Wie Frühling und Herbst von Memories_of_the_Moon ================================================================================ Kapitel 4: ----------- „Ich bin sicher, wir werden zu einer Übereinkunft kommen“, schloss Oropher zufrieden nach einem weiteren, langen Verhandlungstag und erhob sich. „Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend...Und zögern Sie bitte nicht, es meinen Sohn Gornarbelethas wissen zu lassen, wenn Sie etwas brauchen.“ Er reichte Dukor, dem Zwergenkönig, die Hand. Dieser ergriff sie und bedankte sich, ebenfalls äußerst zufrieden mit dem Lauf der Dinge. Dann wandte er sich zum Abschied an Thranduil. Dieser verneigte sich - „thanu men...“ Als Dukor die Halle verlassen hatte, sagte Oropher zu seinem Sohn: „Ich bin wirklich sehr zufrieden. Auch mit dir, mein Sohn. Deine Manieren sind wirklich vortrefflich... Nur musstest du ihn 'mein König' nennen?“ Thranduil lächelte sanft. „Ich kann verstehen, warum dich das stört, Vater. Aber mach dir keine Gedanken. Ich bin dir absolut treu und ergeben. Ich finde nur, ein kleines Kompliment ab und zu schadet sicherlich nicht.“ „Du bist sehr weise, mein Sohn“, meinte Oropher nachdenklich und legte Thranduil die Hand auf die Schulter. „Du meinst für mein Alter?“, scherzte dieser. „Ja, in der Tat...“, antwortete der König seinen Gedanken nachhängend. Manchmal fragte er sich insgeheim, ob Gornarbelethas tatsächlich ein klein wenig Recht hatte, und Thranduil verantwortungsbewusster und vernünftiger war als gut für ihn war. Es gab Augenblicke, da bedrückte es ihn regelrecht, seinen Älteren so ernst zu sehen, so „erwachsen“. Er machte sich Sorgen, ob er ihm vielleicht zu viel aufbürdete. Oder aber es fiel ihm nur so auf, weil Gornarbelethas das komplette Gegenteil war. Die beiden waren eben wie „alles oder nichts“; manchmal fragte sich Oropher, ob es nicht besser wäre, wenn seine beiden Söhne mehr vom jeweils anderen hätten und das Verhältnis ausgeglichener wäre...Aber konnte er das überhaupt beeinflussen? „Nimm dir den morgigen Tag frei, mein Sohn“, sagte er zu Thranduil. Dieser war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. „Habe ich Euch verärgert?“, wollte er wissen, instinktiv mehr an den König als an den Vater denkend. „Nein, mein Sohn“, beschwichtigte ihn Oropher. „Im Gegenteil. Ich dachte mir nur, du würdest gerne mal wieder etwas mehr Zeit für dich haben und in die Wälder reiten oder so....“ „Ja, das habe ich tatsächlich schon eine ganze Weile lang nicht mehr gemacht...“, gab ihm der Prinz nachdenklich Recht. „Vielen Dank, Vater.“ Nach diesem Gespräch machte sich Thranduil auf den Weg in die Ställe. Alle, denen er auf dem Weg dorthin begegnete, verneigten sich vor ihm und grüßten ihn; Thranduil erwiderte diesen Gruß stets freundlich und zuvorkommend. Dabei beschlich ihn ein Gefühl, das er schon länger nicht mehr gespürt hatte: Manchmal fragte er sich, wie es wohl wäre, kein Prinz zu sein. Einen nicht so formellen Umgang mit seinen Mitmenschen pflegen zu müssen. Und wenn ihm nicht danach zumute war, einfach niemanden zurück zu grüßen. „Vermutlich ist das mit dem freien Tag keine so schlechte Idee, mellon nin“, überlegte Thranduil laut, als er bei seinem Pferd angekommen war. Er strich dem Hengst sanft über die Mähne. „Na, was sagst du dazu?“ Das Tier wieherte zustimmend und stupste den Elben leicht an. Dieser lachte. Nachdem er noch einige Zeit im Stall verbracht hatte, beschloss Thranduil, früh zu Bett zu gehen. „Bis morgen, mellon nin.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)