Broken Clockwork von kaprikorn (don't look into the black pit) ================================================================================ Kapitel 4: The Fire Rises ------------------------- A/N: Der Ton macht die Musik, wisst ihr, was ich meine? Ich geh' jetzt nicht von der Metapher aus, sondern im buchstäblichen Sinn. Ihr kennt das sicher, wenn ihr selbst Schreiberlinge seid: ihr hört etwas, einen Song, ein klassisches Stück, und sofort habt ihr dazu Bilder im Kopf, die sich um eure Geschichte drehen. Das macht einen manchmal ganz kirre – und ist die beste Quelle für Plots und Drama. UNIVERSE NINTH DOCTOR & ROSE GENRE SURVIVAL, ADVENTURE, HORROR, FRIENDSHIP & LOVE ALTER P16. **** |[T]| **** Give me your hand And take what you will tonight, I'll give it as fast And high as the flame will rise Cinder and smoke [IRON&WINE - CINDER AND SMOKE] Rose hatte das dumpfe Gefühl, sie würde ersticken. Etwas raubte ihr den Atem, störte ihre Nase und kitzelte unangenehm auf der Oberlippe. Sie wandte sich zuerst halbherzig in ihrem traumlosen Schlaf, bis sie schließlich mit einem Anflug echter Panik empor fuhr. Die Blonde keuchte, im ersten Sekundenbruchteil völlig orientierungslos, bevor sie dem ruhigen, doch angestrengten Blick des Doctors begegnete. Er hatte ihr die Hand über den Mund gelegt und führte seinen Zeigefinger nun seinerseits an die Lippen, um ihr zu bedeuten, nicht nur Ruhe, sondern vollkommene Stille zu bewahren. Als sich der TimeLord sicher war, dass Rose seine Geste deuten konnte und sich wieder ob der unsanften Art, mit welcher er sie geweckt hatte, im Griff hatte, wich er eine Handbreit vor ihr zurück. In der Hütte war es stockfinster. Das einzige Licht, das die Konturen der Vorräte erhellte, kam von draußen und wurde konstant durchschnitten von wandernden Schatten, die sich wie große Spinnen über die Wände zogen, ehe sie wieder in den Untiefen der Dunkelheit verschwanden. Eine sanfte und fragende Falte erschien zwischen Roses Augenbrauen, der Doctor schüttelte allerdings nur den Kopf und nickte zum Fenster, wobei er ihr seine Hand zur Hilfe anbot, damit sie sich neben ihm einen eigenen Eindruck von dem verschaffen konnte, was vor ihrem Versteck gerade im Gange war. Der Moment hätte unheimlicher nicht sein können, nicht nur, dass ihre Müdigkeit von einem Anflug ehrlicher Angst ersetzt wurde, sie wurde gleichsam auch schmerzlich daran erinnert, dass es sich bei ihrem vermeidlichen Ausflug nach Gallifrey nicht etwa um einen Traum, sondern furchtbare Realität handelte. Wenn Rose glaubte, Arcadia brannte bei ihrer Ankunft, stand die gesamte Stadt nun im Schein der Nacht in lodernden Flammen. Hörte man genauer hin, waren die Rufe, Schreie und das Wehklagen lauter geworden und drangen in einem chorgleichen Echo über die Barrieren der eingefallenen Häuser hinweg bis zu ihnen hinaus an den Rand. Gänsehaut breitete sich auf ihren Armen aus und die Blonde wickelte sich nebensächlich tiefer in die viel zu große Lederjacke ihres außerirdischen Freundes; der hatte ihre Geste bemerkt und fühlte sich so weit in der Verantwortung, ihr sanft den Rücken zu tätscheln. Rose war gerade dabei dem Doctor ein gequältes Schmunzeln zu schenken, als sie erneut stockte und sich so weit zum Fenster beugte, bis ihre Nasenspitze das kalte Glas berührte. "Was ist das?", hauchte sie mehr, wie hörbare Worte zu formen und zwickte die Augenwinkel krampfhaft aufeinander, bis der Anblick unweigerlich verschwamm. Dort, auf dem Weg den sie zuvor selbst gegangen waren, bewegten sich Menschen. Nein, das waren keine Menschen, korrigierte sich Rose, sondern Gallifreyans. Trotzdem stimmte etwas in ihrer Regung nicht, die abgehackt und stoisch aussah und um nicht zu sagen, völlig unnatürlich wirkte. Es war eine Reihe an Leuten, eine Gruppe oder etwas in der Art und die Köpfe gerade nach vorn gerichtet, widmeten sie ihrer Umgebung kaum so viel wie einen zweiten Lidaufschlag. Die Wanderer passierten dann eine der wenigen Straßenlampen, die tatsächlich noch brannte – und Rose widerstand dem Drang einen entsetzten Schrei auszustoßen, weshalb sie stattdessen die Luft scharf zwischen den Zähnen einsog und einen halben Schritt vor dem Fenster zurück