Last Desire: After Story I von Sky- (Long Lost Fellow) ================================================================================ Kapitel 6: Eine seltsame Familie -------------------------------- Am nächsten Morgen war Jeremiel sogar schon vor Liam wach und hatte sich direkt an die Arbeit gemacht und saß mit einer Tasse starkem Kaffee an seinen Laptop und begann mit seiner Recherche. Er war noch etwas müde und wäre am liebsten noch etwas im Bett geblieben, aber er hatte Ezra ja versprochen, dass er sich um seinen dubiosen neuen Klassenlehrer kümmerte und die Familie ging vor. Müde gähnte er und begann schon mal damit, die Vergangenheit seiner Zielperson zu durchleuchten. So etwas war ja nicht wirklich schwer, wenn man wusste, wie man vorgehen musste und L hatte ihm in recht kurzer Zeit ziemlich viel beigebracht, sodass er inzwischen als Detektiv mit dem Decknamen „Anon“ L noch Konkurrenz machen konnte. Es war ja auch eine Arbeit, die ihm Spaß machte und er wollte zudem etwas gegen die Kriminalität tun, insbesondere gegen den vorherrschenden Menschenhandel, dem er beinahe selbst mal zum Opfer gefallen wäre. Er hatte auch schon einige Fälle aufgedeckt, wo junge Frauen aus Russland zur Prostitution gezwungen worden oder junge Männer entführt und an Bordelle verkauft wurden. Auch dem Handel mit Kinderpornografie hatte er den Kampf angesagt und auch das eine oder andere Mal mit Oliver zusammengearbeitet, der sich als Cyberterrorist „Operator“ auf dergleichen spezialisiert hatte. Es war eine sinnvolle Aufgabe und für seinen Intellekt anspruchsvoll genug. Allerdings ging er nicht so wählerisch vor wie L, der sich nur um Mordfälle mit mindestens zehn Opfern beschäftigte, oder wenn es um Millionenbeträge ging. Jeremiel nahm fast jeden Fall an und hatte bereits erste zuverlässige Kontakte zum FBI und der Bostoner Polizei. Auch mit dem Drogendezernat hatte er schon das eine oder andere Mal zusammengearbeitet, aber heute würde es um einen eher „unspektakulären“ Fall gehen, aber für Jeremiel hatte dieser allerhöchste Priorität. Denn sobald es um seine Familie ging und insbesondere um Ezra, der ja der Jüngste war und eh schon aus schwierigen Verhältnissen stammte, da nahm er die Sache lieber selbst in die Hand. Wenig später kam auch Levi herein, der offenbar auch zu den Frühaufstehern zählte. „Nanu, konntest du nicht mehr schlafen?“ Der Head Hunter schüttelte den Kopf und erklärte „Ich schlafe nie sonderlich lange und ich warte eh auf einen Anruf.“ Wieder schwieg er kurz und ihn schien eine Frage zu beschäftigen. Zuerst zögerte er noch, stellte sie dann aber doch, weil es ihn zu sehr interessierte. „Sag mal, wieso bist du zu einem Sefira geworden?“ „Nun“, begann Jeremiel und trank einen Schluck Kaffee. „Ich bin mit Liam verlobt und da ich als Mensch recht kurz lebe, habe ich mich dazu entschlossen, mein altes Leben aufzugeben und bei ihm zu bleiben. Also im Grunde genommen haben wir beide so einiges gemeinsam. Ich muss aber zugeben, dass ich von deinem Kampfstil wirklich beeindruckt bin. Hätte Beyond dich nicht eindeutig als Mensch identifiziert, dann hätte ich echt gedacht, du wärst ein Unvergänglicher. Samajim hatte erzählt, dass es so genannte Chajal gibt. Also Menschen mit einer besonderen Begabung. Ich hätte echt nicht gedacht, dass ein Mensch so stark sein kann, dass er es sogar mit Liam locker aufnehmen kann.