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Dunkler als schwarz

Shinichi x Ran
von

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Kapitel 22: Der erste Zug

KAPITEL 22 – DER ERSTE ZUG
 

Am anderen Ende Londons saß Ran mit ihrem Vater ebenfalls beim Essen. Sie hatte sich Indisch gewünscht, und so hatte er seinen Reiseführer konsultiert und ein ganz passables Lokal aufgetan.

Die Fahrt hierher war allerdings extrem schweigsam verlaufen – ein anstrengender Zustand für Kogorô, der seine Tochter anders kannte.

Gut, sie hatten sich erst vor ein paar Tagen gesehen. Genauer genommen, vor ein paar Stunden, wenn man auch hier wirklich nur von „gesehen“ sprechen konnte.

Allerdings hätte er dennoch erwartet, sie würde redseliger sein, nachdem, was in diesen paar Tagen seit ihrem letzten Gespräch passiert war.
 

Mausebein.
 

Er hatte ihr kurz eröffnet, warum er hier war, ihr im Prinzip erzählt, was sie von ihrer Mutter schon wusste – zweiter Verbindungsoffizier und all das andere Blabla – danach war es wieder still gewesen im Taxi.

Mittlerweile saßen sie hier, er vor einem Kobrabier, sie vor ihrer Mangosaftschorle, die Vorspeisen, eine Variation mit Gemüse gefüllter Teigtaschen an diversen Dips hatten sie bereits hinter sich gebracht.

Nun saß sie ihm gegenüber, stocherte in ihrem Mandel-Kokos-Hühnchen und versuchte ein Lächeln, wo keins war.

Kogorô seufzte – einer von vielen Seufzern an diesem Abend.
 

Ran sah auf; Schuldbewusstsein spiegelte sich in ihren Augen.
 

„Dann… arbeitest du also mit Shinichi, ja?“

Er zog die Augenbrauen hoch – mit allem hatte er gerechnet, aber nicht, dass sie von seiner Arbeit anfing.

„So ist es, ja.“

„Hm.“

Ran lächelte traurig in sich hinein.

„Ganz wie in alten Zeiten, was?“

Kogorô horchte nun doch auf. Dann schüttelte er vehement den Kopf, eine Geste, die Ran stutzig machte und ihr Lächeln von ihren Lippen wischte. Fragend blickte sie ihn an.

„Keineswegs.“, ergänzte Kogorô sein Kopfschütteln. Dann lächelte er zynisch.
 

„Ich weiß, wie ich ihn nannte. Westentaschensherlockholmes. Möchtegerndetektiv.“

Er fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über seinen kurzen Schnauzbart, von seinen äußersten Spitzen nach innen und wieder zurück, immer wieder.

Als er weitersprach, ließ er seine Hand sinken.

„Ich weiß, wie ich ihn behandelt habe, als er Shinichi war – ich hab ihn nicht ernst genommen, nicht respektiert, vor dir immer schlecht gemacht, weil er der Sohn erfolgreicher Eltern war und in meinen Augen ein verzogener Bengel. Seine Arbeit bei der Polizei schob ich bloßem Glück zu und dem Vitamin B seines Vaters, der schließlich mit Mégure befreundet war. Und ich weiß, wie ich ihn als Conan behandelt habe – ich hab ihn angeschnauzt, beleidigt, vom Tatort in hohem Bogen aus der Tür geworfen - und als ich hinterher erfuhr, dass er es war, dem ich meine Karriere verdankte, war ich stocksauer auf ihn. Ich hätte ihm den Hals umdrehen können. Das weißt du, ich war ziemlich deutlich mit meiner Wortwahl, in diesen Tagen, fürchte ich.“

Er knurrte unwillig, schüttelte dann den Kopf.

„Heute hab ich ihn zum ersten Mal bewusst arbeiten sehen; konsequent, durchdacht, intelligent. Und ich weiß, genauso wie heute arbeitet er immer – seien wir ehrlich, sonst hätte ich auch nicht diesen herausragenden Ruf als schlafender Meisterdetektiv genossen. Es waren die Früchte seiner Arbeit. Er ist… verdammt brillant. Sehr menschlich und respektvoll im Umgang mit seinen Mitmenschen, egal ob es sich um Kollegen, Hinterbliebene, Opfer oder Täter handelt. Seine Kollegen schätzen ihn, und London fährt total auf ihn ab – ich kanns ihnen nicht verdenken. Er ist Sherlock Holmes… irgendwie. Ich weiß, dir sagen diese Dienstbezeichnungen nichts, aber lass dir gesagt sein, Superintendent mit fünfundzwanzig wird man nicht einfach so.“

Kogorô fuhr sich durch die Haare. Ran hatte aufgehört, sich mit ihrem Essen zu beschäftigen, schluckte trocken; sie hatte ihren Vater selten so lange am Stück reden hören.

Erst Recht nicht über ihn.
 

„Ich war all die Jahre wohl einfach nur neidisch auf solches Können und ich mochte ihn nicht, weil er ein Kerl war, weil er der Kerl war, für den du schwärmtest, und ich dachte, er tut dir nur weh. Er sah gut aus, ein ausgezeichneter Sportler, hätte zig Mädels haben können, der ganzen Fanpost nach zu urteilen, über die du dich immer aufgeregt hast. Gut… letzten Endes lag ich damit nicht so falsch, damit, dass er dir Kummer und Schmerz bringt, allerdings… auf andere Weise, als ich es dachte.“

Er seufzte leise. Ran starrte ihn an, wie vom Donner gerührt.

„Ja, ich weiß, in deinen Ohren klingt das wie ein irrer Witz.“

Sie schüttelte den Kopf.

„Hast du ihm das mal gesagt?“, fragte sie leise.

„Nein.“

Kogorô schüttelte den Kopf.

„Und das werde ich auch nicht. Er arbeitet professionell mit mir zusammen, gibt sich völlig transparent, aber auf echte Sympathie kann ich nicht mehr hoffen.“
 

Konnte ich von vorneherein kaum und nach dieser Lüge, die ich ihm aufgetischt habe, erst Recht nicht mehr.

Wegen mir hat er fünf Jahre Hölle hinter sich… die ihm von Tag zu Tag heißer wurde, ihn von Tag zu Tag ein Stückchen mehr verbrannte, bis fast nichts mehr übrig blieb als ein Haufen seelenloser Asche.

Weil ich ihm die Hoffnung auf das nahm, was er sich im Leben am meisten wünschte.

Weil das Wichtigste in seinem Leben auch das Wichtigste in meinem Leben war, und ich nicht bereit war, zu teilen.
 

Ran.
 

„Zwischen uns ist einfach zu viel im Argen, Ran.“

Er lächelte bitter, trank im Anschluss sein Bier fast in einem Zug aus.

Kurz hatte er überlegt, ihr reinen Wein einzuschenken. Ihr den wahren Grund zu nennen, warum er nicht darauf hoffen durfte, dass Shinichi Kudô ihm verzieh.

Er hatte es gelassen… aus mehreren Gründen.

Allen voran seine eigene Feigheit – er wollte Ran nicht verlieren, und er ahnte, all ihr Verständnis würde an diesem Punkt aufhören, wenn sie erfuhr, dass er es gewesen war, der Shinichi über ihren Zustand angelogen hatte.

Zum zweiten allerdings auch wegen Shinichis Opfer – er hatte Hemmungen, den jungen Mann erneut vor den Augen ihrer Tochter als Lügner zu entlarven, wo Kogoro selbst doch der Grund war, warum Shinichi gelogen hatte.
 

Sorgenvoll betrachtete er ihr trauriges Gesicht, als sie in ihrem Reis rührte, ein paar Körner über ihr Currygericht rieseln ließ.
 

„Ich dachte nicht, dass du seine Bitte so einfach hinnimmst.“

Ran schaute auf.

„Das mit der Zeitung meinst du? Wieso?“

Er blickte sie irritiert an.

„Naja.“

Kogorô geriet zusehends ins Stottern.

„Naja… du liebst ihn… und… nun…“

Auf den Lippen seiner Tochter blühte ein bitteres Lächeln.

„Er verlangte, unsere Bekanntschaft vor der Presse zu verleugnen. Seien wir ehrlich, Paps, als ich das Foto in der Zeitung sah, war mir klar, dass er kommen würde mit genau dieser Bitte.“

Sie schluckte hart.

„Und sie ist ja auch nicht unvernünftig. Er will möglichst wenig Sand aufwirbeln. Weil sein Chef…“

„Nein, Ran. Wegen dir.“

Kogorô sah sie starr an.

"Das hat er dir auch gesagt.“

Sie biss sich auf die Lippen.

„Er sieht Gespenster, Paps.“

„Ran…“

Sie schaute auf, fixierte ihren Vater starr mit ihren blauen Augen.

