Ein einfaches Ende von GotoAyumu (Yamato Ishida x Taichi Yagami) ================================================================================ Kapitel 14: ------------ Behutsam drehe ich den Schlüssel im Schloss und öffne die Tür. In der Wohnung brennt weder Licht, noch ist ein Geräusch zu hören. Da Taichis Schuhe im Eingangsbereich stehen, gehe ich davon aus, dass er bereits ins Bett gegangen ist. Immerhin ist es weit nach Mitternacht und er muss früh zur Arbeit. Trotzdem schleiche ich zum Schlafzimmer und schaue vorsichtig hinein. Er scheint zu schlafen, weshalb ich die Gelegenheit nutze, um bedächtigen Schrittes ins Bad zu gehen. Überraschenderweise verspüre ich weniger Schmerz, als ich nach sexuellen Aktivitäten mit Katsuro erwartet hatte. Hielt er sich trotz vorheriger Warnung doch etwas zurück? Wozu? Hinter mir verschließe ich die Tür, sinke kraftlos auf die Knie und atme erschöpft aus. Mit meiner Hand greife ich in meine Jackentasche, halte allerdings inne, zögere. Letztlich hole ich das kleine Fläschchen GHB hervor. Ich fragte Katsuro danach, weil ich Angst habe, in der Realität nicht mehr klarzukommen, nachdem ich das Gefühl des Heroins in meinen Adern wieder spüren durfte. Er willigte ein. Seiner Meinung nach wäre ein Schuss im Gegenzug zu dem, was er mir abverlangte, ohnehin nicht ausreichend gewesen. Ich drehe das Fläschchen unentschlossen in meiner Hand. In Taichis Anwesenheit Drogen zu konsumieren, wirkt ziemlich abgeklärt. Wenn ich das GHB richtig dosiere, dürfte allerdings keine Gefahr bestehen, dass er misstrauisch wird. Als ich noch zur Schule ging, war ich oft sogar im Unterricht zugedröhnt, ohne dass es jemand bemerkte. Und wenn ich die Dosierung hoch ansetze, werde ich lediglich sehr tief schlafen, was ebenfalls keinen Verdacht erregen dürfte. Selbst das Problem, zu lange zu schlafen, besteht nicht, weil Taichi tagsüber aufgrund seiner Arbeit im Normalfall nicht zu Hause ist und dadurch nicht mitbekommt, wann ich aufstehe. Entschieden drehe ich die kleine Flasche auf, halte aber erneut inne. Es ist zwar zu spät, einen Rückfall verhindern zu wollen, allerdings kann ich versuchen, die Sucht unter Kontrolle zu halten, indem ich meine Abhängigkeit auf eine Substanz, nämlich Heroin, beschränke. Zudem will ich so selten wie möglich mit Katsuro schlafen müssen, obwohl zugegebenermaßen eine Anziehung von ihm ausgeht, die mich nicht nur sexuell erregt, sondern auch mein Interesse und meine Faszination an seiner Person weckt. Andererseits ist er nichts weiter als ein perverser Sadist, dessen Vorlieben nicht mit meinem Masochismus konform gehen. Aber in meiner Situation ist Sex für Heroin die einfachste Beschaffungsmöglichkeit, auch wenn ich eigentlich nur noch Taichi in mir spüren möchte. Voller Selbsthass stelle ich fest, dass ich mich in die falsche Richtung bewege. Ich verlor die Kontrolle und trotzdem war es keine Affekthandlung. Einmal mehr wollte ich der Realität entfliehen, das Gefühl der Überforderung für einen kurzen Moment bezwingen, die inzestuöse Liebe zu meinem Vater, insbesondere das körperliche Verlangen, vergessen, ebenso wie die Angst, Tai zu verlieren. Ein bitteres Lachen entweicht meiner Kehle. Um zu vergessen, dass ich meinen Freund verlieren könnte, dröhne