"Ich lass dich nie mehr los!" von Nightglass (Hinata&Yui) ================================================================================ Kapitel 3: 5 Prozent -------------------- Hinata war anders als sonst. Das merkten nicht nur seine Teamkameraden des Baseballteams und die Lehrer in der Schule, sondern auch Yui. Zwar kam er sie regelmäßig besuchen, jedoch war er geistig nicht ganz da. Er hörte ihr immer nur mit einem Ohr zu und seine Antworten oder Geschichten waren ziemlich knapp. Sie konnte sich keinen Reim draus machen, was mit ihm los war, denn wenn sie ihn fragte ob was nicht in Ordnung sei, lächelte er sie an und sagte, das er nur etwas Stress Zuhause hätte. Aber Yui fand, dass das nicht der einzige Grund sein konnte. Die Beiden saßen momentan in ihrem Zimmer, er auf dem Stuhl neben dem Bett, sie in diesem. Sie erzählte ihm grade etwas über Wrestling, als ihre Mutter rein kam, das Telefon am Ohr und etwas ängstliches Gesicht. Sofort verstummte Yui, was Hinata aus seinen Gedankengänge holte und ebenfalls zu Yuis Mutter schaute. „A-Alles klar. Ja, wir kommen sofort... Ja, okay, bis gleich.", sagte Ihre Mutter und legte auf. Ihre Stimme hatte zittrig geklungen. „Was ist los, Mama?", fragte Yui etwas besorgt. „Das vorhin war Dr. Fujisawa. Er möchte, das wir schleunigst in die Klinik sollen. Es scheint etwas ernstes zu sein..." Ihre Mutter hielt sich den Kopf. Sie war erschöpft. Zwar musste sie sich nicht mehr allein um Yui kümmern, aber sie hatte ihre Arbeitszeiten verlängern lassen, damit sie mehr Einkommen bekamen, um alles nötige zu haben, denn sie waren schon ziemlich knapp bei Kasse gewesen. Doch dies zerrte nun an Yuis Mutter. Yui wusste das, weshalb sie ihre Mutter eindringlich anschaute: „Mama, du musst dich ausruhen! Heut ist dein erster freier Tag seit Jahren. Heute musste du nicht zur Arbeit und dich nicht um mich kümmern! Wenn du so weiter machst wie jetzt, wirst du noch zusammenbrechen, also geh wieder ins Bett und ruh dich aus!" „Aber wir müssen ins Krankenhaus! Ich muss dich doch..." , fing sie an, doch Hinata unterbrach die Beiden: „Ich kann sie dort hinbringen. Sie sollten sich wirklich ausruhen." Unsicher schaute Yuis Mutter die Zwei an, gab dann schließlich doch auf. Sie gab Hinata alles Wichtige, was die Beiden für den Arztbesuch brauchen würden und erklärte Hinata genauestens den Weg. Und so machten sich die zwei Jugendlichen auf den Weg, wobei keiner der Beiden redete. Hinata war wieder in seinen Gedanken vertieft und Yui überlegte, was Dr. Fujisawa von ihr wollte. Vielleicht hätte er bei ihr einen tödlichen Tumor gefunden und sie hätte nur noch einen Monat zu leben. Oder sie muss in eine weit entfernte Klinik gebracht werden, weil irgendetwas mit ihrem Körper ist und man sie nur an einen bestimmten Ort sie am Leben erhalten könne. Ihr fielen noch tausend andere Möglichkeiten ein, was der Doktor ihr erzählen musste. Es dauerte nicht mal fünfzehn Minuten bis sie die Klinik erreichten. Es war ein weißes, schönes Gebäude, welches von blühenden Bäumen flankiert wurde. Yui hatte ein großen Teil ihres Lebens dort verbracht und kannte sich dort genauestens aus. Als sie eingeliefert wurde, wurde ihr eine noch recht junge Frau zugeteilt, die sie überall hingebracht hatte, wo sie wollte. Diese Krankenpflegerin hatte sie davon abgelenkt, dass sie gelähmt war. Jedoch wurde die Frau irgendwann in ein anderes Krankenhaus versetzt und kurz darauf dürfte ich auch wieder nach Hause. An dem Informationstisch blieben sie stehen und ein Mann blickte von seiner Arbeit auf. Er musste Lächeln als er Yui sah: „Hallo Yui, was führt dich heute hier her?" Auch sie schenkte ihm ein Lächeln, „Dr. Fujisawa wollte mich sehen. Können Sie ihm Bescheid geben?" „Natürlich, geht doch schonmal in den Raum 11. Dr. Fujisawa wird gleich zu euch kommen." Yui nickte und eine Arzthelferin brachte die Zwei in den besagten Raum. Dort wurden sie dann allein gelassen. Hinata hatte immer noch nichts gesagt, sonder stand einfach an der war gelehnt und dachte über irgendwas nach. „Was ist los, Hinata?", unterbrach sie die Stille. Hinata schien einige Zeit zu