Verloren und Gefunden von Winterwolke ================================================================================ Kapitel 19: Alltag 1 -------------------- "Kai, ich bin zu Hause!" Geschafft ließ Ray seine Sporttasche im Flur fallen und mit ihr eine ganze Menge Schnee. Vor zwei Tagen hatte es plötzlich angefangen zu schneien und der Wetterbericht machte den Leuten Hoffnung auf einen ganz und gar weißen Winter. Er kam gerade vom Training und war hundemüde. Kenny hatte ihn ganz schön gequält und ein paar Runden extra laufen lassen. Der Chef hatte in letzter Zeit öfter schlechte Laune und ließ ihn fast bei jedem Training irgendetwas zusätzlich machen. Wenigstens erwartete ihn hier keine leere Wohnung, sondern sein Freund, anders als bei... - ...das war ein böser Gedanke und für einen Moment war er schockiert, überhaupt an so etwas gedacht zu haben. Vielleicht war er doch einfach müder, als er selbst zugeben wollte. "Kai?" Das Wohnzimmer war leer, also war sein Freund sicher wieder in seinem Zimmer. Seit sie aus ihren Urlaub zurückgekommen waren, schloss er sich immer öfter ein. Das beunruhigte Ray, doch wie immer half es wenig, diesbezüglich Fragen zu stellen. Bisher war er der Wahrheit kein Stück näher gekommen. Nun, nicht ganz. Das Einzige, das er bisher erfahren hatte, war so etwas wie ein Name: ER. Das war, als Kai ihm noch einmal gesagt hatte, dass das zwischen ihnen keinen Sinn hatte. Und obwohl er das immer wieder betont hatte, hatte er doch nie einen Grund dafür genannt, bis es ihm mehr oder weniger herausgerutscht war. Danach hatte er das Thema kategorisch abgelehnt und Ray war klug genug gewesen, nicht weiter nachzufragen. Obwohl ihn die Neugier manchmal fast umbrachte. Es war so frustrierend. Irgendwie musste es eine Möglichkeit geben, etwas herauszubekommen. Manchmal, wenn er noch nicht ganz schlief, aber auch nicht mehr ganz wach war, kamen diese Gedanken. Dann dachte er an den Tag zurück, als er Kai am Ufer des Sees gefunden hatte. Den erschütternden Anblick, den beinahe jeder Quadratzentimeter seiner Haut geboten hatte, die Gegenwehr. Das Brandmal, das das ganze Team beim Frühstück danach entdeckt hatte, weil der See sämtliche Farbe weggespült hatte (Kais Erklärung dazu war, dass bei dem Autounfall ein glühendes Stück Metall in sein Gesicht geflogen sei - er hatte bei dieser Erklärung mehr als unwohl ausgesehen). Die Abneigung gegen jeglichen Körperkontakt, das stundenlange Schweigen, die Lichter, die stets überall brennen mussten. So vieles mehr. Die Erklärung für alles schien nah, fast fügte sich alles zusammen - ER, die Verletzungen, das Verhalten. Trotzdem bekam Ray sie nie zu fassen und am nächsten Morgen war die Erkenntnis so weit entfernt wie ein ausführliches Geständnis von Kai. Die Tasche war schnell ausgepackt und Ray schmiss seine durchgeschwitzten Sportsachen in den Wäschekorb, der bereits überquoll. In den letzten Tagen hatte er seinen Teil des Haushalts ein bisschen vernachlässigt, aber jetzt hatte er keine Wahl mehr. Mürrisch schnappte er sich seine Schlüssel und brachte die schmutzigen Klamotten in die Waschküche im Keller des Hauses. Manchmal kam er sich dabei vor wie in einer dieser amerikanischen Serien, nur dass noch nie irgendetwas Weltbewegendes in diesem Keller passiert war. Außerdem hatte er hier viel Zeit zum Nachdenken und das gefiel ihm nicht so gut. Seit knapp einem Monat befand er sich in einem stetigen Gefühlschaos. Den Rest des Urlaubs hatte seine fast euphorische Stimmung angehalten - jeder Tag war schön gewesen, konnte er ihn doch endlich mit Kai verbringen. Sogar das Team wusste Bescheid und hielt bedacht Abstand zu ihnen. Am Abend hatten