Ein einfaches Ende von GotoAyumu (Yamato Ishida x Taichi Yagami) ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Der Wind weht mir kalt ins Gesicht, während ich in die Straße zum Wohnhaus meines Vaters einbiege. Als ich mich vorhin von Shinya verabschiedete, hielt ich es für eine gute Idee, noch einmal mit Taichi zu sprechen, weshalb ich nicht erst nach Hause fuhr, sondern in die Bahn nach Odaiba stieg. Nun, kurz vor der Erreichung meines Ziels, bin ich mir nicht mehr sicher, ob es wirklich eine gute Idee ist, meinen Freund mit meiner Anwesenheit zu konfrontieren. Vor allem, wenn man bedenkt, was gestern zwischen uns passiert ist. Zudem weiß ich nicht, ob ich ihm nach der letzten Nacht überhaupt noch in die Augen schauen kann. Berauscht von den Drogen, schlief ich ein weiteres Mal mit Shinya. Der Sex war ausgiebig und hemmungslos. Ich fühlte mich gut, genoss es, von meinem einstigen Freier berührt zu werden. Er war ebenso zärtlich wie grob, wusste genau, wie er mich anfassen musste, um die gewünschte Reaktion zu erhalten. Ihn in mir zu spüren, war beinahe unerträglich intensiv. Während ich mich Shinya bedingungslos hingab, dachte ich kein einziges Mal an Taichi, meinen Vater oder meinen Selbsthass. Ich wollte Shinya spüren, seine Liebe, seine Lust. Nichts weiter. Im Nachhinein weiß ich, dass ich lediglich die Leere in meinem Inneren zu füllen versuchte. Durch Shinyas Zuneigung wird mir meine Einsamkeit deutlich bewusst. Eine Einsamkeit, die nur Taichi in mir hervorrufen kann, weil ich mich nach niemandem mehr sehne als nach ihm. Das Kokain ließ mich für den Moment fliegen. Und danach tief fallen. Mit dem ‚Come down’ entstand eine noch größere Leere. Angst und depressive Zustände hatten mich fest im Griff. Dabei soll Alkohol das Herunterkommen angeblich abmildern. Ich möchte nicht wissen, wie viel tiefer ich nach einem Monokonsum von Kokain hätte fallen können. Meine Bitte, den Nachwirkungen mit einer weiteren Line entgegenzuwirken, schlug Shinya aus. Ein fürsorglicher Versuch seinerseits, mein sofortiges Abrutschen in die Kokainsucht zu verhindern. Zwar erwähnte er die Möglichkeit des ‚Runterkiffens’, aber zum Einen hatte er kein Marihuana zur Verfügung und zum Anderen riet er mir, nur im Notfall darauf zurückzugreifen. Drogen durch Drogen zu ersetzen sei eine gefährliche Lösung, vor allem bei Menschen mit hohem Suchtpotential, zu denen er auch mich zählt. Ich zitterte und begann grundlos zu weinen. Shinya hielt mich lange fest in seinen Armen, bis ich ruhiger wurde. Noch immer spüre ich die Folgen der vergangenen Nacht. Mein gesamter Körper schmerzt, als ich die Treppe langsam nach oben steige. Bevor ich ging, rang ich Shinya das Versprechen ab, bis zu meiner Rückkehr heute Abend nüchtern zu bleiben. Leider bin ich mir sicher, dass er es nicht einhalten wird, weil er die Kontrolle über seine Sucht inzwischen verloren hat. Noch in Gedanken versunken klingle ich. Es dauert eine Weile, dann öffnet mein Vater die Tür. Überrascht schaue ich ihn an. „Müsstest du um diese Uhrzeit nicht auf Arbeit sein?“, frage ich, wobei ich die Wohnung betrete. Eine Antwort bleibt aus, dafür schlägt er mir schmerzhaft ins Gesicht. Ich taumle zurück, stoße gegen die eben von mir geschlossene Tür. „Was willst du, Yamato?“, wirft mein Gegenüber mir wütend an den Kopf. Nur langsam erlange ich meine Fassung wieder. „Ist Taichi da? Ich muss...