brauchen um reagieren zu können. Etwas abwesend sagte er: „Es ist nichts wichtiges. Hab nur wie gesagt etwas Stress zu Hause." Wütend zog Yui die Brauen zusammen: „Mag ja sein, aber warum bist du so?! Doch nicht nur weil du ein wenig Stress hast! Seit ich dir das mit meiner Vergangenheit erzählt habe, bist du so abwesend und nachdenklich! Sag, was dir deswegen in den Kopf rum schwirrt und werde wieder normal. Und wenn es Mitleid ist, was du da grad hast, dann geh, bis du wieder damit aufhörst! Ich habe es satt immer angeschaut zu werden, so als sei ich ein armer Vogel der seine Flügel gebrochen hat! Jeder tut das! Es nervt! Also jetzt sag es, was dich bedrückt!" Hinata war etwas überrumpelt. So eine Predigt von Yui zu hören, war überraschend. Er hatte sie nie wirklich laut werden hören. Bevor er etwas sagen konnte, trat ein älterer Mann in einem weißen Kittel ins Zimmer mit einem freundlichen Lächeln. Er rückte seine Brille zurecht: „Na, ein Ehestreit, Yui?" Yui schaute etwas giftig, da sie noch wütend war, jedoch hätte der Satz sie gebremst und einen leichten Rotschimmer auf ihren Wangen verursacht. Ebenfalls Hinata war etwas errötet und er nuschelte schnell, er käme gleich wieder, und verschwand aus dem Zimmer. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, blickte sich Dr. Fujisawa um: „Ist deine Mutter etwa nicht mitgekommen?" „Nein, ist sie nicht. Sie hat heute seit langem ihren ersten freien Tag wieder und ich habe ihr gesagt, sie solle sich ausruhen. Hinatas hat sich deshalb bereit erklärt mich zu bringen. Also, was ist das so wichtige, weshalb ich sofort hergebracht werden sollte?" Sofort wurde das Gesicht des Arztes ernster und Yui musste schlucken. Jetzt kam es. Würde sie bald sterben? Oder musste sie nur wieder untersucht werden? Dr. Fujisawa kniete sich vor sie hin, sodass Beide auf gleicher Augenhöhe waren. Yuis Herz schlug schneller. Was war es jetzt? Er sollte sie nicht mehr auf die Folter spannen! „Yui", setzte er mit ruhiger Stimme an und legte eine Hand auf ihre Schulter, „Wir haben eine Möglichkeit gefunden." Verständnislos blickte sie in seine Augen. Sie verstand nicht. Doch dann, dann begriff sie. Ihre pinken Augen weiteten sich und sie hauchte ganz leise: „Wirklich? Ganz sicher?" Ihr Arzt nickte und dabei setzte ihr Herz für einen Moment aus. Ein erleichtertes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, doch der Doktor blickte immer noch ernst drein: „Yui, bevor du dich zu viel freust, sollst du wissen, dass es nicht komplett geht. Du wirst nach der Operation nur deinen Oberkörper wieder bewegen können. Wir werden nämlich Nervenfasern und Rückenmark am Ende deiner Wirbelsäule nehmen und sie dir oben, wo deine Nervenfasern zerquetscht und dein Rückenmark gerissen ist, einsetzten. Jedoch ist das Risiko sehr hoch..." Yuis Augen funkelten immer noch. „Ich mach es!", rief sie aufgeregt. Das war eine gute Nachricht. „Yui, die Erfolgsrate liegt bei 5 Prozent und wenn die Operation misslingt, fällt dein ganzes Nervensystem zusammen und du stirbst. Überleg dich das gut!" Okay, eine weniger gute Nachricht... Aber egal. „Ich mache es! Ich möchte, dass ihr das macht!", rief Yui, die Freude war von der schlechten Nachricht nicht verblasst. Sie wollte endlich wieder etwas anderes bewegen, als ihren Kopf. Dafür würde sie alles tun. Dr. Fujisawa richtete sich wieder auf: „Berede das erst mal mit deiner Mutter, ohne ihre Zustimmung können wir nichts machen. Denk dran, es könnte dich das Leben kosten! Und wenn die Glück haben solltest und wir es schaffen, musst du wissen, dass wenn wir in der Zukunft eine Möglichkeit finden, gelähmte Menschen komplett zu heilen, wirst du nie mehr die Chance haben auf diese Möglichkeit." „Das ist mir egal, Hauptsache, ich versuch es! Mit meiner Mutter werde ich schon reden!", sagte sie fröhlich. Also war sie das Mädchen von damals... Hinata legte seine Hand übers Gesicht und biss sich auf die Unterlippe. Er konnte es immer noch nicht glauben. Gedankenverloren schlenderte er durch die Gänge. Kindergelächter drang von dem Spielplatz in das lichtdurchflutete Zimmer. Hinata lag gelangweilt auf