„In den letzten fünf Jahren ist nichts passiert! Ehrlich, wie wahrscheinlich ist, dass sie nicht mitgekriegt haben, dass ihr Anschlag fehlgeschlagen ist. Oder nicht herausgefunden haben, wo er abgeblieben ist, Sherlock Holmes…“
 

„Höher als du denkst, Mausebein.“

Kogorô nippte an seinem Bier, stellte es dann wieder ab.

„Unsere Freunde werden von der japanischen Polizei, von der Sicherheitspolizei, vom FBI, der CIA und wahrscheinlich Interpol gesucht. Es ist wahrscheinlich, dass sie in der ersten Zeit überhaupt nirgendwohin gehen konnten, sich nirgends blicken lassen, unter ihrem Namen gleich dreimal nicht mehr leben konnten. Ich meine, sie sind nicht eben unauffällig. Also – sind sie auch relativ abgeschnitten von der Außenwelt.“

Er holte Luft.

„Des Weiteren hatten sie es mit Shinichi nie eilig – sie wussten, würden sie ihn suchen, würden sie ihn finden, früher oder später. Was dich betraf, Ran… er hat dir ein Katana in den Körper gestoßen. Dass du noch lebst, ist Glück. Er wird nicht davon ausgegangen sein, versagt zu haben. Und Shinichi… machte an dem Abend auch nicht den Eindruck, als hätte er sein Ziel nicht erreicht. Danach… wird er die Gelegenheit und auch nicht die Muße gehabt haben, nach dir zu suchen. Du weißt, wir haben auch bewusst darauf geachtet, dein Gesicht aus den Medien rauszuhalten. Du stehst nicht einmal als Partnerin auf der Homepage deiner Mutter.“
 

„Weil ihr auch immer noch überall ihre Gespenster seht.“
 

Ran hob den Kopf, seufzte leise.

„Ich… ich liebe ihn. Und ich will, dass es ihm gut geht. Ich hab… abgehakt, dass es mit uns schnell geht, oder einfach, zur Abwechslung mal. Shinichi ist… ein Stück harte Arbeit, das war er… immer schon, aber ich bin nach wie vor fest entschlossen, nicht locker zu lassen, nicht wo ich weiß, was… passiert ist. Dass er nicht einfach so gegangen ist. Dass ich mich nicht geirrt habe, in ihm.“

Sie krampfte ihre Hände um ihr Trinkglas.

„Ich werde ihn nicht mehr allein lassen, Paps. Und mir ist egal, wem das nicht passt – egal ob dir oder ihm. Er richtet sich zugrunde, momentan. Er weiß das auch selber. Seine Eltern wissen es. Und ich weiß es auch.“

„Na, hör mal, er sah nun nicht eben ungesund…“
 

Ran ließ ihren Löffel sinken, legte ihn kontrolliert beiseite – Kogorô schaute sie alarmiert an, kannte sie gut genug um zu wissen, dass dieses sehr bedachte Absetzen eines Gegenstands einzig und allein dem Zweck diente, sich selbst zu beherrschen.

„Wenn ein Mensch fünf Jahre Einzelhaft über sich selbst verhängt, nennst du das gesund? Wenn er in fünf Jahren nicht einen einzigen Urlaubstag hatte, nennst du das gesund?

Wenn er sich sein eigenes Glück verbietet, weil er einerseits die Schuld kaum erträgt, was beinahe passiert wäre, weil er sich mit gefährlichen Leuten angelegt hat und andererseits diese gefährlichen Leute immer noch da draußen wähnt und aus genau diesem Grund sich nicht das Leben leben traut, das ihm zustehen würde, nennst du das…“

Kogorô hob abwehrend die Hand.

„Habs kapiert.“

Er lächelte bitter.
 

Ran kniff die Lippen zusammen.

„Allerdings, scheint es zu dauern, bis er es kapiert, und bis dahin bleibt mir nur, verständnisvoll zu sein, ihm nicht mehr Sorgen zu machen, als er sich meinetwegen ohnehin macht, und zu warten… wieder einmal.“

Sie ließ ihre Stirn in ihre Hand sinken, seufzte, merkte, wie ihre Lippen zitterten.

„Ich hoffe nur, es hört endlich auch einmal auf… ich bin es Leid, und ich will… ich will… so sehr, dass er endlich loslassen kann. Dass er glücklich ist. Dass er endlich heimkommt… mit mir.“

Das traurigste Lächeln, dass Kogorô je im Gesicht seiner Tochter gesehen hatte, erschien auf Rans zart geschminkten Lippen.
 

„Ich will, dass er endlich wieder er selbst sein kann…

Ich will ihn wieder, wie er war…“
 


 

Sie hatten während des restlichen Essens nicht mehr über Ran und den Fall geredet.

Nach dem Dessert hatten seine Eltern ihn nach Hause gebracht – und nun stand er wiederum in dem kleinen Eingangsbereich seiner Wohnung, wollte sein Sakko gerade an den Garderobenhaken hängen, als ihm der Umschlag einfiel. Für einen Moment hielt er inne – dann fasste er in die Jackentasche, in die er ihn gesteckt hatte, tastete – und fand nichts. Irritiert zog er seine Hand aus der Sakkotasche, griff in alle anderen – und merkte, wie seine Nervosität wuchs, als sich jede von ihnen als leer erwies. Dann atmete er tief durch, besah sich das Sakko genauer.

Die Erkenntnis, die ihn nun traf, trieb ihm den Panikschweiß auf die Stirn.
 

Das hier war nicht sein Sakko. Er hielt die Anzugjacke seines Vaters in der Hand.
 

Wir müssen sie vorhin vertauscht haben! Warum sehen diese Dinger auch so gleich aus!?
 

Wie vom Teufel gejagt riss er die Tür auf, die Jacke in der Hand, stürmte die Treppe hinunter und konnte nur in allerletzter Sekunde einen Sturz verhindern, als er im zweiten Stock eine Stufe verfehlte und sich gerade so noch am Geländer festhalten konnte.
 

Unten angekommen riss er die Haustür auf, blieb schweratmend in der Tür stehen.
 

Die gute Nachricht war, seine Eltern waren noch nicht weg.

Die schlechte Nachricht war die, dass auch sein Vater offensichtlich bemerkt hatte, dass er das falsche Sakko genommen hatte.
 

Schließlich war es auch sein keuchender Atem, der seine Eltern aus ihrer Starre riss. Langsam trat er näher, stieg die zwei Stufen vor der Haustür runter, wo sein Vater stand, in der einen Hand den schwarzen Umschlag, in der anderen ein Blatt Papier. Shinichi schluckte hart, streckte die Hand aus, zog ihm mit schweißnassen, eiskalten Fingern den Zettel aus der Hand, drehte ihn zu sich.
 

Im nächsten Moment stand die Welt für ihn still – um im übernächsten über ihn hereinzubrechen.

Er ließ den Zeitungsausschnitt fallen, als hätte es ihm die Finger verbrannt, stolperte nach hinten, über die Stufe, fiel zu Boden und fing sich gerade noch mit den Händen ab. Aus seinem zuvor etwas atemlosen Schnaufen war ein Keuchen geworden, seine Augen starr und voller Entsetzen auf das Foto gerichtet, das wie zum Hohn mit der Bildseite nach oben vor seinen Füßen gelandet war.

Und obgleich er es geahnt, vielleicht sogar ein wenig gewünscht hatte, zog ihm die Wahrheit den Boden unter den Füßen weg. Er wollte schreien, wusste, dass es nicht ging, wollte er nicht alle Nachbarn wecken und irgendetwas erklären müssen und biss sich stattdessen auf die Lippen, bis er Blut schmeckte, schüttelte dann langsam den Kopf.
 

Nicht schon wieder.

Nicht schon wieder Ran…
 

Ja, er hatte sich ein Ende gewünscht, er sehnte sich diese Konfrontation seit fünf Jahren herbei.

Allerdings, nicht so.

Er merkte, wie in ihm die blanke Panik losbrach, hörte gar nicht, dass sein Vater ihn wiederholt ansprach, fuhr erst hoch, als er ihm eine Hand auf die Schulter legte.
 

„Shinichi.“

Erst jetzt registrierte er, dass sein Vater ihn anredete, besorgt anschaute. Shinichi blinzelte, schluckte hart, bückte sich dann nach dem Foto, nahm seinem Vater den Umschlag aus der Hand, stopfte es zurück in den Umschlag und schob es ein.

„Von wem ist der…?“

Shinichi sparte sich die Antwort auf diese Frage, strich sich eine schweißnasse Strähne aus der Stirn, irritiert über die extreme Reaktion seines Körpers auf diesen einen Gedanken.
 

Sie sind hier. Und sie sind wieder hinter Ran her. Sie wissen, dass sie noch lebt.

Wegen dieser dummen Reporterin, wegen… mir.
 

