Hassliebe von Sanji (Shizaya ~ zwischen Zuneigung und Abneigung) ================================================================================ Kapitel 1: Wie sehr ich dich doch hasse! ---------------------------------------- Skeptisch musterte Shizuo die Kiste, welche vor seiner Wohnungstür abgeladen wurde. Seltsam, er erwartete doch gar nichts.. Sollte das etwa ein verspätetes Geburtstagsgeschenk sein? Unmöglich. Dafür war er schon etwas zu lange her, außerdem, er wüsste nicht, wer ihm so etwas Großes schenken sollte. So viele Freunde hatte er auch nicht, also was sollte das sein? Argwöhnisch umrundete er das Paket und sein Blick verfinsterte sich. Was war, wenn es von dem stinkenden Floh kam? Dann konnte sich nichts Gutes darin befinden! Vielleicht eine Bombe oder so etwas Ähnliches. Zuzutrauen wäre es diesem Bastard jedenfalls. Er schnaubte leise und stupste die Kiste mit dem Fuß an. Egal was drin war, es schien schwer zu sein. Einen Moment verharrte er leise und lauschte ob er irgendwelche Geräusche, wie zum Beispiel das Ticken einer Uhr, vernehmen konnte, doch alles blieb still. Es brachte alles nichts. Ohne es zu öffnen, würde er nie erfahren, was sich darin befindet. Shizuo öffnete seine Wohnungstür und schob das Paket mit dem Fuß hinein, bevor er hinter sich wieder abschloss. Flüchtig musterte er die sperrige Kiste noch, doch dann ging er in die Küche. Er verstaute seine Plastiktüte, in der sich von Simon eine Portion russisches Sushi befand, in den Kühlschrank und kam kurz darauf mit einem Messer in der Hand zurück in den Flur. Ohne noch weiter Zeit zu verschwenden, schnitt er das Paketband auf, legte das Messer zur Seite und klappte den Deckel auf. Im ersten Moment stockte ihm regelrecht der Atem. Was hatte das zu bedeuten?! In dem Paket vor ihm lag unverkennbar Izaya. Ein verletzter Izaya, um es genauer zu sagen.. Er streckte seine Hand nach dem schwarzhaarige Informanten aus, der bewusstlos in der Kiste lag, um zu überprüfen, ob er überhaupt noch lebte. Ein Seufzer entwich seinen Lippen. Sein Körper entspannte sich etwas. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er sich versteift hatte. Vorsichtig nahm er das Kinn Izayas in die Hand und drehte den Kopf in seine Richtung. An seiner Stirn klebte getrocknetes Blut. Sein restliches Gesicht sah ebenfalls übel zugerichtet aus. Ein blaues Auge hatte er bereits. Die Wange darunter sah ebenfalls nicht besser aus und quer über dem Mund prangte ein stattliches Stück Klebeband. Ohne darüber nachzudenken, riss er es herunter, das brachte den Informanten aber auch nicht wieder ins Bewusstsein zurück. Kurz betrachtete er ihn, wie er hilflos in der Kiste vor ihm lag. Izaya war schwer verletzt. Er könnte einfach den Deckel zukleben und das Paket an einem beliebigen Ort entsorgen, der Rest würde sich von selbst erledigen ... Seit Jahren schon wollte er den Tod des Jüngeren und jetzt war er endlich an seinem Ziel angelangt. So eine Chance bekam man nur einmal im Leben, er sollte sie nutzen. Shizuo ballte die Hand zur Faust und stand stocksteif in seinem Flur. Trotzdem ... warum bewegte sich sein Körper nicht? Er wollte doch, dass er krepierte! Das Gehirn gab den Befehl, allerdings kam bei den Muskeln nichts an. „Tch! Verdammter Floh, nichts als Ärger mit dem Kerl!“, knurrte der Blonde, bückte sich und hob Izaya vorsichtig aus seinem Gefängnis. Erst da viel ihm auf das er an Füßen und Handgelenken ebenfalls gefesselt war. Er schüttelte leicht den Kopf. Sowas musste früher oder später passieren, der Informant hatte sich viele Feinde gemacht. Aber warum wurde er nur da mit hineingezogen? Vorsichtig legte er den Schwarzhaarigen auf die Couch und schnitt ihm mit dem Brieföffner, der auf dem Tisch lag, die Fesseln durch. Im Licht betrachtet sah er, dass das Gesicht nicht das Einzige war, was übel zugerichtet wurde. Sein Oberteil und seine Hose waren an mehreren Stellen eingeschnitten und an den Rändern konnte er getrocknetes Blut erkennen. Er starr regelrecht vor Dreck und sein Haar stand in alle Richtungen ab. Im Großen und Ganzen machte er einen beschissenen Eindruck. Shizuo setzte sich auf Kante der Couch und zündete sich eine Zigarette an, die brauchte er jetzt. Anschließend lies er seinen Blick wieder über den Floh schweifen und entdeckte etwas aus seiner Jackentasche heraushängen. Ohne nachzudenken, griff er danach und stellte fest, dass es sich um eine Visitenkarte handelte, allerdings um keine Geschäftskarte. Sie war allerdings unbedruckt und auf die Rückseite hatte jemand geschrieben: »Ich wusste nicht, wo ich meinen Dreck sonst abladen sollte. Sieh es als verspätetes Geburtsgasgeschenk an! Ein Freund.