seinem Bett und starrte die Decke an. Er wartete auf seinen Freund, der schon zehn Minuten Verspätung hatte. Eigentlich wollte er raus und mit den anderen Nachbarskindern spielen, aber seine Eltern hätten ihm Hausarrest gegeben. Sein Freund durfte nur zu ihm kommen, weil sie das schon vor dem Arrest abgesprochen hatten. Es klopfte an der Tür und ein siebenjähriger Junge mit kurzen, schwarzen Haaren trat ein. Der Junge hatte sein übliches Grinsen aufgesetzt. „Hey Hinata, was hast du denn verbockt, dass du Arrest bekommen hat's?", fragte dieser grinsend, während Hinata sich aufrichtete. „Ist doch egal. Wollen wir Gameboy spielen?", meinte er und warf seinem Freund einen Gameboy zu, welcher von ihm aufgefangen wurde, „Klar doch!" Sie spielen eine Weile gegeneinander und redeten über dies und jenes. Irgendwann verklang das Gelächter und Stille kehrte wieder ein. Dadurch blickte Hinata von dem Spiel auf und schaute aus dem Fenster. Ein kleines Mädchen mit zwei, kleinen Zöpfen stand auf dem leeren Spielplatz und schien etwas mit sich selbst zu spielen, da sie einen Stock in der einen Hand hielt und es in die Luft herum schwang. Anscheinend war niemand gekommen um sie abzuholen, so wie bei den anderen Kindern. Auch sein Freund blickte zu dem Mädchen runter. Ein freches Grinsen breitete sich auf das Gesicht des Jungens aus: „Die ist ja süß, haste dich in die verguckt?" Hinata errötete leicht: „Q-Quatsch, sie kommt nur oft dort hin und das ist mir halt aufgefallen." Schnell öffnete sein Freund die Balkontür und rief laut: „He, du!” Das kleine Mädchen senkte den Stock und blickte sich um, bis sie zu ihnen hochschaute. Auch Hinata war auf den Balkon getreten. Sein Blick ruhte auf dem Mädchen, welches sie fragend anschaute. „Wollen wir Ball spielen? Wir dürfen nicht raus und uns ist langweilig.”, rief Hinata etwas verlegen, wodurch das Kind lächelte und nickte. Während Hinata einen Ball holte, hörte er wie sein Freund mit dem Mädchen redete. Dann spielten sie eine Weile. Die Jungs warfen den Ball runter und das Mädchen hoch. Irgendwann flüsterte sein Freund Hinata ins Ohr: „Hey, wirf doch den Ball die Straße runter und verschwinden wir wieder ins Zimmer!” „Aber das ist doch gemein!" „Ach was, wenn man ein Mädchen mag, dann ärgert man es!" Hinata blickte ihn ungläubig an, zuckte die Schultern und warf den Ball mit voller Kraft auf die Straße. Sofort lief das Mädchen dem Ball hinterher, welcher immer weiter den Berg runterrollte. Währenddessen verschwanden die beiden Jungs wieder im Zimmer. Später am Tag hörten die Beiden Sirenen, aber dies nahmen sie nicht wirklich wahr,modern sie spielten gemütlich weiter mit dem Gameboy. Wütend auf sich selbst trat Hinata gegen die Wand, wodurch mehrere Patienten und Krankenpfleger ihn verwundert anstarrten. Ohne die Menschen zu beachten machte er auf dem Absatz kehrt und lief die Gänge zurück zu dem Raum indem Yui d Dr. Fujisawa waren. Kurz vor der Tür blieb er abrupt stehen. Ein entsetze Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. Was redeten die da drinnen?! Yuis aufgeregte Stimme ließ ihn erschaudern. Wie konnte sie so glücklich sein, wenn Dr. Fujisawa ihr grad gesagt hatte, das diese Operation, die sie durchführen könnten, tödlich enden könnte? Wieso wollte sie diese Operation machen, wenn sie dabei sterben könnte. Völlig durcheinander stand er so regungslos da, bis Dr. Fujisawa die Tür öffnete und fast in ihn reinrannte. Verwundert blickte er Hinata an und lächelte leicht, bevor er um die nächste Ecke verschwand. Zögernd betrat er das Zimmer, wo Yui mit strahlendem Gesicht auf ihn wartete. Lächelnd drehte sie den Kopf zu ihm: „Gehen wir?" Für einen Augenblick schwieg er und zwang sich zu einem Lächeln, was nicht ganz gelang. „Klar doch... Ähm, Yui? Willst du wirklich... Ach nichts.”, fing er an, unterbrach sich aber selbst. Ohne ein weiteres Wort schob er sie aus dem Krankenhaus. Hinata starrte unentwegt auf Yuis Hinterkopf. Ja, er würde es ihr sagen müssen... Sie hatte das Recht dazu. Das Recht zu wissen, dass er Schuld an ihrer Bewegungslosigkeit ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)