“ „Es wäre besser, wenn du aus seinem Leben verschwindest. Ich weiß nicht, was gestern, als du hier warst, vorgefallen ist, Taichi wollte sich dazu nicht äußern, aber es reichte, um ihn erneut zum Alkohol greifen zu lassen.“ „Was...?“ Jegliche verbliebene Kraft weicht aus meinem Körper, mir wird schwindelig und ich habe Mühe, mich auf den Beinen zu halten. „Als ich von der Arbeit kam, war Taichi nicht da. Erst in der Nacht stolperte er völlig betrunken in die Wohnung. Woher er das Geld für den Alkohol nahm, weiß ich nicht, da ich, seit er hier wohnt, sein Portemonnaie in Gewahrsam habe.“ Die Schuld droht mich zu erdrücken und Übelkeit kriecht meine Kehle empor. „Bitte lass mich zu ihm“, flehe ich beinahe stimmlos. „Er schläft gerade.“ „Das ist mir egal.“ Ich versuche mich an meinem Vater vorbeizuschieben, doch er hält mich unnötig grob am Handgelenk fest. „Verdammt noch mal, es reicht, Yamato! Wie viel Schaden willst du noch anrichten? Wie weit willst du Taichi noch in den Abgrund treiben? Er ist kurz davor, sich selbst zu verlieren. Er zerbricht an dir, Yamato!“ „Du gibst für ihn deinen eigenen Sohn auf?“ frage ich ungläubig. „Wie oft darfst du ihn dafür ficken?“ Ich sehe, dass es meinem Vater schwer fällt, nicht die Beherrschung zu verlieren, denn er ballt seine Hand zur Faust. „Dir ist wirklich nicht mehr zu helfen. Ich verstehe einfach nicht, was in dir vorgeht, was du denkst und fühlst. Existierst du in dir überhaupt noch?“ Verzweifelt und mit Tränen in den Augen sieht er mich an. „Es tut mir leid, Yamato. Ich liebe dich und es tut unglaublich weh, aber... die Jahre haben gezeigt, dass ich vergeblich kämpfe.“ „Papa... ich verstehe nicht... bitte... ich will weder dich noch Taichi verlieren!“ Mein Kopf ist leer. Ich fühle unendlich viel Schmerz, obwohl zugleich alles wie betäubt ist. Sämtlicher Halt bricht unter meinen Füßen weg. Ohne meinen Vater... ohne Taichi... leben? Mein Gegenüber schweigt. „Bitte Papa... sag etwas.“ Er senkt den Blick. „In Ordnung. Wenn du mich als Sohn aufgibst, nimm mich als Geliebten, Hiroaki“, schlage ich mit einem verzerrten Lächeln vor. „Verlierst du jetzt endgültig deinen Verstand? Selbst in dieser Situation begreifst du nicht, worum es eigentlich geht.“ Meine Aufmerksamkeit wird von Taichi abgelenkt, der offenbar durch das Gespräch geweckt wurde und stumm am Türrahmen meines ehemaligen Zimmers lehnt. Seine Augen fixieren mich müde. Ich möchte ihn umarmen, seine Nähe spüren. Stattdessen drehe ich mich um und verlasse wortlos die Wohnung. Zwar höre ich, dass mein Vater meinem Namen ruft und mich bittet, zurückzukommen, aber es interessiert mich nicht mehr. Worte kreisen in meinem Kopf, die sich allmählich zu einem Liedtext zusammenfügen und auf Papier festgehalten werden wollen. Ich muss schnell nach Hause. Mit dem Rücken gegen die Wanne gelehnt, sitze ich im Badezimmer. Zum wiederholten Mal führe ich angeekelt die Whiskeyflasche, welche ich auf dem Heimweg kaufte, an meine Lippen und zwinge mich, einen weiteren Schluck daraus zu trinken. Es ist erstaunlich, wie viel Überwindung mich der Konsum dieser Droge kostet. Auch merke ich deutlich, dass ich es nicht gewohnt bin, Alkohol zu trinken, da ich die Flasche erst zu einem Viertel geleert habe, sich aber bereits nicht unerhebliche Wahrnehmungsstörungen abzeichnen. Die Umgebung nimmt groteske Formen an, verzerrt und dreht sich. Meine Bewegungen erscheinen mir fahrig und unkontrolliert. Ich beuge mich zur Seite und versuche einige Worte auf das Blatt Papier, welches neben mir