch dunkler erscheinen lässt. Ich halte die Luft an, doch trotzdem entweicht mir ein entsetzter Aufschrei. „Takao! Oh mein Gott!“ Mein erster Instinkt ist es, sofort nach einem Weg zu suchen und nach unten zu stürzen, damit ich ihm helfen kann, aber ich atme tief durch und versuche, normal zu denken. Immer eins nach dem anderen, sage ich mir und schnappe mir mein Handy. Ray geht schon nach dem ersten Klingeln ran. „Ich habe nichts. Du vielleicht?“ „Komm rüber!“, herrsche ich ihn an, „Ich habe ihn – und es sieht schlecht aus!“ Glücklicherweise habe ich bei dem Baum, an dem ich die ersten Anzeichen entdeckt habe, einen Pfeil mit Dranzers Metallring gemacht. Genauso, wie bei jeder Richtungsänderung, den Weg findet Ray also sicherlich. Doch bis er da ist, renne ich auf und ab und sehe immer wieder runter zu dem Blauhaarigen, der sich gar nicht mehr zu bewegen scheint. Nach scheinbar ewigen Minuten prescht Ray durch die Büsche und ich muss ihn festhalten, damit er nicht auch nach unten segelt. Er sieht mich fragend an und ich nicke nach unten. Sein Gesicht wird weiss, als er unseren Freund so sieht. „Wir müssen da runter!“ „Und wie?“, frage ich nervös. Ray sieht sich um und dreht sich ein paar Mal im Kreis dabei. Schließlich deutet er auf einen Baum, dessen Wurzel bis über den Rand gewachsen sind. „Wir sollten daran herunterklettern und uns dann von dem Vorsprung dort“, er deutet auf ein anderes Stück Stein ganz in der Nähe von Takao, „weitergehen. Mit einem kleinen Sprung geht das. Schaffst du das?“ Er sieht mich an und ich nicke nur, presse die Lippen fest aufeinander und beäuge die Wurzeln. Ein schöner Weg wird das nicht gerade, aber es muss sein. „Wie genau kriegen wir ihn eigentlich wieder rauf?“, frage ich dann, während ich mit beiden Händen die Wurzel fest umschlinge und nach unten den Abstand zu Ray schätze, der schon vorgeklettert ist. „Wir rufen einfach einen Notarzt, aber vorher sollten wir klären, wo Takao verletzt ist, meinst du nicht auch?“ Ich schnaufe, als ich mich fallen lasse und unten ankomme. Ray ist so ruhig, dass ich mir fast hysterisch vorkomme, so unsicher kenne ich mich selbst gar nicht. Aber es ist gut zu wissen, dass ich die Kontrolle auch ruhig mal abgeben kann. Takao atmet zwar noch, aber das viele Blut lässt bei mir Übelkeit aufkommen, als wir uns zu ihm knien. Meine Hände fahren in der Luft über seinem Körper hoch und runter und ich will schon seine Schulter anheben, als Ray mich aufhält. „Seine Schulter!“ Ich sehe genauer hin und entdecke einen spitzen Stein, der nach oben ragt und sich in den Japaner gebohrt hat – direkt unter seinem Schlüsselbein ist er wieder zum Vorschein gekommen und spießt ihn regelrecht auf. „Das Ding muss raus!“, meine ich mit fester Stimme, aber erneut hält der Chinese mich zurück: „Nein, Kai! Takao würde verbluten! Am besten ist es, wenn wir seine Beine hochlegen und ihn warm halten, damit ist ihm am Besten gehölfen!“ Ein schneller Blick sagt mir, dass hier nichts ist, worauf wir seine Beine legen könnten, also ziehe ich meine Jacke aus und knautsche sie zusammen. Vorsichtig schiebe ich sie unter seine Beine und seufze leise, als seine Hände zucken. Er scheint nur bewusstlos zu sein, aber noch nicht soweit, gleich zu sterben. Ray zieht seine Jacke ebenfalls aus und legt sie sacht um Takaos Wunde herum auf dessen Oberkörper. Ich hole tief Luft und sehe ihn an. „Glaubst du, du kommst zurück?“ Er nickt nur, sein Gesicht ist genauso angespannt, wie meines. „Dann geh und sag den anderen Bescheid. Ich bleibe hier und warte so lange. Ruft einen Notarzt und schickt ihn her.“ Ray nickt und erklimmt den Weg wieder zurück, was ihm nicht schwer fällt, hat er doch in einem Bergdorf gelebt. Oben bleibt er allerdings stehen. „Wie sollen wir dich finden?“ Ich unterdrücke ein neues Schnauben. „Sag Kyoujou, er soll mein Handy orten, das geht am Schnellsten!“ Er nickt und verschwindet. Ich jedoch wende mich um und sehe in das blasse Gesicht, welches ich so lieb gewonnen habe. So viel Blut, wie kann da noch etwas in seinem Körper übrig sein? Ich weiß zwar, dass ich ihn nicht berühren sollte, aber ich presse trotzdem meine Hand auf die Wunde, achte aber darauf, den Stein nicht zu berühren. „Wag es ja nicht, jetzt zu sterben, kapiert?“ Ich spüre, wie Tränen in mir aufwallen. Ich hätte nie gedacht, dass alles so kommen würde. Vor wenigen Tagen war mein Leben noch so, wie ich es kannte. Ich hatte meine Freunde, ich hatte mein Training, ich hatte meine Sicht der Dinge. Was bin ich doch für ein Dummkopf!, denke ich und muss zynisch lächeln,Meine Weltansicht geriet ins Wanken, du hast mich verändert und ich weiß nicht mehr, was richtig ist. Mein Gefühl? Meine Vernunft? Ich will es wissen, aber du gibst keine Antwort. Während mir sein Blut über die Finger läuft und ich die Uhr für Takao lauter ticken höre, hoffe ich auf das Beste. Wenn du es jetzt nicht schaffst, wer soll dann das Licht für meine Dunkelheit sein? Ich beuge mich über ihn und presse meine Hände fester nach unten. Tu mir das nicht an, wenn ich dich doch brauche! Wo bleiben sie? Irgendwo, weit in der Ferne, höre ich die Sirenen näher kommen, während über uns die Vögel fröhlich singen...Sie haben einen Hubschrauber geschickt, denn ich höre eindeutig Rotorblätter, die schnell schlagen. Über mir höre ich Ray aufgeregt rufen. „Hier, hier sind sie!“ Ich sehe nach oben und entdecke den schwarzen Haarschopf. Neben ihm kommt Hitoshi zum Vorschein. Als er uns sieht, wird er grünlich im Gesicht. „Outoto!“, brüllt er und beugt sich so weit nach vorne, als wolle er nach hier unten springen. So muss ich vor wenigen Minuten auch ausgesehen haben, als ich Takao entdeckt habe. „Bleibt oben!“, herrsche ich ihn an. Es bringt uns überhaupt nichts, wenn sich Hitoshi jetzt auch noch verletzt. Eine fremde Männerstimme: „Ich sage meinen Kollegen Bescheid.