Spiel mit mit von Seira-sempai ================================================================================ Kapitel 2: Wut und Unverständnis -------------------------------- Am liebsten wäre Danny auf die beiden zugestürmt und hätte seinen Freund von seinem Arbeitskollegen herunter gezerrt, hätte getobt und geschrien. Doch das hätte wenig gebracht. Er zwang sich, ruhig zu bleiben. Nur mit Mühe konnte er das Zittern in seiner Stimme verbergen. Aber er schaffte es. „So sehen deine Überstunden also aus.“ Es war ihm egal, ob seine Behauptung der Wahrheit entsprach oder nicht. Dazu reichte seine Selbstkontrolle dann nicht mehr. Er war zu wütend, um sich noch dafür zu interessieren. Theo fuhr zusammen und schaute ihn erschrocken an. Er öffnete den Mund, wollte etwas sagen, doch Danny ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Wenn du jetzt noch die Frechheit besitzt, zu behaupten, das ist nicht das, wonach es aussieht, reiß ich dir deinen Schwanz ab, hacke ihn in kleine Würfel und verfütter ihn an die Enten im Schlossteich! Zusammen mit deinen Eiern!“ Danny warf ihm einen wütenden Blick zu. Er ging auf das Bett zu, zerrte seine Reisetasche darunter hervor, riss die Schränke auf und begann, seine Sachen einzupacken. Das Herz schlug ihm bis zum Hals und er hatte Mühe beim Atmen. Gleichzeitig fühlte er sich, wie in Watte gepackt, als würde sein Leben an ihm vorbeiziehen und er musste hilflos zusehen, beinahe so als würde er das alles nur träumen. Gleichzeitig war er wütend wie schon lange nicht mehr. Eine seltsame Kombination, aber er dachte nicht weiter darüber nach. Viele Sachen hatte er nicht, weswegen er schnell fertig war. Theo beobachtete ihn dabei. Er schien mit sich zu ringen, ob er ihn aufhalten sollte oder nicht. „Was stellst du dich eigentlich so an“, beschwerte sich Vincent, „Wenn du deinen Freund nicht ranlässt, dann besorgt er es sich eben wo anderes. Das ist doch logisch.“ Danny war kurz davor, ihn zu schlagen. Was bildete sich dieses Arschloch eigentlich ein? Nur mit Mühe konnte er sich beherrschen. „Dann hoffe ich, dass du für meinem Ex-Freund“, die erste Silbe dieses Wortes betonet er besonders, „oft genug die Beine breit machst. Wir wollen ja nicht, dass er irgendwelche Entzugserscheinungen bekommt.“ „Ex-Freund?“ Theo starrte ihn erschrocken an. Danny hielt kurz in seiner Tätigkeit inne und warf ihm einen zornigen Blick zu, ehe er fortfuhr. „Du hast mich schon verstanden, du mieser, verlogener, schwanzgesteuerter, egoistischer Bastard!“ „Danny, warte! Lass uns darüber reden!“, rief Theo. Er löste sich von Vincent und ging, nackt wie er war, auf Danny zu. Danny stopfte seine letzte Jeans in die Reisetasche, ehe er aufstand und sich vor seinem Ex-Freund aufbaute. „Ich wüsste nicht, was es da noch zu bereden gäbe!“ Mit einem kräftigen Stoß beförderte er Theo zurück auf das Bett, wo er halb auf Vincent landete. „Ich wünsche euch noch viel Vergnügen! Auf Nimmerwiedersehen!“ Dann stürmte er aus dem Schlafzimmer. In der Küche blieb er stehen. Er nahm seinen Kaffee aus der Mikrowelle. Die Lust darauf war ihm vergangen, weshalb er den Inhalt der Tasse zurück in die Kanne schüttete. Danach klaubte Danny seine Sachen in Bad, Wohnzimmer und Küche zusammen, die er ebenfalls in seiner Reisetasche verstaute. Er wollte gerade gehen, als sein Blick wieder auf die Kaffeekanne fiel. Ohne weiter nachzudenken, griff er danach, lief noch einmal zurück ins Schlafzimmer und schüttete seinem Freund das Getränk über den Köpf. Arschloch! Theo und schrie erschrocken auf. „Sag mal, spinnst du?“, rief Vincent aufgebracht. Danny ignorierte ihn. Er verließ das Schlafzimmer. Die Tür schloss er mit einem gezielten Fußtritt. Dann schnappte er sich seine Schultasche und stürmte aus der Wohnung. Draußen hatte es inzwischen aufgehört zu regnen, was er aber erst bemerkte, als er nach einigen hundert Metern in jemanden hineinlief. „Pass doch auf, wo du hinläufst!“, schimpfte die ältere Frau mit Handtasche und Chihuahua auf dem Arm. „‘tschuldigung“, murmelte Danny abwesend, nachdem er sie einen Augenblick lang verwirrt angesehen hatte. Er hatte nicht bemerkt, dass außer ihm noch andere Menschen auf der Straße waren. Die Frau stemmte empört ihren Freien Arm in die Hüfte. „Hast du denn kein Benehmen?