ich mich mit Drogen zu und lasse mich von anderen Männern ficken. Das ist so armselig. Dabei sehne ich mich nach Tai, doch obwohl wir in derselben Wohnung wohnen und sogar im gleichen Bett schlafen, scheint er sich immer mehr von mir zu entfernen. Auch seine Besitzansprüche scheinen nicht mehr Liebe als Antrieb zu haben. Und seit der Konfrontation mit Reiji verhält er sich erst recht distanziert. Die Gedanken an meinen Freund und die vorherrschende Situation steigern mein Verlangen nach ihm zusätzlich. Ich setze mich auf die Fliesen, mit dem Rücken an der Badewanne lehnend. Das GHB stelle ich neben mir auf dem Boden ab. Erregt schließe ich meine Augen, als ich mit meiner Hand zwischen meine Beine gleite und über den Stoff reibe. Fahrig öffne ich meine Hose, um mir Erleichterung zu verschaffen. Meine Lippen presse ich fest aufeinander, wodurch ich versuche mein Stöhnen zu unterdrücken. Mit dem Wahrnehmen der warmen Feuchtigkeit entspannt sich mein Körper. Schwer atmend und leicht verschwitzt betrachte ich das Sperma, das meine Haut benetzt. Ekel und Übelkeit ergreifen Besitz von mir. Ich lasse meine Hand angewidert sinken. Einmal mehr werde ich mir meiner Abartigkeit bewusst, denn für einen kurzen Moment verspürte ich den Drang, mich selbst zu bestrafen, indem ich mich zwinge, meine Hand sauber zu lecken. Erschöpft stehe ich auf, gehe zum Waschbecken und reinige meine Hände gründlich. Dann entkleide ich mich und dusche meinen Körper mit heißem Wasser ab. Aus dem Schrank nehme ich ein Handtuch, welches ich um meine Hüfte binde. Ich betrachte meine Armbeuge. Wenn man darauf achtet, könnte die noch leicht sichtbare Einstichstelle auffallen. Sicherheitshalber sollte ich Schlafsachen anziehen. Mein Blick fällt auf das Fläschchen GHB. Nachdenklich hebe ich es auf. Ich sollte diese Droge entsorgen. So wie ich es schon einmal getan habe. Zögernd gehe ich auf die Toilette zu. Es ist ganz einfach. So wie damals. Ich schraube den Deckel ab und neige die Flasche etwas, um den Inhalt auszukippen. Letztlich verharre ich in der Bewegung. „Verdammt!“, fluche ich leise. Habe ich wirklich geglaubt, stark genug zu sein? Ich schließe die Flasche wieder und verstaue sie in meiner Jackentasche. Wütend auf mich selbst, trockne ich meinen Körper grob mit dem Handtuch ab und werfe es dann achtlos über den Wannenrand. Mit meiner Kleidung im Arm verlasse ich das Bad. Die Jacke hänge ich im Flur an ihren Haken, in der Hoffnung, dass Taichi die Taschen nicht kontrolliert. Ein besseres Versteck fällt mir im Moment leider nicht ein. Leise, um meinen Freund nicht zu wecken, schleiche ich ins Schlafzimmer, lasse meine Kleidung neben dem Bett auf den Boden fallen und hole Schlafsachen aus dem Schrank, die ich mit bedächtigen Bewegungen überziehe. Anschließend schlüpfe ich unter die Bettdecke. Tais Atmung ist ruhig und gleichmäßig. Offenbar habe ich ihn nicht geweckt. Ich drehe mich zu ihm, betrachte seine Silhouette, die sich nur schemenhaft aus der Dunkelheit abhebt. Sehnsuchtsvoll rutsche ich näher an ihn heran. Ich möchte die Wärme seines Körpers spüren. Mein Freund liegt von mir abgewandt, doch als ich ihn leicht berühre, dreht er sich zu mir um. „Yamato? Bist du erst jetzt nach Hause gekommen?