“ „Mag sein, aber Begabung alleine reicht nicht aus“, erklärte Levi und setzte sich. „Ohne hartes Training nützt dir deine Begabung rein gar nichts. Insgesamt 10 Jahre ununterbrochenes Training habe ich gebraucht, um mit den Head Huntern mithalten zu können. Selbst heute trainiere ich noch. Die Begabung allein macht knapp 30% aus, der Rest ist alles hartes Training und Ausdauer.“ Ja das konnte sich Jeremiel gut vorstellen. Immerhin hatte er allein von seiner Mutter viele Geschichten gehört. „Was genau bedeutet Chajal eigentlich?“ „Es bedeutet Soldat. Das kommt daher, weil damals viele Begabte als Soldaten und Krieger berühmt wurden. Diese Fähigkeit der Chajal wird auch Matana genannt, was so viel wie Begabung bedeutet. Allerdings gibt es nicht viele Chajal und jene, die stark genug sind, um es mit den großen Alten aufzunehmen, die starben auf unerklärliche Art und Weise sehr früh und die Familie gleich mit.“ Die Chajal und ihre Familien starben? Sollte das etwa heißen, dass die Chajal verfolgt wurden, ohne es zu wissen? Als hätte Levi seine Gedanken gelesen, erklärte er „Götter dulden keine Konkurrenz oder Gefahren für ihre Position. Deshalb habe ich mich nie stärker gegeben, als ich bin und immer schön brav gekuscht. Einen guten Rat will ich dir mitgeben und der gilt nicht nur für dich, sondern auch für deine Freunde: gehe niemals ein Risiko ein, von dem du nicht abschätzen kannst, ob es sich lohnt, es überhaupt einzugehen. Du wirst auch sonst recht schnell merken, dass der Sefirotkult sehr viele Parallelen zur Bibel oder zu anderen Religionen hat. Insbesondere was die Nephilim betrifft…“ „Nephilim?“ „Bezeichnung für die Halbblüter. Die Nephilim sind Kinder von Menschen, die entweder mit einem Sefira oder einem Seraph eine Verbindung eingegangen sind. Einzige Ausnahme sind die Entitäten, weil diese grenzenlos sind und deshalb nicht herabgestuft werden können. Ein Naphil hat nur einen Bruchteil der Kräfte seines unvergänglichen Elternteils, besitzt auch keine unvergängliche Seele und teilweise kommen sie entweder mit Entstellungen zur Welt, oder sie werden durch ihre eigenen Kräfte so stark ausgezehrt, dass sie ein sehr schwaches Immunsystem haben und meist auch früh sterben. 50 Prozent der Nephilim kommen schwach zur Welt, die anderen besitzen eine hohe Vitalität. Hat dir nie jemand etwas über die Halbblüter erzählt?“ Jeremiel verneinte und erklärte, dass sich Liam nicht an seine Vergangenheit als Araphel erinnern konnte und seine Gefolgsleute nie in der Heimat gewesen waren. Und Eva war auch erst seit kurzem wieder zurück. Levi nickte bedächtig. „Verstehe. Weißt du wenigstens, wie die Rangordnung der Unvergänglichen aussieht?“ „Ja. Als erstes kommen die drei Entitäten und an allererster Stelle steht Ajin Gamur, weil er den Anfang und das Ende aller Dinge verkörpert. Nach den Entitäten folgen die Sefirot, die von den großen Alten angeführt wurden. Danach folgen die Seraphim, die von den Sefirot zuerst als Diener erschaffen wurden und danach kommen die Vergänglichen.