“ Die Stimme entfernt sich etwas mit Richtungsangaben. Der Hubschrauber taucht direkt vor uns auf und ich werfe mich halb über Takao, damit er vor dem Wind geschützt ist. Keine Ahnung, ob das wichtig ist, aber ich will nicht, dass die Kleidung an der Wunde zerrt. Ich hocke noch immer so da, als sich einer aus dem Ding mit der Winde herablässt und neben mir in der Luft hängt. „Ganz ruhig, Junge, wir wollen deinem Freund nur helfen.“ „Das weiß ich“, erwidere ich durch zusammengebissene Zähne. Ich bin vielleicht im Moment besorgt und leicht panisch, aber ich bin nicht blöd. Mit zitternden Armen richte ich mich auf und gebe ihm genügend Platz. Der Mann sieht sich alles fachmännisch an und zückt eine Art Zange, mit der er unter Takaos Körper geht und den Stein durchzwickt. Ich muss mir auf die Lippe beißen, als ich sehe, wie die Wunde stärker blutet und spüre mein Frühstück in meinem Magen rumoren. Meine Sicht verschwimmt und ich nehme nichts mehr wirklich wahr, bis ich neben Takao im Helikopter sitze und auf die Trage herunter starre, auf der er liegt. Fast ohne meinen Willen finden meine Hände einen von seinen und ich halte sie fest umschlungen, versuche, ihm etwas von meiner Wärme zu geben, denn seine Finger sind eiskalt, beinahe wie die einer Leiche. Wir fliegen direkt zum Krankenhaus, ich sehe die anderen also nicht wieder, bis ich vor der Tür der Intensivstation stehe und nicht weiß wohin mit mir. „Kai“, höre ich eine Stimme und als ich mich umdrehe, steht Hiromi mit tränenverschmiertem Gesicht vor mir. „Ist es schlimm?“, fragt sie und wischt sich erfolglos über die Wangen. „Takao schafft das schon“, gebe ich monoton von mir und sehe zurück zur Tür, die mir wie das Tor zu einer anderen Welt erscheint. Ich balle die Hände zu Fäusten und höre das Blut in meinen Ohren rauschen. Genau, sage ich mir, Takao schafft das schon. Er wird mich nicht allein lassen. Kapitel 7: ----------- Wie lange sitzen wir schon hier und warten? Ich weiß es nicht, aber es kommt mir vor, als wäre es eine Ewigkeit. Selbst Hiromi hat schon aufgehört zu schniefen, weil es so lange dauert. Ich sitze neben ihr und daneben sitzt Makkusu. Ray sitzt ihm gegenüber und den letzten freien Stuhl belegt Hitoshi, der mittlerweile auch hier ist. Am Anfang hat er ziemlich rumgemosert und geflucht, warum wir dieses oder jenes nicht getan hätten, aber es ist nun mal so gelaufen. „Warum haben wir eigentlich Takao nicht auf dem Handy angerufen?“, fragt Ray plötzlich und wir sehen ihn alle an. „Was?“, fragt Makkusu zurück. „Sein Handy. Kyoujou hat ihn doch auf dem Handy angerufen und er ist das eine Mal rangegangen. Wieso eigentlich nicht noch mal?“ Der Braunhaarige schnauft. „Das habe ich versucht, aber es kam die Ansage, er sei nicht zu erreichen. Wahrscheinlich war sein Akku alle, das ist er fast immer.“ Ich schnaufe leise. Typisch Takao, der vergisst immer, sein Handy aufzuladen! „Und warum habt ihr nicht gleich einen Notarzt gerufen?“, braust Hitoshi zum zweiten Mal auf. „Weil wir nicht klar denken konnten!“, wehrt Ray sich und sieht zu mir. Ich nicke müde. „Ich habe nur daran gedacht, ihn zu finden“, sage ich ehrlich und sehe auf meine Hände, die ich zu Fäusten geballt habe. Erschöpft sackt Hitoshi wieder zurück in seinen Sitz und streicht sich über sein Gesicht. „Immerhin ist er jetzt hier, das ist alles, was zählt.“ Na, das hat er aber früh gemerkt! Ich sehe erneut zu der verschlossenen Doppeltür hinüber, als mich ein Gedanke sticht: Was mache ich eigentlich, wenn Takao wieder aufwacht? Und er wird aufwachen, da bin ich mir ganz sicher. Soll ich überhaupt mit ihm reden? Der Rest wird ihn eh vereinnahmen. Ich setze mich auf und überlege. Wenn ich daran denke, dass ich Takao verlieren könnte (und solange ich nur hier sitzen kann, ist das durchaus im Bereich des Möglichen), durchzieht meine Brust ein stechender Schmerz, der mir das Atmen schwer macht. Nein, ich will ihn nicht nur nicht verlieren, ich kann ihn nicht verlieren. Ich brauche ihn, damit ich leben kann. Das ist mir jetzt klar, wo ich Zeit habe, darüber nachzudenken. Mein Blick geht zu Ray, der mir gestern noch etwas gesagt hat. Ein Ereignis, das mich klar sehen lässt. War es wirklich erst gestern gewesen? Es kommt mir so weit weg vor. Die Türen gehen auf und wir springen alle auf. Ein Arzt sieht in die Runde. „Takao Kinomiya?“, fragt er und wir treten einen Schritt näher. „Ich bin sein Bruder“, erklärt Hitoshi fest. „Dann kommen sie mal kurz“, meint der Mann und sie gehen ein Stück. Jetzt erst sehe ich, dass es zwei Türen gibt, die in einem gewissen Abstand zueinander angebracht sind und die Intensivstation mitsamt OP vom Rest des Krankenhausganges trennen. In diesem Zwischenraum stehen Takaos großer Bruder und der Weißkittel jetzt und unterhalten sich. Aus der ersten Miene des Mannes kann ich nichts schließen und ich sehe Hitoshi an. Der wirkt erst entsetzt und ich werde schon nervös. Dann wandelt sich sein Gesichtsausdruck zu ernst und schließlich zu erleichtert. Ich entspanne mich nur minimal – bis ich Takao gesehen habe und selbst höre, dass er wieder wird, werde ich gar nichts glauben und schon gar nicht der dummen Hoffnung nachgeben. Bisher wurde ich immer verletzt, wenn ich gehofft habe, ich bin es leid. Nach ein paar Minuten kommt Hitoshi wieder. Er streicht sich die Haare aus der Stirn und seufzt. „Er hat gesagt, Takao hätte die Operation gut überstanden. Noch sei nicht alles im Lot, aber er hat gute Chancen. Er ist auf jeden Fall erst einmal außer Lebensgefahr.“ Ich stoße den Atem aus, den ich unbewusst angehalten habe. Takao lebt! Das ist das Einzige, was jetzt zählt. „Gott sei Dank!