liegt, zu schreiben. Die Buchstaben tanzen vor meinen Augen, ich kann den Stift kaum ruhig halten, geschweige denn führen. Trotzdem sieht meine Schrift für mich einigermaßen lesbar aus. Ich hoffe, dass dies auch im nüchternen Zustand noch der Fall sein wird. Und obwohl ich das Gefühl habe, mit dem Liedtext recht gut voranzukommen, bezweifle ich, dass ich in meiner augenblicklichen Verfassung eine passende Melodie zustande bringe. Erneut trinke ich einen Schluck des hochprozentigen Alkohols, nur mit Mühe gelingt es mir, den Würgereflex zu unterdrücken. Bei Taichi sieht es immer so einfach aus, als trinke er nur Wasser. Aber wenn ich meinen Freund verstehen will, muss ich diese Tortur durchziehen. Ich möchte fühlen, was Taichi fühlt, selbst wenn ich dem durch Alkohol hervorgerufenen Rauschzustand nichts abgewinnen kann. Andererseits erscheinen mir meine Handlungen diesbezüglich in Anbetracht der Situation reichlich sinnlos. Ich habe Taichi verloren. Wahrscheinlich für immer, da mein Vater sich schützend vor ihn stellt. Und auch er hat sich endgültig von mir abgewandt. Warum kann ich ihn dafür nicht hassen? Er nimmt mir alles, was mich bisher am Leben hielt, doch das einzige Gefühl, welches ich für ihn empfinde, ist Liebe. Irgendwie bin ich ihm sogar dankbar, dass er meinen Freund vor mir beschützt. Vielleicht ist das endlich die Gelegenheit, zu gehen. Ich betrachte meinen Arm, auf dem einige Schnitte und geronnene Rinnsale von Blut zu sehen sind. Unbeholfen nehme ich die Rasierklinge, die neben mir auf den Fliesen liegt, in die Hand und betrachte sie. Dann schaue ich auf die Innenseite meines linken Handgelenks. Ein gut positionierter Längsschnitt würde genügen. Zur Sicherheit ein zweiter am rechten Handgelenk. Langsam ausbluten. Die Wanne mit warmem Wasser füllen, damit das Blut nicht gerinnt. Meine Haut kribbelt. Liegt es am Alkohol oder an der bevorstehenden Absicht, mein Leben zu beenden? Ich ziehe die Klinge ein weiteres Mal über meinen Arm, tief, jedoch nicht gefährlich. Blut quillt aus der Wunde. Aufgrund meiner Alkoholisierung empfinde ich keinen Schmerz, aber der Anblick beruhigt mich für einen kurzen Moment. Wieder trinke ich einen Schluck Whiskey. Plötzlich beginne ich, ohne erkennbaren Grund, zu lachen. Das Leben ist beschissen ironisch. Warum muss ich gerade jetzt, da ich mich für den Selbstmord entschied, an Shinya denken? Ich versprach ihm, heute Abend zurück zu sein. Die Nacht ein weiteres Mal bei ihm zu verbringen. Wahrscheinlich auch mit ihm. Wie könnte ich ihn allein lassen, wenn er mir erst kürzlich sagte, ich sei sein einziger Halt? Ich würde nicht nur mich töten, sondern auch ihn. Möchte ich das wirklich verantworten? Andererseits wäre es womöglich für ihn, aber vor allem für Shota, das Beste, wenn er ebenso verschwinden würde. Doch ich bin nicht befugt, über Shinya zu richten. Zwar hasse ich ihn für das, was er seinem Sohn antat, doch ich weiß auch, dass er wahrscheinlich mehr darunter leidet als Shota selbst. Zum wiederholten Mal setze ich die Flasche an meine Lippen. Die Übelkeit wird zu stark, sodass ich ein Stück über den Boden krieche und mich in die Toilette erbreche. Dann sacke ich kraftlos zusammen und bleibe auf den kalten Fliesen liegen. Immer wieder fallen mir die Augen zu. „Yamato... verdammt!“ Entfernt nehme ich wahr, dass sich jemand in der Wohnung befindet und schnellen Schrittes auf mich zukommt. Ich blinzele die Person an. „Papa?