“ „Fast richtig. Vor den Vergänglichen kommen noch die Nephilim. Die Proxys sind im Grunde genommen künstlich erschaffene Nephilim, wenn man es genau betrachtet, deswegen werden sie auch als solche eingestuft. Wie ich schon sagte, gibt es viele Parallelen zwischen dem Sefirotkult und der menschlichen Religion, was daran liegt, weil es schon vor langer Zeit Kontakt zu den Unvergänglichen gab und aus diesem Kontakt die Nephilim entstanden sind. Im Grunde sind die Seraphim in den Augen der Menschen die Engel, die Sefirot göttliche Emanationen und damit unsere Vorstellung von Gott. Die Entitäten sind die Schöpfer, die Quelle aller Dinge und damit stehen sie über allen Gesetzen und Grenzen. Ajin Gamur verkörpert das Nichts und die Zerstörung, Ain die Ewigkeit, das „Alles“ und die Schöpfung und Elohim ist das Bindeglied zwischen diesen beiden und präsentiert das ausgewogene Gleichgewicht zwischen Schöpfung und Zerstörung. Außerdem ist er der Schutzwächter von Ain Soph. Tja und dann haben wir die Sefirot, mit ihren großen Alten, die sogenannten Oberklasse-Sefirot und die anderen als Unterklasse-Sefirot, die sich alle Äonen lang gegenseitig massakriert haben, um im Rang aufzusteigen und die Herrschaft zu erlangen. Das ist unsere Vorstellung von Göttern gewesen… Die Machtkämpfe dieser Götter findest du bei den Römern und den Griechen genauso wie in anderen Religionen, die mehrere Götter haben. Denn jeder will der Stärkste sein und das Sagen haben. Die Seraphim sind die Engel und damit die Gottesdiener. Tatsächlich wurden sie nur zu diesem einen Zweck erschaffen und versklavt. Sie wurden misshandelt, gequält und hatten keinerlei Rechte und wenn sie flohen, aufmuckten oder vor Erschöpfung zusammenbrachen, tötete man sie einfach. Eva hatte sich damals zusammen mit ihrem Mentor für die Rechte der Seraphim stark gemacht und konnte zumindest erwirken, dass die Seraphim dieselben Rechte erhielten wie die Sefirot, allerdings hat sich bis heute noch nicht sonderlich viel an der Mentalität geändert, dass die Seraphim nur die Diener sind. Noch schlechter aber stehen die Nephilim da. Diese sind nämlich größtenteils nicht in der Lage, in die Heimat zu reisen und wenn sie nicht gerade mit Vitalität und Stärke geboren wurden, können sie ihre Kräfte kaum einsetzen. Deshalb beschlossen die großen Alten damals unter Miswas Herrschaft, die Nephilim auszurotten.“ „Und warum?“ „Weil sie ihre Rasse erhalten wollten. Es ist in ihren Augen unvorstellbar, dass Unvergängliche und Menschen Kinder zeugen und sie wollten keine Mischlingskinder dulden. Sie wollten ihre Rasse rein halten. Kennst du in der Bibel das Kapitel mit der Sintflut?“ Jeremiel dachte kurz nach, denn er hatte mal die Bibel gelesen, konnte sich aber auch nicht an jedes einzelne Kapitel erinnern. Soweit er wusste, hatte Gott eine Sintflut über die Welt geschickt, um die Menschen zu töten, die in seinen Augen sündhaft waren. Als er das Levi erzählte, war diesem anzusehen, dass mehr dahinter steckte. „Bevor die Sintflutgeschichte kam, haben sich die so genannten Gottessöhne zu den Menschenfrauen hingezogen gefühlt und mit ihnen die „Gewaltigen“ gezeugt, nämlich die Nephilim, was übersetzt Riesen bedeutet. Daraufhin strafte Gott die Menschen damit, indem er ihre Lebenszeit auf 120 Jahre begrenzte. Viele dieser Nephilim sind große Herrscher geworden. Doch dann schickte der Herr eine Sintflut über die Welt mit dem Ziel, die Kinder dieser Gottessöhne vom Angesicht der Erde zu vertilgen. Verstehst du, was ich damit sagen will?