Loving Heartbreaker von Vienne (Liebe ist nicht immer leicht) ================================================================================ Kapitel 6: Secrets ------------------ Die Sonne hatte den ganzen Sonntag über wunderbar warm vom Himmel geschienen. Genau bis zum in der Sonntagszeitung angegeben Zeitpunkt ihres Untergangs. Keine Stunde später waren dunkle Wolken aufgezogen und hatten die ersten Sterne am dunkler werdenden Himmel verdeckt. Und das war der Zeitpunkt, alsUsagis Vater sie und Mamoru bei einem kurzen Abschiedskuss erwischt hatte. Das Mädchen hatte schon vorher gewusst, wie er zu dem Thema ‚Meine Tochter hat einen Freund‘ stand. Kenji konnte es bis jetzt nicht akzeptieren, dass sie erwachsen wurde. Geschweigedenn das er es akzeptierte, dass sie sich verliebt hatte. Und das sie eben jenen Auserwählten auch zum Abschied küsste. Natürlich wollte sie es ihm nicht so direkt auf dem silbernen Tablett servieren. Nach seinem Ausraster hatte er sie und Mamoru ins Haus zitiert und beiden noch im Flur eine Standpauke gehalten. Darüber das man sich nicht unverheiratet in der Öffentlichkeit küsste. Darüber das ein Oberstufenschüler eine Mittelstufenschülerin nicht ohne das Einverständnis des Vaters küsste. Darüber das Usagi ohnehin noch viel zu jung für einen Freund sei. Darüber das sowohl seine Tochter als auch Mamoru Hausarrest bekamen. Ungeachtet der Tatsache das der Schwarzhaarige schon achtzehn war und alleine wohnte. Für all diese Vorwürfe musste er nicht einmal zwischendurch Luft holen. Was ihm auch nicht sonderlich gut tat und wehalb er knallrot anlief. Erst als er den Luftmangel selber bemerkte, in seinem Redeschwall stoppte und tief einatmete, konnte das Paar ein wenig entspannen. Und noch mehr als Ikuko ihren Mann in die Küche zerrte. Ihr war der Ausbruch ihres Ehemannes nicht entgangen. Wahrscheinlich war es der ganzen Nachbarschaft nicht entgangen und sie hatte wieder einiges zu berichten bei ihrem wöchentlichen Hausfrauentreff. Sie liebte ihren Kenji, aber manchmal war er einfach nur peinlich. So wie er eben seine Tochter und deren Freund angegangen war, ging nun sie ihn an. Hielt ihm einen Vortrag darüber, dass Usagi alt genug sei und Mamoru ja schließlich ein wohlerzogener junger Mann mit sehr guten Noten und wunderbaren Zukunftsaussichten. Darüber das er sich gefälligst benehmen und froh darüber sein sollte, dass der junge Mann sein heißgeliebtes Töchterlein brav nach Hause brachte. „Er hat sie geküsst!“, Kenji jammerte den Tränen nahe. „Es war ein kurzes Kuss. So haben wir uns auch immer verabschiedet.“, Ikuko sah ihren Mann scharf an. Sie hatte kein Verständnis für das ganze Affentheater. Mamoru und Usagi standen indessen unschlüssig im Flur. Beobachtet von Shingo. Keiner traute sich etwas zu sagen. Lieber lauschten sie Ikuko. Shingo und Usagi waren sich im Stillen einig, dass es ihrem Vater mal ganz gut tat. Nur allzu oft hatte er sie beide in peinliche Situationen gebracht. Mamoru hatte vorsichtig nach den Händen des Mädchens gegriffen. Ihm war es unsagbar unangenehm. Vielleicht lag es daran, dass er noch nie auf einen wütenden Vater eines Mädchens getroffen war, mit dem er ausging. Oder daran das er sich wieder wie der Vierjährige fühlte, der geschimpft wurde, weil er mit dem Roller zu nah an Papas neuem Honda vorbei gefahren war und einen Kratzer daran verursacht hatte. Kurz wurde er von seinen Erinnerungen übermannt. Was Usagi natürlich auffiel. Besorgt sah sie ihn an. „Glaubst du, wir können uns raus schleichen?“ „Na klar.“, sie grinste ihn verschwörerisch an. „Shingo?“ „Bei so einem coolen Freund geb ich dir Rückendeckung, Schwesterherz.“ Shingo verabschiedete sich von Mamoru und lauschte weiterhin dem elterlichen Krach. Er gönnte es seiner großen Schwester, dass sie nun einen festen Freund hatte. Ihm war es nicht entgangen, wie miserabel es ihr teilweise wegen Mamoru ging. Sie war ja schon immer emotional und eine Heulsuse gewesen. Aber das sie sich manchmal wegen einem jungen Mann in den Schlaf weinte, war selbst Shingo zu viel. Er stieg noch einige Treppenstufen hinauf und setzte sich. Von hier aus hatte er einen perfekten und doch versteckten Blick in die Küche, wo sein Vater gerade zusammen gesunken und heulend auf einem Stuhl saß und die Moralpredigt seiner Frau über sich ergehen ließ. Usagi und Mamoru standen indes wieder vor dem Haus. Beiden waren leicht rot angelaufen und besahen sich ihre Schuhspitzen. Es hatte leicht zu regnen begonnen, als sie sich mit einem weiteren Kuss und nun ohne Unterbrechung durch Kenji verabschiedeten. Sie versprachen sich ein Wiedersehen am nächsten Tag im Crown. Ganz zwanglos und ohne jegliche