“, frage ich, um mich zu vergewissern, dass ich nicht halluziniere. „Ein Glück, du lebst!“ Behutsam nimmt er mich in den Arm und streicht mir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Warum bist du hier?“ Ich bemühe mich, verständlich zu sprechen, denn meine Zunge fühlt sich unangenehm schwer an. „Es war ein Fehler, dich gehen zu lassen. Yamato, du bist mein Sohn und ich liebe dich. Egal, was du tust, ich könnte dich nie aufgeben.“ „Wie kamst du in die Wohnung?“ „Taichi gab mir seinen Schlüssel.“ Betrübt schließe ich die Augen. „Er ist also nicht hier?“ „Nein“, antwortet mein Vater beinahe entschuldigend. „Ist vermutlich besser so.“ Ich versuche einsichtig zu klingen, kann meine Enttäuschung jedoch nicht verbergen. Vorsichtig hebt mein Vater meinen linken Arm etwas an. „Deine selbst zugefügten Verletzungen sind heftig. Hast du derzeit suizidale Gedanken?“ „Wenn du willst, töte ich mich gleich vor deinen Augen. Wie soll ich es tun... Vater?“ In meinem Tonfall sind keinerlei Emotionen. Unsicher richte ich mich auf, greife nach der Whiskeyflasche und trinke einen Schluck. Angewidert verziehe ich das Gesicht. „Zum Kotzen.“ „Ich hoffe, dass nur der Alkohol aus dir spricht“, reagiert mein Vater auf meine Provokation, dabei klingt er nicht ermahnend, sondern eher traurig. „Versuchst du dich dieses Mal mit Alkohol zu enthemmen, um die Durchführung deines Selbstmordes zu erleichtern?“ „Da gäbe es weitaus angenehmere Möglichkeiten. Zudem kostet jeder Selbstmord weniger Überwindung, als dieses widerliche Zeug hinunterzubekommen.“ „Warum konsumierst du dann plötzlich diese Droge? Als Substitution für Heroin? Versuchst du auf diese Weise dein Verlangen danach zu kontrollieren? Oder bist du schon längst rückfällig geworden?“ „Nein. Es ist wegen Taichi.“ „Wie meinst du das?“, will mein Vater irritiert wissen. „Und gib mir die Flasche. Du hast bereits mehr getrunken, als du verträgst.“ Ich reiche sie ihm widerstandslos, da ich das Gefühl habe, mich beim nächsten Schluck erneut übergeben zu müssen. „Ich möchte ihn verstehen. Fühlen, was er fühlt“, beantworte ich seine Frage schließlich. „Das kannst du unmöglich ernst meinen, Yamato.“ Ungläubig sieht mein Vater mich an. „Wenn ich deine Aussagen höre, frage ich mich, wie verdreht ein Mensch eigentlich denken kann. Willst du ebenfalls in den Alkoholismus abrutschen, um dem Irrsinn zu erliegen, Taichis Verhalten nachempfinden zu können?“ „Nein“, entgegne ich kleinlaut. „Aber Tai lässt mich emotional kaum noch an sich heran. Und wenn er mit mir schläft, ist er kalt und gefühllos. Ich spüre ihn einfach nicht mehr, meinen Taichi. Er könnte ebenso irgendein Freier sein, der seine Triebe rücksichtslos an mir befriedigt.“ Weinend klammere ich mich an meinen Vater, wobei ich sein Hemd mit meinem Blut beschmutze. Dessen ungeachtet umschließt er mich schützend mit seinen Armen und drückt mich dicht an sich. Halt finde ich dennoch nicht, denn auch zu ihm fühle ich inzwischen eine schmerzliche Distanz. Dabei ist er der Einzige, der mir uneingeschränkte Sicherheit und Geborgenheit geben kann. „Hiroaki... bitte schlaf mit mir.“ „Nein“, kommt sofort die Antwort, mit der ich ohnehin rechnete. Ich möchte meinen Vater nicht erpressen, weshalb ich schweige, aber wenn ich mich selbst richtig einschätze, kann nur er mir den nötigen Halt geben, damit ich mir nicht das Leben nehme. Kraftlos rutsche ich an meinem Vater ein Stück hinab. Noch immer dreht sich alles. „Ich gebe auf“, nuschle ich und frage mich gleichzeitig, warum ich diesen Gedanken laut aussprach. „Bezogen worauf?