Püppchen, Püppchen, lass mich mit dir spielen! von Sakami-Mx (Sasori x OC) ================================================================================ Kapitel 31: Say Goodbye ----------------------- Say Goodbye Sasori: Gegen Abend erhielt jeder von unseren Freunden ein Bild. Darauf zu sehen waren Konan und das Baby. Beide schliefen tief und fest. Pain hatte unter das Foto kommentiert: Meine zwei Engel. Die Kleine sah schon süß aus. Auch wenn sie gerade am Schlafen war, so konnte man doch deutlich erkennen, wer ihre Eltern waren. Ihre Lippen waren zu einer schmalen Linie gezogen und sie hatte einen sanften, dennoch ernsten Gesichtsausdruck. Genau wie Pain, wenn er am Schlafen ist Mittlerweile hatten schon zig Leute unter dem Bild ihre Glückwünsche geäußert. Ich schmunzelte leicht, als ich sie mir so ansah. Jetzt hatte der Orangehaarige zumindest eine Sorge weniger. Nun blieb nur noch die morgige Prüfung und zwei weitere übrig und er hatte den ganzen Stress hinter sich. Wenn ich mich so in seine Situation hineinversetzte, dann wäre ich wahrscheinlich schon längst durchgedreht! Ich wäre wahrscheinlich noch nicht einmal in der Lage gewesen, noch irgendeine Prüfung zu schreiben. Als ich am nächsten Morgen mit heftigen Kopfschmerzen aufwachte, wäre ich am liebsten liegen geblieben. Hätte mich Deidara nicht durch die Wohnung gescheucht, wäre mir das Schwänzen auch gelungen. Aber ich könnte mir diesen Fehltag nur mit einem Attest von einem Arzt entschuldigen lassen. Teil eins von Drei der zu absolvierenden Prüfungen startete heute, also musste ich fit sein. An erster Stelle stand Mathe. Oje, da hatte sich die Kleine wirklich den besten Tag ausgesucht gehabt. Gerade heute benötigte Pain jede Menge Konzentration. Ich war schon leicht aufgeregt, als ich in den Bus stieg. Schließlich musste ich ja heute genau die gleiche Prüfung schreiben. Im Bus an sich herrschte fast ausschließlich Schweigen. Die Jüngeren wussten, dass heute einer der Tage war, an denen wir Älteren sehr leicht reizbar waren. Chiyoko sah mich nur mit einem aufmunternden Lächeln an, als wir ausstiegen. Dankbar lächelte ich zurück. Mein Weg führte schnurstracks in das Gebäude und zu den Aushängetafeln. Auf diesen stand drauf, wer in welchem Raum seine Prüfung schrieb. Aus meiner Klasse waren nur vier Leute mit mir in einem Raum. Pain war auch dabei. Deidara stand noch neben mir. Er war mir den ganzen Weg gefolgt. „Wäre besser, wenn du jetzt zu deiner Klasse gehst“, meinte ich, nachdem ich Pain die Raumnummer geschickt hatte. Der Orangehaarige würde wahrscheinlich wieder auf den letzten Drücker ankommen. „Dann wünsch ich dir viel Glück. Ich drück dir die Daumen, hm“, grinste er mich an. Dankbar lächelte ich zurück. „Danke. Dann werd ich mich auch mal auf den Weg machen.“ Damit verabschiedete ich mich und ging zum Raum. Dort angekommen, begrüßte ich die anderen Prüflinge. Itachi war nicht unter ihnen. Schade auch, sonst hätten wir drei zusammen geschrieben. Konan würde wahrscheinlich das Jahr wiederholen. Schon scheiße, wenn man fast alles hinter sich hatte und dann keine Prüfungen mitschreiben konnte. Ich war mir schon gar nicht mehr so sicher, ob sie die mündlichen Überprüfungen mitgemacht hatte. Ich glaube, ein Thema hatte sie auch für ihre Präsentationsprüfung gehabt und fertig war der Vortrag ebenfalls gewesen, aber vorgestellt hatte sie diesen nicht. Nun ja, dann musste sie das Schuljahr halt wiederholen. So eine schlechte Schülerin war sie ja gar nicht gewesen. Dann hätte sie wenigstens nur die Wiederholungen und sich ein ganz chilliges Jahr vor sich. Zwei Minuten vor Prüfungsbeginn stolperte der Orangehaarige durch die Tür. „Sorry“, entschuldigte er sich bei dem Aufsichtslehrer und ging schnell zu dem Platz, auf den er verwiesen wurde. „Hey, herzlichen Glückwunsch“, flüsterte ich ihm zu. Er saß ganz in meiner Nähe. Er grinste mich bis über beide Ohren an. Von Müdigkeit war bei ihm keine Spur zu sehen. „So, Schluss jetzt mit dem Getuschel“, herrschte uns der Lehrer an. Als es in der ganzen Klasse urplötzlich still wurde, blickte er sich zufrieden um. Dann teilte er die Prüfungen aus. „Sie brauchen mir keine Fragen stellen, ich bin für den Fachbereich Chemie zuständig und beaufsichtige Sie nur. Ihre Fachlehrer sollten Sie gut vorbereitet haben. Dann wünsche ich Ihnen gutes Gelingen.