“, murmelt Hiromi neben mir und Makkusu lacht erleichtert auf. „Das ist gut zu hören“, meint Ray. Hitoshi sieht ihn und dann auch mich an. Ich ziehe eine Augenbraue hoch, als ich dem Blick standhalte. „Was?“, frage ich. „Danke“, sagt er und sieht weg, „Dass ihr so schnell reagiert habt. Und dafür, dass du ihn gefunden hast, Kai.“ Ich blinzele verwirrt. Was soll ich damit anfangen? Was sagt man auf sowas bitte?! Solche Worte haben mir noch nie gegolten, ich bin nicht der Typ, bei dem man sich bedankt. Meine Wangen werden warm, hoffentlich sieht das niemand. „Ehm,...schon gut.“ Ich sehe weg und seufze leise. „Woher wusstest du eigentlich, wo er ist?“, fragt Makkusu und sieht mich neugierig an. Bin ich jetzt dank Hitoshi zum interessantesten Gegenstand mutiert, oder was? „Das Vogelgezwitscher war auf der anderen Seite der Leitung. Da habe ich gedacht, er ist wohl im Wald.“ Ich sage es einfach, ich habe nicht mehr die Kraft heute, noch lange Erklärungen abzugeben. Eigentlich will ich nur meine Ruhe haben. „Er hat dir gesagt, dass er schon mal im Wald da oben war? Da gehen die wenigsten Leute hier hin.“ Können sie nicht wann anders danach fragen? Ich bemühe mich, meine Stimme unter Kontrolle zu halten: „Ja, du und er, ihr seid doch ständig da oben gewesen, um vor eurem Opa zu flüchten, oder nicht? Daher wusste ich es“ Hitoshi mustert mich mit einem verwirrten Blick. „Aber...das haben wir nie jemandem erzählt. Weil es unser geheimes Versteck war und so. Seit wann weißt du das?“ Ich hebe die Schultern. Keine Ahnung mehr. „Wollen wir eigentlich hier bleiben?“, fragt Hiromi in die Runde, „Wenn wir eh nicht zu ihm können und es noch ein paar Tage dauert, können wir hier auch nichts ausrichten, oder?“ „Ich möchte kurz zu ihm“, erkläre ich völlig unvermittelt. Alle sehen mich an, als hätte ich den Verstand verloren, aber ich fixiere erneut Hitoshi. Ich habe Takao gefunden, er ist mir was schuldig dafür. Der sieht mich überrascht an, lenkt dann aber ganz plötzlich ein: „Okay, okay, wenn du unbedingt willst, kann ich mal fragen. Erhoff dir aber nicht zu viel“ Ich nicke und sehe zu, wie er durch die Türen verschwindet. Eine lange Diskussion später kommt er wieder. „Du darfst nur bis zur Zimmertüre und ihn durch das Fenster sehen, alles andere geht nicht. Willst du immer noch?“ Es scheint so, als hoffe er, dass ich nein sage. Aber ich erhebe mich und nicke. Hätte nie gedacht, dass ich noch einmal durch diese Türen gehe... Kapitel 8: ----------- Das Glas unter meinen Fingern ist kalt, aber das bemerke ich kaum. Stattdessen starre ich auf die Person, die da im Bett liegt. Ich bin nicht darauf vorbereitet gewesen, dass er eine Sauerstoffmaske trägt. Als der Arzt meinen Gesichtsausdruck gesehen hat, hat er mir erklärt, dass Takaos Lungenflügel zusammengefallen sei durch die Verletzung und auch eine Lungenarterie getroffen wurde. Nicht allzu schlimm, aber doch heftig genug, um lebensgefährlich zu sein. Jetzt müssen sie abwarten, ob sich seine Lunge erholt. Ich presse die Hand fester an das Glas und trete näher. Blass ist er – was wohl auch kein Wunder ist. Aber ich sehe, wie sich seine Brust hebt und senkt und das beruhigt mich ungemein. Der Seufzer lässt das Glas beschlagen, so nah stehe ich daran. „Wie lange wird es dauern, bis er wach wird?“, frage ich mich selbst und springe beinahe hoch, als mir jemand antwortet: „Etwa Morgen oder Übermorgen, denke ich. Je nachdem, wie er die Sache verträgt“ Ich sehe über meine Schulter und der Arzt von eben sieht mich entschuldigend an. Scheinbar weiß er, dass ich ihn völlig vergessen hatte. „Ich wollte Sie nicht erschrecken, junger Mann. Ihr Freund hat gute Chancen, er wird es schon schaffen.“ Ich nicke nur und sehe noch einmal in das Zimmer. Hatten sie, diese Weißkittel, das mir nicht auch schon damals gesagt? Mein Vater ist trotzdem gestorben...Ich schlucke schwer und zwinge meine Gedanken in eine andere Richtung. Takao ist nicht mein Vater, welcher damals nicht mehr leben wollte, er ist mein bester Freund. Meine Gedanken bleiben an diesem Begriff hängen. Mein bester Freund. Sind wir nicht schon was anderes? Er weiß doch noch gar nicht, dass ich sein Geheimnis kenne, wieso sollte er auch? Ich werde also mit ihm reden müssen... „Gehen Sie besser und ruhen Sie sich aus. Ihr Freund würde nicht wollen, dass Sie alle hier bleiben.“ Eigentlich hat der Mann Recht, aber ich kann mich nicht richtig hier losreißen. Am liebsten würde ich in das Zimmer gehen und mich neben Takao setzen. Ich will seine Hand halten, will da sein, wenn er aufwacht. Aber ich bin so erschöpft und emotional mitgenommen, dass ich wohl für heute wirklich nicht mehr viel hinkriegen würde. Also nicke ich und begebe mich zurück zu den Anderen. Zwei Tage später haben sie Takao auf ein Einzelzimmer verlegt und warten darauf, das er aufwacht. Die Polizei war da, weil sie klären wollten, ob es wirklich nur ein Unfall war. Dass die überhaupt davon wissen liegt daran, dass Hitoshi verzweifelt eine Vermisstenanzeige hatte aufgeben wollen. Dank Takaos Bruder sitzen uns also diese Nervensägen im Nacken. Wir sind abwechselnd in seinem Zimmer, immer ein oder zwei von uns zur selben Zeit. Der Rest kümmert sich um Takaos Großvater, der durch die Umstände einen schweren Schock bekommen hat und sich erst erholen muss. Hauptsächlich Hiromi macht das, wobei ich denke, sie würde eine wundervolle Krankenpflegerin abgeben. Ich habe ich darauf bestanden, allein hier zu sein. Wenn er aufwacht, will ich nicht, dass alle sehen, wie ich dann aussehe. Jetzt sehe ich aus dem Fenster und beobachte die Leute unten im Park, der hier angrenzt. So viele Familien gehen dort spazieren, so viele Paare. Wieso habe ich nie bemerkt, wie viele Leute wirklich Hand in Hand durch die Gegend laufen? „Wie lange willst du noch da stehen und schweigen?