“, hakt mein Vater argwöhnisch nach. Ich sage nichts. „Dann bringe ich dich jetzt zur Krisenintervention.“ „Um die Verantwortung abzugeben oder um dein Gewissen zu beruhigen?“ „Was soll das...“ Unbeholfen richte ich mich etwas auf und küsse vorsichtig seine Lippen. „Bitte gib mir etwas Halt, Hiroaki. Einen Sinn, um weiterzuleben.“ Tränen brennen in meinen Augen. „Ich kann nicht mehr. Wirklich nicht.“ Noch während ich spreche, verfluche ich den Alkohol, weil er mir Worte in den Mund legt, die ich überhaupt nicht sagen möchte. In den Augen meines Vater suche ich nach einem Zeichen von Zuneigung, dann küsse ich ihn erneut und versuche den Kuss zu einem Zungenkuss auszuweiten. Es irritiert mich, als er sehr verhalten darauf eingeht. Ich rechnete damit, abgewiesen zu werden. „Bitte Hiroaki, ich will dich in mir spüren“, hauche ich leidenschaftlich. „Lass mich zuerst deine Wunden versorgen. Ich möchte nicht, dass sie sich entzünden.“ Ich nicke. „Im Schrank neben dem Spiegel sind Desinfektionsmittel und Verbandsmaterialien.“ Während mein Vater sich um meine Verletzungen kümmert, beobachte ich ihn genau. Die Zeichen der Zeit sind deutlich erkennbar, trotzdem wirkt er nach wie vor auf mich sehr anziehend. „Bei der Tiefe müssten die Schnitte eigentlich genäht werden“, bemerkt mein Vater, während er die Wunden desinfiziert und anschließend einen Verband anlegt. „Danke.“ Ich lächle verhalten. Eine merkwürdige Pause entsteht, in der wir uns nur ansehen. Die Initiative ergreifend beginne ich sein Hemd aufzuknöpfen. Mein Vater gebietet mir Einhalt. „Nicht hier. Gehen wir ins Schlafzimmer. Kannst du aufstehen?“ „Sicher.“ Langsam erhebe ich mich, taumle allerdings mehr als erwartet. Sofort leistet mein Vater Hilfestellung, indem er mich stützt und in den angestrebten Raum lotst. Ich falle willenlos auf das Bett, in dem ich bisher nur mit Taichi geschlafen habe. Fürsorglich streicht mein Vater über meinen Kopf. Ich strecke meine Arme nach ihm aus und hauche einen Kuss auf seine Lippen. „Du solltest versuchen, ein wenig zu schlafen.“ „Nein, bitte weise mich nicht so einfach zurück. Gib mir das Gefühl von Geborgenheit, das ich jetzt so sehr brauche. Gib mir deine Zuneigung. Oder töte mich, damit mein lächerliches Leben endlich ein Ende findet.“ „Yamato... egal, wie oft du mich bittest, ich werde dich niemals töten und das weißt du auch. Also hör auf, solchen Unsinn von dir zu geben“, entgegnet mein Vater ernst und mit Nachdruck. Statt auf ihn einzugehen, ziehe ich ihn so zu mir auf das Bett, damit er auf dem Rücken liegt und ich mich mit gespreizten Beinen auf seine Oberschenkel setzen kann. Seine Augen zeigen Entsetzen, als ich mit einer Hand unter sein Hemd gleite und mit der anderen seine Hose öffne. Mit festem Griff umklammert mein Vater meine Handgelenke. „Vergiss es, ich werde nicht mit dir schlafen.“ „Lassen wir es darauf ankommen.“ Ich lächle, beuge mich hinab und liebkose seinen Hals. Unerwartet verdreht er meinen Arm, um sich von mir zu befreien. Ein Laut des Schmerzes entweicht meiner Kehle. „Es reicht!“ Ich merke, wie ich auf den Bauch gedreht und bewegungsunfähig gemacht werde. Durch die schnellen Bewegungen verstärkt sich das Kreiseln in meinem Kopf und Übelkeit steigt in mir auf, die ich allerdings krampfhaft zu unterdrücken versuche. „Wo ist dein Problem, Hiroaki? Du würdest mich doch nicht zum ersten Mal ficken.