“ Jeremiel nickte bedächtig und begann so langsam aber sicher die Parallelen zu erkennen. „Dann haben die Sefirot versucht, die Nephilim auszulöschen, weil diese nicht nur in ihren Augen unrein waren, sondern auch noch eine Gefahr darstellten.“ „Genauso sieht es aus. Ein Genozid folgte dem nächsten. Jeder, der in den Augen der großen Alten eine Gefahr war, wurde getötet. Das galt sowohl für die Seraphim, als auch für die Nephilim und die untergeordneten Sefirot und die Vergänglichen. Es gibt fast keine Nephilim mehr und die restlichen leben versteckt in einem Heim. Nur wenige wissen davon und halten es geheim, um die Nephilim vor der Verfolgung zu schützen.“ „Und woher weißt du davon?“ „Ich bin dem Leiter des Heims vor knapp 70 Jahren begegnet. Thomas war damals auf der Suche nach seiner entführten Verlobten Hannah gewesen, die nach Auschwitz deportiert werden sollte. Ich habe ihm geholfen und da haben wir uns angefreundet. Dabei erzählte mir Thomas von dem Schicksal der Nephilim und seitdem setze ich mich auch für die Halbblüter ein und passe auf sie auf. Aber da die Terrorherrschaft vorbei ist, besteht endlich ein wenig Hoffnung für sie, dass sie in Frieden leben können, ohne Angst um ihr Leben haben zu müssen.“ Jeremiel hörte interessiert zu und staunte nicht schlecht, wie viel Levi wusste. Nun gut, der Kerl war über 600 Jahre alt und hatte in der Heimat der Unvergänglichen gelebt und als Head Hunter gearbeitet. Da blieb eben nicht aus, dass er viel wusste. Und in dem Moment empfand er auch eine gewisse Bewunderung für diesen Menschen. „Tja, da hast du noch so einiges zu lernen, würde ich sagen.“ Schließlich erhob sich Levi und ging. Irgendwie wirkte er danach, als wolle er gleich wieder verschwinden. Etwas Rastloses ging von ihm aus, was aber auch vielleicht von seinem Job kommen konnte. Als Head Hunter war er es sicherlich gewohnt, stets wachsam zu bleiben und einsatzbereit zu sein. Sicherlich kein einfaches Leben, aber er hatte es sich so ausgesucht. Und außerdem strahlte er etwas von einem Einzelgänger aus, der nicht gerne mit anderen zusammenarbeitete. „Und wo liegt dieses Heim?“ „In Cambridge, also nicht weit von Boston entfernt.“ „Könnte ich es mir mal ansehen?“ „Eigentlich nicht, aber da du zu Evas Familie gehörst, denke ich, dass ich eine Ausnahme machen kann. Versteh mich nicht falsch. Ist nichts gegen dich, aber ich will auch das Leben der Halbblüter beschützen. Wir können uns nachher auf den Weg machen und ich denke, dass Eva auch mitkommen will.“ Damit ging Levi und Jeremiel setzte seine Nachforschungen fort. Er wurde sogar fündig und als sich Liam wenig später blicken ließ, setzte Jeremiel ihn auch schon über den neuesten Stand der Dinge in Kenntnis. „Mr. Callahan hatte schon mal eine Anschuldigung wegen sexueller Belästigung Minderjähriger in Chelsea. Er soll einen 14-jährigen zum Oralsex gezwungen haben, allerdings konnte ihm nichts nachgewiesen werden. Er wechselte daraufhin die Schule und kurz darauf kam es zu zwei weiteren Vorfällen. Er soll sich dort an zwei 13-jährigen vergangen haben und es gab auch teilweise Verdacht, dass er im Besitz von Kinderpornografie ist. Ich werde gleich mal Oliver anrufen und ihn bitten, den PC zu hacken. Bei so etwas ist er weitaus schneller und kennt sich besser aus. Wenn er was findet, gebe ich das dann direkt der Polizei weiter und dann hat sie den Kerl am Schlafittchen.