Secret Feelings von Lina_Kudo (Verborgene Gefühle (Shinichi&Ran)) ================================================================================ Kapitel 2: ... Is Always ------------------------ Kapitel 2: … IS ALWAYS »Endlich kann ich dir wieder wahrhaftig gegenüberstehen …« Ich schluckte aufgeregt. Was machte ich eigentlich hier? Unsicher blickte ich auf mich herab. Mein Körper wurde von einem dunkelblauen Umhang und einer gleichfarbigen Rüstung verhüllt. Einerseits war ich froh, dass ich Araide doch ziemlich schnell davon überzeugen konnte, heimlich in seine Rolle schlüpfen zu können, um Ran zu überraschen. Andererseits war ich nun nervöser denn je. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals so eine Anspannung verspürt zu haben. Schließlich war ich eine Person, die so gut wie nie Nervosität verspürte, sondern es vielmehr genoss, im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen. Eigentlich. Was sollte ich jetzt machen? Ich hatte doch nur bruchstückhaft durch Rans Übungen zu Hause den Text des Ritters mitbekommen. Und selbst da hatte ich ihnen kaum Beachtung geschenkt. Hauptsächlich aus Trotz und Eifersucht, was ich mir ehrlicherweise nun eingestehen musste. Und es zutiefst bereute. Doch jetzt war es zu spät. Es gab kein Zurück mehr. Außerdem würde ich mich lieber vor dem gesamten Publikum blamieren als zuzulassen, dass Ran mit Araide eine Liebesszene spielte. Außerdem konnte man mich sowieso nicht erkennen durch die Maske des Ritters, was mir mehr als nur gelegen kam. Ich schüttelte mich innerlich. Nein – das konnte ich doch nicht machen! Wenigstens ein bisschen Ahnung sollte ich schon haben. Minimal. Lange seufzte ich, als mir klar wurde, dass mir keine andere Wahl blieb. Wenn ich nicht komplett das Theaterstück verderben wollte, das Ran so viel bedeutete, führte kein Weg an Sonoko vorbei. Leider. Ich biss schließlich widerwillig in den sauren Apfel und ging auf den hinteren Teil der Bühne zu. Sicher würde es nicht mehr allzu lange dauern bis zu meinem Auftritt. Ich musste mich also beeilen. Wie gerufen ertönte auch schon die Stimme Sonokos: »Herr Doktor, das ist der Höhepunkt! Sie müssen sich schnell bereit machen und auf die Bühne gehen; das ist Ihr Auftritt! Sie …« Doch sie hielt mitten in ihrer Bewegung inne, als sie direkt in meine unbedeckte Visage blickte. »Sh- Shinichi, bist du das?«, fragte sie und man sah ihr deutlich an, dass sie gerade aus allen Wolken fiel. Grinsend legte ich meinen Kopf schief. »Klar bin ich es. Ich wollte Ran mal überraschen und habe mir gedacht, dass ich als Ritter vor ihr erscheine. Die Idee ist doch klasse, findest du nicht auch? Sie wird vielleicht Augen machen!« Um meine Verlegenheit zu überspielen, berichtete ich ihr betont frech von meiner Idee. Ich hoffte inständig, dass es nicht zu betont rüberkam. Bevor ich sie überhaupt fragen konnte, ob sie mir nicht vielleicht Tipps geben könnte, überfiel sie mich schon damit, nachdem sie sich gefangen hatte. Sonderlich viel Zeit blieb uns ja nicht. Das wurde mir nun auch wieder klar. »Du springst von dort oben nach unten und beschützt natürlich die Prinzessin vor den Angreifern. Und danach … Also, die Sache ist ganz einfach: Du musst nur irgendwann die Prinzessin umarmen. Das ist leicht, das kann jeder! Und du musst nicht mal ein einziges Wort sagen!