Mondsüchtig von Kekune ================================================================================ Kapitel 3: Vollmond ------------------- Kapitel 3 // Vollmond "Das ist also Cousin Miguel. Wenn der mal nicht eine Nummer zu groß für dich ist.", hatte Danny gesagt. "Halt die Klappe!", hatte Stiles selbst darauf entgegnet. Direkt danach war der Vorschlag mit dem "Jungle" gekommen. Niemals hätte Stiles nur einen Gedanken an eine Schwulenbar verschwendet, aber Danny hatte recht. Wenn er Derek überzeugen wollte, dann sollte er sich vielleicht wirklich ein bisschen mehr mit seinem Mitschüler herumtreiben. Mahealani hatte Ahnung, so viel stand fest. Und ein bisschen Erfahrung würde ihm sicher auch nicht schaden. Und so hatte es sich zugetragen, dass Stiles Stilinski, bekleidet mit Jeans, Sneakers und einem Hoodie, vor einem der bekanntesten Schwulenclubs der Nachbarschaft stand und auf Danny wartete. Ein bisschen surreal und abstrakt war das ganze ja schon. Außerdem hatte er mal wieder außerordentliches Glück gehabt, Danny hatte sich verspätet und in der Zwischenzeit war er bestimmt schon von drei Kerlen angesprochen worden. Er stand vor dem verdammten Gebäude, wenigstens da konnte man ihn wohl in Ruhe lassen. Stiles schnaufte. Er mochte keinen der Männer, die ihm plump zu verstehen gaben, wie attraktiv sie ihn doch fanden. Und Stiles selbst war nie froher gewesen, dass er eine riesige Plaudertasche und gut im Ausreden suchen und Abwimmeln von Leuten war. Wenn Danny sich auch noch fünf weitere Minuten verspätet hätte, dann wäre er wohl gegangen. Er machte sich doch hier nicht zum Affen, besonders dann nicht, wenn er wusste, dass sein Vater heute für den Streifendienst eingesetzt war. Der könnte ja jede Minute vor dem Club vorbeischneien. "Hey, Stilinski! Sorry für die Verspätung. Ich hoffe, du musstest nicht allzu lange warten.", hörte er auf einmal Dannys vertraute Stimme. "Du brauchst übrigens nichts zahlen, die kennen mich hier. Ich sag einfach, du bist ein Freund oder so." Danny lächelte. "Und hier ist dein Ausweis. Muss ja keiner wissen, dass du noch nicht volljährig bist." Mit diesen Worten reichte ihm das Technikgenie ein gut ausgefeiltes Papierchen, dass ihm ein Alter von einundzwanzig bestätigte. "Danke, Mann.", sagte er. "Und jetzt komm mit, ist ja echt frisch hier." Stiles trottete zusammen mit Danny an der Schlange der wartenden Männer vorbei und betrat die Diskothek, die in ein Meer aus Discokugeln und Schwarzlicht gehüllt war. Die anderen am Eingang stehenden warfen ihnen zwar verwirrte Blicke zu, aber der Türsteher hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als sein Begleiter an der Schlange vorbeigelaufen war. Anscheinend kannte Danny hier wirklich viele. "Amüsiere dich mal gut, Stiles. Ich schwinge mich mal auf die Tanzfläche." Danny war schneller verschwunden, als Stiles hätte "Derek" denken können. Und darin war er wahrlich geübt, bestätigte er sich selbst. Irgendwie gefiel ihm die Atmosphäre nicht sonderlich und er konnte sich nicht vorstellen, sich zu den oberkörperfreien tanzenden Männern zu gesellen, die ihren Körper zu schnellen Rhythmen schwangen. Stattdessen steuerte er lieber die Bar an und bestellte sich ein Getränk. Natürlich hoffte er, wie er da so saß, dass ihn niemand ansprechen würde. Vor allen Dingen, da er Danny in der tanzenden Masse nicht mehr entdecken konnte. Wie sollte ihm dieser also zu Hilfe eilen? Die Cola schmeckte bitter und konnte