Die Kunst Gedanken zu lesen von Butler ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Mister Potter, Ihnen scheint nicht klar zu sein, dass Tagträumereien an Ihren Noten nichts ändern werden… Aber der berühmte Harry Potter bekommt ja überall eine Sonderbehandlung… wieso sich also die wertvolle Zeit mit langweiligen Dingen wie Tränkekunde verkürzen, nicht wahr? Nicht einmal einen einfachen Traumlos-Trank können Sie brauen und dennoch halten Sie es für die beste Idee nicht meinen Erklärungen zu lauschen? Ich denke diese Unachtsamkeit kostet Sie 20 Punkte. Vielleicht überdenken Sie demnächst Ihre Lerntaktiken.“ Schnarrte Professor Snape träge. Harry sah betreten nach unten, dort wo seine Hand lag, die Hand auf der die Narbe noch zu sehen war. „Ich darf keine Lügen erzählen.“ stand dort in blutroter Schrift. Keine wütend blitzenden, moosgrünen Augen blickten dem Professor entgegen, nicht wie sonst. Snape hob erstaunt eine Augenbraue. „Soso, schüchtern heut?“ Die Slytherins johlten. Er fühlte sich noch ein bisschen gedemütigter. „Nachsitzen, Potter. Uhrzeit wie immer.“ Auch als die Stunde beendet war, fühlte er sich nicht so recht wie er selbst. Nicht dass er immer glücklich war, nicht dass ihm nie Böses widerfuhr, aber jetzt grade, er wusste nicht recht wieso ihn diese Kröte von Ministeriumsgehilfin so besonders traf, genau jetzt fühlte er sich besonders miserabel. Lange hatte er darüber nachgedacht ob er sich nicht direkt an Professor Dumbledore wenden sollte, allerdings… Selbst als Professor McGonagall sich Umbridge gegenüber kritisch zu ihren Methoden geäußert hatte war absolut nichts passiert. Auch Dumbledore schien in seiner Macht als Schulleiter durch die Ministerien eingeschränkt worden sein und obendrein beschäftigt mit wichtigeren Dingen. Harry Potter, der Junge der lebte würde doch mit solch kleinen Problemen wunderbar zurechtkommen. Harry fühlte sich machtlos und elendig. Nicht dass Snape nett wäre… Aber im Gegensatz zu Umbridge wusste man bei ihm immer woran man war. Keine falschen Nettigkeiten, kein pinkes Büro. Harry erwischte sich bei dem Gedanken, dass ein Nachsitzen bei Snape eindeutig erträglicher war. Nicht angenehm, aber erträglich. Snape war sicherlich vollkommen ungerecht, aber bei ihm gabs immerhin keine mittelalterlichen, perfiden Foltermethoden… Wie weit war er nur gesunken? Mit trübem Blick sank er in einen Sessel nahe dem Kamin. Im Gemeinschaftsraum war es mollig warm und behaglich. Harry fröstelte dennoch. Er konnte sich auf einen unangenehmen, aber menschenrechtlich einwandfreien Abend freuen. Klasse.“ Mensch Harry, Kopf hoch.“ Ron kniff ihm in den Arm und lächelte. Ron war wirklich ein guter Freund, aber schrecklich naiv. Für ihn war alles immer ganz einfach. Für ihn gab es nur Gut und Böse. Für Ron war die Zeit aufgeteilt in Angenehm und Unangenehm, und wenn eine Situation unangenehm war hielt man halt den „Kopf hoch“ oder „die Ohren steif“. In den nächsten drei Stunden die ihm noch blieben musste er – wohl oder übel – seine Hausaufgaben erledigen. Nicht, dass ihm danach war, aber es musste nun einmal gemacht werden. Er war nicht der arrogante, faule Schüler für den die alte Fledermaus ihn hielt. Er sehnte sich danach nur ein stinknormaler Schüler zu sein. Und ganz normale Schüler erledigten, mehr oder minder (die Weasley-Zwillinge waren die große Ausnahme) nun einmal ihre Hausaufgaben. (Wenn auch nur aus Angst vor schlechten Noten) „Hermiine?“ trällerte Ron in einem Tonfall, von dem er glaubte, dass er beschwichtigend oder einschmeichelnd klang. „Weißt duu… ich hatte bisher keine Zeit meine Hausaufgaben zu erledigen, kann ich bitte in deine reinschauen?“ „Nein, Ron.“ „Och bitte… Ich frag auch zum allerletzten Mal. Und ich gib dir ein Butterbier aus, Ehrenwort!