« Umarmen … Natürlich, das dürfte jetzt nicht das größte Problem darstellen. Bevor die Röte auf meinen Wangen eine verräterische Intensität annehmen konnte, setzte ich mir meine rettende Maske auf. »Wird zu schaffen sein«, erwiderte ich letzten Endes abermals mit einer gespielten Gelassenheit und machte mich auf den Weg nach oben. Als die Szene kam, in der der Mann hinter Ran die schwarzen Federn bemerkte, begab ich mich in die richtige Position und sprang mit einem Schwung nach unten auf die Bühne zu. Gekonnt theatralisch hob ich das Schwert in meinen Händen über meinen Kopf und schlug damit vertikal durch die Luft; in der inständigen Hoffnung, dass es einigermaßen gut aussah. Vielleicht hatte ich ja doch etwas von dem schauspielerischen Talent meiner Mutter geerbt und nicht nur die markanten Züge meines alten Herrn. Darauf hatte ich zwar bisher nie Wert gelegt, aber nun wäre ich doch sehr dankbar dafür. Selbst ein Funken theatralisches Können würde mir ja schon ausreichen, um zumindest die nächste halbe Stunde ohne Blamagen zu überstehen. Die Männer liefen ängstlich davon, während ich mich schützend vor Ran stellte. Na wenigstens hatte ich eine coole Rolle. Was für ein Gefühl, vor ihr zu stehen und zu merken, dass ich größer war als sie. Ein wahnsinnig gutes Gefühl, sie vollkommen verdecken zu können. Ein Gefühl, sie wirklich wahrhaftig beschützen zu können, auch wenn es sich hier nicht um ein Theaterstück gehandelt hätte. Vor einem Jahr hätte ich niemals gedacht, dass dieses Gefühl etwas so Besonderes und nichts Selbstverständliches war. Wie konnte ich denn damals auch damit rechnen, geschrumpft zu werden? Ihre liebreizende Stimme erklang und riss mich aus meinem kleinen Höhenflug. Oder ließ mich viel eher noch meterweit höher steigen. »Es war nicht nur das eine Mal, denn nun ist es sogar schon ein Zweites. Wer seid ihr nur, der mir stets zu Hilfe eilt? Oh, Ihr in schwarz gehüllter Ritter ohne Namen; ich danke Euch! Wärt Ihr vielleicht so freundlich, mir einen großen Wunsch zu erfüllen? Erfüllt mir einen Wunsch, ich bitte Euch! So nehmt doch diese Maske ab und zeigt mir Euer wahres Gesicht.« Ohne ein Wort drehte ich mich langsam zu ihr um und ging auf sie zu. Ich ging einen Schritt auf sie zu. Mein Herz klopfte wie wild. Sie sah so unglaublich schön aus in diesem Prinzessinnenkleid. Es passte so gut zu ihr und unterstrich ihre natürliche Schönheit noch viel mehr. Sie war wahrhaftig eine Prinzessin. Meine Prinzessin. Zärtlich legte ich meine Hände auf ihre schmalen Schultern und zog sie sanft an mich. Inzwischen klopfte mein Herz so heftig, dass ich schon befürchtete, dass sie es hören könnte. Auch wenn es unmöglich war. So lange hatte ich darauf gewartet. Zwar war es eine Anweisung von Sonoko, doch ehrlich gesagt verschwendete ich keinen einzigen Gedanken daran. Es war nämlich genau das, wonach mir am meisten war: sie in meine Arme zu schließen. Es war atemberaubend, dass meine Arme sie gänzlich umschlingen konnten. Sie als Shinichi Kudo umarmen zu können. Ich schloss meine Augen und sog tief ihren süßlichen Duft nach Orchideen ein. Es war so wundervoll berauschend; ich fühlte mich so leicht und glücklich, als wäre ich im siebten Himmel. Es war so wunderbar, dass ich schon daran zweifelte, ob das gerade wirklich wahr war oder ich nur träumte. Es war so unrealistisch. Einfach viel zu perfekt, um wahr zu sein. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder war ich durch dieses Gegengift gestorben und war bereits im Himmel, oder ich befand mich gerade wirklich auf dem Paradies auf Erden. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Eine andere Möglichkeit konnte ich mir nicht vorstellen. Meine rationale Denkweise war gerade wie benebelt. Wäre es nach mir gegangen, hätte ich sie nicht mehr losgelassen. Nie wieder. »Herr Doktor, das steht so aber nicht im Textbuch!