Broken Clockwork von kaprikorn (don't look into the black pit) ================================================================================ Kapitel 7: Into Hell -------------------- WARNING BRACE YOURSELF – FLUFF IS COMING! **** |[T]| **** Don't you fall into that pit of loneliness I've been there before, and I did not get no rest. [SHAWN JAMES · NO REST] Rose unterdrückte ein Seufzen und strich sich das buschige Haar aus der Stirn, indes ihr Blick eine Weile verzweifelt auf der nun massiven Wand hängen blieb, welche sie von den Außenseitern trennte. Sie brauchte den Doctor und seine Cleverness, sein geordnetes Kalkül und den Ideenreichtum, um aus Situationen wie dieser heil heraus zu kommen. Doch so, wie er gerade in sich zusammen gekauert da saß, erweckte es eher den Eindruck, als hätte er aufgegeben. Die Blonde leckte sich über die Lippen; sie war gut darin, Leute aufzumuntern, hatte Übung durch Sherons regelmäßige Liebesdramen um Typen die es nicht einmal Wert waren, dass man Tränen für sie vergoss und mit elterlichen Problemen, die sie von Mickey her irgendwie geprägt hatten. Mickey, ihr mehr-oder-weniger-Freund aus ihrer Zeit, der liebe Kerl den sie seit Kindheitstagen kannte, weil er in der selben Nachbarschaft wohnte und der schon im Sandkasten auf sie stand. Mickey, welcher auf sie warten und den sie ohne Federlesen für den Mann zu ihren Füßen verlassen würde. Der Gedanke kollidierte mit ihr plötzlich wie ein Rammbock und sie hatte Mühe, die damit verbundene Schuld herab zu spielen, die sich prompt in ihrer Magengegend ausbreitete wie ein schmerzhaftes Geschwür. "Doctor?" Als der Gallifreyan nicht reagierte, ging Rose vor ihm in die Hocke und legte ihm mit dem Anflug eines Zögerns die Hände auf die angewinkelten Knie. Der Doctor zuckte unter der Berührung ihrer Fingerkuppen spürbar zusammen, verharrte aber mit gesenktem Kopf in seiner Position, die mehr denn je an einen getretenen Hund erinnerte. Ihre Daumen zogen sanfte Kreise über dem abgetragenen Jeansstoff, bevor sie mutig genug war seine Beine so weit auseinander zu drücken, dass sie dazwischen Platz finden konnte. Sein Haupt schnellte in die Höhe, die Augen des Doctors, blau und kühl, fanden einen Atemzug lang die ihren, ehe er beiseite und in die Tiefen des dunklen Tunnels sah und ihr auswich. Er schluckte hart und ließ eines der Beine sinken, sagte jedoch nichts. "Wir müssen weiter", drängte Rose so sanft wie möglich und angelte nach seinen Händen, die er inzwischen über dem Bauch gefaltet hatte. "Wozu?" Seine Erwiderung war leblos und monoton, genau so wie der Ausdruck auf seinem staubigen und schmutzigen Gesicht. Der Doctor gluckste hohl: "Wir wissen nicht, warum wir hier gelandet sind. Es könnte ebenso gut ein Zeichen dafür sein, dass unsere Zeit abgelaufen ist." Rose kannte den Gallifreyan und seine Launen, seine Arroganz, seine Selbstüberzeugung und den massiven Drang sich ihr beweisen zu wollen. Sie kannte ihn auf viele Arten, aber sie hatte ihn noch nie derart hoffnungslos erlebt; für gewöhnlich wusste er derlei Probleme mit Heiterkeit zu überspielen, wusste sich in Schale zu werfen und die Brust mutig nach vorne zu recken, auch wenn alles unausweichlich schien. In diesem Fall war es anders und ging ihm durch Mark und Bein – und das so sehr, dass es ihn paralysierte. Rose mochte sich nur vorstellen, was