Bound by Blood von Fanatika ================================================================================ Prolog: Still some hope left ---------------------------- Das Gebrüll des Königs hallte durch den einsamen Berg. Während der Rest der Gefährten fieberhaft nach dem Königsjuwel, dem Arkenstein, suchte, hatte Balin sich weiter in den Berg zurückgezogen. Er suchte seinerseits nach einem Ausweg aus der auswegslos erscheinenden Situation, in der sie sich befanden. Thorin hatte sich verändert, seitdem sie den Berg getreten hatten. Er war verrückt nach dem Juwel, verwendete all seine Energie darauf, den Stein zu finden, der ihn rechtmäßig zum König machen würde – und gleichzeitig dafür sorgte, dass er der rechtmäßige Besitzer dieses Schatzes war. Ein Schatz, den auch die Menschen und Elben begehrten und die bereits ihre Fühler ausstreckten. Notfalls würden sie den Schatz gewaltsam an sich nehmen. Der Druck erhöhte sich, Thorins Stresspegel stieg und mit ihm verfinsterte sich sein Gemüt. Das hatte Balin schon einmal gesehen. Nachdem Dáin der I. Im Jahre 2502 eine folgenschwere Entscheidung getroffen hatte, hatte der Arkenstein eine zugegebenermaßen eigenartige Wirkung auf seinen Träger. Aus Erzählungen seines Vaters Fundin und seines Großvaters Farin wusste Balin ungefähr, was geschehen sein musste. Allerdings schien er der Einzige zu sein, der sich daran erinnerte, welche Macht unten im Berg schlummerte. Die Fackel in der Hand schob Balin sich weiter vorwärts. Er befand sich weit unter den Schmieden. Die Luft war abgestanden, das Atmen fiel ihm zunehmend schwerer und die Temperatur stieg an, je weiter er in die unteren Stollen und Hallen vordrang. Schon bald waren Thorins Anweisungen nicht mehr zu hören und Stille begleitete Balin durch den Berg. Die 400 Jahre, in denen diese Tunnel nicht mehr genutzt worden waren, sah man ihnen an. An vielen Stellen waren die Stollenverzierungen verblichen. Manche Wandhalterung war mittlerweile aus dem Stein gebrochen und lag mitten im Weg herum. Die Löcher gaben den Blick frei auf die dahinterliegenden Gesteinsschichten. Ab und an sah Balin eine Silberader durch den Felsen laufen. Er wusste nicht, ob er noch auf dem richtigen Pfad war. Sein Bauchgefühl drängte ihn weiter vorwärts, während sein Verstand ihm sagte, es wäre besser aufzugeben und das Schicksal anzunehmen, das Thorin heraufbeschworen hatte. Doch seine Beine trugen ihn unermüdlich vorwärts, weiter in den Berg hinein, weiter zum Herz des Berges. Obwohl die Zeit drängte und er wusste, dass sie nicht sonderlich viel davon zur Verfügung hatten, um den drohenden Krieg abzuwenden, konnte er nicht abschätzen, wie lange er schon unterwegs war. Auf einem Steinblock mitten in einer großen, runden Kuppelhalle ließ er sich nieder. Statuen und Bildnisse alter Zwergenkönige standen in regelmäßigen Abständen an den Seiten der Halle. Balin holte einen Wasserschlauch hervor und trank gierig einige Schlucke, bevor er sich erneut erhob. Langsam und bedacht ging er an den Statuen vorbei, musterte die noch immer scharfen Konturen, die Bildhauer vor Jahrhunderten in den Stein gemeißelt hatten. Für ihn sahen sie alle gleich aus, denn kein Name war mehr zu entziffern. Er hätte nicht einmal raten können, um wessen Bildnisse es sich handelte - obgleich er natürlich wusste, wer die Anführer ihrer Sippe gewesen waren. Er blieb stehen und kniff verwundert die Augen zusammen. Seine Hand fuhr über die Namensplakette, aus der die Runen der Königsnamen gewaltsam herausgemeißelt schienen. Das machte keinen Sinn. Da er hier aber wohl kaum eine Antwort finden würde, setzte er sich erneut in Bewegung. Er suchte nach etwas anderem. Die Fackel hochhaltend stoppte er vor dem linken Gang. Die Rune über dem Rahmen verriet ihm... nichts. Balin seufzte schwer und ging ein paar Schritte nach rechts. Missmutig warf er einen Blick nach oben und riss erschrocken die Augen auf. Da prangte es. Klein, aber doch unübersehbar für jene, die danach suchten. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht und ehe er sich versah, rannte er in den rechten Gang, schneller und immer schneller wurde er. Der Gang zog sich, doch er war so kurz vor seinem Ziel. Die Hoffnung trieb ihn weiter. Er rannte durch die Öffnung und fand sich in einer riesigen Halle wieder. Wie groß sie wirklich war, konnte er nur abschätzen, denn das Licht seiner Fackel erhellte nur einen Bruchteil. Was er jedoch sah, ließ sein Herz vor Aufregung höher schlagen. Auf vielen unzähligen Podesten standen sie. Kleine, winzige Miniaturen von ausgewachsenen Drachen. Versteinert und leblos. Bewundernd ging Balin auf das vorderste Podest zu. Ein kleiner Dornendrache hatte alle vier Beine fest auf den Boden gedrückt. Seine Flügel waren an den Körper angelegt und sein Schwanz machte den Eindruck, als wäre er herum gepeitscht. Der Zwerg mit dem weißen Bart ließ seine linke Hand sanft über den Kopf des kleinen Drachen gleiten. Er war kalt wie Marmor. Doch nicht mehr lang. Balin wandte sich ab und rannte aus der Halle hinaus. Rannte so schnell ihn seine Beine trugen. Sie hatten eine Chance. Jetzt endlich, hatten sie eine wahrhaftige Chance. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)