Wie Frühling und Herbst von Memories_of_the_Moon ================================================================================ Kapitel 12: ------------ Erfreut über die Zustimmung seines Vaters betrat Thranduil wenig später die Räume der Heiler. Kalera hatte die Nacht dort verbracht - „zur Beobachtung“, wie es geheißen hatte. Doch nun sollte sie in einem der Gästezimmer untergebracht werden und das wollte Thranduil höchstpersönlich übernehmen. Er kam also in den Raum, in dem er sich am Tag vorher mit Kalera unterhalten hatte, doch das Bett war leer. Und von der Menschenfrau keine Spur. „Kalera!?“ Es kam keine Antwort. Sofort fielen Thranduil die allerschlimmsten Szenarien ein, was mit ihr passiert sein könnte. Die Orks, vermutlich hatten sie die Orks geholt. Oder die Trolle... Da fiel dem Elben plötzlich auf, wie absurd diese Gedanken waren. Es hätte doch sicherlich jemand gemerkt, wenn irgendwer in den Palast eingedrungen wäre und eine Frau entführt hätte....Was war nur los mit ihm? „Mein Prinz!?“ Eine sanfte Stimme riss Thranduil aus seinen Gedanken. Er blickte auf. Vor ihm stand Kalera in einem sehr hübschen, violetten Kleid. „Ihr... Ihr seht bezaubernd aus...“, stammelte der Elb. „Geht es Euch gut?“, wollte Kalera wissen, nicht auf das Kompliment eingehend, und griff nach Thranduils Hand. Dieser war erstaunt über die Berührung, ließ es sich aber nicht anmerken. Stattdessen ergriff er die warme, weiche Hand der Menschenfrau und lächelte sie an. „Alles gut, Mylady... Aber viel wichtiger ist: Wie geht es Euch?“ „Es geht mir ganz okay, soweit....“ Kalera lächelte schüchtern zurück. „Ich habe überraschend gut geschlafen hier...“ „Wenn Ihr mit mir mitkommt, werdet Ihr heute Nacht sogar noch viel besser schlafen...“ Augenblicklich hielt sich der Elb die Hand vor den Mund. Hatte er das soeben wirklich gesagt? „Verzeiht, Mylady, ich wollte nicht...“ „Schon gut“, entgegnete Kalera freundlich lächelnd und ergriff auch Thranduils andere Hand. „Kommt. Zeigt mir das Schloss.“ Dankbar für ihre Reaktion ließ sich der Elbenprinz von ihr aus dem Zimmer ziehen. Doch er kam nicht umhin, sich selbst innerlich zu rügen. Er musste wirklich besser aufpassen. Sonst würde er sich hier noch total blamieren. Nachdem Thranduil Kalera einige wichtige Räume des Palastes gezeigt hatte, wollte sie unbedingt die Ställe sehen: „Lasst uns zu den Pferden gehen, Prinz Thranduil, ich bitte Euch.“ Und da sie ihn mit diesen großen, wunderschönen Augen ansah, konnte er natürlich nicht „nein“ sagen. „Außerdem würde ich gerne etwas mit Euch allein sein...“, fügte Kalera spitzbübisch hinzu. Auf ihrem Rundgang im Palast waren die beiden stets von Dienern und der Wache umringt gewesen und von Schaulustigen – vor allem Kindern -, die einen Blick auf die Menschenfrau erhaschen wollten. Thranduil wusste nicht warum, aber irgendwie ließ diese Aussage Kaleras sein Herz schneller schlagen. Es fühlte sich seltsam an, wirklich seltsam. Aber er konnte nicht genau sagen, was es war. Also beschloss er, es herauszufinden. „Hier entlang, Mylady...“ Kalera hakte sich wie eine gute Bekannte einfach so bei ihm ein und ließ sich zu den Ställen führen. Thranduil fand das aus irgendeinem Grund recht beeindruckend, da sie sich ja immerhin erst seit einem Tag kannten. Doch gleichzeitig freute es ihn, denn es musste bedeuten, dass sich Kalera bei ihm sicher fühlte und ihm vertraute. Und das war ein schönes Gefühl. „Ihr habt es wunderschön hier...“, bemerkte Kalera, als sie durch die Gärten Richtung Stallungen gingen. „Wirklich wunderschön...“ „Ihr seid auch wunderschön...“, gab Thranduil zurück und fragte sich im nächsten Moment schon wieder, woher er den Mut genommen hatte, das zu sagen. Kalera errötete und lächelte, nicht wissen, was sie darauf erwidern sollte. „Ich...äh...“ Der Prinz konnte das Kompliment schlecht zurücknehmen, wollte er auch nicht. Also versuchte er, es einfach zu überspielen, ebenso wie sein flatterndes Herz, das es ihm noch schwieriger machte, die richtigen Worte zu finden. „Ich...äh...kommt, lasst uns Aurmîdh besuchen...“ „Aurmîdh?“, stieg Kalera auf sein Ablenkungsmanöver ein. „Mein treues Pferd“, antwortete Thranduil. „Das Euch aus dem Wald hierher gebracht hat.“ Als die beiden die Ställe betraten, wieherte Aurmîdh, als er seinen Freund schon von Weitem erkannte. „Hallo, mellon nîn! Wie geht es dir heute?“ Thranduil kraulte das Tier zwischen den Ohren und strich ihm sanft über die Nüstern. Dann streckte er Kalera, die ein wenig weiter hinten stehen geblieben war, die Hand hin. „Kommt her. Er beißt nicht. Kommt, ich helfe Euch...“ Sie ergriff seine Hand und folgte ihm langsam und zaghaft in die Pferde-Box. Vorsichtig nahm er ihre Hand und legte sie zusammen mit seiner auf Aurmîdhs Mähne, was wieder dieses seltsame Kribbeln in Thranduil hervorrief. Er versuchte, es zu ignorieren. „Seht Ihr? Ihr könnt es...“, lobte er Kalera. Und dann fügte er ohne nachzudenken hinzu: „Habt Ihr bei Euch zuhause keine Pferde?“ Selbst wenn Kalera nicht zur Salzsäule erstarrt wäre und sich nicht von ihm abgewandt hätte, hätte Thranduil begriffen, dass er soeben etwas sehr, sehr Dummes gesagt hatte. „Ich...äh...Das wollte ich nicht...“ Er hätte sich ohrfeigen können. „Ist schon gut...“, kam es nicht ganz überzeugend von Kalera. „Nein, es...es tut mir wirklich Leid. Ich habe nicht nachgedacht und...“ „Lasst uns nicht davon sprechen, ja?“, bat die Menschenfrau. „Natürlich“, stimmte der Elb zu. „Verzeiht mir, das war wirklich ungeschickt von mir...“ Da drehte sie sich zu ihm um. Tränen schimmerten in ihren großen, grünen Augen. Und das seinetwegen! Thranduil wollte etwas sagen, doch er brachte kein Wort heraus. Er sah nur ihr Gesicht, das dem seinen immer näher kam. Er hörte sein Herz laut klopfen und hatte das Gefühl, es müsse jeden Moment seinen Brustkorb sprengen. Doch er war nicht imstande, sich zu rühren. Er sah nur diese wunderschönen Augen... „Hmhm...!“ In diesem Moment räusperte sich jemand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)