Madness Returns von kaprikorn (Tales of the Dark Lord) ================================================================================ Kapitel 8: I keep falling ------------------------- .I KEEP FALLING I keep falling, I keep falling down. If you could only save me I'm drowning in the waters of my soul 1978 BIS 1981 "Der, dessen Name nicht genannt werden darf", las er sich selbst laut vor, fixierte die Schlagzeile und lachte hohl auf. Der, dessen Namen nicht genannt werden darf, das klang wunderbar in seinen Ohren und bestätigte nur, was er schon wusste: er war auf Siegeskurs, er war auf dem besten Weg, das Ministerium zu stürzen und den höchsten Platz in ihrer Gemeinschaft zu erlangen - mit Gewalt, verstand sich. Aber Tom nahm sich immer das, was er wollte: eben zur Not mit ein wenig gewaltsamen Einfluss. Der, dessen Name nicht genannt werden darf Es war fast bedauerlich, denn diese durchaus amüsante Warnung über seine Person, über Lord Voldemort, bedeutete gleichzeitig, dass man endlich hinter den Zauber gekommen war, den er auf seinen Namen gelegt hatte; ein Zauber, der ihn unter Umständen zu jenen führte, die er für seine Zwecke benötigte - oder die ihn nicht ernst nahmen und hinterrücks versuchten zu stürzen. Beides Opfer zweier Kategorien, mit denen er in letzter Zeit viel zu kurzen Prozess machte. "Wir sollten zur nächsten Phase übergehen." Es war mehr ein kleiner Befehl an sich selbst, denn den Personen, die sich mit ihm im Raum befanden und ihn mit einer Mischung aus Bewunderung, Angst und Unsicherheit musterten. Sein kurzer Gemütszustand hatte sich indes längst herum gesprochen und so wirklich ausreizen wollte seine Geduld niemand. Wie schade, dass keiner von ihnen verstand, was seinen Geduldsfaden so kurz hatte werden lassen. Und schade, dass es nie jemand erfahren würde. "My Lord?", meldete sich Abraxas, der einen kranken, wenn nicht fieberhaften Eindruck erweckte und dennoch keine Anstalten machte, von der Seite seiner Todesser zu weichen, obgleich Tom wusste, dass er diese aufgebaute und erwünschte Ideologie lange nicht mehr vertrat. Malfoy war ein Feigling, genau wie sein Sohn der schon lange an seine Tür klopfte um Teil ihrer Bewegung zu werden; es war an der Zeit für Abraxas abzudanken - vielleicht würde ihm Riddle beizeiten dabei helfen, wenn es nicht diese vermaledeite Erkältung tat, die der Slytherin seit Wochen nun schon mit sich herum schleppte. "Die Winkelgasse." Voldemorts Erwiderung war knapp, ehe er das Zeitungsblatt auf die Tischplatte legte und die Finger darüber ineinander verschränkte, wobei sein rotäugiger Blick den Blonden durchbohrte. "Wir werden dem Ministerium zeigen, dass es unnütz ist sich gegen uns aufzulehnen - und ebenso töricht, uns heraus zu fordern." "Aber Dumbledore ...-" "Dumbledore, Malfoy, soll nicht unser Problem sein. Soweit ich weiß, wird Dumbledore auch nicht an beiden Orten gleichzeitig für Recht und Ordnung sorgen können, nicht wahr?" Die Irritation auf den gealterten Zügen des Aristokraten war Antwort genug auf Riddles Entgegnung, und so fuhr er fort die noch Unwissenden in seine Vorhaben einzuweihen. Sein Aufstand war perfekt - perfekt, und zum Scheitern verdammt. *** {R} *** Ich machte keine Witze, ich meinte es ernst und das Ministerium, vor allem aber die Regierung, würde das sehr schnell begreifen, wenn sie meinen Denkzettel erhielten, den ich ihnen verpassen wollte. Leider hatte ich wiederum Dumbledores Offensive unterschätzt, der es immerhin schaffte meinen Angriff auf die Winkelgasse unter Kontrolle zu bekommen, während gleichzeitig in Hogsmeade - meinem zweiten Angriffsort - unschuldige Menschen sterben mussten, weil er nicht dort sein konnte. Sicher, wir verloren Verbündete an Azkaban, an die Dementoren und die Gegenseite; doch der kleine Sieg, den wir nebenher erringen konnten machte diese Niederlage beinahe wieder wett. Beinahe. Ich würde mich selbst, trotz meines kürzer gewordenen Temperaments, als geduldig beschreiben. Mir war klar, dass ich nicht über Nacht an alles kommen konnte, was ich wollte: diese Erfahrung habe ich in meiner Vergangenheit