Keine Kompromisse von Nightprincess (Kaiba gegen die Yakuza) ================================================================================ Kapitel 8: schwere Entscheidung ------------------------------- ~~ Hiroto Honda ~~ Seit zwei verdammten Stunden sitze ich schon in diesem beschissenen Verhörzimmer des Polizeihauptquartiers von Domino-City und muss mich mit diesen Zwillingsbullen rumärgern, die es anscheinend lustig finden, mit mir das Spiel ‚guter Bulle, böser Bulle‘ zu spielen. Wirklich witzig…meine Schulter brennt, zum Glück kann der kleine Bulle nicht zielen und hat mir nur eine Streifwunde verpasst, die er mir hinterher auch noch verbunden hat… „Möchtest Du ein Glas Wasser?“ Der kleine, gute Bulle steht neben dem Tisch, nur zwei Schritte von mir entfernt, lächelt mich überaus freundlich an und hält mir ein Glas Wasser vor die Lippen, das ich allerdings nicht erreichen kann, da ich mit den Händen an den Stuhl unter mir gekettet bin. Als wäre ich so gewalttätig. Okay, zugegeben, ich hab den kleinen Bullen mit ‘nem Messer attackiert, aber nur, weil ich mich erschrocken hab, als der plötzlich in der Gasse auftauchte, in der ich mich versteckt hatte. „Der kriegt erst Wasser, wenn er mit uns redet.“ Der große, böse Bulle sitzt, mit verschränkten Armen, am Tisch mir gegenüber, knurrt mich die ganze Zeit wütend an und versucht mich mit seinem Blick zu erdolchen. Die Rolle des bösen Cops ist wie für ihn gemacht, er hat diese Ausstrahlung, die einem tatsächlich eisige Schauer über den Rücken laufen lässt, wenn man ihm in die Augen sieht, die eine verdammt ungewöhnliche Farbe haben. Der perfekte Cop, während sein kleiner Bruder irgendwie so wirkt, als wäre er hier vollkommen fehl am Platz, einfach zu naiv und unschuldig. Und dennoch passen sie perfekt zusammen, das ist zumindest mein Eindruck, den ich während der Fahrt hierher und den zwei Stunden in diesem Verhörzimmer bekommen konnte. Seit zwei Stunden versuche ich mich auszuschweigen. Ich brauche Zeit zum Nachdenken. Was, zum Teufel, soll ich tun? Soll ich mich wie Katsuya auf Seto Kaibas Seite schlagen? Und mich gegen die Jonogami-kai auflehnen? Mich von diesen beiden Cops in ein Zeugenschutzprogramm stecken lassen? Und mich vor der Yakuza verstecken, alles hinter mich lassen? Mich für die Jonogami-kai und gegen Katsuya entscheiden? Und gegen ihn kämpfen, auch auf die Gefahr hin, dass er mich hassen oder gar töten wird? Nein, letztere Möglichkeit hab ich bereits ausgeschlossen, als ich in der Polizistenkarre saß und er mir zumindest halbwegs erklärt hat, warum er abgehauen ist. Bliebe also nur noch Möglichkeit eins und zwei. Mit Katsuya auf Seto Kaibas Seite gegen die Yakuza kämpfen oder mich feige davonstehlen und ihn mit dieser ganzen Scheiße alleine lassen. Im Grunde kenne ich meine Entscheidung bereits, nur wird sie diesen beiden Cops mit Sicherheit nicht gefallen und ich bin ihnen leider im Moment ziemlich ausgeliefert. Also, was tun? „Darf ich mal telefonieren? Das steht mir doch zu, oder?“ Der kleine Bulle wirft dem großen Bullen einen Blick zu, der nur seufzend nickt und ein Handy aus seiner Jackentasche zieht. „Nummer?“ Ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung. Aber ich vermute, Sie wissen eine Möglichkeit, wie man diesen Seto Kaiba zu dieser späten Stunde noch erreichen kann?“ Die rechte fein geschwungene Augenbraue des bösen Bullen wird kurz in die Höhe gezogen, aber er tippt dennoch auf seinem Handy herum und hält es sich dann an sein rechtes Ohr. Es dauert etwa eine Minute, bis anscheinend jemand ans Telefon geht. „Mutou hier. Störe ich gerade?