Dunkles Licht von Bella91 ================================================================================ Kapitel 7: Freunde? ------------------- Kapitel 7 – Freunde? Ayden schaffte es immer wieder. Ständig irritierte er mich. Warum sagte er solche Dinge? Warum versuchte er sich so sehr mit mir auseinanderzusetzen? Und warum verstand er mich so erschreckend gut. Ich musste zugeben, dass mich seine Worte aufgewühlt und durcheinander gebracht hatten. Aber im Prinzip hatte er nichts anderes beschrieben als einen fernen und unrealistischen Traum. Einen Frieden zwischen Engeln und Dämonen würde es nicht mehr geben. Dazu hassten sich beide Seiten viel zu sehr. Meine einzige Chance war und blieb die Erweckung des Dämons. Natürlich würde es dann zu einem Krieg kommen, aber manchmal ließen sich solche Dinge nicht vermeiden. Das würde der naive, junge Engel auch noch früh genug lernen. Ich hatte einfach schon zu viel Gräuel gesehen, um noch zu hoffen. Sich unrealistischen Wunschträumen hinzugeben brachte einen nicht weiter. Ich fuhr mir mit einer Hand durch mein strubbeliges Haar und ließ mich nach hinten aufs Bett sinken. Ayden war ins Dorf gegangen, um Menschen zu heilen und ich hatte nicht mal daran gedacht ihn zu begleiten. Ich mochte diese schwachen Geschöpfe nicht besonders. Immerhin waren auch sie mal Engel gewesen. Und außerdem lebten sie, um sich intensiv mit ihnen zu beschäftigen, einfach nicht lange genug. Am wichtigsten war es im Moment sich zu überlegen wie es weiter gehen sollte. Der Engel hatte mir geglaubt. Fürs erste war das schon ein großer Fortschritt. Und ich hatte das Gefühl, dass er begann mir zu vertrauen seit er wusste, dass ich ein schwarzer Engel war. Unwillkürlich stieg die Erinnerung an seine warme Umarmung und das damit verbundene Gefühl der Geborgenheit in mir auf. Ich schüttelte den Kopf, als könnte ich diese unnützen Gedanken so vertreiben. Ayden mochte ja gut sein, freundlich, ehrlich und ein hoffnungsloser Optimist. Aber selbst wenn, dann hatte er höchstens damit recht, dass nicht alle Engel böse waren und er war die einzige Ausnahme die ich bisher getroffen hatte. Nur warum? Warum konnte er kein Monster sein? Das würde alles um einiges leichter machen. Als ich ihm sagte, wir würden gemeinsam die Steine zerstören, fühlte ich mich so schuldig, weil ich wusste, dass ich es nicht tun würde. Das durfte so nicht sein. Jedoch war mir klar, dass der Engel sterben würde, wenn der Dämon wieder erwachte und Ayden hatte das nicht verdient. Alle Engel, aber nicht er. Verdammt, was war nur los mit mir? Ich konnte sein Gesicht so deutlich vor meinem geistigen Auge sehen. Sah seine leicht geröteten Wangen, als er heute Morgen in mein Zimmer gekommen war. Warum errötete er eigentlich so oft? Brachte ich ihn in Verlegenheit? Wieso? Und warum beschäftigte Ayden mich so sehr? Das lief alles völlig aus dem Ruder. Ich lachte leise, eher aus Verzweiflung, da mir gerade bewusst wurde, dass ich anfangs Angst gehabt hatte, ich könnte den Engel nicht täuschen, könnte meinen Hass nicht verbergen. Und jetzt? Nun befürchtete ich den Engel zu sehr zu mögen. Das war doch wirklich paradox. Aber, wenn es um Ayden ging handelte ich nicht rational. Als ich ihn im Wald von mir gestoßen hatte, fühlte ich mich sofort schlecht. Ich hatte gedacht es würde mir Befreiung bringen ihn abzuweisen, aber das hatte es nicht. Ich hatte mir selbst eingeredet, dass ich es wieder in Ordnung bringen musste, damit Danurs Plan aufging, aber eigentlich wollte ich nur, dass er mich wieder ansah. Wollte wieder in diese schönen, blauen Augen sehen können. Sie erinnerten mich an einen wolkenlosen Himmel und Freiheit. „Okay, jetzt ist Schluss damit!