“ „Mit deiner Detektivarbeit kommst du immer besser zurecht, was?“ „Klar. Mein Bruder war auch ein sehr guter Lehrer. Und außerdem ist das hier eine persönliche Sache. Ezra ist mein kleiner Bruder und er braucht uns. Schlimm genug, dass er von seinen Eltern im Stich gelassen wurde und sich prostituieren musste, da muss er nicht auch noch einen pädophilen Lehrer ertragen müssen.“ „Ich mach mich eh gleich auf den Weg und rede mit ihm.“ „Aber bitte freundlich.“ „Al Capone sagte mal Ein freundliches Wort und ein Finger um den Abzug bewirkt oft mehr als ein freundliches Wort allein. Aber keine Sorge, ich bleibe diplomatisch.“ Damit stand Jeremiel auf und gab Liam einen Kuss auf die Wange. „Das ist echt lieb von dir, dass du das machst.“ „Ich hab immerhin versprochen, deine Familie zu beschützen und wie du schon sagtest: der Kleine braucht Hilfe.“ Schließlich standen auch Eva und Delta auf. Letztere hatte wirre Haare und die Flecken an seiner Schulter und seinem Hals ließen darauf schließen, dass er eine ziemlich wilde Nacht hatte. „Guten Morgen ihr Süßen“ grüßte der Kimonoträger und gähnte. Jeremiel grüßte zurück und schließlich kamen auch Marcel und Johnny dazu, wenig später traf auch Levi zum gemeinsamen Frühstück ein und war etwas erstaunt über diese Szene. „Deine Diener sitzen zusammen mit dir am Tisch?“ fragte er Liam, der sofort seine Kaffeetasse sinken ließ, als er das hörte und Levi mit einem unheimlichen Blick ansah, doch das kümmerte den 622-jährigen nicht wirklich. „Das sind nicht meine Diener, sie sind meine Familie.“ „Entschuldige, es sollte keine persönliche Beleidigung werden“, erklärte der Head Hunter und Jeremiel entging, dass er die ganze Zeit diesen „ist mir relativ egal“-Blick drauf hatte. Gegenüber anderen schien er tatsächlich recht distanziert und kühl zu wirken. Lediglich bei Eva schien das nicht so der Fall zu sein. „Du musst wissen, in der Heimat werden die Seraphim für gewöhnlich als Sklaven gehalten und als solche auch verkauft. Das war damals Gang und Gebe und auch heute herrschen vereinzelt solche Zustände. Deshalb bin ich erstaunt, dass du einen so familiären Umgang mit den dreien hast.“ „Scheiße Mann, wir wurden als Sklaven gehalten?“ fragte Johnny und sah zu Delta rüber, der aber wohl gerade an irgendetwas anderes dachte. Und tatsächlich grinste dieser anzüglich und meinte „Also ich hätte nichts dagegen.“ „Oh Mann Delta“, stöhnte der Informant und schlug sich die Hand vor die Stirn. „Nicht die Art von Sklave. Kannst du auch ein einziges Mal nicht zweideutig denken?“ „Lass mich doch.“ „Ihr seid schon recht seltsam“, bemerkte der Head Hunter, als er das Ganze so beobachtete. „Und sonderlich zu harmonieren scheint ihr ja untereinander auch nicht wirklich.“ „Das ist Alltag, daran gewöhnt man sich“, erklärte Jeremiel, der die alltäglichen Zankereien zur Genüge kannte. „Wenn drei so verschiedene Charaktere zusammenleben, kommt es nicht selten zu Zankereien, die ab und zu auch mal in Mordversuchen enden. Insbesondere wenn Delta und Marcel sich in die Haare kriegen.“ „Was kann ich denn auch dafür, dass er so kalt ist wie ein Eisblock?