das mulmige Gefühl in seiner Magengegend auch nicht vertreiben, weshalb er sich einen Wodka bestellte. Zu irgendetwas musste dieser gefälschte Ausweis doch gut sein, wenn er sich hier schon anderweitig nicht amüsieren konnte. Und zehn Minuten später war es auch nicht bei nur einem alkoholischen Getränk geblieben. So als hätte Danny geahnt, dass Stiles sich gerade über dessen Verbleib gewundert hatte, tauchte dieser direkt vor ihm auf. Er hatte wie viele der anderen Männer hier sein Shirt ausgezogen und Schweiß glänzte auf seinen Bauchmuskeln. "Du brauchst hier ja nicht so rumsitzen. Komm, tanz doch eine Runde mit mir." Stiles wollte das Angebot wirklich ablehnen, aber da hatte Danny seine Hand schon gepackt und die Erniedrigung, ihn jetzt noch wegzustoßen, wollte er weder sich noch ihm geben. Sowohl für ihn als auch für Stiles war klar, dass es nur ein freundschaftlicher Tanz sein würde, deshalb störte sie es nicht, als die Musik etwas langsamer wurde. Sie tanzten ja nicht eng umschlangen. Das wäre Stiles wahrscheinlich unangenehm gewesen, aber gegen ungeschicktes Hin- und Hertrampeln auf der Tanzfläche fand auch er keine Einwände. Er genoss auch, dass Danny ihm kein Gespräch aufzwängte und er sich einfach ein wenig gehen lassen konnte. Zumindest dachte er das, als eines seiner Lieblingslieder angespielt wurde und er sich sanft in der Musik wog. "Was zur Hölle tust du hier?", hörte er eine bekannte Stimme. Eine Stimme, die er in dieser Nacht an jedem Ort erwartet hätte, der nicht dieser Nachtclub war. Stiles blinzelte. Er war es gewohnt, dass seine Gedanken an Derek öfters mal zwischen andere Dinge funkten, aber dieser Satz erschien ihm doch zu realistisch, um für eine Einbildung gehalten zu werden. Er riss die Augen auf. "Das... das könnte ich dich genauso gut fragen.", kenterte Stiles und bemerkte, dass die Tanzenden um ihn herum das Gespräch belauschten. "Und wer ist das denn?" Derek zeigte auf Danny und seine Miene verriet, dass seine Absichten nicht gerade freundlich waren. "Ein Freund." "Ein Freund also, ach ja. Soweit ich mich entsinne, dürftest du hier nicht mal sein. Du bist verdammte siebzehn Jahre alt." Wütend vergrub er die Hände in seinen Jackentaschen. "Ich bin doch reingekommen und es ist nicht dein Problem. Ich frage mich sowieso, was du hier machst. " Stiles wusste, dass Derek Recht hatte, allerdings würde er sich doch nicht einfach von einem dahergelaufenen rausschmeißen lassen. "Ich bin nicht siebzehn, Stiles, ich darf sein, wo und wann ich will." Derek verdrehte die Augen, als Stiles wieder den Mund aufmachte. Man konnte ihm förmlich ansehen, wie große Lust er auf eine Diskussion hatte. "Das beantwortet meine Frage trotzdem nicht.", sagte Stiles und versuchte möglichst wenig genervt zu klingen. "Ich bin dir zwar keine Rechenschaft schuldig, aber ich habe deinen Wagen gesehen und beschlossen, ich weise dich mal zurecht, bevor es jemand anderes tut." "Das geht dich gar nichts ein, Derek." Das war der Satz mit dem ihre Konversation beendet sein sollte. Ein großer muskulöser Kerl löste sich aus der Masse und fokussierte Derek. "Lass den Kleinen in Ruhe. Was bist du denn, sein fester Freund, oder was?" Wenn Danny nicht schon die ganze Zeit geschwiegen hätte, wäre ihm nun endgültig die Kinnlade hinunter geklappt. Beide, Derek und Stiles schauten sich verblüfft an und keiner sagte mehr nur ein Wort. "Du kommst jetzt mit!", fing sich Derek wieder und zog Stiles an der