sie alle beisammen gesessen - Ray und Kai zusammen, aber doch in einem gewissen Abstand, Max und Tyson eng aneinandergeschmiegt und Kenny, der zwar keinen zum Kuscheln hatte, den es aber nicht störte, weil er sich für seine Kameraden freute. Lediglich Kai selbst trübte manchmal die Stimmung. Er war ein wenig zugänglicher geworden, das ja, aber er zog es immer noch vor, allein zu sein. Außerdem schrieb er jeden Tag in diesem Buch. Er war fast manisch gewesen, als er dessen Verlust bemerkt hatte. Obwohl er immer noch ziemlich schwach gewesen war, hatte er darauf bestanden, es zu suchen. Wenigstens hatten sie nicht lange danach suchen müssen und er hatte gleichzeitig erfahren, wie Kai sein Geständnis gehört haben konnte. Seither ließ der Russe das ledergebundene Buch nicht aus den Augen und Ray hatte sich bisher nicht getraut, danach zu fragen. Er hatte seine Worte ernst gemeint - er würde warten, sich zurückhalten, aber es fiel ihm so verdammt schwer. Während Ray den Waschautomaten bestückte, gestand er sich ein, dass er seit Tagen immer unzufriedener wurde. Er wusste, dass man irgendwann die rosarote Brille ablegen musste, aber dass es so schnell passieren würde, schockierte ihn. Wieder musste er sich fragen, ob er die Sache völlig falsch eingeschätzt hatte. Er sollte doch vor Glück strahlen und sein Freund ebenso. Doch die frohe Stimmung war bereits am ersten Tag gekippt. Der Alltag hatte wieder eingesetzt und das bedeutete, dass sie beide ihrer Schulpflicht nachgehen mussten. Erst im nächsten Jahr würden sie ihren Schulabschluss haben; bis dahin galt auch für Weltmeister die reguläre Schulpflicht. Sie gingen beide auf eine internationale Schule im Viertel, die gut zu Fuß erreichbar war. In ihrer Jahrgangsstufe gab es nur zwei Schulklassen, doch sie hätten nicht unterschiedlicher sein können. Ray hatte Glück: seine Klasse bestand zum allgemeinen Erstaunen ausschließlich aus Chinesen. Die Schule achtete darauf, dass gleiche Länder- und Kulturkreise einen Klassenverband bildeten, um politische oder religiöse Spannungen zu vermeiden. Dass ausgerechnet in seinem Jahrgang derart viele Chinesen auf die Schule gingen, war etwas Besonderes. Es waren Kinder von Diplomaten, hochrangigen Politikern oder angesehenen Geschäftsleuten - und er. Trotzdem war sein Verhältnis zu seinen Mitschülern sehr gut. Der Plan der Schule ging in dieser Beziehung gut auf. Kais Klasse war das genaue Gegenteil: Sie bestand ausschließlich aus Japanern, Australiern und Amerikanern - und Kai. Als einziger Europäer hätte er es schon nicht leicht gehabt, dass er aber ausgerechnet Russe war, machte es noch viel schlimmer. Ray wusste nicht, was genau passiert war, denn natürlich redete sein Phönix nicht darüber, sondern fraß auch das in sich hinein. Er spürte aber, dass die Situation sich in den vergangenen Wochen verschärft hatte. Er stand schon wieder vor der Frage, was er tun sollte. Reden würde sicherlich nichts nutzen, aber wie sollte er helfen, wenn er nicht wusste wobei? Als er wieder zurück in der Wohnung war, saß Kai am Küchentresen, ein Schulbuch in der Hand. Auch das war seit ihrer Rückkehr so. Jeden Abend saß er mit irgendeinem Buch da, alle Lampen waren angeschaltet und er holte den Schulstoff nach, den er in den vergangenen sechs Monaten verpasst hatte. Keine angenehme Aufgabe, aber notwendig. Fasziniert beobachtete Ray jedes Mal, wie er es völlig mühelos zu schaffen schien, egal um welches Fach es sich handelte. Konnte er wirklich so viel in so kurzer Zeit allein bewältigen? Nie zeigte Kai deswegen Besorgnis, aber wenn er tatsächlich so empfinden würde, würde er das sicher auch in sich hineinfressen, dachte der