“ meinte Delta warf noch ein schnippisches „Pah“ hinterher, wobei er Marcel mit einem provokanten Blick strafte. Dieser wirkte herzlich wenig berührt und hätte vielleicht etwas erwidert, wenn Liam nicht sofort dazwischengegangen wäre. „Keine Streitereien. Spart euch das für später auf, wenn ihr es nicht bleiben lassen könnt. Delta, du triffst dich heute mit Dr. Folsom. Er soll dir die Ergebnisse der Untersuchung mitbringen. Wenn eines der Mädchen oder Jungs was hat, werden sie augenblicklich vom Dienst freigestellt und zur Behandlung geschickt. Danach kümmerst du dich um die Abrechnung und lässt das von Marcel noch mal überprüfen, ob alles stimmig ist. Außerdem haben wir schon wieder Ärger mit einer Rockerbande im Viertel. Schick ein paar unserer Leute los, die sich darum kümmern und aufräumen. Johnny, du kümmerst dich um die Recherchen zu einem Mr. Templer. Soweit ich weiß, soll er illegal Waffen nach Afghanistan verkaufen. Ich will wissen, wann die nächste Lieferung ist und wo der Handel über die Bühne geht.“ „Und was soll dann mit der Ladung passieren?“ „Die kassieren wir und verkaufen sie auf dem Schwarzmarkt. Dabei sollte eine gute Summe herausspringen. Ich bin gleich unterwegs und kümmere mich um Mr. Callahan.“ „Ach ja“, rief Delta und erinnerte sich. „Hat er nicht unser armes Kindchen bedrängt?“ „Ja hat er und während Jeremiel nach den Leichen im Keller sucht, werde ich dafür sorgen, dass der Kerl sich Ezra nicht mehr nähert.“ „Sag mal Delta“, meinte Jeremiel schließlich, „gehen dir die Kosenamen denn nie aus?“ „Nicht wirklich. Aber ich nenne ja auch nicht alle so. Nur jene, die ich süß finde, die ich ins Herz geschlossen habe oder jene, mit denen ich gezwungenermaßen zusammenleben muss.“ Dabei verwies er auf Marcel, den das aber herzlich wenig interessierte. Dann aber wandte sich der Kimonoträger an Levi. „Da du ja jetzt auch zur Familie gehörst, kriegst du auch einen Spitznamen.“ „Danke, ich verzichte“, sagte der Head Hunter direkt, der damit nun wirklich nichts anfangen konnte. Aber davon ließ sich Delta auch nicht beirren und betrachtete ihn eine Weile, bevor er zu dem Entschluss kam „Du bist ab heute mein Romeo.“ Levi wirkte alles andere als begeistert, doch er bekam einen aufmunternden Schulterklopfer von Jeremiel. „Sei froh, dass es nur Romeo ist. Meinen Bruder hat er mit Söckchen gestraft und Beyond mit Wuschelchen. Andrew ist sein Blümchen und Oliver nennt er Sonnenschein. Bei meiner Mutter ist er irgendwie auf den Trichter gekommen, sie Rosenherzchen und Dathan sein Sternchen zu nennen. Naja. Sheol hat es mit Rotkehlchen schlimmer erwischt und Ezra ist ihm wegen dem Kindchen immer noch nachtragend, was ich auch verstehen kann. Elion hat er wegen seiner tiefen Schlafphasen Dornröschen getauft und Frederica ist sein Spätzchen. Tja… zu guter Letzt wären da noch Rumiko mit Schätzchen, Jamie mit Bärchen und deren Kinder werden bald auch welche kriegen, so viel ist sicher. Also nicht wundern. Delta hat für alle immer einen Kosenamen und du kriegst ihn auch nicht überzeugt, es sein zu lassen.“ „Und hat meine Frau etwa…“ „Ja, sie ist Chérie. Geht ja auch noch. Ich bin eben sein Engelchen, Johnny nennt er Darling, Marcel Hase und Liam eher ironisch gemeint Herzchen.“ Levi sagte nichts, sondern schüttelte nur verständnislos den Kopf darüber. Er hatte in den letzten 600 Jahren ja so einiges erlebt aber jemand wie Delta war ihm bisher noch nicht untergekommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)