Who can you trust? von SweetHeart98 ================================================================================ Kapitel 4: Möglichkeiten ------------------------ „Arthur, ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein kleines Mädchen eine Bedrohung sein soll“, meinte Gwen, während sie auf dem Bett saß und ihren Mann zusah, wie er in ihren Gemächern auf- und ablief. „Ich auch nicht“, erwiderte er, „Aber ich kann mir vorstellen, dass ein Zauberer eine Bedrohung sein soll und seine Defensor ist nun einmal die einzige Möglichkeit, um ihn zu finden.“ Schon den ganzen Abend lang suchte er nach einer anderen Möglichkeit, doch er sah keine. Zauberei war gefährlich, das hatte er schon mehr als einmal gesehen. Deshalb musste dieser Zauberer schnellstmöglich festgenommen werden. Außerdem hatte sie die Frau angegriffen, also war es doch möglich, dass von ihr eine Gefahr ausging. Nein, sie war ein kleines Mädchen. Sie wusste sicher nicht, was sie tat. Sicher war sie nur verängstigt gewesen. Aber vermutlich spielte das eh keine Rolle mehr, denn sobald der Zauberer tot war, wäre auch sie es. Und den Zauberer entkommen zu lassen stand außer Frage, er war eine Gefahr für ganz Camelot, doch ihn auf lebenslänglich in Verließ zu sperren würde auch nichts bringen, da er sich leicht mit wieder mit Magie befreien könnte. Also gab es tatsächlich keine andere Möglichkeit, als den Zauberer und damit auch die Defensor hinzurichten. ---------- Ennlin saß unter einem Baum an der Waldgrenze beim Schloss und wartete auf Emrys, während sie über ihre erste Begegnung nachdachte. Die Ritter von Camelot suchten also tatsächlich nach ihr. Das würde die Sache natürlich um einiges erschweren. Vielleicht sollte sie doch wieder zurück nach Hause gehen. Nein! Sie hatte so lange trainiert so lange darauf gewartet, endlich ihrem Zauberer dienen zu können. Außerdem würde der König sicher bald Suchtrupps in die nahegelegenen und damit auch in ihr Dorf schicken, um sie zu finden. Damit würde sie nur ihre Eltern in Gefahr bringen. Sehr viel länger im Wald bleiben konnte sie aber auch nicht, da man sie früher oder später dort finden würde, außerdem ging ihr Proviant langsam zu Ende. Sie konnte nicht weiter darüber nachdenken, denn im nächsten Moment vernahm sie Schritte hinter sich. Schnell stand sie auf und drehte sich um, die Hand an dem kleinen Dolch an ihrem Gürtel. „Ganz ruhig, Ennlin. Ich bin´s nur“, flüsterte eine ihr vertraute Stimme. „Emrys!“, freudig kam die Kleine auf den Zauberer zu. Auch wenn sie ihn eigentlich nicht wirklich persönlich kannte, mochte sie ihn dennoch sehr. Sie hatte schon so oft gesehen, was er alles für den König und seine anderen Freunde tat, manchmal sogar sein Leben für sie riskierte. Er war ein guter Mensch, das wusste sie genau. Kurz vor ihm blieb sie stehen und deutete wieder eine kleine Verbeugung an. „Es freut mich euch wohlbehalten wiederzusehen, Em- …Merlin“, sagte sie förmlich. Merlin schüttelte nur lächelnd den Kopf. „Ich hab doch gesagt du brauchst nicht so förmlich zu sein“, meinte er, „Ich hab dir etwas mitgebracht.“ Er holte einen Laib Brot und zwei Äpfel aus einer Tasche, die er mitgebracht hatte und reichte sie der Defensor. „Vielen Dank“, sagte sie und knickste kurz vor ihm, was den Zauberer bloß wieder zum Lächeln brachte. Sie steckte das Essen in den Rucksack, den sie von zu Hause mitgenommen hatte und brach gleich ein großes Stück vom Brot ab, welches sie gierig runterschlang. Merlin fragte sich, wann sie wohl das letzte Mal richtig gegessen hatte. Er überlegte fieberhaft, was er nun zu ihr sagen sollte. Sie einfach so nach Hause schicken? Vermutlich war das die einzige Möglichkeit, sie von ihrem Vorhaben abzubringen. „Ennlin, ich finde wirklich du solltest nach Hause gehen“, sagte er deshalb nach einiger Zeit ernst. Verwirrt und immer noch mit vollem Mund starrte sie ihn an. Langsam schluckte sie runter. „Was?