“ Damit ertönte ein Gong und wir fingen an. Insgesamt waren es nur fünf Aufgaben und eine Bonusaufgabe. Dafür aber enthielten die Aufgaben an sich fast immer sieben Teilaufgaben. Wie man zum Teufel alles lösen sollte, in den drei Stunden die wir Zeit hatten, wusste ich selbst nicht. Klar, es klang nicht wirklich so, als hätten wir gerade wenig Zeit, aber die Aufgaben hatten es so in sich. Eine war schwerer, als die andere. Ich begann zu schreiben und zu rechnen. Nicht jede Aufgabe war mit dem Taschenrechner oder der Formelsammlung zu lösen. Logisches Verständnis war auch sehr gefragt. Nach einer knappen Stunde blickte ich zum ersten Mal auf. Ein Drittel der Zeit war schon überstanden und ich hatte gerade mal mit der vorletzten Teilaufgabe von Nummer zwei angefangen. Meine Kopfschmerzen, welche mich schon am Morgen begrüßt hatten, sagten gerade zum zweiten Mal an diesem Tag Hallo. Ich blickte mich um. Pain tippte mit seinen Fingern schnell eine Aufgabe in seinen Taschenrechner ein, dann verkrampften sich seine rechten Finger um seinen Stift. Er hatte ein ganz grimmiges Gesicht aufgesetzt. Anscheinend kam er nicht weiter. Wie, als hätte er meinen Blick bemerkt, sah er mich an. Dann blickte er nach vorne und wieder zu mir. Ich sah nun auch nach vorne. Der Lehrer war gerade dabei, etwas aus seiner Tasche zu holen. Mit den Fingern zeigte er mir, dass er bei der dritten Teilaufgabe von Nummer zwei steckte. Ich blickte auf mein Blatt. Ich hatte sie auch nur zum Teil gelöst, vielleicht half es ihm trotzdem weiter. Klammheimlich tippte ich mir zuerst mit zwei zu einem V gespreizten Fingern, dann mit dem kleinen Finger und zuletzt mit drei und zwei Fingern an mein Kinn. Er verstand sofort, was ich ihm damit sagen wollte. Wenige Sekunden später war ein Aufseufzen zu hören. Der Orangehaarige hatte seinen Kopf grinsend auf den Tisch gelegt. Anscheinend war er endlich auf eine akzeptable Lösung gekommen. Der Lehrer hatte von unserer lautlosen Kommunikation nichts mitbekommen, weswegen ich beruhigt weitermachen konnte. Wenn mein Bruder es ernst gemeint hatte, dann würde er nächstes Jahr auch seine Prüfungen schreiben. Ob er es wirklich schaffen würde, wusste ich nicht. Wenn ich an damals dachte, dann wusste ich, dass er die Schule hasste und nicht wirklich gerne was dafür machte. Aber dass konnte ich mit der heutigen Zeit keineswegs vergleichen. Wir waren damals erst in der Grundschule gewesen. Diese Gedanken jedoch aus meinem Kopf verdrängend, versuchte ich mich wieder auf die Aufgaben zu konzentrieren. Das Pochen in meinen Schläfen ignorierte ich einfach. Als die letzte halbe Stunde anbrach, verzweifelte ich beinahe. Ich hatte bis jetzt nur Viereinhalb von fünf Aufgaben gemeistert und dazu noch nicht einmal alle vollständig. Ich versuchte noch irgendwas rauszuschlagen, schaffte es jedoch nur noch, die Aufgabe fertig zu machen. Als der Endgong ertönte, durften wir noch einen Satz oder eben eine Lösung aufschreiben, dann mussten wir unsere Stifte hinlegen. Ein lautes Raunen ging durch die Reihen. Wirklich kein Schüler war mit seinen Leistungen zufrieden. „Wie war's bei dir?“, fragte ich Pain, als ich meine Sachen zusammen gesammelt hatte und mich vor ihn stellte. „Scheiße... Ich hoffe nur, dass ich die 50% erreicht habe...“ „Bestimmt", meinte ich und wartete, bis er seinen Kram zusammen hatte. „Und? Jetzt sag schon. Wie geht's euch nach dem gestrigen Stress?“, hakte ich nach, als wir aus dem Klassenzimmer traten. „Alles bestens. Konan ist nur ziemlich fertig und die Kleine auch. Sie schlafen fast den ganzen Tag. Aber in einer Woche können die beiden schon nach Hause kommen“, grinste er. Wir traten auf den Schulhof hinaus. Ein paar Schüler jubelten, weil sie diese Prüfung endlich hinter sich hatten. Mir war noch nicht so nach Feiern zumute. Immerhin war das erst Teil eins von Drei gewesen! Wir fuhren nach Hause, da wir ja eh keinen Unterricht mehr hatten. Morgen war frei, deshalb konnten wir nochmal für die Prüfung am Donnerstag und am Freitag lernen. Mir kam der ganze Mist schon zu den Ohren hinaus, aber ich wollte ja schließlich einen guten Abschnitt für die Dreizehn haben. Zu Hause angekommen gönnten wir uns erstmals eine kleine Pause und pflanzten uns auf's Sofa. Itachi wartete noch, bis seine Freundin Schulschluss hatte und ging dann mit zu ihr. So hatte er es uns jedenfalls geschrieben. Pain wollte erst am Abend wieder ins Krankenhaus fahren. Konan hatte ihn darum gebeten, nicht rund um sie Uhr da zu sein. Sie bekam noch ein paar Tipps und Sachen von ihrer Hebamme gezeigt, wie sie mit Kasai zu Hause besser klar kam. Und die Lilahaarige war der Meinung gewesen, dass ihr Freund dann nur stören würde. Er selbst fand das am Anfang anscheinend sehr ungerecht, so wie er erzählte, da er ja so viel wie möglich bei seinem kleinen Engelchen bleiben wollte, doch im Nachhinein war er sogar ziemlich dankbar gewesen. So konnte er sich auch noch etwas ausruhen. Freudestrahlend zeigte er mir lauter Fotos, welche er alle gemacht hatte. Sogar ein Video auf dem er mit dem Baby sprach. Er hielt die Kleine auf dem Arm. Diese guckte mit ihren großen, braun-orangen schimmernden Augen, die sie eindeutig von ihrer Mutter geerbt hatte, in die Kamera. Pain's gute Laune war extrem ansteckend, weswegen ich auch die ganze Zeit grinsen musste. Der frischgebackene Vater suchte ein schönes Foto raus, auf dem er, Konan und die Kleine zu sehen waren und lud es auf Facebook hoch. Keine zwei Minuten später vibrierte sein Handy in einer Dauerschleife. Ich verzog mich irgendwann später in mein Zimmer und legte mich ins Bett. Die Kopfschmerzen fingen schon wieder an. Hoffentlich bekam ich keine Erkältung, denn danach fühlte es sich momentan sehr stark an. Ich bemerkte gar nicht, dass ich eingeschlafen war, schreckte daher sehr auf, als es an meiner Tür klopfte. „Ja?