Chinese verbittert. Sein Freund hatte sich einfach viel zu lange nur auf sich verlassen und konnte dieses Verhalten jetzt nicht so einfach ablegen. Das verstand er, aber es störte ihn trotzdem. Während Kai sich den Aufgaben widmete, erfüllte Ray den nächsten Teil des Haushaltsplans und kümmerte sich um das Abendessen. Kai aß immer noch zu wenig und falls er in den vergangenen Wochen etwas zugenommen hatte, verschwand das unter den immer noch viel zu weiten Pullovern und Jacken. Trotzdem konnte man ihn kaum dazu überreden, wenn er nicht wollte. Auch das beschäftigte Ray. Manchmal hatte er den Eindruck, dass sein ganzes Leben nur noch daraus bestand, sich um Kai Sorgen zu machen. Schließlich hielt er die Stille nicht mehr aus. "Wie war dein Tag?" "Es ging so." Nun, das war zumindest ein Anfang. Manchmal kam gar keine Reaktion. "Das Training war ganz gut, aber Kenny hat mich schon wieder Extrarunden laufen lassen. Keine Ahnung, was in letzter Zeit mit ihm los ist. Anscheinend versteht er keinen Spaß mehr." Ray plapperte einfach drauf los, eigentlich eher ungewöhnlich für ihn, aber er wollte die unverhoffte Chance auf ein Gespräch nicht verstreichen lassen. "Warum ärgerst du ihn auch?" Tatsächlich legte Kai jetzt sein Schulbuch beiseite und ließ auch den Stift fallen. "Was heißt hier ärgern? Ich wollte einfach nur einen Witz machen und er fährt mich plötzlich von der Seite an. Ich hab doch nur gesagt -" Er versuchte sich zu rechtfertigen, doch sein Freund schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. "Du brauchst nichts sagen, ich kann es mir vorstellen. Ich will nur so viel sagen: Tyson und Max zu bändigen ist schon schwer genug, aber durchaus machbar - für mich. Kenny ist anders. Ich weiß, er macht seinen Job sehr gut, aber er kann es absolut nicht gebrauchen, dass ihr euch ablenken lasst. Also lass die Kommentare, dann bist du hinterher auch nicht so fertig." Für einen Moment staunte Ray nicht schlecht. Die gewohnte kalte Autorität lag in Kais Stimme, streng hatten ihn die mattroten Augen fixiert. Gänsehaut breitete sich auf seinen Armen aus und es war wie früher, wie damals. Die Flamme loderte wieder; das Abendessen war für den Augenblick vergessen. Als sich ihre Blicke trafen, hätte Ray am liebsten aufgestöhnt. Bisher hatte er diese Augen gruselig gefunden - seltsame Farbe, kein Ausdruck - doch sie glühten so intensiv, dass es unmöglich war, diesem Bann zu widerstehen. Unwillkürlich beugte er sich vor und wunderbarer Weise zuckte Kai nicht zurück, sondern hielt den Blickkontakt, lehnte sich ihm entgegen. Als sich ihre Hände berührten, war es ausgerechnet er, der erschrocken zurückwich und damit den Moment zerstörte. Ungläubig schaute er noch auf die Hand, die blitzschnell wieder unter dem Tisch verschwand, dann in das beschämt gerötete Gesicht. Oh Gott, er hatte es total vermasselt. Abrupt stand Kai auf, nahm seine Schulsachen mit und verschwand ohne ein Wort in seinem Zimmer. Mist! Dabei war ihm die Berührung nicht unangenehm gewesen, er lechzte förmlich danach, endlich berührt zu werden und selbst berühren zu dürfen. Er hatte versprochen, sich zurückzuhalten und er hielt sich daran, obwohl es manchmal sehr schwer war. Und dann bot sich diese einmalige Gelegenheit. Er war manchmal einfach ein Vollidiot. Nachdem das Abendessen endlich fertig war - Reis mit gedünstetem Gemüse und Ray-Spezialsoße - rief er Kai zurück in die Küche, obwohl er kaum Hoffnung hatte, ihn heute noch einmal zu sehen. Man hatte deutlich gesehen, dass seine unbedachte Reaktion ihn verletzt hatte. Ray wartete ein paar Minuten, dann setzte er sich missmutig an den Tresen. Heute war wirklich nicht sein