damals zum richtigen Zeitpunkt schief gegangen war. Es machte ihm Angst; doch das war nicht das einzige: "Ich habe sie zum Tode verurteilt, Rose. Sie sterben wegen mir. Sie alle. Ich hätte sie retten können, oder nicht? Also warum habe ich es nicht einfach getan?" Es quälte ihn sichtlich, an seine eigenen Regeln und die von Raum und Zeit gebunden zu sein. Roses beugte sich ein Stück weit vor und umschloss das kantige Gesicht ihres ungewöhnlichen Begleiters in einer liebevoll und fast zärtlichen Berührung, damit sie seinen Kopf in ihre Richtung drehen konnte: "Sie sind bereits tot, Doctor." Es war die grauenvolle Wahrheit, eine Tatsache die einen fahlen Beigeschmack auf ihrer Zunge hinterließ. "Sie waren schon tot, bevor wir ihnen begegneten – dich trifft keine Schuld. Und sie zu retten hätte noch viel mehr Schaden verursacht und das weißt du." Auf der Stirn des Doctors bildeten sich Falten, ehe er der Blonden jedoch widersprechen konnte, knüpfte Rose leise an: "Ich schaffe das hier nicht allein, ich kann die TARDIS nicht reparieren, um nach Hause zurück zu finden … I…I…Ich weiß nicht einmal wo es hier nach draußen geht. Ich brauche deine Hilfe. Ich brauch' dich ." Der Gallifreyan verfiel abermals in Schweigen, wo sein Blick mit der Zärtlichkeit eines Windhauchs über ihr Konterfei glitt und einen Herzschlag lang an ihren Lippen hängen blieb. Sie war ihm näher, wie notwendig gewesen wäre, konnte seinen rauen Atem auf ihrer Haut spüren und als er sich bewegte, hörte sie flüchtig auf zu atmen. Schließlich lächelte er bitter und schloss seine kalten Finger um die ihren, führte eine ihrer Hände derart auf Augenhöhe zurück, dass Rose beinahe glaubte er wollte deren Knöchel küssen: "Rose Tyler … ich bin froh, dich getroffen zu haben." Er ließ von ihren Fingern ab, strich ihr das Haar hinters Ohr und machte Anstalten sich aufzurappeln, wobei er sie mit sich zurück auf die Beine zog. Der Schmerz war nicht verschwunden, spiegelte sich deutlich in seinen Augen wieder; zumindest schien er allerdings bereit, sich wieder dem Wesentlichen zu widmen und das war nun einmal einen Weg ins Capitol zu finden, um an die Ersatzteile für ihr Raumschiff zu kommen. "Du hast Recht, du hast mit allem Recht – wir können nicht hier bleiben." Schuldgefühle hatten dabei keinen Platz, auch, wenn er davon absah die Worte laut auszusprechen. Rose konnte nicht ahnen, dass er ihr seine Vergangenheit vorenthielt. Dass er ihr nicht gestand, dass er es war, der Gallifrey beim letzten Mal schon zum Tode verurteilt und in die Luft gesprengt hatte – dass er Kopyion und seine Leute nun erneut auf dem Gewissen hatte. "Komm." Der Doctor umschloss ihre Hand und zog sie bestimmt mit sich. **** |[T]| **** Die Blonde hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu vermuten, wie lange sie in dem unterirdischen Tunnelsystem der TimeLords unterwegs waren und verband es mit dem Hunger, der ihren Magen zum Brummeln brachte. Der Doctor hatte ihr schon eine Handvoll Nüsse angeboten, mit denen sie seit einer Weile beschäftigt war und trotzdem kam sie nicht umhin sich eine Tüte Pommes mit einer gesunden Portion Ketchup vorzustellen, deren Stücke warm und salzig gleichermaßen auf ihrer Zunge zergingen. Einmal war das ungleiche Paar auf ihrer endlosen Wanderschaft gezwungen gewesen, die Richtung zu wechseln, weil sie auf