Dunkler als schwarz von Leira (Shinichi x Ran) ================================================================================ Kapitel 50: Anokata ------------------- Kapitel 50 – Anokata Er hatte ihn aus dem Gebäude gehen sehen, im Kreise seiner Familie und Freunde. Sie alle hatten sehr angeschlagen gewirkt – allerdings war wohl keiner vergleichbar mit dem Bild, das er abgab. Detective Superintendent Shinichi Kudô war angekommen an der mysteriösen Linie, die man gemeinhin als „Grenze“ bezeichnete. Die Sorge um seine Freundin zeichnete ihn – die Substanz, die geheimnisvoll und fast unbemerkt durch seine Adern kroch, zerstörte ihn. Interessiert schaute er der Gruppe hinterher, bis sie alle in die bereitstehenden Autos gestiegen und aus seiner Sichtweite verschwunden waren. Erst dann begab er sich mit langsamen, gemächlichen Schritten zu seinem Wagen – in dem bereits schon jemand auf ihn wartete. Samuel Gallagher schaute nicht auf, als der Mann neben ihm Platz nahm, den Schlüssel ins Zündschloss steckte, ohne die Zündung jedoch zu betätigen. Und als dann nach einer gefühlten Ewigkeit einer der Männer endlich das Wort ergriff, war nicht er es – es war Gallagher. „Ich verschwinde jetzt mit Kari. Mein Teil der Abmachung ist erfüllt.“ Seine Stimme klang emotionslos. Er stellte die beiden Sätze mit einem Selbstbewusstsein in den Raum, das er sich lange hatte zusammenkratzen müssen, und er schaute seinen Gesprächspartner dabei nicht an, weil er ahnte, dass es mit seiner Courage schneller vorbei war, als ihm lieb sein konnte, wenn er dem erbarmungslosen Blick des Mannes begegnete, den sie alle seit jeher Anokata nannten. „Das scheint mir nur fair. Du hast deine Abmachung erfüllt.“ Leises, heiseres Lachen erfüllte den Passagierraum des in die Jahre gekommenen Mercedes. Gallagher schauderte. „Du hast dich hervorragend über Monate als kleiner Beamter hier eingearbeitet, und dabei glaubhaft den charmanten Sam Gallagher aus Wessex gegeben – über die Maske bis hin zum akzentfreien Englisch. Du hast dich gut vorbereitet - lückenlos, akribisch bis ins kleinste Detail. Wie gewohnt… Du hast mir eine detaillierte Beschreibung von Örtlichkeiten und Menschen gegeben – besser als du es gemacht hast, hätte ich es mir nicht wünschen können. Ohne dich hätte ich mich hier nie so nahtlos eingliedern können, wie es mir gelungen ist. Ich wage zu behaupten, dass es niemandem auch nur im Ansatz aufgefallen ist, dass ich ihn ersetzt habe… nicht mal dem großen Sherlock Holmes himself.“ Er lachte erneut, amüsiert, fast heiter. „Des Weiteren hast du dich fehlerlos als Doppelagent ausgegeben; es ist dir gelungen, diesen Verräter Gin ausfindig zu machen und ihn auf seine Fährte zu setzen. Ohne deinen Input wäre er auf diesen Plan nie gekommen… ohne unseren Input. Du hast sowohl Gin als auch Kudô immer zum passenden Zeitpunkt mit genau dem richtigen Maß an Information gefüttert, um sie in der richtigen Geschwindigkeit voranzutreiben. Du hast diesen genialen Plan makellos bis zu diesem Punkt ausgeführt – bis zu diesem alles entscheidenden Punkt…“ Er fischte eine Zigarre aus seiner Jacketttasche, zündete sie sich an, zog ein paar Mal genussvoll an ihr. „Nun ist sie in seinen Händen, und Sherlock Holmes, wie sie hier so schön sagen, out of his wits. Ha.“ Anokata lachte, stieß dabei eine Wolke grauen Rauchs aus. „Du warst ein wirklich braver Junge, Bourbon. Hast jede meiner Anweisungen perfekt ausgeführt. A good boy, indeed.“ Er sah ihn an, lächelte wohlwollend. Bourbon schaute ihn immer noch nicht an. „Dennoch, dir muss klar sein, dass ich dich nicht gehen lassen kann. Dich nicht, und dein Schwesterherz nicht.“ Toru Amuro spürte, wie sein Herz bis zum Hals klopfte, seine Augen sich vor Entsetzen weiteten. „Aber…“, kroch es fast lautlos über seine Lippen, der Rest seines Satz bröckelte ins Nichts. „Ach, Toru. Toru, Toru, Toru…“ Anokata schüttelte sachte seinen Kopf, impfte in den Blick, mit dem er ihn nun bedachte, gespieltes mildes Unverständnis. „Du weißt doch, wie das läuft. Du hast es bei den Miyanos doch gesehen…“ Und erst jetzt wandte Bourbon sich um, starrte seinem Boss ins Gesicht – gerade noch rechtzeitig, um die feine Nadel aufblitzen zu sehen. Er riss die Tür auf, fiel fast rücklings aus dem Wagen, rappelte sich auf – starrte den Mann an, fing an zu laufen, wie vom Teufel gejagt. Hinter ihm hörte er ihn nur lachen. Der Mann sah ihm hinterher, lächelte dünn. Du entkommst mir nicht, das weißt du, Toru? Ich weiß, wo ich dich finden kann… wo ich dich immer finden werde… Er schaute ihm kurz hinterher. Gern hätte er es gleich beendet, allerdings – er war zu langsam gewesen, oder zu offensichtlich. Wie auch immer. Er würde ihn kriegen, nichtsdestotrotz. So wie er sie alle kriegen würde. Gelassen stieg er aus, umrundete den Wagen und gab der Beifahrertür einen Schubs, sodass sie zufiel. Dann schlenderte er zurück, setzte sich hinters Steuer und lenkte den Wagen ruhig durch den Feierabendverkehr Tokios zu dem Ort, den er momentan sein „Zuhause“ nannte. Dunkelheit begrüßte ihn, als