Kindheitsmomente von SweeneyLestrange ================================================================================ Kapitel 3: Rache ist süß ------------------------ „Du mieser kleiner Gnom!“ Lautes Getrampel erfüllte das Treppenhaus des Grimmauldplatzes Nummer 12. „Komm sofort her!“ Sirius Black dachte nicht daran. Keuchend hastete er die hohen Stufen hinauf, seine Beute fest an sich gepresst, während er fieberhaft überlegte, wo er hin konnte. Je höher er stieg, desto mehr saß er in der Falle. Vorsichtig spähte er durch das Treppengelände hinunter und stellte erschrocken fest, dass sein Vorsprung gar nicht mehr so groß war. Schweratmend sah er sich auf der Etage um. Er brauchte einen Fluchtweg. Sofort! „Ich kriege dich, du kleine Ratte!“
Das Getrampel wurde lauter. Kein gutes Zeichen. Eilig flitzte Sirius wieder weiter und rannte instinktiv noch eine Etage höher. Er preschte vorbei an Schränken und Vitrinen, Staub wirbelte auf, als er abrupt stehen blieb, in seiner Hast beinahe in einen Vorhang rannte und dann versehentlich gegen den Rahmen eines Gemäldes stieß. „Pass doch auf“, empört sich der dadrin sitzende Zauberer und spähte verdrossen aus seinem Bild heraus. Ohne zu zögern, ließ sich Sirius zu Boden fallen, um aus dessen Blickfeld zu verschwinden und robbte weiter zum nächsten Zimmer. Ob er ihn gesehen hatte? Plötzlich hielt Sirius mitten in der Bewegung inne. Mit gespitzten Ohren lauschte er in die unheilverkündende Stille hinein. Das wütende Gezeter war verstummt und mit ihm die Schritte. Ganz vorsichtig bewegte sich Sirius weiter und zuckte beim verräterischen Rascheln seiner Robe erschrocken zusammen. Trolldreck! Ein Keuchen erfüllte die ruhigen Zimmer. Sein Keuchen. Angestrengt biss Sirius die Zähne zusammen, während er versuchte, so flach wie möglich zu atmen. Sein Blick wanderte durch den edel eingerichteten Salon auf der Suche nach einem geeigneten Versteck. „Ich hab dich gleich“, flötete auf einmal eine Stimme in einem triumphierenden Singsang und jagte Sirius einen eiskalten Schauer über den Rücken. 
 Das würde Ärger geben!
 Ohne länger darüber nachzudenken, stürzte er zum Fenster, das von einem langen Vorhang verdeckt wurde und stellte sich dahinter. Dann schob er den schweren Stoff vorsichtig etwas zurück, damit er die Tür zum Salon im Auge behalten konnte. „Suchst du diesen ungezogenen Bengel?“, hörte er die knarrende Stimme des Zauberers, dessen Portrait er versehentlich angerempelt hatte. „Genau den.“ „Diese Richtung“, antwortete der Zauberer knapp. Sirius hörte Schritte. Langsame, gemächliche Schritte. Schritte, die wussten, dass es kein Entkommen für den Gejagten gab. „Ich bin jetzt bei dir“, kündete seine Verfolgerin an. „Verstecken nützt dir nichts!“ Ein Schatten erschien im Türrahmen, gefolgt von einer großen, gertenschlanken Gestalt. Mit einem bösen Lächeln betrat Bellatrix Black das Zimmer und heftete ihren raubtierhaften Blick auf die Vorhänge. Sirius hatte keine Wahl. Trotzig trat er aus seinem Versteck hervor und funkelte seine Cousine herausfordernd an. „Gib ihn mir“, sagte sie und streckte ihm auffordernd die leere Hand entgegen. Sirius schüttelte den Kopf. „Ich denk nicht dran.“ „Gib ihn mir sofort.