Kapuze seines Hoodies bis vor den Eingang der Bar. Danny folgte ihnen verwirrt. Wenn Stiles hätte Gedankenlesen können, dann hätte er Dannys Verwirrung besser verstehen können. Denn diesem ging nur ein Satz durch den Kopf: "Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, dass dieser Cousin Miguel richtig verknallt in Stilinski ist." Aber da er das nicht tat, hatte sich Stiles den Abend ganz anders vorgestellt. Die Bestätigung dafür bekam er allerdings erst, als er in die geschockten Augen seines Vaters blickte, der wie versteinert vor ihnen stand. * "Das ist also dein Vater. Wenn der mal nicht richtig sauer ist.", hatte Danny gesagt. "Halt die Klappe!", hatte Stiles selbst darauf entgegnet. Er hätte innerlich seufzen können, als dasselbe Spiel von vorne beginnen sollte. "Was machst du hier? Warum bist du nicht im Bett? Wieso ist Derek Hale bei dir und natürlich das elendige - du bist noch nicht einundzwanzig."-Gesprächsthema. Allerdings sagte sein Vater gar nichts, sondern starrte ihn nur weiterhin mit geweiteten Pupillen an. "Also, es ist ein Club, wir sind ausgegangen, du weißt schon.", versuchte er seinen Vater zu besänftigen, ehe sich dieser wieder gefangen hatte. Der erwartete Ärger blieb jedoch aus. "Aber es ist nicht deine Art von Club.", antwortete der Sheriff. "Also, Dad, da gibt es dieses Gespräch, das ich noch mit dir führen wollte..." Stiles kam gar nicht dazu, seinen Satz zu beenden, da sein Vater ihm das Wort abschnitt. "Du bist nicht schwul." Sheriff Stilinski wirkte bei seiner Aussage so überzeugt, dass Stiles unwillkürlich mit dem Kopf zuckte. "Aber ich könnte es sein!" Stiles gestikulierte. "Nicht in diesen Klamotten.", ergänzte sein Vater. Stiles hatte erwartet, Ärger zu bekommen, Hausarrest zu erhalten oder sonstige Streitigkeiten loszutreten, aber die Einstellung seines Vaters irritierte ihn ein wenig. "Was?" Obwohl seine Frage nicht auf Derek bezogen war, mischte sich dieser ein. "Stiles, du hast getrunken und du gehst jetzt nach Hause. Auf keinen Fall fährst du selbst.", sagte Derek, ein wenig Sorge schwang in seiner Stimme. Etwas, das Stiles noch nie bei ihm gesehen hatte. Er ignorierte es einfach und tat so, als hätte er es sich nur eingebildet. Schließlich war dies die logischste aller Erklärungen. "Und du..", begann Stiles Vater an Derek gewandt "... du verschwindest jetzt sofort von hier, bevor ich dich festnehme. Verstanden?" Derek machte ohne ein weiteres Wort kehrt, stieg in seinen Wagen und war verschwunden. Stiles sah ihm nach und er war sich ganz sicher, dass er sich den Blick, den Derek ihm zugeworfen hatte, genauso einbildete, wie die Sorge, die zuvor in seiner Stimme mitgeschwungen hatte. * "Da bist du also reingeraten. Wenn sich Derek nicht mal übel geärgert hat.", hatte Scott gesagt. "Halt die Klappe!", hatte Stiles selbst darauf entgegnet. Er drückte auf den roten Hörer seines Smartphones und stopfte eben dieses in seine Hosentasche. Er musste sich nicht auch noch vor Scott rechtfertigen. "Geht es immer noch um diese Nachtclub-Sache. Scott kann da ja mehr nachhaken, als ich dir hätte Hausarrest geben können." Sheriff Stilinski nahm den Topf vom Herd und stellte ihn in die Mitte der Tischplatte. "Wenigstens bekommst du da deine Strafe." "Super, danke, Dad.", antwortete Stiles und schob sich mehre Kartoffeln auf den Teller vor ihm. Heute war ein gemeinsames Abendessen mit ihm und seinem Vater angesagt. Das war das Mindeste, das er tun konnte, um