“ Aus unerfindlichen Gründen beginne ich zu lachen. „Warum hilfst du mir nicht?“, frage ich nun verzweifelt. „Besorgst du es wieder einer Schlampe, die du deine Freundin nennst? Allein von der Vorstellung könnte ich kotzen. Die Hoffnung, dass du dich mit Mami verträgst, hatte ich bereits als Kind begraben. Aber mit einer anderen Frau will ich dich nicht teilen.“ „Ich weiß, dass du eifersüchtig warst und die Frauen deshalb sehr herablassend behandelt hast. Da du mir wichtiger bist, ließ ich dich immer gewähren. Trotzdem wird meine Liebe zu dir nie körperlicher Natur sein. Wann begreifst du das endlich?“ „Und wann begreifst du, dass Körperlichkeiten nichts mit Liebe zu tun haben?“ Mein Vater lässt von mir ab, dreht mich auf den Rücken zurück, hält mich jedoch an den Schultern fest. „Die Leere in deinem Inneren wirst du auf diese Weise nie füllen können, ebenso wenig wie mit Drogen. Und ich habe das Gefühl, als ginge es allmählich wieder bergab, nicht wahr?“ „Nein. Es ging nie wirklich bergauf. Manchmal gelingt es mir, meine Umgebung und mich selbst zu belügen, ich füge mich in die Gesellschaft, passe mich an. Doch unterschwellig bleiben immer Gefühle der Falschheit und Irrealität bestehen. Und irgendwann kann ich sie nicht mehr ignorieren. Willst du mir wirklich vorwerfen, dass ich mich an das klammere, was mir etwas Geborgenheit und Sicherheit gibt? Dann sorge dafür, dass ich endgültig aus deinem Leben verschwinde.“ Meine Sicht verschwimmt. Ich drehe meinen Kopf zur Seite. Für einen Moment herrscht eine erdrückende Stille. „Möchtest du Taichi immer wieder wehtun, indem du ihn betrügst?“, fragt mein Vater schließlich seufzend. Ich schließe meine Augen. Der Alkohol blockiert mein Denken und ich habe Schwierigkeiten, mich auf die Unterhaltung zu konzentrieren. „Halt ihn bitte aus dieser Diskussion heraus“, nuschle ich. „Warum? Dein Verhalten betrifft ihn unmittelbar und bestimmt in vielfacher Hinsicht sein Handeln.“ Mit leichten Koordinationsschwierigkeiten knöpfe ich das Hemd meines Vaters vollständig auf und ziehe mich daran ein Stück zu ihm. „Im Moment geht es ganz allein um dich, Hiroaki“, flüstere ich, bevor ich ihn küsse. Er lässt meine Schultern los und sinkt mit mir zurück auf die Matratze, ohne den Kuss zu unterbrechen. Mit seinen Fingern streicht er über meinen Körper, hinab zu meinem Oberschenkel. Leicht drückt er gegen die Innenseite, wodurch ich meine Beine anwinkle und weiter spreize. Von meiner Erregung angetrieben, gleite ich mit meiner Hand erneut in die Hose meines Vaters und hole ihm einen runter. Seine Atmung wird schwerer und er löst sich von dem Kuss. Seine Augen, mit denen er mich mustert, haben einen merkwürdigen Ausdruck, den ich zu deuten nicht in der Lage bin. Zu meiner Überraschung lässt mein Vater nur so weit von mir ab, um mich entkleiden zu können. Danach entkleidet er sich selbst, ohne dabei seinen Blick von mir zu wenden. Ihm sind sein Hadern und die Zweifel an seinem offenbar eben gefassten Entschluss deutlich anzumerken. „Ich muss meinen Verstand verloren haben“, murmelt er, als er wieder über mich kommt und voller Zärtlichkeit meine Haare hinter mein Ohr streicht. Ich schließe meine Augen, als er mit jedem Stoß tiefer in mich eindringt. Meinen Vater nach so langer Zeit wieder auf diese Art zu spüren, ist unbeschreiblich. Jede seiner Berührungen kribbelt auf meiner Haut. Ohnehin fühlt sich der Sex sehr intensiv an, vermutlich wird mein Empfinden durch den Alkohol