“, rief ich mit verschlafener Stimme. Der Blondhaarige stand im Türrahmen. „Willst du auch was essen?“, fragte er und sah mich besorgt an. „Ja ich komme gleich... Was ist? Wieso siehst du mich so komisch an?“ „Hm, ich weiß nicht ob es mir nur so vorkommt, aber du glühst voll. Hast du Fieber?“ Ich fasste mir sofort an die Stirn und die Wangen. Sie waren wirklich etwas warm. „Quatsch. Das geht bestimmt gleich wieder weg“, brummte ich, stand auf und ging ins Bad, um mir mit kalten Wasser das Gesicht abzuwaschen. Ich durfte jetzt nicht krank werden! Als ich in die Küche kam und zum Esstisch trottete, sah mich Blondie immer noch so besorgt an. „Man mir geht's gut!“ Er blickte zur Seite. „Musst mich ja nicht so anfauchen! Ich mach mir halt Sorgen um dich, hm.“ Ich verdrehte die Augen. „Alles bestens. Brauchst du nicht“, meinte ich dann in einem freundlicheren Tonfall. Während dem Essen schwieg ich eher und hörte Pain zu, der nun die ganzen Bilder dem Blondhaarigen zeigte. Meine Schläfen hämmerten, mein Gesicht brannte und meine Augen tränten schon ein bisschen. Na klasse... Warum ausgerechnet jetzt?! Hätte das nicht warten können, bis die Prüfungen um sind? „Du siehst echt nicht gut aus... Leg dich besser wieder hin“, riet mir der Orangehaarige und begann den Tisch abzuräumen. Ich hatte so gut wie nichts von meinem Essen angerührt. Ich nickte leicht, ging zur Küche und suchte in einem Schränkchen nach Medikamenten. Besser jetzt, damit es sich nicht noch weiter ausbreitet. Dann schlurfte ich wieder in mein Zimmer und verkroch mich in meinem Bett. Das Lernen konnte ich mir wohl für heute sparen... Ein leises Klopfen ließ mich irgendwann kurz Aufsehen. Diesmal stand der Orangehaarige im Türrahmen. „Wir schauen nochmal bei den Sabakuno's vorbei. Kankuro wird ja heute 18.“ Ich nickte. „Ich bleib hier“, murmelte ich in mein Kissen. „Ach wirklich?“, fragte er in einem sarkastischen Tonfall. „Ich wollte dir nur Bescheid sagen, solltest du nachher aufwachen und keiner ist hier.“ „Mhm“, machte ich nur. Das sollte als Bestätigung ausreichen. Wenn ich nicht bis spätestens morgen Abend wieder fit war, konnte ich mir meine Versetzung abschminken. Was war die Schule auch so blöd und ließ uns den ganzen Stress, den wir erst nächstes Jahr während den Abschlussprüfungen haben würden, jetzt schon durchleben? Klar, so wussten wir, was auf uns zukommen würde. Dennoch war es im Gegensatz zu anderen Schulen, welche die Zwölf als ganz normales Schuljahr durcharbeiten, schon eine Gemeinheit. Wir waren doch auch nur arme Schüler! Irgendwann schlief ich ein. Mitten in der Nacht schreckte ich auf. Es war kurz vor Eins. Saki rief mich an. Total träge griff ich nach meinem Handy und hob ab. „Was willst du? Hast du mal auf die Uhr geguckt?“, versuchte ich verärgert zu klingen. „Nö, hab ich nicht ~“, lachte er. Er war eindeutig durchgeknallt! „Man Saki, geh schlafen! Mir geht's nicht gut und ich muss mich auskurieren“, sagte ich etwas angepisst und wollte gerade auflegen. „Was hast du?“, fragte er besorgt, hustete dann selbst. „Fieber. Wahrscheinlich ne Erkältung. Du klingst aber auch nicht grad gut.“ Er kicherte auf. „Ich bin schon seit ein paar Tagen krank.“ Aus dem Hintergrund hörte man, wie jemand nach ihm rief. „Wir müssen jetzt ganz leise sein“, flüsterte mein Zwilling ins Mikrofon. „Dann geh doch ins Bett, wenn du krank bist. Und was verdammt willst du von mir?!“ „Ist es denn so komischen, wenn ich dich mal anrufen will?“ Ich stöhnte genervt auf. „Ja, verdammte Scheiße! Es ist ein Uhr morgens!!“ „Saki? Wo verdammt steckst du?“ Der Stimme nach zu urteilen schien es einer seine Bandkollegen zu sein. „Wo bist du?“, fragte ich meinen Bruder seufzend. Jetzt konnte ich nicht mehr so einfach weiterschlafen. Nun war ich wach. „Zu Hause. Wo denn sonst?“, fragte er perplex zurück. „Weil du anscheinend gesucht wirst...“ „Achso~ Wir sind eben nach Hause gekommen und äh... Ich hab so ein ekelhaftes Zeug verschrieben bekommen und die Nerven mich als, dass ich es nehmen soll und dann... bin ich halt abgehauen.“ Wieder kicherte er. „Hab ich dich! Los, ab hoch in die Wohnung! Ich will ins Bett!“ Das Einzige was nun noch zu hören war, war ein Shit von meinem Bruder. Ich schlug mir mit der Hand gegen die Stirn. „Sasori?“, hörte ich auf einmal eine andere Stimme. Es war Andy. „Ja?“, antwortete ich. So langsam war ich echt erschöpft und wollte einfach nur weiterschlafen. „Du hörst dich ja genauso gut an...“, seufzte er. „Bring meinen Bruder bitte ins Bett und nimm ihm das Handy ab. Und wenn ihr so Probleme damit habt, dass er keine Medizin nehmen will... Dann müsst ihr ihn irgendwo festbinden und ihm das Zeug einprügeln.“ Andy lachte auf. „Das dachte ich mir schon.“ Im Hintergrund war das Protestieren von meinem Bruder zu hören, der das Handy wieder haben wollte. „Okay dann Sorry, dass der Spaßvogel dich geweckt hat.