Hassliebe von Sanji (Shizaya ~ zwischen Zuneigung und Abneigung) ================================================================================ Kapitel 5: Die Dämonen die ich rief ----------------------------------- Shizuo merkte schnell wann Izaya keine Kraft mehr zum kämpfen hatte und lockerte seinen Griff etwas. Der Informant begann am ganzen Körper zu zittern und der Blonde fühlte sich unbeholfen als er ihn leicht an sich drückte. Diesen Umgang mit Izaya war er absolut nicht gewöhnt. Nie hatte er den Hauch von Schwäche gezeigt. Nie hatte er vor ihm die Maske fallen gelassen die seine wahren Gefühle offenbarten... Jetzt meinte Shizuo ein leises Schluchzen zu vernehmen, war sich da aber nicht ganz so sicher. Vielleicht weil er sich nicht vorstellen konnte das der Informant dazu fähig war Tränen zu vergießen. Doch dann spürte er eine heiße Feuchte an seiner Schulter während sich die Hände des Jüngeren hinten in seine Weste krallten. Im ersten Moment war Shizuo einfach sprachlos. Diese Seite von Izaya hatte bestimmt noch niemand gesehen... das machte ihn viel menschlicher und man konnte sich kaum vorstellen das dieses Häufchen Elend ein Meister darin war die Menschen in seiner Umgebung zu manipulieren als handelte es sich um nichts weiter als Schachfiguren. Jetzt schien er gerade am absoluten Tiefpunkt zu stehen und hatte scheinbar total vergessen bei wem er stumm seine Tränen vergoss. †~†~†~†~†~†~† Izaya war sich durchaus bewusst bei wem er gerade seinen Gefühlsausbruch hatte. Das konnte ihn jedoch nicht davon abhalten am ganzen Körper zu zittern und seinen Tränen freien Lauf zu lassen. Er schaffte es dabei glücklicherweise seine Stimme zu unterdrücken. Das wurde ihm noch gewährt, auch wenn er sonst jedes bisschen Selbstachtung verloren hatte... Woher diese Gefühlswallung plötzlich kam? Das konnte er sich auch nicht erklären. Wahrscheinlich lag es daran das Shizu-chan ihn fast wirklich umgebracht hätte. Er hatte es in den Augen des Barkeepers gesehen. Trotzdem wer er nicht in der Lage gewesen seine Zunge im Zaum zu halten. Dem glücklichen Umstand, dass Shizu-chan sich zurück halten konnte, hatte er es zu verdanken das er noch unter den Lebenden weilte. Wenn er nicht weinen würde, würde er glatt lachen, so skurril war dieser Vorfall! Oh Shizu-chan, nie handelst du so wie ich es von dir erwarte. Von Zeit zu Zeit überraschst du mich vollkommen. Vor allem jetzt! Diese Selbstbeherrschung hätte ich einem Monster wie dir niemals zugetraut...Hätte ich wetten müssen, hätte ich gewettet das ich jetzt tot wäre. Nach und nach ebbte diese innere, emotionale Achterbahnfahrt ab und der Schwarzhaarige beruhigte sich wieder. Er traute sich nicht den Blick zu heben. Er wollte nicht sehen mit welchem Blick ihn der Blonde ansah. Wollte weder Mitleid, noch Spott darin erkennen. Er fühlte sich auch jetzt schon armselig genug. Es hatte aber keinen Sinn, er konnte nicht ewig so hier mit Shizuo liegen. Auch wenn es gerade so schön warm in den Armen des Monsters war... Er räusperte sich kurz, damit seine Stimme so fest wie möglich klang als er sagte: „Es ist jetzt alles okay, du kannst mich loslassen.