Gefühlsduselei. Der Schwarzhaarige hob die Hand zum Abschied und verschwand wie schon den Abend zuvor grinsend und einen Luftkuss schickend aus ihrem Sichtfeld. Usagi hoffte, dass er halbwegs trockenen Fußes nach Hause kam. Sie war es ja immerhin schon. Kaum hatte sie das Haus wieder betreten, stolperte sie fast schon die Treppe hoch, vorbei an einem immer noch lauschenden Shingo, und direkt in ihr Zimmer. Sie hoffte nur, dass einer ihrer beiden Elternteile nicht noch ein gewisses Gespräch führen wollte. Daher zog sie sich in Sekundenschnelle um und verkroch sich in ihr Bett. Gab vor zu Schlafen, was auch keine schlechte Idee war. Denn eine halbe Stunde später kam ihre Mutter noch einmal in ihr Zimmer. Fragte leise in den Raum, ob sie schon schlief. Ja, tat sie! Usagi war klar, dass sie in nächster Zeit mit einem Mutter-Tochter-Gespräch rechnen durfte. Usagi war komplett in ihren Erinnerungen an den gestrigen Tag versunken, als Naru sie anstubste und darauf hinwies, dass es zur Mittagspause geläutet hatte. Die Blondine nickte nur und folgte ihrer Freundin zu den Schließfächern im Erdgeschoss, um ihr Bento zu holen. Sie war froh, dass sie die Mittagspause mit Naru und Umino auf einem stilleren Seitengang ihrer Schule verbrachte und nicht mit Makoto und Ami. Was aber auch nur daran lag, weil Makoto mit einer fiebrigen Erkältung im Bett lag und Ami in der Mittagspause in die Bibliothek wollte zum Lernen. Aber so umging sie die Frage, wie ihr Wochenende und warum sie nicht im Crown war. Zwar wusste Naru auch, dass sie in Mamoru verliebt war und das der es mittlerweile wusste. Das Usagi nun aber ein Date mit ihm gehabt hatte, oder besser gesagt sogar zwei, wusste sie nicht. Musste sie auch nicht. Denn offiziell gab es noch nichts zu wissen. „Was hast du am Wochenende gemacht?“, Umino sprach sie mit vollem Mund und immer noch kauend an. „Meine Eltern, mein Bruder und ich waren bei meiner Tante. Nichts aufregendes. Familienkram eben.“, Usagi schob sich ihre frittierte Garnele in den Mund. Ihre Mutter gab sie ihr eher selten ins Bento. Meistens nur wenn sie gute Laune hatte. Scheinbar war heute solch ein Gute-Laune-Tag. „Umino und ich waren Samstag im Ueno-Zoo. Die haben gerade so viele süße Tierbabies. Die musst du dir unbedingt mal anschauen, Usagi-chan.“ Die Genannte musste sich auf die Lippen beißen, um nicht laut loszulachen. Die Tierbabies, von denen Naru da gerade schwärmt, hatte sie selbst erst gestern Nachmittag gesehen. Zu Mamorus Leidwesen hatte sie vor Freude gequietscht, als die Tigerbabies unbeholfen hinter ihrer Mutter hertapsten. Und zum Glück waren sie gestern und nicht am Samstag gewesen. Bei ihrem Glück wären sie noch Umino und Naru direkt in die Arme gelaufen. Wobei das Mädchen weniger das Probleme gewesen wäre. Der Streber war die Klatschtante. „Und jetzt soll bald auch noch ein Elefantenjunges kommen.“ Der Satz ihres Mitschülers drang nur noch dumpf an ihr Ohr, als sie nach ihrem klingelnden Handy suchte. Mit pochendem Herzen öffnete sie den kleinen virtuellen Briefumschlag, der auf dem Display aufleuchtete. Eine Nachricht von Mamoru. Leise las sie seine lieben Worte. Das er gerade essen würde und sich auf das Wiedersehen im Crown am Nachmittag freute. Sie schrieb ihm ohne Umschweife, und unbemerkt von dem Paar neben sich, zurück, dass sie es auch kaum erwarten konnte. Kaum hatte sie ihre Antwort abgeschickt, hob sie sich auf die breite Fensterbank. Ein Lächeln zierte ihr Gesicht, als sie verträumt aus dem Fenster zum wolkenverhangenen Himmel schaute. Nicht mal die grauen Wolken konnte ihre momentan gute Stimmung verderben. „Denkst du an Mamoru?“ Die Blondine drehte den Kopf und nickte nur Naru zu. Scheinbar hatte Umino sich zu seinen anderen Nerd-Kumpeln verzogen. Sonst würde ihre Freundin sie gar nicht so direkt fragen. „Ihr versteht euch ganz gut in letzter Zeit, oder?“ „Ja.“, Usagi wandte sich vom Himmel ab. „Wir reden normal miteinander und lachen viel. Selbst als ich schon wusste, dass ich in ihn verliebt bin, ist mir sein Humor nie wirklich aufgefallen. Dabei hat er jede Menge davon.“ „Echt? Er kommt mir immer recht steif und erwachsen vor.“ „Das ist er auch. Aber seine andere Seite ist ganz anders. Dann kann er stundenlang reden und er hat einen so trockenen Humor. Früher hat mich dieser Humor, dieser Sarkasmus immer auf die Palme gebracht. Heute bringt er mich damit zum Lachen. So im Nachhinein muss ich zugeben, dass es gut war, dass er es erfahren hat. Es ist viel leichter mit dem Wissen, dass er es weiß.“ „Das hab ich dir von Anfang an gesagt.“, grinste Naru ihre Freundin an. „Du hättest gleich am Anfang reinen Tisch machen sollen.