“ Ich kann leider nicht verstehen, was am anderen Ende der Leitung gesagt wird, aber ich kann an den Gesichtszügen des Cops erkennen, dass es mit Sicherheit nicht gerade etwas Freundliches war. „Unser kleiner Fang will mit Dir sprechen, ich nehme mal an, dass er sich mit einer Bitte an Dich richten wird. Wirst Du ihm zuhören?“ Der Cop seufzt leise und verzieht sein Gesicht zu einer etwas leidvollen Maske. „Fein, ich gebe ihn Dir.“ Er reicht das Handy an seinen Bruder, der es wortlos entgegennimmt und mir ans linke Ohr hält. Ich beiße mir etwas nervös auf die Unterlippe. „Hi, also… Ich wollte fragen… wäre es möglich, dass… also…“ „Was willst Du?“ Die Stimme ist eiskalt und schneidend, wie die eines eiskalten Killers. Ich schlucke unsicher. Ist das wirklich eine so gute Idee? Ach verdammt! Katsuya hat auch diesen Weg gewählt und das völlig spontan, weil er sich auf seinen Instinkt verlässt, auf den er sich bisher immer verlassen konnte. „Können Sie mich ebenfalls aufnehmen, wie Sie Katsuya aufgenommen haben? Ich würde gerne an seiner Seite sein, wenn es gegen Saburo zum Kampf kommt. Er ist mein bester Freund und wo er ist, will auch ich sein.“ Klingt das zu kitschig? Vielleicht. Ist aber trotz allem die Wahrheit. „Bin ich hier die Wohlfahrt? Oder ein Heim für heimatlose Straßenköter?“ Ich schließe verzweifelt meine Augen. Fuck. Soviel zu meinem Plan. Er wird mich also nicht aufnehmen. „Gib mir Yami Mutou.“ Ich schau den großen Bullen unsicher an. „Er will mit Ihnen sprechen.“ Er nickt. „Okay.“ Der kleine Bulle reicht das Handy ohne Aufforderung an seinen großen Bruder weiter. „Ja?“ Die Miene des bösen Bullen verzieht sich zu einer wütenden Grimasse. „Nicht schon wieder, Kaiba! Gönn mir doch, verdammt nochmal, diesen Fang! …. Nein, komm mir nicht damit! …. Du kannst mich mal! …. Du drohst mir? …. Ja, ich weiß. …. Verflucht seist Du! …. Nein, er hat noch nichts gesagt. …. Fein, mach doch was Du willst. Aber wehe, ich finde seine Leiche im Hafenbecken des Domino-Piers. Dann komm ich persönlich vorbei und bring Dich hinter Gitter. Das gilt im Übrigen auch für den blonden Straßenköter in Deiner Obhut. Pass auf die Beiden auf! …. Nein, ich bring ihn Dir, das ist unauffälliger, als wenn Du mit Deiner beschissenen Limousine vors Polizeihauptquartier fährst. …. Um den Hauptkommissar brauchst Du Dir keine Sorgen machen, ich denke, der hatte sowas in dieser Richtung ohnehin schon erwartet, als er Deine ‚Erklärung‘ zu dem Yakuza-Bengel gelesen hat. …. Manchmal bist Du halt doch berechenbar, Kaiba. …. Ja, bis später.“ ~~ Yami Mutou ~~ Wütend lege ich auf und atme erstmal tief durch. Dieser Seto Kaiba kostet mich wirklich noch den letzten Nerv. Immer setzt er seinen verdammten Willen durch und wenn ihm was nicht passt, fängt er an zu drohen. Wieso, zum Geier, lass ich mich ständig von ihm einschüchtern? Mist! Vermutlich liegt es daran, dass er alle seine Drohungen auch wahr machen könnte, wenn er wollte und er nie scherzt. „Lass mich raten. Kaiba will, dass wir ihm Hiroto Honda ausliefern? Koste es, was es wolle?“ Ich schaue Yugi nachdenklich an und nicke dann seufzend. „In der Tat. Er wäre sogar so weit gegangen, ihn hier persönlich auszulösen und abzuholen. Damit alles seine Richtigkeit hat, zahlt er sogar eine Kaution, dessen Höhe Du lieber nicht wissen willst.“ Yugi lächelt und zuckt mit den Schultern. „Was hast Du erwartet? Er ist halt sehr reich, er kann es sich leisten. Mich wundert es aber, dass er die beiden Yakuzas bei sich aufnimmt, das hätte ich nicht erwartet.“ „Tja. Ich vermute mal, dass er sie nur benutzt, um an Saburo ranzukommen. Er wird sie vermutlich später einfach rauswerfen oder anderweitig entsorgen.