“, sagte ich leise, aber bestimmt zu mir selbst. Das war doch nicht ich. Wie hatte dieser Engel es nur geschafft, die Mauer aus Hass und Vorurteilen ihm gegenüber so schnell zu durchdringen? Sein Volk hatte meines ohne Erbarmen ausgelöscht! Ich hatte so lange auf eine Chance gewartet, hatte mir Vergeltung gewünscht. Ich würde diesen Plan durchziehen. Ich würde Ayden bis zum Ende glauben lassen ich wäre auf seiner Seite, nur um ihn dann zu verraten. Ich spürte schon wieder dieses lästige Schuldgefühl in mir aufsteigen, aber etwas anderes kam nicht in Frage. Die Steine zu zerstören wäre das dümmste was ich tun könnte. Engel waren schon immer grausam und ein Einzelner würde es nicht schaffen ihr ganzes System zu verändern, selbst ein hochrangiger weißer Engel nicht. Frei würde ich in einer Welt in der Engel herrschten niemals sein. Nur eines ließ mich nicht los. ‚Dein Volk hat sich Frieden gewünscht‘, hatte Ayden gesagt und ich wusste, dass er Recht hatte. Aber würden Mutter und Vater das heute auch noch so sehen? Nach allem was geschehen war? Ich wusste es nicht. Aber ich wollte, dass die Engel bezahlten. Ich konnte ihnen nicht vergeben. Ich konnte der Welt nicht vergeben, dass ich mein ganzes bisheriger Leben im Schatten hatte verbringen müssen. Und leider, musste der einzige Engel, den ich längst nicht mehr hasste, sterben, damit sich etwas ändern konnte. Aber das musste mir egal sein. Es durfte mich nicht interessieren. „Du darfst nur so tun! Du darfst nur so tun!“, wiederholte ich wie ein Mantra, um mir selbst klar zu machen, dass alles was ich dem Engel zeigte nur ein Schauspiel sein durfte. Doch war es das schon längst nicht mehr. Ich hatte ihn kaum angelogen. Natürlich, ich verschwieg, dass ich noch immer für Danur arbeitete und ich hatte behauptet ich würde die Steine zerstören. Aber meine Zweifel waren echt. Ich zweifelte, ob ich wirklich das richtige tat. Grundsätzlich war es egal, ob ich ihm nur Lügen auftischte oder ihm zu großen Teilen die Wahrheit sagte, solange ich mich in meinem Inneren von ihm distanzierte. Aber konnte ich das? Das Knarren der Tür schreckte mich aus meinen Gedanken und als ich aufsah, blickte ich direkt in Aydens schöne Augen. „Hey“, sagte er und betrat das Zimmer, ohne dass ich ihn hereingebeten hätte. Ich sah an ihm vorbei, damit seine Augen keine Chance hatten mich noch mehr zu irritieren. Ich verstand mich selbst nicht mehr. Er schien etwas verwirrt von meinem Verhalten, sagte jedoch: „Ich hab über alles nachgedacht was du mir erzählt hast. Und wahrscheinlich können wir nicht allzu lange an einem Ort bleiben oder? Nur, ich hab keine Ahnung wo wir hingehen sollten. Wie zerstört man denn die Steine?“ Ich schloss kurz die Augen, um meine Gedanken zu ordnen und entgegnete dann: „Ich weiß es nicht. Vielleicht geht es gar nicht, aber ich will einfach versuchen etwas heraus zu finden. Und wenn uns irgendjemand etwas sagen kann, dann die Prophetin.“ „Eine Prophetin?“, hörte ich ihn erstaunt nachhaken und nickte. „Es wird viel von ihr erzählt. Sie soll die Zukunft kennen und über großes Wissen verfügen.