“, nuschelt er verschlafen. „Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken.“ „Hm“, ist die einzige Entgegnung, die ich von ihm bekomme. Für einen Moment herrscht Stille. „Du fragst nicht, wo ich war?“, will ich etwas irritiert wissen. „Wozu? Entweder ich kenne die Antwort bereits oder du sagst nicht die Wahrheit. Letztlich ist es deine Entscheidung, von wem du dich vögeln lässt.“ „Tai... ich...“ „Schon gut.“ Unerwartet legt er seinen Arm um mich, zieht mich dichter an sich. Sein Verhalten verwirrt mich. Erst die gleichgültige Aussage, die im Tonfall jedoch keinerlei Vorwurf aufwies, und jetzt die Zärtlichkeiten, die er mir trotz der vorherrschenden Situation entgegenbringt. Dennoch beschließe ich, ihn nicht darauf anzusprechen, stattdessen zu schweigen und die Nähe zu ihm zu genießen, die er in der Form in letzter Zeit selten zuließ. Liebevoll streichelt Taichi über meinen Rücken, woraufhin ich mich als Zeichen meiner Zuneigung enger an ihn schmiege. Der Duft meines Freundes hüllt mich sanft ein. Mit einem Gefühl der Geborgenheit fallen mir allmählich die Augen zu. „Ich liebe dich, Taichi“, flüstere ich schläfrig. Abrupt hält mein Freund in seiner Bewegung inne. „Ich... liebe dich, Yamato“, entgegnet er, meines Erachtens, sehr verhalten. Auch das Zögern bei seiner Antwort beunruhigt mich. „Ich werde wieder zu den Bandproben gehen“, versuche ich meine Ängste zu ignorieren. Für den Moment bleibt eine erwartete Reaktion aus. Dann richtet Tai sich auf und beugt sich über mich. Leicht küsst er meine Lippen, liebkost meinen Hals. „Ist dir kalt?“, haucht er fragend auf meine Haut. „Wieso?“ Die aufkommende Lust ist deutlich im Klang meiner Stimme zu hören. „Normalerweise trägst du keine Schlafsachen.“ „Jetzt ist mir jedenfalls nicht mehr kalt“, antworte ich mit einer Halbwahrheit. Erneut küsst Taichi meine Lippen, doch dieses Mal weitet sich der Kuss schnell zu einem leidenschaftlichen Zungenkuss aus. An meinem Bein spüre ich, dass mein Freund ebenfalls erregt ist. Ich fühle seine Hände, die mich überall am Körper zu berühren scheinen. Plötzlich nimmt Katsuro meine Gedanken ein, das Heroin, der Sex. So will ich nicht von Taichi genommen werden, nicht, wenn ein paar Stunden zuvor ein anderer Mann in mir abgespritzt hat. Vielleicht ist Tais Verhalten aber genau darauf zurückzuführen. Er möchte meine Reaktion sehen, um herauszufinden, ob ich mich einmal mehr von einem anderen habe vögeln lassen. Seine Zuwendung ist somit nichts als Berechnung. Letztlich werde ich jedoch nicht richtig handeln können, da seine Meinung ohnehin vorgefertigt ist, um in sein Bild zu passen. „Lass mich dieses Mal in dich eindringen“, äußere ich meine Bitte mit Zurückhaltung. „Nein!“ Die Antwort kam auffallend schnell und sehr nachdrücklich. Dass er lieber mich nimmt, ist zwar nicht ungewöhnlich, aber eine Führung meinerseits lehnte er nie so bestimmt ab. Möglicherweise verbindet er mit dieser Rollenverteilung inzwischen zu viele negative Erinnerungen, denn wahrscheinlich habe ich ihn häufiger vergewaltigt, als dass er freiwillig auf diese Weise mit mir geschlafen hat. „In Ordnung.“ Ruhig streiche ich über seine Wange. „Dann nimm mich.