“, hauchte sie. „Es ist zu gefährlich für dich hier. Das gesamte Dorf sucht bereits nach dir und wenn du wirklich mit zu mir kommen und mir dienen willst, wird Arthur dich ganz sicher irgendwann finden. Es ist ein zu großes Risiko.“ „Aber … aber ich habe doch solange darauf gewartet, euch dienen und helfen zu können … ich…“ „Und das wirst du auch irgendwann, aber erst in ein paar Jahren, wenn du erwachsen bist. Bis dahin hat Arthur das ganze sicherlich vergessen und es wird keine Gefahr mehr für dich bestehen.“ „Nein! Ich werde nicht wieder gehen und zulassen, dass ihr euch jeden Tag irgendeiner Gefahr aussetzt, die euch vielleicht das Leben kostet.“ Merlin seufzte. Er wusste, dass das, was er jetzt tun würde schrecklich war, aber ihm fiel auf die Schnelle wirklich nichts Besseres ein. „Verstehst du denn nicht?“, seine Stimme wurde lauter, wütender, sodass die Kleine zusammenzuckte, „Du bist weder ein Schutz für mich noch eine Hilfe! Du bist eine Gefahr für mich! Wenn Arthur dich gefangen nimmt, wird er dich zwingen, ihn zu deinem Zauberer zu führen und ich denke nicht, dass du stark genug dafür bist, um solange durchzuhalten, dass du mich nicht verrätst. Du bringst nicht nur dich selbst, sondern auch mich in höchste Gefahr! Also geh!“ Ennlin starrte ihn geschockt an, geschockt und traurig. Eine kleine Träne rollte ihre Wange runter. Hier stand nun also Emrys, ihr Zauberer, für den sie so hart trainiert hatte, für den sie so viel riskiert hatte, vor ihr und schrie sie an. In seinem Blick lag so viel Zorn und Wut, dass sie fast schon anfing Angst vor ihm zu bekommen. Doch das alles war nicht der Grund, weshalb sie so unglaublich traurig war, sondern weil er Recht hatte. Wie hatte sie nur so blind sein können? Sie hatte nicht erkannt, dass sie ihn in so große Gefahr brachte. Sie war eine Gefahr für ihn, kein Schutz! Sie wischte sich schnell die Tränen weg. „Wenn ihr es so wünscht“, schniefte sie, nahm ihren Rucksack und ging in den Wald hinein, doch vorher drehte sie sich noch einmal zu Merlin um: „Es tut mir leid, Merlin. Vielleicht werden wir uns eines Tages wiedersehen.“ Dem jungen Zauberer zog es das Herz zusammen, als er sah, wie das kleine Mädchen traurig davon ging. Sicher hasste sie ihn jetzt. Genau das war ja auch seine Idee gewesen. Sie sollte ihn hassen, damit sie nicht wiederkam und in Sicherheit war. Auch wenn es ihm wehtat sie so zu sehen, war es das Beste so. Jedenfalls hoffte er das. Geknickt ging er zurück zum Schloss. ---------- Die junge Defensor ging, ohne darauf zu achten, wohin sie eigentlich ging. Ihre Gedanken kreisten allein um ihren Zauberer. Sie war nicht sauer auf ihn. Immerhin hatte er nur die Wahrheit gesagt. Vermutlich war das auch besser so. Sie hätte ihn bestimmt nur in noch größere Gefahr gebracht, als sie es sowieso schon getan hatte. Trotzdem war sie traurig. Sie hatte nicht von ihm erwartet, dass er sie anschreien würde. Auf sie hatte er immer so nett gewirkt. Ob er sie vielleicht einfach nicht leiden konnte? Vermutlich war er sauer auf sie, weil sie ihn beinahe in so große Gefahr gebracht hatte. „Stehen bleiben!“, Ennlin erschrak. Sie war viel zu unkonzentriert gewesen und hatte nicht bemerkt, wie sich einige Ritter um sie versammelt und sie umzingelt hatten. Drei Gesichter unter ihnen erkannte sie wieder, es waren Freunde von Emrys. Gwaine, Leon und Elyan. Allesamt hatten sie ihre Schwerter gezückt. Sie zählte sechs Ritter. Sie musste handeln und zwar schnell. Blitzartig hob sie ihre Hand und schon flogen drei der Ritter von Camelot in hohem Bogen durch die Luft. Allerdings war sie nicht schnell genug, um auf die restlichen drei hinter ihr zu achten. Zwei packten sie grob an ihren Armen und hielten sie fest, während der andere ihr ein Schwert unter ihr Kinn hielt. „Ganz ruhig, dann wird dir nichts passieren“, meinte er. Es hätte dem Mädchen nichts gebracht, sich weiter zu wehren, denn die drei anderen, die eben noch auf den Boden gelegen hatten, rappelten sich auch schon wieder auf und kamen zu ihr. Sie hatte keine Chance zu entkommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)