“ „Schon gut. Ich hab zwar keine Ahnung, welchen Sinn der Anruf haben sollte, aber gut... Dann machs gut“, verabschiedet ich mich von ihm. „Warte!“, schrie Saki im Hintergrund. Andy gab ihm dann doch das Handy zurück. „Hast du in den letzten Tagen auch so ne komische Vorahnung, dass bald was passieren wird?! Ich weiß nicht warum, aber ich hab voll das schlechte Gefühl im Bauch.“ „Du bist ja auch krank, du Idiot! Wahrscheinlich hast du ne Grippe du Depp! Und jetzt will ich weiter schlafen!“ Damit legt ich auf. Dieser Anruf hatte mich jetzt wertvolle Zeit zum Schlafen gekostet. Mein Handy schaltete ich auf lautlosen legte es wieder auf den Nachttisch. Jetzt musste ich schnell einschlafen, damit ich schnell wieder gesund werden würde. Am nächsten Tag wachte ich gegen zwölf Uhr auf. Es war so still, dass es schon unheimlich wirkte. Keiner war zu Hause. Pain war anscheinend bei Konan und Kasai im Krankenhaus, Itachi immer noch bei seiner Freundin, wobei diese wahrscheinlich in der Schule war, genauso wie Deidara und Tobi. Also hatte ich die Wohnung für mich alleine. Doch, was sollte man machen, wenn man krank war und absolut keinen Plan hatte, was man mit sich anfangen sollte. Zum Lernen war ich immer noch zu erschöpft, genauso wie für's Arbeiten. Also blieb ja nicht wirklich noch etwas übrig, außer fernsehen. Mit einer kuscheligen, warmen Decke rollte ich mich auf dem Sofa zusammen und knipste die Flimmerkiste an. Mittwochmorgens war der beste Tag um krank zu sein. Es liefen lauter Wiederholungen von alten Filmen. Ein paar kannte ich sogar noch. Saki, Chiyo und ich hatten sie früher oft gesehen. Immer dann, wenn wir uns gestritten und einigermaßen wieder vertragen hatten. Ein Lockmittel, um die Familie zu vereinen. Ich schmunzelte bei dem Gedanken an früher. Aber da fiel mir auch wieder unsere heutige Lage ein. Chiyo war ja noch im Krankenhaus. Ich musste unbedingt mal wieder zu ihr. Aber erst, wenn sie Prüfungen durch waren. Am besten am Samstag... oder Sonntag. Je nachdem, wie fit ich war. Vielleicht kam Saki ja auch am Wochenende vorbei, sollte er bis dahin auch wieder gesund sein. Dann könnten wir zusammen hingehen. Ich schloss die Augen. Der nächtliche Anruf hatte doch größere Auswirkungen auf meine Kraftreserven gehabt, als mir lieb war. Ich brauchte Ruhe und Schlaf, damit ich die morgige Prüfung heil überstand. Also zog ich mich irgendwann wieder in mein Zimmer zurück und schlief. Wirklich toller Tagesablauf: Schlafen, aufstehen, fernsehen, schlafen. Naja, Hauptsache ich war morgen wieder fit. Ich schlief den restlichen Tag durch und wachte erst am nächsten Morgen, sanft geweckt von meinem nervigen Wecker, auf. Wann hatte ich das letzte Mal so lange geschlafen? Aber es hatte sich bezahlbar gemacht, denn ich fühlte mich großartig. Die Prüfung konnte also kommen. An diesem Tag war Deutsch dran. Die Aufgaben waren total beschissen, aber was hatte ich anderes erwartet? Irgendwelche Texte mussten wir analysieren und vergleichen. Zum Schluss wurde dann nach Gründen gefragt, warum die Person in den Texten so und so gehandelt hatte. Schrieb ich hier eine Psychologiearbeit?! Was zum Fuck hatte DAS bitteschön mit Deutsch zu tun?? Dennoch fand ich, dass wir für die Aufgaben nicht genügend Zeit hatten, auch wenn es nur Vier waren. Drei Stunden reichten nun mal nicht aus, um mindestens 1500 Wörter zu schreiben, die auch noch in den zusammenhängenden Text, welchen wir schreiben sollten, einen Sinn ergeben mussten. Als der erlösende Gong ertönte, kitzelte ich meine letzten Sätze noch unten auf das Blatt. Mir egal, ob sie dahin passten, oder nicht. Ich fuhr alleine zurück in die WG. Für die morgige Prüfung musste ich mich noch ein wenig vorbereiten. Englisch war nicht wirklich mein Lieblingsfach. Okay, ich hatte in Sprachen jetzt nicht wirklich Probleme, aber ich mochte diese Sprache einfach nicht so gerne. Daher strengte ich mich im Unterricht auch nicht so wirklich an. In der WG angekommen, traf ich auf Tobi. „Was machst du hier? Hast du keinen Unterricht mehr?“, fragte ich ihn, als ich ins Wohnzimmer trat. „Doch, aber es interessiert doch eh keinen, ob ich da bin, oder nicht“, meinte er in seiner normalen, nicht kindischen Stimme. Ich verdrehte nur die Augen und ging in die Küche. Da ich seit vorgestern nichts Anständiges mehr gegessen hatte, verspürte ich jetzt einen regelrechten Heißhunger. Mit einem Snack in der Hand verschwand ich in mein Zimmer, um zu pauken. Das Kochen wollte ich dann doch meinem blonden Mitbewohner überlassen. Zum Essen machen war ich momentan einfach zu faul. Dieser kam dann auch wenige Stunden später zu Hause an. „Wo sind Itachi und Tobi? Die beiden sind heute mit Essen machen und Tisch decken dran, hm!“, beschwerte er sich, als er in mein Zimmer kam, um nach mir zu gucken. „Tobi war eben noch hier. Keine Ahnung wo er steckt“, sagte ich nur und widmete mich wieder meinen Aufgaben. „Und der andere Uchiha?“ „Weiß ich nicht. Kannst du nicht einfach was für uns beide machen?