“ Ich mache einen Satz nach oben und fahre auf dem Absatz herum. Takao liegt zwar immer noch im Bett, aber seine Augen sind offen. Ein schwaches Lächeln ziert sein Gesicht und er spielt mit den Fingerspitzen an der Bettdecke herum. „Hey“, macht er leise. Mein Kopf ist wie leer, was immer ich auch sagen wollte, ich habe es vergessen. Ich hole Luft, öffne meinen Mund und überlege, was ich sagen soll. „Hey“, entfährt es mir dann dämlicherweise, „Wieder wach?“ Na großartig, stell ruhig das Offensichtliche klar, Hiwatari! Manchmal bin ich echt ein Idiot. „Ja, ich denk schon. Aber ich bin irre müde.“ Ich schnaube leise. Er sollte froh sein, dass er überhaupt noch hier ist. Ich bleibe am Fenster stehen – irgendwie möchte ich im Moment noch Abstand zu ihm haben, ich will meine Gefühle kontrollieren – und verschränke die Arme vor der Brust. Mit einem mahnenden Blick sehe ich ihn an und er zieht den Kopf leicht ein. „So schlimm?“, fragte er, aber ich gehe auf seinen Tonfall nicht ein. Er will sich bewegen, zuckt dann aber zusammen. „Au! Was ist denn passiert?“ Oh ja, spiel ruhig das Klischeè des Opfers mit Amnesie aus! „Du bist eine Klippe runtergesaust und hast dich selbst aufgespießt!“, sage ich tonlos. Er sieht mich an und schweigt, ich ebenfalls. Nach vollen fünf Minuten erst erhebt er wieder die Stimme, als er wegsieht. „Na schön, sag's ruhig.“ „Was soll ich sagen?“, frage ich. Er zieht einen Schmollmund. „Dass ich ein Idiot bin, der es besser wissen müsste. Dass ich mit meiner Aktion mal wieder Blödsinn gemacht habe. Sowas in der Art.“ Ich hebe eine Augenbraue hoch. „Was sollte das bringen? Du hörst doch eh nicht auf mich.“ Er schweigt wieder und nestelt beinahe manisch an der Decke herum. „Hast du dir Sorgen gemacht?“, fragte er. Meine andere Augenbraue geht mit hoch diesmal. „Natürlich, was dachtest du denn?!“ Er beißt sich auf die Lippe und seufzt. Bilde ich mir den Funken Freude gerade ein? „Aha, gut zu wissen.“ Ich lege den Kopf in den Nacken und stöhne auf. „Wir haben uns alle gesorgt. Der Rest genauso, wie ich auch.“ Jetzt dimmt es seine Freude etwas. „Oh, na klar. Ja, danke.“ Ich begreife, dass er meine Worte falsch gedeutet hat. Er denkt, ich sehe in ihm nur einen Freund, sonst nichts. Soll ich das ändern? Habe ich überhaupt ein Recht dazu, jetzt daran zu denken? Oder sollte ich nicht besser schweigen? Ich denke kurz nach und sehe ihn dabei an. Die Traurigkeit, die er zu verstecken versucht, nimmt mir meine Entscheidung ziemlich schnell ab. Ich gehe zu ihm und setze mich auf den Stuhl neben seinem Bett. „Hör mal, ich hab dich gefunden, also sag mir, was los ist.“ Takaos Blick schnellt zu mir. „Du?“ Er klingt ungläubig. „Ja, du Hirni! Und jetzt rede mit mir!“ Natürlich läuft es nicht so, wie ich das gerne hätte und natürlich bin ich sauer. Ich atme tief durch und versuche, meine Gefühle in meine Stimme zu legen: „Du hast mich furchtbar erschreckt.“ Takao wird doch tatsächlich rot. „Oh, das wollte ich nicht. Ich dachte nur, wir könnten ja alle mal so trainieren, wie normalerweise nur die anderen. Also, ich wollte so trainieren, wie Ray das normalerweise bei sich zu Hause tut, im Wald. Aber ich bin in einen Teil gekommen, wo ich mich nicht mehr auskannt. Und dann war Dragoon weg.“ Ich nicke, das klingt logisch bis hier hin. Er spricht zögernd weiter: „Und ja, ich erinnere mich an die Klippe. War nen ziemlicher Plumps, ich habe ein paar Minuten gebraucht, um wieder aufzustehen. Aber ich wollte wieder hoch klettern, um zu euch zurück zu kommen, da muss ich wohl abgerutscht sein.“ Er sieht mich an und wartet wohl darauf, dass ich ihm den Rest erzähle. Ich seufze schwer. „Tja, dabei muss du auf einen Stein gefallen sein. Der steckte in deiner Schulter.“ Seine Augen werden groß. „Oh, echt?“ Ich nicke erneut. „Puh!“ „Das kannst du laut sagen, du Dummkopf!“ Er lacht leise und stöhnt dann leicht auf. „Au, Mensch, sogar lachen tut gerade weh!“ Er klingt richtig empört, was niedlich ist. „Dann musst du eben aufpassen“, sage ich und überlege, dass ihm bestimmt wieder langweilig werden wird. „Ich könnte ja was lesen, bis ich wieder fit bin. Dann nervt mich Hiromi auch nicht so sehr.“ Takao grinst mich an und ich denke, dass müsste mein Stichwort sein. „So, wie das Buch, dass du heimlich gekauft hast?“ Bei seinem entsetzten Gesichtsausdruck muss ich lächeln. „D-das hast du gesehen?“ Ich verbeiße mir ein Lachen. „Ja.“ Er überlegt lange. Wahrscheinlich, was er sagen will. „Und auch drin gelesen?“ Jetzt lache ich auf. „Ja.“ Er wird erst rot, dann blass. Ängstlich weicht er ein Stück zurück. „Das war nicht – du darfst das nicht falsch verstehen! Also, ich wollte-“ „Halt doch mal die Klappe!“, unterbreche ich ihn. Takao schweigt und sieht mich an. Jetzt müsste ich eigentlich was sagen, aber ich weiß nicht, wo ich den Mut hernehmen soll. Wie haben das nur all die Menschen vorher hinbekommen? Wie war das mit meinen Eltern? Woher kam deren Mut? Ich hole Luft, halte sie an und stoße sie dann wieder aus. Was jetzt? Takao wird unruhig, er will wissen, was los ist. Ich begreife, dass er genauso nervös ist, wie ich. Wahrscheinlich leidet er gerade tausend Tode, weil ich nicht reagiere. „Weißt du, ich bin froh, dass ich es gesehen habe.“ Seine Augen werden groß und er hebt den Kopf. „Was meinst du damit?“, fragt er atemlos und hoffend. Das Klopfen an der Tür rettet mich vor einer zu kitschigen Antwort. Ray kommt herein und sieht überrascht aus. „Takao! Du bist wieder wach! Oh, super, das müssen die anderen wissen!“ Ich stehe auf und nicke. „Ich sag's ihnen“, meine ich nun und gehe aus dem Zimmer. „Kai!