“ „Ja ich weiß. Aber da dachte ich ja auch, dass der Baka das auch so mitbekommt.“ „Hat er aber nicht. Und das hätte dir schon nach der ersten Woche klar sein müssen. Er scheint doch recht verschlossen zu sein, was seine Gefühle betrifft.“ „Er ist ein Gefühlsautist.“ „Was?“ „So hab ich ihn neulich genannt.“, Usagi lachte bei der Erinnerung daran. Sie hatte mit Mamoru zusammen am Tresen im Crown gesessen. Der Schwarzhaarige hatte gerade wieder mit einem seiner weiblichen Fans zu kämpfen. Das Mädchen bettelte ihn fast schon auf den Knien an, mit ihr auszugehen. Wenigstens ein einziges Mal. Doch Mamoru hatte sie nur kühl abgewiesen. Die Blondine hatte daraufhin nur gemeint, dass er ja ein Gefühlsautist wäre. Er konterte damit, dass sie ihn doch regelmäßig zur Weißglut trieb und er somit keiner wäre. Danach hatten sie nur laut und ausgelassen gelacht. „Glaubst du, dass wird nochmal was mit euch?“ Usagi hob nur die Schultern und gab sich ahnungslos. So sicher war sie sich schließlich auch noch nicht. Bis zu ihrem Geburtstag waren es noch knappe sechs Wochen. Solange hatte sie Mamoru Zeit geben. Und sich auch. Vielleicht stellte sie ja auch selber fest, dass es zwischen ihnen nicht gut lief. Das sie wirklich nicht zusammen passten. Was sie natürlich nicht hoffte. Sie hoffte, dass sie zusammen blieben. Das sie es öffentlich machen konnten. Auch wenn die Geheimniskrämerei einen gewissen Reiz hatte. „Ich wünsch es dir, Süße!“, Naru umarmte ihre Freundin und die erwiderte es. Dann erreichte die Schulglocke ihr Ohr. Das Läuten deutete an, dass die Schüler noch eine Viertelstunde Zeit hatten, um sich in den Klassenräumen wieder einzufinden. Etwas schwerfällig packten die Mädchen ihre Bentoboxen zusammen. Und der Rothaarigen fiel er sofort auf. „Da vorne ist Seiya. Er beobachtet dich.“ Die Blondine folgte dem Blick ihrer Freundin und stöhnte entnervt auf. „Geh schon mal vor.“ „Sicher?“ „Ja. Mit dem werde ich alleine fertig.“, Usagi nickte ernst und ging dann auf den schwarzhaarigen Mitschüler zu. Sie ahnte, dass er Mamoru und den Samstag ansprechen wollte. Naru sollte das nicht unbedingt mitbekommen. Und sie sollte mit ihrer Vermutung auch Recht behalten. Denn kaum standen sie sich gegenüber, kam Seiya sofort zur Sache. „Wieso gehst du mit diesem Oberstufenschüler aus und nicht mit mir?“ „Weil ich ihn wesentlich mehr mag als dich.“ „Was?“ „Du gehst mir auf die Nerven!“, Usagis Stimme hatte einen aggressiven Ton angenommen. „Ich hab keine Lust, dir wie ein Groupie hinterher zu rennen. So wie dein Fanclub dahinten.“ „Aber dafür kann ich doch nichts. Und ich hab doch nur Augen für dich.“ „Seiya, du bist nur ein Mitschüler für mich. Nichts weiter.“ „Aber dieser Chiba ist doch locker zwei Jahre älter als du.“ „Drei Jahre. Er ist drei Jahre älter als ich.“ „Na siehst du. Ich bin so alt wie du und wir passen auch viel besser zusammen. Wir haben doch die gleichen Themen, über die wir reden können. Und ich kann dich auch ausführen, wenn es das ist, was dir Sorgen macht. Komm schon. Gib mir eine Chance und wir gehen heute nach der Schule zusammen was trinken.“ „Ich hab keine Zeit. Ich bin mit meinen Freundinnen verabredet.“ „Dann begleite ich dich. Ich lad dich auf ein Eis ein.“ „Danke, nein. Nochmal Seiya. Ich habe keine Interesse an einer Verabredung mit dir.“, sie wandte sich ab. Wurde jedoch augenblicklich von dem Schwarzhaarigen am Handgelenk festgehalten.Wütend drehte sie sich wieder zu ihm um und funkelte ihn an. „Lass mich sofort los oder du bist deinen guten Ruf als angeblicher Mädchenschwarm schneller los, als du gucken kannst.“ „Gehst du mit diesem Schnösel?“ „Mamoru ist kein Schnösel.“, sie riss sich los. „Und es geht dich einen feuchten Kericht an, mit wem ich ausgehe oder zusammen bin. Lass mich ein für alle Mal in Ruhe!“ Ihre Stimme war bei den letzten Worten so laut geworden, dass sich die restlichen Schüler auf dem Gang zu ihnen umdrehten und die Köpfe zusammen steckten, um zu tuscheln. Doch Usagi interssierte es nicht. Sie bog mit raschen Schritten um die nächste Ecke und suchte ihr Klassenzimmer auf. Sie brauchte dringend einen Plan, wie sie Seiya loswerden konnte. Ihm traute sie zu, dass er sie auch noch beschatten würde. Und dann würde ihr Geheimnis mit Mamoru schneller auffliegen, als ihr lieb war. Kaum hatte sie ihren Tisch erreicht, kramte sie neuerlich nach ihrem Handy und schrieb mit schnellen Fingern eine Nachricht. Mamoru war am Weg in die Bibliothek. Er hatte eine Freistunde und wollte diese nutzen, um für den Probetest am Mittwoch in seinem Vorbereitungskurs zu lernen. In der Schule stand momentan nichts an. Erst in vier Wochen war ein Mathetest und er musste eine Hausarbeit in japanischer Geschichte abgeben. Das Referat in Bio war schon durch und er hatte, wie nicht anders von ihm selbst erwartet, eine sehr gute Note bekommen. „Hey Mamoru, warte mal!