Kindheitsmomente von SweeneyLestrange ================================================================================ Kapitel 6: Unerwünschter Besuch ------------------------------- Trotzig hatte sich Rabastan ins Gebüsch zurückgezogen und pulte mit den Fingern in der weichen Erde. Durch die Zweige hindurch beobachtete er missmutig, wie die drei Black Schwestern laut schnatternd in seinen Garten einmarschierten. Ihr Besuch passte ihm überhaupt nicht und noch weniger passte es ihm, dass Mutter und Vater darauf bestanden hatten, nett zu ihnen zu sein - schließlich waren Mädchen langweilig und doof. Rabastan wollte sich gerade noch tiefer in die Sträucher zurückziehen, als ihn plötzlich sein Bruder gefunden hatte. „Du musst da rauskommen“, erklärte er ihm bestimmt. „Muss ich gar nicht.“ „Musst du wohl, sonst kriegst du Ärger.“ Finster funkelte Rabastan Rodolphus an. „Ich will aber nicht.“ „Pech“, erwiderte Rodolphus und zog an dem Arm seines Bruders. „Du musst mitkommen.“ Einen Moment lang kämpfte Rabastan verbissen gegen den Griff an, dann besann er sich eines Besseren und folgte gehorsam seinem Bruder. Er erinnerte sich noch an das letzte Donnerwetter, als er sich den Wünschen seiner Eltern widersetzt hatte. Wegen so blöden Mädchen wollte er kein weiteres Mal riskieren. „Iih, du bist ja ganz dreckig“, empfing ihn Narzissa naserümpfend, kaum dass sie die drei Mädchen erreicht hatten. „Und du bist hässlich“, entgegnete Rabastan ungeniert, wofür er sich sofort einen strafenden Blick von Andormeda einhandelte. „Nimm das zurück!“, sagte sie streng. „Du kannst nicht einfach so meine Schwester beleidigen.“ Doch Rabastan sah stur zur Seite und dachte gar nicht daran, noch irgendetwas zu sagen. „Ich gehe das Mutter sagen“, drohte Narzissa mit ihrer hohen Stimme. „Du bist nicht hässlich“, mischte sich Rodolphus gleichgültig ein. „Rabastan ist dumm, der hat keine Ahnung von sowas.“ Das Gesicht der kleinen Narzissa gewann bei diesen Worten das Strahlen zurück. „Ich will aber, dass er das zurücknimmt“, verlangte sie dennoch. Rabastan sagte nichts, sondern sah nachdenklich zu seinem Geheimversteck, wobei er sich ausmalte, wie es wäre, sich einfach in den Büschen zu verstecken oder auf einen der hohen Bäume zu klettern. Alles schien schöner als der lange Nachmittag, der ihm bevorstand. „Sei leise, Zissy, Rodolphus hat gesagt, dass du nicht hässlich bist. Das reicht.“ Bellatrix hatte sich zu Wort gemeldet und sah genervt zu ihrer kleinen Schwester. „Aber Bella“, begann sie zu jammern, verstummte jedoch augenblicklich, als Bellatrix ihr kurzerhand an den Haaren zog. „Nerv nicht“, bestimmte sie. „Hör auf damit!“, mischte sich Andromeda ein. „Warum sollte ich?“, entgegnete Bellatrix und ein böses Grinsen verzog ihre schmalen Lippen, während sie noch einmal fest an Narzissas Zopf zog. Mit Tränen in den Augen riss sich die jüngste der Black Schwestern los. „Ihr seid gemein!“, rief sie und stampfte wütend mit dem Fuß auf. „Mutter und Vater haben gesagt, dass ihr nett sein sollt. Wir sollen alle schön miteinander spielen.“ „Ich will aber nicht mir dir spielen!“, erklärte da Rabastan patzig. „Du bist nämlich blöd.“ „Ach ja, du bist viel blöder.“ „Stimmt gar nicht.“ „Stimmt wohl.