er die Tür des Einfamilienhauses in einem kleinen Londoner Vorort öffnete. Niemand war zuhause – der hier ehemals wohnende Köter, ein kläffender Dackel namens Count Dracula, lag seit etwa einer Woche in der Gefriertruhe, wo er ihn weder durch sein Gebell noch durch sein Gebeiße störte. Er hängte die Jacke, die eigentlich nicht seine war, an den Garderobenhaken in der Diele des Hauses, das ebenfalls eigentlich nicht seines war. Er schlenderte in die Küche, warf die Kaffeemaschine an und ließ sich eine herrlich duftende, frisch aufgebrühte Tasse vom Vollautomaten zubereiten, ehe er damit die Stufen in den Keller hinabstieg. Der Schlüssel zum Vorratsraum hing wie gewohnt neben der Tür – von wo er ihn abnahm, aufsperrte, und sich Zutritt verschaffte. Dann schlug er mit der flachen Hand gegen den Lichtschalter, und fand, grell beleuchtet unter der Deckenlampe des unausgebauten Kellers den eigentlichen Hausherrn sitzen. Genauso, wie ich dich zurückgelassen habe. Der Mann saß auf einer umgedrehten Kartoffelkiste, die darin aufbewahrten Erdäpfel waren achtlos in eine Ecke geschüttet worden. Seine Hände waren ihm vor dem Körper gefesselt wurden und an ein Heizungsrohr gebunden, so dass er sich ein wenig bewegen konnte Seine Hose war staubig, wie auch sein Gesicht; sein Hemd schweißgetränkt und fleckig. Man sah ihm die wachsende Verwahrlosung an – seit etwa sieben Tagen hatte er sich nicht mehr gewaschen, hatte diesen Raum nicht verlassen. Anokata stieß mit dem Fuß die Tür zu, verschloss sie erneut, schob den Schlüssel ein. Der Mann, geknebelt mit einem früher vielleicht einmal sauberen, mittlerweile schmutzigen Geschirrtuch, starrte ihn feindselig an. Anokata trat an ihn heran, nahm ihm den Knebel ab, griff nach der Wasserflasche, die neben der Kartoffelkiste stand. „Good evening, Dr. McCoy. How are we feeling today?“ Der alte Mann hob schwerfällig den Kopf – Erschöpfung zeichnete seine Züge, nicht jedoch den Blick in seinen Augen. Wut und Unbeugsamkeit stand in ihnen zu lesen. Der falsche McCoy trat langsam näher, schüttelte den Kopf, tadelnd. „Ts, ts, ts. So you decide to play the stubborn guy again, do you? I can tell you, doctor, it’s too late, already. Your lacking cooperation is doing nobody well. Least of all, him.“ Er lachte. Der alte Mann sog scharf die Luft ein. „What did you do to him? What interest do you have in a superintendent of Scotland Yard, anyway?!” Der falsche McCoy zog sich einen Stuhl heran, nahm dem echten Forensiker gegenüber Platz. „Oh, me? I didn’t do anything, not yet, I mean. Besides confusing his senses a bit, clouding his thoughts more and more, first. Then looking for his weak spot, reveal it, and probe it, prepare him for what is yet to come. It is superb to see him self-doubting, to see him not trusting his very own thoughts any longer… and trust no other soul surrounding him, ever since he knows that someone is poisoning him, slowly but steadily. But no – what I actually want to say is something completely different.” Er beugte sich vor, schaute geradewegs in die grauen Augen des Autopsiearztes, lächelte breit. „His girlfriend was abducted. It’s just a matter of time until they utter their demands, these guys are pros of their profession, I taught them myself. And he’ll eat from their hands, will be the easiest bait ever – he’ll do whatever they tell him to – because he’d do anything to just save her life. Nevertheless, no matter how convenient this is regarding my own plans for him – I won’t let them have all the fun. At long last he’s mine, neck and crop all the same. And that moment is approaching fast. Who knows? Maybe tomorrow is the very day...” Er lachte laut, schallend. „Thus – now, as my plan approaches fulfilment, I thought the time ripe to finally express my gratitude towards you – without the possibility to take your part, I’d never be able to gather all the information – all this precious knowledge about him. Even back than when we were in the lucky position to call him our guest, he hadn’t been that keen to give us information as here and now… it might be true, trust and friendship loosen one’s tongue so much better than torture and hostility…” Ein gemeines Grinsen schlich auf seine Lippen. „Well. Let’s see what’s left of him, once Gin is done with him. It’s only a question of hours as to when he’ll summon him…” McCoy starrte ihn an, Irritation zeichnete sich auf seinen Zügen ab, ein Zustand, der ihm offenbar nicht behagte. „Who’s this „Gin“? And who the hell are you?!” Der falsche Autopsiearzt schaute ihn von oben herab an – grinste dann breit. „I’m Anokata… and before I’m going to tell you in detail who I am, I should rather ask you, my dear doctor,… do you know who he is, after all?“ Der Arzt schaute ihn von unten herauf an; ein genervter Ausdruck lag in seinen Augen, das geschwollene Gerede seines Gegenübers gefiel ihm nicht – und die Tatsache, dass er sein Gesicht auf seinen Zügen trug, noch weniger. „A superintendent at Scotland Yard. I need no further information.“ „Ah.