Dunkler als schwarz von Leira (Shinichi x Ran) ================================================================================ Kapitel 16: Das Leben und Lügen der Mrs. Jane Hudson ---------------------------------------------------- KAPITEL 16 – DAS LEBEN UND LÜGEN DER MRS. JANE HUDSON Yukiko Kudô hingegen war noch nicht fertig – noch lange nicht. Yusaku seufzte lautlos, schaute seine Frau an, die neben ihm die Treppen hinunterstöckelte. Ihr war anzumerken gewesen, dass ihr die Sache mit ihrem Sohn nicht schmeckte. Allerdings, und das war offensichtlich geworden und selbst für sie verständlich, hatten sie jetzt wohl nichts zu melden, wenn Shinichi Ran erklären musste, dass sie klinisch tot gewesen war… und er deswegen fünf lange Jahre geglaubt hatte, sie sei nicht mehr am Leben. Wahrlich kein leichtes Gespräch, Shin-chan. Abrupt blieb die ehemalige Schauspielerin stehen, als sie an Mrs. Hudsons Appartement vorbeikamen. Yusaku, der bereits eine Stufe weiter gegangen war, drehte sich um, schaute seine Frau an, bemerkte ihren kalkulierend musternden Blick, mit dem sie die Tür bedachte, sah, wie sie ihre Hände knetete. „Yukiko?“, murmelte er leise fragend. „Geh doch schon mal vor, Yusaku.“ Sie schluckte, sah ihn nicht an. „Und warte im Wagen auf Ran. Ich fürchte, er macht Ernst und schickt sie uns gleich hinterher…“ … und sie wird völlig fertig sein. Was ist das nur, das über euch hereingebrochen ist… warum gönnt man euch eure Liebe nicht? Sie biss sich auf die Lippen, warf ihrem Mann einen kurzen Blick aus den Augenwinkeln zu. „Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich komme mit. Ich merk doch, wenn du etwas vorhast.“ Seine Augen verengten sich merklich. „Na schön“, meinte sie gleichgültig, versuchte, die Nervosität in ihrer Stimme zu kaschieren, „…dann komm eben mit, wenn du meinst.“ Wenn wirklich wahr ist, was ich vermute, dann hättest du es ohnehin bald erfahren. Mich wundert allerdings… … dass er es scheinbar noch nicht durchschaut hat. Das spricht eine erschreckend klare Sprache, was den Zustand betrifft, in dem er sich tatsächlich befindet. Dann klopfte sie entschlossen – oder wollte es zumindest. Noch bevor die Knöchel ihres Handrückens das dunkle, alte Holz berührten, ging die Tür auf und Mrs. Hudsons verschrumpeltes Gesicht lächelte ihnen höflich entgegen. „Oh, I’m sorry.“, knisterte sie leise, als sie Yukikos erhobenen Arm sah, in der Geste des Anklopfens eingefroren. Auf ihrem Gesicht stand ein fragender Ausdruck, der sich jedoch sofort wieder legte. „I thought I heard someone talk and I wanted to ask whether I could help you or not. I did not intend to surprise you…” „Never mind, Mrs. Hudson.“ Sie fasste sich schnell wieder. Yusaku stieg die Stufe wieder hoch und stellte sich hinter seine Frau. „I-“, sie schluckte, besann sich, “We wanted a word with you… about our son. As it happens that he lives in your house, you’re possibly able to give us some information about him. We are worried, as you may see. He possibly is working too much.” Sie lächelte genauso höflich zurück. Yusaku rann ein kalter Schauer den Rücken hinab – er kannte seine Frau, wenn sie so sprach. Er sah an ihrer Haltung, wie verspannt sie war, er erkannte einzelne Härchen, die sich in ihrem Nacken unter ihrer Hochsteckfrisur aufgestellt hatten, er wusste, was der Tonfall bedeutete, mit dem sie sprach. Einfach alles verriet sie. Yukiko war auf Konfrontation aus. Nur mit wem, war ihm schleierhaft. Mit dieser alten Frau etwa? Diese jedoch nickte nur, ging bedächtig, da ihr leicht vom Alter gekrümmter Rücken wohl keine ruckartigen oder schnellen Bewegungen mehr zuließ, zurück in den Flur, führte das Ehepaar in ihr Wohnzimmer, das leicht nach Sandelholz und frisch aufgebrühtem Earl Grey roch. Sie bedeutete Ihnen, sich zu setzen und reichte zuerst Yukiko, dann Yusaku, eine Tasse Tee, ganz so, als ob sie sie erwartet hatte. Der Schriftsteller sah sich aufmerksam um – das Ganze schien ihm zunehmend absurd. Dennoch war sein Interesse geweckt worden, und so beobachtete er die Szene, die sich nun vor seinen Augen abspielte. Rein äußerlich schien Yukiko die Ruhe selbst. In den weichen Sessel gesunken, ein Bein elegant über das andere geschlagen, nippte sie in aller Ruhe an ihrer Tasse. „So – what is it, that you want to know…?“ Yukiko stellte die Tasse auf ihrem Untersetzer ab, wobei ein leises, klirrendes Geräusch erklang und platzierte beides ruhig auf das runde Tischchen, das zwischen ihnen stand. „Oh, nothing in peculiar. I just wanted to ask you, Sharon, how long you will keep on playing that little charade of yours, and what he knows about it.“ Yusaku verschluckte sich, hustete, besprenkelte dabei seinen Anzug und das Polster des Stuhls mit Earl Grey, der zusätzlich aus seiner Tasse schwappte, die er in der Hand hielt. Die alte Frau jedoch lachte nur – und zog sich zu seinem Entsetzen mit einer Hand eine Silikonmaske von ihrem Gesicht, die sich durch das Dehnen und Zerren, bis sich der Klebstoff löste, fratzenhaft verzerrte. Dann saß sie ihnen gegenüber, eine Frau in ihren Vierzigern – ein schönes Gesicht auf einem eingefallenen, alten Körper. Ein groteskes Bild. „My lovely Yukiko, I see, I see… I still can’t cheat on you.“ Sharon Vineyard strich sich eine ihrer blonden Locken hinters Ohr, die aus dem zusammengesteckten Haarwust, das ihren Kopf krönte, damit die Perücke darüber Platz hatte, befreit hatte. „But I am asthonished that your dear husband, the hobby-criminologist, hasn’t smelled the rat.“ Sie lachte amüsiert, laut und offen, fing sich einen genervten Blick von Yusaku ein, der seine Tasse mittlerweile abgestellt hatte und seinen Anzug mit einem Taschentuch trockentupfte. Yukiko grinste säuerlich. „But to answer your question – you see, that “little charade of mine” has ended for you now. Concerning your son, the show will take a little longer, I think. And no.“ Sie grinste noch breiter. „I don’t think he knows about me, he suspects, if anything. Sometimes he looks at me with that gaze, you know what I mean. But one has to admit frankly, I am good. I always was one of the best, you know that. And he… he has been a bit off track for five years, the poor fellow, concerning his private life and social interactions. In his job, though, he is exceptionally successful, I might say, he never was better. So no – he is for sure not overworked, though he is working much. His problem is of other nature.” Sie nippte an ihrem Tee. „Und warum das alles?