“ „Ich hab dich in der letzten Woche in mindestens 10 Momenten erwischt, in denen du Zeit gehabt hättest deine Hausaufgaben zu erledigen, Ron.“ Antwortete Hermine ihm sanft, aber doch ein bisschen schnippisch. „Du bist ein hoffnungsloser Fall.“ Hermine reichte ihm nun doch ihre Notizen. „Mach dir aber bitte deine eigenen Gedanken und formulier alles ordentlich um. Wenn du die Fachbegriffe benutzt die ich verwende fliegst du sofort auf.“ „Jaa Mine…“ Harry musste unweigerlich lachen. Hermine und Ron waren einfach klasse. Sie standen ihm in jeder Situation bei und munterten ihn auf – einfach durch ihre reine Anwesenheit. Jedes Jahr standen sie zusammen Dinge durch, die Harry passierten aufgrund seines Talents Unglück magisch anzuziehen. Sie schafften es immer, selbst in den verrücktesten Situationen ihm ein Gefühl der Normalität zu verschaffen, und dafür war er den beiden ziemlich dankbar. Kurz legte Harry den Kopf in den Nacken um sich die Schläfen zu massieren, ehe er seine Hausaufgaben zu erledigen begann. Als er alle Aufgaben mehr oder weniger gewissenhaft erledigt hatte, gingen sie alle in den Speisesaal, wo Harry, wenn er auch keinen Appetit hatte, immer etwas aß. Er wollte nicht unbedingt noch mehr Aufmerksamkeit bekommen… und Mitleid wollte er schon gar nicht ernten. Außerdem musste er sich für das Nachsitzen stärken, wenn er nicht wie ein Häufchen schwachen Elends bei Professor Snape im fiesen, kalten Kerker hocken wollte. Was es wohl heute für eine Aufgabe war? Hoffentlich kein Kesselschrubben. Sicher würde dann Snape die Narbe auf seiner Hand bemerken, und er wollte sich gegenüber seinem Zaubertränkeprofessor sicherlich nicht die Blöße geben. Wenig später - Natürlich war es Kesselschrubben. Was hatte er auch erwartet? Bei seinem Glück? „Ich denke die körperliche Ertüchtigung wird Ihnen gut tun um wieder auf den Boden der Tatsachen zu gelangen.“ schnarrte Snape genüsslich. Er ließ sich stets nur zu Gefühlsregungen hinreißen, wenn er Harry zu fiesen, unnötigen Arbeiten zwang. Der alte Sadist. Harry verkniff sich jeglichen Kommentar. Er war erleichtert als sich der Professor an seinen Schreibtisch setzte um die Arbeiten seiner Schüler sorgfältig zu kommentieren und zu korrigieren. Denn eins musste man Snape lassen – nach der Korrektur wusste man bei ihm immer was man falsch gemacht hatte. Harry machte sich nun an sein Werk, und hoffte, dass Professor Snape erst zu ihm herüber blicken würde, wenn der Kessel bereits geschrubbt war. Natürlich war dem nicht so. Wieso auch? Konnte ihm nicht einmal der Spott seines Tränkeprofessors erspart bleiben? Just als Harry mit hochgekrempelten Ärmeln (die Reinigungszauber für Textilien gelangen ihm nicht so gut) den Kesselrand in einem mühevollen Kraftakt zum Glänzen brachte, schritt sein Professor mit wehendem Umhang auf ihn zu, und las den wohl ironischsten Satz der Zauberergeschichte auf dem Handrücken des Goldjungens. „Mister Potter! Brauchen Sie noch bis übermorgen? Meine Korrekturen sind bereits erledigt, und Sie sind noch immer nicht fertig?“ tadelte Snape ihn mit seiner gewohnt gehässigen, gedehnten Stimme, sein Blick leicht abwesend auf Harrys Hand gerichtet. Harry konnte seinen Blick nicht recht einschätzen. Aber er sah es, sah was dort geschrieben stand, was ihm dort, durch seine eigene Hand angetan worden war. “Wenn das nicht Umbrigdes Methoden sind…“ ließ er trocken verlauten. Harry sah verlegen zu Boden. „Mister Potter, schauen Sie mich an wenn ich mit Ihnen rede.“ „Sir, ich dachte sie hätten aus rhetorischen…“ „Potter Sie denken zu viel.“ Was war das denn für eine Aussage? Wo blieb der Spott, die Häme? „Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, wird’s bald?“ „Oh, äh. Natürlich.“ Sagte Harry gedankenverloren… und sichtlich irritiert. Das war alles? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)