eine Sackgasse gestoßen waren. Licht gab es um sie herum nicht, daher verließen sie sich auf den kleinen Lichtkegel, den der Schallschrauber her gab, weshalb das Summen des Gerätes das einzige Geräusch war, das die Stille um sie herum durchbrach. "Wir dürften inzwischen unterhalb Arcadiens sein", drängte sich die tiefe Stimme des Doctors in Roses Gedankengang. "Wenn wir in den nächsten zwanzig Minuten keinen Ausweg finden, machen wir uns einen, auch wenn ich so viel Aufmerksamkeit eigentlich vermeiden möchte – hab' kein Bedürfnis mich mit Daleks anzulegen." "Geht mir genauso", stieg die Blonde sofort auf die Unterhaltung ein und erntete ein trübes Grinsen. Der Doctor gab sich verhalten, seit sie begonnen haben zu Marschieren. Immerhin wirkte er aber wieder ein wenig mehr wie er selbst und begann dann und wann sogar eine Konversation, verirrte sich in einem schlecht erzählten Witz oder Anekdoten über die Glanzzeiten von Arcadia. "Die Märkte hätten dir gefallen, so groß, dass du sie zu Fuß kaum an einem Tag hast laufen können – und die Küche! Meine Güte, Rose, man müsste dich kugeln, hättest du die Gelegenheit gehabt davon zu probieren", behauptete er zum Beispiel mit einem tiefen Nachsinnen, bevor er die Erinnerung mit einem Kopfschütteln vertrieb. Sie hätten davon ausgehen können, dass ihre vermeidliche Wanderschaft zu einfach war, dass sie sich in falscher Sicherheit wähnten, die mit einem abprallenden Schuss an der Tunneldecke in sich zusammen fiel wie ein schlecht aufeinander gebautes Kartenhaus. "Da vorne sind sie!" Das Brüllen eines Mannes wurde durch den wachsenden Eifer weiterer Soldaten, die sich seinem Ruf anschlossen, zu einem Echo verstärkt. Rose und der Doctor sahen gleichzeitig über ihre Schultern um, wobei die Blonde aus Überraschung und Schock ihre Nüsse fallen ließ. "Sie haben uns eingeholt?!" Ihre Finger wurden durch den barschen Griff des Doctors zusammen gedrückt, als er keinen Sekundenbruchteil verschwendete, die Beine in die Hand zu nehmen und los zu rennen. "Sie müssen einen anderen Eingang kennen! Einen anderen Stollen, einen Weg auf dem sie so schnell zu uns aufschließen konnten. Verdamm' mich, ich dachte ich könnte sie eine Weile länger beschäftigen!" Dem ersten Schuss folgte ein nächster. Sie zogen die Köpfe ein und folgten dem Pfad weiter in die Tiefe, bis der Doctor ins Straucheln kam, stoppte und die Blonde hinter seinen Rücken drängte. "Wir haben keine andere Wahl. Rose! Ich möchte, dass du in Deckung gehst, wenn ich es dir sage – klar?!" Im fahlen Schein der blauen Funzel aus dem Schallschrauber des Gallifreyans wirkten die aufschließenden Schatten der Außenseiter wie ausgezehrte Raubtiere auf Beutezug. Indes sie näher rückten, konnte Rose über die Schulter ihres Begleiters sehen, dass Kopyion die Truppe aus zehn oder zwölf Mann anführte. Alle waren bewaffnet. Alle gierten danach, den vermeidlichen Erdlingen den Garaus zu machen. Der Geruch von Rache lag in der Luft. Die Männer zielten, Rose zählte leise bis zehn. Ihre Waffen entsicherten, das metallene Knacken gellte an den Wänden lauter wie jeder Schrei. Dann drückten sie ab, gleichzeitig mit dem Doctor, der seinen Schallschrauber an die Decke richtete, wie er es in dem Lager der Gallifreyans schon getan hat. Er rief noch ihren Namen, als sein Körper durch die Wucht des Aufpralls von Steinen