“ Ihr Tonfall war gefährlich leise geworden. „Oder du wirst es bitter bereuen.“ „Du hast Regulus geärgert.“ „Na und? Geschah ihm recht, so wie der sich angestellt hat.“ „Du blöde Sabberhexe.“ Das brachte das Fass zum Überlaufen. „Was hast du gesagt?“, schrie Bellatrix und stürzte zornig vor. Schnell brachte Sirius den großen Esstisch zwischen sich und seine wutentbrannte Cousine. So war er fürs erste in Sicherheit. Aber nur fürs erste. Ein Spiel begann, in dem jeder der beiden eine Richtung antäuschten, nur um die andere zu wählen. Rechts, Links, Links, Rechts … Abwartend musterten sich die beiden Blacks, darauf bedacht, dass der andere die Geduld verlor, einen Fehler machte. „Du kannst mir nicht entkommen“, zischte Bellatrix und täuschte an, den Tisch von rechts zu umrunden. Eilig warf sich Sirius in seine rechte Seite, nur um sofort nach links zu stürzen. Diesmal jedoch beließ er es nicht dabei, sondern kletterte auf einen der gepolsterten Stühle, stieg auf die blank polierte Tischplatte, hastete nach links und sprang wieder hinunter. Ein Kerzenständer fiel scheppernd zu Boden, als Bellatrix erfolglos versuchte, nach ihrem Cousin zu greifen. Flink wich dieser ihrer Hand aus und stürmte aus dem Zimmer zum Treppenhaus zurück. „Na warte!“, rief sie. Ein Pochen regte sich in Sirius’ Schienbein. Bei seinem Sprung war er gegen die Lehne eines Stuhls gestoßen, was weitaus schmerzhafter wurde, als es anfangs den Anschein gehabt hatte. Mit einem gequälten Gesichtsausdruck lief Sirius tapfer weiter. Seine kurzen Beine nahmen zwei Stufen auf einmal. Immer mehr und mehr. Die letzten sprang er hinunter. Beinahe stolperte er. Doch der Hutständer im Eingangsbereich gab ihm Halt und fiel klappernd zu Boden, als Sirius ihn eilig wieder losließ und weiter stürmte. Wenn er raus konnte, vielleicht hatte er dann bessere Karten? Aber was danach? Er konnte sich nicht ewig verstecken. Oder? „Andromeda“, keuchte er, als er die Küche erreicht hatte. Hinter ihm ertönte ein Poltern. Das musste zweifellos der Hutständer gewesen sein: Ihm blieb nicht mehr viel Zeit. „Sirius, was hast du angestellt?“, fragte sie streng. „Nichts … ich … hab …. nur…“ Der kleine Junge holte rasselnd Atem und kämpfte gegen die aufkommenden Seitenstiche an. „Hier“, sagte er. Er hielt ihr den Zauberstab hin, den seine kleinen Hände fest umklammert hatten. „Nehm das.“ „Nimm“, verbesserte ihn Andromeda automatisch, während sie misstrauisch den Zauberstab begutachtete. „Das ist Bellas … warum hast du?“ „Hab ich dich!“, schrie Bellatrix triumphierend und griff Sirius in das volle Haar. „Aua“, rief dieser, wobei er sich verzweifelt aus dem Griff seiner Cousine zu winden versuchte. „Aaau, das tut weh.“ „Das geschieht dir ganz recht“, zischte sie, während sie ihm gewaltsam ihren Zauberstab entriss, „du dreckiger Dieb.“ „Ich bin kein Dieb“, jammerte Sirius. Bellatrix hatte begonnen, noch fester an seinem Haar zu ziehen, und diesmal stiegen ihm Tränen in die Augen. „Ich hab mich nur gerächt.“ „Pah, du bist einfach nur ein schlechter Verlierer.“ „Und du hast geschummelt.“ Wütend stampfte Sirius mit seinem Fuß auf, genau auf Bellatrix’ Zehen. „Du kleines Miststück!