Santa's lost his Mojo von kaprikorn (Timey-Wimey-Christmas-Stuff) ================================================================================ Kapitel 3: Northern Sky ----------------------- **** |[T]| **** When I was a man I thought it ended Well I knew loves perfect ache But my peace has always depended On all the ashes in my way. [HOZIER · ARSONIST'S LULLABYE] Ihre Augenbraue zuckte erwartungsvoll; inzwischen hatte Rose das Gleichgewicht wieder gefunden und folgte mit dem abklingenden Geräusch der gelandeten Zeitmaschine dem auffordernden Nicken des Doctors in Richtung der Doppeltüren der TARDIS. Er grinste bis über beide Backen und in einer Heiterkeit, die kaum zeugte wie verletzt und reuevoll er wenige Augenblicke zuvor noch gewesen war. Oh, der Gallifreyan war gut in solchen Dingen! Verdrängung, Unruhe stiften, wüten, stürmen und Zerstörung zurück lassen, wo auch immer er einen Fuß auf fremden Boden setzte: dabei war es unnötig, aus ihm eine Metapher zu machen, denn der Doctor war in der Tat ein facettenreicher Mann, der immer in seiner eigenen Hektik lebte, der Entscheidungen in Bruchteilen von Sekunden traf und nicht selten zugab, völlig planlos zu sein. Eigentlich liebte Rose diesen Charakterzug an ihm. Es machte ihn und das Leben, das er führte, aufregend – und war wahrscheinlich mitunter der Magnet, der Rose anzog wie eine Motte das Licht. Jeden Tag etwas Neues entdecken, niemals stehen bleiben, immer am Laufen. Es gab Zeiten, da hätte die Britin laut aufgelacht, wenn ihr jemand erzählen wollte, dass sie einmal ein solches Leben führen und durch Raum und Zeit reisen würde, wo es für sie nichts wichtigeres gegeben hat, als Weggehen, Freunde treffen und sich in aufgesetzter Sorglosigkeit zu verlieren: ohne Schulabschluss. Ohne Job. Ohne Zukunft. So war das nun mal in Powell Estate, wo es Dutzende Menschen gab, die alle ein ähnliches Schicksal teilten und keine andere Wahl hatten wie mit dem auszukommen, was man ihnen gab. Roses' Blick traf die offenen, klaren blauen Augen des Doctors, der inzwischen eine Schnute gezogen hatte und seiner Aufforderung mit einer ungeduldigen Handbewegung Nachdruck verlieh. Er schien ihr plötzliches Zögern weder zu verstehen, noch zu akzeptieren: "Na los, sieh's dir schon an!" Sie zog die Unterlippe keck zwischen die Zähne, konterte seine Ungeduld mit dem charmantesten Lächeln, das sie aufbringen konnte und machte sich im Eilschritt und flatterndem Bademantel zu den Holztüren auf, deren alte Scharniere unterm Öffnen leise knirschten. Das erste, was Rose traf, als sie den Kopf aus dem Türspalt steckte, war eine Kaltfront, die sie prompt rücklings über den Steg zurück in die TARDIS taumeln ließ und ihr ein entsetztes Keuchen entrang, das den Doctor mehr aus eigener Neugierde, wie Besorgnis, an ihre Seite rief, der kaum einen Lidschlag für ihr Entsetzen übrig hatte, sondern ihr Vorhaben gleich imitierte. "Oh", entgegnete er zuerst einsilbig, sah zu seiner Begleiterin zurück, blinzelte und drückte die Zellentüre mit bedachter Sanftheit wieder in ihr Schloss: "'tschuldigung, das war so nicht ganz richtig." Der Doctor kratzte sich nachdenklich mit dem Finger über die Wange, griff nach Roses Hand und zog sie bestimmt an die Steuerkonsole: "Bevor du's mir vorhältst: Nein, wir haben uns nicht verflogen." Er machte eine weg werfende Geste auf ihren blanken Gesichtsausdruck und fuhr ungerührt fort: "Ich habe mich wohl in den Koordinaten vertan, war ein Weilchen nicht mehr hier gewesen, 100 Meter, vielleicht 150 Meter höchstens … sind gleich da, also nicht der Rede wert –" "Wo