Tag. Er hatte eine Strafarbeit bekommen, weil er im Unterricht nicht aufgepasst hatte, Kenny hatte ihn geschafft und er war emotional noch mehr durcheinander als sonst. Lustlos stocherte er mit der Gabel im Reis umher, als Kai doch noch heraus kam und sich schweigend ihm gegenüber setzte. Während des Essens war die Stimmung gedrückt. Tatsächlich wollte jeder ein Gespräch anfangen, doch trauten sie sich nicht. Letztendlich war es Ray, der zuerst den Mut fand, aber auch sofort unterbrochen wurde. "Kai, ich - " "Sag nichts. Ich... es tut mir leid. Ich hätte nicht, na ja, du weißt schon..." "Ach, red keinen Unsinn. Ich hab mich einfach nur erschrocken, das war alles. Ich bin es schließlich nicht gewöhnt, dass du so ran gehst." Ray zwinkerte verschwörerisch. "Du kannst mich jederzeit gerne wieder anfassen." Ein lautes Klappern zeugte davon, dass Kai gerade die Gabel fallen lassen hatte. Ein leichter Hauch von Rot hatte sich wieder auf seine Wangen gelegt. Eigentlich war es ganz süß, dass er so reagierte. Das zeigte, dass ihm die Sache doch nicht so egal war, auch wenn er die meiste Zeit abweisend tat. Nein, eigentlich war es sogar ein sehr gutes Zeichen. Ray wagte einen Vorstoß. "Was hältst du von einem Date?" "Ein Date?!" "Ja, du weißt schon. So ganz klassisch. Und bevor du schon wieder Einwände hast, hör mir zu!" Beschwichtigend hatte Ray die Hand gehoben um eventuelle Einwände abzuwehren. "Ich kenne da ein Independent-Kino drüben in Bunkyo. Sie zeigen meistens ausländische Filme, Südamerika, Europa, sowas. Samstags haben sie so eine Sneak Preview. Vielleicht sehen wir etwas Gutes, vielleicht auch nicht. Das Beste ist aber, dass dort so gut wie keine Leute sind, zumindest nicht Samstagabend, wenn in Shinjuku und Shibuya die Post abgeht. Wahrscheinlich werden wir die Einzigen sein, obwohl ich nichts versprechen kann. Und falls der Film Schrott ist, ist ein paar Straßen weiter eine kleine Bar. Es ist ziemlich abgeschieden und ich wundere mich, wie sie es schaffen, zu überleben, wo sie doch so wenig Kundschaft haben." Während er erzählte, erinnerte er sich an den einen oder anderen Besuch dort. Dass ebenfalls ein paar Straßen weiter ein lauschiges, sehr unauffälliges, spezielles Hotel war, ließ er lieber unerwähnt. Aller Wahrscheinlichkeit nach würden sie es sowieso nicht brauchen und falls doch - nun, zumindest war er dann vorbereitet. "Also, was sagst du?" "Also schön, von mir aus. Aber nur unter der Bedingung, dass wirklich kein Mensch dort ist. Ich... würde es nicht so toll finden, wenn es überlaufen wäre." "Klar, kein Problem. Ich kann es kaum erwarten." Im Nachhinein war der Samstagabend in jeglicher Hinsicht unerwartet verlaufen. Der Tag selbst begann vielversprechend. Bis Mittag mussten sie die obligatorischen Arbeitsgemeinschaften in der Schule besuchen. Das waren die einzigen Kurse, die sie zusammen belegten. Unabhängig voneinander hatten sie sich beide für Vertiefte Betriebswirtschaftslehre eingeschrieben und waren begeistert, als sie sich in der ersten Stunde getroffen hatten. Heute freute sich Ray sogar darauf, weil sie so heute wirklich den gesamten Tag zusammen verbringen würden. Doch schon während der Stunde war es kaum zu übersehen gewesen, dass die anderen Schüler Kai schikanierten, wo es nur ging. Bisher war Ray die Situation harmlos vorgekommen, doch irgendwie hatte sich der Ton in der vergangenen Woche geändert. Manchmal flogen Zettel zu seiner Bank, was alleine schon seltsam war, wenn man bedachte, wie alt sie alle waren. Sogar eine leere Flasche kam in ihre Richtung geflogen, doch er fing sie ab, bevor sie den Russen, der hinter ihm saß, treffen konnte. Verdammt, die Situation