“ Meiner Aufforderung nachkommend streift er sachte meine Schlafsachen von meinem Körper. Für ihn ungewöhnlich behutsam dringt er in mich ein. Trotzdem keuche ich auf vor Schmerz. Die Verletzungen, die Katsuro mir zufügte, scheinen sich durch den Sex mit meinem Freund zu verschlimmern. Ich schließe meine Augen und presse meine Lippen stark aufeinander. „Tut es sehr weh?“, fragt Tai unerwartet nach. „Nein... es geht. Taichi... ich...“ „Shh.“ Er küsst mich, um mich am Weitersprechen zu hindern. Seine Bewegungen werden rhythmischer, intensiver. Jegliche Sorge und jeder Zweifel, meine Verwirrung bezüglich Taichis Verhalten, alles weicht einer angenehmen Leere. Einzig die Gefühle für meinen Freund erfüllen mich. Durch den Schmerz wird meine Lust zusätzlich gesteigert und es gelingt mir für den Moment auszublenden, wer diese eigentlich verursacht hat. Es ist lange her, dass ich mich bei Tai so sehr konnte fallen lassen. Von Erregung erfüllt bäume ich mich leicht auf, mit meinen Händen suche ich Halt bei meinem Freund. Seine Haut ist von einem feuchten Schweißfilm überzogen, seine Bewegungen werden kraftvoller. Ich spüre ihn tief in mir und doch ist es zu wenig. „Mehr... Tai...chi...“, stöhne ich hingebungsvoll. Als Reaktion auf meine Worte legt er meine Beine auf seine Schultern, wodurch sich mein Becken etwas hebt und die Penetration intensiver wird. Mit seiner Hand beginnt er, mich zusätzlich zu stimulieren und allmählich in die Ekstase zu treiben. Ich spüre, dass er in mir kommt, dann zieht er sich aus mir zurück. Schwer atmend berührt er mit seiner Stirn meinen Brustkorb. Schweiß tropft auf meine Haut, doch Taichis bebender Körper bedeutet mir, dass es sich bei dem vermeintlichen Schweiß um Tränen handelt. „Tai?“, frage ich unsicher. Zögernd lege ich meine Arme um ihn. Er wehrt sich nicht dagegen, reagiert aber auch nicht auf mich. Verzweifelt, aufgrund meiner Hilflosigkeit, presse ich ihn stärker an mich. Selten zeigt sich mein Freund mir gegenüber so schutzlos. Ich starre in die Dunkelheit des Zimmers, während ich beruhigend durch Taichis Haare streiche. Mit geschlossenen Augen liege ich in der Badewanne. Das warme Wasser umhüllt meinen reglosen Körper. Aus dem CD-Player, der normalerweise in der Küche steht, dröhnt leise Musik. Selten kann ich ohne vorherigen Drogenkonsum so sehr entspannen. Als ich höre, dass jemand den Raum betritt, öffne ich meine Augen. Mein Freund mustert mich eingehend, dann legt sich ein Lächeln auf seine Lippen. „Lass mich dir Gesellschaft leisten.“ Noch bevor ich auf Taichis Aussage reagieren kann, entkleidet er sich bereits, beugt sich anschließend zu mir herab und haucht einen Kuss auf meine Stirn. „Rutsch etwas nach vorn.“ Ich folge seiner Aufforderung ohne Widerworte. Er nimmt hinter mir Platz, legt seine Arme um mich und zieht meinen Körper dicht an sich. Sinnlich streicht er mit seinen Fingern über meinen Brustkorb. „Warst du wieder böse und hast für einen Anderen die Beine breit gemacht?“, flüstert Tai in mein Ohr, während er einige der Hämatome berührt, die Katsuro zu verantworten hat. Dann hebt er meinen rechten Arm. „Unter Drogeneinfluss, wie ich sehe.“ Grob fährt er über die leicht vernarbte Haut in meiner Armbeuge, weiter den Unterarm hinab zum Handgelenk. Ich versuche, etwas zu sagen, doch meine Stimme versagt. „Schon gut, mein Liebling. Es ist alles in Ordnung. Keine Angst.