“ „Heh, lasst das“, ging Andromeda dazwischen. „Entschuldigt euch und dann überlegen wir, was wir spielen können.“ Keinem der Anwesenden schien der Gedanke jedoch sonderlich zu gefallen. Bellatrix sah ihre beiden Schwestern nur verächtlich an, während Rodolphus desinteressiert daneben stand und Rabastan und Narzissa noch immer sauer aufeinander zu sein schienen. Andromeda seufzte tief. „Wir haben unsere neuen Springseile dabei, vielleicht können wir …“ „Das ist Mädchenkram, sowas mache ich nicht“, erklärte Rabastan und hob stolz das Kinn. „Aber es macht Spaß“, wandte Andromeda halbherzig ein. Doch Rabastan weigerte sich ihr zu zuhören. „Ich gehe jetzt zurück zu meiner Burg“, verkündete er. „Und Mädchen dürfen nicht dahin, sonst werdet ihr angegriffen.“ Interessiert sah Bellatrix zu ihm. „Ich will aber auf deine Burg.“ „Ich auch!“, mischte sich Narzissa begeistert ein. „Das geht nicht“, erklärte Rabastan und ging davon. Eilig versuchte ihm Bellatrix hinterher zu rennen, wurde aber von Rodolphus aufgehalten. „Ich kann dir später einen Geheimgang zeigen“, flüsterte er. Da Narzissa wieder mit einem Aufstand begonnen hatte, hatten weder sie noch ihre Schwester seine Worte mitbekommen. Bellatrix dunkle Augen leuchteten auf. „Und jetzt?“, fragte sie. Ihre Frage beantwortete sich innerhalb der nächsten Minuten. Es war keine Antwort, die jedem der vier Kinder gefiel. Narzissa hatte auf eine Teeparty bestanden. Sofort eilten zwei Hauselfen herbei und bereiteten alles vor; bauten Tische, Stühle und Schirme gegen die sengende Mittagssonne auf und brachten Geschirr sowie Tee und Gebäck. So saßen sie da an einem Tisch, der ihrer kleinen Größe gerecht wurde, knabberten an süßen Keksen und rührten in ihren Teetassen. „Ich bin die Gastgeberin, also müsst ihr alle nett zu mir sein“, verkündete Narzissa mir ihrer hellen Mädchenstimme. „Und ich bin die Älteste, deshalb solltet ihr alle auf mich hören“, erwiderte Bellatrix. „Ich bin aber …“ Inmitten ihres eintretenden Gezankes bemerkte keiner den Eindringling, der aus dem Gebüsch hervor robbte. Rodolphus sah Rabastan als erstes. Das rotbraune Haar war zerzaust und im Gesicht trug er ein schelmisches Grinsen. Mit einem Kopfnicken bedeutete Rabastan ihm, dass er ihm helfen sollte; also stand er auf und sah zum Anwesen seiner Eltern hinüber. „Habt ihr das gesehen?“ Narzissa und Bellatrix hielten in ihrem Streit inne. „Was?“, verlangte Bellatrix zu wissen. „Ich weiß es nicht. Ich glaube, wir sind hier nicht sicher.“ In dem Moment stürzte Rabastan mit einem Kriegsschrei hervor. Erschrocken kreischte Narzissa auf. Ehe sie es sich versah, fiel sie rücklings von der Bank, während Rabastan in die verdreckte Tasche seines Umhangs griff und etwas auf sie warf. „Lass das!“, rief Andromeda und stürzte sich dazwischen. „Aber ich mache doch gar nichts.“ Hastig wich Rabastan ihr aus und bedachte sie mit einem liebenswürdigen Blick. „Ich war nur der Angreifer vom Feind. Ihr müsste eure Teeparty schützen, sonst hat es der Feind leicht.“ Er zog einen Stock hervor und richtete ihn auf die kleine Aufbaut. „Wingardium Leviosa!“, imitierte er mit tiefer Stimme seinen Vater. „Und jetzt ist alles kaputt.