sind wir?" Der etwas zu scharfe Klang, der in der Stimme der Britin mitschwang, ließ den Gallifreyan zusammen zucken: "Am Nordpol." "Am Nordpol?!" "Natürlich." Rose war sich sicher, dass sie jedem erstickenden Fisch an Land mit ihrem offenen Mund Konkurrenz bieten konnte. "Wo dachtest du, lebt Santa? Auf Hawaii? Jeder weiß, dass er auf dem Nordpol seine Spielzeugfabrik hat." "Das sind nur Geschichten, Doctor." Jetzt kehrte das bärenartige Grinsen auf seine Züge zurück: "Nein, sind es nicht. Na los, zieh dir etwas Warmes an – im Schrank solltest du eine Auswahl an Mänteln finden – und dann gehen wir los. Ich vermute mal, in der Fabrik herrscht Hochbetrieb. Schließlich ist Weihnachten." "Es ist schon Weihnachten?" Roses Augen wurden eine Spur runder und als sich aus dem Grinsen des Doctors ein sanftes Lächeln formte, war die ungebetene Überraschung über die Tatsache, an einem der kältesten Orte der Erde bugsiert worden zu sein, bloß mehr zweitrangig. "Oh ja. Ich war so frei, die Zeit ein wenig vor zu drehen, wenn du's mir gestattest … immerhin soll es letztendlich [style type="bold"]dein[/style] Weihnachten werden, nicht wahr? Warum dann vier Wochen vergeuden, in denen du mich mit schlecht gebackenen Keksen fütterst?" Der hoch Gewachsene machte einen sicheren Schritt beiseite, als Rose mit der Faust ausholte, um ihn für seine Neckerei und den Zweifel an ihren Backkünsten zu boxen. Sie war, offen gestanden, noch etwas überwältigt. Vor kaum mehr als zehn Minuten wollte er ihr Weihnachten noch verbieten, jetzt landete der TimeLord mit Rose direkt in der Fabrik des Weihnachtsmanns … oder dachte wenigstens daran, es zu tun. Das war extrem konträr, verwirrend gleichermaßen und dennoch war es typisch für den Außerirdischen seine eigenen Gefühle von einer Sekunde zur nächsten gut verschlossen in einem Eck seines Bewusstseins zu verstauen, so dass kein Fremder mehr hinter seine Fassade blicken, geschweige denn an ihn heran kommen konnte. Rose war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte, während sie die Hände wieder in den Bademanteltaschen vergrub und sich ihren Weg durch die leeren Gänge bahnte. Zweifellos war es mehr wie eine einfache Geste etwas zu tun, was man eigentlich gar nicht tun wollte. Es musste schwer für den Doctor sein in einer Situation wie dieser einfach nachzugeben, bewusst den Kürzeren zu ziehen – und dieser Zug von ihm war zweifelsohne bemerkenswert. Sie seufzte leise, strich sich eine lose Strähne hinter das Ohr und war sich einig mit sich selbst, sein ungewöhnliches Geschenk ohne weiteres Nachhaken anzunehmen. Wenn es ihm zu viel wurde, würde er sich ohnehin zurück ziehen, so wie er es immer tat. Der Kleiderschrank hatte alles zu bieten, was das Herz begehrte. Rose wunderte sich nicht zum ersten Mal, ob der Gallifreyan in dieser Hinsicht einfach nur einem Sammlertick folgte, oder tatsächlich schon so viele Leben gelebt hatte, dass alles in seinem Schrank schon einmal getragen worden war. Vermutlich aber Ersteres. Denn wenn sie unterwegs waren, ob nun auf der Erde oder einem anderen Planeten, auf einem Satelliten oder einem Mond, beobachtete die Blonde ihren ungewöhnlichen Freund nicht selten dabei, wie das ein oder andere Ding in seiner unendlichen, gespickten Jackentasche verschwand. Er hatte dieses Geschick, wie man es Dieben nachsagte, eine schnelle Hand, flinke Finger – die Frage, wie die Klamotten also in die TARDIS kamen, erübrigte sich damit. Natürlich nahm Rose auch an, dass das Schiff selbst dafür gesorgt hatte, einen ausreichenden Kostümverleih zur Verfügung zu stellen, damit