„Ich fand den Umschlag, Sekunden bevor du geklingelt hast. Ich hab ihn nur schnell eingesteckt, ahnte, dass er von ihnen ist, aber nicht, dass sie… dass sie offenbar auch schon herausgefunden haben, dass Ran noch lebt. Und hier ist.“

Ein schweres Seufzen entwich seinen Lippen, als er unschlüssig in den nächtlichen Himmel über London starrte.

„Auch wenn ich es befürchtet hatte, seit heute Morgen, als ich den Artikel gesehen habe im Reporter. Das Foto ist von gestern, der, den sie da so anschaut, das… das war ich.“

Er räusperte sich. Im nächsten Moment starrte er seinen Vater geschockt an.
 

„Was ist, wenn sie Ran schon…“

„Shinichi…“

Yukiko war näher getreten. Shinichi zog sein Handy aus seiner Tasche, offenbar mit den Gedanken schon wieder ganz woanders, und es erschreckte sie, wie angreifbar er wurde, wenn es um Ran ging. Wie sehr die Sorge um diese junge Frau ihn tatsächlich handlungsunfähig machte.

Sie griff seine Hand, ehe er irgendetwas tun konnte.

„Hattest du nicht erzählt, sie wolle mit ihrem Vater essen gehen…?“

Shinichi hielt inne, schaute sie an. Dann nickte er, langsam.

„Stimmt.“

Er atmete durch, tief, strich sich über die Augen, verharrte mit dem Daumen und Zeigefinger einer Hand an seiner Nasenwurzel, die Augen geschlossen. Langsam schien sein Hirn wieder in Gang zu kommen.

„Und wäre Ran nicht da, würde Kogorô mir längst die Bude einrennen.“

Ein sehr schiefes Grinsen huschte über seine Lippen. Ein Blick auf sein Handy zeigte ihm, dass nichts dergleichen passiert war.

„Und wäre sie nicht im Hotel angekommen, sollten sie schon fertig sein, dann würde Sonoko mir die Hölle heiß machen. So oder so, ich wüsste es bereits.“

Er ließ seine Hand wieder sinken, nickte langsam.

„Du hast ja Recht, es ist nur…“

Yusaku lächelte bitter.

„Du hast Angst.“
 

Shinichi sparte sich auch diese Antwort.

„Ich werde jetzt hochgehen und Akai anrufen, ich denke, es ist an der Zeit und das hier Beweis genug. Ich rühr mich morgen bei euch, wenn ich mehr weiß.“

Damit wollte er sich umdrehen, eigentlich, aber seine Mutter hielt ihn zurück, indem sie ihm ihre Hand auf den Oberarm legte, flüchtig. Er wandte sich um, schaute sie fragend an.

„Shinichi… das muss nicht enden wie das letzte Mal. Du…“

Sie brach ab, als sie ihn seinen Kopf schütteln sah, die Entschlossenheit in seinen Augen glimmen.

„Das wird es nicht, Mama. Ich arbeite bei Scotland Yard und ich bin kein Teenager mehr. Die legen sich diesmal nicht mit einem Amateur an.“

Tief holte er Luft.

„Das wird diesmal garantiert anders enden.“
 

Damit drehte er sich um, ohne seinen Eltern gute Nacht gesagt zu haben, noch im Raufgehen die Nummer Akais im Kontaktverzeichnis seines Smartphones suchend.

Und fragte sich dabei, woher er gerade eben diese Selbstsicherheit genommen hatte.
 

Gerade, als er durch die Tür in seine Wohnung trat, die Tür hinter sich hoffentlich zum letzten Mal für heute schloss und das Licht anmachte, wurde das Freizeichen durch die wie immer sachlich klingende Stimme Shuichi Akais ersetzt.
 

„Also sind sie wieder auf dem Plan?“

Shinichi stutzte ob dieses prompten Einstiegs ins Gespräch.

„Ja. Aber woher…?“

„Kudô – du hast dich seit fünf Jahren nicht einmal gemeldet. Der Anlass für einen Anruf von dir bei mir kann nur diesen einen Grund haben. Außerdem weiß mittlerweile auch die andere Hälfte des Globus‘, wo du abgeblieben bist – wenn sie’s vorher noch nicht wussten, wissen sie’s spätestens jetzt.“

Er lächelte in seine Kaffeetasse hinein – in Tokio war es gerade mal sieben Uhr früh, während es in London noch zehn Uhr abends war.

Shinichi ließ sich in sein Sofa sinken.

„Gut, ja stimmt. Du weißt aber, warum.“

Er schluckte.

„Sie haben mir heute ein Bild von Ran zukommen lassen, genauso wie das letzte Mal, kurz bevor sie sich geschnappt haben…“
 

Das Bild, von dem ich so lange glaubte, es wäre das letzte, das von ihr gemacht wurde.

Das Bild, das seit Jahren das einzige ist, das ich von ihr habe.
 

Das Bild, das in seiner Nachttischschublade lag.
 

Dann durchfuhr ihn ein Gedanken siedendheiß.

„Sag mal, wusstest du, dass sie das damals überlebt hat?!“

„Natürlich.“, erklang die Stimme des Agents staubtrocken durch den Äther.

„Sie hat sich mit Shiho getroffen, des Öfteren, und da ich hier bin, um auf unsere Lieblingschemikerin aufzupassen, hatte ich natürlich auch Kontakt zu ihr. Dachtest du etwas anderes?“
 

Shinichi merkte, wie ihm die Schamesröte ins Gesicht stieg. Er hätte es so einfach haben können, in den letzten Jahren, hätte er nur einen einzigen Anruf getätigt. Stattdessen hatte er den Einsiedler gegeben, sich abgeschottet von der Außenwelt, nicht eine Meldung mehr in die alte Heimat gemacht. Nicht eine.

Andererseits, so fair musste er sich gegenüber sein, hatte davon in den ersten Wochen nach seiner Flucht auch nicht die Rede sein können.

Er stöhnte auf, während Akai am anderen Ende lachte.

„Idiot.“

„Danke für Backobst.“, murrte Shinichi.

„Du hast doch keine Ahnung…“

„Oh doch, Angeber. Und das weißt du.“

Shinichi verstummte augenblicklich, als ihr Gesicht vor seinem inneren Auge auftauchte - und genauso schnell wieder verschwand, wie eine Fata Morgana. Akemi Miyano.

Er versuchte nicht, zu erklären, wo die Unterschiede in diesem Fall waren – stattdessen fing er das Gespräch an dem Ende wieder an, an dem es unterbrochen worden war.

„Auf jeden Fall sind sie hier, und ich bin mir sicher, auch in diesem Mordfall mischen sie mit, falls du ihn mitverfolgt hast…?“

„The Artist, ja. Klingt interessant.“

„Ist es. Momentan aber eigentlich nur anstrengend.“

Shinichi klang genervt.

„Also?“

„Also muss ich wohl meinen Kaffee austrinken und einen Flug buchen.“

Er hörte ihn tatsächlich seine Tasse in einem Zug leeren.

„Ich informiere Jodie und James. Er ist momentan selbst in London, seit zwei, drei Tagen, er soll sich bei dir melden. Es wundert mich, dass er das noch nicht getan hat, wollte er doch nach dir sehen. Hast du Shiho schon informiert…?“

„Nein.“

Shinichi merkte, wie ihm kalter Schweiß erneut auf die Stirn trat.

„Noch nicht. Ich hab den Brief gerade erst geöffnet, du bist der erste, der davon erfährt. Ich… meld mich gleich bei ihr. Sie muss… achtsam sein.“

„Allerdings. Und das heißt im Klartext für dich, Kudô, dass du nicht nur auf dein Mädchen, sondern auch auf sie aufpassen wirst.“

„Na hör mal, dachtest du, ich würde nicht…“

„Hör auf zu reden.“

Akai klang ernst.

„Egal wie viel Zeit vergangen ist, ich glaube kaum, dass Gin sein Interesse an Sherry verloren hat. Wir sehen uns.“
 

Damit legte er auf. Shinichi starrte etwas verstimmt auf das Telefon. Dann packte er erneut seine Schlüssel und sein Sakko.

Shiho würde er diese Nachricht nicht am Telefon mitteilen.
 


 

Er sah ihren skeptischen Gesichtsausdruck, als sie ihm die Tür öffnete. Kazuha war nicht da, sie war ganz offensichtlich mit Heiji essen gegangen – der Duft von Pizza wallte ihm entgegen, als er in das Hotelzimmer trat, das sie sich mit Heijis Freundin teilte.

Ein wenig irritiert schaute er sie an, als sie sich wieder aufs Bett setzte, mit der flachen Hand auf die Stelle neben sich klopfte, um ihn so aufzufordern, sich ebenfalls zu setzen. Er tat ihr den Gefallen zunächst nicht, schob die Tür hinter sich langsam ins Schloss und gab ihr damit Gelegenheit, ihn eingehend zu mustern. Sie hatte ihn gestern nur im absoluten Ausnahmezustand gesehen, nachdem er Ran erblickt hatte – heute sah er nicht viel besser aus.

