Star Trek TOS - Strandurlaub oder Abenteuer? von leni1983 ================================================================================ Kapitel 2: Sternenlicht und Unterwassergesang --------------------------------------------- Ziemlich lange hatten Jim und Spock schweigend nebeneinander am Strand gestanden und übers Meer geschaut, ihre nackten Füße waren nach wie vor in den Sand eingegraben und wurden von den Wellen umspült. Sie brauchten keine Worte, um sich zu verständigen. Immer mehr Sterne tauchten allmählich über ihnen am Himmel auf. Da es am Strand außer den drei Monden keine weiteren Lichtquellen gab, leuchteten die Trabanten und die Sterne umso strahlender. Glitzernd spiegelnden sich ihre Ebenbilder auf den sanften Wellen des Ozeans. Es war ein zauberhafter Anblick und eine wunderschöne Atmosphäre. Ab und zu warfen sich Spock und Jim stumme Blicke zu. Es war nichts zu hören, außer dem Rauschen des Meeres und den entfernten, vereinzelten Rufen nachtaktiver Tiere. Beide spürten das Band der Freundschaft zwischen ihnen wachsen. Es war fast wie eine gemeinsame Meditation oder wie eine Mentalverschmelzung, obwohl sie sich nicht berührten. Spock erinnerte sich, wie Jim als jüngster Captain der Sternenflotte das Kommando über die Enterprise übernommen hatte. Spock war bereits unter Captain Christopher Pike an Bord gewesen, dem der Vulkanier große Hochachtung entgegen brachte. Den jungen Mann, der nun sein kommandierender Offizier geworden war, konnte er anfangs nicht einschätzen. Er erschien ihm im höchsten Maße impulsiv und unberechenbar. Dieser neue Captain bestand darauf, die unbekannten Planeten entgegen dem Protokoll selbst zu besuchen und zu dort forschen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen war. Dabei scherte er sich auch nicht um die möglichen Gefahren. Dieses Verhalten hatte Spock schon immer verwirrt und gab ihm nach wie vor Anlass zur Sorge. Doch mit der Zeit lernte er, den Instinkten und der Intuition seines Captains zu vertrauen. Dessen Lösungen für Probleme war zwar nicht immer logisch, aber es funktionierte. Das stellte Spock nicht nur bei ihren gemeinsamen Abenteuern fest, sondern auch bei den immer häufiger stattfindenden Schachpartien. Diese halfen Spock sehr dabei, seinen Captain kennen zu lernen. Oft hatten Kirks Instinkte die Crew und das Schiff in letzter Minute gerettet, wenn mit Logik keine Lösung gefunden werden konnte. Spock war froh, diesen Mann inzwischen seinen Freund nennen zu können. Jim hatte ihm ein Zuhause zwischen den Sternen gegeben, eine Heimat, die er weder auf Vulkan noch auf der Erde gefunden hatte. Plötzlich brach eben jener Jim die angenehme Monotonie des rauschenden Meeres und riss Spock aus seinen Gedanken. Scheinbar hatte der Captain sich ausreichend entspannt und war ausgeruht. Jetzt drängte es ihn nach ein wenig Aktivität. „Ich werde jetzt eine Runde schwimmen.“, verkündete er flüsternd, um die sie umgebenden Ruhe nicht zu sehr zu stören. Ohne ein Zögern, ohne auch nur darüber nachzudenken, zog Jim sich am Ufer aus. Er legte seine Kleidung im trockenen Sand ab, neben zwei vorsorglich platzierten Handtüchern, die er schon mitgebracht hatte und watete tiefer ins Wasser hinein. Das Licht der drei Monde glänzte einen Moment lang auf seiner nackten Haut, bevor er sich voller Begeisterung mit einem Sprung in die Fluten stürzte und untertauchte. Verborgen durch die Vegetation und geschützt durch die Dunkelheit blickte Doktor Leonard McCoy auf den durch die drei Monde gut erhellten Strand. Über Jims nächtlichen Ausflug ins iridianische Meer konnte er nur den Kopf schütteln. Hatte er denn nicht die riesigen Meerestiere auf den Computerbildschirmen gesehen? Oder die tiefen Schluchten und die felsigen Steilhänge unter Wasser? Schon sehr nah an der Küste fiel der Meeresboden teilweise rapide ab. McCoy brummte vor sich hin. Natürlich hatte Jim all das auch gesehen. Als Captain hatte er immer über alles im Bilde und informiert zu sein und das