“ „Sie kann in die Zukunft sehen? Unglaublich“, sagte Ayden und ich sah nun doch auf in sein staunendes Gesicht. Irgendwie war es niedlich wie sehr ihn viele Dinge faszinierten. „Wie ist das möglich?“, wollte er wissen und ich grinste leicht. „Du kannst sie ja fragen, falls wir sie finden.“ Ich konnte deutlich sehen wie sich Ernüchterung in ihm breit machte. „Das heißt, du hast keine Ahnung wo sie sich befindet. Oder, ob es sie überhaupt wirklich gibt“, stellte er fest und ich zuckte mit den Schultern. „Nein. Aber es ist eine Spur, der wir nachgehen können. Die Menschen wissen sicher nichts, aber einige Tagesmärsche weiter gibt es eine größere Stadt, in der sich verschiedene Engelrassen zusammengeschlossen haben. Dort könnte ein guter Ort sein, um Informationen zu erhalten.“ Ayden sah zu Boden und biss sich auf die Unterlippe. Was kam jetzt schon wieder? „Ich möchte meine Freunde wissen lassen, dass ich lebe. Ich verstehe, dass wir nicht zurück ins Dorf können, aber gebe es nicht irgendeine Möglichkeit?“ „Vielleicht in Genza. Das ist die Stadt von der ich dir gerade erzählt habe. Ich weiß, dass sie niedere Dämonen zähmen. Ein geflügelter Dämon könnte eine Nachricht von dir überbringen.“ Seine Augen begannen regelrecht zu leuchten und er strahlte. „Das wäre großartig!“ Seine immense Erleichterung war nicht zu übersehen. „Ich kann dir nicht versprechen, dass es klappt“, sagte ich, damit die Ernüchterung nicht zu groß wäre, sollte es nicht funktionieren. Er jedoch lächelte. „Na ja, aber es ist zu mindestens eine Möglichkeit. Es muss einfach klappen.“ Er schloss die Augen und dachte wohl an seine Freunde, denn er sagte: „Teran und Shana sterben wahrscheinlich gerade vor Sorge.“ „Shana?“, hakte ich nach, ohne recht zu wissen wieso. Ich wusste wer Teran war, immerhin war ich ihm ja bereits begegnet, aber Shana hatte Ayden soweit ich wusste, bisher nicht erwähnt. „Ähm.. Sie ist wohl so etwas wie meine Verlobte“, druckste er herum und ich spürte einen seltsamen Stich in der Brust, als er das sagte. „So etwas wie?“, wollte ich es dann doch genauer wissen. Er seufzte. „Ich hab dir erzählt, dass möglichst hochrangige weiße Engel miteinander verheiratet werden. Shana ist im Dorf der hochrangigste weibliche Engel. Daher muss ich sie heiraten, sobald ich 25 bin.“ Er sah unzufrieden aus und so fragte ich: „Und was denkst du darüber?“ „Das ich keine Wahl habe“, entgegnete er und ich schüttelte den Kopf. „In deinem Dorf vielleicht nicht, aber es ist fraglich, ob du überhaupt irgendwann dahin zurückkehren kannst. Außerdem wollte ich wissen, was du davon hältst.“ „Ich mag Shana. Sehr sogar. Aber sie ist eher wie eine Schwester für mich. Wenn es nach mir ginge würde ich sie nicht heiraten. Allein schon, weil ich finde, dass sie jemanden verdient, der sie wirklich liebt. Nur weiß ich, dass sie Gefühle für mich hat. Und ich kann sie nicht im Stich lassen. Wenn wir die Steine zerstören und ich ins Dorf zurückkehren kann, dann werde ich sie heiraten, so wie es von mir verlangt wird.“ „Man sollte nicht nur für andere Leben“, sagte ich einem plötzlichen Impuls folgend. „Vielleicht nicht, aber auch nicht nur für sich selbst.“ „Jeder ist sich selbst der nächste“, erwiderte ich fest. Man konnte sich auch um andere Sorgen, sich für sie aufopfern, aber was brachte es außer Schwäche? Ich hatte mich bisher immer nur auf mich selbst verlassen. Er sah beinahe verzweifelt aus. „Du denkst also ich sollte sie nicht heiraten?