“, kommt es von dem Japaner und ich muss grinsen, während ich nicht stehen bleibe. Kapitel 9: ----------- Ich stehe vor der Tür zu einem Zimmer und traue mich nicht hinein. Es ist peinlich und schwach, aber nachdem ich gestern so schnell verschwunden bin, habe ich mir in der Nacht Gedanken gemacht. Wie soll ich ihm denn jetzt gegenübertreten? Was wird er sagen? Ein Seufzer entfährt mir. "Guten Morgen!" Ich mache einen Satz und sehe über die Schulter. Dort steht eine Krankenschwester hinter mir an ihrem Schwesternzimmer und sieht mich an. Sie war es, die mich eben gegrüßt hat. "Er ist wach, gehen Sie nur rein. So ein Andrang aber auch, er hat viele Freunde, eh?" Sie lächelt und klingt begeistert. Ich rolle nur mit den Augen und öffne die Tür leise. Müssen solche Leute alles kommentieren und immer zusehen, als ob sie nichts besseres zu tun haben? Immer diese neugierigen Mädchen, die jeden meiner Schritte beobachten... Mit einem Ruck wird mir die Klinke aus der Hand gerissen und ich sehe gerade noch braunes Haar, das näher kommt und schon stolpert Hiromi in mich hinein. Ihr Blick fliegt hoch zu meinem Gesicht und ich sehe die Tränen über ihre Wangen strömen. "Oh", macht sie leise, "Ich bin schon weg. Entschuldige, wenn ich dich getroffen habe!" Und weg ist sie. Verdattert sehe ich ihr hinterher, bevor ich zu Takao sehe. Er sitzt im Bett und hat die Mundwinkel unglücklich nach unten verzogen. "Was war denn hier los?", frage ich und betrete den Raum. Er sieht mich aus dem Augenwinkel an. Hab ich was falsch gemacht? "Wusstest du, dass Hiromi auf mich steht?", fragt er und klingt angesäuert. Ich begreife: Hiromi muss kurz vor mir eingetroffen sein und hat sich endlich entschlossen, Takao ihre Gefühle zu beichten. Unwissend, wie der Japaner hier vor mir nun einmal ist, hat er ihr einen Korb gegeben und auch noch gleich drangehangen, wen er sich ausgesucht hat. Deswegen ist sie also so aufgelöst gewesen. Ich schüttele den Kopf und seufze. "Ich hatte meine Vermutungen, aber ich war nie sicher." Außerdem ging es mich doch nichts an- "Es ging dich sehr wohl was an!" Ich sehe ihn an und er grinst schief. "Du bist manchmal nicht so schwer zu lesen, wie du's wohl gerne hättest, Hiwatari." Mein Mundwinkel zuckt nach oben. Solange nur Takao mich so einfach durchschaut... "Aber du hättest feinfühliger sein können, oder?" Ich sehe zur Tür und denke daran, wie verletzt Hiromi jetzt sein muss. "Sagt mir ausgerechnet ein Eisklotz?", kommt postwendend die Gegenfrage. Ich muss kurz auflachen. "Ich rede mal mit ihr", sage ich und verlasse das Zimmer. Bei der Schwester frage ich nach, ob sie die Braunhaarige gesehen hat und sie zeigt zum kleinen Park, der sich neben dem Krankenhaus befindet. Ich nicke und mache mich auf den Weg. Hiromi sitzt wie ein kleines Häufchen Elend unter einem Baum und hat die Knie angezogen, die Arme darumgeschlungen und versteckt ihr Gesicht vor der Welt. Ich zögere kurz, setze mich dann aber daneben. Von ihr kommt kein Laut und ich sehe in den Himmel, möchte ihr die Zeit geben, die sie braucht. "Magst du ihn?", ertönt es da dumpf. Ich sehe kurz zu ihr herüber, bevor ich eine Wolke genauer mustere. "Ja." Sie holt tief Luft und hebt den Kopf. "Sehr?" Ihr Blick ist so intensiv, als solle er allein mich dazu bringen, die Wahrheit zu sagen. Ich zucke mit den Schultern. "Ich denke schon. Gibt es da seit neuestem eine Messlatte für?" "Meine! Wenn du ihn unglücklich machst, dann kriegst du es mit mir zu tun, klar?" Ich nicke leicht. Sie unterdrückt nur halb ein Schluchzen und fügt wackelig hinzu: "Und dann tue ich alles, um ihn doch noch zu kriegen." Ich muss grinsen. "Nicht, dass ich dir eine Gelegenheit dazu geben würde." Sie nickt leicht. "Das sähe dir ähnlich, Kai, mich zu boykottieren." Ich sehe sie an und ziehe eine Augenbraue hoch. "Du kennst solch schwierige Worte?" Hiromi streckt mir die Zunge heraus. "Hast du mir absichtlich Zeit gegeben?" Ich schüttele den Kopf und rolle mit den Augen. "Nein, ich wusste nicht einmal, dass du da im Zimmer warst." Woher sollte ich auch wissen, was sie vorhatte? Bin ich vielleicht allwissend oder ein Gedankenleser? "Ahso, du hättest mich also auflaufen lassen." Ich zucke mit den Schultern. Was mit Hiromis Gefühlen ist und was ich hätte tun solen, ist mir bisher noch nicht in den Sinn gekommen. Ich hatte meinen Kopf voll mit meinen eigenen Dingen und habe nicht auf die anderen geachtet. "Ich habe übrigens den anderen gesagt, was ich heute machen werde. Sie wissen also schon, was Sache ist, wenn ich wieder zurück gehe." Ich sehe Hiromi an und rolle mit den Augen. Schließen die anderen sofort, dass Takao auf mich steht, nur, weil er ihr einen Korb gibt? Oder hat sie es exakt so gesagt, dass es nur ich oder sie werden könnten? Woher nimmt sie diese Selbstsicherheit bitte? und warum muss es mal wieder so laufen, wie sie es will? So hatte ich mir ein eventuelles Coming-Out nicht vorgestellt. "Ich gehe dann mal", sagt sie und steht auf, geht zurück zum Dojo. Also bleibt weder mir noch Takao Zeit, uns irgendwie klar zu werden, wie wir es ihnen sagen wollen? Großartig... Kapitel 10: ------------ Und erneut stehe ich vor der Tür und bekomme schon bei dem Gedanken daran, jetzt hineinzugehen, schwitzige Hände. Wann bin ich eigentlich zu so einem Weichei mutiert? Ich sollte mich mehr zusammen reißen, ich sollte stärker sein - ich sollte vor allen Dingen wieder mehr trainieren, anstatt hier so unschlüssig rumzustehen! Dennoch: Als ich die Tür öffne und Takaos Augen sehe, ist meine schlechte Laune wie verflogen. Fragend sieht er mich an. "Wie geht es ihr?" Ich seufze leise. Vor zehn Minuten hatte sie eine Abfuhr bekommen, was denkt er, wie es ihr jetzt geht?! "Sie wird es überleben, denke ich." Takao rollt mit den Augen und sieht mich dann wieder vorwurfsvoll an: "Du weißt, wie ich das meinte!" Ich nicke leicht. "Und du weißt ab jetzt auch offiziell, dass Hiromi weiß, für wen du schwärmst." Beim