Das Erste Türchen von -Tetsuki- (Adventskalender 2014) ================================================================================ Kapitel 1: Erinnerungen ----------------------- Sie saß ruhig auf ihren Platz, neben den leeren Stuhl ihres Mannes und beobachtete die anderen Frauen im Raum. Auch ihr Sohn schwieg eisern und beantwortete die an ihn gerichteten Fragen nur knapp. Nun, sie könnte es damit gut Reden, dass Itachi schon immer wenig gesprochen hatte und in diesem Punkt seinem Vater mehr ähnelte als ihr lieb war, doch aus seinen Augen sprach die Verunsicherung die sie selbst empfand. Breits letztes Jahr hatte Mikoto bemerkt, dass ihr Sohn teilnahmslos am Tisch gesessen hatte. Damals hatte sie sich gewünscht er würde – wie Shisui– rumquengeln wo sein Vater sei, doch dies hatte er nicht getan; hatte einfach dagesessen . . . Er saß auf seinen Platz und beobachtete jede meiner Bewegungen. Als ich dabei war die Teller ordentlich an ihre Plätze stellte ertönte ein dumpfes Klopfen von außen. Wiederwillig stellte ich den Tellerstapel ab und ging zu der Tür um sie zu öffnen. Mit einen leichten lächeln betrachtete ich Fugaku’s Vater, der jedoch bereits einen Fuß über die Türschwelle gesetzt hatte und zu seinem Sohn blickte. Eilig ging ich ihm aus dem Weg, schloss die Tür und nahm meine vorherige Beschäftigung wieder auf. Mein Ehemann nickte von Zeit zu Zeit, seine Miene verriet nichts über das Gesagte. Ich selbst hörte dem Gespräch der Männer nicht zu, da meine volle Konzentration für die Tischgestaltung gebraucht wurde – dieses Jahr würde es wie für eine Uchiha würdig sein. Eine leichte Berührung an meinem nackten Unterarm ließ mich zusammen zucken und aufblicken. Fugaku musterte mich aus seinen schwarzen Augen ehe er zu einer Frage ansetzte. „Mein Vater fragt ob du seinen Nachtisch vorbereitet hast.“ Langsam nickte ich damit er sah, dass ich ihn verstanden habe. „Und?“, fragte er als meine Antwort auch nach einigen Sekunden nicht kam. Die Süßspeise hatte ich nicht vorbereitet, aber eine meiner Freundinnen aus dem Klan erklärte sich bereit es zu tun. Fugaku nickte knapp nach meiner Antwort – wie jedes Mal wenn er wusste, dass es seinem Vater nicht gefallen würde. Fast mechanisch räumte Mikoto den Tisch nach dem Hauptgang ab, bekam nur einige Wortfetzen der anderen Uchihas mit und verbannte diese auch sofort wieder aus ihrem Gedächtnis. Sie wollte nicht vom Krieg sprechen – oder davon hören. Kritisch betrachteten die Uchiha‘s den gedeckten Tisch. Ich stand neben Fugaku, der meine Hand hielt. Bemüht um eine freundliche Miene ließ auch ich meinen Blick über mein Werk gleiten und war froh als die Anderen sich setzten. Aufmunternd drückte Fugaku meine Hand ehe er sie losließ und ich mich setzte. Er hielt eine kurz Ansprache, dann ließ er sich auf seinen Stuhl sinken und die Frauen fingen an ihren Männern Essen aufzufüllen bevor sie sich selbst etwas nahmen. Einige der Kinder rutschten unruhig auf ihren Stühlen herrum und murmelten leise vor sich hin, was ihnen einen warnenden Blick einbrachte – einige von den etwas Älteren bekamen sogar einen Klaps auf den Hinterkopf. Schon immer war ich der Meinung, dass solch eine Interaktion keine gute Erziehungsmaßnahme war und bei meinen eigenen Kindern würde ich es nicht anwenden – zumindest vorgenommen hatte ich es mir. Durch ein leichtes ziehen an ihren Oberteil hielt Mikoto inne und blickte zu ihren Sohn hinunter. Er nickte zu Shisui, der grinsend in der Tür stand. Sie ließ ihren Sohn mit den anderen Jungen in ein anderes Zimmer gehen. „Aber keine Rangeleien.