Die Rache einer Hexe von yezz (oder: Das Loch im Raum-Zeit-Kontinuum) ================================================================================ Kapitel 4: Von Rosmarinseife und Exorzistenmäntel ------------------------------------------------- Ein Klopfen an der Tür ließ sie aus ihrem unruhigen Schlaf hochschrecken. „Wo bin ich?“, murmelte sie. Die Erlebnisse letzter Nacht holten sie wieder ein. Sie war im europäischen Hauptquartier des schwarzen Ordens. Sie war in eine Parallelwelt geraten. Erneutes Klopfen durchschnitt ihre Gedanken. „Anuhea, bist du da?“, war die Stimme der jungen Frau zu hören, die gestern den Kaffee gebracht hat. Diese Stimme war leicht zu erkennen. Sie ging zur Tür, um diese zu öffnen. „Hallo, ich hoffe du hast in den paar Stunden gut geschlafen. Ich bin übrigens Lenalee. Ich habe saubere Kleidung für dich mitgebracht“, mit diesen Worten reichte sie Anuhea ein Bündel mit diversen Kleidungsstücken. „Komui würde dich gerne in einer Stunde in seinem Büro sehen. Ich wollte dich früh genug wecken, damit du noch was essen kannst.“, die grünhaarige Frau lächelte sie an und legte dabei den Kopf schief. „Danke“, völlig überrumpelt und übermüdet stand Anuhea in der Tür und wusste nicht genau, was sie nun tun soll. „Ich schlage vor, du machst dich in Ruhe frisch und ich komme dich in einer Stunde in der Kantine abholen. Du kennst noch den Weg dorthin?“, als Lenalee ihr Nicken sah, drehte sie sich um. „Also dann, bis gleich!“, sagte sie noch, ehe sie verschwand. Anuhea schloss die Tür und lehnte sich schnaubend dagegen. „Was für ein komischer Ort“, sprach sie zu sich selbst. ‚Das ging mal gründlich in die Hose. Du solltest dich echt nicht so überfahren lassen! Du weißt nicht, was diese Leute mit dir vorhaben. Kühl und distanziert, verdammt! Bleib stets kühl und distanziert!‘, schalt sie ihre innere Stimme. Sie schlug ihre Handflächen gegen ihre Wangen. „Reiß dich gefälligst zusammen“, zischte sie sich selber an und machte sich auf den Weg ins Bad. ‚Eine kalte Dusche bringt mich wieder zur Vernunft‘, beschloss sie und begann sich auszuziehen. Das kalte Wasser tat ihrem Körper gut und die Seife, welche Lenalee ihr gebracht hatte, roch angenehm nach Kräutern. Vor allem nach Rosmarin. Das erinnerte sie an frische Pasta von ihrer Mutter. Etwas Wehmut legte sich auf ihre Gesichtszüge. Nach der Dusche ging sie zu dem Stapel Anziehsachen und schaute diese durch. Auch ein Exorzistenmantel war mit dabei. ‚Was soll der Scheiß?‘, dachte sie zornig. Sie nahm ihre alten Klamotten. Auch wenn diese durch ihre Reise ein wenig gelitten hatten, sie gehörte zur Spartoi. Und das sollte man auch an ihrer Kleidung sehen. Also zog sie sich wieder ihre weiße Bluse und die blaue Hose an. Da ihre Mission in Russland hätte stattfinden sollen, hatte sie ihre obligatorischen Chucks zu Hause gelassen und stattdessen ihre schwarzen, gefütterten Sneaker angezogen. Sie kramte in ihrer Tasche nach dem Halstuch, welches zur Uniform gehörte. Normalerweise trug sie es nie, aber in diesem Fall schlang sie es locker über ihre Schultern. Anschließend ging sie erneut ins Bad, um ihr, noch feuchtes Haar zu kämmen. Ihr Blick blieb an ihrem Spiegelbild hängen. Ihre grünen Augen blickten ihr müde entgegen. „Du siehst ganz schön fertig aus, altes Haus“, zog sie sich selbst auf. „Hatte ich also doch recht, dass ich mindestens 7 Stunden Schönheitsschlaf brauche.