“, hakte Yukiko nach. „Well, I am hiding, isn’t that obvious? They are still out there, Gin, Chianti, Bourbon… this is fact. They should have discovered the double role I have been playing to protect your dear son by now – it was rather obvious the day they escaped.” Sie schaute Yukiko ernst an. „They think that I am dead, and I would very much appreciate if this status would not change. Their ignorance of my whereabouts allows me to do what I want – to do what I must.“ Yukiko verzog das Gesicht, verschränkte die Arme vor ihrer Brust. „Ich meine das mit Shinichi. Du willst mir doch nicht sagen, dass es Zufall ist, dass er hier wohnt…“ „Oh, no, definitely not. It took me great labor to get him here… that is, to get hold of this place first, it costs me a fortune. He was easily enough to be attracted, though he let me wait a bit… but to live that close to his great idol’s home was just too tempting to resist for him. He could barely believe that he could afford this area, then. Now he could easily move into something bigger and better, but he chose to stay here – he has to maintain a reputation, hasn’t he?” Sie grinste. „Mr. Sherlock Holmes. Nowadays the letters for Mr. Holmes arrive at this place, no longer at the museum next door. I don’t think he reads them, though. It seems to me that he does not want to be compared to his former idol any longer. It is getting a bit strenuous for him.“ „Du hast die Frage immer noch nicht beantwortet, Sharon. Warum das alles?“, fragte nun Yusaku, mischte sich langsam auch in das Gespräch ein, nachdem der erste Schock überwunden war. „Well…“, meinte Sharon langsam. „Well. I have learned about the things that had happened to him, I was… witness to it, you know. I have begun to have a close eye on him, since then, even in L.A., when he was still with you. It broke my heart to see the state he was in, how badly he suffered, and I… I suffered with him, you know, Yukiko, how much I adore Ran… my dear angel.“ Sie stand auf, langsam, trat hinter einen Paravent. Leises Kleiderrascheln und das Geräusch von einem Reißverschluss, der ruckartig aufgezogen wurde, war zu hören. „It was absolute clear to me, that if they planned a counterstrike to destroy him completely, he was in no constitution to rise up against them, back then. This changed when he came here. He started to work, he started to have a look out, secretly. He wanted to be prepared when they would come, ready to drag them down the Reichenbachfall with him, if necessary, if it couldn’t be helped otherwise. He was determined to extend to every limit he had, to even cross it. A very Sherlockian manner he developed, I found that quite frightening, I must admit. He was willing to do anything to get his revenge for her death, and to know all the others he still loves so much safe, and this includes you two - and if that would cost his own life, it would not matter to him.” Sharon lächelte, als sie aufsah, in Yukikos schockiertes Gesicht blickte. „That’s what you dreaded, isn’t it? Him, being driven by his demon, destroying that black pack no matter the cost. You know it’s true. You’ve seen his attitude towards living when he was still with you, though he pretended something else, as he did not want to worry you any longer.” Yukiko schluckte, ihre Stimme zitterte, als ein bitteres Lächeln über ihre Lippen huschte. “Er war immer schon ein schlechter Schauspieler…” „That’s true. And that was, mind you, the statuts quo until yesterday, this ultimate desire for revenge and that capitulation towards his own joy of life. But since he knows that Ran is still alive, pure panic thrives him. And this panic is only able to exist, because there is another feeling pounding in his heart again. Hope.“ Sie hörten ein weiteres, kurzes Kleiderrascheln, und als Sharon jetzt wieder hinter dem Sichtschutz hervorkam, trug sie eine gut sitzende Jeans und einen locker ihre Figur umspielenden, schwarzen, schulterfreien Pullover. „Hope. He had lost it that night, it went away with her, feeling her life draining out of her… but it has come back when he learned about his error. You can see it in his eyes. He fears again. He did not fear anything during the past years, even his own death was no horror to him, but now, with hope came fear again. Fear… that these things could repeat themselves, happen again. Fear, that he is not able to save her, for a second time. Fear that he might lose her again, fear that the future with her, that he still dreams of, dares to dream of again, could be destroyed once more. But, mind you… fear and hope make him a so much better detective, and a so much better man. Fear lets him think things over, prevents him from rash action. Hope gives him an aim to fight for. His hope for a living, for being happy again, his hope to be allowed to love at last… unlike Sherlock Holmes. So very much unlike him…” Sie lächelte versonnen. Yukiko schaute sie angewidert an. „It is this fear… nurtured by his love for her… that’s fuelling his mind. That’s inciting him to think, to conclude, to work… to fight. He’ll be on their track in short order, he’ll watch out, he’ll find them – or he’ll be found. I guess, they… won’t wait much longer. I am impressed by Gins sudden patience. He never was that patient, patience… was rather his great gift. Five years are a long time…” Yukiko verzog das Gesicht. „Du benutzt ihn.”, fauchte sie leise. „Gib es zu, du hast nur auf ihn aufgepasst, damit er endlich zu Ende bringt, wofür du ihn vorgesehen hast, damals in New York schon, er hat mir gesagt, wie du ihn nanntest, in der Woche als er euer „Gast“ war…“, – sie spuckte das Wort förmlich aus. „Silver Bullet!“ Sie war aufgestanden, baute sich vor der Blondine auf. „Wie kannst du es wagen, meinen Sohn nochmal als Instrument für deine Zwecke zu missbrauchen. Und sie als Köder zu verwenden…“, fing sie erneut an, wurde jedoch von Sharon unterbrochen, die sie wütend anfunkelte. „You are doing me wrong, Yukiko.