“ Er drückte gegen die Brust des Anderen und dieser rückte tatsächlich etwas zurück, gab ihn allerdings nicht frei. Ihre Blicke trafen sich und Izaya hoffte das man die Unsicherheit in seinen Augen nicht sehen konnte. Überraschenderweise entdeckte er in den Augen des Blonden garnicht das, was er erwartet hatte. Kein Mitleid, kein Spott, keine Verachtung spiegelte sich darin wieder. Er belegte ihn mit einem ernsten Blick und der Informant begann sich unbehaglich zu fühlen. „Ehh~? Shizu-chan, wenn du kuscheln willst, dann hättest du auch früher etwas sagen können!“, sagte er um sein Unbehagen zu überspielen. Shizuo schwieg weiterhin und sah Izaya nur an. Doch dann lies er ihn von jetzt auf gleich los und stand auf. „Wenn du wieder normal bist, dann können wir uns ja auf das Wesentliche konzentrieren“, sagte der Blonde, machte auf dem Absatz kehrt und verlies den Raum ohne Izaya noch einmal anzusehen. Zurück lies er einen verwirrten Informanten. †~†~†~†~†~†~† Mit in den Händen in den Taschen und einer Zigarette im Mundwinkel stieg Shizuo an Izayas Seite die Treppen des Hanazono Schreins in Shinjuku hinauf. Wen fragte man am besten wenn es um einen Dämonen ging? Einen Priester natürlich! Warum war er nicht gleich darauf gekommen? Dabei war es doch so offensichtlich... Besser spät als nie. Im Schrein angekommen zog Izaya zwei fünfzig Yen Münzen zutage und warf sie in die dafür vorgesehene Holzkiste. Als Shizuo ihm einen skeptischen Blick zuwarf zuckte er mit den Schultern, hob die Hand und lies seine Hand kreisen. „Guck mich nicht so an Shizu-chan~. Das macht man nun mal so. Außerdem... wer weiß... vielleicht bringt es ja etwas“, sagte Izaya und grinste den Blonden amüsiert an. Der ehemalige Barkeeper schnaubte nur und trat neben Izaya an die dicke Samtkordel, die zur Glocke hinauf führte. „Als ob beten bei so einem wie dir etwas bringt“, grummelte er leise und läutete die Glocke, bevor er zweimal in die Hände klatschte. Izaya tat es ihm mit einem leisen Lachen gleich. Nachdem sie dieses Ritual hinter sich gebracht hatten betraten sie den Schrein und sahen sich im Inneren aufmerksam um. Sie konnten einige Gläubige erkennen die leise ihre Mantras murmelten oder ihre Emas beschrifteten um diese anschließend am Schrein aufzuhängen. Doch sie waren auf der Suche nach einem Priester, also gingen sie leise weiter. Izaya blieb schließlich an einer geschlossenen Tür stehen und musterte diese kurz. Er wusste das dieser Raum nicht für die Öffentlichkeit frei gegeben war. Dahinter hielten die Priester ihre eigenen Gebete und Rituale ab. Nur zu Festlichkeiten wurden die Türen geöffnet. Der Informant war sich sicher das sie da mit großer Sicherheit fündig werden würden. Er streckte die Hand aus, doch bevor er die Türklinke auch nur berühren konnte erklang hinter ihm eine heißere, aber doch kraftvolle Stimme. „Tut mir leid, aber dieser Raum ist nur den Priestern vorbehalten. Und du mein Junge, siehst mir nicht gerade wie ein Priester aus.“ Izaya setze ein freundliches Lächeln auf und drehte sich zu dem Mann herum. Er wollte gerade antworten, aber die Reaktion des Mannes verschlug ihm die Sprache. Noch während er sich umdrehte wich jegliche Farbe aus dem Gesicht des alten Priesters. Er stützte sich schwer auf seinen Gehstock und fasste sich mit der Hand an die Brust, während er mühsam nach Atem rang. Shizuo trat hinzu und legte dem Alten eine Hand auf den Rücken. „Alles in Ordnung?“, fragte er besorgt. Der Priester sah aus als wäre er gerade dabei einen Herzinfarkt zu bekommen. Irgendwas musste ihn sehr erschreckt haben. Doch der Mann in der weißen Kutte winkte ab und atmete einige male tief durch. „Ja ja, schon gut. Ich habe mich nur erschrocken, das ist alles...