zur Genüge gemacht. Aber ich wurde das vermaledeite Gefühl nicht los, dass es zu einfach war. Dass Dumbledore mit mir spielte, wie eine Katze mit der Maus und nur auf den richtigen Moment wartete, mir den Garaus machen zu können – und das beunruhigte mich. Die Monate zogen ins Land und England hatte indes offiziell zum Krieg ausgerufen: oder zumindest der magische Teil des Landes, der es wagte sich gegen mich aufzulehnen. Zuweilen war es tatsächlich undenkbar simpel Hexen und Zauberer reinen oder halbreinen Blutes dazu zu bewegen, sich mir anzuschließen; und brauchte ich die Zustimmung eines einflussreicheren Magiers, um meinen Putsch gegen das Zaubereiministerium vorzubereiten, so griff ich auf überzeugendere Maßnahmen zurück und ließ mich dazu hinreißen zu drohen, zu kontrollieren und zu zwingen. Ich bekam immer was ich wollte; irgendwie zählte das zu meiner Bestimmung. So wuchsen meine Reihen, weil sich meine kleine Revolution in aller Munde befand, nicht nur um solche die ich unbedingt auf meiner Seite haben wollte, sondern auch junges Blut das zornig war, das meinte, mehr zu erreichen wenn es nach meiner Pfeife tanzte. Ich versprach ihnen viel in den vergangenen Tagen; ich versprach ihnen Ruhm und Macht und aus irgendeinem Grund waren sie besessen davon, wie auch ich von meinem Traum der Unsterblichkeit besessen war. Abraxas Malfoy war tot. Irgendwie erreichte ihn diese Erkenntnis nicht ganz, und trotzdem saßen sie hier zu Tisch, an der großen Tafel Malfoy Manors in der selben Konstellation wie so viele Jahre zuvor und … trauerten? Nein, Tom trauerte nicht, er war wütend. Er war wütend, weil sich Malfoy von den Drachenpocken hatte in die Knie zwingen lassen; sie führten Krieg und da fiel er auf die Knie und gab auf, weil ein lächerlicher Virus von ihm Besitz ergriffen hat? Riddle schnaubte erregt, presste die blassen Lippen zu einem blutleeren Strich aufeinander und starrte unentwegt auf die Tischplatte vor sich. Abraxas' Tod war wie ein höhnender Verrat und zeigte ihm nicht zum ersten Mal die Kraft der Vergänglichkeit, die er so sehr verspeiste. Es gab nicht viele Personen, die er als wahre Freunde bezeichnete und wahrscheinlich war der ältere Malfoy der letzte seiner Art gewesen, wenn es um die Vertrauensfrage ging; doch schmerzlicher war der Verlust und die lächerliche Tatsache, dass bisher niemand den er mochte in seinem Umkreis einfach so gestorben war. So grundlos. So nutzlos. So schwach. „Herr?" Tom sah auf ob der Stimme, die seine Aufmerksamkeit ersuchte und sein Blick blieb auf Lucius hängen, der so gar nichts mit Abraxas gemein hatte, bis auf seine Haarfarbe und vielleicht das Blau seiner Augen. Aber waren Abraxas' Augen wirklich blau gewesen? Er wusste es nicht mehr. War auch egal, oder nicht? Es ärgerte ihn. Abraxas war ein jämmerlicher Feigling gewesen, einfach so abzutreten. „Lucius?" Malfoys Sohn räusperte sich und beugte sich zu seiner Linken etwas näher an den Schwarzmagier heran, als fürchtete er überhört zu werden und in der Tat – Bellatrix Black reckte ihren Hals unauffällig neugierig in ihre Richtung. Im Laufe der Jahre hatten viele Kinder seiner einstigen Walpurgis Ritter deren Plätze als Todesser eingenommen; und Kinder war die treffende Bezeichnung. Freilich, er würde keinem verwehren an seiner Seite zu kämpfen, wenn er sich würdig erwies. Doch den Inneren Zirkel auf Dumbledores Kräfte vorzubereiten kostete Tom zuweilen den letzten Nerv; auch wenn er nicht ganz verhehlen konnte, dass ihm Bellatrix' Eifer imponierte. „Ein Freund von mir, ein Slytherin, möchte sich unseren Reihen anschließen", fuhr Malfoy langsam fort. „Er ist zwar im Augenblick in seinem letzten Jahr auf Hogwarts, aber er ist der fähigste Tränkebrauer den ich seit Jahren gesehen habe und Klassenbester in seinem Haus." Toms stoische Züge mussten wohl mildes Interesse gezeigt haben, denn Lucius Mundwinkel zuckten in ein ausdrucksloses und ergebenes Lächeln ob dieser Neuigkeit. In letzter Zeit meldeten sich gar viele Absolventen der Schule; zu viele für seinen Geschmack und dennoch: das Wort Klassenbester ließ Riddle hellhörig