„Bis du allein hier? Hätte ich das gewusst, hättest du auch mit mir und meinen Eltern essen gehen können…“, begann er schließlich.

„Und dir damit ein unangenehmes Eltern-Kind-Gespräch ersparen? Sie fragen sich sicher, wie du es anstellst, zehn Jahre älter auszusehen.“

Shinichi starrte sie bass erstaunt an, ehe sich sein Gesicht genervt verzog.

„Na, nun komm aber…“

Sie zuckte ungerührt mit den Schultern, griff sich ein Stück Pizza, während er sich nun doch langsam näherte und neben ihr Platz nahm.

„Ich hab mit dem Professor telefoniert. Er hatte mir gemailt, nachdem er dein Gesicht in den Nachrichten gesehen hatte. Sag mal, Kudô, warum meldest du dich eigentlich nicht…“, fing sie an, in ihrer Stimme deutlich ihr Ärger zu hören.

Shinichi hingegen schaute sie perplex an – und hatte gerade kurz völlig vergessen, weshalb er hier war.

„Der Professor.“, murmelte er leise.

„Ja, der Professor.“

Sie schaute ihn aus Halbmondaugen streng an.

„Dem du ohnehin mit deiner Aktion den Schock seines Lebens verpasst hast, und dann meldest du dich in fünf Jahren nicht einmal bei ihm – gut, du hast dich ja bei keinem gemeldet, du musstest ja unbedingt in deiner eigenen Suppe aus Trübsal und Selbstmittleid und…“

Shinichi hob abwehrend die Hand – und sie hielt tatsächlich inne.

„Ich hab’s verstanden.“

Er schluckte.

„Ich… meld mich bald bei ihm. Versprochen.“

„Solltest du auch.“, schoss sie zurück.

„Er macht sich nämlich Sorgen um dich, du weißt doch, wie er ist, er ist…“
 

Sie hob den Blick, und zum ersten Mal an diesem Abend sah sie ihn wirklich an. Shinichi saß neben ihr auf dem Bett, seine Schultern waren nach vorne gesackt, seine Hände in seinen Schoß gesunken, sein Blick verlor sich irgendwo in den Teppichfasern auf dem Boden, während er nachdenklich seine Unterlippen zwischen die Zähne gezogen hatte.

Langsam verrauchte ihre Wut.

„Dein Leben nudelt dich gerade ziemlich durch, Kudô.“

Sie warf ihm einen schrägen Blick zu, während er lautlos seufzte.

„Es wird nicht besser.“

Er hob den Kopf, schaute sie an. Dann zog er den Umschlag aus seiner Sakkotasche, reichte ihn ihr kommentarlos, merkte, wie ihr allein bei dem Anblick die Farbe aus dem Gesicht wich, ihre Gelassenheit von ihr abfiel wie ein Umhang, dessen Schnalle kaputtgegangen war und der sich nun der Schwerkraft beugte.
 

Sie schluckte hart, nahm den Umschlag entgegen und öffnete ihn mit zitternden Fingern. Als sie das Bild herauszog, sie ihn nur an.

Der Blick in ihren Augen schmerzte ihn fast körperlich. Er hatte sehr wohl gesehen, dass sie sich endlich eingerichtet hatte, in ihrem Leben, dass sie angefangen hatte, einigermaßen angstfrei zu leben, zwar behütet von Akai, der ihr das Leben außerhalb des Zeugenschutzprogramms ermöglichte – aber nach fünf Jahren glaubte sie wohl, von dieser schwarzen Pest endlich geheilt zu sein.
 

Nun war sie zurückgekehrt.
 

Ihr Teint war schlagartig aschfahl geworden, ihre Augen groß, vor Schrecken geweitet, ihre Lippen blutleer. Sie legte das angebissene Pizzastück zurück auf den Teller.

„Wann…?“

„Heute abend.“

Shinichis Stimme klang rau, und erst jetzt sah sie auf. Sorge zeichnete sein Gesicht, Angst malte dunkle Schatten in und unter seine Augen.

„Du hattest Recht, gestern, ich ahnte es bereits, aber irgendetwas in mir hoffte doch, dass ich mich irre; ich hatte dir das nicht gesagt, um dich nicht grundlos zu erschrecken, aber… nun.“

Er lächelte bitter.

„Wie so oft im Leben hatte ich mit meiner Vermutung doch Recht.“

Shiho starrte blicklos auf die Bettdecke, als sie sprach.

„Ich nehme an, du hast es ihr noch nicht gesagt?“

Er schüttelte müde den Kopf.

„Nein. Ich weiß es selbst noch nicht lange, wie gesagt. Ich habe Akai angerufen, er kommt, so schnell er kann, er informiert Jodie und Mr Black, der wohl in London ist. Du…“

Schuldbewusstsein spiegelte sich in seinem Blick.

„Nachdem sie wissen, dass Ran hier ist, wissen sie vielleicht auch, dass du da bist. Du warst dabei, gestern, aber immerhin bist du nicht auf dem Foto…“

Müde strich er sich über die Augen.

„Was ist mit Ran?“
 

Shinichi seufzte leise.

„Ich weiß auch nicht, Shiho. Momentan ist sie mit ihrem Vater zusammen, ich sollte es ihnen wohl auch sagen. Wahrscheinlich warte ich einfach, bis er sie zurückbringt, vielleicht sollte er sie mit in sein Hotel nehmen…“

„Willst du nicht selber auf sie aufpassen…?“

Sie schaute ihn fragend an.

Er lachte bitter auf, schaute an die Decke.

„Ja, klar. Ich hab das letzte Mal ja eindrucksvoll unter Beweis gestellt, wie gut ich auf sie aufpassen kann…“

Shiho schluckte, schüttelte den Kopf.

„Du tust dir Unrecht, und das weißt du. Du warst damals…“

Ein Blick aus seinen Augen ließ sie verstummen.

„Ja, ich weiß. Aber ich will sie nicht in meiner Nähe haben, momentan. Am liebsten wäre mir, sie würde sofort in den Flieger steigen und verschwinden. Und du auch.“

Er schüttelte stur den Kopf.

„Ganz ehrlich, Shiho, was hat es uns gebracht?“
 

Er stand auf, lächelte traurig.

„Diese ganze Liebesgeschichte ist doch ohnehin zum Scheitern verurteilt. Das war sie von vorneherein.“
 

Dann hörte er, wie sich Stimmen und Schritte näherten, stand auf.

„Überlegs dir, das mit dem Heimflug, meine ich... Ansonsten melde ich mich morgen, wenn ich weiß, wann Akai da ist, oder wenn Black sich gemeldet hat. Ich sags auch noch Heiji, ich schätze er bleibt dann hier und passt auf euch auf.“
 

Damit ging er raus aus dem Gang, fand sich Auge in Auge mit Kogorô und Ran wieder, die gerade ihr Zimmer aufsperren wollte. Irritation stand in ihren Augen, als er aus Shihos Zimmer kam, die, wie sie wusste, dort allein gewesen war. Kogorô hingegen sah etwas anderes – seine Augen wanderten seine Gestalt hinab, blieben an seiner Hand hängen, erblickten den schwarzen Umschlag. Shinichi sah auf, steckte ihn unfauffällig weg – sein Blick kreuzte den Kogorôs, ehe er unmerklich nickte.

Kogorô schluckte hart.
 

„Shinichi.“

Rans Stimme drang an sein Ohr, riss ihn aus seinen Gedanken. Er atmete tief durch.

„Du solltest mit deinem Vater ins Hotel gehen, Ran. Es ist gefährlich hier.“

Mit fahrigen Fingern wischte er sich über die Stirn.

„Ich…“

Kurz überlegte er, ihr das Foto zu zeigen – und entschied sich dagegen. Er wollte ihr nicht mehr Angst machen, als nötig.

„Du musst verschwinden Ran. Buch den Rückflug, ich bitte dich…“

Sie starrte ihn an, atemlos.

„Ganz sicher nicht.“

Nun war es Kogorô, der seine Tochter anstarrte.

„Mausebein!“

Sie wandte sich um, schüttelte den Kopf.

„Ich geh mit dir ins Hotel, wenn es sein muss, und er sich wohler fühlt damit…“, sie gestikulierte in Shinichis Richtung.

„Aber ich verlasse nicht die Stadt. Ich lass mich von einem dahergelaufenen Mörder nicht einschüchtern, ich habe keine Angst –…“
 

„Aber ich.“
 

Seine Stimme war leise, und doch verstummte Ran sofort. Sie sah sie kurz in seinen Augen flackern, bevor er den Blick abwandte.

Angst.

„Wovor? Dass irgendein Mörder...“

Stur ruhte ihr Blick auf ihm.

„Nein. Dass sie dich holen.“

Sie erstarrte, schaute ihn an. Er sagte nichts mehr, machte keine Andeutung, wie akut die Lage wohl wirklich war.

