Zum Inhalt der Seite

Wie Frühling und Herbst

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Am nächsten Morgen erwachte Thranduil noch vor den ersten Vögeln; die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen. Noch leicht schläfrig versuchte er sich daran zu erinnern, was er geträumt hatte, doch es wollte ihm nicht gelingen. Er wollte soeben die Augen wieder schließen, als ihm einfiel, dass er heute frei hatte. Sofort war er hellwach und sprang aus dem Bett. Er öffnete ein Fenster und atmete gierig die kühle, frische Morgenluft ein. Ein Lächeln stahl sich über seine Lippen und er fühlte sich einfach großartig. Ein freier Tag!
 

Rasch zog sich der Prinz an: Nicht seine übliche elegante Hof-Kleidung, sondern eine angenehme, braune Hose, ein weißes Hemd, seinen grünen Kapuzenumhang und die weichen Lederstiefel. Dann schnallte er sich sein Schwert um und nahm Bogen und Köcher mit.

Klammheimlich stahl sich Thranduil in die Vorratskammer. Er hatte an diesem Tag nicht vor, am gemeinsamen Frühstück teilzunehmen. Stattdessen packte er sich mehr als genug Proviant für den Tag ein. Dann aber fiel ihm ein, dass er auf die Jagd gehen könnte oder zumindest fischen und wenn das nicht klappte, würde er sicherlich ein paar Beeren und Wurzeln finden; also legte er einen Teil der Vorräte wieder zurück und verließ die Kammer.

Auf dem Weg durch den Palast versuchte der Prinz, möglichst niemandem zu begegnen. Wie ein Schatten bewegte er sich durch die langen Korridore und Hallen, ungesehen und lautlos. Vor Gornarbelethas' Zimmertür blieb er kurz stehen. Ihr Gespräch fiel ihm wieder ein und eine leise Traurigkeit legte sich über seine Züge. Doch er schüttelte sie rasch ab; den heutigen Tag wollte er sich von nichts und niemandem verderben lassen.
 

In den Ställen angelangt, wurde er von den Pferden begrüßt. Jede freie Minute verbrachte der Prinz hier; er kannte jedes einzelne der Tiere und sprach mit ihnen, sodass er sich auch hier großer Beliebtheit erfreute.

Besonders begeistert wurde er von seinem Pferd Aurmîdh begrüßt. Es schien, als habe der Hengst nur auf ihn gewartet.

„Guten Morgen, mellon nîn.“ Thranduil strich dem Tier sanft über die Stirn und sah ihm tief in die Augen. „Na, bist du bereit für ein Abenteuer?“

Aurmîdh schnaubte zustimmend und schüttelte stürmisch seine Mähne.

Thranduil lachte. „Na dann los; auf geht’s!“
 

Auf dem Weg zum Tor erwartete Thranduil, jeden Moment auf die Leibwächter zu treffen, die ihm sein Vater aufgehalst hatte. Selbst im Palast konnte er oft keinen Schritt vor sein Zimmer setzen, ohne dass sie ihm wie Schatten verfolgten; es war schon recht lästig. Und sollte er einmal außerhalb des Palastes unterwegs sein, auf der Jagd oder auf einem Erkundungsritt, verdoppelte Oropher die Begleiter seines Sohnes immer.

Einerseits verstand Thranduil die Besorgnis seines Vaters; immerhin war er der Kronprinz und bestimmte Sicherheitsmaßnahmen mussten nun einmal getroffen werden. Doch andererseits fühlte er sich beobachtet und bevormundet, wie ein Gefangener im goldenen Käfig.

Aber an diesem Tag war weit und breit kein Leibwächter zu sehen. Auch am Tor waren keine Wachen positioniert. Nur einmal hatte Thranduil das Gefühl, beobachtet zu werden, doch als er sich blitzschnell umdrehte, war da niemand.

„Hannon le, adar. Ich danke dir, Vater“, flüsterte der Prinz leise. Er wusste, dass es Oropher sicherlich nicht leicht fiel, ihn alleine ziehen zu lassen. Dass er ihm dennoch „einen Tag frei von allem“ gab, freute Thranduil umso mehr. Im Stillen schwor er sich, dem Vater dieses Geschenk zu vergelten.

Der Prinz schwang sich auf sein Pferd und die beiden galoppierten zum Tor hinaus – schnell wie der Wind, ab in die Freiheit.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück