Beyblade N. G. von KradNibeid (Aktuell: Kapitel 15 - Garys Galzzly) ================================================================================ Kapitel 8: Die Promis kommen! ----------------------------- - 30. April, New York – Nachdenklich betrachtete Kai das Labor. Die kahlen Wände und das minimalistische Design der Möbel ließen den Raum steril wirken, und hinter einer Plexiglaswand türmten sich Serverbänke als bedrohliche Wand aus Kabeln und Anschlüssen. Einige der Tische waren mit PCs ausgestattet, andere mit Mikroskopen, Zentrifugen, einem Massenspektrometer, chemischen Indikatoren und anderen Geräten, die zur Analyse von Proben und Daten beitragen konnten. Die Raumtemperatur war relativ niedrig, um die vorhandene Technik zu schonen, und es roch immer penetrant nach Desinfektionsmittel, da die Putzkolonne ihre Arbeit sehr ernst nahm. Alles in allem musste Kai zugeben, dass es kein schöner Ort war; er war hier, weil er hier sein musste, und hatte sonst kein Bedürfnis, noch mehr Zeit an diesem Ort zu verbringen. Kenny jedoch schien das anders zu sehen. Amüsiert hob Kai eine Augenbraue, als er den jungen Mann am Boden betrachtete, der sich zusammengerollt an einen PC kuschelte, dessen Wärmeabstrahlung ihn magisch anzuziehen schien. „Ich dachte schon, du hättest uns vergessen“, murmelte Dizzi auf einmal pikiert (und klang dabei etwas müde), und mit einem leichten Grinsen blickte Kai auf den Laptop, der auf dem Tisch stand. „Dich zu vergessen ist unmöglich, glaub mir, Dizzi. Außerdem hatte ich Arbeiten zu erledigen – genau wie ihr.“ Vorsichtig setzte er sich auf den Stuhl, bemüht, Kenny nicht zu wecken; ihm war bewusst, dass er ihm viel abverlangte, und solange Dizzi ihn über die Analyseergebnisse informierte konnte Kenny weiterschlafen. „Hättest du deine Arbeiten nicht auch hier im Labor erledigen können? Dann hätte ich wenigstens noch etwas zum Hingucken gehabt“, säuselte das Bitbeast ungeniert, und Kai schüttelte unbeeindruckt den Kopf, während er sich die Daten betrachtete, die auf dem Bildschirm des PCs zu sehen waren, der Kenny als Wärmequelle diente. „Sind das die Ergebnisse der Analyse?“ „Das verrate ich dir nur, wenn du lieb Bitte sagst“, kicherte sie, und Kai bedachte sie mit einem stechenden Blick. „Ich kann auch einfach Kenny wecken.“ „Der könnte dir aber nicht so viel sagen wie ich – denn immerhin habe ich die meisten der Analysen durchgeführt, nachdem Chef einfach eingeschlafen ist und mich mit der Arbeit alleine gelassen hat!“ Theatralisch seufzte sie auf, und Kai starrte den Laptop für eine Weile böse an, bis er schicksalsergeben schnaubte. „Fein. Dann eben so.“ Er holte tief Luft. „Bitte, Dizzi? Sind das die Ergebnisse der Analyse?“ Während Dizzi triumphierend auflachte machte sich Kai eine innere Notiz, dass er Dizzi einen kleinen Virus zum Abschied schicken würde, sobald diese Sache aus der Welt geschafft war. „Ich wusste doch, dass du ein guter Junge sein kannst, Kai“, flötete sie, und einige Tabellen erschienen auf ihrem Monitor. „Das hier sind die Ergebnisse deiner Bitchips. Sie sind eindeutig nicht von der PPB oder anderen Laboren der BBA gebaut worden – das Grunddesign ist zwar ähnlich, aber der Aufbau der Cyber-Bitbeast-Datenfragmente, die noch erhalten sind, und die Art, wie sie in den Träger gespeist sind, unterscheiden sich vollkommen von der Technik, die hier im Haus verwendet wird.