werden. „Wie heißt dein Freund, Lucius?" „Sein Name ist Severus Snape, Herr" „Dann lade ihn ein; wir wollen ihm schließlich nicht seine Chance nehmen, an Größe zu gewinnen, wenn er ein so kluger Kopf ist, wie du behauptest..?" *** {R} *** Severus Snape sollte eine wichtigere Rolle spielen, als mir lieb war. Er war nicht nur beteiligt an meinem Versuch weiter aufzusteigen, sondern am Ende vielleicht sogar schuldig an meinem plötzlichen Untergang. Mit Severus Snape fing alles an: ein hagerer junger Mann, der mich ein wenig an mich selbst erinnerte, der seinen Mugglevater hasste und Abkömmling einer alten und angesehenen Reinblutfamilie war, deren Fürwort ich mir bisher nie zu eigen hatte machen können. Doch anders als ich, war er eine sehr unbeliebte Figur im Spiel des Lebens, die sich durchschlagen musste, damit sie bekam was sie wollte; Snapes Bereitwilligkeit in meine Dienste zu treten war jedoch so verführerisch, dass ich kaum „Nein" sagen konnte und schon bald nahm dieser Knabe, dieses Nichts, wie Bellatrix ihn gerne umschrieb, gemächlich den Platz ein, den Abraxas Malfoy zurück gelassen hatte – wenngleich ich nicht umhin kam, ihn ständig dafür zu prüfen. Es musste irgendwann in den Anfängen 1980 gewesen sein, wo mich Severus atemlos sofort und ohne Umschweife sprechen wollte, um mir mitzuteilen, dass er im Eberkopf in Hogsmeade soeben Zeuge einer Prophezeiung geworden war, die einfach nicht erfüllt werden durfte. Er war Dumbledore nachgegangen, hatte er gestanden, um Informationen über dessen nächsten Schritt an den Tag zu bringen, damit sie in ihren künftigen Duellen die Oberhand behalten würden; was er mir indes erzählte, ließ mir das kalte Blut in meinen Adern gefrieren und schürte die Paranoia, die ich schon Jahre zuvor in Bezug auf meine Revolution – und auf Dumbledore verspürt hatte. War das Dumbledores Waffe? War das sein Geheimnis, weshalb er sich zurück hielt und dafür sorgte, dass sich alle meine Angriffe nahezu im Sand verliefen? Dass er mir meinen Terror so ohne Weiteres zugestand und einfach nur den rechten Moment abwartete, wo er mich stürzen konnte? „Der eine mit der Macht den Dunklen Lord zu besiegen naht heran, jenen geboren, die ihm drei Mal die Stirn geboten haben, geboren, wenn der siebte Monat stirbt..." Riddle legte die Fingerkuppen aneinander, stützte die Ellenbogen seitlich von sich ab und musterte gedankenverloren die Stille der Dunkelheit, die das kleine Kaminzimmer in Malfoy Manor beherrschte. Er hatte die Zeit völlig aus den Augen verloren, hinter seiner Stirn arbeitete es unablässig ob einer Lösung für dieses neue und durchaus ernst zu nehmende Problem: es sollte jemand geboren werden, der noch dazu das Talent und die Macht besaß ihm ebenbürtig zu sein? Ihn zu stürzen? Er war der klügste Kopf, den Hogwarts je gesehen hatte! Er war unbesiegbar in so vielerlei Hinsicht und dann wagte es ein Medium, ihm so etwas unter die Nase zu reiben? Für einen Atemzug hatte Tom überlegt, ob er die Prophezeiung einfach ignorieren sollte; aber sein Stolz und ein wenig Unsicherheit trieben ihn dazu, diese Worte ernst zu nehmen, bevor er es bereute es nicht getan zu haben. Der hoch Gewachsene zog die Unterlippe abwesend zwischen die Zähne, nesselte ein geraume Weile daran und zuckte jäh ein wenig zusammen, als sich jemand von hinten über die Rückenlehne beugte und zwei Hände den Weg über seine Brust fanden, bevor sie in Höhe seines Bauchnabels inne hielten und ihm gleichsam dichtes buschiges Haar kitzelnd im Nacken begegnete. Tom ballte eine Hand zur Faust, schloss die Finger der anderen darum und trommelte einen flüchtigen Rhythmus auf seinem Handrücken, reagierte ansonsten jedoch nicht und entlockte dem Neuankömmling daher ein leises Seufzen, das sich wie ein unangenehm warmer Hauch auf seiner Haut ausbreitete. „Alice Longbottom erwartet ein Kind", begann Bellatrix ohne sich lange mit weiteren Floskeln aufzuhalten und hob den Kopf, um ihn auf Riddles anderer Schulter abermals betten zu können, wobei sie den Anflug eines recht boshaften Grinsens kaum vermeiden konnte. „Und laut Wurmschwanz' Aussage