“ Viel zu spät nehme ich den Schmerz wahr, der sich längs durch meinen Unterarm zieht. Unaufhörlich fließt Blut aus der Wunde, die Tai mir mit einer Rasierklinge zufügte. In kurzen Abständen tropft es ins Wasser und färbt dieses allmählich rot. Der Schnitt scheint tief zu sein. Plötzlich taucht mein Freund den verletzten Arm gebieterisch in das noch lauwarme Wasser. „Dein Blut soll doch nicht gerinnen“, erklärt er liebevoll sein Handeln. „Taichi...“, hauche ich kaum hörbar. „Ist dir eine andere Art zu sterben lieber?“ Ohne von seinem Tun abzulassen, drückt er mit seiner freien Hand schmerzhaft gegen meinen Kehlkopf. „Fühlt es sich gut an? Sicher gefällt es dir ebenso, wenn ich dich jetzt ficke.“ Er drängt mich ein wenig nach vorn und dringt mit derben Stößen in mich ein. Ich schließe die Augen, beiße verkrampft auf meine Unterlippe. Tränen bahnen sich vereinzelt ihren Weg über meine Wangen. „Bis zum Schluss bist du nur meine Hure, hörst du, Yamato?“ „Tai...chi...“, keuche ich benommen. Ich spüre, dass ich dabei bin, das Bewusstsein zu verlieren. Der nicht geringe Blutverlust, die Sauerstoffunterversorgung sowie die körperliche Anstrengung sind zu viel für meinen Körper, äußern sich in Wahrnehmungsstörungen, Schwindel- und Schwächegefühlen. „Dieses Mal wirst du sterben, mein Liebling. Das verspreche ich dir.“ Eine diffuse Angst ergreift Besitz von mir. Der Tod bedeutet Trennung von Taichi, aber das Leben ist unerträglich schwer. „Bitte... nicht...“, höre ich mich sagen, aber meine Stimme klingt, als kämen die Worte von einem Fremden. Mein Freund reagiert nicht. Seine Penetration bleibt unverändert stark, ebenso der Druck auf meine Kehle und meinen Arm, aus dessen Wunde nach wie vor Blut austritt, welches sich weiterhin mit dem allmählich erkaltenden Badewasser vermischt. Aus eigener Kraft schaffe ich es kaum noch, mich halbwegs aufrecht zu halten, lediglich durch Tai sacke ich nicht vollends in mich zusammen. „Noch wirst du mich nicht verlassen. Noch bin ich nicht mit dir fertig. Immerhin will ich keine Leiche ficken.“ Am Rande meiner Wahrnehmung bekomme ich mit, wie mein Freund lasziv über meine Wange leckt, wobei er für einen Moment in mir verharrt. Dann werde ich von Dunkelheit umhüllt. Immer tiefer sinke ich ins Nichts, als würde ich ertrinken. Dieses Gefühl ist seltsam vertraut. „Yamato, warum? Antworte mir. Bitte.“ „Taichi?“, frage ich, obwohl ich weiß, dass die Worte nicht von ihm kamen. Vorsichtig öffne ich meine Augen. „Gabumon?“ „Es ist eine Weile her, nicht wahr?“ Er lächelt, aber seine Besorgnis ist ihm deutlich anzumerken. „Dieser Ort...“ „Erinnerst du dich nicht? Du warst schon oft hier. Zu oft. In deinem selbstgeschaffenen Refugium. Und deiner privaten Hölle.“ Gabumon seufzt. „Da du diese Zuflucht längere Zeit nicht aufsuchtest, hatte ich die Hoffung, dass du dich endlich von hier lossagen konntest. Es ist nicht gut für dich an diesem Ort zu... Yamato? Hörst du mich? Dein Blick ist so abwesend.“ Ich höre meinen kleinen Freund, bin jedoch nicht in der Lage, zu antworten oder überhaupt eine Reaktion zu zeigen. Hände umfassen von hinten meinen Hals, drücken gezielt auf die Hauptschlagader. Meine Wahrnehmung verändert sich und das Rauschen in meinen Ohren klingt wie das Flüstern einer Stimme. „Muss ich mich wirklich wiederholen? Sagte ich nicht bereits, dass es keinen Ausweg gibt? Für dich wird es nie einen geben. Und wenn du ehrlich bist, weißt du das auch.