„Du weißt, sie sind damals entkommen. Und du weißt, sie haben mit mir noch eine Rechnung offen. Du hast sie einmal bezahlt, ein zweites Mal wirst du das nicht tun. Kein Mensch weiß, wie nah sie mir…“

„Für wen hältst du mich? Ich bin kein kleines Mädchen mehr, ich bin nicht allein in London, und wenn sie sich mich holen wollen, ist es eh egal, wo ich bin…“

„Aber es ist deutlich schwieriger, dir in einem Flugzeug nachzureisen, als dich einfach hier in ein Auto zu zerren…!“, fuhr er sie an.

„Nein!“

Ran atmete heftig.

„Nein! Und das ist mein letztes Wort!“

Er schaute sie an, wollte etwas entgegnen, enschied sich anders, und schüttelte schließlich nur den Kopf – was er gleich wieder bleiben ließ, als sich ein unangenehmes Pochen darin breitmachte. Er merkte, wie die Müdigkeit sich in ihm breitmachte, pure Erschöpfung in seine Glieder kroch, nachdem das Adrenalin wieder etwas abgeebbt war.

Er war einfach durch für heute. Ran schluckte, sah es ihm an – und erschrak. So dermaßen am Ende hatte sie ihn noch nie gesehen.
 

„Mach doch was du willst, Ran.“, meinte er schließlich müde.

Damit drehte er sich um und ging.

Shiho trat auf den Gang hinaus, schaute ihm hinterher.

„Kannst du’s ihm nicht einmal im Leben leichter machen?“, murmelte sie, als sie sich zu ihrer Freundin umdrehte.

„Verdammt, weißt du denn immer noch nicht, dass er ins offene Messer laufen würde, für dich? Er lässt alles stehen und liegen für dich… du musst ihm die Entscheidung abnehmen, wählen zu müssen zwischen dir und…“

Wütend schaute sie sie an.

„Verdammt Ran, siehst du nicht, was du mit ihm machst?! Du…“

„Ach halt doch den Mund, Shiho!“

Nun war es Ran, die schrie, Tränen liefen über ihre Wangen.

„Verdammt, ich weiß das doch! Und ich will das auch nicht! Aber ich kann ihn nicht allein lassen, auch nicht, falls sie wieder da sind, erst Recht dann nicht, ich will hier sein, ich will… will ihm helfen…

Wie kann ich gehen, wenn ich weiß, dass sie hinter ihm her sind, und sie werdens zu Ende bringen, ich weiß das doch auch, ich war doch dabei, ich… ich habe gehört, wie die mit ihm geredet haben. Du glaubst doch selber nicht, dass sie ihn noch einmal davonkommen lassen, sollten sie wirklich kommen. Wie kann ich da nach Hause fliegen…?!“

Shiho schüttelte den Kopf, drehte sich um, ging zurück auf ihr Zimmer und sperrte ab.

Ran ging in ihrs, gefolgt von ihrem Vater – wie es ausschien, würde er wohl heute auf dem Sofa in ihrem und Sonokos Hotelzimmer schlafen.
 

Der Letzte, den er informierte, war Heiji – der zu seiner Erleichterung nicht viel nachfragte, sondern sich wie erwartet bereiterklärte, bei Kazuha und Shiho im Hotelzimmer zu schlafen und sich ansonsten alles weitere von ihm morgen würde erzählen lassen.
 

Und so kam er, weit nach Mitternacht, zum letzten Mal in dieser Nacht in seiner Wohnung an – von einer penetranten Victoria Shelley keine Spur. Es wunderte ihn fast, dass sie heute nirgends aufgekreuzt war.
 

Aber gut… schlafende Hunde soll man nicht wecken.

Zum Schlafen sollte er selber kaum kommen.

Wach und völlig angekleidet lag er auf seinem Bett, starrte an die Decke, auf der die Lichter der Stadt schemenhaft tanzten.
 

Die Figuren waren aufgestellt.

Der erste Zug war gemacht.
 

Nun war er an der Reihe.
 

Und wollte er dieses Spiel gewinnen, durfte er keine einzige seiner Figuren verlieren.
 


 

Sie hatte nichts gesagt, als er heimgekommen war.

Er wusste, Meredith würde auch so schnell nichts sagen – weil sie hoffte, er würde von alleine zu reden anfangen.

Eduard hingegen war viel zu sehr mit sich und seinen Gedanken beschäftigt gewesen, als dass er sich gleich damit auseinandersetzen konnte, mit Merry über irgendetwas zu reden. Und so hatte er beschlossen, mit ihr trotz allem ins Kino und essen zu gehen – war nach Hause gefahren mit der U-Bahn und hatte sie, ganz als wäre die Zeit stillgestanden während seiner Abwesenheit, in ihrer Wohnung wiedergefunden, auf dem Sofa sitzend, immer noch hübsch angezogen, frisiert und geschminkt und sah ihn an mit diesem unglaublich durchdringenden Blick aus ihren blauen Augen, unter dem er sich schon immer so unbeschreiblich nackt vorgekommen war.
 

Nun aber stand sie da, und offenbar war ihre Geduld nun am Ende.
 

„What is it, that Scotland Yard wants from you, Eduard?“

Der junge Mann zuckte zusammen, wollte gerade das obligatorische “Nothing” äußeren, als er bemerkte, wie sie ihre Hände in ihre schmalen Hüften stemmte, ihn weiterhin fest mit ihren klaren Augen fixierte.

„And don’t dare to say nothing, Eddie. Because of nothing Scotland Yard does not bother to send one of its officers. Least of all him. They have talked with me while we were waiting for you. They asked me if I knew the victims, if I’ve made the dresses…”
 

Er starrte sie an, merkte, wie ihm die Knie weich wurden.

„What… what have you told them…?“

“I told them yes. The advert was ours, after all.”

Ihre Stimme zitterte, in ihr schwang unterdrückte Wut.

„And I confessed that I have tailored those dresses and sold them. I will not lie because of…”

Eduard hatte das Gefühl, dass der Boden sich unter ihm auftat, glühendes Magma seine Hitze in jede Faser seines Körpers schickte.
 

The hellfire which will burn me to ashes till the end of my goddammned life.
 

„God, Meredith…“
 

Er kniff die Lippen zusammen, wich ihrem Blick aus.

Offengestanden hatte er keine Ahnung, was er sagen sollte. Wenn er ihr gestand, dass sie ihn wegen seinen Bildern befragt hatten und er die Polizei diesbezüglich angelogen hatte, würde er ernsthaft Probleme mit Meredith bekommen – beziehungsweise mit seinem unabänderlichen Willen, sie von all diesen Machenschaften unberührt zu lassen.

Warum sollte er schließlich die Polizei anlügen, wenn er nichts zu verbergen hatte.

Allerdings, genau das hatte er getan, eben weil er etwas zu verbergen hatte.
 

Schließlich schluckte er hart, fing dann zögernd an.

„They have asked me if that picture next to Ayako is one of mine. And the same for the painting next to Erin. Similar to the… questions they asked you.“

Es half alles nichts. Zumindest teilweise würde er mit der Wahrheit rausrücken müssen.

Meredith sagte nichts, wurde bleich, nahm nun auf der Sofakante Platz.

„So Erin is… dead… too?“

Ihre Stimme war leise, wiso

Eduard straffte die Schultern.

“Yeah.”

“Eduard…”

Sie schluckte.

“Eduard, what…”

„They were at the UAL. Have shown photos of the pictures to Dean Hammersmith.“

„Hm.“

Meredith nickte gedankenverloren.

„Our Dean knows his little sheep very well. He might have given them a hint who might have been the painter.“, ergänzte Eduard langsam. Kein Wort über die Atelierdurchsuchung. Sonst hätte er ihr erklären müssen, dass er sie gerade deswegen heute aus der Uni gelockt hatte.

„That’s true.“, murmelte Meredith.

„That’s why he wanted to talk to you?“

„Yeah.“

Eduard nickte langsam, kam sich vor wie ein Seiltänzer, sehr bedacht den nächsten Schritt nicht neben sein Drahtseil zu setzen und abzustürzen.

„And what is it now? About that pictures? I mean, this is getting… strange, it’s the second girl, murdered carrying your picture, wearing my dress… that can’t happen haphazardly. But I have not murdered them, neither have you, so…“

Eduard schluckte hart.

„I guess, there is someone watching us and catches them…?“

Meredith schaute ihn zögernd an, schüttelte den Kopf.

„But this is weird. How would have some stranger known when the girls would be getting their pictures and being photographed…?”

Eduard zuckte mit den Schultern, setzte ein gleichgültiges Gesicht auf, und schaffte es sogar.