zusätzlich verstärkt. Voller Verlangen kratze ich mit meinen Fingernägeln über den Rücken meines Vaters, worauf dieser mit härteren Stößen reagiert, sodass ich mein Stöhnen nicht mehr unterdrücken kann. Die Geborgenheit, die er mir vermittelt, umhüllt mich schützend, weshalb ich mich komplett fallen lassen und ihm hingeben kann. Ich betrachte sein von der Anstrengung verschwitztes Gesicht. Erregung erkenne ich darin jedoch nicht, nur eine Mischung aus Zuneigung, Traurigkeit und Selbstverachtung. Sanft streiche ich über seine Wange, versuche zu lächeln. Doch stattdessen laufen Tränen über meine Wangen. „Tut es weh?“, fragt mein Vater mit belegter, heiserer Stimme. „Ja, meine Gefühle... tun mir weh. Die Liebe, die ich für dich empfinde und die dich dazu zwingt, mit mir zu schlafen. Bitte hasse mich nicht dafür... ich will dich nicht auch noch verlieren.“ „Yamato...ich...“ „Nicht jetzt. Mein Kopf... ich kann nicht klar denken. Reden wir später... okay?“ Mein Gegenüber schweigt und küsst flüchtig meine Lippen. Seine Eigeninitiative überrascht mich. Ich lege meine Hände in seinen Nacken und weite den Kuss zu einem Zungenkuss aus. Der vertraute Geschmack steigert mein Begehren, mein Körper zittert vor Erregung. „Nimm mich härter, Hiroaki“, bitte ich in fast flehendem Tonfall. „Brenn dich in mich ein, fülle mich ganz aus, nimm mir meinen Verstand, damit ich an nichts anderes mehr denken kann.“ Bei diesem Worten kommt mir Taichi plötzlich in den Sinn, die Vorstellung, in diesem Moment Sex mit ihm zu haben. Mein Herz schlägt schmerzhaft gegen meinen Brustkorb. Warum? Ist mein Vater tatsächlich nur ein Substitut für ihn? Nein. Auch wenn ich durchaus gewisse Parallelen zwischen den beiden erkenne. Aber ich würde meinen Vater nie benutzen, um von ihm zu bekommen, was Taichi mir verwehrt und nach dem ich mich so sehr sehne. Er ist keiner meiner Freier. Zudem ist Tai nicht ersetzbar. Ebenso mein Vater. Lustvoll bäume ich mich auf, als jener den Rhythmus beschleunigt und mich weiter in die Ekstase treibt. „Bleib in mir, wenn du kommst“, keuche ich. „Warum?“ „Erklärte ich dir da... ah...“ Meine Worte sterben ab, die Anspannung meines Körpers ist beinahe unerträglich, dann entweicht sämtliche Kraft und ich bleibe erschöpft auf dem Bett liegen. Behutsam zieht sich mein Vater aus mir zurück und sinkt neben mich auf die Matratze. Seine Atmung ist schwer und unregelmäßig. Zufrieden nehme ich die Feuchte zwischen meine Beinen wahr. Auch ich ringe leicht nach Luft, Schweiß perlt von meiner Stirn. Zögernd rutsche ich ein wenig an meinen Vater heran und bin erleichtert, als er behütend seinen Arm um mich legt. „Es hat dich sehr viel Überwindung gekostet, mit mir zu schlafen, hab ich recht?“ „Ehrlich gesagt, frage ich mich selbst, warum ich es getan habe. Dass es ein Fehler ist, wusste ich von Anfang an. Vermutlich trieb mich die Angst um dich dazu.“ „Wie so oft“, sage ich mehr zu mir als zu ihm. „Du bereust es, nicht wahr?“, füge ich lauter und von Selbsthass erfüllt an. „Bereuen ist das falsche Wort. Ich bezweifle nur, dass das der richtige Weg ist, um dir zu helfen. Und doch gebe ich zu oft deinem Begehren nach.“ „Das ist okay so“, versuche ich meinen Vater zu beruhigen. „Ich will es nicht anders. Ich will dich. Und es macht mich glücklich, wenn...“ „Es macht dich nicht glücklich“, unterbricht mein Vater mich barsch. „Darf ich dich etwas fragen? Du fühlst dich einsam und wünschst dir all das, was du bei anderen Männern bekommst eigentlich von Taichi, oder?