“ Ihre Stimme klang gefährlich und leise. „You very well know in what horrible state he was in, though he did his best to pretend that he was fine. He could not bear life anywhere, as he could not bear with himself. I took care of him, I protected him, for his owns sake, and for yours. I am concerned about him, I don’t want him to get hurt. Or worse, to get killed.” Sie verengte ihre Augen zu Schlitzen. „Yes, I consider him as the only living person to take it up with this rotten apple. And he almost did it at the age of eighteen, for heaven’s sake! Eighteen! A teenager!” Sie atmete heftig. “Just think, Yukiko, what he was able to achieve back then! And if this… incident with Ran had not happened, those black demons would not be roaming about these days, be sure about it. He would have finished them off years ago. Unfortunately…“ „Leider aber hast du ihn fast umgebracht! Du hast ihn doch drauf angesetzt! Diese Nachricht war von dir, du hast Bourbon zu Ai geschickt, ihn auf ihre Spur gesetzt und damit auch auf seine, du wusstest, dass Shinichi alles tun würde, um sie zu schützen, du hast… DU HAST…! Sharons Miene verdunkelte sich. „Right. Sherry did not matter to me, I did not care about her, about this little poison witch, she has ruined my entire live, she and her parents…“ Ihre Stimme war zu einem wütenden Fauchen geworden, mit ihren Blicken schien sie fast Löcher in die Blümchentapete brennen zu wollen – Yusaku starrte sie an, kam nicht umhin festzustellen, wie absurd dieses Bild war. Eine femme fatale in Miss Marples Wohnung. Und er hätte viel dafür gegeben, zu wissen, warum Sharon auf Shiho einen derartigen Groll hegte. „But you are doing me wrong by blaming me for this. It is true, I made that stone rolling down the hill, by sending this message. But I am not liable for anything else that happened afterwards. That this fool Akai could not protect him better. I thought, he would, he was an insider, after all.” Ein fast schon stolz zu nennendes Lächeln schlich sich über ihre Lippen, als ihre Gedanken in die Vergangenheit drifteten. „What Shinichi made of it, was ingenuous, there is simply no better word for it. And this is the very reason, why Gin hates him so much, now, and why the boss himself was so attracted, not to say, impressed. What he was still able to manage under the influence of HLZG 0405… awesome.“ Yusaku schluckte. Er hatte erst nach und nach herausbekommen, was sein Sohn eigentlich erreicht hatte – als er es herausgefunden hatte, und sich der ganzen Tragweite bewusst geworden war, wäre er fast in die Knie gegangen. „Er hat sie dazu gebracht, sich selbst zu verraten. Der ganze Plan mit dem Fake-Virus und diesem Trojaner war seine Idee.“ Sharon nickte, lächelte immer noch, ein versonnener Ausdruck glitzerte in ihren Augen, gemischt mit dem Funkeln des stillen Triumphs. „He staged a fake-escape, and installed a trojan instead, which simulated a computervirus attacking the system. It was just too obvious how many important people gave up their posts and laid down their appointments to save what could be saved, still – and to withdraw themselves from the threatening lawsuit. And at the very moment they wanted to save their data, or they wanted to delete it, no matter what – the little Trojan took it and sent it out, directly to the address of the servers of Tokyo’s Police department, unknown to and unseen by anyone. Lists of names and undercover names, correspondence, data about appointments, orders and missions, about crimes and research results of the laboratories, and, of course, the addresses of all the quarters... it was great. He has exposed them with one blow, dragged them into the light of the public interest, has ripped the masks off their ugly faces, connected every single crime, they had committed, with them. He has ruined them so completely, so absolutely, that escape was their only option – and this they discovered way too late. The silver bullet hit the bull’s eye… it was only one person that could deprive himself from his grasp. Anokata himself. Probably he died in the flames of the explosion he has indicated. He had started the self-destruction mechanism. Probably not.“ Sharon lehnte sich gegen den Türrahmen, beobachtete ihren Besuch aufmerksam, ehe sie fortfuhr. „But before doing this, he had set Gin on his trail, to take revenge, and we know how cruel that bastard punished him for his cheekiness. They have discovered too late what danger was emanating from this highschool student, your son. But then they knew, and they wanted to make sure that he will never ever again become that dangerous. They knew how to crush him by watching him dreaming under the influence of that hallucinogenic drug, and that’s what they did. Why they left him alive, I still do not understand. Why they are taking that long to plan their revenge, playing cat and mouse with him, I can only guess. Perhaps they wanted to see him suffer just a bit longer, and did not expect that he could be dragged out of their focus, perhaps they had to search a bit longer, until they find him again… for sure that press does not do Shinichi any goodl. If they haven’t found him yet, they’ll do so in very due time. And no – I don’t know whether they are already here. I am merely guessing.” Sie lächelte dünn. “For sure Gin has not forgot about him. He is taking him ill that he has escaped, that he has destroyed the Organization, that he has rescued Sherry from him, that his partner got killed by the police. And, of course, he will never forget that Shinichi destroyed every opportunity to lead a free life…“ Sie atmete tief durch. „We all know how much he has suffered, what he has endured. And I tell you now, what you already know, Yukiko – he is still suffering. If it wasn’t for you two and this silent desire for revenge, he’d given in long ago.” Sie wandte sich ab. Yukiko sank zurück in den Sessel, drückte Yusakus Finger, fühlte, wie er ihre Hand mit seiner umschloss, um ihr Halt zu geben. „I know that you wanted something else for him. I know that you wanted to visit him earlier and I know that he has pushed you away, always. You know he did not do so to hurt you. He wanted to escape everything that reminded him of his former life, and that included his parents as well. I guess, he just did not want you to see how bad he really is, despite being the glorious detective at work. He’d know that you’d see the truth.” “Wie willst du –“ “He’s living just above. I heard him argue with you. I heard far more than that, to be plain.” Sharon schaute sie starr an, in ihren Zügen nicht der Hauch einer emotionalen Regung. „But now… the situation has finally changed. And I am here to help him, when things come to an end. As I have been there to watch over him and help him through all these years since the day we first met… on that rainy day, when he decided to save my live.” He saved far more than that. Dann hörten sie leise Schritte, die die Treppe hinuntergingen, begleitet von leisem Schluchzen. Sharons Blick glitt zur Tür– Yukiko und Yusaku standen auf. Bevor Yukiko allerdings die Wohnungstür hinter sich schloss, drehte sie sich noch einmal um, wollte etwas sagen – aber Sharon schüttelte nur den Kopf. „Close the door behind you, Yukiko.