“ Anokata zog sich eine weitere Kiste heran, setzte sich dem Arzt gegenüber. „No? Well, I guess, you would, though. Because if you had that… further information… you would have known what guy you’ve saddled yourself with, when you allowed yourself to be blinded by that beautiful, stainless, well-written recommendation letter of the FBI, all of you…” Er lächelte giftig, fischte dann sein Smartphone aus seiner Jackentasche – das einzige, was wirklich ihm gehörte. Flink huschten seine Finger über das Touchdisplay, lautlos murmelten seine Lippen seinen Namen. Dann hielt er ihm die geöffnete Google-Suche unter die Nase. Und McCoy merkte, wie sich sein Nacken noch mehr verspannte, als er es vom stundenlangen Sitzen ohnehin war. Shinichi Kudô – Retter der japanischen Polizei! Shinichi Kudô – ein Oberschüler räumt Japan auf! Der neue Holmes ist ein Japaner! Fall der Schwarzen Organisation – Neunzehnjähriger Oberschüler zerstört größtes Verbrechersyndikat Japans Stieg ihm der Ruhm zu Kopf? Shinichi Kudô verschwindet spurlos… Und er sah die Bilder. Bilder eines verdammt jungen japanischen Oberschülers, selbstbewusst in die Kamera lächelnd, stolz auf sich und seine Leistung. Zu fast jeder Meldung dasselbe Bild des Erfolgs, personifiziert im Gesicht dieses Jungen, den er nur als Sherlock kannte. Bis auf das Bild unter der vorletzten und letzten Meldung. Er sah so aus, wie er ihn kannte. Ernst, seine Augen dunkel, der Zug um seine Lippen freudlos. Selbst wenn er in diesen Tagen lächelte, schien er dabei nichts zu empfinden. Und McCoy begriff. „You’ve done this to him.“ Er schaute auf. „You have…“ „That’s wrong.“ Anokatas Stimme klang eisig, als er wieder aufstand. „Wrong! He merely payed for what he had asked for. Everything has its price, nothing is complimentary these days, right? And the destruction of my syndicate will cost him no less than his life.“ Seine Stimme war gefährlich leise geworden. McCoy ahnte, dass es unter der Maske brodelte. Bestimmt war der Mann aschfahl geworden – das Zittern seiner Fäuste verriet seine innere Anspannung, eine Wut, die ihn schier zerriss. Wut auf ihn. „Ah. You were the boss of this… „Black Organization?““ Seine Stimme klang schnippisch, und er legte großen Wert darauf. „Not quite an exceptional name, is it?“ Der Boss fuhr herum, starrte ihn an. „You have no idea of the great things my organization was capable of…“ „Well, but obviously you weren’t as powerful and as clever as you thought, or how could otherwise a mere teenager break your black neck… “ Der Rest seines Satzes ging in ersticktem Gurgeln unter, als eine Faust seine Nase traf. Er heulte auf, kurz, hustete und spuckte Blut, merkte, wie es ihm aus seinen Nasenlöchern quoll, wollte die Hand heben, um sie zuzuhalten, und schaffte es nicht, weil sie ja hinter seinem Rücken gefesselt waren. Ungelenk versuchte er, sich das Blut an seinen Schultern abzuwischen, während Anokata seine Hand massierte, ihm immer noch einen wütenden Blick zuwarf. „He was too clever, that might be correct.“ Ein gefährliches Flackern zuckte in seinen Augen, spielte um seine Mundwinkel, als er noch einmal sein Handy bemühte. „We were a bit careless, that’s true. He didn’t interest us as much as the dirt sticking under our fingernails, until that very day. We thought, he was dead, anyway. I thought, he was dead. Killed by one of my most skilled hunters, but he wasn’t. He went into hiding, perfectly protected by his new identity, until I met him in person and discovered…“ Er lachte leise. „Yeah, that might be of your interest, doctor. Did you know that rejuvenating a human being is possible? I show you, what has happened… that’s just fair, you should know whom you owe losing your neck.“ Verachtung und Wut mischten sich in seiner Stimme, gewürzt von einer tüchtigen Prise Spott. Er setzte sich erneut, wischte und tippte wiederum kurz ein wenig über sein Smartphone, hob das Telefon wieder vor McCoys Gesicht. Er sah das Browserfenster einer Internetcloud, und sie zeigte eine Videodatei. „So… be careful now and watch closely…“ Ein kleiner Junge schaute in die Kamera. „Manche von Ihnen kennen mich – andere noch nicht. Deshalb stelle ich mich der Vollständigkeit halber nochmal allen vor – und dann auch gleich die kleine illustre Runde, an die dieses Schreiben gehen wird.“ McCoy verstand die Worte nicht, die der kleine Junge sprach; wohl aber den Tonfall und die ausgefeilte Formulierung, so ungewöhnlich aus dem Mund eines kleinen Kindes. Und es verstörte McCoy zutiefst – irgendetwas sagte ihm, dass das gar nicht gut ausgehen würde. „Mein Name ist Conan Edogawa. Ich wohne derzeit bei der Familie Môri, wie Sie alle mittlerweile wissen werden. Ich bin neun Jahre alt und besuche die dritte Klasse der Teitan-Grundschule. Soviel zu mir für jetzt. Dieses Schreiben zusammen mit diesem Video sende ich an drei Personen. An Kommissar Juzô Méguré des Tokioter Morddezernats. An FBI Agent James Black. Und an Anokata… den Boss der Schwarzen Organisation. Die Empfänger dieser Email sind bewusst verdeckt und verschlüsselt. Verschwenden Sie nicht Ihre Zeit damit, sie zu entschlüsseln, ich bin kein Idiot und weiß, was ich tue.