Ein neues Band von Hyuuga ================================================================================ Kapitel 1: Neue Freunde für die weiße Wölfin -------------------------------------------- Der Herbst hat in das Land Einzug gehalten und einige Blätter der Bäume haben sich schon gefärbt. Die Sonne ist erst vor kurzem aufgegangen und scheint nun sachte über eine kleine Lichtung im Wald. Der Morgentau liegt auf den Pflanzen und ein leichter Nebel hat sich über den Erdboden gelegt. Das Gras bewegt sich im sanften Takt des Windes. Ein graues Kaninchen hat sich aus seinem Bau gewagt. Gemütlich frisst es die feuchten Pflanzen. Doch ist es nicht alleine. Zwei runde blaue Augen haben das Kaninchen fixiert. Auf allen Vieren schleicht sich die Jägerin durch das Unterholz an ihre Beute heran. Stets darauf bedacht kein Geräusch zu verursachen, schleicht sie sich entgegen der Windrichtung an. Ihre feine Nase hat sie erst auf ihre Beute aufmerksam gemacht. Ihr weißer Schweif schwebt nur wenige Zentimeter über dem feuchten Boden. Die mit weißem Fell überzogenen Ohren sind gespitzt. Konzentriert beobachtet sie ihre Beute, selbst als eine Strähne ihres rotbraunen vollen Haares ihr in das Gesicht fällt. Die zu Schlitzen geformten Pupillen registrieren selbst die kleinste Zuckung des Kaninchens. Jedes Mal, wenn das kleine Tier seinen Kopf hebt und mit den langen Ohren horcht, stoppt die Jägerin. Geduldig wartet diese, bis es wieder zu fressen beginnt. Erst dann beginnt sie sich wieder weiter dem Ziel zu nähern. Zum Schluss trennt die Jägerin nur noch eine kurze Distanz von ihrer Beute. Allerdings gibt es auf dieser keinerlei weitere Deckung mehr. Deshalb beginnt die Jägerin ihre weißen Hinterpfoten in den Untergrund zu drücken. Die Muskeln werden bis zum äußersten angespannt. Sobald das Kaninchen zum wiederholten Mal seinen Kopf zum fressen senkt, entfaltet die junge Jägerin die angestaute Kraft. Kurz nachdem sie losgesprungen ist, registriert sie eine flüchtige Bewegung von rechts. In der Luft hat sie allerdings keine Chance mehr zu reagieren. Noch bevor sie ihre Beute erreicht, kollidiert sie in der Luft mit Jemandem. Zwei unterschiedliche Schmerzenslaute sind auf der Lichtung zu hören. Und beide gehören je zu einer Frau. Noch während sich beide Jägerinnen ihren schmerzhaften Kopf halten, nutzt das Kaninchen die Gelegenheit. Das Heil in der Flucht suchen, begibt es sich wieder in seinen Bau, welcher nicht unweit entfernt ist. Das glaub ich ja jetzt nicht, flucht die junge Jägerin gedanklich. Mit einem Stöhnen richtet sich die junge Frau auf. Dabei reibt sie sich ihre schmerzhafte Stelle. Durch den Klagelaut der Fremden hat sie diese als weitere junge Frau identifiziert. Anscheinend bin ich nicht die einzige Jägerin, welche es auf das Kaninchen abgesehen hatte, stellt sie das Offensichtliche fest. Aus leicht zusammengekniffenen Augen blickt sie ihr Gegenüber an. Das Erste was sie erkennt, sind die schulterlangen roten Haare. Erst auf den zweiten Blick erkennt die Jägerin die roten Fuchsohren und den dazugehörigen Fuchsschweif. Bis auf die weißen Spitzen haben sie den gleichen Rotton wie ihre Haare. Erschrocken springt die Rotbraunhaarige auf