Secret Feelings von Lina_Kudo (Verborgene Gefühle (Shinichi&Ran)) ================================================================================ Kapitel 1: Love ... ------------------- Secret Feelings Verborgene Gefühle Kapitel 1: LOVE … »Warum fühle ich mich dir so nah, obwohl du es unmöglich sein kannst?« Im ganzen Saal wurde es mucksmäuschenstill. Mein Herz hämmerte wild gegen meine Brust. Es ging los. Die roten Vorhänge fuhren auseinander und gestatteten mir einen Blick auf das große Publikum. Tief holte ich Luft und schluckte den überdimensionalen Kloß in meinem Hals, verursacht durch meine eigene Aufregung, hörbar runter. Zumindest kam es mir so vor, als ob es so laut war, dass es jeder hören konnte. Ich wusste ganz genau: Auch er saß dort im Publikum. Ich musste einfach alles geben. Alles, damit er stolz auf mich sein konnte. Ich faltete meine Hände ineinander und sagte meinen Text mit so viel Gefühl auf, welches ich aufbringen konnte. »Oh Zeus, du allwissender und allmächtiger Gott. Wessen habe ich mich schuldig gemacht, dass du mir solch eine große Strafe aufbürdest? Willst du mich etwa dazu zwingen, auf ewig diese Ehe einzugehen, in der mich nur Unglück erwartet?« »Ja, los, zeig den Leuten, was du auf der Pfanne hast! Ja ja ja, das ist meine Tochter; da staunt ihr, was?« Die Stimme meines Vaters konnte ich deutlich aus dem Publikum heraushören. Wie peinlich. Doch von dieser aufkommenden Scham ließ ich mir nichts anmerken. Ich hatte die Hauptrolle eines Stücks zu spielen. Konzentriert mimte ich weiter die sanftmütige Prinzessin. Es dauerte jedoch nicht lange, bis es zu eine der spannendsten Szenen kam: der Auseinandersetzung zwischen den verfeindeten Familien. Ich sollte entführt werden. Unsanft wurde ich aus der Kutsche gezogen, in der ich mich gerade befand. Als ich Kazuhas laute Anfeuerung hörte, musste ich mir ein Kichern verkneifen. Es war unheimlich niedlich, dass sie so mitfiebern konnte, obwohl alles nur gespielt war. Ein weiteres Licht ging an. Schwarze Federn fielen von der Decke. Nun kam der Auftritt des Doktors. Meine Lieblingsszene aus diesem Stück, denn für mich war es der Höhepunkt schlechthin. Und da kam er auch schon von oben angesprungen mit seinem Schwert, untermalt mit eindrucksvoller Musik. Es sah alles so unglaublich toll aus. Noch viel spektakulärer als in den Proben. Wahrscheinlich hatte Herr Doktor Araide noch improvisiert. Er führte die Bewegungen um einiges schwungvoller, geschmeidiger und … irgendwie packender aus. Wie gebannt beobachtete ich den Ritter; konnte meine Augen gar nicht von ihm lassen. Ich war selbst ganz fasziniert, verstand allerdings nicht, warum mich so ein merkwürdiges Gefühl überkam. Doch das kam mir auch ziemlich gelegen – schließlich musste ich auch aufgrund der Schauspielerei meine Überraschung ausdrücken. So konnte ich leicht meine echte Faszination durch diese Rolle tarnen. »Das ist der schwarze Ritter!«, schrie der ›Feind‹, der in Wahrheit ein netter Klassenkamerad von uns war, hinter mir. Er und seine Anhänger flüchteten sofort, während sich mein Retter schützend vor mich stellte. Zügig sagte ich meinen Text auf. Ich war komplett im Geschehen drin. »Es war nicht nur das eine Mal, denn nun ist es sogar schon ein Zweites. Wer seid Ihr nur, der mir stets zu Hilfe eilt? Oh, Ihr in schwarz gehüllter Ritter ohne Namen; ich danke Euch! Wärt Ihr vielleicht so freundlich, mir einen großen Wunsch zu erfüllen? Erfüllt mir einen Wunsch, ich bitte Euch! So nehmt doch diese Maske ab und zeigt mir Euer wahres Gesicht.