“ Stolz schwang in ihrer Stimme mit, und bevor Kai etwas anmerken konnte, fuhr sie schon fort: „Nachdem Kenny außerdem eingeschlafen war und sich einfach nicht wecken ließ habe ich vor lauter Langeweile zudem noch Überstunden gemacht – ich habe alle Daten, die die PPB über Cyber-Bitbeasts, die Labore, in denen sie hergestellt werden, und die verschiedenen bekannten Techniken dazu besitzt gesammelt und mit den Bitchips abgeglichen.“ Erwartungsvoll blickte Kai Dizzi an. „Und?“ „Und… nichts. Kein Treffer. Wer auch immer diese Chips gebaut hat verwendet eine Technik, die zu keinem Verfahren passt, das die BBA je dokumentiert hat.“ „Diese Datenbanken sind allerdings sehr unvollständig“, gähnte da auf einmal Kenny, der sich müde über die Augen rieb und Kai von unten herauf anblinzelte. „Deswegen kann es auch durchaus sein, dass die Chips zu jemandem gehören, der in den Datenbanken zwar aufgelistet ist, aber dessen Technologie nicht vollständig eingegeben wurde.“ Mit einem leisen knacken strecke sich Kenny, dann stand er auf und rieb sich den Nacken, während er Kai von der Seite her ansah. „Seit wann bist du hier?“ „Eine Weile. Dizzi hat mir das Meiste schon erzählt“, bemerkte Kai mit einem Seitenblick auf Kenny, dann wandte er sich wieder Dizzi zu. „Aber das bedeutet, dass du trotz allem nicht weißt, woher die Chips kommen – und dass wir niemanden ausschließen können.“ „Wir können immerhin sagen, dass die BBA nichts damit zu tun hat, und das ist doch schon einmal ein Anfang. Mit Sicherheit hätte ich aber mehr herausgefunden, wenn mich jemand bei meinen Recherchen unterstützt hätte“, meinte Dizzi angespannt und sicherte die Analyseergebnisse auf ihrer Festplatte. Kenny seufzte. „Es tut mir Leid, Dizzi, dass ich eingeschlafen bin. Es war nicht böse gemeint.“ Entschuldigend strich er über das Gehäuse des Laptops (was Kai mit einer hochgezogenen Augenbraue kommentierte), dann zog er sich einen freien Stuhl heran. „Ach, Chef, ich konnte dir noch nie böse sein. Deine zarten Finger auf meiner Aluminiumschale lassen einfach jeden meiner Schaltkreise dahinschmelzen“, kokettierte Dizzi und seufzte wohlig. Kai stand auf. „Ich schätze, dass das der Moment ist, in dem ich wieder verschwinde. Denn das will ich jetzt nicht sehen“, murmelte er. Stöhnend stand auch Kenny wieder auf, während Dizzi empört schnaubte. „Eine Frau hat eben auch ihre Bedürfnisse!“ Mit einem müden Lächeln loggte sich Kenny aus dem PPB-System aus und sammelte die verschiedenen Bitchips wieder ein, die er im Verlauf des Abends in den diversen Untersuchungsgeräten verteilt hatte. Dann reichte er sie Kai. „Hier. Tut mir Leid, dass nicht mehr herausgekommen ist.“ Kai zuckte mit den Schultern und wandte sich in Richtung Tür. „Du hast schon mehr herausgefunden als alle anderen, die ich bisher darauf angesetzt hatte, also kümmert es mich nicht. Und jetzt komm – vor uns liegt noch einiges an Arbeit.“ Ohne sich noch einmal umzudrehen verließ Kai das Labor, und Kenny folgte ergeben. Es bereitete ihm keine Freude, mit Kai zusammenzuarbeiten (er hatte immer das Gefühl, dass Kai ihn mehr als Werkzeug denn als alten Freund sah), doch im Moment war Kai der einzige Weg, der ihn näher an Tyson heran brachte. Und er würde Tyson nicht im Stich lassen. Schweigend gingen die beiden die Flure entlang, Kenny mit Dizzi unter dem Arm. Gelegentlich trafen sie auf Angestellte der PPB, die sie freundlich grüßten oder wahlweise ignorierten; die meisten von ihnen kannte Kenny jedoch nicht. „Sieh einmal an – wenn das nicht der Herr Weltmeister ist“, tönte da auf einmal eine spöttische Stimme aus einem Seitengang, an dem sie vorbei gekommen waren, und überrascht blieb Kenny stehen. Kai stoppte ebenfalls, als der Mann, zu dem die Stimme gehörte, aus dem Gang heraus zu ihnen trat und sie herausfordernd angrinste. „Ich hätte nicht gedacht, dass du dich trauen würdest, dich persönlich hier blicken zu lassen – immerhin ist das hier mein Revier, und in das traust du dich ja nicht mal in der Arena.