stolperte. Das waren keine Gallifreyans, oder zumindest nicht mehr. Ihre Gesichter waren bleich und blutleer, ihre Augen eingesunken, ihre Wangen fahl – gestützt wurden sie von einem Metallrohr und einem zusätzlichen, mechanischem Auge, das zwischen ihren Augenbrauen hervor ragte und in tödlicher Gleichgültigkeit für ihre marionettenartigen Bewegungen sorgte. "Was hat man ihnen angetan?", die Hand vor den Mund geführt befürchtete Rose beinahe, die wenigen Nüsse zum Abendbrot würden den Weg über ihre Speiseröhre wieder nach oben finden. "Biologische Waffen-Experimente, kein neuer Coup der Daleks. Grausam." Der Doctor maß die Kreaturen stumpf, wie sie Untoten gleich ihre unendlichen Wege zogen. Ein Schritt nach dem anderen. "Sie sind das einfache Fußvolk der Daleks. Die, die man opfern kann – der Vorteil, der sich ihnen bietet, wenn sie andere Völker auslöschen. Eine nagelneue Armee, die sie steuern können, ohne sich Gedanken über ihre eigenen Verluste machen zu müssen. Nicht mehr, wie Bauern auf einem Schachbrett." Seine Braue zuckte nonchalant, er sah zu ihr hinab, den Mund bereits zum Weitersprechen geöffnet, als ein heftiger Schlag die Türe der Hütte zum Beben brachte. War der Doctor unruhig, wirkte er jetzt sichtlich alarmiert; er knetete die Hände kurz zu Fäusten und bugsierte seine Begleiterin zurück in Richtung Fenster. Dem ersten Schlag folgte ein nächster, dann ein weiterer. Kamen sie zuerst unkoordiniert, verband sie bald ein rhythmisches Muster, das Rose durch Mark und Bein fuhr: "Sie haben uns bemerkt." Der TimeLord rieb sich flüchtig den Nacken und schubste die Blonde schließlich unsanfter wie nötig mit sich: "Hilf mir, wir verbarrikadieren die Türe mit den Fässern." Aber würde sie das retten? Was machten biologische Daleks mit ihren Opfern? Fressen, aussaugen, einfach nur töten? Doch die Blonde leistete Folge und packte mit an, während der Doctor ein Fass nach dem anderen mühevoll über den staubigen Boden rollte, damit er eine halbherzige Wand vor der Türe aufbauen konnte, die nicht einmal eine Truppe Kinder lange hätte aufhalten können. "Hoffentlich lassen uns die Scharniere nicht im Stich, dann haben wir eine Chance." Er überließ es nicht dem Zufall, sondern rannte zurück zum Fenster, sondierte die Lage, angelte seine Jacke von Roses Schultern und schlug mit geschütztem Ellenbogen die Scheibe ein, hievte sich auf das Fensterbrett und trat mit seinen Stiefeln kräftig genug nach, dass sich der morsche Fensterrahmen löste und halbseitig aus den Angeln fiel. Die Türklinke rüttelte, das Poltern dahinter nahm zu, indes der Doctor aus dem Rahmen in den Sand darunter sprang und sich auf den Fersen zu Rose umwandte, der er seine Arme entgegen streckte: "Vertrau mir, ich fang dich auf." Sie ließ sich bestimmt nicht zweimal bitten, denn der Türrahmen brach mit einem erschütternden Knall in Tausend Stücke. Holz splitterte, verfing sich in ihrem Haar, obgleich sie den Kopf schützend beiseite drehte und die Arme empor zog. "Rose!", schrie der Doctor, gezwungen unruhig auf den Zehenspitzen zu tänzeln, weil er kaum ausmachen konnte, was in der Hütte geschah. Ein Laserstrahl erhellte den kleinen Raum, irgendwann folgte ein Zweiter. Das schneidende Geräusch der Waffen bohrte sich durch die Fässer, deren Hefetrunk sich auf dem trockenen Boden ausbreitete wie sich Blut durch Adern pumpte. Eine Sekunde, vielleicht länger, bevor die Kreaturen sich zu ihr durchgekämpft hatten – aber welche Wahl blieb ihr? Sie traute sich nicht zu atmen, machte kehrt, die Gefahr im ungeschützten Rücken und stolperte ungeschickt über das Fenster hinweg ins Freie, wo sie den Halt verlor, fiel und in der Tat weicher landete, wie erwartet. Der Gallifreyan kämpfte mit seinem Gleichgewicht, aber die Arme fest um Roses Mitte geschlungen fand er sicheren Stand. Einen Moment lang glaubte die Britin, ihr ungewöhnlicher Freund würde es nicht mehr wagen, sie gehen zu lassen; für einen sicheren Augenblick wusste sie, dass er ihr dieses Versprechen gerade gab, ohne es in Worte zu fassen. Das änderte allerdings nichts daran, dass sich in ihrem Unterschlupf Rauch ausbreitete und die Marionetten der Daleks beizeiten ihre Flucht schon ahnten. "Lauf