war er auch - natürlich auch im Urlaub. Jims Sprung ins Wasser entstammte wahrscheinlich zu gleichen Teilen dem kleinen Jungen, der noch immer in ihm steckte und zum anderen seiner, im Erwachsenenalter erhalten gebliebenen Abenteuerlust, die den Captain nicht nur ab und an, sondern beinahe regelmäßig in Gefahr brachte. McCoy seufzte leise. Und wer würde es am Ende wieder richten müssen? Spock stand ziemlich perplex am Strand, überrascht und auch besorgt aufgrund von Jims spontanem Einfall. Unschlüssig stand er am Ufer. Er wollte seinem Freund und Captain nicht den Spaß verderben, aber bezüglich der hiesigen Fauna hatte er doch einige Bedenken, was nächtliche Schwimmausflüge anging. Schließlich gewann seine Sorge die Oberhand. „Captain! Jim! Seien Sie bitte vorsichtig! Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gibt es hier Meerestiere, die bei Nacht jagen. Und unterschätzen Sie die Strömungen nicht.“, rief er, als Jims Kopf wieder in den Wellen auftauchte. Jim wusste, dass Spock natürlich Recht hatte. Trotzdem konnte er ein Grinsen nicht unterdrücken. Spock musterte ihn. Der Captain erschien ihm plötzlich um Jahre jünger, unschuldiger, aber auch verletzlicher. Wassertropfen perlten in Jims nassen Haaren und glitzerten wie kleine Diamanten im Licht der Sterne. Spock wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Jim ihm auf seine Warnung antwortete: „Ihre Einwände sind registriert und zur Kenntnis genommen, Mr. Spock. Wollen Sie mir trotz des Risikos Gesellschaft leisten?“ Jim konnte förmlich sehen, wie Spock sich innerlich wand. Es war fast, als könnte er die Gedanken des Vulkaniers lesen. Was sollte Spock jetzt tun? Einerseits gab es vielfältige Gefahren und Risiken, die Jim eventuell im Wasser drohten. Wäre der Vulkanier bei ihm, so könnte er schneller zur Stelle sein, wenn aus irgendwelchen Gründen Hilfe nötig war. Doch andererseits war Spock auf einem Wüstenplaneten groß geworden. Wasser war dort knapp und ihm daher nie ein vertrautes Element geworden. Jim näherte sich schwimmend wieder dem Ufer. „Kommen Sie schon, Spock. Nun springen Sie schon rein.“, forderte er ihn auf. Zögernd legte Spock seine Kleidung ab, so ordentlich und akkurat wie zuvor die Stiefel, bevor er seinem Captain überaus vorsichtig ins Wasser folgte. McCoy, der sich bis jetzt verborgen gehalten hatte, reckte sich etwas aus seinem Versteck, um besser sehen zu können. Jetzt war dieser spitzohrige Vulkanier doch tatsächlich zu Jim ins Wasser gestiegen. Dabei hätte McCoy seinen ganzen Vorrat an saurianischem Brandy darauf verwettet, dass Spock niemals freiwillig irgendwo zum Spaß in ein Gewässer beliebiger Art steigen würde, noch dazu in ein unbekanntes Meer auf einem fremden Planeten mitten in der Nacht. Unerwartet raschelte es hinter McCoy im Gebüsch, woraufhin der Schiffsarzt der Enterprise erschrocken zusammenzuckte und herum fuhr. Die Vegetation teilte sich und mit Erleichterung erkannte McCoy Montgomery Scott zwischen den Zweigen, der in seiner Freizeitkleidung ohne Uniform irgendwie ungewohnt aussah. Scotty schob einige Äste zur Seite und kam aus dem Gebüsch, nicht ohne sich einige Kratzer von den dort wachsenden Dornen zu holen. Er stieß einen leisen schottischen Fluch aus, ehe er sich dem Schiffsarzt zuwandte. „Hier sind Sie also, Doktor. Wir haben Sie gesucht. Allein sollten Sie sich nachts nicht so weit weg vom Lager entfernen.“, rügte Scotty und Besorgnis klang in seiner Stimme. McCoy murmelte eine Entschuldigung, als ein Geräusch vom Strand seine Aufmerksamkeit zurückforderte. Er schaute sich wieder nach Jim und Spock um. Scotty folgte seinem Blick und runzelte die Stirn. „Doktor? Was machen Sie eigentlich hier draußen?“, fragte der Chefingenieur, doch McCoy bedeutete ihm leise zu sein und antwortete nicht. Vom Strand kam eine leichte Brise und Jims leises Lachen wehte zu ihnen herüber, vermischt mit dem Rauschen der Wellen. Nun reckte sich Scotty ebenfalls, um besser zu sehen. Die Hecke hinter Scotty und McCoy teilte sich kurz darauf erneut und während McCoy wieder zusammenzuckte, drehte Scotty sich nur gelassen um und begrüßte Lieutenant Nyota Uhura mit einem Lächeln, welches die afrikanische Schönheit erwiderte. Uhura gesellte sich zu ihren beiden Kollegen und blickte an McCoy vorbei zum Meeresufer. Dann musterte sie den Doktor tadelnd. „Sie sollten den beiden wirklich nicht nachspionieren, Doktor. Sie suchen doch nur etwas Entspannung - so wie wir alle." Leonard McCoy verschränkte die Arme und brummelte etwas. Er fand keine Worte, um seine Beweggründe zu erklären. Er war sich sicher, dass es nicht nur Neugier, sondern auch Sorge um seine beiden Freunde gewesen war, die ihn dazu bewogen hatte, ihnen zu folgen. Vielleicht war es auch sein Instinkt, der sich gemeldet hatte. Es wäre nicht das erste Mal, dass vor allem Jim durch seine Abenteuerlust und seinen Forscherdrang in Gefahr geriet. Und wo Jim war, da war Spock nicht weit, egal wie groß die Bedrohung auch sein mochte. Wenn es um den Captain ging, so war auch Spocks Verhalten nicht immer von Logik geprägt, auch wenn er das niemals zugegeben hätte. So wie jetzt gerade. Der Captain und sein Erster Offizier planschten gerade im Wasser herum, wie zwei kleine Jungen. Zumindest der Captain planschte. Jim hatte es scheinbar tatsächlich gewagt, den Vulkanier nass zu spritzen, der sich das sogar ausnahmsweise gefallen ließ. Hätten Scotty, Uhura und McCoy es nicht mit eigenen Augen gesehen, hätten sie es nicht geglaubt. Raschelndes Blattwerk kündigte weitere Besucher an. Hikaru Sulu, der Steuermann der Enterprise und der Navigator Pavel Andreievich Chekov gesellten sich zu den anderen Dreien. Die Vorgänge am Strand blieben ihnen nicht verborgen, obwohl sich inzwischen ein paar dunkle Wolken vor die Monde geschoben hatten. Jims Lachen drang über den leeren Strand zu ihnen herüber und Sulu und Chekov konnten ein Kichern nicht unterdrücken. Uhura warf beiden einen mahnenden Blick zu. Spocks aufmerksamen Sinnen war nicht entgangen, dass er und Jim inzwischen keineswegs mehr allein und ungestört am Strand waren. Da er die Identität der Besucher aber kannte und wusste, dass von ihnen keine Gefahr drohte, ignorierte er deren Präsenz. Einen Moment durch seine Schiffskollegen abgelenkt, bekam Spock eine ziemliche Ladung Salzwasser ins Gesicht, als Jim das Wasser einer anrollenden Welle in erneut seine Richtung spritzte. Seelenruhig wischte der Vulkanier sich die Flüssigkeit aus den Augen, ehe er auf Jims spielerischen Angriff einging. Das Spielen duldete Spock nur Jim zuliebe, nur ihm zuliebe hatte er seine natürliche Angst vor dem Wasser zu überwinden versucht. Spock wusste, wie selten sein Captain Zeit und Gelegenheit für diese Momente der Sorglosigkeit hatte. Aus demselben Grund gab Spock vor, ihre Beobachter nicht bemerkt zu haben, denn er wusste, dass Jim sich diese Art der Lockerheit nur erlaubte, weil er sich mit Spock allein glaubte. Und der Captain hatte ein bisschen Entspannung dringend nötig, nicht nur er, sondern die gesamte Crew. Und diesmal schloss Spock sich selbst nicht aus, was schon einiges hieß. Hinter der Mannschaft der Enterprise lagen ereignisreiche, anstrengende Monate voller Missionen, Raumschlachten und anderen Notfällen unterschiedlichster Art. Dieser Landurlaub war schon seit geraumer Zeit überfällig, er war mehrfach aufgrund vielfältiger Krisen verschoben worden. Im Augenwinkel nahm Spock plötzlich eine Bewegung wahr. Er sah etwas Dunkles im Wasser, nur wenige Meter hinter Jim und wollte den Captain warnen, aber nicht in Panik versetzen. Leise, mit sanfter, aber eindringlicher Stimme, rief er ihn beim Namen: „Jim...“ Und dann etwas lauter. „Captain...“ Und etwas in Spocks Stimme veranlasste Kirk sofort dazu, ernst zu werden. Mit langsamen, aber kräftigen Schwimmbewegungen kehrte er zu Spock zurück, der näher am Strand war, in flacherem Wasser. Der Vulkanier atmete hörbar auf, als Jim sicher bei ihm angekommen war und es entging dem Captain nicht. „Spock, was ist los? Haben Sie etwas Ungewöhnliches entdeckt?