Anblick seines hochroten Gesichtes muss ich mir ein Auflachen verkneifen. Es sieht richtig...süß aus. Und ich werde niemals laut zugeben, dass ich dieses Wort soeben gedacht habe! Erst, als ich wieder neben seinem Bett sitze und mich frage, ob ich seine Hand in meine nehmen darf, kommt wieder Leben in den verlegenen Japaner. "Woher hat sie das denn?!", brült er mich regelrecht an. Ich runzele die Stirn. "Takao!", schelte ich ihn, "Du sollst deine Lunge doch nicht gleich so anstrengen!" Er zieht den Kopf ein und nickt. "Ich habe es ihr zwar nicht direkt gesagt, aber ich denke, sie hat es selbst herausgefunden", fahre ich sanfter fort. Er zieht die Augenbrauen zusamen und nickt vor sich hin. "Das würde passen, Mädchen haben für sowas ja immer einen siebten Sinn." "Sowas?", hake ich nach, weil mir zugegebenermaßen nicht ganz klar ist, was er damit meint. "Gefühle und solchen komplizierten Kram!" Jetzt muss ich wirklich lachen, Takao ist immer noch derselbe, er will immer noch nicht zu viel nachdenken müssen. "Wenn es einfach wäre, würde es einem auch nicht so viel bedeuten, oder?" Er zieht die vollen Lippen zu einem Schmollen herunter und seufzt leise. "Ich fürchte schon. Aber wenigstens ist es nur Hiromi, vor den anderen hätte ich jetzt Bammel." "Sei mal lieber nicht allzu froh, sie will es den anderen sofort brühwarm erzählen, wenn sie bei dir zu Hause ist. Das hat sie jedenfalls angedroht", erkläre ich trocken. Sofort ist er wieder knallrot im Gesicht. "Das überlebe ich nicht!" Ich weiß, dass ich es nicht tun sollte, aber trotzdem lache ich. Ich habe in letzter Zeit so viel gelacht, wie schon seit Jahren nicht mehr. Trotzdem habe ich nicht das Gefühl, dass sich etwas geändert hat. Hm, das ist eigenartig - sagt man nicht immer, dass die Liebe einen verändert? Mit einem Seufzen beschließe ich, diesen Gedankengang nicht weiter zu verfolgen. Stattdessen werde ich richtig mutig und lege meine Hand in seine. "Sag mal, warum eigentlich ich?", frage ich ihn. Er hat ein einziges Fragezeichen im Gesicht. "Wie, warum du?" Ich wende den Blick ab und spüre ein nicht unangenehmes Kribbeln in der Magengegend. "Warum hast du dir mich ausgesucht? Warum nicht Makkusu, oder eben doch Hiromi?" Lange Zeit ist es still. Ich traue mich nicht, ihm ins Gesicht zu sehen. "Das weiß ich auch nicht", sagt er dann schlicht. Mein Blick fährt ungläubig zu ihm hoch. "Was?!" Er zuckt mit den Schultern. "Am Anfang konnte ich dich überhaupt nicht leiden, dass weißt du auch, oder?" Ich nicke. "Aber ich habe dich dann besser kennen gelernt und du hast mich einfach nicht los gelassen. Ich weiß nicht, ich...war eben einfach so. Sagt man das nicht auch so? When you know why, it's just a crush, when you can't give a reason, it's love."?" Ich ziehe überrascht die Augenbrauen hoch. "Das hat meine Mutter auch immer gesagt. Muss wohl stimmen." Er lächelt ganz fein. "Also gibst du zu, dass ich Recht habe?" Kurz muss ich überlegen, was ich darauf erwidern soll, dann kneife ch in seine Wange. "Werd mal je nicht übermütig, Kinomiya!" Takao lacht und - irre ich mich? - schmiegt sich ein klein wenig in meine Hand hinein. "Gar nicht kalt", murmelt er, "Ich hätte nicht gedacht, dass deine Hände so warm sind." Wenn der wüsste, wie laut mein Herz jetzt gerade gegen meine Rippen pocht! Wie schafft er es nur, mir so einfach unter die Haut zu gehen? "Ich bin eben doch kein Eisklotz." "Mh-hm", macht er und ich fühle seinen Atem meinen Arm streifen. Er macht mich ganz nervös, wenn er mir so nahe ist. Jetzt sieht er mich auch noch so an, als erwarte er etwas von mir. Ich springe auf, als hätte ich einen Geist gesehen. "Ich gehe mal besser und sage den anderen, was Sache ist, in Ordnung?", platze ich heraus, obwohl ich das eigentlich gar nicht machen will. Aber ich brauche eine Begründung, um schnellsten hier wegzukommen, sonst könnte noch etwas passieren, was sich nicht für die Öffentlichkeit gehört. "Eh, okay...?", macht Takao leicht verwirrt und auch etwas enttäuscht. "Bis morgen?", fragt er hoffnungsvoll und ich nicke. "Bis dann!" Vor der Tür versuche ich zu erkennen, was wärmer ist: Meine Hände oder meine Wangen. Himmel, Takao, du bist echt noch irgendwann mein Untergang! Kapitel 11: ------------ Heute ist der Tag, an dem wir Nägel mit Köpfen machen. Nun ja, wenn ich Takaos Wortwahl benutze, hört sich das immer noch merkwürdig an. Aber genau so hat er es gesagt, als er mir gestern mitgeteilt hat, dass er heute entlassen wird. Immerhin war er fast eine Woche hier und ich habe fast die gleiche Zeit lang sein Haus gemieden. Macht der Gewohnheit, denke ich - ich will nicht allein den grinsenden Gesichtern und den viel zu neugierigen Fragen ausgesetzt sein. Also sitze ich hier und warte darauf, dass er die Türe öffnet und zu mir kommt. "Ah, du bist ja doch da", ertönt es hinter mir und ich drehe mich um. Takao steht vor dem Eingang des Krankenhauses und sieht mich leicht missbilligend an. Hab ich was falsch gemacht? Dann hebt er mit dem gesunden Arm seinen kleinen Rucksack hoch und hält ihn mir hin. "Könntest du den vielleicht tragen?", fragt er und sieht etwas unglücklich auf die Schlaufe, in der sein anderer Arm steckt. Ich nehme ihm die Tasche ab und bin erstaunt, wie schwer sie ist. Wie viel Zeug braucht ein Mensch für sechs Tage Krankenhausaufenthalt? Egal, ich zucke mit den Schultern und werfe ihn mir auf den Rücken, dann sehe ich meinen Freund an. ...Meinen Freund, das klingt gut. Ich muss grinsen. "An was denkst du denn?" Kurz erwäge ich, frech zu sein, lasse es aber dann wieder. "Nichts besonderes. Ich dachte nur gerade, dass ich jetzt keine Begründung mehr abliefern muss, um bei dir aufzutauchen." Takaos Augen beginnen zu leuchten. "Heißt das, du wirst häufiger auftauchen?" Ich rolle