Rose", befahl der Doctor dumpf und zerrte sie hinter sich her, weg von den Häusern, weg von den Gallifreyans, die sich jetzt nicht mehr über die Straßen bewegten, sondern in ihrer stoischen Gemächlichkeit direkt über Ödland auf sie zu hielten. Sie mussten nur nah genug heran kommen, zielen und treffen – einer von ihnen genügte. Ein stummer Schuss in den Rücken, dann war es vorüber. **** |[T]| **** Roses Fuß verfing sich in einer Wurzel, was sie ins Straucheln brachte. Ihre Lungen brannten, die eiskalte Luft, die sich in ihnen fest gesetzt hatte, trieb ihr quälend die Tränen in die Augenwinkel und trotzdem machte sie nicht Halt, sondern beschleunigte ihren Laufschritt noch, trotz dem pochenden Knie, trotz der Kurzatmigkeit, die ihren Puls in ungewohnte Höhen trieb. "Hier entlang!" Der Doctor schlug einen Haken und bewegte sich mit dem Geschick eines gejagten Hasens im Zickzack an den herab gebrannten und zusammen gefallenen Häusern entlang, wobei er hier und da gegen die Fassaden rempelte und einen erstickten Schmerzenslaut, gepaart mit einem Fluch, nach dem anderen zwischen trockenen Lippen hervor presste. Plötzlich aber war ihre Flucht vorüber; der Gallifreyan blieb so abrupt stehen, dass Rose in ihn prallte und sich an seinem Arm festklammern musste, damit sie nicht fiel. Ihre hitzigen Atem kondensierten in der eisigen Luft, geblendet von den Flammen der Stadt, die am Horizont aufstiegen. Nur einmal hätte Rose tatsächlich um Rast gebeten, nur einmal wollte sie das Glück auf ihrer Seite wissen, doch die auf sie gerichteten Schusswaffen der Dalek-Fußsoldaten sprachen eine andere Sprache und unterzeichneten ihren Untergang. Die Blonde spürte einen Schlag in ihre Seite, der sie letzten Endes wirklich ungebremst in den Sand manövrierte. Der Doctor beugte sich in der Hast, ging in die Knie und griff nach einer Holzlatte die von einer der Häuserwänden in seinem Rausch abgerissen worden war; Rose traute ihren Augen nicht, war daran zu protestieren, in dem Moment, wo er sich mit wirbelnder Lederjacke merklich verzweifelt auf die Handvoll Leute aus seinem eigenen Volk stürzte, zwei Schüssen auswich und mit seiner improvisierten Waffe um sich schlug. Ein Schuss hätte gesessen, direkt auf seinen Kopf gerichtet und gefühllos abgedrückt. Aber er kam nicht, durchbrach in seiner Monotonie nicht die gallifreyische Nacht, denn der vermeidliche Dalek sackte zuvor in sich zusammen wie eine Puppe, der man die Fäden kappte. Die Geschwindigkeit überforderte Rose, die sich indes auf die Knie zurück kämpfte und von dem Doctor zu dem Mann sah, der mit einem Gewehr unterm Arm geklemmt, breitbeinig vor ihnen stand. Der Fremde war hoch gewachsen und trug Kleider die an eine Uniform erinnerten. Über sein ernstes Gesicht zogen sich Narben, die im fahlen Schein des Feuers aus der Ferne ebenso unheimlich wirkten, wie die Fratzen seines toten Volkes: "Ich bin Kopyion – und ich glaube, ihr braucht meine Hilfe. Mir nach." Der Doctor bot Rose eine Hand, seine Finger und Handinnenflächen waren aufgerissen und blutig, er selbst blass und augenscheinlich in seinem ganz eigenen Alptraum gefangen, der für ihn schon seit einer Ewigkeit hätte vorbei sein müssen. Sie hatten die Daleks nicht abgehängt, die Schatten in ihrem Rücken bestätigten das, doch Kopyions Route lotste sie weit genug von ihnen weg, zurück ins sichere Dickicht und an den Rand des Waldes, den sie am Tage schon passiert hatten. So lange sie die Baumkronen vor den Luftschiffen und ihren Scheinwerfern schützten, so lange die Marionetten ihrer Feinde nicht lernten zu rennen, ja, so lange sie sich irgendwo verkriechen und ihre Wunden lecken konnte, war Rose um alles und jeden dankbar, selbst um die Hilfe eines Fremden. Aber was bedeutete das am Ende für die Zeitlinie des Doctors, wo sie nicht einmal hier sein, geschweige denn kämpfen durften? **** |[T]| **** Danke fürs Lesen. P.S. der untere Teil lässt sich bildhaft zu "The Railroad Waits for No One" aus dem OST zu Lone Ranger genießen. Leider nur auf Spotify zum Hören verfügbar: http://open.spotify.com/track/48nkIwlZ5SxilzEVEuQAaD (http://open.spotify.com/track/48nkIwlZ5SxilzEVEuQAaD) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)