und Geröll wie bei einer Explosion nach hinten und gegen den ihren geschleudert wurde. Sie fanden sich in einem Knäul auf dem Boden wieder, umzingelt von Staub und Hitze, die von oben in den Schacht nach innen drängte. Die Augen zusammen gekniffen, klammerte sich die Blonde an den Pullover des Doctors und wartete im Schutz der Dunkelheit auf die alles verschlingende Stille. **** |[T]| **** "ELIMINIEREN!" Programmierter Hass fraß sich in ihr Unterbewusstsein und ließ Rose aus ihrer Bewusstlosigkeit aufschrecken. Sie konnte sich nicht bewegen, wurde gehalten von einem Paar starker Arme, die ihr mit Nachdruck bedeuteten, sich nicht mehr zu rühren wie notwendig. Laser schoss auf Stein, schoss hindurch. Kiesel flogen wie Geschosse zu aller Seiten, trafen sie am Kopf und im Gesicht. Die beiden Herzen des Doctors raßten unter dem Stoff seiner Lederjacke, bevor sie sich auf eine Geschwindigkeit herab drosselten, die sie kaum mehr hörte. "EINE EXPLOSION? EIN TUNNEL! WOHER KOMMT DER TUNNEL?" "WOHIN FÜHRT ER?" "ZU VERBRECHERN?" "ALLE GALLIFREYANS MÜSSEN ELIMINIERT WERDEN!" Rose hoffte, dass es nicht mehr wie zwei Daleks waren, die sich um den eingefallenen Schacht kümmerten, dass sie die Leichen nicht in Frage stellten, die unter ihnen begraben waren. Sie schloss die Augen, wollte nicht hinsehen, wollte nichts wissen – nicht wissen, wie es weiter ging, nicht wissen, ob die Außenseiter tatsächlich alle büßen mussten. "Sie kundschaften den Schacht aus", hauchte der Doctor nahe ihrem Ohr so leise, dass sie ihn fast nicht verstand. "Das ist unsere Chance. Lauf Rose!" Er zog sie auf die wackeligen Knie zurück und rannte auf den Schutthaufen zu, auf welchem er bis nach oben in die herrschende Hölle der brennenden Stadt kletterte. "Gib mir deine Hand", forderte er die Blonde auf, ungeachtet dem herrschenden Chaos um sich herum auf den Straßen Arcadiens. Begann hier also der Krieg? Das richtige Abenteuer? Mussten sie sich durch Ruinen kämpfen, damit sie nach Hause fanden? Rose klammerte sich Halt suchend an den Arm des Doctors. Ihr Bein schmerzte, durch ihre Jeans drückte sich Blut und ihr Kopf dröhnte, von dem Rauschen in ihren Ohren ganz zu schweigen. In einer Vermutung hatte der Doctor Recht behalten: sie waren mitten in der Stadt aufgetaucht. Ob nun gewollt oder ungewollt blieb dahin gestellt. Immerhin waren sie am Leben. Ein Trümmerhaufen. Ein Schlachtfeld. Die Häuser waren in sich zusammen gefallen, Mauerreste lagen auf den Straßen verstreut, gepaart mit brennendem oder glühendem Holz. Die Schiffe der Daleks warfen Schatten auf die herum irrenden Bewohner, die sich obdachlos wie Ratten in ihren Nischen vor ihnen verkrochen. Aber Rose blieb keine Zeit, sie zu bedauern, weil der Doctor nicht stehen blieb: "Wir suchen uns Schutz, folge mir." Und sie rannten im Schutz der Schatten, rannten vorbei am Volk des Doctors, das die Arme nach ihnen ausstreckte, das ihnen verwundert hinter her blickte. Für Rose waren es alles bloß schemenhafte, gesichtslose Gestalten, Irrlichter und Opfer. Es stank nach Tod und Verwesung, der Rauch brannte ihr in der Lunge und zum ersten Mal, seit sie mit dem Doctor unterwegs war, wollte sie wirklich einfach nur nach Hause. **** |[T]| **** Musiktipp zu diesem Kapitel: ASP x Erinnerungen eines Fremden Danke fürs Lesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)