“ Als sie die Haustür öffneten, stießen sie auf Ran, die auf der Treppe saß. Sie hatte aufgehört zu weinen, schaute stumm in den wolkenverhangenen Sternenhimmel. „Alles okay, Ran?“ Yusaku schaute sie besorgt an. Ran hob den Kopf, sah die beiden aus glasigen Augen an. „War mein… mein Tod, von dem ich gar nichts wusste… wirklich so schlimm für ihn? Dass… dass er kein weiteres Risiko mehr eingehen will? Ich…“ Sie schluckte, stand dann auf, wischte sich über die Augen. „Ich meine, offensichtlich fürchtet er, dass sie noch da draußen sind, ein paar von ihnen; Gin. Wahrscheinlich hat er auch Recht damit.“ Unsicher sah sie die beiden an. „Er will, dass ich aus London verschwinde und ihn in Ruhe lasse. Er… sagt, er liebt mich, aber noch einmal könne er das nicht durchstehen. Er will nicht, dass ich in Gefahr bin.“ Sie lachte bitter. „Und ich will nicht am anderen Ende der Welt sein, wenn er es ist. In Gefahr, meine ich. Aber er ist so entsetzlich stur, das war er schon immer, so ein verdammter Idiot, und ich… lass mich auch noch von ihm vor die Tür setzen, ich…“ Sie schluckte, atmete mühsam durch, fühlte den Ärger über sich selbst und ihn in ihr wühlen, beherrschte sich aber. „Weil ich diese Angst in seinen Augen gesehen habe. Ich hab ihn nie so… ängstlich gesehen, nur deshalb bin ich jetzt hier, und nicht noch oben und trete seine Tür ein…“ Sie unterbrach sich erneut. „Er hat entsetzlich gelitten, man sieht ihm das an, hört es aus jedem seiner Worte, und ich… deshalb frage ich mich… war es wirklich so schlimm…?“ Yusaku und Yukiko schauten einander an, als Rans fragender Blick von einem zum anderen wanderte. „Du willst nicht wissen, wie schlimm es wirklich war, Ran.“, murmelte Yusaku schließlich. „Aber wenn du eine Ahnung haben willst, dann… überleg dir mal, wie es andersherum für dich wäre.“ Er merkte, wie sie ins Stocken geriet, sich ihre Stimmung von aufgebracht und wütend in völlige Reglosigkeit umwandelte. Schließlich nickte sie langsam, um im Anschluss ihr Nicken in ein Kopfschütteln umzuwandeln. „Aber dennoch… so kann er doch nicht weitermachen wollen… ich will nicht, dass das so endet… ich…“ Yusaku nickte nur, griff nach der Hand seiner Frau. „Da hast du Recht, Ran, so geht es nicht weiter – und so endet es auch nicht. Aber ich fürchte, die Lösung dafür zu finden ist von uns allen heute zuviel verlangt. Komm, ich fahr dich in dein Hotel zurück.“ Er hob den Kopf, suchte ein Fenster im vierten Stock. Ach, Shinichi. In Tokio war es gerade mal Mittag. Eri stand neben Kogorô am Flughafen Tokio-Narita, beobachtete gerade eine Boeing 747, die auf der Rollbahn Anlauf nahm und dann in die Luft glitt, ihr Fahrwerk einzog und in den Wolken verschwand. Sie wusste, so glatt und geschmeidig, wie es aussah, war es in Wirklichkeit nicht. Sie war schon öfter geflogen, kannte das Gefühl, wenn einen die Geschwindigkeit in die Sitze drückte, wenn der Vogel rumpelnd Anlauf nahm, um genügend Schwung zu holen, der ihn in die Lüfte katapultieren sollte. Sie kannte das Ruckeln und Zittern, dass den Flieger schüttelte, wenn er durch die Regenwolken glitt, die seltsame Empfindung von kurzer Schwerelosigkeit, wenn das Flugzeug in Etappen immer höher stieg. Neben ihr wartete Kogorô, schaute auf die Anzeigentafel. Sein Flug blinkte – das Boarding hatte begonnen. „Es ist nett von dir, dass du nach London fliegst.“ Eri riss sich von der großen Fensterwand ab, blickte ihren Mann nachdenklich an. „Es wird bestimmt leichter sein für die Kanagawas, wenn du da bist. Heiji ist ein fähiger Polizist, aber dich kennen sie immerhin. Und es geht schließlich um Ayako…“ Kogorô wandte sich seiner Frau zu. Eri blickte ihn immer noch an, ihre Augen wie immer wach und aufmerksam hinter den großen Brillengläsern. „Wir haben Glück, dass Meguré mich gehen lässt. Eigentlich reicht ein Verbindungsoffizier, und das wäre Hattori. Er kommt aus der momentanen Heimatstadt des Opfers.“ Er griff nach seinem Handgepäck, sein Blick verriet, wie ernst er die Sache nahm. „Holt dich jemand vom Flughafen ab?“ Die Anwältin schob sich den Riemen ihrer Handtasche auf ihrer Schulter zurecht. „Ja. Ein Beamter von Scotland Yard. Den ermittelnden Beamten kenne ich allerdings noch nicht, ich hab den Namen wegen der schlechten Verbindung kaum verstanden… mal sehen, wie die Typen da drüben arbeiten.“ Er grinste schief, lachte. Eri zog eine Augenbraue hoch. „Ordentlich, nehme ich an, wir reden von Scotland Yard, die haben einen Ruf zu verteidigen.“ Ein feines Lächeln kräuselte ihre Lippen. „Vergiss nicht, Ran zu besuchen. Hier ist die Adresse ihres Hotels. Ihre Handynummer hast du.“ Eri drückte ihm eine Karte in die Hand; dann berührte sie ihn an der Wange, zog so seinen Kopf ein wenig zu sich, gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange. „Pass auf dich auf.“ „Sicher.“ Er gab ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Bis in ein paar Tagen, hoffe ich. Sei brav.“ Er grinste breit, wich Eris Handtasche aus und beeilte sich, zum Schalter zu kommen. Sie sah ihm noch nach, bis er in der Gangway verschwunden war, dann drehte sie sich um, stöckelte durch die große Marmorhalle Richtung Ausgang. Sie war kaum auf die Straße getreten, als ihr Telefon klingelte. Ein erstaunter Ausdruck zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, als sie den Anrufer vom Display ablas. Ihr geschmackvoll graubraun lackierter Fingernagel, passend zu dem Ensemble, das sie heute trug, traf den Hörer auf dem Display, als sie abhob. „Hallo, Mama?“ Eri schluckte, suchte sich eine Bank im nahegelegenen Park. Unruhe war in ihr hochgekrochen, als sie Rans Stimme vernommen hatte – und erst Recht, der Tonfall, in dem sie sprach. Der Beigeschmack, der sich unter ihre Worte mischte. Tränen. „Ran, was ist passiert?“ Sorge klang in ihren Worten. „Ran?“ Die Sonne blendete ihre Augen, Mittagshitze legte sich wie ein schweres Tuch auf ihr Haupt, ihre Schultern, und dennoch wagte sie nicht, sich zu bewegen. Fest umklammerte sie ihr Smartphone, ein Zugeständnis an den Rang, den sie in ihrem Beruf bekleidete, presste es an ihr Ohr, fühlte kaum, wie Schweiß sich in feinsten Tröpfchen auf ihre Stirn legte, unter ihren Haaransatz, auf ihre Nase. Sie hörte nur ihre Tochter, die am anderen Ende der Welt am Telefon saß und weinte, kaum Luft bekam dabei. Und das konnte nur einen Grund haben. Nur. Einen. Einzigen. Sie hatte ihn gefunden. Shinichi Kudô. Eigentlich kaum überraschend, dass du Zuflucht in der Stadt deines Idols gesucht hast. Eri schloss die Augen, atmete tief durch, versuchte es zumindest. Ihre Hände wurden kalt, sie verlor jegliches Gefühl in ihren Fingerspitzen, als sie sich ihre perfekt geschminkten Lippen zerbiss. Dann riss sie sich zusammen. „Ran? Alles in Ordnung?