“ Weniger vor Schmerz als mehr vor Überraschung ließ Bellatrix Sirius wieder los, was dieser sogleich ausnutzte, um hastig etwas Abstand zwischen sich und seiner Cousine zu bringen. Doch nun war sie wieder im Besitz ihres Zauberstabs. Das war gar nicht gut. Hilfesuchend sah sich Sirius um. „Kreacher!“, rief er plötzlich. „Kreacher, ich befehle dir hierher zu kommen!“ Ein Knall ertönte. „Was immer der Master befiehlt, wird Kreacher für ihn tun.“ „Ich möchte, dass du mich vor dieser blöden Kuh beschützt.“ „Kreacher kann keine Kuh sehen, mein Herr. Kreacher sieht nur zwei der ehrenwerten Black-Schwestern und ist sehr verwirrt über den Befehl des jungen Masters. Ja, das ist Kreacher.“ Wütend trat Sirius nach dem Hauself, während Bellatrix vergnügt gluckste. „So mein Kleiner“, sagte sie mit einem gefährlichen Lächeln auf den schmalen Lippen, „jetzt kriegst du, was du verdient hast.“ Entsetzt starrte Sirius auf seine Cousine, die voller Vorfreude den Zauberstab schwang und jäh innehielt. „Was geht hier vor?“, donnerte Walburgas schneidende Stimme. „Mutter ich…“ „Sirius hat meinen Zauberstab geklaut“, erklärte Bellatrix sachlich. „Dafür wollte ich ihm nur eine Lektion erteilen.“ „Das stimmt gar nicht! Außerdem hast du mich und Regulus geärgert…“ „Ruhe“, fiel ihm dieses Mal die tiefe Stimme von Orion ins Wort. „In unserem Haus hast du dich gefälligst gut unseren Gästen gegenüber zu benehmen, Sirius, haben wir uns verstanden?“ „Aber Vater, ich-“ „Habe ich mich klar ausgedrückt?“ „Das Getrampel haben wir bis ins Wohnzimmer gehört“, ergänzte Druella missbilligend, die neben ihre Schwiegerschwester getreten war. „Regulus hat aber gesehen, wie Bella unser Zauberschach verhext hat“, wandte Sirius patzig ein, was die Augenbrauen seiner Mutter missbilligend zusammenstoßen ließ. „Hör auf, deinen kleinen Bruder in alles hineinzuziehen!“, wies sie ihren ältesten Sohn streng zurecht. Wütend verzog Sirius das Gesicht und starrte anklagend auf Bellatrix. Das war alles ihre Schuld. Doch die schenkte ihm nur ein süffisantes Lächeln. „Es tut mir leid wegen der Unannehmlichkeiten“, sagte sie scheinheilig. „Das wollte ich wirklich nicht.“ „Es ist alles in Ordnung, Bellatrix“, sagte Walburga kühl, wobei sie den missbilligenden Blick nicht von ihrem Unheil stiftenden Sohn wandte. „Es ist Sirius, der dringend lernen muss, sich zu benehmen.“ Sirius verschränkte finster die Arme vor der Brust. Er wusste, dass es nutzlos war, jetzt noch was zu sagen und beließ es deshalb dabei, die Anwesenden allesamt böse anzusehen. Er war vor allem sauer auf Regulus, weil der ihm nicht aus der Patsche helfen wollte. Doch statt was zu sagen, lugte sein kleiner Bruder nur schüchtern hinter dem Türrahmen hervor und verfolgte das Geschehen neugierig.
 „Sirius, ich möchte dich heute nicht mehr hier unten sehen. Du gehst jetzt auf der Stelle in dein Zimmer und kommst erst wieder raus, wenn ich es dir sage. Haben wir uns verstanden?“ „Jaah“, murmelte Sirius verstimmt und mied es, seine Mutter anzusehen. Missgelaunt starrte er auf den gefliesten Küchenboden. Er hatte eh keine Lust auf seine Cousinen gehabt, da war das vielleicht ganz gut so. Dann drehte er sich um und machte sich auf Richtung Zimmer - nicht aber ohne vorher seinem Bruder ein böses „Feigling“ zu gezischt zu haben. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)