“ McCoy hob kurz den Kopf, sandte einen verwirrten Blick an Anokata – der hingegen stierte nur auf das Telefon in seiner Hand, die Augen zu Schlitzen verengt. „Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen, über den Verein des letztgenannten Empfängers. Über die Menschen, die dahinterstehen. Und über Conan Edogawa.“ McCoy sah auf, blickte seinem Peiniger ins Gesicht. „Wann war das? Wer ist der kleine Junge? Anokata – damit meinte er doch Sie?“ Er bekam keine Antwort – nicht vom Mann, der ihm gegenübersaß, zumindest. „Die schwarze Organisation ist ein Verbrechersyndikat das laut meinen Recherchen nun schon seit knapp vierzig Jahren in Japan ihr Unwesen treibt. Ihr Hauptsitz scheint Tokio zu sein – ihre Fühler reichen nachweislich bis in die USA. Das alles dürfte Ihnen bekannt sein. Sie rauben, entführen und morden. Sie betreiben eigene Labors, in denen sie Drogen und Gifte herstellen – neuartige Drogen und nie gekannte Gifte. Einem dieser Gifte ist ein junger Teenager vor drei Jahren zum Opfer gefallen. Sein Name lautete… Shinichi Kudô.“ Der kleine Junge machte eine Pause. Dr. McCoy hustete erstickt, starrte mit aufgerissenen Augen auf das Display. Diesmal jedoch – stellte er keine Frage. Atemlos verfolgte er den scheinbaren Monolog des kleinen Jungen. „Shinichi Kudô, damals siebzehn Jahre alt, hatte den Tag mit seiner Sandkastenfreundin Ran Môri im Tropical Island Rainbow Land verbracht. Der Abend dämmerte, der Tag neigte sich dem Ende zu, und eigentlich waren die beiden Teenager schon fast auf dem Nachhauseweg, als ihnen zwei schwarz gekleidete Gestalten ins Auge fielen. Ihre Namen, das erfuhr er später, lauteten Gin und Vodka. Und wie Sie sich denken werden – oder wissen – waren sie beide die ersten beiden Mitglieder der Schwarzen Organisation, mit denen er in Kontakt kam. Shinichi Kudô beachtete sie nach diesem ersten „Kontakt“ nicht weiter. Sie hatten nichts verbrochen, noch nicht; zwar waren sie Zeugen in einem Mordfall, der sich an diesem Abend in der Achterbahn ereignete, in der er mit seiner Begleitung fuhr, aber eben nur das. Als er einen von ihnen nach der Aufklärung dieses Falles jedoch verdächtig hinters Riesenrad laufen sah, beschloss er, ihm zu folgen. Er ließ seine Freundin stehen, riet ihr, schon einmal vorauszugehen und lief ihm hinterher, in den abgelegenen, uneinsehbaren und menschenleeren Bereich hinter dem Riesenrad des Parks. Nennen wir es Neugier, die ihn trieb. Abenteuerlust. Gerechtigkeitssinn. Pure Dummheit. Er beobachtete ihn bei der Abwicklung eines Deals, und war so aufgeregt und beschäftigt mit dem Verbrechen, dessen Zeuge er gerade wurde, dass er nicht bemerkte, wie der zweite von den beiden Männern in Schwarz hinter ihm auftauchte. Und ihn mit einer Eisenstange von hinten niederschlug.“ McCoy zuckte merklich zusammen als der ihm bekannte Name erneut fiel und fing an sich zu wundern, was dieser Grundschüler und Shinichi miteinander zu tun hatten. Die Stimme des kleinen Jungen jedoch redete monoton und unbeirrbar weiter. „Betäubt von dem Schlag ging er zu Boden, bemerkte nur am Rande, wie die beiden beratschlagten. Ihnen war klar, dass sie ihn nicht einfach erschießen konnten, denn vom vorangegangenen Fall liefen hier noch viel zu viele Polizisten herum, die den Schuss vielleicht gehört hätten. Also beschlossen sie etwas anderes. Sie hatten ein Gift dabei, etwas ganz und gar Neues. Im Blut nach der Einnahme nicht nachweisbar und binnen Minuten tödlich. Er bekam mit, wie ihm jemand den Kopf an den Haaren hochzog, etwas, das seine vom Schlag herrührenden Kopfschmerzen schier zum Explodieren brachte – er bekam auch mit, wie man ihm etwas in den Mund steckte und zwang, es herunterzuschlucken. Er bekam nicht mehr mit, wie und wohin sich die beiden entfernten. Er dachte, er starb. Ein Teil von ihm tat das wirklich.“ Seine Stimme war leise geworden zum Ende des Satzes. Ein unbestimmter Tonfall schwang in ihr mit – Bedauern, Reue vielleicht, mutmaßte McCoy – ein Tonfall in jedem Fall, der zu so einem kleinen Kind gar nicht passen wollte. Er hatte den Blick von der Kamera gerichtet, seine kleinen Finger betrachtet, die er auf der Holzplatte plattdrückte, so fest, dass das Blut aus den kleinen Fingerkuppen wich, seine Fingernägel weiß erschienen. Als er weitersprach, hob er nicht den Kopf. „Für die beiden Männer war der Fall damit abgeschlossen. Sie hatten den Oberschüler ermordet und liegen gelassen, sich vom Acker gemacht, nicht gewartet, bis der vor Schmerzen schreiende Jugendliche endlich für immer schwieg. Sie glaubten an die Wirksamkeit ihres Gifts. Und Sie alle fragen sich jetzt vielleicht, woher ich das weiß. Ein paar von Ihnen wissen, dass Shinichi Kudô damals nicht starb – Sie, Kommissar Meguré, weil Sie ihn zwischenzeitlich gesehen haben. Sie, Mr. Black, weil man Ihnen von ihm berichtet hat. Und für Sie, Anokata, erklärt sich der Sachverhalt nun sogleich, falls Sie es nicht ohnehin schon ahnen. Shinichi Kudô starb also nicht an dem Gift. Er überlebte und versteckte sich. Wo, aber?