“ Die Worte klangen selbst in ihren Ohren hohl. Ihre Tochter heulte ins Telefon, und sie fragte allen Ernstes, ob alles in Ordnung sei. Eine wahre Königin des Gerichtssaals, Eri. Sie versuchte, ruhig und mitfühlend zu klingen. Noch wusste sie nichts, und vielleicht… „Was ist passiert, Süße?“ Ran holte geräuschvoll Luft. „Ich… hab ihn nie so blass gesehen.“ Ihre Stimme klang heiser. „Mama, ich…“, sie suchte nach Worten. „Wen, Ran?“, unterbrach Eri sie kurz, obwohl sie die Antwort wusste. Wer sonst, Ran. Um wen sonst würdest du so weinen, wer sonst kann dich so durcheinanderbringen… Ran schluckte, zog ihre Beine unter ihren Körper. Sie saß auf ihrem Hotelbett, Sonoko lag neben ihr, schaute sie nachdenklich an. Kudô, du Verbrecher. Hättest du es ihr nicht irgendwie schonender beibringen können? Dass… dass aus euch nichts wird? Ran hatte ihr mit knappen Worten von ihrem Gespräch erzählt, nachdem sie zurückgekehrt war. Sie hatte ausgesehen wie ihr eigener Geist, kaum Farbe im Gesicht, zitternd und frierend und die Augen glasig von den letzten oder den nächsten Tränen – Sonoko wusste es nicht zu sagen. Sie ahnte zwar, dass es auch ihm nicht gut dabei ging, dass er ähnlich zerschlagen wie Ran zuhause lag – das Bild von ihm, seine Worte, seine Stimme heute Nachmittag hatten eine sehr deutliche Sprache gesprochen von dem, was tatsächlich in diesem Menschen vorging, der so viel Mühe darauf verwendete, diese perfekte Fassade vom toughen Ermittler aufrecht zu erhalten. „Shinichi...“ Rans Worte rissen sie aus ihren Gedanken. Nachdenklich schob sie sich ein Stück Schokolade in den Mund, gab Ran eins, die es automatisch in den Mund steckte und zu lutschen begann, ins Telefon lauschte, ehe sie einen ganzen Satz formulieren konnte. „Shinichi ist hier.“ Eri war erstarrt, fing sich nur langsam, obwohl sie ja damit eigentlich gerechnet hatte – ihr war schlagartig so kalt geworden, dass sie nicht einmal mehr die Hitze der Sonne spürte, die alles daran setzte, ihre weiße Haut zu verbrennen. Sie merkte davon nichts. Sie hatte die Worte kaum verstanden, ahnte sie mehr, als sie sie wirklich hörte. Dennoch hallte der Name dieses jungen Mannes in ihren Ohren nach wie ein Echo im Grand Canyon. „Bist du dir sicher?“ Die Anwältin ärgerte sich fast im gleichen Moment über ihre Worte; dennoch konnte sie kaum etwas dagegen unternehmen, als sie ihre Lippen verließen. „Ja.“ Die Stimme ihrer Tochter klang farblos. Gut nur, dass Ran meine fehlende Redegewandtheit heute wohl auch nicht wahrnimmt… sonst würde sie mich längst ganz anders aufs Korn nehmen. Eri schluckte, strich sich mit ihrer freien Hand über den Hals. „Ja. Ich hab mit ihm gesprochen.“ Die Anwältin hielt in ihrer Bewegung inne, merkte, wie ihr heiß und kalt gleichzeitig wurde. „Hör zu, Ran, bevor du etwas sagst…“, fing sie an, langsam, zögernd. Das wars jetzt. Es ist raus. „Zuerst wollte er gar nicht mit mir reden. Wir haben ihn getroffen, ihn und Heiji auf der Westminster Bridge, und sein Blick, Mama, allein… sein Blick…“ Ihre Stimme kippte. Eri schluckte hart. Oh, Shinichi… Alle Gedanken an das, was Ran ihr entgegnen würde, wenn sie darauf kamen, dass sie und Kogorô es gewesen waren, die ihm diese Lüge verkauft hatten, verschwanden mit einem Mal. Sie dachte nur noch an den Jungen, den sie an jenem schicksalhaften Abend gesehen hatte, erblickte noch einmal diese Leere in seinen Augen, als er das Krankenhaus verlassen hatte. Da hatte sie noch nicht gewusst, was Kogorô ihm gesagt hatte. Er war blass gewesen, Blut hatte an seinen Händen, seiner Kleidung geklebt, und er hatte… … geweint. Und sie erinnerte sich, wie froh sie gewesen war, als sie gesehen hatte, dass Meguré ihn ins Auto gezogen hatte, dass man ihn nicht allein ließ. Sie kannte Menschen mit diesem Ausdruck im Gesicht. Sie waren zu allem fähig, ohne nachzudenken darüber, was sie taten. Er erschien ihr fast wie ein Geist, kaum mehr am Leben, in seinen Reaktionen hölzern und leblos, als die Reporter seinen Namen gerufen hatten. Kein Lächeln, kein Winken, nur ein automatisches Funktionieren des Bewegungsapparats, ein Schritt vor den anderen setzen… zu mehr schien er nicht fähig zu sein. Und der Anblick hatte sie zutiefst erschreckt – und verstört. Und die Furcht vor dem Grund für diese Veränderung an ihm geschürt. Dann war sie im Krankenhaus angekommen, und, erleichtert zu hören, dass ihre Tochter überleben würde, war ihr erster Gedanke gewesen, warum er so wenig erleichtert ausgesehen hatte. „Weiß Shinichi das schon? Er…“ „Nein.“ Kogorôs Stimme hatte nie so kalt geklungen. Und als er ihr dann gesagt hatte, was er ihm erzählt hatte, war ihre erste Reaktion, ihm eine Ohrfeige zu geben. Dann hatte sie ihn angeschrien, wollte raus, ihm nach, das klarstellen – aber er hatte sie festgehalten. „Weißt du, was du ihm antust, Kogorô, du…“ … bringst ihn um. „Er hat sie fast getötet, weil er sie mit in seine Schwierigkeiten gezogen hat, Eri. Ich lass nicht zu, dass er nochmal die Chance dazu bekommt. Das Leben meiner Tochter ist mir wichtiger…“ Seine Stimme war erstaunlich kühl gewesen, sein Blick ernst und verbohrt – und er hatte gezittert, am ganzen Körper, seine Hände zu Fäusten geballt und in seine Hosentaschen gerammt. Sie hatte ihn angestarrt, versucht, in seinen Augen eine emotionale Regung zu lesen, sah etwas, aber konnte es nicht deuten. Sie wusste nicht, ob es Reue war. Ob er an die Konsequenzen für Shinichi dachte. Ob es Wut war, Zorn, weil seine Tochter fast umgebracht worden war wegen diesem Kerl. Sie ahnte, dass er mit sich haderte, aber momentan war ihm sein eigenes Kind das nächste. Nicht das Kind anderer. Nicht Shinichi. Er hatte geschwiegen. Genauso wie sie. Irgendwie hatte sie gehofft, dass sie ihn vergessen würde. Und dass sie für ihn nicht mehr als seine Jugendliebe gewesen war, er den Gedanken an sie begraben könnte, abschloss, glücklich wurde mit einer anderen. Irgendwo hatte sie gehofft, dass es nur eine dieser überschwänglichen Teenagerliebeleien gewesen war, um mit dem Gedanken leben zu können, was sie den beiden mit ihrem Schweigen antat. Und irgendwo in ihr drin war ihr bewusst, wie absurd diese Hoffnungen waren. Sie hatte sich gewundert, warum er nicht anrief, nie nachgefragt hatte, was mit ihr passiert war – es gab nur zwei Erklärungen dafür. Die eine Option war, er glaubte er immer noch an diese Lüge. Die andere Option war… sein Tod. Nun wusste sie, was zutraf. „Ich dachte, er kippt um, als ich ihn gesehen habe, und er mich. Ehrlich, ich…“ Rans Stimme zitterte. „Ich hab ihn nie so blass gesehen. Und ich konnte mir nicht erklären, warum er… sich so abweisend verhielt. Er wollte, dass wir wieder gehen, weil hier wahrscheinlich ein Serienmörder rumläuft, mehr hat er nicht gesagt.