“, mit diesen Worten band sie ihre Haare zu einem strengen Pferdeschwanz nach oben. Kurz überlegte sie, den Pferdeschwanz seitlich zu tragen. Das machte sie sonst immer, wenn sie bei der Shibusen zu Besuch war. Kid spielte dann immer völlig verrückt und in 9 von 10 Fällen fiel er anschließend in Ohnmacht. Ein wehmütiges Lächeln umspielte ihre Lippen. Tsubaki meinte einmal, dass sie die Farbe ihrer Lippen an den Teich mit Lotosblumen bei ihr zu Hause erinnern würde. Sie stellte sich bis heute diesen Platz traumhaft idyllisch vor. ‚Wenn ich hier raus komme, bitte ich Tsubaki, mich einmal mit dorthin zu nehmen!‘, versprach sie sich selber und ließ die Hände aus ihren dunkelbraunen, langen Haare gleiten. Ein weiterer Blick in den Spiegel, dann nickte sie sich selbst zu, als Zeichen, dass sie bereit war. Sie schulterte ihren Rucksack und schloss die Zimmertür hinter sich. Ein leichtes Magenknurren erinnerte sie daran, dass es nun wirklich Zeit zum Essen war. Sie schaute sich in der Kantine um. Viel war noch nicht los. Die Uhr an der Wand verriet ihr, dass es kurz vor 12 Uhr war. Wenn also noch mehr Menschen hier lebten, dann würde bald die Hölle hier los sein. Entschlossen schritt sie zur Essensausgabe. „Du musst neu hier sein. Schön dich kennenzulernen. Ich bin Jerry, der Koch. Sag mir einfach, was du essen möchtest und ich zaubere es dir im Handumdrehen! Du wirst sehen!“, sprudelte es nur aus einem Mann hinter dem Tresen hervor. ‚Die werden ja immer komischer hier!‘, dachte sie und wandte sich an ihn. „Danke. Dann hätte ich gerne einmal Zaru Soba, wenn möglich. Und einen grünen Tee. Bitte.“ Dabei versuchte sie so kühl wie möglich zu wirken. Jerry sah kurz aus, als würde er gleich seine Pfanne fallen lassen, machte sich dann aber zügig an die Arbeit. Anuhea runzelte die Stirn. ‚Diese Leute machen mich alle wahnsinnig hier. Kann ich nicht einfach in mein Zimmer gehen, dieses blöde Buch über Parallelwelten studieren und einen verkackten Ausweg aus dieser beschissenen Situation finden?‘, sie wunderte sich über sich selber. Sonst war sie selten so ungeduldig und reizbar. Aber diese ganze Situation stieg ihr einfach über den Kopf. Sie wollte einfach zurück in ihre Welt. Sie vermisste die langen Diskussionen mit Maka, das Musizieren mit Soul und die Übungsstunden mit Stein. Selbst so einen dusseligen Trash-Horrorstreifen von Black Star würde sie sich jetzt lieber reinziehen. Oder mit Liz und Patty shoppen gehen. Und das hieß schon etwas, schließlich hatten die beiden sie damals beim Kauf ihrer Spartoi-Uniformutensilien stundenlang durch Death City geschleift. Oder einfach nur faul auf ihrer Couch zu Hause zu liegen... „Hier, dein Soba!“, riss sie Jerry aus ihren Gedanken. Sie drehte sich zu ihm um, nickte und nahm das Tablett mit ihrer Bestellung. ‚Schnell ist er ja, wenigstens etwas. Jetzt muss es nur noch schmecken.‘ Mit diesen Gedanken steuerte sie einen leeren Tisch an. Was sie jetzt ganz sicher nicht gebrauchen könnte, wären peinliche Annäherungsversuche von anderen Kantinenbesuchern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)