“ Ein müdes Grinsen huschte über die Lippen des Grundschülers, als er sich seine Brille von der Nase zog. „Das will ich Ihnen verraten. Er tanzte die ganze Zeit wortwörtlich unter Ihrer Nase herum.“ McCoy legte seine Stirn in Falten, als sich in ihm eine leise Ahnung breitmachte. „Mein Name ist Conan Edogawa und ich bin neun Jahre alt. Allerdings… gab es Conan Edogawa vor diesen letzten drei Jahren nicht – mich jedoch gab es dennoch. Vor drei Jahren hieß ich nicht nur nicht Conan Edogawa. Vor drei Jahren wohnte ich auch nicht bei den Môris und ich ging auch nicht zur Grundschule. Vor drei Jahren gab es diesen kleinen Hosenscheißer nicht. Mein wahrer Name ist Shinichi Kudô, ich bin mittlerweile neunzehn Jahre alt und sollte eigentlich in meinem eigenen Haus wohnen und zur Oberschule gehen. Das Gift, das mich töten sollte, hat mich geschrumpft. Diesen Vorgang zu verstehen hat lange gedauert – und die Erklärung einer Expertin bedurft. Bei der Einnahme der Substanz, die APTX 4869 genannt wird, wird in den Zellen die Apoptose eingeleitet. Apoptose nennt man, für die Nicht-Mediziner unter uns…“ „… the suicide of one’s own cells...“ McCoy ächzte. Dieses eine medizinische Fremdwort hatte er verstanden. „What’s that – what’s he talking about…?!“ Er hielt inne, als er ihn weiterreden hörte. „… den programmierten Zellselbstmord. In meinem Fall hielt irgendetwas diesen Vorgang auf, kürzte mich zusammen auf Grundschülerformat. Bislang… gibt es noch kein wirksames, dauerhaftes Gegengift. Das, was mich zu meinen kurzen Gastauftritten befähigte, waren temporäre Antidote, die jedoch nur kurze Zeit vorhielten und gegen die mein Körper recht schnell immun wurde. So sitze ich also immer noch in diesem entwürdigenden Kleinformat herum. Ich hoffe, das wird sich ändern.“ Er blickte auf. „Damit Sie mir jedoch auch glauben, fürchte ich, komme ich nicht umhin, Ihnen den Beweis zu liefern – die meisten von uns arbeiten schließlich in einem Metier, in dem Beweise das halbe Leben sind, nicht wahr?“ Er lächelte bitter. „Und damit es am Ende nicht heißt in dubio pro reo – im Zweifel für den Angeklagten – hier also der unumstößliche Beleg für den auf absurde Weise schief gelaufenen Mordversuch an einem Teenager. Sie hätten mich erschießen sollen, als Sie die Gelegenheit hatten. Ein Rat noch am Rande - falls Sie eher zartbesaiteter Natur sind, schauen und hören Sie in den folgenden Minuten besser weg.“ Er beugte sich kurz aus dem Bild, zog ein Glas Wasser und eine kleine Kapsel zu sich. Und erst jetzt bemerkte McCoy, dass der kleine Junge viel zu große Klamotten trug. Der Doktor sah ihn schlucken, als er auf die Kapsel in seiner kleinen Hand blickte – und als er aufsah, blickte er nicht in die Kamera. Er sah einen Punkt dahinter an. Er schaute auf den, der die Kamera hielt, die nun zusehends ins Vibrieren zu geraten schien, da das Bild nun leicht wackelte. Sorge spiegelte sich in seinen Augen und die stumme Bitte um Vergebung. Dann hob er die Hand, schob sich die Kapsel in den Mund, setzte das Wasser an und spülte sie runter. McCoy hatte kaum bis fünf gezählt, als er ihn zusammenzucken sah. Der kleine Junge verkrampfte sich zusehends, griff sich an die Brust, versuchte mit allen Mitteln, nicht zu schreien – und verlor doch diesen Kampf um seine Selbstbeherrschung zusehends. Er sank in den Stuhl, starrte an die Decke, heftig atmend, japste nach Luft, konnte sich kaum halten. McCoy sah weg, als es anfing – es anhören zu müssen, kostete ihm fast den Verstand. Erst als einzig und allein ein angestrengtes Keuchen zu hören war, wagte er, den Kopf wieder zu drehen und die Augen zu öffnen. Die Kamera hielt nun auf einen gänzlich anderen Menschen. Auf dem Boden, erschöpft nach Atem ringend, lag nun ein Teenager. Blass, schwitzend und zitternd gleichzeitig, aber ein Teenager. Und doch waren die Ähnlichkeiten zu dem kleinen Jungen von gerade eben unübersehbar. Ganz zu schweigen von den Ähnlichkeiten zu dem jungen Mann, als den er ihn kannte. „Shinichi.“, murmelte er leise, fassungslos. Beobachtete, wie der Jugendliche sich hochrappelte, aufsetzte, sich mit zitternden Fingern die schweißnassen Strähnen aus der Stirn strich und einen mehr als besorgten Blick an der Kamera vorbei zu der Person warf, die die Kamera mit wackeligen Händen hielt – denn dass dahinter ein Mensch und kein Stativ stand, merkte er spätestens jetzt, als das Bild ruckelte und zitterte, und ein sehr lautes Atemgeräusch ins Mikrophon der Kamera rauschte. Dann griff er nach dem Wasserglas, das immer noch halbvoll auf dem Tisch stand, leerte es mit einem Zug, ließ sich dann nach hinten sinken, schaute stur und entschlossen in die Kamera. „Wie Sie nun…“ Er räusperte sich kurz, als seine Stimme in seinen Ohren zu heiser klang. „Wie Sie nun sehen, habe ich nicht zu viel versprochen. Diese Organisation muss zerstört werden und ich werde nicht ruhen, bevor dies passiert ist. Ich lasse mich von Ihnen nicht einschüchtern, Anokata, von Ihnen nicht und von keinem, der