“ Eri rieb sich den Oberarm, merkte, wie sich ihre Härchen aufstellten. „Dann haben Kazuha und ich beim Shoppen seine Eltern getroffen. Mama, Frau Kudô hat geweint, als sie mich gesehen hat…“ Eris Kopf sank in den Nacken. Oh Gott, Kogorô, was haben wir angestellt… klar, sie sind mit ihm weggegangen, und… glaubten auch, dass Ran gestorben ist. Es hat niemals jemand nachgefragt… sie glaubten es einfach. Sie haben es alle geglaubt… „Sie haben mir erzählt, was in den letzten fünf Jahren los gewesen ist, und was sie von der Zeit wissen, in der Shinichi weg war. In der Organisation war.“ Ihre Stimme zitterte. „Ich wills nicht wiederholen, es geht… eigentlich keinen was an, aber wusstest du… wusstest du, dass die ihm da drin nicht einfach nur ein Gegengift gegeben haben…?“ Eri zerbiss sich die Unterlippe. Tatsächlich wusste sie das. Sie war damals als Pflichtverteidigerin der Forscherin berufen gewesen, die ihm das Halluzinogen verabreicht hatte, mit vollem Wissen, was sie ihm damit antat. Sie wusste, wie es wirkte, weil sie mit Ai darüber geredet hatte; ihre Mandantin hatte sich als mehr als nur verstockt erwiesen, aus einem Anfall stumpfsinnigen Gehorsams dieser Organisation und ihrem Boss gegenüber heraus hatte sie kein Wort gesagt. Shinichi war bei der Verhandlung nicht anwesend gewesen, seine Eltern hatten einen Verteidiger geschickt – ihr Sohn sei nicht in der Lage gewesen, persönlich zu kommen, und nach dem, was sie erfahren hatte, glaubte sie das auch aufs Wort. „Es heißt HLZG 0405. Kannst du mir darüber etwas sagen, Shiho?“ Die junge Forscherin seufzte leise, knetete ihre schlanken Finger. „Nun, als ich dort noch arbeitete, am APTX, gab es eine Gruppe von Forschern, die an diesem Gift arbeiteten, dieser Droge. HLZG 0405. Oder werewolf, wie sie es nannten.“ „HLZG?“, wiederholte Eri, zog fragend eine Augenbraue hoch. „Halluzinogen.“, erklärte die erdbeerblonde junge Frau. „Und „werewolf“ deswegen, weil das Zeug in zwei Phasen wirkt – zuerst der Rausch, der einem sein größtes Glück zeigt – und das tut es wirklich. Süße Träume, auf jeden Fall. Euphorisch, beglückend, süchtigmachend. Der Himmel auf Erden. Das Mittel ist in der Lage, jemandes Unterbewusstsein so zu manipulieren, dass wirklich das Verborgenste ans Tageslicht kommt… oder auch das Offensichtlichste, manches ist da ja kongruent.“ Sie lächelte sanft, doch ein bitterer Geschmack breitete sich auf ihren Lippen aus. „Nachdem der Höhepunkt dieses Trips erreicht ist, kehrt eine Klarphase ein, die variabel ist. In dieser Zeit werden die Delinquenten in der Regel verhört. Danach verkehrt die Wirkung sich ins Gegenteil, sobald der Entzug einsetzt. Der Dämon kommt ans Licht, reißt den Delinquent ins Dunkel, lässt ihn seine größte Angst durchleben.“ Sie schluckte kurz, blickte aus dem Fenster. „Der physische Entzug setzt in unterschiedlichen Abständen danach ein und dauert lange. Während der Körper nach der Droge schreit, gaukelt einem das Unterbewusstsein in immer neuen Versionen den Alptraum vor, sodass man nicht nur körperlich, sondern auch psychisch abhängig wird – irgendwann tut der Proband alles, nur damit diese Bilder verschwinden, diese Gefühle von Angst, Schmerz und Verzweiflung abgestellt werden. Es zerstört den Geist, die Seele desjenigen, der ihr ausgesetzt ist. Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit, Aussichtslosigkeit, Dunkelheit, Verlust, Schmerz… das sind Waffen, die einen Menschen viel endgültiger zerstören können, als jeder physische Schmerz es könnte.“ Eri merkte, wie ihr schlecht wurde, und sie war keine Frau, die sich leicht in dieser Hinsicht beeinflussen ließ oder sich reinsteigerte. Aber sie dachte an Shinichi, an den Blick in seinen Augen, als sie ihn gesehen hatte, an jenem Abend. Sie hatten nichts mehr von ihm gehört. Unsicher blickte sie zu Shiho- auch sie war keine übermäßig emotionale Frau, aber auch ihr sah sie an, wie sie mit sich kämpfte, wie sie abmühte, sachlich zu bleiben und nicht an ihn zu denken, wenn sie abspulte, was diese Substanz mit ihm wohl angestellt hatte. Mühsam räusperte sich die Anwältin, tippte mit ihrem Kugelschreiber auf ihre Unterlagen. „Wie endet es…?“, fragte sie schließlich leise. Sie sah, wie die junge Forscherin schluckte, sich sammelte. „Manche sterben an den Entzugserscheinungen, je nachdem, wie stark sich die psychischen Symptome psychosomatisch auswirken. Es zerreißt ihnen das Herz, buchstäblich, rasender Puls, zuerst viel zu hoher, dann viel zu niedriger Blutdruck – sie kennen die Spirale, die sich abwickelt, wenn man nicht dagegenwirkt. Innere Blutungen, Aufbrauchen der körpereigenen Energiereserven, weil das Herz sich selbst zu Tode hetzt… Exitus.“ Eri schloss die Augen, atmete gepresst aus. „Und die anderen?“ „Nehmen sich das Leben.“ Sie starrte Eri an, die sie anblickte, kaum atmete, als sie an ihn dachte. „Realitätsverlust nach der ersten Einnahme, Suchtverhalten nach der zweiten oder dritten, je nach Intensität der Angst in der zweiten Phase. Letztendlich entkommt man ihr aber nicht. Dass er die Flucht geschafft hat, grenzt an ein Wunder, darüber, was er gesehen hat, kann nur spekuliert werden. Aber gemessen an der Tatsache, wen sie sich geschnappt haben, um ihn endgültig in die Knie zu zwingen, und daran, was sie mit ihr gemacht haben… liegt die Vermutung nahe, dass es um ihre Tochter ging, Frau Mori. Wie es… in Shinichis gesamtem Leben immer nur um ihrer Tochter ging. Ihr Leben, ihre Sicherheit, ihr Glück.“ „Er dachte, ich wäre tot.“ Die Anwältin sackte auf der Bank zusammen. Rans Worte klangen geschlagen, waren kaum mehr als ein Flüstern. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. „Das hab ich aus ihm herausgekriegt, als ich mit seinen Eltern bei ihm zuhause war, das war vor knapp einer Stunde. Da… hat er es mir gesagt. Warum er gegangen ist, warum er sich nicht gemeldet hat, und was… eigentlich passiert war, mit mir.“ Sie merkte, wie ihre Hände zu zittern anfingen, krallte die Hand um das Mobiltelefon. „Mama, ich bin gestorben an dem Abend! In seinen Armen, warum… warum habt ihr mir das nie gesagt?! Er ging in dem Glauben, dass ich tot bin, gestorben, wegen ihm…! Er wusste nicht, dass ich… überlebt habe, dass man mich offenbar hatte retten können im Krankenhaus… Hast du eine Ahnung, wie das für ihn gewesen sein muss? Ich…“ Tränen liefen ihr übers Gesicht. Eri saß wie zur Salzsäule erstarrt da, fühlte sich wie gänzlich erfroren. „Hat er… gesagt, wer ihm das erzählt hat, im Krankenhaus?