“, schimpfte sie, „Jetzt hör mir mal gut zu, junger Mann, als ich in deinem Alter war, da hatten die jungen Leute noch Manieren, da-“ Danny lief an ihr vorbei, ohne weiter auf ihre Schimpftriade zu achten. Er hatte momentan keinen Nerv, hier stehen zu bleiben und sich von der Oma niedermachen zu lassen. Alles in ihm drängte ihn zur Flucht und bevor er wusste, was er tat, war er umgekehrt und zurück zur Bushaltestelle gelaufen. Dort ließ er sich erschöpft auf die überdachte Bank fallen. Er stelle seine Reisetasche neben die Bank, ehe er das Gesicht in den Händen vergrub und begann, hemmungslos zu weinen. Wie hatte Theo das nur tun können? Er hatte ihm vertraut, ihn geliebt, für ihn seine Familie aufgegeben! Und was machte dieses Arschloch? Fickte in der Zwischenzeit mit seinem Arbeitskollegen. Wenn es doch wenigstens jemand gewesen wäre, den er nicht kannte. Aber nein, es musste ja Vincent sein. Vincent, der von seiner Beziehung zu Theo wusste, und es trotzdem mit ihm getrieben hatte, obwohl er die ganze Zeit über behauptet hatte, hetero zu sein. Danny fühlte sich verraten und allein gelassen. Langsam wurden ihm auch die Konsequenzen seines Handelns bewusst. Er hatte niemanden mehr, an den er sich jetzt wenden konnte. Für Theo hatte er alles aufgegeben. Theo hatte darauf bestanden, dass er seinen Eltern sagte, dass er schwul war. Danny, naiv wie er gewesen war, hatte es getan, ohne weiter über eventuelle Folgen nachzudenken. Das Ergebnis war wenig berauschend gewesen. Seine Mutter hatte geweint und sein Vater getobt. Sie hatten gestritten und am Ende hatte sein Vater gemeint, er solle sich erst wieder bei ihm blicken lassen, wenn er wieder normal war. Daraufhin hatte Danny seine Sachen in seine Reisetasche gestopft und war zu Theo geflohen. Zu seinen Eltern hatte er seitdem keinen Kontakt mehr. Er hatte sich nicht einmal getraut, seine restlichen Sachen abzuholen. Seine Eltern hatten sich auch nicht noch einmal bei ihm gemeldet, weswegen er davon ausging, dass sie sie entweder entsorgt hatten. Oder, was wahrscheinlicher war, die Sachen lagen noch so wie er sie hinterlassen hatte, in seinem Zimmer und waren inzwischen von einer mehr oder weniger dünnen Staubschicht bedeckt. Danny seufzte. Gern wäre er jetzt mit dem Bus nach Hause gefahren, hätte sich in sein Bett fallen lassen, die Decke über den Kopf gezogen und so getan, als wären die letzten Monate nie passiert. Aber das konnte er nicht. Er wollte nicht zu seinen Eltern zurückkriechen und zeigen, was für ein Versager er war, dazu war er zu stolz. Genauso wenig würde er zu Theo zurückkehren. Was sollte er noch dort? Sein Ex-Freund hatte deutlich gemacht, wie wenig er von ihm hielt. Wenn Theo ihn nicht wollte, dann suchte er sich eben einen anderen Freund! Es wäre doch gelacht, wenn er Theo nicht vergessen könnte! Es gab sicher noch andere junge Männer, die ihn bei sich wohnen lassen würden. Oder er suchte sich eine eigene Wohnung, was mit seiner geringen Ausbildungsvergütung wohl nicht einfach werden würde. Außerdem würde das sicher einige Tage dauern. Es blieb also nur noch die Möglichkeit, jemanden kennenzulernen, bei dem er für ein paar Tage schlafen konnte. Seine Gedanken schweiften zu der Disco, in der er öfter mit Theo gewesen war. Ein paar Mal war er angesprochen oder zum Tanzen aufgefordert wurden. Nur leider waren alle Leute, die er bis jetzt getroffen hatte, nur auf schnellen Sex aus gewesen. Danny schluchzte leise auf. Er war nicht der Typ von Mensch, der auf bedeutungslosen Sex stand. Auch mit Theo hatte er erst nach Monaten geschlafen. Er schlug mit der Faust gegen die gemauerte Wand hinter sich. Es tat weh, aber der Schmerz half ihm, klarer zu denken. Theo war es nicht wert, dass er ihn hinterher trauerte. Er sollte ihn besser schnell vergessen und sich jemanden suchen, mit dem er glücklich werden konnte. Entschlossen wischte er sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. Er hatte keine Zeit, Trübsal zu blasen. Er musste sich eine Unterkunft für die Nacht versorgen. Als wenige Minuten später der nächste Bus an der Haltestelle hielt, überlegte er nicht lange, bevor er einstieg und zu besagter Disco fuhr. Vielleicht, dachte er, traf er dort ja auch jemanden, der so dachte, wie er, mit dem er eine Beziehung führen konnte und der ihn Theo vergessen lassen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)