« Shizuo runzelte die Stirn und blickte den Floh an. Ein Freund? Offensichtlich hatte ihn jemand verprügelt und ihn anschließend zu ihm geschickt, nur warum? Jeder in Ikebukuro wusste, dass er Izaya tot sehen wollte, steckte dass also dahinter? Wollte jemand das er Izaya tötete? Und wenn ja, warum hatte es dieser nicht selbst getan? Es sah so aus, als wären diejenigen, die dafür verantwortlich waren, nicht mehr weit davon entfernt gewesen ihn selbst ins Jenseits zu befördern. Er streckte die Hand nach dem Oberteil des Jüngeren aus und schob es etwas nach oben. Lila, blaue und gelbe Flecken zierten seine Brust und er meinte sogar, einen Schuhabdruck zu sehen. Sein Gesicht verfinsterte sich. Er hasste Gewalt, aber was er am meisten hasste, war jemanden der eh schon am Boden lag auch noch wie einen räudigen Hund zu treten, selbst wenn es sich bei diesem Hund um den Floh handelte. Während er überlegte, was er nun machen sollte, zog er das Hemd wieder herunter. Am besten war es natürlich, er würde ihn ins Krankenhaus bringen, aber davon würden die Typen, die das getan hatten, vielleicht Wind bekommen und die Sache, die er nicht zu Ende gebracht hatte, selbst erledigen. Er wusste nicht, was ihn daran so sehr störte. Das wäre doch das beste Für alle... „Verdammt!“ Fluchend stand er auf. Was war nur in ihn gefahren, dass ihm das Leben dieser Bastard plötzlich etwas bedeutete?! Ihr Hass beruhte auf Gegenseitigkeit, doch trotzdem war er jetzt derjenige, der sich um diese Plage kümmern konnte. Und klar war, er konnte ihn in diesem jämmerlichen Zustand nicht umbringen, dann war er nicht besser als die Kerle, die ihn zusammengeschlagen hatten. Behutsam schob er dem Informanten die Arme unter die Kniekehlen und den Rücken um ihn hochzuheben, trotzdem entwich ihm ein leises Stöhnen. Shizuo hielt inne und blickte in das zerschrammte Gesicht, doch mehr als dieser leise Laut kam nicht mehr über seine Lippen. Wie auch immer, er sollte ihn zu Shinra bringen... †~†~†~†~†~† „Was soll das heißen ich soll ihn wieder mitnehmen?!“, wollte Shizuo fassungslos wissen. „Genau das was ich gesagt habe Shizuo-kun! Ich kann mich hier unmöglich um ihn kümmern, ich habe noch viel zu tun“, erklärte ihm Shinra und hatte seine Arzttasche schon in der Hand. „Außerdem brauch er im Moment noch Beobachtung, also wäre es gut, wenn du eine Weile bei ihm bleiben würdest.“ Shizuo biss knurrend die Zähne zusammen. Was war er? Des Flohs Babysitter?! Murrend, doch behutsam, nahm er den Informanten wieder auf seine Arme. Auf dem Hinweg hatten ihm die Leute bereits seltsame Blicke zugeworfen und einen weiten Bogen gemacht, das würde jetzt bestimmt nicht anders laufen... „Na gut, ich bring ihn nach Hause“, murrte der Blonde und ging zur Tür. Was hatte er sich da nur eingebrockt? Jetzt konnte er Izaya auch noch den ganzen Weg zu seinem Apartment tragen. Nicht das es ihm Probleme bereiten würde. Der Schwarzhaarige wog wirklich erstaunlich wenig. Ob er auch genug aß? Schnell schüttelte Shizuo den Kopf. Was interessierte es ihn denn, ob der Floh genug zu Essen hatte?! Wenn es nach ihm ging, dann könnte er auch gut verhungern! Innerlich fluchend über seine eigene Dummheit kam er schließlich bei Izayas Apartment an. Dort stand er vor dem nächsten Problem. Wie sollte er in die Wohnung kommen? Er bezweifelte, das Izaya für solche Fälle einen Schlüssel unter der Fußmatte versteckt hatte. Er verteilte das Gewicht des Jüngeren und hob ein