“ Überheblich fuhr sich der Neuankömmling durch die roten Haare, und das Emblem der Allstarz glänzte an seiner Gürtelschnalle. Kai hob kühl eine Augenbraue. „Parker.“ „Der einzig Wahre!“ Theatralisch warf sich Michael in Pose, und Kai rollte mit den Augen. „Ich habe keine Zeit für dich und diesen lächerlichen Kleinkram.“ „Ha, von wegen keine Zeit! Du bist einfach nur zu feige, dich mir in den Teamkämpfen zu stellen – jeder weiß, dass das die wahre Königsdisziplin des Beybladens ist! Aber andererseits waren Teams ja noch nie deine Stärke“, feixte Michal, und Kais Augen wurden schmal. Unsicher blickte Kenny zwischen den beiden hin und her. Seit den letzten Weltmeisterschaften war die Stimmung zwischen Michael und Kai angespannt. Kai war bereits zum dritten Mal in Folge Weltmeister im Einzel geworden, während sich Rick und Michael bei den vergangenen Meisterschaften gegen die Titelverteidiger im Teamkampf, Oliver und Johnny, hatten durchsetzen können. Mit dem Titel war Michaels Ego noch größer geworden als sonst, und er hatte Kai postwendend zu einem öffentlichen Kampf herausgefordert – den dieser ausgeschlagen hatte. Seither vertrat Michael die Meinung, dass Kai Angst vor ihm hatte und zu feige war, sich ihm in der Arena zu stellen – und die zufälligen Treffen der beiden, die sich von Zeit zu Zeit ergaben, endeten meistens mit kuriosen (und unschönen) Schlagzeilen in der Klatschpresse. Gerade setzte Kai an, etwas zu erwidern, als Rick aus dem Gang trat, aus dem Michael gekommen war, und Kai und Kenny zunickte, bevor er sich an seinen Teamkollegen wandte. „Wenn du langsam fertig mit dem Aufplustern bist, Parker, dann hätte ich nichts dagegen, wenn du mir beim Tragen helfen würdest.“ Empört blickte Michael Rick an, während Kai dezent grinste (denn offensichtlich erheiterte es ihn, dass Rick Michaels Auftritt platzen ließ). „Ich bin hier gerade mitten in einem wichtigen Gespräch!“ „Menschen zu belästigen ist nicht das gleiche wie ein Gespräch zu führen, Parker, und jetzt komm – die anderen warten schon!“ Und, als Michael etwas entgegnen wollte, setzte er hinzu: „Alternativ trage ich eben die Getränke und Snacks alleine – aber denk nicht, dass du dann auch nur einen einzigen Twinkie bekommst.“ Mit steinerner Miene blickte Rick seinen Teamkollegen an; Entsetzen machte sich auf Michaels Gesicht breit (und Kai genoss die Szene offensichtlich). Schließlich, nachdem Rick das Wettstarren gewonnen hatte, steckte Michael die Hände in die Hosentaschen und stapfte mürrisch an seinem Teamkollegen vorbei. „Du bist grausam“, murrte er, dann verschwand er durch eine Tür. Rick schüttelte den Kopf und wandte sich an Kenny und Kai, die er erst abschätzig musterte, und ihnen dann bedeutete, ihm zu folgen. „Ihr beiden könnt mir auch gleich helfen, wo ihr gerade hier seid; wir haben so eine Art Klassentreffen mit Eddy und Steve…und Max, wenn er sich denn diesmal ausnahmsweise blicken lässt“, schnaubte Rick. Bei der Erwähnung von Max‘ Namen zuckte Kenny leicht zusammen, als Schuldgefühle ihm kurzzeitig die Kehle zuschnürten. „Und wo ihr beiden schon mal hier seid… ihr wart zwar nicht im Team, aber hey, ich glaube, so schnell werden wir uns nicht wieder sehen, also kommt einfach mit.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)