Wie Frühling und Herbst von Memories_of_the_Moon ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Ein paar Momente lang sah Thranduil die Menschenfrau einfach nur schweigsam an. Sie war recht schön – zumindest für einen Menschen: Sie hatte langes, schwarzes Haar, das ihre Haut blasser, ihre Lippen dafür aber röter erschienen ließ. Ihre Augen waren grün wie der Wald – was Thranduils Elbenaugen ihm trotz der Distanz zwischen ihnen verrieten; und ihre Gesichtszüge waren fein und ebenmäßig. „Bitte schießt nicht...“ Ihre flehend bittende Stimmte lenkte den Prinzen von seinen Beobachtungen ab und seine Aufmerksamkeit zurück auf den Bogen in seiner Hand, der noch immer gespannt war. Rasch ließ er ihn sinken. „Verzeiht...“, fügte er hinzu. Da erst merkte Thranduil, dass die Frau am ganzen Körper zitterte. Ihr Kleid war schmutzig und an manchen Stellen zerrissen. Und über ihren Unterarm zog sich eine frische, lange Schnittwunde. „Mylady...!“, entfuhr es dem Elben erstaunt und erschrocken zugleich. „Wer hat Euch das angetan?“ Doch anstatt einer Antwort bat sie nur flehentlich: „Helft mir...“ Dann wurde sie ohnmächtig. Thranduil überlegte nicht lange: Da er selbst von Heilkunde kaum eine Ahnung hatte, musste er sie so schnell wie möglich zu den Heilern des Hofes bringen. Während er die Menschenfrau hochhob und sich mit ihr im Arm auf die Suche nach Aurmîdh machte, schwor er sich, seinen dürftigen Heilkenntnissen mehr Zeit zu widmen. Er wollte ja schließlich auf alles vorbereitet sein. Problemlos fand der Elbenprinz zur Lichtung zurück, wo er sein Pferd gelassen hatte. Als er ankam, kam Aurmîdh sofort auf ihn zu – ganz so als spüre er, dass etwas nicht in Ordnung war. „Tut mir Leid, mellon nîn, aber wir müssen unseren freien Tag abbrechen...Ich brauche deine Hilfe...“ Thranduil deutete auf die bewusstlose Frau. Aurmîdh schnaubte zustimmend. Er verabschiedete sich von den anderen Pferden und ging dann in die Knie, damit Thranduil mit der Frau im Arm aufsteigen konnte. Sattel und Halfter ließen die beiden zurück; es würde nur unnötige Zeit verschwenden es anzulegen und außerdem konnten sie jederzeit zurückkommen, um es zu holen. „Rasch, mein Freund, rasch“, bat der Elb sein Pferd. Aurmîdh ließ sich das nicht zweimal sagen. Er galoppierte, als ob sein Leben davon abhängen würde. - * - * - * - * - * - * - * - * - * - * - * - * - * - * - * - * - * - * - * - * - * - * - * - * - * - * Währenddessen im Palast... „Was ist hier los?“, wollte Oropher mit strenger Stimme wissen, nachdem er seine Robe wieder zurechtgerückt hatte. „Dieses Geschrei ist durch den ganzen Palast zu hören... Also, was hast du angestellt?“ „Ich habe...Moment! Was? Was ich angestellt habe?“ Gornarbelethas war ziemlich aufgebracht über diese für seinen Vater offenbar völlig logische Schlussfolgerung. „Das ist nicht fair von dir, Vater! Dass du gleich davon ausgehst, dass es meine Schuld war.“ Der Prinz erwartete Widerspruch, eine Schimpftirade oder dergleichen. Doch zu seiner Überraschung meinte Oropher: „Ja, da hast du Recht.“ Er wollte soeben etwas hinzufügen, als eine der Wachen auf sie zugeeilt kam. „Mein König! Prinz Thranduil ist soeben zurückgekommen. Mit einer verwundeten Menschenfrau!“ „Lass uns später darüber sprechen, mein Sohn“, sagte Oropher zu Gornarbelethas. „Ich muss nach deinem Bruder sehen.“ Gornarbelethas nickte zustimmend. „Ich komme mit.“ Die beiden Hoheiten begaben sich zu den Räumen der Heiler. Dort trafen sie Thranduil an, der ungeduldig vor den verschlossenen Türen auf und ab tigerte. „Mein Sohn!“ Oropher breitete seine Arme aus, glücklich darüber, seinen Ältesten unversehrt zu sehen, und umarmte ihn. „Was ist geschehen?“ Thranduil berichtet ihm und Gornarbelethas, was sich ereignet hatte. Gerade als er geendet hatte, wurde die Tür geöffnet und ein Heiler kam heraus. Er verneigte sich. „Mein König. Die Herren Prinzen. Unser Gast ist erwacht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)