“, mahnte die Frau, doch der Ältere hatte schon gar nicht mehr zugehört – und Itachi schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln. Er wusste was seine Mutter davon hielt; doch konnte der jüngere Uchiha sich nicht dagegen wehren. Shisui war, im Moment, noch stärker und schneller als Itachi. Noch – wenn der Klan Erbe weiterhin blind weiter trainiert. Mikoto war es recht, doch zumindest am Heilig Abend sollte auch er eine Pause einlegen, da hatte Mikotos Ehemann ganze Arbeit geleistet ihre Autorität in den Hintergrund zu schieben . . . Nach dem Mahl bekam ich Hilfe von meiner Freundin beim Abräumen. Ich war froh darüber den Abwasch nicht alleine bewerkstelligen zu müssen. Die meisten Kinder waren nach draußen gegangen um ihre überflüssige Energie in Trainingskämpfen, statt - so die Worte der Männer - in Frauenarbeit oder Nichtstun, zu verbrauchen. Schon früher war ich der Ansicht, dass es an den Feiertagen keine Kämpfe geben sollte. Nachdem die Arbeit getan war tischte ich, zusammen mit den anderen Frauen, die Nachspeise auf. Anschließend trat ich hinaus in den Garten um die Sprösslinge des Klans hineinzurufen. Sie hatten den Garten bereits an einigen Stellen verkohlt, an anderen umgegraben und lagen nun erschöpft in der Mitte meines Blumenbeets. Ein Windstoß, ließ die Kinder frösteln. Es war zwar um einige Grade zu warm für Schnee, doch der Wind war dennoch kalt und auf der überhitzten, schweißbedeckten Haut noch schneidender. Das hatten sie nun davon und auch eine Erkältung konnten sie nicht entkommen – ja auch Uchihas wurden von pathogenen Mikroorganismen angegriffen, dass wusste ich von Fugaku nur zu gut. Am Tisch herrschte schweigen als ich, mit den Kindern im Schlepptau, wieder hineinkam. Ein Bote sprang geschickt aus meinem Küchenfenster und lief wieder aus dem Uchihaviertel hinaus. Verwirrt nahm ich neben meinem Mann Platz, fragte aber nicht welche Nachricht der Bote überbracht hatte. Früher oder später würde man es ihr schon sagen. Fugaku erhob sich nachdem auch das letzte Kind saß. „Lasst uns das Fest nicht von einer Mutmaßung verderben. Es ist Zeit für unseren wohlverdienten Dessert." Die Jungs wiesen einige Kratzer auf, doch ansonsten stand noch alles im Zimmer - ohne Schäden aufzuweisen. Itachi hockte auf seinen Freund und hielt ihm die Hände im Rücken fest, sodass der Ältere sich nicht mehr wehren konnte. Kopfschüttelnd betrat Mikoto das Zimmer, die Hände in den Hüften gestemmt und einen warnenden Gesichtsausdruck. Sofort sprang ihr Sohn von Shisui hinunter, der sich mühsam aufsetzte. „Das wirst du mir büßen, Itachi“, murmelte er, grinste dabei jedoch und stand dann leichtfüßig wieder auf. Mikoto, noch immer in ihrer Position verharrend, seufzte sie und bedeutete den Kindern sich die Hände zu waschen und anschließend in den Hauptraum zu kommen. In besagten Raum stand bereits eine Torte, die darauf wartete angeschnitten zu werden. Wie auch letztes Jahr hatte Niemand einen Dank für mich übrig, doch es machte mir nichts aus. Ich wusste, dass Fugaku es noch tun würde, was mir ein ehrliches Lächeln ins Gesicht zauberte. Auch wenn es anderen Ursprungs war als viele der Anderen dachten. Die Meisten gingen davon aus ich sei froh darüber dass sie gingen. In gewisser Hinsicht war dem auch so, doch sie waren meine neue Familie und ich würde sie gerne besser verstehen können. Ihren Wunsch hatte Mikoto sich erfüllt. Sie kannte ihre Familie, wusste wer welche Vorlieben hatte und auch wer mit wem am besten zurechtkam. Sie hatte sich ein neues Leben aufgebaut. Die Zeiten waren nicht immer einfach gewesen und erst recht nicht als die Mutmaßung des Boten in Realität verwandelten - Der Krieg war über die Shinobiwelt ausgebrochen. Die Worte der Uchihafrauen drangen wieder an ihre Ohren – sie sprachen von den neuesten Ereignissen die sich an der Front zugetragen haben sollen. Drei der Männer sind gefallen. Welche es seien hörte Mikoto nicht, sie war unbewusst aufgestanden und an das Küchenfenster getreten, versuchte dem Gespräch zu entkommen. Es war Weihnachten. Ein Familienfest. Sie wollte nichts vom Krieg hören. Wollte mit ihrer Familie zusammen sein. Ohne Gespräche