für Sie arbeitet. Ich werde mich nicht aufhalten lassen, Ihnen die schwarze Maske vom Gesicht zu reißen, Ihnen, und jedem, der für Sie in irgendeiner Weise auch nur einen Finger rührt, und wenn es das Letzte ist, was ich in diesem Leben tue. Ich weiß, hinter wem Sie her sind und ich weiß, was Sie tun werden, um mich aufzuhalten. Machen Sie sich keine Mühe, sie zu finden, und verschwenden Sie keine Zeit, nach denen zu suchen, mit denen Sie mich erpressen wollen, sondern wenden Sie sich sogleich vertrauensvoll an mich. Ich kenne ihre Email-Adresse. Ich weiß, wer Ihrer treu ergebenen Agenten ein Maulwurf ist. Ich weiß, wo Sherry sich versteckt. Und ich werde nicht zögern, das alles hinauszuposaunen in die Welt – sollten Sie auf meine Forderung nicht eingehen. Ich will Ihr Verderben, und Sie jetzt ganz sicher meins. Wenn Sie also dieses Versteckspiel ein für alle Mal beenden und wir diese Sache nun endlich aus der Welt schaffen wollen, sollten Sie sich meinen Deal anhören. Kommen und holen Sie mich. Versuchen Sie ruhig, aus mir herauszukriegen, was ich weiß. Damit haben wir beide, was wir wollen – ich mache keinen Hehl daraus, ich will dem ins Gesicht sehen, der mir das angetan hat – und ich will in Ihr Hauptquartier, um Sie zu vernichten. Ich warte auf Sie - aber meine Geduld kennt Grenzen. Damit wurde der Bildschirm schwarz. McCoy saß da, seine Augen aufgerissen auf das kleine Smartphone gerichtet, sein Atem flach. Er war sich nicht sicher, ob er überhaupt noch wissen wollte, wie diese Geschichte weiterging. Er befürchtete das Schlimmste. Und es sollte kommen. Good Lord… you went to meet your fate, Sherlock… You must have guessed that they’d kill you… Why did you… how could you… Seine Gedanken rasten Zickzack in seinem Kopf, kaum einer, den er zu Ende dachte, immer neue Fragen, die sich einander jagden und in den Schwanz bissen – und auf keine von ihnen wusste er eine Antwort. Erst Anokatas Stimme setzte dem Staffellauf seiner Gedanken ein Ende, riss ihn ins hier und jetzt zurück. Er blickte auf, schaute dem Mann mit der schwärzesten Seele, die er sich vorstellen konnte, ins Gesicht. „Well. What He’s talking about is how he met some of my employees, witnessed a crime and got caught. They tried to kill him, but they failed – we didn’t know that our newly invented poison just didn’t kill everyone… but rejuvenated some victims. He went years unnoticed, lived a secret live as little kid. Until that very day. We came to fetch him, as you might have guessed. How could I ignore such a feverish desire to see me…“ Anokata schaltete das Handy aus, ließ es in seine Tasche gleiten. Ein schmales Grinsen huschte über seine Lippen. „And hell, he was amazing. If he just hadn’t been already so caught up by this abstract construct called truth and justice. Such a sharp mind, such a fast apprehenshion. He would have excelled between my subordinates.” Er lächelte, stand auf, ging langsam um McCoy herum. „First we gave him, what he thought non-existant – a permanent antidote to kill his alter ego, little Conan. Then we went on, questioning him – I surely wanted to know if what he announced so whole-hearted was true. I knew, he would at least know, where Sherry was – and I deeply wished to lay my hands on her, tight around her neck... She was one of our most gifted chemists. And one of our biggest traitors.” Das Lächeln bröckelte ihm langsam von den Lippen. „First though… it wasn’t us who held the reigns, although we thought, we would. We invited our enemy, and he used his very next chance to fulfil his promise to harm us.“ Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. „He wasn’t even there for a whole day. A female member usually cared for the food for our hostages – yes, this might sound strange to you, doctor, and don’t think they had a luxurious life at our premises, surely not – but we wanted to keep our guests capable for questioning them.” Er machte eine kurze Pause. „Normally, this was a dummy-proof thing. Never an issue. Our lowest ranked members delivered the food by pushing it in a flap in the door. It was soup, that day, like almost every day. Fast dish, easy to prepare. No pampering for our guests, just enough to keep them alive…“ Anokata lächelte säuerlich. „That flap was at eye-level. He threw the bowl back at her – she got burned, stumbled back and he managed to reach the doorknob from the outside through the flap, freed himself that way. He locked her in and used the time to upload a little trojan into our computer systems. He knew, the time would never be sufficient for escaping, but he knew the location of the server room; there had been moles among us, secret agents of the FBI and CIA, and they briefed him with the details. That was an ugly little virus – it pretended our demasking, showed a data transfer, emails were sent automatically and so on. In fact, that virus just waited for us to type in our passwords as we tried to save and delete our data. Then it sent it all out, secretly, undetected. And while we thought we had stopped the catastrophe, hell broke loose, without us knowing. Such a clever, clever virus.