“ Die Person lockert ihren Griff. „Ich lasse dich nicht gehen. Nur du kannst mich töten. Hast du das etwa vergessen?“ Ich schaue Gabumon an, doch der blickt nur traurig zurück. „Hilf mir“, flehe ich leise. „Ich kann mich nicht befreien.“ „Er ist zu stark, Yamato. Weil du zu schwach bist.“ Mit ruckartigen Bewegungen versuche ich mich zu befreien, was zur Folge hat, dass die Person ihren Arm um meine Taille schlingt, mich enger an sich drückt und somit meine Bewegungsfreiheit einschränkt. „So kannst du nichts gegen mich ausrichten. Gib dich mir hin, dann befreie ich dich von deinem Leid.“ „Ich leide nicht!“, entgegne ich trotzig. Abfälliges Lachen erfüllt die trostlos erscheinende Höhle. „Du willst sterben, ist das nicht Beweis genug?“ „Yamato! Bitte! Lass dich nicht auf ihn ein. Er darf nicht noch mehr Macht über dich bekommen.“ Als Reaktion auf Gabumons Worte presst er mich so stark an sich, dass es sich so anfühlt, als würden meine Eingeweide zerquetscht. „Du tust mir weh“, stöhne ich auf, wobei ich meine Hand auf seinen Arm lege. „Nicht so sehr wie Taichi.“ „Was?“ „Er will, dass du stirbst. Warum tust du ihm nicht den Gefallen?“ „Sei still!“, schreie ich verzweifelt. „Ich soll dich hassen, nicht wahr? Damit ich dich töte. Damit ich endlich auf dein Begehren eingehe.“ Unter Anstrengung gelingt es mir, meinen Kopf ein wenig zur Seite zu drehen. Im Augenwinkel sehe ich das Gesicht der Person, die mich krampfhaft festzuhalten versucht. Mit dem Erkennen erinnere ich mich, ihr schon oft gegenübergetreten zu sein. Eine Art mentale Paralyse ergreift Besitz von mir. Meine Gegenwehr ebbt ab, bis ich letztlich bewegungslos in seiner Umklammerung verharre. „Du hast Angst. Weil du auf mich angewiesen bist. Weil du ebenso schwach bist wie ich.“ Mein kleiner digitaler Freund tritt an uns heran. „Sei vorsichtig, Yamato, sonst...“ Unruhig wälze ich mich von einer Seite auf die andere. Kurz darauf öffne ich benommen die Augen. Die Helligkeit blendet, lässt mich blinzeln. Ich schaue neben mich. Mein Freund ist nicht da. Ein Blick auf den Wecker verrät mir, dass es bereits nach vier Uhr ist. Kurz versuche ich mich auf die Realität zu besinnen. Dröhnte ich mich letztlich doch mit Drogen zu, nachdem Tai eingeschlafen war? Ich erinnere mich nicht, das Zimmer verlassen zu haben. Seufzend setze ich mich auf. Die Erinnerungen an die letzte Nacht vereinnahmen meine Gedanken. Beim Sex mit Katsuro fühlte ich mich durch das Heroin wahnsinnig gut und sogar sein Sperma schluckte ich mehr als bereitwillig. Allerdings nahm mir die Droge auch jegliche Schmerz- und Lustempfindung. Gleichmütig ließ ich geschehen, was Katsuro mit mir anstellte, ebenso gleichmütig wurde ich aktiv, wenn er es verlangte. Ich frage mich, ob Heroin beim Sex mit Taichi dieselbe Wirkung hätte. Nie würde ich auf diese Weise mit ihm schlafen wollen. Bei Tai fühle ich mich auch ohne Drogeneinfluss wie berauscht. Zudem will ich seinen Schmerz spüren. So wie vor einigen Stunden. Nicht nur den Schmerz, den er mir zufügte, sondern auch den Schmerz, den er empfand. Als mein Freund sich beruhigt hatte, wandte er sich schweigend von mir ab, ging duschen und schenkte mir auch keine Beachtung, als er zurückkam. Hasste er es, mir gegenüber Schwäche gezeigt zu haben, oder widerte ihn die Nähe, die Intimität zu mir an? Obwohl die Initiative von ihm ausging? In letzter Zeit wirkt er zerrissen und irgendwie verloren. Plötzlich wird mir die Uhrzeit bewusst. „Verdammt!