sie ihren Herren decken konnte, wann immer es notwendig war. Andererseits war es verschwendeter Einsatz, nachdem Rose mit Sicherheit behaupten konnte, dass der Doctor kaum Anlass dazu fand, sich entsprechend der gewählten Zeit-Epoche in angemessene Schale zu werfen. Ein Schmunzeln breitete sich in ihrem Mundwinkel aus, das braune Knopfaugenmerk bereits fixiert auf ein Accessoire geheftet, das ihr beim Umsehen aufgefallen war. Dort, an der Ecke eines offenen Kleiderschranks, hing ein Hut. Ein breitkrempiger, großer und lederner Hut, der an Indiana Jones bestimmt gut ausgesehen hätte. Sie angelte danach, drehte ihn in den Händen und gab der Versuchung nach, ihn selbst zu probieren, wobei er ihr bis auf die Nasenspitze herunter rutschte. Rose musste lachen. Oh, sie sollte künftig mehr Zeit in diesem Raum verbringen, sich in aller Gemütlichkeit einmal durch die ganzen Sachen wühlen, wo dieser Ort eine Schatzkammer und genau nach ihrem Geschmack war. **** |[T]| **** Rose fühlte sich wie in Watte gebauscht. Sie hatte es, der Kälte zum Trotz, ein bisschen zu gut gemeint und sich bestimmt drei Lagen unterschiedlichster Wäsche angezogen, gekrönt von einem dicken Schal, einem langen Mantel, Fäustlingen und einer Mütze. Nachdem Rose bisher nie die Gelegenheit, oder den Tatendrang verspürt hatte den Nordpol zu besuchen, wollte sie dem Wetter keine Chance einräumen, ihr buchstäblich unter die Haut zu kriechen. Der Nachteil war nun, dass es ziemlich warm unter Polyester und Baumwolle wurde, als sie den Rückweg zur Basis einschlug und dabei vehement versuchte, nicht über die Mantelecken zu stolpern, welche sich um ihre Knöchel wandten. Zu ihrer Überraschung las der Doctor in einem Buch. Er saß dabei auf dem Piloten-Sessel vor der Steuerkonsole, ein Knie angezogen, das andere Bein am Eck der Steuerung abgestützt, geduldig versunken in seiner eigenen Welt – und damit der perfekte Angriffspunkt für Roses folgenden Schabernack: den ledernen Hut nämlich unterm Arm, attackierte sie den TimeLord unerwartet von der Seite, nutzte seine Irritation und setzte ihm das Fundstück mit festem Griff auf die Birne. Der hoch Gewachsene verlor dabei im plötzlichen Ungeschick das Gleichgewicht, so dass er sich aus reinem Reflex an Rose abstützte, als das Buch zu Boden fiel und er drohte, über den sich wippenden Sessel nach vorne zu kippen. "Oi!" Die Blondine lachte feixend, taumelte mit dem Gewicht des TimeLords nur kurz, tat in der selben Bewegung einen halben Schritt näher an ihn heran und rückte den Hut zurecht, unter dessen Krempe er ihren Blick verstohlen erwiderte. Rose biss sich keck auf die Zunge, zog ihre Hände zurück und betrachtete den Doctor wie ein fertig gestelltes Kunstwerk, gespielt kritisch, aber mit dem Anflug eines haltlosen Grinsens. Sie schnippte ihm zu: "Sie, Sir, sehen gut aus." Der Doctor sagte nichts, runzelte lediglich die Stirn und nahm die Kopfbedeckung wieder ab, damit er sie mit gekrümmter Augenbraue mustern konnte: "Das Teil ist uralt." Rose zuckte die Schultern. "Lag rum, hab's gefunden – und es ist kalt draußen. Sei froh, dass ich dir nicht diese hässliche, braune Zipfelmütze mit den bestickten Rentieren mitgebracht habe … –" "Aber die liebe ich! Die ist klasse, schon mal bei Wind und Wetter getragen?" Der Gallifreyan rieb sich demonstrativ das Ohrläppchen: "Hält die Lauscher warm … der übrigens nicht." Es war ihm anzumerken, wie gerne er den Hut einfach rücklings über das Geländer der Steuerbrücke in die Untiefen der Zeitmaschine werfen wollte, doch bei dem großen Blick, den seine Begleiterin dem Doctor