One-Shot-Sammlung von Nightprincess ================================================================================ Kapitel 4: Monolog oder Joey erzählt ------------------------------------ "Ich weiß gar nicht mehr, wann das überhaupt angefangen hat, das mit uns. Es ist schon zu lange her, 4 Jahre glaub ich. Ich glaub es hat damals geschneit, irgendwann im Januar, oder war es schon Februar? Nein, ich glaub es war im Januar! Ich war unterwegs irgendwohin, ich weiß nicht mehr genau wohin ich wollte, ist eigentlich auch völlig egal. Jedenfalls warst Du plötzlich da, kamst irgendwoher, aus einem Geschäft, war das ein Caffee, oder ne Bäckerei? Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, ich glaub es war der Bäcker. Du hattest irgendetwas in der Hand, eine kleine Tüte. Ich hab Dich nicht schnell genug gesehen und hab Dich umgerannt, weil ich zu schnell gelaufen bin und nicht rechtzeitig stoppen konnte. Du hast die Tüte fallen lassen und ich bin drauf gefallen, irgendetwas ging kaputt und Du hast mich angebrüllt, ob ich keine Augen im Kopf habe. Ich hab bloß auf die Tüte gestarrt und mir Gedanken darüber gemacht, wie ich den Schaden wieder gut machen könnte. Wahrscheinlich hast Du das nicht mal mitbekommen in Deiner Wut. Ist auch egal! Ich hab mich wiederaufgerappelt, die Tüte aufgehoben und mich bei Dir entschuldigt, Du hast mich angestarrt, als hätte ich zwei Köpfe und wäre grün, wie ein Alien. Ich fand diesen Blick so komisch, dass ich einfach anfing zu lachen, ich konnte nicht aufhören, auch dann nicht, als Du mich gepackt und durchgeschüttelt hast. Ich hatte schon Bauchschmerzen vor Lachen und ich konnte nicht aufhören und dann hast Du mir eine Ohrfeige verpasst, einfach so. Ich war ruckartig still und hab Dich mit schockgeweiteten Augen angestarrt. Noch nie hast Du mich geschlagen, noch nie und das schien Dir in derselben Sekunde klar zu werden, in der ich Dich angestarrt hatte. Ich weiß nicht, wie lange wir uns gegenseitig angestarrt hatten, aber Du hast damals zuerst den Blick gesenkt, das hattest Du ebenfalls noch nie getan, zumindest nicht bei mir. Ich war verwirrt von Deinem Verhalten und wollte Dich zur Rede stellen, aber Du hast mir einfach die Tüte aus der Hand gerissen und bist in Dein Auto gestiegen, das am Straßenrand geparkt war. Ich bin nicht mal dazu gekommen, Dir den Schaden zu bezahlen, den ich verursacht hatte, ich wusste ja nicht einmal, was in der Tüte war und ob ich es tatsächlich kaputt gemacht hatte. Zwei ganze Wochen lang hab ich mir Vorwürfe gemacht, hatte ständig das Gefühl, Dir irgendetwas schuldig zu sein. Irgendwann hab ich es nicht mehr ausgehalten und ich hab Dich bei Dir zu Hause besucht. Du warst nicht da, also hab ich mich an den Straßenrand gesetzt und gewartet, den halben Tag. Die Leute haben mich alle blöd angestarrt, eine alte Oma hat mich gefragt, ob es mir gut geht und ob ich irgendwelche Hilfe benötige. Ich hab zu ihr gesagt, dass ich nur auf jemanden warte, sie hat mich dann verständnisvoll angelächelt und ist weitergegangen. Irgendwann am Abend bist Du dann mit Deinem Auto um die Ecke gekommen, ich hab Dich nicht gesehen, weil ich am Straßenrand eingeschlafen war. Es war furchtbar kalt und ich hab im Schlaf gezittert, glaub ich. Fieber hatte ich wohl auch, keine Ahnung. Aufgewacht bin ich dann in einem Bett, das ich nicht kannte, in einem Zimmer, in dem ich noch nie war. Ich wusste nicht, wo ich war und wollte schon in