Die lange Reise zurück ins Glück von HazelEyedButterfly ================================================================================ Kapitel 23: Erloschenes Gedächtnis ---------------------------------- Aiko Seine Reaktion auf uns war wie ein dumpfer Schlag in die Magengrube. Fassungslos musterte ich den schwarzhaarigen Jungen vor mir. Wie fest gemeißelt saß ich am Rande seines Krankenbettes, versuchte ruhig zu bleiben. -“Shouta…das ist nicht witzig hörst du? Du weisst doch genau wer wir sind“ Omuras ernster Tonfall müsste Shouta reichen um Vernunft walten zu lassen. Ungeduldig kaute ich, mit geschlossenem Mund, auf meiner Wange herum. Wieso sagte er nichts?! In seinem Blick änderte sich langsam etwas, die leeren verwirrten Augen waren plötzlich voller Angst. Meine Muskeln verkrampften sich bei dem Anblick und mein Herz zerbrach leise in kleine Stücke. -“Nein ich kenne euch nicht…Wer seid ihr? Warum nennt ihr mich Shouta? Was ist hier los? Wo bin ich?“ Vor lauter Panik begann Shouta sich wild im Bett zu bewegen, als wolle er vor uns weg rennen. Hyuchi tat sein bestes um ihn zu besänftigen, mit zitternden Knien verließ ich das Zimmer. Draußen vor der Türe wartete der Arzt bereits -“E…er dreht gerade durch“, nuschelte ich leise. Seine Hilferufe waren bis nach draußen zu hören. Mir wurde in dem Moment so schlecht, dass sich in meinem Kopf alles drehte. Um mich herum nahm ich nichts mehr wahr, selbst als die Pflegefachkraft Hyuchi aus dem Zimmer scheuchte. Yamato Die Nachricht über Shoutas Gedächtnisverlust traf uns alle wie ein Schlag ins Gesicht. Mayumi die sich sonst schon mit Gewissensbisse plagte erlitt einen Nervenzusammenbruch. Fumiko und Rina verloren jegliche Farbe aus dem Gesicht, waren nicht fähig eine Laute von sich zu geben. Ziemlich lange dauerte es die Nachricht zu verdauen, die Worte des Arztes zu realisieren. Shouta hatte dank diesem Unfall jegliche Erinnerungen verloren, er wusste nicht Mal wer er selbst war. Die Wahrscheinlichkeit dass er sich wieder an alles erinnern würde, schätzte man als eher gering. Allerdings nicht unmöglich. Unsere Hoffnungen waren im Moment dennoch am Boden, fürs erste mussten wir uns an diese Situation gewöhnen. Mein bester Freund gab es nicht mehr. Natürlich brauchte er selber auch Zeit sich selbst wieder kennen zu lernen, um sich an sein Umfeld anzugewöhnen. Diese Zeit mussten wir ihn geben ohne uns zu sehr aufzudrängen. Gerade dies würde aber eine große Herausforderung für uns sein, wir alle hatten uns so sehr an ihn gewöhnt. Durch die vielen verschiedenen Emotionen die gerade durch meinen Körper flossen sah ich mich gezwungen mich kurz hinzusetzen. Schwer atmend vergrub ich mein Gesicht zwischen meine Hände, versuchte die Tränen zurück zu halten. Jemand legte mir sanft eine Hand auf den Kopf und wuschelte sanft durch meine Haare. Ich war zu sehr in meinen eigenen Gedanken versunken das ich meinen Blick gesenkt hielt und die Person ignorierte. Fumiko Eigentlich war ich von unserer Gruppe diejenige die öfters und erfolgreich ihre Emotionen unterdrücken konnte. Doch die ganze Situation gerade ließ auch mich nicht unberührt. Zu sehen wie meine Freunde litten zerriss mich innerlich. Aiko war am Boden zerstört genau wie Mayumi, die sogar von der Krankenschwester beruhigt werden musste oder Rina die vor sich hin weinte. Dann auch Yamato, der sonst so aufgestellt und fröhlich war, saß deprimiert auf eines der Wartestühle hier im Flur. Es war wirklich nicht üblich ihn so zu sehen. Hilflos sah ich von einem zum anderen, ohne zu wissen was ich machen sollte um jeden einzelnen aufzumuntern. Ich biss mir auf die Unterlippe, egal was ich jetzt sagen würde den anderen würde es sicherlich wenig helfen. Selbst Sensei Omura wirkte bedrückt, rücksichtsvoll versuchte er sich um Aiko und Mayumi zu kümmern. Wie magisch von seinen blonden Haaren angezogen stellte ich mich vor Yamato