« Mit einem Schlag war ich wieder zurück auf dem Boden der Realität. Ach ja, sie war ja immer noch im Glauben, dass ich der olle Doktor Araide war. Wie konnte mir das für einen Moment nur entfallen? Ob sie … Ob sie vielleicht spürte, dass ich es war? Denn irgendetwas … war doch da zwischen uns. Konnte es wirklich sein, dass sie von dieser Spannung zwischen uns gar nichts bemerkte? Da ich immer noch nichts sagte, wandte sie sich hilfesuchend an Sonoko. Sie sah einfach so süß aus, wenn sie unbeholfen war. Kurze Zeit später hatte sie offensichtlich wieder den Faden gefunden und fuhr fort mit ihrem Schauspiel. »Oh mein Gott, Ihr werdet doch nicht etwa … Pik sein?« Sie löste sich von der Umarmung und sah mich mit ihren warmen, blauen Augen an. »Wenn Ihr wirklich der Prinz des Kartenkönigreiches seid; jener Prinz den ich einst kannte, der als Kind vom eigenen Vater verstoßen worden ist …« Sie sah zu mir rauf, legte zärtlich ihre rechte Hand auf meine linke Schulter und verursachte genau auf dieser Stelle eine brennende Hitze. »Oh wenn … wenn Ihr unser Versprechen einst aus Kindertagen noch nicht vergessen habt, dann oh bitte …« Mir schoss immer wieder durch den Kopf, wie unglaublich schön sie doch aussah. Wie sie mich mit so einer Wärme ansah … Die Wärme ließ alles um mich herum vergessen. Keinen einzigen Gedanken verschwendete ich an Araide, denn der Punkt war doch: Ich stand nun hier mit ihr auf der Bühne, nicht er. Und sie lag auch nicht in seinen Armen, sondern in meinen. Alles andere war doch vollkommen irrelevant. »Dann gebt mir den Beweis auf meine Lippen, hier und jetzt.« Ich dankte Gott, dass ich eine Maske tragen durfte. Ansonsten hätte jeder gesehen, wie feuerrot Shinichi Kudo, der sonst die personifizierte Coolness darstellte, bei dem letzten Satz geworden wäre. Oh mein Gott; ich hatte das doch gar nicht geprobt! Wie sollte man denn bitte nur so tun, als würde man sich küssen? Wie sollte das denn funktionieren?! Mir schwirrte der Kopf. So hatte ich mir unseren ersten Kuss gewiss nicht vorgestellt. Sehr oft hatte ich es mir in der Vergangenheit insgeheim ausgemalt, an vielen verschieden Orten und in allen erdenklichen Situationen. Aber nicht so. Vor allem nicht, dass sie dabei der Überzeugung sein würde, jemand anderen zu küssen. Aber es kommt doch immer alles anders, als man denkt. Mein Herz überschlug sich abermals beim Klopfen. Meine Hormone spielten verrückt wie noch nie, gerieten vollkommen außer Kontrolle. Nein, halt! Ich musste mich zusammenreißen. Bloß nicht die Nerven verlieren; das wäre ein denkbar ungünstiger Moment. Als Ran auch gar nicht mehr lange abwartete und ihre Augen schloss, um sich mir zu nähern, war es um mich geschehen. Instinktiv blendete ich alles um uns herum aus. Dieser Moment … Auf diesen Moment hatte ich mein ganzes Leben gewartet. Ich musste ihn auskosten, ihn genießen. Diesen einen Moment, der sich für alle Zeiten in unsere Herzen einbrennen würde. Der Moment unseres ersten Kusses. Unsere Gesichter näherten sich immer weiter … Ihr duftender Atem streichelte liebevoll meine Wangen. Jetzt war es soweit. Unser erster Kuss war gekommen … Doch – wie sollte es auch anders sein – wurden wir von einem spitzen Schrei gestört. Ich reagierte sofort, stellte mich vor sie und breitete meinen Umhang aus. Dies hatte nichts mit meiner Rolle zu tun. Ich handelte rein nach meinem Instinkt. Sofort fanden meine Augen die Ursache für den Schrei. Mitten in der Sporthalle unserer Schule. Ein liegender Mann. Mein geschultes Auge erkannte jedoch auf dem ersten Blick etwas weitaus Schlimmeres. Es war nicht nur ein Mann, sondern eine Leiche. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)