diesen nach der gestrigen Nacht zu besänftigen. Bevor er sich jedoch die Gabel in den Mund schieben konnte, vibrierte sein Handy in seiner Hose. Genervt griff er danach und zog es heraus. "Dereks Ex macht Probleme." Er las die SMS von Scott leise murmelnd vor sich hin. "Stiles, es wäre mir schon ganz recht, wenn du dich während dem Essen mit mir unterhalten würdest." Der Sheriff warf einen mahnenden Blick auf das Handy in der Hand seines Sohnes, machte aber keine Anstalten, ihm dieses wegzunehmen. "Es scheint ziemlich wichtig. Sorry, Dad." Auch wenn Stiles wusste, dass sich sein Vater einen ruhigen Abend gewünscht hatte, war ihm bewusst, dass der Sheriff ihn dennoch weitertippen ließ. "Dereks Ex? Wen meinst du?" Er war sichtlich verwirrt. Er konnte sich nicht wirklich daran erinnern, dass Derek über eine Ex-Freundin gesprochen hätte. "Dann muss das in dem ganzen Chaos der letzten Tage wohl untergegangen sein. Kate Argent, die Tante meiner Freundin. Sie ist nicht gut auf Derek oder Werwölfe im Allgemeinen zu sprechen. Ganz wie der Rest der Familie." Das Handy bewegte sich abermals in Stiles Hand, als eine erneute Nachricht seines besten Freundes eintrudelte. Dunkel erinnerte sich Stiles daran, dass Scott ihn tatsächlich auf Kate und die Familie Argent als Jäger angesprochen hatte, er in dem ganzen Stress und seinem Treffen mit Danny aber gar nicht richtig zugehört hatte. Verdammt, und jetzt ärgerte er sich über sich selbst. Wenn er doch einmal ein wenig aufmerksamer gewesen wäre, dann hätten sich die meisten seiner Probleme auf andere Art und Weise gelöst. Zum Beispiel die Sache mit Dereks Ex-Freundin sagte ihm, dass er bei dem Werwolf schon einmal gar keine Chance hatte. Es war ja klar, dass Derek auf Frauen stand. Er schalt sich selbst für den Gedanken, sich überhaupt eine Chance eingeredet zu haben. Derek stand bestimmt ähnlich wie er selbst auf hübsche Mädchen wie Lydia, lange Haare, modische Klamotten und volle, weiche Lippen. Er fluchte. Trotz dieser Gedanken, hatte er immer noch Angst um Derek. Im Prinzip spielte es für ihn keine Rolle, wie weit Derek Hale von ihm entfernt zu sein schien, das Gefühl ging nur durch eine simple Enttäuschung auch nicht fort. "Stiles!", rief sein Vater. "Was...?" "Dein Handy klingelt. Bestimmt schon seit einer Minute. Du solltest rangehen." Der Sheriff deutete mit erhobener Gabel auf das Smartphone und Stiles bemerkte, dass er in seinem Gedankenwirrwarr nicht einmal das penetrante Klingeln hörte, das er für Scotts Anrufe eingestellt hatte. Er nahm ab. "Sorry, Scott, dass ich erst so spät abhebe, ich..." Weiter sollte er nicht kommen. "...Du solltest sofort herkommen. Derek und ich sind in Gefahr. Kate ist hier. In der Schule." Stiles wollte sich erkundigen, was passiert war, stattdessen ertönte das Signal, welches ihm das Auflegen des Anrufes einläutete. "Fuck!", rief er aus und sprang von seinem Stuhl. "Stiles, wo willst du-" "Sorry, Dad!" Sheriff Stilinski erkannte nur noch, wie die Küchentür mit einem lauten Geräusch zugeschlagen wurde und Stiles den Flur hinabrannte. Immer wieder murmelte dieser "Verdammt, Derek!" vor sich hin und sein Vater wünschte sich, dass Beacon Hills einfach von Derek Hale verschont geblieben wäre. Es ging so schnell, dass er nicht umherkam, verwundert den Kopf zu schütteln. Dieses Kind würde ihn noch ins Grab bringen. * "Da bist du also. Danke, dass du so schnell herkommen konntest, Mann.", hatte Scott gesagt. "Halt