“, murmelte er und blickte Izaya mit einer Mischung aus Angst und Verunsicherung an. Dann wandt er den Blick Shizuo zu und sagte mit fester Stimme: „Könntest du deine Brille abnehmen. Das gehört sich im Schrein ohnehin nicht.“ „Natürlich, Verzeihung“, entschuldigte sich der Blonde und zog seine Sonnenbrille ab, bevor er den Priester wieder ansah. Dieser blickte ihm kurz in die Augen und nickte, anscheinend zufrieden. „Kommt mit. Ich denke ich weiß warum ihr hier seid“, sagte der Alte, drehte sich um und ging langsam in den hinteren Bereich des Schreins. Shizuo und Izaya sahen sich kurz an, bevor der Informant mit den Schultern zuckte und dem Priester folgte. Der Mann führte sie in einen Hinterraum und wies ihnen an auf dem Boden platz zu nehmen, was die Erzfeinde auch taten. Der Raum war sehr schlicht eingerichtet, das einzige was ins Auge stach war das offene Feuer, welches leise knisternd vor sich hin brannte. Der Priester kehrte ihnen den Rücken zu und kramte in einer Schublade herum, auf der Suche nach etwas, was sie nicht sehen konnten. Als er dann schließlich doch fündig geworden war, drehte er sich zu ihnen um, mit einem Stück Papier in der Hand. Er schritt auf Izaya zu und hielt das Papier zwischen Zeige und Mittelfinger fest während er sagte: „Ich entschuldige mich bereits für alle Unannehmlichkeiten die diese Behandlung bereitet.“ „Ehh? Von welchen Unannehmlichkeiten spre...“ Weiter kam der Informant nicht. Schneller als er es diesem alten Kauz zugetraut hätte sprang dieser vor und heftete ihm das Stück Papier, welches Izaya als Siegel erkannte, an die Stirn über dem linken Auge. Sofort fuhr ihm ein brennender Schmerz in ebendieses und er stöhnte gequält auf, riss das Siegel von seinem Gesicht und presste sich die Hand auf das Auge. „So, das hätten wir“, sagte der Priester, hob das Siegel auf und betrachtete den winzigen Blutfleck der sich auf der Rückseite abzeichnete. Auch Shizuo und Izaya entging dieser Blutstropfen nicht und beide zuckten zusammen als ihnen der selbe Gedanken durch den Kopf schoss. Das war es auch was Shizuo gestern in dem Auge des Flohs wahrgenommen hatte. Daher dieses rote, dämonische Leuchten, welches nicht von dieser Welt schien. „Das Böse ist ständig um uns herum. Es lauert hinter jeder Ecke. An jedem Platz. Sogar in einem Tempel, wie ihr gerade sehen konntet“, sagte der Alte und beförderte das Siegel, welches mit dem Blut verunreinigt war, in das Feuer. „Es wird von starken Gefühlen angezogen. Hass. Wut. Trauer. Leidenschaft. Eifersucht. All dass und noch viel mehr. Sie heften sich an unsere Fersen und saugen uns praktisch alle Lebensgeister aus. Bis nur noch eine leere Hülle bleibt und in manchen Fällen nicht einmal das...“ Ein leises Murmeln erklang, als der Priester ein helles Pulver in das Feuer warf und, woraufhin grelle Funken in alle Richtungen stoben. „Keiner ist vor ihnen sicher. Im Edo Zeitalter hatten sie ihre glorreiche Zeit, aber auch heute noch gibt es unzählige Dämonen und böse Geister auf dieser Welt.“ Die Ungleichen Männer sahen sich kurz an. Dieser Mann kannte weder sie, noch ihr Anliegen und trotzdem hatte er ins Schwarze getroffen. Für Izaya war das eine ziemlich interessante Wendung. Er wusste warum er die Menschen so liebte, sie waren immer für eine Überraschung gut. Dieser alte Mann musste über ein großes Wissen verfügen. „Und was müssen wir tun um diese Dämonen wieder da hin zu schicken wo sie her gekommen sind?