“ „Wenn du es nicht willst.“ Er schwieg kurz und sagte dann: „Ich sollte mir im Moment wohl Gedanken über andere Dinge machen.“ Bestenfalls sollte er gar nicht mehr an diese Shana denken. Moment, was? Das konnte mir doch vollkommen egal sein. „Das ist wahr. Wir sollten uns Vorräte besorgen und aufbrechen so schnell wir können.“ Plötzlich sah er mich ziemlich intensiv an und dieser Blick war mir mehr als unangenehm. Ich hatte wieder das Gefühl, als versuchte er in meine Seele zu blicken. „Kann ich dir vertrauen?“, fragte er plötzlich und ich fühlte einen unpassenden Stich der Schuld in mir. „Das musst du nicht. Wir stehen im Moment auf derselben Seite, das ist alles was wichtig ist“, entgegnete ich ausweichend und belog ihn damit schon wieder. Er konnte mir nicht vertrauen, ich stand nicht auf seiner Seite. Und wie bescheuert musste ich sein, um ernsthaft in Erwägung zu ziehen, ihm das zu sagen? Er runzelte leicht die Stirn und fragte dann: „Hältst du mich für dumm, wenn ich dir sage, dass ich dir vertraue?“ Meine Augen weiteten sich überrascht und ich sah ihn fast entsetzt an. Er schmunzelte leicht und ich musste trotz der aufkommenden Schuldgefühle leicht lächeln, als ich ihm antwortete: „Wenn man unsere Situation bedenkt, bist du regelrecht ein Idiot.“ Er lachte und ich fühlte mich schlecht. Wie sollte das weitergehen? Dann wurde er wieder ernst. „Vielleicht bin ich das. Aber ich verstehe warum du für die Dämonen gearbeitet hast und auch warum du mir mit einer gewissen Grundabneigung gegenüber getreten bist. Und, gerade wenn ich mir unsere Situation ansehe, dann werden wir wohl noch eine ganze Weile gemeinsam unterwegs sein und dann wäre es doch am besten, wenn wir uns aufeinander verlassen können. Also, Freunde?“ Bei diesen Worten hielt er mir seine Hand entgegen und ich schluckte schwer. Es war seit langer Zeit das erste Mal, dass mir jemand mit solcher Freundlichkeit begegnete und ich war maßlos überfordert. Denn immerhin gab es einen triftigen Grund, warum er mir misstrauen, mich hassen sollte. Mir war klar was ich tun müsste. Ich sollte diese Chance nutzen und seine Hand ergreifen. Sein Vertrauen ausnutzen und bestenfalls noch weiter ausbauen. Was mich daran hinderte war, dass ich es nicht um Danurs Willen tun wollte, sondern nur weil ich es wollte. ‚Jeder ist sich selbst der nächste‘, gingen mir plötzlich meine eigenen Worte durch den Kopf und gerade als er seine Hand resignierend zurückziehen wollte ergriff ich sie. „Freunde“, erwiderte ich und meinte es in diesem Moment auch. Das geschah nicht aus Berechnung, sondern aufgrund meines eigenen Wunsches nach Zuneigung und Freundschaft. Seine Hand war warm und weich und ich verspürte den Wunsch sie zu streicheln, stärker zu spüren. Offenbar tat ich das wirklich, denn Ayden sah mich plötzlich irritiert an und ich zog meine Hand rasch zurück. Ich sah die deutliche Frage in seinem Blick, schüttelte aber nur den Kopf. „Vergiss es. Wir sollten aufbrechen.