“ Ran hielt inne in ihrem Wortschwall, blinzelte. „Ja. Er sagte, er wüsste es nicht mehr, habe es nicht… richtig mitgekriegt, er sei ziemlich neben sich gestanden, schließlich war ich ja gerade… gestorben.“ Die Anwältin schloss die Augen, presste sie fest aufeinander, merkte, wie sich ihr Kiefer verspannte, sie kaum Luft bekam. Du hast es ihr nicht gesagt. Du… hast sie schon wieder angelogen, Shinichi… Warum? „Wusstet ihr davon?“, hörte sie dann Rans leise Stimme in ihrem Ohr. „Ich meine… stell dir vor, was man ihm hätte ersparen können, fünf Jahre diese Hölle… zu leben mit dem Gedanken, dass ich wegen ihm hab sterben müssen, diese Schuld, ich… seh sie immer noch in seinen Augen, und er…“ Sie ließ ihrer Mutter keine Luft für eine Antwort. „Er sagt, er liebt mich, er… würde mich immer lieben, aber ich… müsse gehen, weil sie immer noch da wären, und er es nicht erträgt, wenn ich nochmal…“ Eri seufzte. „Und was wirst du tun?“ Sie hörte Ran schlucken. „Mit ihm nochmal reden. Ich… ich liebe ihn. Du… du weißt das. Ich hab ihn immer so sehr geliebt, Mama, ich… ihn so zu sehen, bricht mir das Herz, und ich weiß jetzt, dass er mich gar nicht allein gelassen hat, er…“ Ran biss sich auf die Lippen, ein wenig Trotz klang in ihren Worten, als sie sprach. „Ich hab mich nicht in ihm getäuscht. Das… hatte ich nie. Ich werd‘ ihn nicht mehr loslassen.“ Sie hatte noch ein wenig mit Ran geredet, ehe sie aufgelegt hatte. Nun saß sie da, merkte, wie sie langsam auftaute, betrachtete ihre geröteten Arme und seufzte still. Dann rief sie die Auskunft an. „Den Anschluss von Shinichi Kudô, Großbritannien, London, bitte.“ Als das Telefon schrillte, lag er immer noch auf dem Boden. Er hatte keine Ahnung, wie lange eigentlich schon, aber er hatte es schlicht nicht über sich gebracht, aufzustehen. Nun rappelte er sich mühsam hoch, schlich in den Flur, griff sich das Telefon und stutzte, als er auf das Display blickte. Unknown member Er fuhr sich durch die Haare, räusperte sich, weil er der Festigkeit seiner Stimme nicht traute, hob dann ab. „Shinichi Kudô, how may I…“ Sie brauchte eine Weile, um zu realisieren, dass sie ihn wirklich am anderen Ende der Leitung hatte. “Hallo, Shinichi.” Eris Stimme klang rau, krächzend fast, und er hätte sie fast nicht erkannt. Fünf Jahre war das her… und noch länger, seit er Rans Mutter das letzte Mal gehört hatte. Er räusperte sich, fuhr sich übers Gesicht, bemerkte, wie seine Hand zitterte. Na, prima. Anscheinend hat Ran keine Zeit verstreichen lassen. „Frau Kisaki.“ Er versuchte höflich zu klingen, riss sich enorm zusammen, und Eri hörte ihm das auch an. „Môri, mittlerweile.“ „Ah. Wie schön.“ Seine Stimme klang noch eine Spur trockener. „Ich bin mir sicher, Ran wird das sehr gefreut haben. Wie aber kann ich Ihnen helfen?“ Eri hob eine Augenbraue, schluckte hart. Mittlerweile hatte sie sich all ihren Lippenstift von ihrer Unterlippe gekaut. Irrsinn, wie sachlich er immer noch bleiben kann. „Wie… du dir denken kannst, hat Ran mich angerufen. Gerade eben. Sie klang recht aufgewühlt.“ Shinichi schluckte, merkte, wie in ihm nun doch ein wenig Wut aufkochte. „Kaum verwunderlich nach dem Gespräch, das wir geführt haben, was ihm übrigen unsere Sache ist – sowohl Ran als auch ich sind erwachsen. Abgesehen davon denke ich nicht, dass Sie Grund zur Beschwerde haben, Frau Mori, ich hege keine Absicht, Ihrer Tochter noch einmal zu nahe…“ „Darum geht es nicht, Shinichi.“ Er hörte das Bedauern in ihrer Stimme und sein Zorn verrauchte schlagartig. „Worum dann?“, murmelte er, ließ sich langsam aufs Sofa sinken. Eri seufzte schwer, um irgendwie den Druck auf ihrer Brust loszuwerden, der ihr das Atmen schwer machte - erfolglos. „Du hast es ihr nicht gesagt. Wer dir diese Lüge aufgetischt hat, Shinichi. Du…“ Shinichi schloss die Augen. „Ach. Das.“ Seine Stimme klang heiser und er räusperte sich erneut. „Ich wollte ihr einfach nicht noch eine Beziehung ruinieren, das ist alles. Nachdem ich nicht da sein können werde für sie, als… Freund… den Grund dafür hat sie Ihnen vielleicht bereits genannt…“ „Hat sie.“ Eri schluckte, als sie die Trauer in seiner Stimme hörte. Shinichi holte tief Luft, um sich wieder zu fassen, und auch das hörte sie. Du liebst sie wirklich. „Ich wollte, dass sie zu Ihnen weiterhin Vertrauen hat. Es ist meine Schuld, dass sie dieses Leben jetzt führt, mit einem so furchtbaren Erlebnis zurechtkommen musste, da sollte sie wenigstens in ihrer Familie Halt finden. Den sie nicht mehr haben wird, wenn sie wüsste, was ihr Vater – und wohl auch Sie, wenn ich das richtig sehe – ihr über Jahre für ein Märchen erzählt haben. Sie wissen, wie sie… wie sie für mich…“ Er brach ab, strich sich über den Hals, als ihm die Stimme versagte. „Abgesehen davon… bin ich ihr Kindergartenfreund. Sie kannten mich seit ich vier Jahre alt war, ich hab zwei Jahre bei Ihrem Mann gewohnt, mich dann so…“ Er brach ab. Eri griff sich an den Kopf, hielt sich die Stirn, als sich Kopfschmerzen ankündigten, die ihr leise hinter den Augen stachen. Es stimmte… was sie ihm angetan hatten war weit mehr, als ihm einfach nur eine Lüge zu erzählen. Er hatte sie gemocht. Und ihnen bedingungslos vertraut. Und sie hatten ihn angelogen. Seine Stimme klang leise an ihr Ohr, als er weitersprach. „Aber gut. Auch ohne das alles standen Ran und ich uns nahe, und zu wissen, dass die eigenen Eltern den besten Freund so hängen lassen…“ „Um nicht zu sagen, niederknüppeln und liegen lassen, Shinichi.“ „Das… sind jetzt aber Ihre Worte.“ Seine Stimme klang rau, ganz kurz nur. „Wie dem auch sei. Ich werde ihr nichts sagen… Sie können also ganz beruhigt sein.“ Der beißende Sarkasmus seiner Stimme stach ihr in den Ohren. „Das ist… edel von dir.“ Shinichi schüttelte den Kopf, lachte bitter. Eri merkte, wie ihr ein Schauer über den Rücken rieselte. „Nein, ist es nicht. Ich tu das nicht für Sie oder Ihren Mann, machen Sie sich da keine falschen Hoffnungen. Ich mache das nur für Ran. Ich will, das sie glücklich ist, das war alles, was ich im Leben wollte, und wenn das heißt, dass ich sie anlügen muss, dann soll es eben so sein.“ Eri erstarrte. Der bittere Unterton und die Wahrheit, die dahinter steckte, waren ihr nicht entgangen. „Wäre ja nicht so, als hätte ich mittlerweile nicht ein bisschen Übung…“ „Shinichi…!“ „Nein.“ Er räusperte sich. „Danke, aber nein danke, weiter will ich darüber nicht reden. Ich denke, damit ist alles gesagt. Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen, Frau Mori.