gespielt mit den Augen. "Was dachtest du denn? Ich werde zu deinem Dauergast!" Takao lacht und wir machen uns auf den Weg. "Hast du eine Ahnung, was uns gleich erwartet?", fragt er mich nach einer Weile und ich bin verblüfft. "Eh,...ich war die letzten Tage nicht im Dojo." Er zieht einen Schmollmund und murmelt etwas, das wie "Typisch!" klingt. Ich zucke mit den Schultern. Was soll ich auch sagen, es ist eben so. Warum sollte ich das auch ändern? "Haben sie dich denn nicht gefragt?", schieße ich zurück. Er schüttelt den Kopf und seufzt. "Nein", meint er nachdenklich und verzieht dabei so herrlich das Gesicht, "Keiner der anderen hat was gesagt, obwohl ich schon manchmal das Gefühl hatte, dass sie komisch starren. Aber Hiromi war gar nicht mehr da." Naja, das dürfte wohl normal sein, dass man nach einer Abfuhr nicht direkt wieder reinschneit. Aber da ist noch etwas, ich kann es nur nicht ganz einordnen. "Und sonst?", frage ich und Takao bleibt stehen. "Ich...", beginnt er und sieht auf seine Füße, "Ist es für dich wirklich okay, wenn wir jetzt direkt dahin gehen?" Erstaunt hebe ich die Augenbrauen. Was soll denn das jetzt werden? "Ich meine, das geht schon alles ziemlich schnell, oder?" Könnte es etwa sein... "Takao, hast du Angst davor, wie sie reagieren könnten?" Lange Zeit bleibt er still, dann windet er sich hin und her. "Weiß nicht, vielleicht schon. Hitoshi wird wohl..." Er seufzt. "Hitoshi hat da doch wohl gar nichts zu melden!", begehre ich lauter als beabsichtigt auf. Takao zuckt zusammen und ich seufze leise. "Hey", versuche ich es weicher, "Du bist doch nicht allein. Wir bekommen das schon hin. Immerhin sind sie alle deine Freunde, wir haben uns doch auch bei Schlimmerem nicht zum Teufel gejagt, oder?" Er nickt und tritt näher an mich heran. Mein Mundwinkel zuckt, als ich begreife, dass ich ihn umarmen soll. Sehr subtil, Takao, denke ich, während ich seiner stummen Bitte nachkomme. Ich spüre seine Hände an meinem Rücken. "Wir beide?", hakt er nach. Ich nicke. "Wir beide." "Okay", murmelt er dann und tritt wieder einen Schritt zurück. Meine Hände rutschen herunter und ich nehme seine Hand in meine. Es fühlt sich so natürlich an, dass ich mich kurz frage, wie ich es bisher nur so unangenehm finden konnte. Vielleicht hat es auch etwas damit zu tun, dass ich weiß, dass es Takao ist. Hinter der Tür des Dojos ist der übliche Geräuschpegel zu hören, was mich nicht verwundert. Allerdings höre ich auch die etwas gereizt klingende Stimme des einzigen Mädchens heraus, was mich fragend zu Takao blicken lässt. Der schüttelt den Kopf. "Hab ihnen nicht gesagt, wann ich entlassen werde." Oh, das erklärt, wieso ich so angenehm allein da stehen konnte. Hat Takao das vielleicht sogar absichtlich gemacht, damit wir beide noch etwas Zeit zu zweit hatten?, frage ich mich selbst und er zieht mich einfach ein Stück nach vorne. Mit einem Ruck reisst er die Tür auf und alle erstarren, drehen sich um und sehen uns an. Kyoujou ist der Erste, der aufspringt. "Oh, Takao, du bist wieder da!" Er kommt auf ihn zu, stoppt allerdings kurz ab und drückt seinen Laptop an seine Brust, während ihm Freudentränen über das Gesicht laufen. Takao blickt irittiert auf ihn herab. "Ehh, ja, bin ich. Das kam ganz überraschend heute." Na, zumindest Kyoujou ist also immer noch derselbe! Makkusu auch, denn der poltert sofort los und schiebt den armen Brillenträger zur Seite, um Takao um den Hals zu fallen. "Wie schön!", quietscht er in hohen Tönen. "Ah, Makkusu! Autsch!", stöhnt Takao daraufhin aber auf und verzieht das Gesicht vor Schmerz. Ich packe den Blonden mit meiner freien Hand am Kragen und zerre ihn weg. "Er ist immer noch verletzt, du Dussel!" Eine überschwängliche Entschuldigung später steht auch endlich Ray vor uns. "Wurde auch mal Zeit. Daichi wusste schon gar nicht mehr, was er machen sollte", witzelt er und lächelt leicht. "Ey!", empört sich der Rotschopf, haben wir ihm doch unterstellt, dass er Takao vermisst hätte. Natürlich hat er das, das sieht ihm jeder hier an, aber wer wäre er, dass er sowas zugibt? Noch vor wenigen Tagen hätte ich ihm zugestimmt, aber heute sieht es anders aus. "Ich hab gar nichts gemacht. Nur die alte Hexe hier hat sich aufgetakelt, als wollte sie auf ne Modenschau!" Anklagend zeigt Daichi auf Hiromi, welche erst seine Hand wegschlägt, dann betreten auf den Boden sieht. Neben mir höre ich Takao schlucken. "Ehm, Hiromi. Hi", nuschelt er verlegen. Sie sieht uns noch nicht einmal an. "Ja, dir auch." Blitzschnell wandert Rays Blick zwischen mir, Takao und Hiromi hin und her. Dann sieht er mich an und zieht fragend die Augenbrauen hoch. Ich lächele entschuldigend und ziehe Takao einige Schritte weiter hinein. Sanft stubse ich ihn dann an. "Ich glaube, du solltest was sagen." "Oh, ehm, äh..." Er sieht hilfesuchend zu mir. Ich seuze und gebe ihm einen kleinen Klaps auf die Stirn. "Erst denken, dann handeln!", mahne ich und er nickt schmollend. "Von wegen wir beide", nuschelt er. Ich drücke seine Hand und entscheide mich, doch zu helfen. "Also", wende ich mich an die komplette Gruppe, welche neugierig ruhig geworden ist, "Ich..wir wollten euch etwas mitteilen. Vor ein paar Tagen haben Takao und ich uns..naja, ausgesprochen und..." Ich seh zu ihm und weiß gerade selber nicht, wie ich mich ausdrücken soll. "Wir haben festgestellt, dass unsere Gefühle dieselben sind", springt er ein, "Also wollen wir es versuchen. Und ihr solltet das als Erste wissen." Im Raum ist es so still, dass ich hören kann, wie Ray erstaunt Luft holt. "Was ihr uns folglich sagen wollt: Ihr seid zusammen? Also, richtig zusammen?" Ich nicke steif. Sowas wie das hier ist nun wirklich nicht mein Spezialgebiet und ich bin mindestens so nervös wie Takao, welcher neben mir von einem Fuß auf