“ Spock nickte und deutete aufs dunkle Wasser. „In der Tat, Captain.“ Jim folgte seinem Blick. Nur wenige Meter neben der Stelle, an der Jim eben noch geschwommen war, tauchte ein riesiger dunkler Schatten unter Wasser vorbei. Hin und wieder blitzte die glatte, schwarzglänzende Haut des Tieres im Mondschein auf, wenn das Wesen die Wasseroberfläche durchbrach. Nicht weit von Spock und Jim musste ein ziemlich tiefer Abgrund sein, wenn ein solch riesiges Tier sich so nah an den Strand wagte. Plötzlich spritzte Wasser unter lautem Klatschen meterhoch auf, als das Tier plötzlich zurück in die Tiefen abtauchte und seine Schwanzflosse auf die Meeresoberfläche schlug. Jim stand da wie vom Donner gerührt, ihm wurde erst jetzt klar, wie viel Glück er gehabt hatte, dass am Abgrund heute gerade keine starke Strömung herrschte und dass die See ruhig war. Sonst wäre er vermutlich in die Tiefe gezogen worden. Der Captain erholte sich aber schnell von seinem Schreck. Er kniff die Augen zusammen, um im Mondlicht besser zu sehen, beobachtete die Wellen und sah dann, dass weitere Wesen am Strand vorbeischwammen. Jim versuchte die Ausmaße der Tiere abzuschätzen. Sie zogen sowohl ihn, als auch Spock in ihren Bann. Spock war versucht, seinen Tricorder zu holen, der bei seiner abgelegten Kleidung am Strand lag, doch auch er konnte sich von dem Anblick der Wesen nicht lösen. Neugier und Forscherdrang bewegten Jim schließlich dazu, wieder ein paar Schritte ins tiefere Wasser zurück zu waten und den Kopf unter Wasser zu tauchen. Die Tiere waren wirklich gewaltig. Und sie sangen. An der Oberfläche hatte Jim es eigenartigerweise nicht bemerkt. Aber nun hörte er seltsam anrührende Töne, sie gingen ihm unter die Haut. Wie konnten solche riesigen Tiere so zarte Klänge erzeugen? Jim fühlte eine Hand an seiner Schulter -Spock. Der Vulkanier war ihm also ins tiefere Wasser gefolgt. Widerwillig tauchte der Captain auf und merkte erst jetzt, dass er schon längst hätte Luft holen müssen. Er hustete kurz, dann berichtete er voller Begeisterung von dem Anblick der Tiere und ihrem Gesang. „Spock, haben Sie das auch gehört? Diese Wesen singen wirklich wunderschön. Es klingt ähnlich wie Aufnahmen von irdischen Walen, aber irgendwie zauberhafter. So etwas habe ich noch nie zuvor gehört...“ Als Jim geendet hatte, wirkte Spock nachdenklich. Doch bevor er auf Jims Beschreibung etwas erwidern konnte, war der Captain schon wieder mit dem Kopf unter Wasser getaucht, um die vorbeiziehenden Geschöpfe zu beobachten. Spock war irritiert und verwundert. Wenn diese Wesen sangen, hätte er doch auch an der Oberfläche etwas davon hören müssen. Sein Gehör war ja wesentlich empfindlicher als Jims. Jim lauschte verzaubert den zarten Lauten der riesigen Tiere. Auf der Erde waren die großen Wale schon vor Jahrhunderten vom Menschen ausgerottet worden. Jim konnte nicht verstehen, wie man solche zauberhaften Wesen hatte ausrotten können. Erneut lauschte er den Tönen, sie waren wie Musik unter Wasser und er hätte beinahe wieder das Atmen vergessen. Spock zog ihn zurück an die Oberfläche und fast hätte der Captain sich zur Wehr gesetzt, um weiter den außerirdischen Klängen lauschen zu können. Obwohl es durch die aufziehenden Wolken am Strand inzwischen etwas dunkler geworden war, war McCoy, Scotty und den anderen nicht entgangen, dass am Strand inzwischen etwas Ungewöhnliches vor sich ging. Sulu, der seinen Tricorder um die Schulter geschlungen hatte, um einige hiesige Pflanzen und Bäume eingehender zu untersuchen, richtete das Gerät nun zum Meeresufer und justierte die Reichweite des Tricorders. „Wir sollten uns das unbedingt aus der Nähe ansehen.“, bemerkte er kurz darauf. „Die Tiere da draußen sind echt riesig.“ Chekov blickte über Sulus Schultern auf die Daten des Tricorders und kommentierte sie mit einem anerkennenden Pfeifen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)