schenkte, gab er resignierend Kleinbei und setzte ihn stattdessen wieder auf seinen kurz rasierten Kopf. "Zufrieden, ja?" Rose nickte bekräftigend. "Gut, dann können wir endlich los." "Was genau hast du eigentlich vor?" Der Zeitreisende knöpfte seine Jacke zu, schob den Hut mit dem Daumen etwas höher über die Stirn und stopfte die Hände nonchalant in seine Taschen. Rose war ihm bei den wenigen Schritten, die er getan hatte, gefolgt und in ihre Erwartungshaltung verfallen – weil der Doctor ihre Neugierde förmlich spürte, hob er bloß nichts sagend die Achseln: "Eine Überraschung. Hat Weihnachten doch so an sich, voller Überraschungen zu sein, oder nicht? Also komm schon." Der hoch Gewachsene bugsierte seine Begleiterin mit einem schwachen Stoß von Schulter an Schulter zu den Doppeltüren der TARDIS, hinter denen die Beiden nichts mehr wie eine öde, verlassene Schneewüste willkommen hieß. Rose mochte Schnee nicht besonders. Er war nass und kalt, trat meistens zu den ungünstigsten Zeiten auf und sorgte für nasse Füße. Als Kind hatte sie einen Schneeball mit einer Handvoll kleiner Kiesel im Gesicht getroffen, was ihr irgendwie die Lust an der Jahreszeit auf Dauer raubte und sie zum Sommerkind hatte werden lassen – zwar konnte sie es kaum erwarten, dem Doctor bei der nächsten Gelegenheit eine Ladung Schnee in den Mantelkragen zu stopfen, war sie jedoch umso erfreuter darum, wieder im Warmen zu landen, wo ihr wenigstens nicht die Fingerkuppen ab froren. Weihnachten schön und gut, Hauptsache es blieb gemütlich und ungefährlich, mit einer Tasse Tee oder Punsch im Schlepptau – der Nordpol schied bei dieser Vorstellung im Vornherein allerdings chancenlos aus. Ein seichter, wenngleich nicht schlimmer, Sturm vertrat ihnen die Sicht auf die wüstenartige Landschaft, die sich vor ihnen ausbreitete. Es herrschte diffuses Licht und außer dem Heulen des Windes war Totenstille. Rose hakte sich unbewusst bei ihrem Begleiter ein, der prompt Ziel gerichtet eine Richtung ansteuerte, die im monotonen Weiß der Eissteppe nicht ansatzweise auszumachen war. Der Marsch dauerte eine Weile, oder jeden Falls lange genug, um die Britin unter ihrem Wärmepuffer ordentlich frösteln zu lassen. In ihrem Haar, das unter der Mütze hervor schaute, verfingen sich gemächlich Eiskristalle und ihre Wangen waren von dem herrschenden Wind inzwischen gerötet. Sie musste sich zusammen reißen, nicht zu jammern. "Hier muss es sein", meldete sich der Doctor dann zu Wort und als er zu Rose herab sah, bemerkte sie seine rote Nase deren Anblick ihre Mundwinkel unweigerlich zum Zucken brachte. Er drehte sich zwei Mal um seine eigene Achse, ging in die Knie, untersuchte den staubigen Boden sogar mit seinem Schallschraubenzieher und rieb sich deutlich verwirrt den Nacken, ehe ihn ein Keuchen seitens des Erdlings in seinem Tun unterbrach und alarmiert auffahren ließ. Der Gallifreyan folgte Roses Augenpaar, das wie vom Donner gerührt auf einem Schatten geheftet hängen blieb, der sich kontinuierlich auf sie zu bewegte und sich im folgenden Atemzug als eindeutig raublustige Kreatur entpuppte: anmutig, riesig und so makellos wie der Schnee, der die Ebene um sie herum bedeckte. Rose stieß einen erstickten Schrei aus und suchte hinter dem TimeLord Schutz; sie sah mit ehrlicher Panik zur TARDIS zurück, indes sie stümperhaft ausrechnete, wer von ihnen wohl schneller an der rettenden Telefonzelle ankommen würde, wenn sie's drauf ankämen ließen zu rennen. Doch der Eisbär war schnell, schneller als ihr mentaler Sprung zurück in die Sicherheit der Zeitmaschine und schneller