hin. Meine Hand zögerte etwas bevor sie sich auf seinem Haar niederlies. Vorsichtig strich ich ihm durch seine Locken, versuchte ihm so irgendwie Trost zu spenden. Er reagierte aber überhaupt nicht darauf, seine Gedanken waren wohl zu sehr mit Shouta beschäftigt. Mitfühlend blickte ich auf ihn herab und unterdrückte das Bedürfnis ihn in den Arm nehmen zu wollen. Als Rina mir ein Taschentuch reichte wurde mir bewusst dass mir etwas Warmes über die Wange floss. Die innerliche Anspannung in mir ließ nach und weitere Tränen bahnten sich den Weg über mein Gesicht ~Später am Abend~ Aiko Das warme Wasser floss aus dem Hahn über meine Hände. Im Waschbecken lagen immer noch die dreckigen Teller und Gläser, in welchem sich zuvor noch unser Abendessen befunden hatte. Vieles musste weggeworfen werden, da ich nicht wirklich großen Appetit hatte. -"Bist du mit dem Abwasch immer noch nicht fertig?", die verwunderte Stimme meiner Mutter riss mich aus meinen Gedanken. Ruckartig griff ich nach einem der Gläser welches mir aber aus den Händen rutschte. Am Boden zerbrach es in tausend Stücke, es blieb dort in Scherben liegen, erinnerte mich daran wie ich mich innerlich fühlte. -"Schätzchen…komm lass gut sein", murmelte sie sanftmütig. Ich schüttelte hartnäckig den Kopf, kniete mich hin und begann die Scherben von Hand aufzusammeln. -"Aiko…du wirst dich noch verletzen. Ich mach das schon" Je mehr sie mich dazu bewegen wollte aufzuhören desto schneller wischte ich die Scherben zusammen. Mit einer unerwarteten Kraft hielt mich meine Mutter am Arm fest und drückte mich an sich: -"Aiko!" Weinend ließ ich mich gegen sie fallen, ließ zu das sie mich umarmte genau wie damals als Vater starb. Ich hatte Shouta erneut verloren…dieses Mal wohl für immer. ~Einige Wochen später~ Shouta Schweigend, mich im Spiegel betrachtend, richtete ich die Jacke meiner Uniform, sowie die Krawatte. Es fühlte sich komisch an diese zu tragen, so ungewohnt. Nach der Zeit im Krankenhaus war es auch das erste Mal das ich diese überhaupt trug. Trotz der Zustimmung des Arztes, herrschte Unsicherheit in mir drin. Ob seine Entscheidung mich in den Alltag zurück zu schicken wirklich die richtige war? Anfangs war es ein echter Kampf gewesen mich nur schon an meinen Namen zu gewöhnen. Natürlich war mir klar dass ich nicht ewig Zuhause eingesperrt sein konnte. Außerdem war ich bereits zur Therapie erschienen die er mir geraten hatte. Viel half es mir allerdings nicht, noch immer schien die Blockade in meinem Kopf fest zu sitzen. Man hatte mir auch schon vorgewarnt das es eine gewisse Zeit brauchen würde. Ich war mir selber noch ein völlig Fremder, die einfachsten Dinge über mich wusste ich nicht mehr. Manchmal fehlt es mir deswegen an Motivation morgens überhaupt aufzustehen. Die Menschen um mich herum leiden dabei genauso. Ganz besonders diejenigen die versuchen mir klar zu machen wie wichtig ich für sie bin. So wie zum Beispiel mein Vater, der seine Geschäftsreisen alle samt annullierte um bei mir sein zu können. Mein Cousin, der verrückte blonde Junge namens Suzumura oder die Mädchen die ihn begleiteten durfte ich dabei auch nicht vergessen. Sie alle waren praktisch täglich bei mir im Krankenhaus zu Besuch gewesen. Sachte tastete ich das Pflaster auf meiner Stirn ab. -„Shouta? Bist du bereit?“, mein Cousin streckte plötzlich sein Kopf in mein Zimmer rein. Entgeistert über sein plötzliches erscheinen, sah ich ihn mit großen Augen an. Nach dem ersten Schock beruhigte ich mich wieder und zwang mich zu einem Lächeln. Für die ersten paar Tagen wollte mich Hyuchi in seinem Auto zur Schule fahren. Dieser war ja Lehrer an meiner Schule. -“Ja klar, lass uns gehen“ Sobald ich den ersten Fuß an der Schule setze wird mein neues Leben erst richtig beginnen Irgendwie sah ich der ganzen Sache mit gemischten Gefühlen entgegen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)