“ Er grummelte kurz, bejahte dann doch und ging in die Küche. Es dauerte nur eine knappe halbe Stunde, bis er mich rief. Als ich mich an den Tisch setzte, vibrierte meine Handy. „Tobi schreibt grad, dass er zu Hause ist. Itachi ist bei ihm, also sollen wir uns selbst versorgen“, ließ ich meinen Kumpel wissen. „Wow, das kommt ja früh“, murmelte er eher zu sich selbst. Während dem Essen sprachen wir nicht viel. Meine Gedanken waren bei den Lernaufgaben. Wenn ich mich gut vorbereitet fühlen wollte, dann müsste ich noch mindestens Drei machen und eine Bildanalyse schreiben. Schon komisch. Alle Arbeiten die mit den Sprachen zu tun hatten, bestanden hauptsächlich aus Analysen schreiben. Bis zum späten Abend hin, paukte ich durch. Dafür war ich im Bus verdammt müde. Die Stimmung war bis zum Zerreißen gespannt. Heut und war die allerletzte Prüfung vor den heißersehnten Sommerferien. Als wir in das Schulgebäude traten, machte sich in mir eine gewisse Vorfreude breit. Ich durfte mich von ihr nur nicht übermannen lassen, sonst versämmelte ich die Prüfung garantiert. Wie auch am gestrigen Tag, war ich der Einzige aus meiner Klasse in diesem Raum. Von belustigten bis hin zu ernsten Gesichtern war alles dabei. Belustigt wahrscheinlich nur, weil viele die letzte Prüfung auf die leichte Schulter nahmen. Aber genau das war der Fehler, denn diese Prüfung sollte angeblich die schwierigste von allen drei Prüfungen sein. Gemächlich setzte ich mich auf meinen Stuhl und wartete, bis der Horror anfing. Keine fünf Minuten später war es dann soweit und es ging los. Gleich die erste Aufgabe war schon grausam, aber die anderen mussten das natürlich toppen. Ich schlug die Hände über meinem Kopf zusammen. Ich verstand zwar, was von mir verlangt wurde, dennoch war es schwierig, das Gewünschte aufzuschreiben. Die Stunden zogen sich qualvoll wie Kaugummi und dann kam der Gong. Ich hatte gerade so knapp über die Hälfte geschafft. Jetzt konnte man eh nichts mehr ändern. Langsam packte ich meine Sachen zusammen. Nun hatte ich ganze fünf Wochen mit rumgammeln in der Schule vor mir und dann sechs Wochen pure Entspannung. Wir wollten wie letztes Jahr zusammen ans Meer fahren. Nur die Clique unter sich. Aber so wie es jetzt aussah, würden wir mit mehr Leute hinfahren, als zuvor. Doch zuerst musste ich an diesem komischen Aufbauseminar teilnehmen, damit ich meinen Führerschein wieder bekam. Hoffentlich dauerte es nicht länger als nötig. Wir fuhren zwar erst in der dritten Ferienwoche los, aber die Zeit könnte knapp werden... Als ich auf den Schulhof trat, kam mir schon ein Wall von Leuten entgegen gestürmt, die ich kannte. „Ja man! Endlich haben wir die Prüfungen hinter uns. Komm Sasori, feier ein bisschen mit uns!“, lud mich ein Schwarzhaariger ein und drückte mir eine Flasche Bier in die Hand. „Euch ist schon klar, dass wir noch ein Jahr haben?“, fragte ich belustigt und drückte jemand anderen die Flasche in die Hand. Ich hatte da jetzt nicht so wirklich Bock drauf. Wenn ein Lehrer hier auftauchen würde, bekamen wir eh wieder Anschiss. Ich bahnte mir meinen Weg durch die glückliche Menschenmenge von Zwölftklässlern. Die Dreizehner hatten ihre schriftlichen Prüfungen schon lange vor uns gehabt. Nun mussten die nur noch ihre mündlichen Prüfungen machen, dann wären sie fertig. Es könnte sogar sein, dass deren Prüfungen schon im vollen Gange waren. Ich hatte mich eher auf meinen Kram konzentriert, daher wusste ich es nicht so genau. Ich ging nicht direkt nach Hause, sondern in die Stadt. So wirklich hatte ich keine Lust, schon wieder Heim zu gehen, wo ich eh nichts machen konnte. Ich entschied mich daher, etwas Schönes für Chiyo zu kaufen. Das konnte ich ihr dann mitbringen, wenn ich sie morgen oder so besuchen gehen würde. Da fiel mir ein, dass ich Saki noch gar nicht gefragt hatte, ob er denn nun mitkommen wollte oder nicht. Also schrieb ich ihn gleich mal an. Sasori: Hey, hast du Bock am Wochenende nen Krankenbesuch zu machen? Dann steckte ich mein Handy wieder in die Hosentasche und betrat das Einkaufszentrum. Nach was ich genau Ausschau hielt, wusste ich selbst nicht. Ich würde mich einfach überraschen lassen. Hier gab es so viele Geschäfte, dass ich gar nicht wusste, wo ich zuerst hingehen sollte. Was schenkte man bloß einer alten Dame die im Krankenhaus lag und davon ausging, bald zu sterben? Ich fragte mich eh, was bei der Schrägschraube schief lief. Wie konnte man denn so einfach sein Schicksal hinnehmen? So alt war sie nun auch wieder nicht und ich war der Meinung, dass sie so viel noch nicht erlebt haben konnte. Meinen Vater hatte sie schon sehr früh bekommen und dann musste sie sich um Saki und mich kümmern. Und in der Zeit unserer Funkstille hatte sie bestimmte keine Weltreise oder irgendwelche Erlebnistouren gemacht. Hundertprozentig war sie die ganze Zeit zu Hause gewesen und hatte darauf gewartet, dass ich wieder zurück kam. Oh man, dann hätte ich sie ihr Leben mit sinnlosen Warten vergeuden