wie ihre Füße, denn er setzte an, der Boden vibrierte unter seinem Gewicht und schließlich sprang er. Sein Fell wirbelte den eisigen Staub unter seinen Pranken auf und seine weiße Mähne wandte sich zum Takt seines Angriffs; er brüllte, während er sich einen Atemzug lang auf den hinteren Pfoten vor dem Doctor aufbaute. Rose, die in sich zusammen gekauert nichts weiter tun konnte, wie die Augen fest aufeinander zu kneifen und ein Stoßgebet an alle hiesigen Götter schickte, fühlte wie sich das frostige Leder der Jacke des Doctors synchron mit der Attacke des Tieres bewegte. Sie zählte runter auf drei, furchte angestrengt die Stirn und wartete – doch der erwartete Todesstoß und das Gefühl von messerscharfen, langen Krallen zerfetzt zu werden, blieben aus. **** |[T]| **** Stattdessen durchschnitt ein erfreutes Lachen die trübe Einsamkeit der Nordpols. Die Arme fest um ihren eigenen Körper geschlungen, wagte Rose ein mutiges Blinzeln über die Schulter des TimeLords zu dem Eisbären, der nach wie vor auf seinen Hintertatzen hockte und seine Pranken ausbreitete, als wolle er zu einer Umarmung einladen. Und tatsächlich: der Doctor zögerte keinen Augenblick und drückte die riesige Bestie an seine Brust wie ein Plüschtier, dass die Blonde aus Angst heraus den Mund öffnete, um zu protestieren – aus reinem Schock jedoch nicht in der Lage war, auch nur annähernd einen Ton zu formulieren, der nicht an einen Erstickenden erinnerte. Das Schauspiel war bizarr und wurde mit der tiefen Stimme des Tieres eine Spur unglaubwürdiger: "Doctor! Ich wusste, ich habe mich nicht verhört." Der Gallifreyan erntete einen herzhaften Schlag zwischen die Schulterblätter, was ihn zum Straucheln brachte, aber er grinste in einer herzlichen und willkommenen Art und Weise, die er für gewöhnlich nur für Rose übrig hatte. "Hast dich ein bisschen verändert", sprach der Eisbär weiter und fuhr sich mit der Tatze demonstrativ über das Gesicht. "Die Ohren sind größer als beim letzten Mal, hab' dich allerdings am Hut erkannt." Er wirkte stolz wie Oskar, dann wurde er plötzlich ernst und das Leuchten in seinen Augen verschwand: "Dachten du wärst tot, hatten uns Sorgen gemacht. Orga ist quasi ausgerastet, als du einfach nicht mehr zurück gekommen bist." Die Hände wieder tief in den Jackentaschen vergraben, lenkte der Doctor seinen kühlen Blick auf den Schnee zu seinen Füßen, zog mit dem Stiefel einen Halbkreis und haderte augenscheinlich mit sich selbst: "Ich hatte zu tun", hörte Rose ihn etwas widerwillig gestehen: "Auf meinem Planeten war ein Krieg ausgebrochen … wir haben verloren, ich konnte nicht zurück, noch nicht … es tut mir leid." Der Bär zwinkerte: " 's schon okay, keiner macht dir'n Vorwurf. Obschon … naja … wir mussten etwas umstrukturieren, mit unseren Zeitkammern, um den Konsum zu schaffen. Die Erde steht schließlich nicht still, ne? Wird jedes Jahr schlimmer, kann ich dir sagen." Seine Miene hellte sich auf, was die dunklen Knopfaugen des Tieres erneut zum Funkeln brachte. Generell hatte der Bär bemerkenswert lebendige Augen, fiel Rose auf: "Bist du gekommen, um uns zu helfen?" Der Doctor schob seinen Hut einen Fingerbreit an der Krempe die Stirn empor und drehte sich nun zum ersten Mal, seit der zweifelhaften Begegnung zu Rose um. Die Britin zuckte bei der abrupten Aufmerksamkeit, die sich auf sie legte, zusammen, doch der Bär schien neugierig zu lächeln – sofern man Zähne fletschen als Lächeln interpretieren konnte. "Wenn Rose das will, helfen wir gern'. Ich dachte, sie möchte dich vielleicht kennen lernen." Der Eisbär kam näher, jeder