„It is their task to find this out, not ours, thank god. Well. They have found the picture next to her and now wanted to find the painter matching to it, to see if I could tell them more about her. Her name, what she did, where she lived, what she did there, if I knew whom she might have met, I mean – she was murdered and I was possibly the last person who has seen her alive.“

Er sah, wie der Atem seiner Freundin stockte, während er sich nun langsam setzen musste, ohne zu offensichtlich schuldig auszusehen – langsam wurden ihm die Knie weich, als er während seines Redeschwalls umriss, was für eine gigantische Lüge er gerade seiner Freundin auftischte.
 

„What now?“ Sie schaute ihn fragend an.

„What now? So what! I told them, what I knew – the obvious, I know nothing at all, and you don’t, either. Then they sent me home, and here I am.”

Er hob die Hände entwaffnend.

„You need not to worry, Merry.“
 

Damit beugte er sich vor, gab ihr einen Kuss auf die Lippen, spürte, wie das Gefühl in seine Beine zurückkehrte. Kein Wort darüber, dass er, im Gegensatz zu ihr, abgestritten hatte, irgendwie involviert zu sein in diese Sache.
 

„Well – I promised you a nice evening out – and you deserve one. Come on. Let’s go...“
 

Sie zog nicht so recht, war immer noch beschäftigt mit den Ereignissen des Nachmittags, aber er ließ ihr keine Chance. Er zog sie ins Kino und zum Essen, beschäftigte ihre Gedanken so gründlich, dass es ihm fast vorkam, den heutigen Nachmittag aus ihrem Gedächtnis waschen zu wollen.

Erst nach Mitternacht kamen sie wieder nach Hause.

Er hatte den Abend angestrengt damit verbracht, sich heiter und gelassen zu geben, um in ihr keinen Zweifel über seine Ansichten zu der Sache zuzulassen.

Jetzt, endlich, war sie so müde, dass sie, kaum, dass ihr Kopf das Kissen berührt hatte, in einen tiefen Schlaf fiel. Sie hatte gelächelt, als er ihr einen Kuss auf die Lippen gedrückt hatte – und er hatte sich leise, damit sie nicht aufwachte, in das Zimmer verzogen, das sie gemeinsam als Arbeitszimmer nutzten, zog das Foto des Mädchens, das wohl das nächste und hoffentlich letzte Opfer war, aus seiner Jackeninnentasche.
 

Ihr Blick berührte ihn zutiefst – er kannte diese Art von Ausdruck in den Augen eines Mädchens nicht. Er sprach von Sehnsucht und tiefempfundenem Gefühl, und zwar nicht für den Fotografen, sondern für einen Menschen, der in ihrer unmittelbarer Nähe gestanden haben musste.

Und er traute sich wetten, dass dieser Mensch Sherlock Holmes persönlich gewesen war.
 

There is a girl that loves you so much, Sherlock…

If it wasn’t that sad, it would be funny… we all know Holmes’ attitude towards love and women, but there seems to be one thing you don’t share with him.
 

She loves you so much that it hurts, hurts her and you too, for sure, if you possess this thing called heart.

And you seem to have one, you did not seem to be without feeling, cold like a machine. You are a feeling human, a suffering man. And because of this feeling, because of your heart, they are after her to get you. To catch you. To destroy you.

For sure you are one of those men who’d do everything for the woman they love – who’d give their own live if hers could be spared with this sacrifice.
 

We are not that different concerning that matter, as it seems… Mr. Holmes.
 

Unwillig pinnte er das Foto an seine Holzstaffelei, suchte einen Keilrahmen in passender Größe und bespannte ihn. Sie war ein hübsches Mädchen und Superintendent Kudô sicher kein schlechter Mensch – wohl aber der Erzfeind dieses schwarzen Dämons, der über ihn schwebte wie ein unheilverkündender Schatten, und deshalb sollte sie dran glauben.

Er, der nach außen unantastbar schien wie Sherlock Holmes himself, nur seinen Fällen und der Gerechtigkeit verpflichtet, hatte einen wunden Punkt wie jeder andere Mensch auch.

Und dass dieser wunde Punkt die Liebe zu einem anderen Menschen war, genauso wie es bei ihm selbst war, machte diesen Volksheld der britischen Polizei für Eduard auf einmal extrem menschlich.

Wahrscheinlich hatte er das Bild schon gefunden, das Chianti ihm hatte zustellen müssen, und wahrscheinlich zerfraß ihn die Sorge um sie, ganz ähnlich, wie ihn die Sorge um Meredith.

Und eigentlich wollte er nicht dazu beitragen, ihm den Weg in seinen Untergang zu ebnen.

Andererseits gab es eben Meredith… und für sie würde er alles tun.

Wenn er dafür einen anderen Menschen über die Klinge springen lassen musste, musste es wohl so sein.

Abgesehen davon war der junge Detective nicht blöd.

Vielleicht schaffte er es ja, diesem schwarzen Teufel zuvor zu kommen – vielleicht konnte er bewerkstelligen, zu was zu tun er selbst nie in der Lage sein würde.

Sich ihm entgegenstellen.

Und ihn bezwingen.
 

Damit hob er den Kohlestift an, setzte ihn auf die Leinwand und zog den ersten, pechschwarzen Strich.
 


 


 

Er saß in der Finsternis seines Büros, sah hinaus durch das riesige Fenster der Glasfassade des Skelettbaus, blickte geradewegs auf die spektakulär beleuchtete Westminster Abbey.

Kein Mensch war mehr hier auf dieser Etage zu dieser Tageszeit – und so saß er allein, wartete auf ihn.

Seinen Berichterstatter, seinen Doppelagenten wider Willen.
 

Und er kam pünktlich, wie immer.
 

Leise ging die Tür auf, und leise schloss sie sich wieder. Er machte kein Licht, wie immer, näherte sich ihm lautlos bis auf drei Meter, blieb vor dem Schreibtisch stehen. Er konnte die Reflektion seines Gesichtes sehen, lächelte stumm in sich hinein.
 

„Also ist der sprichwörtliche Adler nun gelandet, Bourbon?“

Der Mann nickte kurz.

„So ist es. Sie wissen, dass das Mädchen noch lebt. Und sie haben ihm die Nachricht darüber auch bereits zukommen lassen.“
 

Langsam nickte der Mann. Er schien zufrieden zu sein.

„Was macht er?“

„Was zu erwarten war. Er hat das FBI angerufen, Akai. Dann ist er ins Hotel gefahren, wo er wohl Sherry gewarnt hat und seine… und Ran Mori. Er lässt es nicht mehr darauf ankommen, hab ich das Gefühl.“

„Das soll mir Recht sein, Bourbon. Es wäre mir ein Vergnügen zu sehen, wie er sich rächt für diese Schandtat von vor fünf Jahren, er hat jedes Recht dazu. Der, der zuletzt lacht, werde am Ende allerdings ich sein – nur weiß er das noch nicht. Und darüber muss er unbedingt im Unklaren bleiben. Umso besser, wenn er seine Energien nun gänzlich darauf verwendet, dieses nette kleine Spielchen, das Gin mit ihm angefangen hat, zu durchschauen.“
 

Er lachte heiser. Bourbon, der immer noch an Ort und Stelle stand, schaute ihn ruhig an.
 

„Und was dann, Anokata?“
 

Ein breites Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Angesprochenen.
 

„Dann wird er büßen… büßen dafür, was er mir und meiner Organisation vor fünf Jahren angetan hat.

Ja, in der Tat.

Das wird er.“
 

Er lachte heiser.
 

„Aber nun lassen wir ihm… den kurzen Moment seines Triumphs, so er Gin gewachsen ist, diesmal. Ich hege daran allerdings keinen Zweifel. Wir stehen keinem dummen Teenager mehr gegenüber, ich habe schließlich beobachten können, was aus ihm geworden ist in den letzten fünf Jahren, getrieben von dem Willen, eines Tages noch abrechnen zu können.

Der Tag scheint näher zu rücken.“
 

Ein leises Klicken ertönte, gefolgt von einem leisen Ziehen und Pusten, das von einem kurzen orangeroten Glimmen in der Dunkelheit begleitet wurde. Schemenhaft sah man seinen Umriss, dunstig rotorange im Rauch der Zigarre.
 

„Wie geht’s deiner Schwester, Rei…?“

Bourbon schloss die Augen, schluckte hart.

„Sie ist im Krankenhaus. Und bitte, tun Sie nicht so, als wüssten Sie das nicht…“

Er bewegte sich unruhig, starrte auf die glimmende Zigarrenspitze vor ihm.
 

„Allerdings… es scheint, als würde langsam nun eine Wahrheit nach der anderen aufgedeckt werden – spannend ist das. Sehr spannend. Ich kann ihn fast verstehen, ihn, den es doch immer schon nur nach ihr dürstet… der Wahrheit.“
 

Er grinste bösartig.

„Grüß dein Schwesterherz von mir, wenn du sie besuchst. Und ich hoffe, du weißt, welche Infos du deinem… anderen Arbeitgeber zu vermitteln hast.“
 

Damit hob er die Hand, bedeutete Bourbon, sich zu entfernen.
 