Panik ausbrechen, als Du ins Zimmer gekommen bist, mit einem Tablett. Eine Tasse Tee, etwas Zwieback und Medizin, mehr war nicht drauf auf dem Tablett, aber wirklich darauf geachtet hab ich nicht, ich hab die ganze Zeit nur in Dein Gesicht gestarrt. Deine Augen sahen besorgt aus, sogar ziemlich besorgt. Ich hab Dich gefragt, wie lange ich geschlafen hatte, Du hast gesagt, 2 ganze Tage! Ich glaub, ich hab ein paar Sekunden gebraucht, um die Information zu verarbeiten und hab die ganze Zeit nur geblinzelt und hinterher total irritiert den Kopf geschüttelt. Du hast mich gefragt, was ich draußen vor Deiner Tür getrieben hatte, ich hab nur peinlich berührt auf die Bettdecke gestarrt und nebenbei realisiert, dass ich anstatt meiner Kleidung einen Pyjama trug, der nicht mir gehörte. Ich glaub, ich bin knallrot angelaufen! Du hast nur amüsiert den Kopf geschüttelt und mir die Medizin verabreicht, die war ganz schön bitter und ich hab mein Gesicht ziemlich angeekelt verzogen, was Du nur mit einem frechen Grinsen quittiert hattest. Mein Magen hat geknurrt und ich lief erneut knallrot an. Das war echt peinlich! Du hast dazu nichts gesagt und mir einfach nur den Teller mit dem Zwieback gegeben, ich hatte erst zu dem Zeitpunkt gemerkt, dass mein Hals wehtat und ich kaum schlucken konnte. Ich musste den Zwieback mit dem Tee etwas aufweichen, als wäre ich uralt und ohne Zähne! Als ich mit dem Essen fertig war, hast Du mich erneut gefragt, was ich vor Deiner Tür wollte, ich hab gesagt, dass ich wissen wollte, was ich kaputt gemacht hatte, um den Schaden zu bezahlen. Du hast mich etwas überrascht angeschaut und bist dann einfach ohne ein Wort aus dem Zimmer marschiert. Ich hab schon gedacht, dass ich irgendetwas Wertvolles kaputt gemacht hatte und Du sauer auf mich warst. Ich weiß nicht genau, wie lange Du weg warst, aber als Du wiederkamst, hattest Du die Tüte in der Hand. Du hast sie mir gegeben und ich hab reingeschaut. Zuerst konnte ich es nicht glauben, aber da war tatsächlich eine kaputte Schachtel Ferrero Küsschen drin, die durchsichtige Schachtel hatte einen kleinen Riss an der Seite. Ich hab Dich fragend angeschaut, Du hast nur mit den Schultern gezuckt und gesagt, dass die Schachtel ein Geschenk war und mit dem Riss an der Seite natürlich nicht zu gebrauchen. Ich hab gefragt, für wen das Geschenk war, doch Du hast nicht geantwortet, Du hast mich einfach nur angeschaut und geschwiegen. Irgendwann war mir das zu blöd und ich bin aus dem Bett gesprungen, um die Antwort aus Dir rauszuprügeln. Leider hatte ich vergessen, dass ich zu schwach war, um mich alleine auf den Beinen zu halten. Ich bin zusammengeklappt und Du hast mich rechtzeitig aufgefangen. Ich lag etwas benommen in Deinen Armen und hatte noch immer diese Tüte mit der kaputten Schachtel Ferrero Küsschen in der Hand. Ich weiß nicht, ob Du die Worte geflüstert hast, oder ob ich einfach zu benommen war, um sie richtig zu verstehen, aber Du hast zu mir gesagt, dass das Geschenk für mich bestimmt war. Ich hab mich aufgerappelt und Dich völlig perplex angestarrt. Ich glaub, die einzigen Worte, die ich über meine Lippen bekommen hatte, war die Frage 'Für mich?', Du hast nur genickt und dann etwas gesagt, dass ich mein Leben lang nicht vergessen werde 'Happy Valentinsday, Joey!' und dafür möchte ich Dir danken, mit einer heilen Schachtel Ferrero Küsschen. Merry Christmas, Seto!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)