“, fluche ich leise, kämpfe mich aus dem Bett und eile ins Bad. Ich wollte zu den Bandproben. Rechtzeitig schaffe ich es jedoch nicht mehr. Mein Blick fällt ungewollt auf den Spiegel, als ich hastig meine Zähne putze. Die unruhige Nacht hinterließ Spuren, die am deutlichsten an meinen Haaren zu erkennen sind. Eigentlich reicht die Zeit nicht, um sie zu waschen, trotzdem stelle ich mich unter die Dusche und lasse das Wasser über Kopf und Körper laufen. Noch immer mit der Zahnbürste im Mund beginne ich mich einzuseifen. War Tai duschen, um sich, wie er schon einmal sagte, meinen Dreck abzuwaschen? Schmerzhaft kneife ich mich in die Wange. Für solche Gedanken ist jetzt keine Zeit. Schnell bringe ich die Säuberungsrituale zuende, trockne mich ab und gehe zurück ins Schlafzimmer. Aus dem Schrank nehme ich eine Jeans und einen schlichten schwarzen Pullover mit Kapuze, um die nassen Haare zu verdecken, kleide mich an und haste ins Wohnzimmer, wo ich sämtliche meiner Notizen, Liedtexte sowie Noten, zusammensuche. Im Flur stopfe ich sie in meinen Rucksack. Anschließend gehe ich in die Küche, entzünde fahrig eine Zigarette, während ich eine Tasse mit Kaffee fülle. Tief atme ich den Rauch ein, doch die innere Anspannung bleibt. Nach den Proben sollte ich zu meinem Vater fahren. Es tut mir leid, dass ich ihn in einer solchen Situation zurückließ. Aber, wäre ich nicht gegangen, hätte ich meinem Verlangen, mit ihm zu schlafen, vielleicht nicht standhalten können und alles versucht, um meinen Willen zu bekommen. Nachdenklich betrachte ich meine Hand. Sie ist noch immer ein wenig geschwollen und eine leichte Verfärbung im Bereich der Mittelhandknochen ist bereits erkennbar, ebenso entsteht ein merkwürdig spannender Schmerz, wenn ich sie zur Faust balle. Mein Vater hat recht, Gitarre werde ich so vermutlich nicht spielen können. Aber ich brauche die Verletzungen, sobald sie allerdings abklingen, sind sie nichts mehr wert. Einem Impuls folgend schiebe ich den linken Ärmel meines Pullovers nach oben und drücke die Zigarette auf der Haut meines Unterarms aus. Aufgrund des Schmerzes beiße ich meine Zähne stark aufeinander. Ein Lächeln legt sich auf meine Lippen. Endlich habe ich das Gefühl, innerlich ein wenig ruhiger zu werden, dabei versuche ich für den Augenblick auszublenden, dass die nachlassende Anspannung mit Sicherheit nicht einmal bis morgen anhalten wird. Den Zigarettenfilter werfe ich in den Aschenbecher. Dann wasche ich mit heißem Wasser, um den positiven Effekt durch weiteren Schmerz zu verstärken, die Asche aus der Wunde, tupfe sie trocken und ziehe den Ärmel wieder nach unten. Dieses pulsierende Brennen ist unglaublich angenehm. Zufrieden trinke ich meinen kalten Kaffee, bevor ich mich auf den Weg nach Harajuku zum Proberaum von ‚So easy’ mache. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)