“ Der Angesprochene drehte sich um. „Naoki. Hallo!“ „Hallo! Gehst du in die Bibliothek?“ „Ja. Ich wollte eine Runde lernen. Und du?“, ohne auf seinen Schulkollegen zu warten, setzte Mamoru seinen Weg fort. „Ich muss noch mein Referat vorbereiten. Nach dem du so einen Hammerstart hingelegt hast, erwartet Yazuke-sensei das auch von mir. Musst du einen auch immer so in die Pfanne hauen?“, Naoki lachte und schloss zu Mamoru auf. Er war ein Stück kleiner als dieser und kannte ihn schon seid seinem Eintritt in die Motoazabu-Oberschule. Heimlich bewunderte er ihn. Irgendwie flog Mamoru alles zu. Er brauchte kaum lernen und hatte trotzdem gute bis sehr gute Noten. Niemand hatte den leisesten Zweifel, dass er es nicht an die Tôdai schaffen würde. Alle Mädchen schwärmten für ihn und doch ließ er eine nach der anderen abblitzen. Seid kurzem machte das Gerücht die Runde, er wäre mit einem Mädchen der Jubaan-Mittelschule liiert. Sie war laut männlichen Augenzeugen eine Schönheit. Zierlich und blond. Einige Mitschüler sahen Mamoru mit ihr zusammen in einer Spielhalle. Doch wenn man ihn darauf ansprach, schwieg er behaarlich. Er war wirklich zu beneiden. „Wenn du nicht die ganze Zeit rumquatschst, darfst du sogar an meinem Tisch sitzen.“ „Oh wie gnädig!“ „So bin ich halt!“, Mamoru grinste breit und hielt seinem Mitschüler die Tür zur Bibliothek auf. Zusammen suchten sie sich einen ruhigen Tisch. Während Mamoru sein Lernmaterial aus der Tasche nahm und ein Notizbuch sowie Stifte, suchte sich Naoki noch einige Bücher für sein Thema zusammen. Es dauerte einige Minuten, bis an dem Tisch Ruhe einkehrte. Ab und an war das Rascheln von Buchseiten zu hören oder von einem kratzenden Stift auf dem Papier. Ein leises Klingeln riss die beiden jungen Männer aus ihren Gedanken. Strafend sah Mamoru Naoki an. Doch der schüttelte nur den Kopf. „Kam aus deiner Tasche.“ Peinlich berührt, weil er der Ruhestörer war, suchte Mamoru sein Handy. Wer schrieb ihm um diese Zeit eine Nachricht? „Hallo Mamo-chan! Ich hoffe, ich störe dich nicht?! Ich bin gerade auf Seiya getroffen und er war ziemlich schroff zu mir. Hat dich beleidigt und mich wieder um ein Date gebeten. Ich glaube, er wird heute Nachmittag auch im Crown sein. Was sollen wir machen? Liebe Grüße, Usagi.“ Mamoru war der Blick von seinem Tischnachbarn gar nicht aufgefallen. Erst dessen Stimme ließ ihn aufschrecken und er wandte sich Naoki zu. „Hast du eine Freundin?“ „Was?“ „Sorry, aber du hast die Nachricht laut gemurmelt und ich konnte jedes Wort verstehen. Also hast du eine?“ „Nein.“ „Hm, einige Mitschüler haben dich mit einer Blondine im Crown gesehen. Ist sie das?“ „Wir sind nur befreundet.“, antwortete Mamoru leicht genervt. „Solltest du nicht lieber dein Referat vorbereiten?“ Naoki sah ihn finster an und wandte sich dann wieder seinen Büchern und Notizen zu. Mamoru war seine Reaktion jedoch ziemlich egal. Er drehte ihm den Rücken zu und tippte seine Antwort an Usagi. Das Handy vibrierte leise in ihrer Rocktasche. Usagi warf einen kurzen Blick nach vorne zur Tafel. Aber ihr Lehrer war zu sehr damit beschäftigt, seine Notizen unleserlich an die Tafel zu schreiben. Lächelnd las sie seine Antwort. „Hallo! Nein, gestört hast du nicht. Ich hab eine Freistunde. Dieser Seiya geht mir immer mehr auf die Nerven. Und wie hat er mich beleidigt? Gruß, Mamoru.“ „Er hat dich Schnösel genannt. Und gefragt, ob ich mit dir zusammen bin. Hab ihm gesagt, dass ihn das einen feuchten Kericht angeht.“ „Uh, jetzt bin ich aber sauer auf ihm. Da hast ja du selbst du bessere Beleidigungen für mich. Wird er denn definitiv ins Crown kommen?“ „Ich glaube schon, ja. Was machen wir denn dann? Wenn er sieht, dass wir nur lose zusammen sind, wird er mich weiterhin verfolgen. Und ein echtes Paar spielen, können wir auch nicht. Wieso muss das nur so kompliziert sein? Davon bekomme ich Kopfweh.“ „Uns wird schon was einfallen. Ansonsten gehst du eben, wenn er kommt und ich ebenso. Dann glaubt er, wir wären ein Paar und die Mädchen denken, dass es nur Zufall ist. Okay?“ „Klingt nach einem Plan. Jetzt muss ich aber noch ein bisschen aufpassen. Mein Lehrer erklärt gerade, was er unleserlich an die Tafel gekritzelt hat. Bis später!“ „Du textest mit mir und passt nicht auf? Kein Wunder, dass deine Noten nicht sonderlich gut sind. Na dann bist später im Crown!“ „Baka!