die Klappe!", hatte Stiles selbst darauf entgegnet. Eigentlich hatte er "Kein Problem" sagen wollen, aber er war sich ziemlich sicher, dass Kate Argent in ihrer Nähe war. Und um ehrlich zu sein, wollte er nichts riskieren. Nicht in diesem Moment und nicht wegen einer unnötigen Unterhaltungsfloskel. Zuvor war er im Dunkeln auf dem Schulhof hin und her geirrt und er hatte sich gewünscht, er hätte an eine Taschenlampe gedacht. Allerdings hatte er in der Eile, mit der er das Haus verlassen hatte, nicht einmal eine Jacke mitgenommen und da war eine Taschenlampe definitiv zu viel verlangt gewesen. Nicht zu sagen, dass er den ganzen Weg zur Schule gerannt war, da er mit seinem rostigen Jeep nicht auch noch mehr Aufsehen erregen wollte, als nötig gewesen wäre. Aber als Stiles dann letztendlich vor der Beacon Hills Highschool angekommen war, völlig außer Atem, die Hände auf die Knie gestützt, lag die Schule in leiser nächtlicher Stille. Er konnte weder etwas erkennen, noch irgendein Geräusch vernehmen. Was wenn er zu spät gekommen war? Und nun, als er Scott gefunden hatte, war ihm klar, dass die Schule von außen friedlich aussah. Es sich bei dieser Jagd eher um ein Versteckspiel handelte als über eine öffentliche Hinrichtung. Die Argents schlichen mit Waffen durch die Schule und die Werwölfe, sein Freund Scott und Derek, versuchten möglichst ihrem Schussfeld zu entkommen. Leider war das nur schwer möglich, wenn man bedachte, dass vor jeder Tür und jedem noch so großen Fenster ein Jäger positioniert stand, der sie eingekesselt hatte. Stiles konnte von Glück sagen, dass er vorhin noch in den Seiteneingang einsteigen konnte, ohne, dass die Argents ihn aus Versehen angeschossen, ihn als Werwolf-Mittäter entlarvt oder schlimmeres mit ihm angestellt hätten. Um genau zu sein, hatte er, nachdem er blitzschnell um eine Ecke gebogen war, sogar noch Kates Locke hinter einer Wand verschwinden sehen. Das hätte er schwören können. Es war auch reiner Zufall gewesen, dass er Scott gefunden hatte, der sich hinter einer Tür zu einem der Chemieräume versteckt hatte und den er rückwarts beinah umgerannt hätte. Sie hatten beide aufgeschrien, ehe sie sich erinnerten, dass laute Schreigeräusche in einer Situation wie dieser eher unangebracht zu sein schienen. Und der Rest der Konversation war, nun ja, bekannt. "Was ist mit Derek, Scott?", war das erste, was Stiles in den Kopf schoss und ja, er hatte Angst, dass die Argents - besonders Kate - ihn vor ihm selbst finden konnten. "Vorhin war er in der Kantine, aber wir haben uns getrennt, als die plötzlich aus allen Richtungen kamen. Wirklich alle Argents, alle bis auf Allison, versteht sich. Chris, ihre Mutter, es waren ehrlich zu viele. Ich habe auch nur noch gesehen, wie er einen anderen Weg genommen hat." "Ja. Und jetzt?", fragte er. "Angenommen wir würden hier einen Ausweg finden, wir können Derek hier nicht einfach zurücklassen." "Ist mir schon klar." "Na dann, komm, hier rumsitzen bringt uns auch nichts." Stiles zupfte an Scotts Kapuzenpulli und versuchte ihn hinter sich herzuschleifen. "Jetzt?", fragte dieser schockiert. "Die können hier hinter jeder Ecke lauern." "Was haben wir denn bitte für eine Wahl? Und jetzt komm!" Stiles war eine Plaudertasche und Stiles war abenteuerlustig und Stiles war für jeden Mist zu haben, allerdings wusste Scott bisher noch nicht, wann dieser so mutig und vielleicht auch so lebensmüde geworden war. "Nur wegen Derek. Jetzt ernsthaft?" Sein