“ Er hielt inne. „Well, whatever. We considered us safe again, after stopping the faked data transfer. But my patience had come to an end. I took him to task. And I daresay, that I presented him with the blackest ten days in his life, literally…” Ein maliziöses Lächeln kräuselte seine Lippen, ein diabolisches Funkeln trat in seine Augen, als er McCoy aus den Augenwinkeln heraus ansah, den Rücken gerade, die Arme vor der Brust verschränkt. Der Mediziner hielt den Atem an, verkrampfte sich unwillkürlich. Good Lord… he’s the devil, incarnated… “My organization has ways and means to get people into talking… and these means we used on him. A newly invented means of conviction, even. A drug. A hallucinogetic drug, to be precise.“ Langsam drehte er sich um. „Intravenous. The first injection almost knocked his lights out. And it was so fascinating to see how he reacted on our HLZG. You know, this girlfriend,…“ Er grinste hämisch. „… the love of his life.“ „The girl that looked so similar to the first victim…?“ „Looks similar. She’s still alive...“ Anokata lächelte versonnen, ehe er sich wieder seinem Gefangenen zuwandte. „Our poison affects the human being in three different ways. First, it gives you the trip of your life. Feelings of happiness and joy, that are almost unbearable. Your wildest desires turn into realitiy… and he – he dreamt of her.“ Er lachte spöttisch. „My god, he was barely nineteen. A teenager. What does such a young man understand of love, you might say. But then whe heard him talk, about her, with her, and it became obvious for us, that all of this, each and every word, must have been trapped inside his heart for years, that he never found the courage to tell her… just how much he loved her, what feelings he held for her, what he whished for himself, and for her. And we saw, we understood, that she was the key. She was his weakest spot, he loved her, more, much more than his own life. We were so aware of the fact that he’d do just everything, really everything, for her.” Anokata hob den Kopf, sich des abfälligen Blicks seines Gefangenen wohl bewusst. „I never met anybody else in my life, who loved another person more than himself, so much more than himself. Her smile, her happiness, a life shared with her, that was all he dreamt about. And the words he found when he talked about her, when he confessed to her that he had lied and betrayed her, when he told her how much he missed her, how much he regretted everything that hurt her, because of us – he put his head on our block, voluntarily, every day. He let us look into his innermost core, he was an open book for us, and we just sucked it in, everything. He spoke all that from the soul, sometimes until his throat got almost sore, with an intensity in his voice, that made even me shudder - and freeze in awe, seeing the capabilities of our new poison… that faked realitiy so well for him, that made him believe she was with him, stood before him, listened to him. All of these silently murmured words of affection, all of these confessions – he was telling it all to her, but only we heard them. This fear of rejection, the joy and relief when she forgave him, the smile on his lips after every single one of these performances, the pure happiness that he was finally with her, and both of them safe and sound – that was unbelievably real for him. Unbelievably real. And every time he woke up - and only we were surrounding him, the bitter reality laughed at his face, cruel, loud, and it was such a huge pleasure to watch him finding back into his miserable life… frustration, first, being still half-asleep and dizzy from that poison, still not capable of understanding the state and situation he was in; only realizing, that she wasn’t there, that he’s been just dreaming – then the embarrassment when he realized what he’d told us, that we had heard and seen everything, all of these words not meant for anybody else than her. Then he got angry, hated himself for not being capable of taking more control of himself. He knew that we’d use all this against him. And against anybody else close and dear to him. And we were feasting on that, each and every time.“ Er lachte. „Of course we recorded him on tape. The expression on his face when he heard himself for the first time, and, most important, when he heard himself telling us her name – phenomenal. You should think that we’ve smacked him in the face hard enough to give him a lifelong trauma, that he’d be unable of ever feeling so deeply about someone again, ever allow himself to knit a bond that strong to another person – but she just makes him forget all of his pain. She is both, his doom and highest hope, his weakest spot and his rescuing angel at the same time. But this time – she won’t be there to help him. Gin has her in his hands, and probably she’s dead by noon tomorrow.” McCoy fuhr auf, starrte ihn an. „What bastards are…“ „Save your breath, until you’ve heard it all, doctor – though, I think, this won’t change your mind, either, rather intensify it. After each frenzy came the crash.