lassen. Aber hätte ich damals schon von der Krankheit gewusst... wäre ich dann trotzdem soweit gegangen? Ich wusste es nicht. Ich konnte es mir einfach schlecht vorstellen... Langsam zog ich an den Läden vorbei. Blumen? Zu klischeehaft. Kleidung? Wohl kaum. Was soll ich ihr denn kaufen? Nen Schal? Nee. Ich hielt vor einem Ramschladen an, der wirklich allerlei Sachen verkaufte. Spiegel, Kerzen, Döschen, Kästchen, Plastikscheiß für kleine Kinder, einfach alles. Vor einem Regal hielt ich an. Es war vollgestellt mit alten Habseligkeiten. Tischdecken, Kisten, sogar ein Minikronleuchter stand dabei. Doch ein Gegenstand fiel mir direkt ins Auge. Es war eine antike Keramikvase. Sie war hauptsächlich orange-weiß glänzend, sodass es beinahe Hautfarbe sein könnte. Sie war länglich und rote Blätter waren vereinzelt darauf verziert worden. So eine ähnliche hatte Oma doch auch mal, bis Saki und ich sie beim Spielen „ausversehen“ kaputt gemacht haben... Ich überlegte nicht lange und nahm sie mit. Darüber würde sie sich bestimmt freuen. Sonderlich teuer war sie nicht, was mich in diesem Laden auch nicht groß wunderte. Gerade als ich aus dem Laden trat, vibrierte mein Handy. Saki: Hm... Weiß nicht. Also Bock hab ich jetzt net so wirklich, aber wenn ich mitkommen soll, mach ich's Sasori: Würde mich freuen, wenn ich net alleine gehen muss Saki: …-_- na gut... Ich komm mit. Ich bin dann auch mal so frei und lad mich bis Sonntag bei dir ein :D Sasori: Wenn's weiter nix is xP Also war das nun auch geklärt. Ich machte mich zurück auf den Weg zur Schule, doch vorher machte ich noch beim Chinesen Halt und nahm etwas zu Essen mit. Chiyoko hatte heute länger Schule, also würde sie sich über das kleine Mitbringsel freuen. War definitiv besser, als der Mensafraß. Als ich in der Schule ankam, klingelte es gerade zur Pause. Jetzt musste ich mich beeilen, damit ich nicht zu spät kam und sie sich schon was gekauft hatte. Ich fing sie noch rechtzeitig vor der Tür ab. „Hey, ich hab dir was mitgebracht“, begrüßte ich sie. Neben ihr standen ihre Freundinnen. Suma war nicht dabei. „Oh, das wäre doch nicht nötig gewesen. Aber was machst du eigentlich hier? Hast du nicht schon längst aus?“ „Doch, schon. Aber was soll ich mich zu Hause langweilen?“, lachte ich und setzte mich draußen mit ihr an einen Tisch. Ihre Freundinnen waren drinnen geblieben, da sie ihren Freund, auf den sie gewartet hatten, nicht alleine lassen wollten. Was ihn betraf, so wussten sie wie wir zueinander standen. Daher war es auch ganz gut gewesen, dass ich ihm eben nicht begegnet war. „Sag mal...Hast du schon in den Ferien was vor?“, fragte ich ganz beiläufig. „Hm... Eigentlich wollten meine Eltern nen Familienurlaub in den letzten zwei Wochen machen, aber da hab ich nicht so wirklich Lust drauf. Warum?“ Ich stocherte etwas in meinem Essen herum. „Wenn du deine Eltern überreden könntest, dann könntest du auch mit uns in den Urlaub fahren...“ Ihre Wangen wurden leicht rosa. „Wirklich? Wer kommt denn alles mit?“ „Ja. Soweit ich weiß kommt Suma auch mit. Geplant waren eigentlich, dass Pain und Konan auch mitkommen, aber das geht ja jetzt nicht mehr. Sonst kommen noch die Sabakuno's, der Rest meiner WG, Shikamaru, Itachi’s und Kankuro's Freundinnen und halt noch Pain’s Cousin mit seiner WG mit. Und so wie ich Deidara kenne, wird er Ino wieder überreden wollen. Also kannst du sie halbwegs auch dazu zählen.“ Ihre Augen leuchteten. „Dann können meine Eltern ja gar nicht Nein sagen“, grinste sie. Ich erwiderte es leicht. „Ich würde mich echt freuen, wenn es klappt. Bis dahin sollte ich meinen Führerschein wieder haben. Wer weiß, vielleicht bekomme ich dann Pain's Wagen und kann nen Teil der Leute mitnehmen.“ Sie nickte. Sie verstand schon, worauf ich hinaus wollte. An diesem Tag blieb ich nicht so lange wach. Die kleine Grippe und der Stress vom Lernen hatten mir ziemlich zugesetzt. Außerdem wollte ich am nächsten Tag früh aufstehen. Ich wollte die Vase noch verpacken und Saki würde wahrscheinlich auch gegen Mittag kommen. Bis dahin musste ich dringend noch aufräumen. Die Woche über hatte ich alles nur wahllos durch die Gegend geworfen. Auch wenn Saki mein Bruder war, die Unordnung musste er beim besten Willen nicht sehen. Und wenn Blondie den Saustall jetzt sah, würde er mich auch nur noch anmaulen, da ich ihn auch immer wegen seiner Unordnung aufzog. Als ich aufstand, war es erst kurz nach sieben. Um diese Uhrzeit schlummerte ich eigentlich noch tief und fest. Langsam erhob ich mich aus meinen Federn und streckte mich zuerst ausgiebig. In der WG war es extrem still. In diesem Moment hätte man sogar eine Stecknadel fallen lassen können und sie hätte ein Echo erzeugt. Draußen auf der Straße war auch nichts los. Ein friedlicher Samstag eben. Ich machte mir zuerst eine Kleinigkeit zu Essen und dann begann ich mit meinem Schlachtplan für den heutigen Tag. Ich bemerkte gar nicht, wie die Zeit verging, als Deidara plötzlich in meinem Zimmer stand. „Kommt heute Besuch?