“ Mamoru musste bei ihrer Antwort leise lachen. Sie war einfach ein Unikum. Er packte sein Handy wieder in die Tasche. Mehr schlecht als recht versuchte er sich auf seinen Lernstoff zu konzentrieren. Es gelang ihm nicht. Ständig spukten ihm Usagis Nachrichten im Kopf herum und das, was sie über Seiya geschrieben hatte. All das verdrängte den kurz zuvor gelernten Stoff. Wieso ließ er sich durch sie nur so schnell aus dem Konzept bringen? Die Mädchen saßen an ihrem Stammtisch. Alle bis auf Usagi die mit Mamoru zusammen am Tresen saß und lernte. Erneut half er ihr bei den Mathehausaufgaben. Dafür hatte sich Motoki zu ihnen gesetzt und beobachtete mit ihnen zusammen die Szenerie am Tresen. „Sie reden kein Wort miteinander.“, Reis Worte klangen erstaunt. „Seid sie vor einer Stunde hier ankamen, haben sie uns nur begrüßt und dann ihre Aufgaben ausgepackt. Usagi hat noch nicht mal den Shake ausgetrunken. Und Mamoru seinen Kaffee auch nicht.“ „Aber scheinbar hilft es Usagi. Seht mal, sie scheint mit ihren Hausaufgaben fertig zu sein.“, Ami deutete auf die Blondine, die laut auflachte und Mamoru freundschaftlich anrempelte. Er grinste nur, sprach etwas und sofort verfinsterte sich die Miene des Mädchens wieder. Sie zog ein neues Buch aus ihrer Tasche, schlug es auf und machte sich darüber her. „Er bringt sie dazu, freiwillig zu lernen. Ach, ich sollte mir auch einen Freund suchen. Dann kann ich mich vielleicht auch überwinden.“ „Minako!“ „Was denn, Rei? Ist doch so. Seid er von ihren Gefühlen weiß, lernt sie auch und macht ihre Aufgaben.“ „Ja, aber sie sind ja nicht zusammen.“ „Meinst du nicht?“ „Ich denke es auch nicht.“, Motoki hatte sich erhoben. „Mamoru ist zwar wie ausgewechselt und wirklich mehr als nett zu ihr. Aber zusammen sind die beiden nicht. Sie treffen sich ja auch nur hier. Und ich glaube, dass es mir Mamoru und Usagi sagen würden, wenn sie miteinander ausgehen würden. Vorallem sie würde daraus kein Geheimnis machen.“ „Ich glaube auch nicht, dass sie ein Paar sind. Schaut doch nur, wie sie sich verhalten.“, Ami sah zu den beiden jungen Menschen am Tresen und betrachtete sie wie ein Forschungsobjekt. Genau wie es die anderen fast schon taten. Sie alle waren sich einig, dass außer Freundschaft nichts zwischen Usagi und Mamoru war. Auch wenn sie es sich für ihre Freundin anders wünschten. „Mädels, die Arbeit ruft.“ „Wenn dir was auffällt, dann…“ „Informiere ich euch sofort.“, der Blonde grinste Minako an, die lachend nickte. Dann schlenderte er gemütlich wieder zum Tresen. Langsam füllte sich das Crown und er war froh, dass seine beiden Aushilfen vor einer halben Stunde ihre Schicht angetreten hatten. Die beiden machten einen guten Job und so blieb ihm selbst genug Zeit, um seine beiden besten Freunde zu beobachten. Er musste zugeben, dass er dieses traute Beisammensein der beiden genoss. Es war angenehm ruhig im Crown und er musste sich nicht mehr vor tieffliegenden Servietten oder Pappbechern ducken, die durch die Gegend flogen. Und doch kam es ihm so vor, als wäre da noch was zwischen den beiden. Irgendwas lag in der Luft. Das spürte er genau. Während er die Gläser polierte, die er eben aus dem Geschirrspüler geholt hatte, beobachtete er unauffällig das Pärchen vor sich. Usagi hob ab und an den Kopf, um Mamoru etwas zu fragen. Sie sprachen leise und soweit es Motoki verstand, ging es lediglich um ihre Hausaufgaben. Lediglich in den Blicken der beiden lag etwas, was von sowas wie Intimität zeugte. Vertrautheit. Von Zeit zu Zeit berührten sie sich. Aber das Mädchen reagierte nicht mehr so übertrieben wie noch vor einigen Tagen. Stattdessen lächelte sie leicht. Genau wie der junge Mann. Was war das nur zwischen den beiden? „Fertig!“ Usagis Stimme riss Motoki aus seinen Gedanken. Erschrocken sah er zu ihr und dann zu Mamoru, der seinen Stift auf den Tresen schmiss. „Echt jetzt?“ „Ja!“, die Blondine sprang triumphierend auf und tanzte um den Schwarzhaarigen herum. „Das heißt, dass du mir jetzt einen Bananasplit ausgibst.“ „Du hast mich immer wieder abgelenkt. So konnte ich ja gar nicht vor dir fertig werden.“ „Jetzt red‘ dich nicht raus. Versprochen ist versprochen.“ Sowohl Motoki als auch die Mädchen starrten die beiden Freunde ungläubig an. Die Freundinnen waren aufgesprungen, als Usagi ihren Freudentanz aufgeführt hatte und die Diskussion um einen angeblichen Gewinn lauter geworden war. „Sag mal, habt ihr irgendwas gewettet?“ „Ja.“, Mamoru klang genervt. „Wer zuerst mit den Hausaufgaben fertig ist.“ „Ich bin es! Ich bin es!“ „Du hast mich abgelenkt, Odango.“ „Gar nicht wahr!“ „Doch! Du hast mich mindestens dreimal gefragt. Und ich Trottel helfe dir auch noch.“ Wieder verstrickten sich beide in eine heftige Diskussion. Usagi wollten ihren Eisbecher. Mamoru wollte ihn ihr nicht spendieren.“ „Schluss jetzt!