_______________________________________________________________________
 

Ein herzliches Dankeschön an all die tapferen Kommentarschreiber!

Joa… hier begebe ich mich nun langsam auf Glatteis. Bourbon ist ein komplizierter Charakter, genauso wie es Anokata ist… wir werden sehen, ob ich es schaffe, diese Fäden einigermaßen einzuflechten in meine Geschichte. Ich bin gespannt, was ihr sagt. Also, bitte immer her mit euren Kritiken und Anregungen (auch gern Hintergrundwissen!!!). Ich lese den Manga mit, und so langsam gewinnt Bourbons Charakter Konturen, wenn ich mir seine Geschichte wohl auch noch ein wenig anpassen muss…
 

Entschuldigt bitte die Verspätung… diese Woche war viel los.
 

Beste Grüße,

Eure Leira



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Leylis
2016-11-23T11:52:53+00:00 23.11.2016 12:52
Na da isser ja, der Boss... irgendwie hab ich schon drauf gewartet... und Bourbon arbeitet also mit ihm zusammen.... Herrje, ich bin so raus aus der Serie... Bourbon hab ich zwar noch kennen gelernt, aber nur in den Anfängen und die Hintergründe hab ich gar nicht mehr aufm Plan. Entsprechend fällt mir sowieso nicht auf, wenn du ihn charakterlich anpasst oder Andeutungen weiterspinnst. Abgesehen davon fällt das unter künstlerische Freiheit finde ich. ;-)

Der "Name" vom Boss irritiert mich weiterhin... vllt sollte ich doch mal bei Aoyama nachlesen...
Jetzt gehen natürlich auch die wilden Verdächtigungen weiter. Wer ist der Boss? Jemand der Shinichi beobachtet hat also... jaaaa, McCoy bleibt mein Hauptverdächtiger, weil ich finde, dass es jemand vom Yard sein muss. Weil Jenna fies wäre und zu jung ist (wobei wer weiß) Außerdem hab ich seltsamerweise noch nie ne (Fan-) Auflösung gelesen, bei der der Boss ne Frau war... hier klingts ja auch nach nem Mann und McCoy scheint mir am wahrscheinlichsten auch gegenüber Shinichis Chef und dem früheren Partner. Nya, wir werdens ja herausfinden. ^_^
Von:  Reshin
2016-11-21T13:38:57+00:00 21.11.2016 14:38
Ich finde das is kein Problem, wenn du den einen oder anderen Charakter ein bisschen zurecht rückst, damit er dir passt. Ist immerhin eine Fanfic und bisher doch sehr akkurat und nachvollziehbar :)
War irgendwie klar, dass der Boss das überlebt hat. Wäre ja auch zu schön gewesen. Mich würde interessieren, wie er das geschafft hat. Und ob er Spuren davon trägt.. Verbrennungen oder so. Dass er auch so geduldig gewartet hat, ich mein, ich kenn ihn nicht, ich bin noch net so weit in den Mangas.. aber trotzdem. Außerdem hat Gin ja sein ach so tolles Katana. Wobei ich mir zumindest gut vorstellen kann, dass er einfach wartet und lächelnd bei der Show zusieht.
Ich find es so toll, dass Akai vorkommt. Ich mochte ihn so gerne <3 Vielleicht wird ja was aus ihm und Shiho? ;) Dann würde sie nicht immer so deprimiert sein...
Seh ich das Richtig, dass Sharon denkt, Akai wäre tot? ;) Das wird auch noch eine Erkenntnis!
Leider kann ich mit Hintergrundwissen ganz und gar nicht dienen :(
Von:  nessie91
2015-11-08T12:36:23+00:00 08.11.2015 13:36
Hey Leira,

entschuldige bitte tausend mal dass ich mich erst jetzt melde. Ich hatte wirklich viel zu tun und die nächsten Wochen werden nicht besser werden. Also sieh es mir nach, wenn ich etwas langsamer beim Kommentieren bin :)
Auch dieses Kaptel hat mir wieder super gut gefallen. Man merkt, dass die Handlung wirklich Fahrt aufnimmt und sich alles ziemlich rasant entwickelt :) Manchmal möchte ich Shinichi einfach nur schütteln. Ich weiß er hat Angst um Ran und ich würde vielleicht genauso handeln wie er, aber ich liebe das Pairing Shinichi und Ran einfach. Und er hat sich selbst so viel entsagt in den letzten Jahren, dass ich die beiden doch nur glücklich sehen will :)
Ich freue mich auch Akai wieder zu sehen. Ich fand seinen Charakter schon immer sehr intressant und bin gespannt, wie sich die Handlung mit ihm entwickelt.

Liebe Grüße und bis zum nächsten Kapitel!
nessie91
Von:  Diracdet
2015-10-24T09:05:15+00:00 24.10.2015 11:05
Hallo Leira,

spät, wieder einmal, aber was konnte man auch anderes erwarten von mir? -_-

Hm... ich kann Shinichi einfach nicht verstehen, wenn es um Rans Sicherheit geht. Will er sie nun verscheuchen, oder in Sicherheit wiegen???? *grrr*

Aber mal von vorne. Ja, wie du dir vielleicht denken kannst, Kogoros Erklärung zu den Gedanken der verbliebenen Mitglieder der BO zu ihr gefielen mir. Und so beim schreiben des Kommentars als Gin und Chianti erfuhren, dass sie noch lebt, fing ich auch an, Zweifel zu hegen. In sofern muss entweder sich Kogoro selber darüber schon viele Gedanken gemacht haben, oder seine Schlussfolgerungsgabe ist angestiegen. Und dennoch muss damit doch auch für ihn der innere Gedanke heran wachsen, wie viel mehr er unter Umständen getan hat, als das Leben von Shinichi und Ran für fünf Jahre zu ruinieren. Vieles steckt ja dahinter noch.
Rans Gedanken wiederum spielen ja genau um den Gedanken, dass sie eigentlich niemand für tot hielt. Da ist auch wieder so ein Aspekt dranne, der mir nach Riesenzufall schmeckt. Was wenn jemand mal bemerkte, allein wegen der Geschichte, wie sie zu der Verletzung kam, 'ey, die müssen doch geglaubt haben, dich getötet zu haben. Wie sie wohl gucken, wenn sie erfahren, dass es nicht so ist...'
Kogoro deute es ja an, dass sie ihren Namen ganz aus der Presse raus halten wollten. Nur, betrifft das wirklich die Angst vor der Organisation, oder hatte er eher nur Schiss, dass Shinichi drauf aufmerksam wird?

Auch wenn das jetzt eigentlich der Anfang war... ich bin unschlüssig über Kogoros offenes Eingeständnis bezüglich Shinichis Fähigkeiten. Mag sein, dass er sich damals selber täuschte und wirklich nur neidisch war, aber würde er das jetzt, nach einem halben Tag, nicht nur verstehen, sondern auch ausgerechnet Ran gegenüber gestehen? Kritik an einer Person, die ihm seine Tochter wegnehmen könnte, schien mir bei ihm auch ein probates Mittel.

Ach, Ran. Du bist doch... die beste. Nein, ehrlich, mir gefällt da nicht so sehr, dass sie da auch stur bleibt, das kann dumm sein, nein, dass sie es weiß und sich auch selbst eingesteht, das ist das faszinierende, und eben genau das, was mir bei Shinichi fehlt, diese Selbstreflexion, dieses als Makel anerkennen, wenn es um bestimmte... Strategien geht.

Ihr letzter Satz: „Ich will ihn wieder, wie er war…“ Forshaddowing? Er wird nie mehr so sein wie früher? Sie beide womöglich nicht?


Zu Shinichi... ja... oh man. Ich meine, ich will verstehen, wenn man lange Zeit eine immer deutlicher werdende Wahrheit verdrängt, wird dann der unumstößliche Beweis nur umso niederschmetternder ausfallen. Und doch denkt man sich, wie viel musste noch passieren, bis du das, was jetzt kam, nicht schon halb erwarten konntest? Brannte der Umschlag nicht schon während des Essens in deiner Tasche? Und um Himmels Willen wie lange willst du eigentlich noch alle Leute – und insbesondere Ran – belügen, in der vagen Hoffnung auf Erfolg? *Argh*
Er regt mich schon wieder so sehr wie Hamlet auf. Redet unentwegt von seinen Fehlern und wie er alles besser machen würde, wenn er eine zweite Chance bekommt, und er macht absolut nichts besser! Das bezieht sich ein Stück weit auf seine Eltern, besonders aber auf Ran, wie ich oben schon angedeutet habe.
Warum Shinichi? Sie sagt doch klar, sie hält die Vorsicht für übertrieben, weil es ja angeblich keine Beweise gibt, dass sie wieder aufgetaucht wären. Aber ihr den Beweis zeigen und ihr damit klar machen, dass seine und ihrer Eltern Befürchtungen ganz real sind? Gott behüte, nein! Manchmal könnte man ihn nehmen und einfach nur...