“ Er kniff die Lippen zusammen. „In his clear phases, when he was awake and aware of his state, we questioned him. He never told us anything, didn’t say as much as a word. He had an unbelievable ability of controlling himself, and he pushed back every fear of the pain that awaited him. He was anxious about Ran, about his family, but he hid everyone before he went to meet us – the only thing he couldn’t control was himself when in ecstasy or withdrawal phases. The withdrawal always came with hallucinations that were the complete opposite of the dreams he’d had before. He saw her death, and more – his own fault. Every time, and over and over again. And it pushed him to his limit, it seemed equally real for him – it made his heart race almost to collapse, his blood pressure rose so fast that sometimes the little veins began to burst, you could see the red dots in his eyes…” Er grinste hämisch. „The mere thought of her death was almost enough to kill him. That’s frightening, isn’t it? Frightening and impressive alike.“ Anokata wartete McCoys Antwort nicht ab. „But of course, that wasn’t everything about it. For a real withdrawal, you’ll need the physical symptoms. And these usually kill our delinquents, one after the other… this drug isn’t made to be addicted for a long time. It’s addictive after the first contact, but with every new dose it’s destroying the body more and more. It’s a mystery that he survived. He had a substitution therapy, that’s what I’ve learned. Nice idea.” Langsam wandte er sich seinem Hausherrn zu. „Now – you for sure want to know the ending, right? Well, we got her and confronted him with his girlfriend. But before we could carry out our plan, we were attacked. And that was when we realized, that the virus had worked differently – the FBI was standing at the gates, and they ripped the premises apart. They arrested everyone who didn’t die in the battle, except – me. And Gin, Vodka, Chianti. Kudô and his friend fled, well hidden in the chaos. But he returned, after bringing her out of the building, that stupid kid…“ McCoy schaute ihn an. „Why that?“ „He wanted to know my true name. My real identity. He doesn’t know it, still.” Sein Mundwinkel zuckte. „He gathered the last proof, and then he searched for me, wanted to know who I was. What made me do what I did. What’s fuelling me and my hatred... It was so obvious why he wanted to know that. The abyss he saw within me abhorred him. He wanted to understand it, understand me, to be better prepared whenever facing a man like me again… but he didn’t find satisfaction that day. I didn‘t tell him.“ Er lachte leise. „I started the self-destruction programme of the headquarters, and he wasn’t fool enough to wait until that building flew past his ears. He went to safe himself – and still wasn’t able to rescue himself.” Der falsche McCoy machte eine Kunstpause. „Back outside, he ran into Gin’s arms, one of my most faithful members, one of my most cruel murderers. He caught his girlfriend, stabbed her with my most precious belonging, an antique samurai katana, and left her to die in his arms. Kudô believed she did exactly that – die in his arms – as he didn’t know that she survived that blow, until just a few days ago.“ Nachdenklich verschränkte er die Arme vor der Brust. „And now she’s here, at Gin’s mercy – and he’ll put her into a gorgeaus dress, white like a bride’s gown, and he’ll have that drawing this little artist made of her. And then he’ll stage her, into the new set at Globe theatre, in the newly built water basin, together with a nice bouquet of forget-me-not flowers, leaving her there to drown slowly… And she’ll look like lovely Ophelia, who died because of her madness for a guy, just like in Shakespeare’s play. She’s got to die like her, because Sherlock just like Hamlet wasn’t there, failed to act, failed to be fast enough, to be clever enough… when all started to fall apart in the state of Denmark, like a rotten apple…” Er grinste schäbig. „And to make sure that our dear Mr. Holmes doesn’t interfere his plans – what he’d do, doubtlessly, if he just could think straight – I made sure he’s going to slumber in his little bed right now, happily dreaming about what never will be real for him, and fearing once more his future – a very black one, I can promise you that one…“ Er war zur Tür getreten, langsam, machte das Licht aus – seine Gestalt hob sich nur noch schemenhaft von dem von draußen hereinfallenden Dämmerlicht ab. „Black like the deepest, darkest spot in hell.“ Damit fiel die Tür zu. Und McCoy wusste, er würde sie nie wieder öffnen. Wenn man ihn nicht zufällig fand, würde er hier unten sterben. Das jedoch war es nicht, was momentan seine Stirn in tiefe Sorgenfalten legte. Sherlock… Moriarty is about to push you over the edge… don’t let him drown you in the falls of Reichenbach… Don’t… Don’t…!   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)