Wie Frühling und Herbst von Memories_of_the_Moon ================================================================================ Kapitel 20: ------------ Wie schon so manches Mal zuvor suchte Thranduil Trost bei Aurmîdh, seinem treuen Freund. Das Pferd war ein überaus geduldiger Zuhörer und Thranduil war überzeugt davon, dass es jedes einzelne Wort von ihm verstand. Der Elb fühlte sich so furchtbar wie noch nie zuvor in seinem Leben. Und das lag nicht „nur“ an seinem gebrochenen Herzen. Er hatte jemanden angegriffen, seinen Bruder. Er hatte sich selbst verraten, hatte seine Prinzipien verraten. Am liebsten würde er sich verstecken vor der Welt. Doch er wusste, dass er zurück musste. Er hatte seinem Vater ein Versprechen gegeben. Die Verantwortung war zu groß, um einfach davor zu fliehen... Plötzlich schnaubte Aurmîdh unruhig neben ihm und kratzte mit dem Huf mehrmals am Boden entlang. „Was ist los, mellon nín?“, fragte Thranduil, durch diese Bewegung in Alarmbereitschaft versetzt; er kannte sein Pferd nur allzu gut und wusste, dass etwas nicht stimmte. Der Elb hörte Schritte und – seinem Instinkt folgend – versteckte er sich. Jemand näherte sich Aurmîdhs Box. „Na du?“ Thranduil erkannte diese Stimme sofort: Kalera! Er spürte, wie seine Knie ganz weich wurden und er anfing zu zittern, doch mit all seiner Geisteskraft ignorierte er sein pochendes Herz. Was machte die Menschenfrau hier? Redete sie tatsächlich mit Aurmîdh? „Ich hab' dir was mitgebracht...“ Thranduil konnte nicht sehen, was es war; er fürchtete, entdeckt zu werden, wenn er sich nur ein klein wenig bewegte. „Ich bin mir sicher, dass dir das schmecken wird“, fuhr Kalera fort. „Du musst wissen, ich hatte selbst sehr lange Pferde bei mir zuhause. Ich weiß also ganz genau, was ihr am liebsten mögt.“ Es folgte eine kurze Pause, in der die Menschenfrau das Mitgebrachte vermutlich in Aurmîdhs Box legte. Dann meinte sie noch: „Lass es dir schmecken, Großer.“ Und fort war sie. Thranduil kam aus seinem Versteck heraus, verwundert darüber, was gerade geschehen war. Es erschien ihm so unlogisch... Da erblickte er die Pflanze, die Kalera Aurmîdh offenbar mitgebracht hatte, zumindest war sie vor ihrem „Besuch“ noch nicht da gewesen. Der Elb erkannte sofort, dass es sich um eine für Pferde überaus giftige Pflanze handelte; zum Glück schien auch Aurmîdh von ihrer Unverträglichkeit überzeugt zu sein und hatte sie nicht angerührt. „Was...!?“ Thranduil verstand rein gar nichts mehr. Hatte Kalera eben gelogen, als sie meinte, eine Pferde-Expertin zu sein? Nein, das konnte nicht sein. Sie hatte ihm doch schon mehrmals von ihren Pferden erzählt... Also gab es nur einen Schluss, zu dem der Elb kommen konnte: Es war Absicht gewesen. Kalera hatte versucht, Aurmîdh zu vergiften! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)