“, fragte er total überrascht. „Mein Bruder kommt, warum?“ „Dann is er eben angekommen, hm.“ Ich ging raus ins Treppenhaus und lauschte. Tatsächlich hörte ich Schritte und eine Stimme. „...Ja ich hab den Vertrag unterschrieben und alles fertig gemacht... Du kannst Rico alles abgegeben... Willst du mich verarschen?! Ich hab vorher noch gefragt, ob ich noch was machen muss. Ist doch nicht mein Problem, wenn ihr mir das nicht gesagt habt!... Nein, ich bin bei meinem Bruder bis morgen Abend. Ich komm dann irgendwann heim... Dann müsst ihr halt warten... Ja, Tschüss!“ Er kam gerade vor mir an und steckte sein Handy in die Hosentasche. „Man, man, man!“, beklagte er sich und umarmte mich erst einmal zur Begrüßung. „Was is los?“, fragte ich, als wir die Wohnung betraten. „Ach, die sind alle Schnarchkappen und haben vergessen, mir Papiere zu geben, die ich unterschreiben sollte. Jetzt müssen die halt warten, bis ich wieder komme.“ Ich nickte und schloss die Tür hinter mir. „Blondie~“, grinste der Sänger und umarmte Deidara. „Auch schön dich zu sehen, hm“, lachte dieser auf. „Gibt's was Neues bei euch?“, wollte der Rothaarige mit den Strähnen wissen. „Wir haben Zuwachs in der WG bekommen“, sagte Deidara und zeigte Saki ein Bild von Kasai. „Man is die Kleine süß. Wieso hast du mir das nicht gesagt?“ Mit letzterem wandte er sich an mich. „Muss im Prüfungsstress untergegangen sein...“, nuschelte ich und brachte seine Tasche in mein Zimmer. Ein Glück war alles fertig. „Wann wollen wir eigentlich los?“, fragte mein Bruder, als ich wieder auf ihn stieß. „Weiß nicht. Es is erst halb zwei. Willst du erst noch etwas essen?“ Er nickte. „Haben wir noch was da?“, fragte ich Deidara. „Müssen erst einkaufen.“ Ich überlegte kurz. „Gut, dann holen wir uns was auf dem Weg. Komm.“ Saki und ich machten uns zu Fuß auf den Weg. „Hast du irgendwas von ihr gehört, in den letzten Tagen?“, informierte sich mein Zwilling bei mir. Ich verneinte. „Hm... Ich mach mir irgendwie Sorgen. Ich hatte in den letzten Tagen voll die schlechten Vorahnungen...“ Ich lachte auf. „Was? Du? Wer bist du? Was hast du mit meinem Bruder gemacht?“ „Lach mich nicht aus! Ich mein das ernst!“ Er konnte sich jedoch kein Grinsen verkneifen. „Was ist das überhaupt?“, wollte er nach einer kurzen Pause wissen und deutete auf die Stofftasche, in der sich das Päckchen mit der Vase befand. „Kleines Geschenk“, sagte ich nur. „Und was? Bin neugierig.“ „Dann musst du dich eben gedulde.“ Damit musste er sich jetzt zufrieden geben. Ob es ihm gefiel oder nicht. Saki schmollte. „Worauf hast du Lust?“ Er sah mich fragend an. „Essen?“ Jetzt erhellte sich sein Blick. „Hm, soweit ich noch weiß, war hier in der Nähe dieses Restaurant, in dem wir früher waren, oder?“ Ich schüttelte den Kopf. „Das hat vor drei Jahren zu gemacht.“ Mein Bruder ließ den Kopf hängen. „Schade...“, seufzte er. „Wir können aber bei nem Fastfood-Laden vorbei gehen. Der ist hier um die Ecke.“ Sein Lächeln kehrte zurück und er willigte ein. Also gingen wir zu dem Laden und aßen ein paar Burger. Da wir uns auch noch über dies und jenes unterhielten, saßen wir fast eine geschlagene Stunde beim Essen. Mit einem Blick auf die Uhr seufzte ich auf. „Wir sollten mal los. Es ist schon nach halb Vier.“ Also gingen wir los zum Krankenhaus. Als wir die Eingangshalle betraten, machte sich bei mir ein ungutes Gefühl breit. „Ist was?“, fragte mein Bruder, als er mich ansah. „Weiß nicht. Irgendwie... Komisch... “ „Ha, siehst du?! Und mich lachst du aus, wenn ich das sage.“ „Irgendwas ist hier faul. Komm!“ Wir beeilten uns in das Stockwerk von Chiyo zu kommen. An der Anmeldung rauschten wir einfach vorbei. Am Zimmer angekommen sahen wir schon einen Arzt bei ihr am Bett stehen. „Was ist hier los?“ Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. „Sa...sori... Saki... Was, was macht ihr hier...?“, fragte Chiyo mit ganz schwacher Stimme. „Man, hörst du dich scheiße an“, murmelte mein Zwilling. „Saki!“, herrschte ich ihn an. „Sorry...“ „Wir wollten dich besuchen kommen. Geht's dir schlechter? Warum wurde ich nicht angerufen?“ Das letzte fragte ich wütend den Arzt. „Ihre Großmutter wollte nicht, dass wir Sie kontaktieren.“ Ich blickte wieder zu der Grauhaarigen. „Warum?“ Sie räusperte sich. „Ich dachte, das nächste Mal könnte es schon vorbei sein, wenn ihr kommt.“ Dann hustete sie. „Frau Suna. Schonen Sie sich bitte.“ Er drehte sich zu uns. „Ihre Großmutter darf sich nicht unnötig aufregen. Dass könnte Ihrer Gesundheit sehr schaden.“ Wir nickten verständlich, dann ging er. „Das kannst du doch nicht machen! Wenn es immer schlechter wird, dann sollten wir bei dir sein!“ „Aber Junge... Ich möchte nicht... dass ihr eure Zeit, bei einer alten, sterbenskranken Frau vergeudet.“ Ich biss mir auf die Unterlippe. „Ich will mich wenigstens bei dir verabschieden...“, flüsterte ich. Saki und ich setzten uns zu ihr ans Bett. „Ich muss Saso Recht geben. Sowas kannst du echt nicht bringen, Oma!