Blick war unerbitterlich. "Der würde uns hier auch ganz einfach zurücklassen." "Nein, würde er nicht." "Huch?" Scott sah verblüfft aus. "Würde er nicht, okay. Dessen bin ich mir sicher." Stiles schlich weiter über den Boden, während er sich versuchte hinter Stühlen, Tischen und sämtlichen anderen Materialen zu verstecken. Zwar hörte er bisher noch niemanden, aber den Tod wollte er trotzdem nicht riskieren. Vor allen Dingen wenn es sich vermeiden ließ. "Okay, die Mensa grenzt an die Kantine und unsere Mensa ist groß. Da steht viel Kram rum. Getränkeautomaten, viel zu viele Tische, dutzende von unnötigen Sachen, eine Tischtennisplatte... du weißt das ja. Aber für mich klingt das nach einem Ort für ein gutes Versteck, wenn man nicht besonders weit von der Kantine weg kann. Ich zweifle jetzt einfach mal an, dass Derek blind durch das ganze Gebäude geschossen ist, nur um seine Werwolfkräfte vor den Argents zu demonstrieren." Obwohl Scott normalerweise derjenige der beiden war, der sie mit Plänen versorgte, nickte dieser nur. Stiles lehnte sich langsam um den Türrahmen, um zu testen, ob die Luft für sie frei war. Da das der Fall war, gab er Scott ein Zeichen, dass sie schnell dem Flur folgen konnten. Trotz der offenkundigen Leere, schlugen ihre Herzen so schnell, dass Stiles hätte schwören können, dass Kate von dem Geräusch angelockt werden würde. Stiles spürte die Paranoia direkt hinter ihm, als er schleunigst den Flur, dicht gefolgt von Scott, hinabrannte und die Tür zur Mensa zum Glück leiser wieder zugeworfen hatte, als es ihm selbst vorkam. Und Stiles hatte recht. Derek winkte ihnen hinter einem Tisch zu und zischte auch irgendetwas, dass sie nicht verstehen konnten. "Gut, dass ihr da seid.", war der Satz, als der sich das Knurren erwies, als sie sich ihm näherten. "Also, eben ist hier einer von denen vorbeigelaufen und wenn wir Glück haben, kommen wir zum Hinterausgang raus, wenn da nur Mrs. Argent steht. Das vermute ich zumindest." Dereks Stimme klang kalt, aber im Gegensatz zu ihm und Scott hatte er wenigstens einen Plan. "Wird gemacht.", antwortete Stiles. "Wie jetzt, Stiles? Das war's. Derek pfeift und wir folgen ihm." Scott wirkte gar nicht begeistert. "Irgendwas müssen wir machen und wenn du keine bessere Idee hast..." Sein bester Freund schnaubte, war jedoch der erste, der aufstand und durch die Glasscheibe der Cafeteria auf den Flur spähte. "Gut, dann kommt aber jetzt, solange sie nicht wieder hier vorbeikommen." Da es keine Einwände gab, folgten alle Scott, schleichend und halb versteckt hinter Kisten und Türrahmen, um sie ein wenig von Schatten bedecken zu können. "Und jetzt...", warf Derek ein "...rennt." "Was?" "Rennt einfach!" Er stürzte den Flur entlang und ihrem Mangel an anderen Überlegungen, folgten Scott und Stiles ihm, bis sie auf einmal in das Gesicht von Victoria Argent blickten. Und Stiles hätte schwören können, dass die verhasste Mutter von Allison ihre Waffe ganz genau auf Dereks Gesicht richtete, der sich zu verwandeln versuchte. Er fluchte. "Lassen Sie ihn in Ruhe!", schrie er sie an und trat einige Schritte auf sie zu, sodass die beiden nur noch durch einen Meter getrennt wurden. "Stiles." Sie hob beschwichtigend die freie Hand "Wir wollen dir nichts tun, wenn du uns diese Kreaturen-" Weiter kam sie nicht, kurz bevor Derek sie mit einer Klaue verletzen und sie den Abzug der Pistole drücken konnte, war Stiles schon bei ihr und verpasste ihr einen