“, Motoki haute mit der flachen Hand auf den Tresen. „Es reicht! Ihr habt euch so super verstanden. Und nun streitet ihr euch wegen einem lächerlichen Eisbecher. Jetzt hört mal zu. Ich spendiere Usagi den Eisbecher. Und dir als Zweitplatzierten den nächsten Kaffee. Aber dafür geht ihr beide ins Lager und holt erstens neuen Kaffee. Die ganzen Bohnen. Liegen hinten im Regal neben dem Sofa. Ganz oben. Und zweitens die Amarenakirschen. Das Glas steht im Regal gegenüber vom Kaffee. So weit klar?“ Usagi und Mamoru nickten. Schlichen wie die geprügelten Hunde los in Richtung Hinterzimmer. „Und vertragt euch wieder!“ Als sich die Tür des Hinterzimmers schloss, brandete tosender Applaus los. Verdutzt sahen sich Mamoru und Usagi an und lachten keine Sekunde später laut los. „Lässt sich Motoki gerade feiern?“, das Mädchen hielt sich vor Lachen den Bauch. „Scheinbar. Dabei sollte der Applaus eher uns gelten.“, grinste Mamoru. Er durchschritt den Raum und ließ sich auf das Sofa fallen. Das sie nun hier drinnen waren, hatte er von Anfang an geplant. Noch in der Schule hatte er darüber gegrübelt, wie er und Usagi in Ruhe einen Plan gegen Seiya aushecken konnten, ohne das es ihren Freunden auffiel. Ihm war die Idee gekommen, ins Hinterzimmer zu gehen. Die Blondine, auf die er auf seinem Weg hierher im Bus getroffen war, hatte jedoch eingeworfen, dass es seltsam aussehen könnte, wenn sie zusammen und ohne Grund in das Zimmer verschwinden würden. Nach einigen Minuten hatten sie dann beide die Idee mit der Hausaufgabenwette und dem inszeninierten Streit. Und dieser Plan hatte wunderbar geklappt. „Bin ich nicht eine gute Schauspielerin?“, sie ließ sich neben Mamoru fallen. „Allerdings. Und deinen Bananasplit bekommst du natürlich spendiert von mir.“ „Danke! Also, was machen wir wegen Seiya?“ „Bis jetzt ist er ja noch nicht aufgetaucht.“ „Ja, weil er nachsitzen muss.“ „Geschieht ihm recht. Was gräbt er auch meine Freundin an.“, Mamorus Stimme glich einem Knurren. „Deine Freundin?“ „Naja, meine inoffizielle Lass-es-uns-mal-miteinander-versuchen-Freundin.“ „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass du tatsächlich eifersüchtig bist.“, die Blondine grinste ihn breit an. „Bin ich nicht.“, er sprang auf. Ging nervös auf und ab. Innerlich gestand er es sich ein, dass er es wirklich war. Ein klein wenig. Aber das wollte er nicht zugeben. Aus dem Augenwinkel heraus sah er, wie Usagi ebenfalls aufgestanden war. Er spürte ihre Hand auf seinem Rücken. Ihre Stirn die sie dagegen gelehnt hatte. „Es war noch nie ein Junge meinetwegen eifersüchtig.“, ihre Stimme war leise. „Ich bin in vielen Sachen für dich der Erste oder?“ Mamoru bemerkte nur ihr Nicken. „Warst du überhaupt schon mal mit einem Jungen aus?“ „Nein. Bis ich dich kennen gelernt habe, habe ich mich nicht für Jungs interessiert.“ „Aber da waren doch sicher Interessenten. Solche wie Seiya.“ „Die haben mich nie angesprochen. Du warst der Erste, mit dem ich mich unterhalten habe. Oder den ich angeschrieen habe.“ Der Oberstufenschüler drehte sich zu ihr um. Legte seine Hand unter ihr Kinn. Seine Augen trafen ihre. Er fühlte sich geehrt, dass er für Usagi scheinbar der Einzige war. Derjenige, den sie näher an sich ran ließ. Dem sie ihr Herz schenkte. Und mit jeder Minute eroberte sie nun auch sein Herz. Raubte es Stück für Stück. Er war sich nicht mal mehr sicher, ob er es nicht doch schon offiziell machen sollte. Ihr sagen sollte, dass er sich mit jedem Tag etwas mehr in sie verliebte. Und das nicht erst seid ihrem ersten Kuss vor zwei Tagen. „Mamo-chan?“ „Hm.“ „Darf ich...“ Sie musste nicht weitersprechen. Er las die Frage in ihren blauen Augen. Nickte nur. Usagi stellte sich auf die Zehenspitzen. Den ganzen Tag über hatte sie gehofft, dass sie heute zumindest fünf Minuten für sich hatten, um einen Kuss von ihm zu bekommen. Vorsichtig berührte sie seine Lippen mit ihren. Ihr Herz schlug augenblicklich höher. Sie spürte den leichten Gegendruck, als Mamoru den Kuss sanft erwiderte. „Wir sollten langsam wieder hier rauskommen. Sonst fliegt unser Geheimnis noch auf.“, flüsterte Mamoru in den Kuss hinein. „Was sollten wir nochmal mitbringen?“ „Kirschen. Und Kaffee.“ „Stimmt, irgendwo da im Regal.