Akai hat mir sehr gut gefallen, vielleicht schon fast ein wenig zu sehr Maschine, aber irgendwie auch sehr cool geraten. Er versteht die Gedanken, schlussfolgert schnell mit, bleibt ruhig. Und der berechtigte Seitenhieb gegen Shinichi dafür halt nie überhaupt mal anzurufen, irgendwen, war topp gesetzt. Auch wenn ich umgekehrt fast überlege, hätte Ran dann nie Akai fragen können, wenn er eh öfters da war? Also nach Shinichis Aufenthalt, oder hat der immer verleugnet, was zu wissen?

Ich weiß nicht, ob ich mich zu weit aus dem Fenster damit lehne, aber Kudos für die McBeth-Referenz, mein Lieblingswerk von Shakespeare. Ich meine Eduard. Der Vergleich Shinichi-Ran und Eduard-Meredith ist sicher jedem klar geworden, auch wenn du es nochmal betont hast. Aber damit eben auch der Unterschied. Der eine, der eben alles tut, um unschuldiges Blut zu vermeiden, und der andere, der in der gleichen Situation abdriftet und den Tod anderer in Kauf nimmt. Die gleiche schwere Entscheidungssituation einerseits, die vielen Facetten der Menschen, die diese Entscheidungen treffen andererseits. Das ist für mich das Wesen von dem Stück.
Aber... es macht ihn einem natürlich nicht lieber. Insbesondere der Abstieg fällt auf. Hatte er anfangs, als er nicht ahnte, worum es ging, noch überlegt, wie – nicht ob, wohl gemerkt – er den weiteren Modellen helfen könnte, dass sie nicht sterben, hat er nun, da er eigentlich genau weiß, gegen wen es geht und worum, völlig aufgegeben und gibt sich dem als aktiver Helfer hin. Und würde es Ran und Shinichi treffen und er danach geschnappt werden, wäre für ihn mit der Ausrede unter Druck gesetzt worden zu sein alles geklärt, Mord inklusive... womit wir wieder bei Hamlet wären... Aber passt ja, für eine Geschichte in England spielend, wenn Shakespeare prominent auftritt.

Last but not least *yeah*, der alte Boss lebt noch und spinnt seine eigenen Intrigen mit dem Doppel-, Trippel- Quatrupel...(?????) Agenten Bourbon. Sorry, den ganz aktuellen Band habe ich noch gar nicht gelesen aus bekannten Gründen, aber mir gefallen beide ganz gut so. Und der Plan vom Boss ist gar nicht so schlecht. Ging vs. Kudo, damit sie sich gegenseitig die Köpfe einschlagen.
Und dann ist da wieder dieses Argument, was schon ein zweimal zwischen den Zeilen war. Hat Shinichi längst ein Konzept entwickelt, wenn Gin wieder auftauchen sollte? Die Überzeugung des Bosses, dass er geewinnt, überrascht mich doch. Ihm muss der psychische Schock von Shinichis Entdeckung bewusst sein, aber scheinbar weiß er noch viel mehr. Oder hat Gin nur zu sehr nachgelassen in letzter Zeit?

So, alles in allem, ein recht interessantes Kapiteln, mit einigen sehr schönen Stellen... Shinichi at its worst... so far...

Bis zum nächsten Mal,
liebe Grüße,
Diracdet
Von:  Kikili
2015-10-23T12:35:09+00:00 23.10.2015 14:35
Endlich hab ich die Zeit für dein neues Kapitel gefunden.

Die Szene mit Kogoro und Ran fand ich irgendwie herzergreifend. Es ist schön zu sehen, dass Kogoro nach all den Jahren doch anerkennen und zugeben kann, dass Shinichi seinen Erfolg dank seines Könnens erreicht hat. Besonders gelungen fand ich, dass er erst einen Rückblick auf sein Verhalten gegenüber Shinichi und seinen damaligen Einschätzungen gegeben hat. Dadurch hatte seine neue Einschätzung mehr Gewicht.
Aber auch Ran war mir unglaublich sympathisch in dieser Szene. Auf der einen Seite akzeptiert sie die Tatsache, dass die Beiden nicht zusammen sein können und sie ihn vor der Presse verleugnen soll. Auf der anderen Seite ihr Kampfgeist und der Wille sich über alles hinwegzusetzten. Sie liebt ihn, will mit ihm zusammen sein und ihn glücklich machen, egal was um sie herum passiert. Ich finde diese Reaktion von ihr auch gut vorstellbar.

Jetzt kommen also auch Akai und das FBI dazu… wird ja immer spannender.
Shinichis Reaktion auf den Brief war wirklich heftig, aber verständlich. Fünf Jahre hat er auf die Rückkehr gewartet. Aber natürlich konnte es zu keinem unpassenderen Zeitpunkt geschehen als jetzt, wo Ran ebenfalls in London ist. Naja nicht nur Ran sondern auch Shiho.
Die Szene auf dem Flur war ja richtig heftig. Ich war richtig geschockt als Ran „Ach halt doch den Mund, Shiho!“ gesagt hat. Endlich will sie sich durchsetzen! Trotzdem kann ich Shinichis Wunsch eher nachvollziehen. Ich würde mir auch wünschen, dass sie und Shiho in Sicherheit und weit weg sind. Dann könnte er „in Ruhe“ seine Arbeit erledigen.
Mal schauen wie sich das Ganze entwickeln wird.

Ah Eddie… Da hat er sich geschickt rausgeredet.
In dieser Szene hat mir sein Vergleich mit Sherlock sehr gut gefallen. Shinichi und er sind sich gar nicht so ungleich.
Oha, Bourbon und Anokata kommen auch ins Spiel?
Freue mich wie immer auf das nächste Kapitel!

Liebe Grüße
Kikili

Von:  d4ndel1on
2015-10-22T14:59:03+00:00 22.10.2015 16:59
Hallo Leira!

Ein sehr gelunges Kapitel wie ich finde. Besonders der schnelle Wechsel zwischen den Szenen hat mir sehr gut gefallen. Ich hatte das Gefühl, die Story schreitet schneller voran. ;) Ran's Reaktion fand ich am Anfang zwar etwas komisch, doch nachdem sie Ai ihre Gefühle erklärt hat, konnte ich es sehr gut nachvollziehen. Schön, dass sie sich nicht alles gefallen lässt und auch mal dagegen spricht! Shinichi kam mir leider in diesem Kapitel auch wie eine lebende Leiche vor. Das nennt man wohl nur mehr existieren ... er stoßt Ran natürlich immer noch von sich ab doch es wäre echt mal spannend zu lesen, wie er reagieren würde, wenn sich jemand für Ran interessiert. Wenn er dann wirklich sieht, dass sie nicht auf ihn wartet, wie er es eigentlich insgeheim weiß.

Bin schon gespannt wie es weitergeht.

Grüße
Von:  littleangelheart
2015-10-19T20:41:34+00:00 19.10.2015 22:41
Moin ;)

Juhu. Ich habe mich richtig gefreut als ich heute Morgen das Update gesehen habe - das hat die Fahrt zur Uni ein wenig verkürzt.
Ich habe auch nicht viel Zeit für einen langen Text - und jaaa ich weiß, ich habe das kommentieren was schleifen lassen... - denn der Wecker klingelt wieder einmal viel zu früh, deshalb fasse ich mich kurz :D
Aber: Tolles Kapitel! Ich freu mich wirklich darauf wie es jetzt weitergeht, es nimmt so schön an Fahrt auf, dass ich noch viel mehr Kapitel auf einmal gerne lesen würde und kaum die Woche warten kann. Doch man kann ja nicht alles haben ^-^ Arrgh, ich bin schon wieder ganz kribbelig :)

Gute Nacht und (hoffentlich) bis zum Wochenende!!!!

LG

Von:  Sunah
2015-10-18T22:39:37+00:00 19.10.2015 00:39
Das war ein hartes Wochenende, ich habe jede halbe Stunde die Seite gecheckt um zu sehen ob das nächste Kapitel online ist, irgendwann habe ich dann einfach eine deiner anderen Fanfictions gelesen ( ausgerechnet "Tagebücher", mir tut jetzt noch mein Herz weh!!!, aber wahnsinnig tolle Geschichte! ).
Das Warten hat sich gelohnt und wie (aber so ein kurzes Kapitel! Argh!)! Aber Shuichi Akai kommt*freudenhüpfer*:D das Gespräch der beiden Genies einfach nur perfekt, vor allem den Einwurf, das Shuichi nur zu gut weiß wie Shinichi sich fühlen musste. Mir gefällt die Entwicklung der Story (übrigens die Sakko-vertauschaktion lies mich erstmal aufschreien, hatte schon Angst, das es nun ewig dauert bis er den Umschlag wiederkriegt), bin immer wieder gespannt was passieren wird, ma C h weiter so!

Ich wünsche dir eine schöne Woche!!!


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