Knie an um ihn zusätzlich zu stützen, um seine Taschen zu durchsuchen, doch er wurde nicht fündig. Entweder hatte er alles verloren oder die Kerle hatten ihm seine Sachen abgenommen. Er vermutete Letzteres. Missmutig betrachtete er die Tür und seufzte resigniert. Es blieb ihm wohl keine andere Wahl, er konnte Izaya ja schlecht vor seiner Tür liegen lassen. Entschlossen griff er nach der Klinke und zog einmal kräftig daran. Das Schloss gab augenblicklich nach und die Tür sprang auf. Er verlagerte das Gewicht des Informanten aufs Neue und trug ihn in die Wohnung, darauf bedacht, die Tür so gut es ging wieder hinter sich, zu schließen. Im Wohnzimmer angekommen schaute er sich um. Er war zwar schon mal hier gewesen, doch weiter als bis hier her war er nie gekommen. Wo befand sich wohl das Schlafzimmer? Sein Blick wanderte nach rechts, doch dort konnte er nur in die Küche blicken, also musste es oben sein. Zielstrebig ging er die Treppe hinauf und musterte auf seinem Weg die ganzen, vollgepackten Bücherregale, die die Galerie zierten. Anscheinend las der Schwarzhaarige ziemlich viel... Endlich erreichte er eine Tür, und als er das Zimmer dahinter betrat, hatte er endlich gefunden, wonach er gesucht hatte. Shizuo brachte Izaya zu seinem Bett, was im Übrigen ziemlich groß und mit Seidenbettwäsche bezogen war. So etwas Protziges passte wirklich zu einem Großkotz wie ihm. Auch der Rest des Schlafzimmers sah aus wie aus einem Designerkatalog. Insgesamt sah alles recht kühl aus, ohne viel Ausstrahlung. Er zog die Bettdecke zurück und legte den Floh behutsam ab. Er wusste gar nicht, warum er so sanft zu ihm war. Das lag wahrscheinlich daran, dass er sowieso schon aussah, als würde er gleich den Löffel abgeben. Zumal sah er recht verloren aus in dem imposanten Bett. Dass dies für nur eine Person war, grenzte schon an Verschwendung. Den Kopf des Informanten zierte mittlerweile ein weißer Verband und auch am restlichen Körper hatte sich Shinra ausgetobt. Er hatte gesehen, wie Izaya nur mit Unterwäsche bekleidet auf seinem Behandlungstisch gelegen hatte, immerhin musste er dem perversen Arzt helfen, ihn auszuziehen. Alleine hätte der das bestimmt nicht hinbekommen. Dabei hatte er die unzähligen Wunden gesehen, die ihm vorher verborgen geblieben waren. Shinra hatte alle ordnungsgemäß gereinigt und desinfiziert. Alles in allem eine schmerzhafte Prozedur, doch der Schwarzhaarige hatte nicht einmal das Bewusstsein wieder erlangt. Auch jetzt lag er da, sah mehr tot als lebendig aus und seine blasse Haut zeichnete sich hell gegenüber der schwarzen Bettdecke ab. Schweigend stand der Mann in Barkeeperuniform vor dem Bett. Er konnte jetzt gehen. Jemand sollte zwar auf Izaya aufpassen, aber keiner konnte von ihm verlangen, dass er dieser jemand sein musste. Er hasste den Floh und der Floh hasste ihn. Er wollte nicht bei ihm bleiben und er war sich sicher, dass er nicht das Erste war, was Izaya nach seinem Erwachen sehen wollte. Doch, was war, wenn etwas passierte? Die Tür würde sich dank ihm nun auch nicht mehr einwandfrei schließen lassen und wer wusste, wann der Schwarzhaarige wieder aufwachen würde. Aber warum zum Teufel interessierte er sich dafür überhaupt?! Es war ihm scheiß egal und deshalb würde er jetzt auch gehen. Und zwar sofort! Entschlossen drehte er sich um und ging festen Schrittes auf die Tür zu, doch als er ein leises Stöhnen hörte, blieb er abrupt stehen. Langsam wand er den Kopf und blickte über die Schulter zurück, doch im Bett rührte sich nichts. Er runzelte die Stirn. Einbildung? Nein, er war sich sicher, dass er etwas gehört hatte. Egal. Der Blonde schaffte noch einen Schritt weiter, doch dann blieb er abermals stehen. Er ballte die Hände zu Fäusten und senkte seinen Blick. Verdammt! Er machte auf dem Absatz kehrt und ging zu dem Bett zurück. Mit ärgerlichem Gesichtsausdruck betrachtete er den Schlafenden. Er setzte sich auf die Kante und grummelte leise: „Wenn es dir wieder besser geht, dann bringe ich dich dafür um.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)