“ Yugi wirft einen unsicheren Blick auf diesen Hiroto Honda, der mir bisher stumm gegenübersaß und nun nur leicht die Schultern hebt. „Hey, ist besser, als da draußen ständig mit der Ungewissheit zu leben, ob man nicht hinter der nächsten Ecke eine Kugel in die Stirn bekommt oder ein Messer in die Brust. Bei Kaiba weiß ich dann zumindest, was mich erwartet. Und ganz ehrlich, ich arbeite lieber für Seto Kaiba, der zumindest noch einen Hauch von Menschlichkeit in sich trägt, als für Saburo Jonouchi, den man nur noch als Monster bezeichnen kann. Und wenn ich dabei drauf gehe, dann ist das halt so. Genau das wird sich Katsuya vermutlich auch gedacht haben.“ Ich schüttle müde den Kopf. „Ihr Yakuzas seid doch alle verrückt.“ Er grinst mich an. „Nicht verrückter als ihr zwei, kein anderer Bulle hätte sich so offen in eine Schießerei der Jonogami-kai eingemischt.“ Womit er vermutlich sogar Recht hat. Allerdings mag das auch daran liegen, dass die meisten ohnehin von der Yakuza bestochen werden, sich eben nicht in deren Angelegenheiten einzumischen. „Mach ihm die Handschellen ab und lass uns gehen, Yugi.“ Ich erhebe mich von meinem Stuhl und geh, ohne auf eine Antwort zu warten, in Richtung Tür, um sie zu öffnen. Draußen steht Anzu und schaut mich nachdenklich an. Nach ihrem Blick zu urteilen, hat sie vermutlich alles im Nebenraum mitangehört und -gesehen, immerhin ist dieses Verhörzimmer mit einem Einwegspiegel, Kameras und Mikrophonen ausgerüstet, ganz modern eben. „Ist das wirklich eine gute Idee, Yami?“ Ich leg ihr sanft meine rechte Hand auf ihre linke Schulter und schüttle lächelnd den Kopf. „Es gibt keine andere Möglichkeit. Wir können ihn hier nicht festhalten, ohne dabei Gefahr zu laufen, dass er durch irgendeinen Unfall plötzlich tot umfällt. Und solange er sich weigert, mit uns zu kooperieren, können wir ihn auch nicht in ein Zeugenschutzprogramm stecken. Kaiba stellt eine Kaution und nimmt ihn auf, da wäre er also zumindest halbwegs in Sicherheit und vielleicht kriegen wir auf diesem Weg trotzdem die Infos, die wir benötigen.“ Anzu seufzt und zieht ihre Stirn in Falten. „Trotzdem gefällt mir die Sache nicht. Kaiba ist einfach… ich weiß auch nicht. Er geht über Leichen, genau wie die Yakuza. Er hat seinen Adoptivvater in den Tod getrieben, auch wenn er vom Gesetz her in allen Anklagepunkten freigesprochen wurde. Ich weiß, dass er es getan hat. Und da sind mit Sicherheit noch mehr Leichen in seinem Keller, von denen wir gar nichts wissen.“ „Ich weiß, Anzu. Aber, so ungern ich das auch zugebe, im Gegensatz zu der Yakuza ist Kaiba das kleinere Übel und wenn ich ihn unterstützen muss, dann tu ich das. Auch wenn es gegen meine Prinzipien geht, jemandem zu helfen, der einfach so Menschen tötet oder töten lässt. Ohne Kaiba werden wir von der Yakuza überrannt, weil wir mit unseren legalen Mitteln einfach nicht mehr dagegen ankommen.“ „Aber, was würden eure Eltern dazu sagen, wenn sie es wüssten?“ Ich seufze niedergeschlagen. „Unsere Eltern würden es verstehen. Die Yakuza hat sie getötet, weil sie zu viel wussten, auch wenn es niemand beweisen kann. Hauptkommissar Shiozawa sucht seit Jahren Beweise dafür, dass die Jonogami-kai die Finger im Spiel hatte und irgendwann kriegen wir sie. Kaiba ist nur eine weitere Hilfe, auf die wir nicht verzichten können. Je mehr Leute wir gegen Saburo ins Feld schicken können, desto besser.“ Anzu senkt seufzend den Blick, wendet sich ab und geht kopfschüttelnd, ohne ein weiteres Wort, nach links den Gang entlang, während Yugi zusammen mit Hiroto Honda neben mich tritt und ihr schweigend hinterherschaut. „Lass uns gehen, Yugi.