“, hauchte Usagi an seine Lippen, bevor er sie wieder mit seinen verschloss. Ein letztes Mal trafen sie aufeinander, bevor sie sich endgültig lösten und sich auf die Suche nach den von Motoki gewünschten Lebensmitteln machten. Um an die Kaffeebohnen zu gelangen, umfasste Mamoru Usagis Taille und hob sie hoch. Genau in dem Moment als Motoki die Türe aufriss. Er und die anderen waren ungeduldig geworden. Sie konnten sich nicht vorstellen, was die beiden da so lange drinnen trieben. Auch wenn sie was zu klären hatten. Aber so wie sie sich in den letzten Tagen verstanden hatten, konnte sich keiner der Freunde vorstellen, wieso sie nun schon beinahe zwanzig Minuten da drinnen waren. Schließlich wurde der Blonde vorgeschickt, um nach dem Rechten zusehen. Sofort sah er, wie Usagi langsam mit ihrem Rücken an Mamorus Bauch hinunter rutschte. In den Armen hatte sie die Packung Kaffee, während seine Arme um ihren Bauch geschlungen waren. Beide schauten erschrocken zu ihrem besten Freund und dann zu den Mädchen, die direkt hinter ihm standen und die beiden neugierig anschauten. „Was habt ihr denn solange getrieben?“, Minako klang wahnsinnig neugierig. „Geredet.“, Usagi hatte wieder die Füße auf dem Boden und schob sich an dem Blonden vorbei nach draußen. Sie spürte die fragenden Blicke ihrer Freundinnen und strich sich über die Haare. Sie hatte das Gefühl, als sähe sie ein wenig mitgenommen aus. Leicht verunsichert stellte sie den Kaffee neben die Maschine. „So lange?“ „Wir waren uns eben nicht einig, Makoto.“, Mamoru trat neben Usagi und stellte das Glas mit den Amarenakirschen ab. „Könnten wir nun unsere Gewinne bekommen?“ „Also wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, ihr verheimlicht uns was.“, Motokis Stimme klang sachlich, während er die Kaffeebohnen ins Mahlwerk schüttete. „Und das wäre?“ „Weiß nicht. Vielleicht das ihr schon längst zusammen seid.“ „So ein Schwachsinn.“, Mamorus klang lauter, als er es eigentlich beabsichtigt hatte. „Wie kommst du auf den Scheiß?“ „Ihr seid ziemlich nett zueinander.“, mischte sich nun auch Rei ein. „Aber nur weil wir nett zueinander sind, bedeutet das ja nichts.“ „Mamoru kennt meine Gefühle für ihn und akzeptiert sie. Er will wirklich nur freundlich sein.“ „Und du empfindest nichts für sie?“ „Nein Ami! Und ich hab euch auch schon mal gesagt, dass es euch auch nichts anginge, wenn es denn so wäre. Es ist eine Sache zwischen mir und Usagi. Stimmt’s?“ Die Genannte nickte nur. Gerade wollte sie was erwidern, als ihr Blick auf den Eingang fiel und sie leicht erstarrte. Unbemerkt von den anderen ergriff sie Mamorus Hand und drückte sie leicht. Dieser blickte erst zu ihr und folgte dann ihrem Blick. Genau wie sie erstarrte er kurzzeitig. „Ist das nicht Seiya?“, auch Ami war der Mitschüler aufgefallen. Und nun drehten sich alle Freunde zu dem Jungen um. Minako und Rei kannten ihn nur aus Erzählungen oder vom mehr als flüchtigen Sehen. Sie wussten, dass er unbedingt mit Usagi ausgehen und auch zusammen sein wollte. „Was will der denn hier?“, Minako sah fragend zu Usagi. „Ich hab ihm heute Mittag mal wieder eindeutig zu verstehen gegeben, dass er mich in Ruhe lassen soll. Dummerweise hat er mittlerweile bemerkt, dass unser lieber Baka neben mir nett zu mir ist.“ „Du meinst, er ist eifersüchtig?“ „Ja.“ „Soll er doch ruhig sein.“ Alle Blicke wanderten zu Mamoru, der Seiya mit den Augen fixiert hatte. Sie alle waren über den Klang seiner Stimme erstaunt. War er wirklich wütend auf den anderen? „Vielleicht solltet ihr einen Abflug machen. Alle beide.“ „Rei hat Recht. Geht lieber.“, Motoki nickte bestätigend bei Reis und seiner Aussage. „Aber dann glaubt er, dass Mamoru und ich wirklich zusammen sind.“ „Egal. Geht einfach.“ „Okay.“, Usagi kramte nach ihrem Geld. Genau wie es der Oberstufenschüler neben ihr tat. Beide packten ihre Schulbücher ein und verabschiedeten sich von ihren Freunden. Ohne das sich diese darüber wunderten, ergriff Mamoru die Hand der Blondine und rauschte mit ihr vorbei an seinem vermeindlichen Nebenbuhler. „Also wenn Mamoru nichts für Usagi empfindet, dann fress ich einen Besen.“, Minako sah den beiden hinterher. Ebenso die anderen. Sie alle dachten sich ihren Teil und doch dachten alle das gleiche. Seiya ignorierend wandte sich die Clique ab und setzte sich wieder an ihren Stammtisch. Mamoru hatte Usagi um die nächste Ecke gezogen. Außer Sichtweite von Seiya und den Freunden. Er ließ ihre Hand nicht los. Wollte es auch gar nicht. Gestern hatten sie die ganze Zeit über im Ueno-Zoo Händchen gehalten. Ihre Hände hatten sich nur zufällig gefunden, aber auch nicht mehr voneinander gelöst. Er hatte es genossen, dass ihre kleinen Finger mit seinen verschlungen waren. Und heute hatte er gehofft, dass sich wieder eine Gelegenheit dazu ergab. Langsam liefen sie nun nebeneinander her. Dank der Aussage von Rei konnten sie sich aus der Affäre ziehen, ohne das Fragen aufkamen. Dennoch hatte das ganze einen faden Beigeschmack. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn sie ihren Freunden gesagt hätten, dass er und Usagi eine Beziehung auf Probe führten. So konnte er sie wenigstens küssen, wann immer er wollte. Konnte ihre Hand halten, wann immer er wollte. Stattdessen spielten sie ein dummes Versteckspiel. Noch immer verstand er Usagis Beweggründe dafür. Und noch immer war er sich nicht einhundert Prozent sicher, dass das mit ihr und ihm gut ging. Er wünschte und erhoffte es sich. Keinesfalls wollte er Usagi verletzen. Aus dem Augenwinkel heraus sah er, wie glücklich sie schien. Sie sprach kein Ton. Aber ihr federnder Gang sprach dafür tausend Bände. „Soll ich dich nach Hause bringen?“, sie hatten an der Bushaltestelle angehalten. „Oder ist dein Vater da?“ „Ich glaube, er ist noch auf Arbeit. Es wäre also sehr nett, wenn du mich bringen würdest.“ Mamoru nickte nur und sah in Richtung des kommenden Buses. Höflich wie er war, ließ er dem Mädchen den Vortritt, bevor er selber einstieg. Beide bemerkten nicht, dass sie beobachtet wurden. Saori hatte nach der Schule mehrmals vergeblich versucht, Mamoru auf seinem Handy anzurufen. Doch er hob nicht ab. Sie konnte sich keinen Reim drauf machen, warum er plötzlich so distanziert zu ihr war. Fast schon schroff. So kannte sie ihn nicht. Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass es etwas mit der Blondine zutun hatte, die in ihn verliebt war. Der Brünetten war es mittlerweile aufgefallen, dass der Schwarzhaarige sehr viel netter zu Usagi war. Sie war sich nicht sicher, ob es daran lag, weil die Gefühle für ihn hatte. Dass er nur nett sein wollte, um sie nicht zu verletzen. Allerdings hatte sie auch heute das Gerücht von einer Mitschülerin gehört, dass Mamoru und Usagi gestern zusammen unterwegs gewesen sein sollen. Nur die beiden. Und genau deshalb wollte sie ihn heute sehen! Wieso traf er sich am Wochenende mit der Mittelstufenschülerin und nicht mit ihr? Sagte das gemeinsame Lernen sogar deswegen ab. Sah er denn nicht, dass dieses dumme Gör nicht sein Niveau hatte? Nicht ihr Niveau hatte! Eigentlich war sie am Weg ins Crown gewesen. Zwar hatte sie dort mehr oder weniger Hausverbot erhalten, doch das brachte sie nicht davon ab, sich doch in diesen sinnlosen Laden zu begeben. Mamoru hätte ihr sicher aus der Patsche geholfen und ein gutes Wort für sie eingelegt. Es hatte sie nur noch eine große Kreuzung und eine Straßenecke von dem Café getrennt, als er ihr aufgefallen war. Obwohl er ihr auch nur wegen seiner Begleitung ins Auge gestochen war. Tsukino Usagi hielt seine Hand. Ihre Finger waren ineinander verschlungen und sie warfen sie mehr als nur freundliche Blicke zu, als sie sich an der Bushaltestelle über etwas unterhielten. Das Lachen des Mädchens drang an Saoris Ohr. Glockenhell und leicht schrill. Wie hielt Mamoru das nur aus? Und wieso hielt er ihre Hand? Das braunhaarige Mädchen musste schwer schlucken, als der Bus an ihr vorbei fuhr und sie einen letzten Blick auf die beiden erhaschen konnte. Mamoru hielt Usagi fest, während ihr Kopf leicht an seiner Brust ruhte. Wut stieg in Saori auf, als sie es sah. Hatte es Usagi tatsächlich geschafft und war mit Mamoru zusammen? Mit ihrem Mamoru, der soviel besser zu ihr passte als zu dieser dummen blonden Pute. Sie ballte die Fäuste. Kramte in ihrer Tasche wieder nach ihrem Handy und wählte seine Nummer. Doch er nahm nicht ab. Sie konnte nicht anders als laut zu fluchen und wandte sich ruckartig ab. Zu ruckartig. Völlig erschrocken zuckte sie zusammen, als sie in jemanden stieß. „Autsch!“ „Sorry, dass war keine Absicht.“, der Schwarzhaarige verbeugte sich tief vor ihr. „Kou Seiya! Entschuldigung! Darf ich dich auf eine Getränk einladen?“ Saori war etwas überrascht über ihn. „Äh, ja. Obwohl ich dich vorwarnen muss. Meine Laune ist nicht die beste.“ „Meine auch nicht.“, Seiya grinste. „Miyazuki Saori.“, sie verbeugte sich nun ebenfalls. „Wo magst du denn hin?“ „Da vorne ist ein Laden dieser amerikanischen neuen Kaffeehauskette. Ist das okay?“ „Klar.“ Für einen kurzen Moment war ihre Wut verflogen. Genau wie die von Seiya. Als er gesehen hatte, wie seine Usagi mit diesem Oberstufenschüler Hand in Hand aus dem Crown gegangen war, ohne ihn überhaupt zu grüßen, war er ihr nur wenige Minuten später hinterher geeilt. Nur um dann mitansehen zu müssen, wie beide sich verliebte Blicke zuwarfen und in den Bus stiegen. Dabei gehörte seine Usagi ihm. Und nicht diesem dämlichen und arroganten Mamoru. Doch nun war er auf Saori getroffen. Sie war älter als er. Und sah nicht schlecht aus. Auch wenn sie niemals an die Schönheit seiner Angebeteten heran kam. Aber ein wenig Ablenkung tat sicher gut. Sie hatte wie er keine gute Laune und vielleicht konnte man sich ja gegenseitig helfen?! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)