den anderen tritt. "Wo ist der Witz?", fragt Makkusu und wippt auf die Fersen und wieder zurück. "Es ist keiner", antwortet Takao wie aus der Pistole geschossen. Hat er die Frage etwa erwartet? Der Blonde macht Glubschaugen und sein Mund steht offen. "Hä?", kommt es unintelligent von ihm. Ray presst die Lippen aufeinander, aber seine Mundwinkel heben sich trotzdem - er muss ein Grinsen unterdrücken. Der Rest seines Gesichtes sagt "Hab ich's mir doch gedacht!" und er nickt lediglich. Kyoujou fiepst los, als sei er eine Maus direkt vor einer Horde Katzen. Seine Wangen werden flammend rot und ich bin mir jetzt schon sicher, dass er sich irgendwas ausmalt, was ich lieber gar nicht wissen will. "Kommt gar nicht in Frage!", wettert Hitoshi so laut, dass ihn bestimmt die halbe Nachbarschaft gehört haben muss. "Sagt wer?", frage ich ihn und recke den Kopf etwas höher. Wenn er darüber streiten will, dann soll er nur herkommen! "Ich-", beginnt Takaos großer Bruder seine Predigt, aber er wird von einem Bambusschwert auf seinem Kopf unterbrochen. "Nun schlägt's aber dreizehn! Wer hat dir eigentlich erlaubt, dem Grünschnabel was zu verbieten, hm? Freu dich doch lieber, dass der Kleine endlich flügge wird", wettert Takaos Großvater und wedelt weiter mit seinem Shinai. Der Anblick ist so lustig, das Takao anfängt zu lachen. Ich stimme mit ein und schnell ziert fast jedes Gesicht hier ein Grinsen. Die Anspannung scheint sich aufzulösen und unsere gestelzten Worte von vorhin kommen mir albern vor. "Na, dann erzählt mal, wie das dazu gekommen ist", grinst Ray und setzt sich schon mal auf den Boden. Ich nicke und lasse mich neben Takao fallen, welcher jetzt anfängt, den Teil zu erklären, den die anderen nicht mitbekommen habe. Kapitel 12: Epilog ------------------ Ich lausche dem Wind, wie er durch die Baumkronen weht und die Blätter rascheln lässt. So entspannt habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Eigentlich wäre für heute ein Training angesagt gewesen, aber ich konte mich einfach nicht dazu bewegen, diesen Tag so verstreichen zu lassen. Deshalb haben wir alle frei - wie Makkusu schon sagte: Einmal im Monat ist das wohl durchaus drin. Abwesend fahre ich durch die Haare, welche unter meinen Fingern sind. Takao liegt mit seinem Kopf auf meinem Schoß und hat genau wie ich die Augen geschlossen. "Hab ich euch", erklingt Rays Stimme und ich blicke auf. Der Chinese steht mit dem Rücken zur Sonne, sodas ich kurz geblendet bin, aber ich sehe trotzdem sein typisches Grinsen. Ich wusste doch, dass ihr euch wieder absetzen würdet." Ich lasse das leichte Grinsen auf meinem Gesicht liebend gerne zu. "Und? Hast du damit ein Problem, Ray?" Takao murrt unwillig, er scheint schon eingedöst zu sein. "Nein, eigentlich nicht. Ich fang langsam an, mich daran zu gewöhnen", gibt Ray zu. Takao und ich sind jetzt seit gut einem Monat zusammen, aber bisher gab es noch keinerlei Probleme - wenn man mal von Hitoshi absieht, welcher wohl immer auf eine Gelegenheit wartet, mir eine reindrücken zu können. Dass sein kleiner Bruder jetzt vergeben ist - und das auch noch vor ihm selbst - scheint gewaltig am Ego unseres Trainers zu kratzen. Ich persönlich lache immer noch gerne darüber. "Eigentlich", reißt mich mein Gesprächspartner aus den Gedanken, "Wollte ich euch nur sagen, dass die kleine Party heute Abend ausfallen wird." "Wieso denn das?", fragt Takao nach und sieht Ray ebenfalls an. Der grinst und meint neckend: "Weil Hiromi endlich mal Hitoshis Einladung angenommen hat und die heute ein Date haben!" Er lacht, als mein Freund das Gesicht verzieht. "Bah, die Story will ich gewiss nicht hören! Hoffentlich schlafen wir schon, wenn mein Bruder nach Hause kommt." Ich nicke zustimmend. Seit einiger Zeit schlafe ich mit Takao im selben Bett. Gelegentlich haben wir uns schon geküsst, aber sonst nichts. Er ist einverstanden damit, dass wir uns Zeit lassen. Wir wollen beide erst noch ein Gefühl dafür bekommen, was sich zwischen uns jetzt eigentlich wirklich geändert hat. Ich für meinen Teil fühle mich innerlich ruhiger, ausgeglichener. Takao meint, ihm reiche für's Erste, dass er sich mir näher fühle als vorher und ich ihm gelegentlich einige Dinge anvertraue, die ich sonst nicht sagen würde. "Ich nehme an, Mao kommt heute Nachmittag an, weswegen du auch beschäftigt bist?", fragt er Ray und dieser nickt freudestrahlend. "Endlich mal wieder!" Ich lache leise. Viel Spaß euch beiden!" Er nickt und verschwindet den Weg entlang, welchen er höchstwahrscheinlich auch gekommen ist. Dabei sieht man ihm seine Vorfreude meiner Meinung nach wirklich an. "Glaubst du, Kyoujou findet auch noch jemanden?", frage ich Takao und dieser zuckt mit den Schultern. "Wenn er mal aufhören würde, sich hinter seinen Büchern zu verstecken. Ich wette mit dir, er recherchiert schon wieder, wieso sich unsere Beziehung angeblich von den anderen unterscheidet." Ich muss lachen, dann schüttele ich den Kopf. Ja, Kyoujou dabei zu entdecken, wie er eifrig nach Hinweisen googelt, wie er sich uns gegenüber verhalten soll, war ein Riesenlacher vor ein paar Tagen. Anscheinend hatte unser Techniker das schon eine ganze Weile betrieben und so manch komischer Spruch bekam plötzlich eine neue Bedeutung. Hin und wieder ziehen wir ihn damit auf, aber es ist ja nicht böse gemeint. Ich lasse mich tiefer sinken und seufze leise. Mit einem Grinsen schließe ich meine Augen wider und beginne erneut damit, durch Takaos Haar zu streicheln. So, wie es jetzt ist, kann es ruhig noch eine Weile bleiben. "Stimmt", erwidert Takao, als ob er meinen Gedanken erraten hätte. Mit seiner Wärme unter meinen Fingern schlafe ich ein und denke nur noch: Wie gut ist es doch, dass er nie aufgibt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)