posaunt mein Cousin Sirius überall herum, dass auch die Potters schwanger sind und das Balg wohl Ende Juli, Anfang August kommen soll." Der Schwarzhaarige blinzelte flüchtig, furchte die Stirn und sah prompt zu der Hexe um, die ihn so unschuldig aus großen dunklen Augen musterte, als hätte sie ihm gerade nicht zwei Leben, sondern eine Tasse Tee auf dem Silbertablett serviert. In einer für Bella viel zu schnellen Regung fuhr der ehemalige Slytherin herum, brachte beide Hände an ihr Gesicht und presste ihr einen harten, obschon euphorischen Kuss auf die vollen Lippen, ehe er sich in derselben Bewegung erhob und ohne ein Wort des weiteren Dankes an ihr vorbei und aus dem Zimmer rauschte. Der Knoten in seinem Kopf platzte. *** {R} *** Im Verlauf des Krieges zwischen dem Orden des Phoenix und den Todessern und während ich die Schritte des Widerstandes nun deutlich aufmerksamer beobachtete, um heraus zu finden für welches Kind ich mich am Ende entscheiden musste – und wen ich als meinen Feind sozusagen heraus forderte – entschied ich mich für die Potters. James Potter entstammte einer langen Kette reinblütiger Zauberer; die Potters waren bekannt und bereits zu meiner Schulzeit präsent im Hause Gryffindor, aber auch auf dem Quidditchfeld begabt. Sie hielten sich zuweilen aus politischen Debatten heraus und galten zwar nicht unbedingt als Muggel-Liebhaber, aber Befürworter Dumbledores. James Potter nun setzte diesem Wahnwitz seiner Familie die Krone auf, als er die Muggelgeborene Lily Evans zur Frau nahm – ein Schlammblut seinesgleichen und wie ich außerdem erfuhr ein wohl recht intelligentes noch dazu; eine Kombination wie sie mir aus meiner eigenen Familie wohl bekannt war: und eine Kombination, die ich verachtete. So war mir in diesem Moment nicht klar, dass ich mir mein eigenes Verderben selbst aussuchte – doch ich war nunmehr besessen davon, an das Kind zu kommen das Lily Potter im Sommer 1980 gebären sollte. Meine Magie setzte mir zu. Waren meine Launen zuvor kurzweilig gewesen, so machte ich mit vielen meiner Feinden, aber auch meinen Verbündeten nun mehr kurzen Prozess wenn etwas nicht so lief, wie von mir geplant. Ich konnte mit Niederlagen nicht umgehen, weil ich bisher vermieden hatte Fehler zu machen – oder im Nachhinein eine Lösung dafür gefunden hatte, meine Fehler so gut es ging zu verdecken. Noch dazu zehrten die Horcruxe an mir und zollten ihren Tribut; mir fiel das Haar büschelweise vom Kopf bis ich mit Kahlköpfigkeit ob meines Wahnsinns gestraft wurde – doch all das war mir inzwischen einerlei; solange ich lebte und solange ich unsterblich war und der Welt damit zeigen konnte, dass sie mir zu Füßen lag, nahm ich jeden Stein in Kauf, der sich mir in den Weg legte. Ich hatte mehr erreicht als das und nachdem ich dieses unwürdige Kind getötet hatte, sollte niemand mehr meine Stärke und meine Macht in Frage stellen. Nicht einmal mehr Albus Dumbledore, dafür würde ich sorgen. Aber ich hatte etwas Wesentliches in meiner Euphorie vergessen; ich war so geblendet von meinem Stolz und dem Willen zu gewinnen, dass ich mich an Halloween 1981 aufmachte, dieses Kind zu töten, das mir die Stirn bieten wollte. Den Aufenthaltsort desselben herauszufinden war nicht leicht bis zu dem Moment, wo der Orden den Fidelius-Zauber ausgeübt und eine für sie offenbar unwichtige Person zum Geheimniswahrer gemacht hatte. Das war genau der Zeitpunkt, an dem ich zuschlagen musste – das war der Zeitpunkt meines Triumphs und der Moment, wo ich Peter Pettigrew tatsächlich zugestand, wie sehr ich ihn in der vergangen Zeit unterschätzt habe. Doch mein Besuch bei den Potters in Gordrics Hollow sollte mein letzter Ausflug für die nächsten zehn Jahre in meinem eigenen Körper sein – denn obgleich ich dem Ehepaar überlegen war und es nur einen Sekundenbruchteil benötigte, den Vater zu töten so vernachlässigte ich die Macht der Liebe der Mutter, deren mir unbekannter Schutz in jener Nacht den Untergang bescherte. Mein Zauber prallte an dem Jungen ab und die Welt um mich herum wurde … schwarz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)