“ „Du kannst doch noch gar nicht zaubern“, sagte Bellatrix. „Na und? Aber bald kann ich das. Es sind noch …“, Rabastan hielt inne und begann an den Fingern seiner linken Hand die verbliebenen Jahre abzuzählen, bis er endlich nach Hogwarts durfte. „Drei Jahre“, verkündete er stolz. „Und dann bin ich der stärkste Zauberer.“ Bellatrix lachte. „Ich habe schon meinen Brief bekommen.“ „Ist mir doch egal.“ Verdrossen starrte Rabastan sie an. „Und so toll bist du gar nicht. Rodolphus kommt auch bald nach Hogwarts.“ Plötzlich zerriss ein spitzer Schrei das Gespräch. „Mach es weg“, kreischte Narzissa und sprang wie von der Tarantel gestochen auf. „Mach es weg!“ In ihren blauen Augen schwammen die ersten Tränen, während sie panisch mit dem rechten Arm fuchtelte. Hastig lief Andromeda zu ihrer kleinen Schwester und versuchte herauszufinden, was los war. „Bella, hilf mir mal“, sagte sie verzweifelt, doch Bellatrix stand neben Rabastan und Rodolphus und war in ihr schallendes Gelächter eingefallen. „BELLA!“ Ohne Erfolg. Andromeda blieb nichts anderes übrig, als Narzissa allein zu beruhigen. „Da ist nichts“, sagte sie immer wieder in dem vergeblichen Versuch, ihre kleine Schwester zur Ruhe zu bringen. „Da ist wirklich nichts.“ Aber Narzissa wollte nicht hören. Unentwegt hüpfte sie auf der Stelle und schüttelte sich vehement, wie um etwas von sich abzuwerfen. Dann bemerkte Andromeda ein Kribbeln. Ihr Herz begann schneller zu schlagen bei dem bösen Verdacht, der langsam in ihr aufwallte. Das Kribbeln wurde stärker und ihr wurde mit Schrecken bewusst, dass es kein Kribbeln sondern ein Krabbeln war. Flüchtig fuhr sie sich mit ihrer Hand über die verräterische Stelle an ihrem Arm und stieß mit ihren Fingern auf ein Etwas. Andromeda schluckte. Langsam hob sie die Hand zu ihrem Gesicht. Sie spürte, wie es nun auf ihrem Handrücken krabbelte. Dann sah sie die große Gartenspinne, die hektisch einen Weg ihren Arm hinauf suchte. Ein zweiter markerschütternder Schrei gellte über das Anwesen der Lestranges und verlor sich in dem schallenden Gelächter der beiden Brüder sowie dem der ältesten Black Schwester. „Ihr seid so doof“, kreischte Andromeda, nachdem sie sich selbst sowie ihre Schwester von den Krabbeltieren befreit hatte. „Dafür bekommt ihr ganz viel Ärger!“ „Ooooh, jetzt hab ich Angst“, rief Rabastan fröhlich und flitzte davon. Wütend starrte Andromeda ihm hinterher, während sie die weinende Narzissa zu trösten versuchte. „Da ist nichts mehr in deinem Haar“, flüsterte sie beruhigend und strich ihr wie zur Bestätigung über die weiche hellblonde Haarpracht. „Komm lass uns reingehen“, sagte sie schließlich und ging mit Narzissa an der Hand, ohne Bellatrix oder Rodolphus noch eines Blickes zu würdigen, zum Haus zurück. Noch immer grinsend sahen die beiden älteren auf die kleiner werdenden Gestalten. „Und jetzt?“, wiederholte Bellatrix ihre Frage, froh darüber, Ruhe vor ihren nervigen Schwestern zu haben. „Wir könnten Rabastans Burg stürmen“, schlug Rodolphus vor und beobachtete das begeisterte Grinsen, das die dunklen Augen des Mädchens zum Strahlen brachte. Zufrieden mit sich selbst grinste er zurück. „Komm mit“, sagte er, „ich zeige dir den Geheimgang.“ ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)