“ Ihre Augen leuchteten. Was ein einziges, eigentlich unbedeutendes Wort, doch bewirken konnte. „Wie schlimm ist es denn schon?“, fragte ich einen Moment später. Sie schwieg, wollte mir einfach keine Antwort geben. „Jetzt sag schon“, forderte nun auch Saki. „Es neigt sich dem Ende zu“, sagte sie dann nur. Erneut biss ich mir auf die Unterlippe. So etwas hatte ich mir beinahe schon gedacht. „Heftig. Also könntest du jeden Moment aufhören zu atmen und wolltest uns nichts sagen? Wie egoistisch ist das denn?“ Ich kniff die Augen zusammen. „Saki. Kannst du mal netter sein?“ „Nein, verdammt! Jetzt, wo zwischen uns alles wieder okay ist, hält sie es nicht für nötig, uns Bescheid zu sagen, dass sie kurz vorm Abkratzen ist? Also echt. Ich find das richtig mies!“ Chiyo versuchte ein entschuldigendes Lächeln zustande zu bringen. „Reg dich ab.“ Mein Bruder atmete tief durch und ließ langsam die Luft durch die Nase entweichen. „Besser?“, fragte ich dann. Er nickte. Und dann schwiegen wir uns an. „Ah, ich hab's ja total vergessen.“ Ich schlug mir eine Hand vor die Stirn. Dann nahm ich die Tüte auf meinen Schoss und zog das Päckchen heraus. „Kannst du es denn alleine auspacken?“ Sie schüttelte verneinend den Kopf. Also packte ich es für sie aus und präsentierte ihr die Vase. „Ach Liebling, die ist ja wunderschön.“ Ihre Stimme war sehr brüchig. „Leider kann ich damit nun eher weniger anfangen...“ Ich knirschte mit den Zähnen. „Sag sowas nicht“, sprach mein Zwilling das aus, was ich dachte. Aufmunternd blickte sie uns an. „Kinder. Mir geht es von Minute zu Minute schlechter... Ihr müsst euch mit der Tatsache abfinden.“ Ich schüttelte den Kopf. „Nicht so schnell. Ich kann es nicht von jetzt auf gleich akzeptieren, auch wenn ich es schon wusste. Aber das geht einfach nicht!“ Meine Stimme bebte. „Reg dich ab“, äffte mich der Sänger neben mir nach. Dafür erntete er einen Faustschlag gegen seinen Arm. Wir unterhielten uns nur noch spärlich, blieben jedoch bei ihr. Nach ungefähr zwei Stunden kam eine Schwester, um nach ihren Werten zu sehen. Sie wurden von Stunde zu Stunde schlechter. Hunger hatte keiner von uns. Saki holte irgendwann nur einen Becher Kaffee für jeden von uns. Der WG teilte ich mit, dass wir nicht wussten, wann wir Heim kamen. Wir wollten vorerst lieber hier bleiben und sehen, wie es weiter ging. Gegen Abend, als der Arzt, den wir einige Stunden vorher getroffen hatten, vorbei kam und nach ihr sah, wirkte er leicht angespannt. „Würden Sie bitte einen kurzen Moment mit nach draußen kommen?“ Wir nickten und traten vor die Tür. „Es tut mir leid, Ihnen mitzuteilen, dass der Zustand Ihrer Großmutter bald den Nullpunkt erreicht hat.“ „Was bedeutet das?“, fragte Saki. „Sie wird bald zu schwach sein, von alleine atmen zu können. Und da sie die künstliche Beatmung ablehnt, können Sie sich denken, dass sie bald sterben wird.“ Ich brauchte einen Moment, um die Nachricht zu verdauen. „Wie lange hat sie noch?“, fragte nun ich mit schwacher Stimme. „Zwei bis maximal vier Stunden, schätze ich.“ Ich nickte mechanisch. Wir verabschiedeten uns voneinander und Saki und ich kehrten zu Chiyo zurück. Sie öffnete einen spaltbreit ihre Augen, als wir uns wieder ans Bett setzten. „Schatz...was...hast...du...denn?“ Ich zwang mich dazu, kein trauriges Gesicht zu machen. „Nichts, schon gut“, schniefte ich. Saki strich mir tröstend über den Rücken. Er wusste ja, dass es mich um einiges härter traf, als ihn. „Wenn ich gewusst hätte, dass es so enden wird, wäre ich niemals so hart zu dir gewesen!“ Ich konnte die Tränen nicht mehr aufhalten. „Scheiße“, fluchte ich über mich selbst. Mir viel in diesem Moment einfach nichts ein, was ich sagen wollte oder eher sollte. Einerseits war es so viel, was ich loswerden wollte, andererseits herrschte eine irre Leere in meinem Kopf. „Abschiedsworte waren noch nie meine Stärke...“ Chiyo selbst fiel es immer schwerer, ein Wort über die Lippe zu bringen, daher griff sie nach meiner und Saki’s Hand. Es war eine stille Geste ihrerseits als Abschied. „Es...tut mir leid“, murmelte mein Bruder neben mir. Selbst ihm liefen vereinzelt Tränen die Wangen herunter. DAS hatte selbst ich nicht von ihm erwartet. Daher, dass selbst er am Ende seiner Nerven zu sein schien und auch er diesen Abschied nicht einfach auf die leichte Schulter nehmen konnte, steigerte sich nun auch mein eigener Tränenfluss. Ich konnte die Tränen einfach nicht mehr aufhalten. Chiyo drückte unsere Hände leicht. Ihr Blick sagte aus, dass wir nicht um sie weinen sollten. Das war leichter gesagt, als getan. Sie schloss ihre Augen, hielt unsere Hände fest. Und so verharrten wir und warteten die quälenden Minuten ab, bis der Herzfrequenzmesser einen einzigen, lauten Piepton von sich gab. Die Uhr an der Wand zeigte fünf nach zwölf an. Sie schien zu lächeln, als ihre Brust aufgehört hatte sich zu heben und zu senken. Wenigstens war sie friedlich eingeschlafen. Sie ist tot... und ich konnte mich nicht überwinden, mich von ihr zu verabschieden… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)