“ Voller Bestürzung löse ich mich von meinem Vater. „Wie... kommst du darauf?“ „Es ist offensichtlich. Doch ihr schafft es nicht, den Teufelskreis zu durchbrechen. Du verkaufst dich an fremde Männer, weil Taichi dich kalt und abweisend behandelt. Er tut es jedoch nur, weil du mit anderen Männern ins Bett gehst. Glaub mir, Taichi liebt dich, aber er kommt mit deiner Polygamie nicht klar.“ „Es wäre kein Problem, damit aufzuhören. Aber Tai glaubt mir ohnehin nicht. Das beste Beispiel ist Reiji. Ich ließ ihn kein einziges Mal ran. Und doch ist er der Grund für die vorherrschende Situation. Was soll ich also tun?“ Kurz halte ich inne. „Andererseits kann ich Shinya...“ „Das ist dieser Lehrer, oder? Du hast noch immer Kontakt zu ihm?“ „Erst seit kurzem wieder. Und er hat wirklich Probleme. Ich kann ihn nicht einfach im Stich lassen, immerhin ist er ein guter Freund von mir.“ Mein Vater lacht bitter. „Ein Freund, der eine Problemlösung in Form von Sex von dir verlangt und schlimmstenfalls dich erneut in die Drogensucht zieht. Yamato, verdammt, ich bitte dich! Befreie dich endlich von ihm. Der Typ ist wirklich nicht gut für dich.“ „Wenn ich ihn jetzt allein lasse, tötet er sich. So viel ist sicher. Möchtest du mir die Schuld am Tod eines Menschen... eines Freundes aufbürden? Es stimmt, ich schlafe mit ihm, das muss ich fairerweise zugeben, allerdings...“ „Merkst du nicht, dass das nur eine Masche von dem Kerl ist, um dich abhängig von ihm zu machen? In diesem Fall emotional, mit Hilfe von Drogen auch psychisch und physisch. Es sagt, er hat Probleme? Glaubst du seine Lügen? Sei nicht so blind und naiv...“ Aufgebracht richte ich mich auf. „So würdest du nicht von ihm sprechen, wenn du ihn kennen würdest und mit ansehen müsstest, wie er sich selbst zugrunde richtet. Verdammt, er hat...“ Schockiert halte ich inne. Niemals darf ein Außenstehender von der Vergewaltigung erfahren. Ich drehe meinem Vater den Rücken zu, setze mich auf die Bettkante und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. „Shit!“, verfluche ich mich selbst, da ich beinahe einen schwerwiegenden Fehler gemacht hätte. „Yamato, was hat dieser Mann getan?“, will mein Vater argwöhnisch wissen. „Taichi ist wieder allein, oder? Vertraust du ihm so...?“ „Nein, ich vertraue ihm nicht mehr. Aber Takeru ist zu Besuch. Ich bat ihn, so lange zu bleiben, bis ich zurück bin.“ „Takeru.“ Ein leichtes Lächeln legt sich auf meine Lippen. „Wie geht es meinem kleinen Bruder? Unser letzter Kontakt liegt schon eine Weile zurück“, füge ich mit Wehmut in der Stimme an. „Er machte einen guten Eindruck, wir wechselten allerdings nur ein paar Worte. Als ich ihm grob die Sachlage erklärte, schien er ebenfalls sehr besorgt zu sein.“ Durch das andauernde Schwindelgefühl, kehrt die Übelkeit zurück. Rasch erhebe ich mich, um zur Toilette zu gelangen. Sofort wird mir schwarz vor Augen, ich verliere das Gleichgewicht und breche, ohne das Bewusstsein zu verlieren, zusammen. Krampfartig übergebe ich mich auf den Boden des Schlafzimmers, wobei ich unfreiwillig feststellen muss, dass Alkohol nicht nur beim Trinken widerlich ist, sondern ebenso beim Auskotzen. „Yamato!“, höre ich die panische Stimme meines Vaters rufen. Kurz darauf spüre ich seine kühlen Finger am Handgelenk meines unverletzten Armes. „Heute Nacht bleibe ich bei dir. Aber so kann es nicht weitergehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)