“ Ich wende mich nach rechts, Richtung Ausgang, Yugi folgt mir schweigend und schiebt diesen Honda vor sich her, der ebenfalls schweigt. Was soll er auch sagen, jetzt, wo alles bereits gesagt wurde? Schweigend verlassen wir das Polizeihauptquartier, um draußen in unseren Wagen zu steigen. Ich hoffe nur, dass wir unterwegs nicht von irgendwem abgefangen werden. ~~ Seto Kaiba ~~ Müde und etwas ausgepowert marschiere ich in Richtung meines Arbeitszimmers, um die Ankunft des zweiten Yakuza-Bengels zu erwarten. Der blonde Straßenköter hat sich vor einer halben Stunde bereits auf sein Zimmer zurückgezogen und schläft vermutlich tief und fest. Warum, zum Teufel, rennen mir diese Typen jetzt die Tür ein und rauben mir den Schlaf? Nicht, dass ich tatsächlich sowas wie Schlaf finden könnte, aber hier geht es ums Prinzip. Ich bin doch kein verdammtes Tierheim! Nun gut, ich muss zugeben, ich hatte nichts anderes erwartet, als ich mitbekommen habe, dass dieser blonde Straßenköter den anderen Yakuza-Bengel kannte. Ich hatte eigentlich schon früher mit Mutous Anruf gerechnet. Seufzend betätige ich die Taste für Roland an meiner Sprechanlage. Ich mag es nicht, wenn ich ihn aus dem wohlverdienten Schlaf reißen muss, aber Sicherheit geht nun mal vor. „Roland?“ Kurze Zeit ist es still, dann höre ich seine müde Stimme. „Ja, Boss?“ Ich seufze leise. „Tut mir leid, dass ich Dich wecke, aber wir erwarten gleich Besuch. Die Mutous bringen uns diesen Hiroto Honda vorbei. Kannst Du Dich um die Sicherheitsmaßnahmen kümmern? Den Rest erledige ich dann selbst.“ „Selbstverständlich, Sir. Ich zieh mir nur schnell was über.“ „Keine Eile, die werden sicher eine halbe Stunde brauchen, bis sie hier sind. Wenn Kemo und Fuguta wieder zurück sind, hast Du erstmal einen Tag frei, ich hoffe, das geht in Ordnung.“ „Danke, Sir!“ „Dafür nicht, Roland. Immerhin halte ich Dich ganz schön auf Trab.“ „Das können Sie laut sagen, Sir! Aber im Gegensatz zu dem alten Kaiba gönnen Sie uns wenigstens eine Erholungspause, damit wir nicht total zusammenbrechen.“ Ich zucke mit den Schultern. „Ich geh ganz nach dem Motto: Ein müder Bodyguard ist ein toter Bodyguard.“ Ich höre Roland durch die Sprechanlage lachen. „Womit Sie vollkommen Recht haben, Mr. Kaiba. Und ein toter Bodyguard würde einen toten Boss nach sich ziehen.“ „Nicht notwendigerweise, Roland. Ich weiß mich sehr wohl selbst zu verteidigen.“ „Daran habe ich keinen Zweifel, Sir. Leider gilt das nicht für ihre Brüder, wo ein toter Bodyguard vermutlich doch eine Katastrophe wäre.“ „Was nicht heißen soll, dass ich Deine Hilfe nicht schätze oder Deinen Verlust nicht betrauern würde, Roland.“ „Bei Ihnen weiß ich sogar, dass Sie es ernst meinen, wenn Sie sowas sagen, weil Sie solche Nettigkeiten eher selten von sich geben. Aber wie auch immer. Ich werde mich mal auf den Weg machen, um die Mutous zu empfangen. Soll ich sie in Ihr Arbeitszimmer bringen?“ „Ja. Tu das. Und Danke.“ „Oho, auch noch ein Danke. Sie scheinen heute wirklich gute Laune zu haben, woran mag das liegen?“ Ich ziehe die Stirn in Falten. Ich hab gute Laune? „Halt die Klappe und mach Deine Arbeit!“ „Sehr wohl, Boss. Ihr Wunsch ist mir Befehl.“ „Roland!“ „Ja?“ „Klappe!“ „Selbstverständlich.“ Seufzend lehne ich mich in meinem Sessel zurück und starre wütend auf meine Sprechanlage, als könnte ich damit Roland einen wütenden Blick zuwerfen, der ihn erdolcht. Manchmal wird mir dieser Kerl zu übermütig, allerdings kann ich nicht leugnen, dass er einen verdammt guten Job macht und jede meiner Launen einfach so hinnimmt. Er ist einer der wenigen, die mich rund um die Uhr ertragen können, ohne mich umbringen zu wollen oder vor mir zu flüchten. Ohne ihn würde mir wirklich etwas fehlen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)