von oder über Shinobis oder Konoichis. Itachi war zu ihr gekommen und hatte sich, wie befohlen, seine Straßenkleidung angezogen. Die Frau sah zu ihren Sohn hinunter und lächelte matt. Ihr war ein absurder Gedanke gekommen, doch vielleicht könnte sie dort Zuflucht finden. Es war ein kühler Abend, die Straßen waren leer und nur wenige Fenster waren von goldenem Licht erfüllt. Die meisten Menschen waren an der Front und die wenigen die übrig blieben hatten sich mit Freunde oder anderen Verwandten getroffen um diesen Tag gemeinsam zu verbringen. Vor einem kleineren Haus, abseits des Uchihaviertels, blieb Mikoto schließlich stehen. Itachi hatte den ganzen Weg nicht gesprochen und sah seine Mutter auch jetzt nur fragend an. Die Lichter waren ausgeschaltet; die Räume lagen in tiefer Dunkelheit. Noch nie hatte sie sich so einsam gefühlt, kam nicht einmal auf den Gedanken ein solches Gefühl bekommen zu können. Schließlich hatte sie ihren Klan - ihre Familie. Plötzlich ging ein Licht an und die Tür, an dem ein Schneeengel hing, wurde Sekunden später geöffnet. Itachi stand vor einen Mann und begrüßte ihn freundlich. Eine Frau kam in Sicht. Sie musterte erst Itachi und dann wanderte ihr Blick zu Mikoto, die noch immer angewurzelt an Ort und Stelle stand. Die Uchiha konnte das Mienenspiel genau deuten, welches von Verwunderung über erstaunen und schließlich zu Ärger wechselte. Kurz darauf stand Itachi wieder neben ihr. „Mama? Was machen wir hier?“ Wie der jüngste Uchiha der Hauptfamilie ein Kunai gezückt und sich vor ihr gestellt hatte, hatte Mikoto nicht mitbekommen. In diesem Punkt kam er nach seinem Vater. Ganz und gar. Den Jungen ignorierend, den anklagenden Blick der Frau entgegenstürzend, den Worte des Mannes überhörend, warf Mikoto sich ihrer Mutter in den Arm. Die mühsam zurückgehaltenen Tränen fanden ihren Weg nach außen und durchweichten den dünnen Stoff an ihrer Wange. Er roch nach Vanille und Lavendelseife – wie immer, wie damals. Wie Zuhause. Quälend langsam hob ihre Mutter die Arme, umfasste Mikotos Schultern und schob sie sanft aber bestimmt von sich. Das war zu viel für die eingeheiratete Uchiha; sie brauch zusammen. Itachi stand verwirrt und wütend etwas abseits und wollte gerade zu seiner Mutter gehen, als die Frau sich zu ihr hinunter beugte. Sie spürte die leichte Berührung auf ihrer Schulter, blickte aber nicht auf. „Mikoto. Steh auf und komm mit hinein. Du erkältest dich noch.“ Die Stimme ihrer Mutter war bestimmend und fürsorglich zugleich. Die selbe die sie selbst zu verwenden pflegte, wenn sie Itachi maß regelte. Mühsam und mit der helfenden Hand ihres Vaters kam Mikoto wieder auf die Beine. Itachi stand noch immer an der Stelle an der sie ihn stehen lassen hatte. Langsam streckte sie einen Arm nach ihm aus und als er ihre Hand nahm lächelte er – das selbe Lächeln wie ihre Mutter. Diese trat hinter ihr und schob sie sanft zu der Haustür. Und als Mikoto schließlich - mit Itachi neben sich - auf dem alten, mit Löchern gesprenkelten Sofa saß wurde ihr wieder bewusst wie lange sie sich nicht bei ihrer Familie gemeldet hatte. Sie vermochte nicht die Tage, Wochen oder Monate – nicht einmal die Jahre – nennen zu können, denn es war eine viel zu lange Zeit gewesen um es mit Zahlen und Einheiten beschreiben zu können. Der geschmückte Tannenbaum vor dem Kamin rief Erinnerungen aus alten Kindheitstagen hervor. Sie hätte schon viel früher sich mit ihren Eltern wieder regelmäßig treffen sollen – hätte gar nicht erst zulassen dürfen sich von ihnen so zu distanzieren. Und nun konnte sie nicht umhin an die vergangenen Jahre zu denken ohne Reue zu verspüren. Reue ihren Eltern gegenüber, denn, so sehr der Uchihaklan es auch in den Hintergrund schieben mag, sie waren noch immer - und werden es auch den Rest ihres Lebens - ihre Eltern bleiben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)