“, wollte Shizuo wissen und blickte zu dem Geistlichen auf. Dieser fuhr sich mit der Hand über das Kinn und blickte zur Decke, so als würde er angestrengt über diese Frage nachdenken. „Ich werde euch noch einige Siegel mitgeben. Ein paar Amulette dürften auch nicht schaden und ihr solltet euch mit Eisen umgeben. Das schützt vor dem Bösen besonders gut...“ †~†~†~†~†~†~† „Hast du dir jetzt so ein dämliches Wahrsagerlos gekauft?“, fragte Shizuo und setzte sich erst seine Sonnenbrille wieder auf, bevor er sich eine Zigarette ansteckte. Er hielt das für Albern, aber wenn der Informant sein Geld für so etwas hinaus schmeißen wollte konnte es ihm ziemlich egal sein. „Ahh~ Shizu-chan~“, flötete der Schwarzhaarige und gestikulierte mit der Hand in der Luft herum. „Du weißt doch wie das mit dem Glauben ist. Alles kann, nichts muss. Es könnte also gut sein das etwas an der Sache dran ist.“ Er öffnete das Röllchen und las sich den Spruch durch der darin enthalten war. »Erlaube dir eine Kleine Verrücktheit, sie wird wie Medizin wirken.« Izaya grinste und steckte den Zettel in seine Manteltasche. Das klang doch ganz nach Spaß. Er war gespannt ob etwas in der Art passieren würde. Für kleine Verrücktheiten war er immer zu haben. „Ich habe Shizu-chan übrigens auch eins mitgebracht!“, verkündete der Informant und war anscheinend allen ernstes auch noch Stolz auf diese Tatsache. Shizuo lies nur ein für ihn charakteristisches Schnauben erklingen. „Verzichte“, brummte er ungehalten und inhalierte tief den Zigarettenqualm. Auf so etwas konnte er gut verzichten. Das mit dem Priester war zwar keine schlechte Idee wie man gesehen hatte, doch damit ging es dann doch etwas zu weit. Als ob so ein Zettel ihm irgendwas sagen könnte was ihm nützlich war. Izaya kicherte nur und öffnete das Röllchen, welches er für den Blonden gekauft hatte. „Ich erledige das schon für dich Shizu-chan.“ Kurz warf er einen Blick auf den Spruch bevor er in schallendes Gelächter ausbrach. »Es ist leicht, geboren zu werden, aber schwer, ein Mensch zu werden.« Wenn das nicht wie die Faust aufs Auge passte! Ob Shizu-chan es jemals schaffen würde ein Mensch zu werden? Eher nicht. Dafür war er zu sehr ein Monster! Unberechenbar und voller Zerstörungskraft. „Was gibt’s da zu lachen?“, knurrte Shizuo und zerbrach wütend seine noch brennende Zigarette zwischen zwei Fingern. Izaya winkte ab und steckte den Zettel zu dem bereits vorhandenen. „Ach nichts Shizu-chan. Belassen wir es dabei.“ So schnell wie der Lachanfall gekommen war, so schnell hatte sich der Informant auch schon wieder im Griff. Er konnte sehr wohl spüren wie es in dem blonden Bodyguard neben ihm brodelte, aber er wusste das er zumindest im Moment nichts zu befürchten hatte. Shizu-chan hatte ihm klar zu verstehen gegeben das sie zusammen arbeiteten solang diese Sache noch nicht ausgestanden war und das war sie anscheinend noch lange nicht. Der Priester hatte ihnen zwar etwas gegeben womit sie sich verteidigen und vor allem schützen konnten, allerdings wussten sie noch immer nicht wie sie ihre nervigen Doppelgänger wieder los werden sollten. Izaya schloss seine Hand um eins der Siegel in seiner Jackentasche. Vielleicht reichten diese ja sogar um die Dämonen ein für alle mal zu vertreiben. Aber bekanntlich sollte der Tag nicht vor dem Abend gelobt werden... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)