« Der Doktor drehte sich ohne ein Wort zu sagen um, ging auf mich zu und legte plötzlich seine Hände auf meine Schultern. Es war wie ein elektrischer Schlag, der meinen gesamten Körper durchzuckte. Ich wusste nicht, ob der Auslöser dafür die Überraschung war, weil diese Handlung so gar nicht im Drehbuch stand oder die Berührung selbst. Ich war wie erstarrt, konnte mich nicht mehr bewegen. Was war das nur? Als er mich im nächsten Moment in seine Arme schloss, war es endgültig um mich geschehen. Eine unbeschreibliche Wärme fiel auf mich ein und nahm gänzlich Besitz von mir. Warum schlug mein Herz so schnell? Warum fühlte ich mich so wohl in seinen Armen? Ich … Nein! Ich durfte nicht so empfinden; es war Herr Doktor Araide! Nicht … er. Als ich mir das wieder in Erinnerung rief, flüsterte ich ihm leise und verlegen zu, dass es so doch gar nicht im Textbuch stand. Doch er rührte sich nicht, zeigte keinerlei Reaktion. Was war nur mit dem Doktor los? Er hatte sich schon von Anfang an anders verhalten, anders gespielt … Was soll ich jetzt nur tun? Hilfesuchend sah ich zu Sonoko, die ein ziemlich aussagekräftiges Schild in die Höhe hielt. Ich runzelte misstrauisch die Stirn. »Einfach weitermachen? Also ich weiß ja nicht; und das klappt dann auch?« Eifrig nickte meine beste Freundin mir zu. Hatte ich denn überhaupt eine andere Wahl? Dieses Theaterstück bedeutete mir sehr viel. Es sollte ein voller Erfolg werden. Das war nun für die nächste halbe Stunde mein größtes Ziel. Und so blendete ich jegliche Zweifel aus und löste mich etwas von der innigen Umarmung, um ihn anzusehen. Oder eher seine Maske. Ich schlüpfte wieder hingebungsvoll in meine Rolle als Prinzessin. Nun war ich diejenige, die improvisierte, allein für das Stück. Ich ließ mich nicht von meinen tief in mir versteckten Gefühlen leiten, die gerade in mir erwacht worden waren, als hätten sie einen langen Winterschlaf hinter sich gehabt. Oder vielleicht doch? Tat ich vielleicht genau das? Mich unbewusst von meinen subjektiven Gefühlen leiten lassen, ohne es zu merken, als ich folgende Sätze aussprach: »Oh mein Gott, Ihr werdet doch nicht etwa … Pik sein?« Ich löste mich von der Umarmung und sah ihn warm an. »Wenn Ihr wirklich der Prinz des Kartenkönigreiches seid; jener Prinz den ich einst kannte, der als Kind vom eigenen Vater verstoßen worden ist …« Ich sah zu ihm hinauf, legte zärtlich meine rechte Hand auf seine linke Schulter. »Oh wenn … wenn Ihr unser Versprechen einst aus Kindertagen noch nicht vergessen habt, dann oh bitte: Dann gebt mir den Beweis auf meine Lippen. Hier und jetzt.« Ich überhörte, wie mein Vater unten aus der Zuschauerreihe lautstark protestierte; blendete plötzlich alles um mich herum völlig automatisch aus. Unsere Gesichter näherten sich. Stück für Stück. Ich schloss meine Augen. Mein Herz klopfte bis zum Hals. Es war wie ein Rausch, als sein Atem meine Wangen streichelte wie eine hauchzarte Brise. Meine Trauer, dass das nun mein erster Kuss werden würde, obwohl ich ihn mir insgeheim immer von Shinichi gewünscht hatte, versuchte ich zu verdrängen. Ebenso die Tatsache, dass er sogar dabei zusehen würde. Und das fiel mir erstaunlich leicht. Es war verrückt, doch ich hatte im Gefühl, dass ich Shinichi damit nicht wirklich betrügen würde. Lag das wirklich nur daran, dass alles bloß gespielt war? Warum schlug dann mein Herz so schnell? Warum fühlte ich mich so unglaublich geborgen? Doch ein entsetzlicher Schrei riss mich aus meinen wirren Gedanken. Der Ritter reagierte schnell, stellte sich abermals vor mich und breitete schützend seinen Umhang vor mir aus. Ich riss erschrocken meine Augen auf und blickte zu den Zuschauern. Schnell heftete mein Blick sich auf den Menschen, der im Mittelgang lag. Oder besser gesagt: auf die Leiche. Wieder ein Mord. Ausgerechnet hier in unserer Schule. Viel zu fassungslos war ich, um noch einen klaren Gedanken darüber zu fassen. Kurz darauf liefen diese Ermittlungen. Ich hatte in meinen jungen Jahren schon sehr viel erlebt, aber im Nachhinein musste ich feststellen, dass es mit Abstand die verrückteste Ermittlung war, die ich je erlebt hatte. Und das sollte schon etwas heißen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)