“ Offenbar merkte er, dass mir die Situation unangenehm war, jedenfalls hakte er nicht weiter nach. Verständnisvoll war er also auch noch. Warum musste ich nur an den einzigen verdammten Engel geraten, der wirklich einer war? Ein paar Stunden später befanden wir uns bereits auf dem Weg nach Genza. Die Menschen waren nicht besonders begeistert gewesen ihre Heilquelle ziehen zu lassen, aber was hätten sie schon tun sollen? Ich versuchte im Moment möglichst weitere Gespräche mit Ayden zu vermeiden und so hatten wir bis jetzt die meiste Zeit geschwiegen. Es war das richtige gewesen sein Freundschaftsangebot anzunehmen, dass was ich hatte tun müssen. Mehr durfte nicht dahinter stecken. Ich musste aufhören mit diesen lächerlichen und absurden Gedanken. Ich kannte Ayden doch kaum. Sicher war auch er nicht so gut, wie er zu sein schien. Bisher war ich auch immer allein zu Recht gekommen. Danur hatte mich aufgenommen, mir alles beigebracht was ich wusste, aber er war niemand der sich rührselig um jemanden kümmerte. Er hatte darauf gebaut, dass ich meine eigenen Erfahrungen machen musste und durch diese stärker werden würde. Und damit hatte er Recht behalten. Zum Glück schien auch Ayden seinen eigenen Gedanken nachzuhängen, denn er machte schon seit einer Weile keine Anstalten mehr ein Gespräch zu beginnen. Ich musste meine Gedanken ordnen und mir meiner Aufgabe wieder bewusster werden. Dieser Engel war, ebenso wie alle anderen, nicht mein Freund, sondern mein Feind. Ein Umstand, den ich mir immer wieder vor Augen führen musste. Er wollte die Auferstehung des Dämons verhindern, würde mich niemals dabei unterstützen ihn zu erwecken. Ergo war er mein Feind. Nicht mehr und nicht weniger. Mein Blick wanderte wie von selbst zu dem Engel der neben mir lief und versonnen die Natur um sich herum betrachtete. Er war noch immer ganz fasziniert von gewöhnlichen Bäumen und da wir gerade einen normalen Wald durchquerten, konnte er sich gar nicht an ihnen satt sehen. Seine blauen Augen leuchteten regelrecht bei der Betrachtung von diesen und als er meinen Blick bemerkte, wanderte der seine kurz zu mir und er lächelte das schönste Lächeln, das ich jemals gesehen hatte. Mein Herz verkrampfte sich regelrecht in meiner Brust und begann dann unnatürlich schnell zu schlagen. Was machte er nur mit mir? Und wo waren meine guten Vorsätze schon wieder hin? Da Ayden sein Versprechen hatte einlösen müssen waren wir erst nachmittags aufgebrochen und so brach bereits langsam die Abenddämmerung heran. Das hieß es wäre bald Zeit zu rasten. Etwas worauf ich, in meinem derzeitigen Gemütszustand gut verzichten könnte. „Vielleicht sollten wir die Nacht durchwandern“, sagte ich, ohne Ayden anzusehen, spürte seinen Blick aber deutlich auf mir. „Warum? Bisher hatten wir keinerlei Probleme mit den Dämonen. Ich glaube nicht, dass sie wissen wo wir sind oder wo sie überhaupt suchen sollen.“ Natürlich hatte er Recht, aber auch nur deshalb, weil wir gar nicht wirklich verfolgt wurden. Obwohl, ich war mir ziemlich sicher, dass Danur noch irgendeine Sicherheit in der Hinterhand hatte, sollte ich scheitern. Vielleicht wurden wir sogar beschattet. „Ich will nur kein Risiko eingehen“, entgegnete ich und wurde plötzlich an meinem Arm festgehalten. Ich zuckte leicht zusammen, da ich das Gefühl hatte, dass sich vom Ausgangspunkt der Berührung ein, zugegeben, angenehmer Schauer seinen Weg durch meinen Körper bahnte. Dann wandte ich mich zu Ayden um. „Was?“, fragte ich in einem viel freundlicheren Ton, als es beabsichtigt gewesen war. Schon wieder brachten seine verdammten, blauen Augen mich aus dem Konzept. „Kain, warum bist du so angespannt?