Schlag, der sie zu Boden gehen ließ. "Wow!", brachte er nur verwirrt hinzu, während er sarkastisch seinen eher unmuskulösen Arm hochhielt. Aber dafür müsste ihre Zeit eben noch genügen. Sowohl Derek als auch Scott starrten ihn mit offenem Mund an, Derek halb verwandelt, mit glühenden Augen und spitzen Krallen. "Und jetzt kommt. Ich bin nicht gerne länger in diesem Gebäude als es unbedingt sein müsste. Alleine dass ich morgen Chemie habe, da graut es mir schon vor." "Ganz der Alte.", stießen Scott und Derek gleichzeitig hervor. Dann rannten sie. * "Und daraufhin tauchte Stiles wie der schillernde Ritter auf und beschützte uns vor dem Bösen", hatte Scott gesagt. "Halt die Klappe!", hatte Stiles selbst darauf entgegnet. "Ich meine ernsthaft, ihr habt euch jetzt genug darüber ausgekaut, dass ich dieser furchtbaren Frau eine verpasst habe. Und, Jungs, seit ehrlich, das war schon lange überfällig." Scott lachte, während Derek, anscheinend immer noch nicht zum Lachen fähig, nur einen Mundwinkel in die Höhe zog. Mehr konnte man von dem einfach nicht erwarten. Sie saßen mitten in der Nacht in Scotts hellbeleuchtetem Wohnzimmer, froh der Gefahr entgangen zu sein und jeder von ihnen mit einem heißen Kakao in der Hand, obgleich Derek natürlich auf den viel männlicheren Kaffee bestanden hatte. Derek saß direkt neben ihm und hatte ein Bein auf seinem Oberschenkel abgelegt, während er ziemlich zufrieden zu sein schien. Stiles gefiel die ungewohnt lockere Atmosphäre und die anscheinend gute Laune seines selbst ernannten Lieblingswerwolfes. Gerade hatte er sich umgedreht, um seinen Kopf auf eines der weichen Sofakissen zu betten, da hörten die anderen beiden schon ein leises Schnarchen neben sich. "Das hat ihn echt verausgabt.", sagte Scott. "Ich bringe mal das dreckige Geschirr weg, bevor meine Mutter mich morgen früh einen Kopf kürzer macht." Als Scott den beiden den Rücken zugedreht hatte und etwas Stille im Haus der McCalls eingekehrt war, bemerkte Derek, dass der kleine Menschenjunge neben ihm im Schlaf zu frösteln begonnen hatte. Auch wenn seine nächste Tat zugegebenermaßen sein viel zu großes Ego ankratze, nahm er eine Decke vom Sessel neben ihn und breitete sie fürsorglich über Stiles Stilinski aus. Anscheinend war dies der letzte Kraftakt gewesen, den Derek Hale an diesem Abend noch zustande brachte, denn als Scott sein Wohnzimmer wieder betrat, erblickte er zwei schlafende junge Männer, die ihre Köpfe gegeneinander gelegt hatten. Ein kleines Lachen konnte er nicht zurückhalten, als Derek, scheinbar im Schlaf, seinen Arm um Stiles Schultern gelegt hatte. Und obwohl Scott sich vorgenommen hatte, die beiden in ihrer trauten Zweisamkeit nicht zu stören, schlug Stiles die Augen auf. Überrascht observierte er den Arm um seine Schulter und als er diesen sanft berührte, schauten ihn zwei große graue Augen an, die wirklich zu lächeln schienen. Scott schaffte es nicht mehr, sich rechtzeitig umzudrehen, seine Augen zu schließen oder eine Hand vor sein Gesicht zu schlagen, als sich der Werwolf vorbeugte, um die Lippen seines besten Freundes mit einem Kuss zu versiegeln, ohne dass dieser wieder ungestüm losplappern konnte. Was Stiles aber nach dem Kuss sagte, ließ den ganzen Raum auflachen, obwohl Derek, ganz der mürrische Wolf, seine Amüsement zu verstecken versuchte. "Sieht ganz so aus, als ob ich dem Griesgramwolf doch noch eine Leine angelegt hätte." ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)