machte den Anschein, jeden Moment zu eskalieren. Wie konnte Kai nur die ganze Zeit so ruhig, so passiv bleiben? Die Erleichterung war groß, als der Tag endlich vorbei war. Auch der Abend ging entspannt los. Sie waren mit dem Taxi nach Bunkyo gefahren, da die Züge und Busse um diese Uhrzeit völlig überfüllt waren. Es hatte wieder geschneit, aber auf dem Weg zum Kino lag der Schnee noch rein und weiß und unberührt, die Luft war frisch und kalt, aber nicht eisig. Es war ein schöner Spaziergang. Das "Aztec" sah schon von außen wie ein typisches Independent-Kino aus. Die Fassade war ein wenig schäbig, in den Schaukästen an der Außenwand waren vergilbte Plakate oder solche, die bewusst so gestaltet waren. Lediglich zwei Filme wurden derzeit beworben. Ray kannte und mochte es. Für Dates war das Kino ideal - selbst wenn man den Film nicht mochte, konnte man hier auf seine Kosten kommen. Meist hatten die Vorstellungen so wenige Besucher, dass ein knutschendes Pärchen gänzlich ungestört war. Und zugegebenermaßen war das Popcorn himmlisch. Schweigend kauften sie die Karten für die Überraschungsvorstellung. Sie waren ziemlich zeitig dran, aber das machte nichts. Wie erwartet war der kleine Saal noch völlig leer und ebenso schlicht gestaltet wie der Rest. Die roten Polster waren abgewetzt, aber bequem. Seit sie in das Taxi eingestiegen hatten, war zwischen ihnen kein Wort gefallen, aber es war keine unangenehme Situation. Ray freut sich einfach, endlich mal aus der Wohnung herauszukommen und etwas mit Kai unternehmen zu können und ging gedanklich den Plan für heute Abend durch. Natürlich würde er behutsam sein, nichts erzwingen, das auf keinen Fall, aber er hatte sich schon vorgenommen, heute einen Schritt weiter zu kommen als bisher. Er war ein bisschen aufgeregt, denn immerhin ging es dieses Mal um Etwas. Seine bisherigen Dates - Damen und Herren gleichermaßen - waren einfach nur ein Zeitvertreib gewesen, eine Möglichkeit, um seine verrückten Hormone zu beruhigen. Noch nie war er mit Jemandem hierher gekommen, für den er sich wirklich interessierte oder an dem ihm mehr lag als nur eine wilde Nacht oder ein wildes Wochenende. Vielleicht hatte er deswegen den Anflug eines schlechten Gewissens, dass er mit Kai ausgerechnet hierhin gekommen war, aber Tatsache war, dass er tatsächlich keinen anderen Ort kannte, wo man so ungestört sein konnte. Obwohl es schon ein wenig peinlich war: Der Kassierer, selbst ein junger Mann, hatte ihn wiedererkannt und ihm mit einem Zwinkern Karten für seinen Lieblingsplatz gegeben. Genau da lag auch das Problem. Das Kino besaß nicht nur normale Sitze, sondern auch breitere, die für glückliche Paare gedacht waren. Ray war sich nicht sicher, wie sein Freund darauf reagieren würde, aber notfalls konnten sie sicher auf andere Plätze ausweichen. Allerdings würde ihn das ziemlich enttäuschen... Wie vorausgesehen blickte Kai skeptisch umher, besonders aber musterte er den Doppelsitz vor sich. Er zögerte, doch dann sagte er völlig unerwartet: "Du wolltest ein Date haben, deshalb würde ich gerne etwas ausprobieren, wenn es dir nichts ausmacht..." Er lächelte schüchtern und löste damit ein Prickeln in Rays Bauch aus. Immer wenn er dieses Lächeln sah, den zurückhaltenden Blick, begann er innerlich zu schmelzen und seine Willenskraft wurde auf eine harte Probe gestellt. Aber natürlich konnte er diesem Blick nichts abschlagen. Ray setzte sich zuerst und wartete dann, bis sein Phönix sich halbwegs bequem dazugekuschelt hatte. Es würde noch eine Weile dauern, bis der Film anfing, aber das würde er auf jeden Fall verschmerzen können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)