“, wollte er wissen und alles woran ich denken konnte war wie schön mein Name aus seinem Mund klang. Auf Wiedersehen Verstand. Es war echt schön mit dir. Ich schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Es war das erste Mal in meinem Leben, das ich mich nicht im Griff hatte und es gefiel mir ganz und gar nicht. „Weil wir verfolgt werden! Ich habe keine Lust wieder als Gefangener meiner eigenen Leute zu enden!“ „Deiner eigenen Leute? Sie haben dich verraten, Kain!“, sagte er und nun sah ich ihn doch an. Ich war wütend. Nicht wegen ihm. Aber es regte mich auf, dass ich mir jedes meiner Worte genau überlegen musste, dass ich nicht ehrlich sein konnte. „Deswegen bin ich trotzdem bei ihnen aufgewachsen. Danur hat mich aufgenommen. Er hat mich gerettet. Tut mir leid, dass ich die Vergangenheit nicht so schnell loslassen kann!“ Im Nachhinein wurde mir klar wie dumm diese Aussage gewesen ist. Toll, ich hatte ihm jetzt mehr als deutlich gemacht, warum ich Danur gegenüber loyal war. Ich war eben wirklich ein Meister der Täuschung! „Warum stellst du dich dann gegen ihn?“, fragte er und sah mehr als irritiert aus. „Weil er sich wie alle anderen gegen mich gestellt hat! Ich habe ihm vertraut. Wenn er meint er muss mir misstrauen, dann gebe ich ihm jetzt Grund dazu“, sagte ich und zum Glück klang meine Stimme wütend. Ayden wusste ja nicht, dass das nur mit der jetzigen Situation zu tun hatte, in die, wohlgemerkt Danur, mich erst gebracht hatte. Ich hasste es lügen zu müssen, aber es war notwendig und zum Glück vertrieb die Wut kurzzeitig all die anderen verwirrenden Gefühle. „Eigentlich willst du die Steine zusammenfügen, oder?“, fragte er und ich zuckte leicht zusammen, sagte jedoch fest: „Ich habe es dir schon mal gesagt. Es spielt für mich jetzt keine Rolle mehr. Ich mache keinen Hehl daraus, dass die Herrschaft der Engel mir Zuwider ist und ich denke noch immer, dass die Auferstehung des Dämons vielleicht der einzige Weg wäre diese zu beenden. Aber das hätte eine Herrschaft der Dämonen zu folge und das würde mir mittlerweile auch nichts mehr bringen. Wenn ich den Stein nicht mehr habe bin ich für Danur nutzlos. Jeder würde eine nutzlose, potenzielle Gefahr töten.“ Ich war aufgewühlt, denn meine Worte machten mich selbst unsicher. Was, wenn das tatsächlich stimmte? Aydens nächste Worte schürten meine Zweifel nur noch mehr. „Könnte es nicht sein, dass er dich nur wegen dem Stein überhaupt aufgenommen hat? Ich meine du bist zur Hälfte ein Engel. Wie du selbst sagst, für ihn also eine potenzielle Gefahr.“ „Du denkst er hat mich von vorneherein nur benutzt?“, fragte ich irritiert. Und das war nicht gespielt. Ich wusste, dass Danur grausam sein konnte. Und das er eigentlich nur Dinge tat die ihm selbst von Nutzen waren. „Ich weiß nicht. Es war nur eine Vermutung. Alles was ich von Danur gesehen habe sah nicht nach jemanden aus, der anderen selbstlos hilft.“ Aber selbst wenn. Was änderte es? Natürlich hatte er mich zunächst nur wegen dem Stein aufgenommen. Aber mittlerweile sah er in mir einen wichtigen Verbündeten. Vielleicht wirklich so etwas wie seinen Sohn. Sonst hätte er mir nicht diese Mission übertragen. Er vertraute mir und er schätzte mich für meine Fähigkeiten. Ich hatte keinen Grund an Danur zu zweifeln. Er würde mich nicht töten, denn ich stellte für ihn keine potenzielle Gefahr da. Eine Herrschaft der Dämonen würde mir meine ersehnte Freiheit einbringen. Daran hatte sich nichts geändert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)