seiner Schritte wühlte den Schnee zwischen seinen Tatzen auf. Die Blonde versteifte sich, stierte dem Tier entgegen und hörte auf zu atmen, als sie von seiner Nase intensiver inspiziert wurde, wie sie es für notwendig hielt. "Rose, das ist Nicki." Der Doctor schloss wieder zu ihr auf, offenbar mehr als zufrieden mit sich selbst. Er genoss die Reaktion seiner Begleiterin in vollen Zügen, ihre Verwunderung, die Ungläubigkeit und sogar die Angst – er mochte es, wenn er anderen etwas Neues zeigen konnte und sprechende Eisbären gehörten sicher mit in sein Repertoire der ungewöhnlicheren Dinge. "Der Weihnachtsmann ist ein Bär?", war das erste, was ihr dazu einfiel und so schnell aus ihr heraus sprudelte, dass sie sich zügelnd räuspern musste. "Ich meine … ahm … Hi?" "Hallo", raunte Nick interessierte, indes er einen Kreis um Rose zog wie es für ein Raubtier üblich war. Der TimeLord sprach ungerührt weiter: "Lass dich von seiner Optik nicht täuschen, Rose. Alles nur Fassade. Sein Volk kommt vom Planeten Septima Borras, besser bekannt im Universum der TimeLords als Nordstern oder Nordhimmel. Ihr Volk wurde von den Daleks ausgelöscht, lange vor dem Krieg mit Gallifrey – ihre Heimat war der letzte Planet am Rande unserer Galaxie. Und bevor du dich wunderst: sie sind Gestaltwandler, beziehungsweise haben die Gabe ihre Gestalt an ihre Umgebung anzupassen, wenn es lebensnotwendig für sie wird." Nick setzte sich dicht vor Rose in den Schnee: "Mein Name ist Nickar. Wir sind nicht mehr viel, konnten gerade so noch fliehen – wahrscheinlich haben wir es unserer Korrespondenz mit den TimeLords zu verdanken", er sah zu dem Doctor um, "dass wir überhaupt noch leben. Haben uns hier eingenistet, zurecht gefunden und uns angepasst, schon vor mehr als fünfhundert Jahren laut eurer Zeitrechnung. Wir sind ein friedfertiges Volk und unser Geschick liegt im Handwerk und im Handel, darum haben wir irgendwann die Fabrik eröffnet und zuerst mit Zimmermannsarbeiten angefangen, später mit Spielzeug. Die ganze Weihnachtsmann-Sache entwickelte sich mit dem Lauf der Zeit und weil wir die Vorstellung mochten, unserer neuen Heimat einmal im Jahr unseren Dank auszusprechen. Wir sind nicht mehr als geduldete Flüchtlinge unter dem strengen Blick deines Freundes, dort." Er schien nachdenklich. „Aber du hast sicher jemand anderen erwartet, oder? Der Kerl mit dem Bart hat mit uns nicht viel zu tun. Der Doctor machte sich dann und wann einen Spaß daraus, sich so zu verkleiden. Und ich manchmal auch." Rose konnte man die Überforderung auf den geröteten Gesichtszügen ablesen, denn der Eisbär lachte hohl auf und nickte in die Richtung, aus der er gekommen war: "Ein bisschen frisch hier draußen. Lasst uns in die Fabrik gehen. Orga wird's kaum erwarten können euch ihre heiße Schokolade aufs Auge zu drücken, hat gleich mit Kochen angefangen, wo wir eure Landung gehört haben.“ Damit machte Nickar auf den Tatzen kehrt. Rose sah hilflos zu dem TimeLord zurück, der aufmunternd blinzelte und ihr seinen Arm anbot. Verrückter konnte es nicht werden, oder? **** |[T]| **** TO BE CONTINUED. Vorweg, ich habe leider nicht alles ins Kapitel gebracht, was rein gehört. Daher werde ich die Geschichte wohl auf ein weiteres Kapitel ausweiten (-: Damit werden die Updates nun auch etwas schneller werden, damit die Story vor Heilig Abend abgeschlossen werden kann. Überrascht? Keine Sorge, Nick ist ein cooler Kerl, von dem man auf den ersten Blick nicht erwarten würde, dass er so eine tierische Seite in sich hat. Danke fürs Lesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)