“ Damit legte er auf, starrte auf den Hörer – und warf ihn mit einem Schrei der Frustration gegen die Wand. Verdammt!!! Eri hingegen steckte ihr Handy gezwungen langsam und mit Bedacht weg. Sie wusste, sie hatte falsch reagiert, all die Jahre. Sie hätte Ran die Wahrheit sagen müssen… die Frage war allerdings, ob sie ihn gefunden hätte. Ihr war bekannt, dass Heiji versucht hatte, mit seinen Eltern zu telefonieren – ein einziges Mal hatten sie seinen Anruf angenommen, mit ihm geredet ohne ihm die Chance zu geben, etwas zu sagen, und danach hatten sie die Nummer geändert und waren umgezogen. Sie waren nicht mehr zu erreichen gewesen, für niemanden. Und jetzt war er in London, arbeitete bei Scotland Yard. Im selben Moment, als ihr der Gedanke durch den Kopf schoss, riss sie die Augen auf, merkte sie, wie ihr Herz kurz stolperte. Kogorô! Sie schluckte trocken, starrte in den Himmel. Sein Flieger war bestimmt schon weg. Sie würde ihn nicht mehr erreichen. Aber vielleicht… vielleicht war nicht ausgerechnet er der leitende Ermittler in dem Fall… Sie knetete ihre Finger, ließ ihren Blick unruhig über ihre Umgebung schweifen. Leute gingen zügig ins Flughafengebäude oder kamen heraus – einige sammelten sich an einem Kiosk gegenüber, holten sich einen Kaffee und eine Zeitung. Sie stand auf, merkte, wie zittrig ihre Beine waren, wollte zu ihrem Auto gehen, als ihr Blick auf einer englischsprachen Zeitung hängenblieb. Sie las die Schlagzeile und wusste, dass all ihr frommes Hoffen umsonst war. THE ARTIST TERRIFIES LONDON – NEW CASE FOR SHERLOCK HOLMES? Er gähnte, als er sich seinen Morgenkaffee von seinem Vollautomaten zubereiten ließ, genoss den Duft des frischgebrühten Kaffees, als der braune Bohnensaft leise plätschernd und mit appetitlich haselnussbrauner Crema in die Tasse lief. Er summte fröhlich, als er die Tasse auf sein Frühstückstablett stellte, um es zusammen mit den Marmeladenbrötchen, dem weichgekochten Ei, dem Stückchen Kuchen und dem Orangensaft ins Wohnzimmer zu tragen. Es war spät geworden gestern, als er an dem neuen Roboter gearbeitet hatte – weit nach Mitternacht war er ins Bett gefallen und so genoss er jetzt ein sehr spätes, sehr reichliches, sehr süßes Frühstück - das ihm Shiho niemals so erlaubt hätte – und deshalb genoss er es ganz besonders. Und als er schließlich auf seinem großen Sofa saß, und die Nachrichten anstellte, fiel dem armen Professor Agasa sein Kaffeebecher aus der Hand. Er besudelte in seinem Fall das cremefarbene Sofa mit dicken, braunen Klecksen und hinterließ eine große, braune Pfütze auf dem Teppich. Agasa bekam all dies gar nicht mit. Seine Augen starrten ohne zu blinzeln auf den Bildschirm, seine Hand immer noch in Griffhaltung erhoben, eine nunmehr nutzlose Geste. Ein Bild puren Entsetzens. Die aufgeregte, helle Stimme der blonden, süß zurechtgemachten Morgenshow-Sprecherin mit Lippen zuckrig-pink wie rosa Marshmallows, bohrte sich in seine Ohren. „Das hat lange gedauert, nicht wahr, Yosuke? Man hätte meinen können, Shinichi Kudô sei vom Erdboden verschluckt. Aber was berichten uns die Kollegen aus London…? Die haben sich unseren Sherlock geschnappt! Was sagt man dazu?“ Yosuke, ein smarter Typ in seinen Dreißigern, lächelte sein weißes Zahnpastawerbungslächeln, strahlte in die Kamera. „So sieht es aus, Mica. Shinichi Kudô, in jungen Jahren bekannt und beliebt als Sherlock-Holmes der Heisei- Ära, der Kerl, der vor fünf Jahren durch die Zerschlagung der sogenannten „Schwarzen Organisation“ von sich reden machte, hat sich tatsächlich nach Großbritannien abgesetzt. Wir hielten ihn ja fast für tot, nach dem Abschluss seines Falls war er für kein einziges Statement zu kriegen– total untypisch für den damaligen Oberschüler, der sein Gesicht auf den Zeitungen doch sichtlich genoss…“ Agasa schluckte hart, wollte seinen Kaffee an die Lippen setzten, um sich zu beruhigen, und merkte erst jetzt, dass in seinen zitternden Fingern keine Tasse mehr war. Irritiert nahm er es zur Kenntnis, blickte dann wieder auf, hielt merklich den Atem an, als er Bilder sah, von Shinichi, der in die Pressekonferenz ging, an der Seite eines graumelierten Mittfünfzigers, der dem Bild vom typischen Briten bilderbuchmäßig entsprach. Shinichi… Da bist du also. Sie berichteten über das Opfer eines Mordfalls drüben in London – interessant war der Fall für die hiesigen Medien, weil es sich um ein japanisches Opfer handelte. Er war kurz im Bild, man sah ihn nur, hörte ihn nicht sprechen. Dennoch schaffte allein Shinichis Anblick, ihm einen Schauer über den Rücken zu jagen. Fünf Jahre hatte er sich gefragt, was aus ihm geworden war. Was aus seinen Eltern geworden war, die ebenfalls den Kontakt zu ihnen allen abgebrochen hatten. Und nun sah er ihn im Fernsehen, zweifellos bald wieder in der Zeitung, man zerriss sich jetzt schon das Maul über ihn, wie er am Rande mitbekam, als er den beiden hippen Moderatoren oberflächlich folgte. Sie würden gnadenlos sein, in Großbritannien und hier, jedes Detail seines Lebens aufdecken – drüben wohl seine Vergangenheit, und hier… Er schluckte hart. Dann traf ihn ein Gedanke, der ihn endgültig aus der Bahn warf. Ran. Ran ist in London… Wie einer seiner Roboter griff er ohne zu denken nach seinem Smartphone, das vor ihm auf dem Tisch lag, wie ein Schlafwandler, tippte eine Nachricht, wählte einen Empfänger und schickte sie ab, ehe er sich kraftlos in sein Sofa sinken sah. Mit zitternden Fingern schaltete er den Fernseher ab, schaute auf das Spiegelbild seiner selber in der schwarzen Mattscheibe, ohne sich wirklich zu sehen. ____________________________________________________________________________________________ Leute!!!! Wow, ich danke euch für das großartige Feedback zum letzten Kapitel. Ich hoffe, ich muss euch nicht nochmal so auf Knien anflehen - ich liebe es einfach, von euch zu lesen, und ich bin wirklich dankbar für jeden Satz, sei er noch so kurz, und ganz egal ob lobend oder kritisch. Ganz besonders jedoch freut es mich, zu sehen, dass auch ein paar der "alten Hasen" wieder mit von der Partie sind - ich hoffe, es lohnt sich für euch! Ich bin von den Socken, ehrlich. :) Meine Lieben -ich werde jetzt noch einmal eine Umfrage starten, was den Laderhythmus betrifft. Und ich bitte wirklich jeden, der dazu eine Meinung hat, sie auch abzugeben. Sie läuft zwei Wochen - das ist eure Chance jetzt. Bitte gebt eure Stimme offen und ehrlich ab. Ich hoffe, allerdings, dass sich bei einem einwöchigen Rhythmus nicht wieder Funkstille hier einstellt, weil die Kapitel zu lang werden... Bis die Tage, eure Leira :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)