und nimmt etwas Abstand zur Kitsune. Wieder auf allen Vieren nimmt sie eine abwartende Haltung ein. Ihre Beine sind leicht angewinkelt. Der Oberkörper nach vorne gebeugt. Die Hände liegen überkreuzt auf dem Boden auf. Nervös zuckt ihr Schweif unrhythmisch, während ihr Herz schneller schlägt als sonst. Zwar hat die Kitsune ihre Augen noch geschlossen, während sie sich eine Stelle am Kopf hält, aber auch so weiß sie, dass die Rothaarige braune Augen besitzt. Seit kurzem hat sie durch ihre Gabe hin und wieder Bilder von ihr und einem schwarzhaarigen Mann gesehen. Zwar weiß sie die Namen der Beiden nicht, dafür aber, dass sie zu Rukas Söldnergruppe gehören. Da Ruka eine Person mit gewisser politischer Macht im Reich ist, gehört sie zu den Personen des öffentlichen Lebens. Dadurch ist natürlich auch ihre Organisation bekannt. Damit auch das dazugehörige Wappen: Der geflügelte Hirsch. Selbiges Wappen befindet sich auch auf der Rückseite des Ausweises, welchen jedes Mitglied ständig dabei haben muss. Und genau diesen Ausweis sah sie in einem der Bilder. An sich ist dies nichts Schlimmes. Bedauerlicher weise hat ihr eigenes Volk ein angespanntes Verhältnis zum Kitsunenvolk. Und genau diesem gehört die andere Jägerin ja an. Sich ihren schmerzhaften Kopf haltend, sitzt Taya auf ihrem Hintern. Erst die peinliche Situation mit Sha und nun das hier. Nach diesem Gedanken sieht Taya leicht genervt zu der anderen Person. Immerhin war sie mit dieser wortwörtlich zusammengestoßen. „Huch, wer ist das denn?“, wundert sich die junge Kitsune. Hat Taya erwartet, in einen andern Kitsune gesprungen zu sein. Deshalb ist sie umso überraschter, dass dies nun nicht der Fall ist. Dabei entgeht Taya auch nicht die Haltung, welche ihr Gegenüber eingenommen hat. Interessiert mustert Taya die Fremde. Zwei weiße Wolfsohren lugen aus der langen Haarpracht heraus. Die rotbräunlichen Haare, welche wahrscheinlich bis zum unteren Rücken reichen, fallen nun seitlich zum Boden. Ein weißer Wolfsschweif, welcher unruhig umherschwingt und weiße große Pfoten als Füße mit dichtem Fell runden das ganze Bild ab. „Hei“, grüßt Taya mit freundlichem Ton die junge Wölfin. Dabei lächelt sie dieser genauso freundlich entgegen. Noch immer wird die Füchsin aus vorsichtig blickenden Augen angesehen. „Keine Sorge, ich beiße schon nicht. Naja nur selten, ehrlich“, versucht Taya mit noch immer freundlicher Stimme die Wölfin zu beruhigen. Währenddessen sitzt Taya noch immer entspannt auf dem feuchten Boden. Weiterhin lächelt sie die Fremde an, wobei sie nun noch ihren Kopf leicht schräg hält. Will sie deutlich zeigen, dass vor ihr nichts zu befürchten ist. „Hallo.“ Schüchtern erklingt die zarte Stimme von dem Wolfsmädchen. Durch Tayas freundliches Auftreten ermutigt, entspannt sich die Wölfin etwas. Ihre aktuelle Haltung aufgebend, setzt sie sich nun ebenfalls auf den Boden. Ihr Schweif liegt nun ruhig flach hinter ihr. Die Pupillen haben wieder ihre normale runde Form angenommen. „Tut mir leid, dass ich in dich gekracht bin“, entschuldigt sich Taya etwas verlegen. Immerhin war sie so auf das Kaninchen fixiert gewesen, dass sie die Wölfin nicht bemerkt hatte. Dass ihr Gegenüber nun etwas entspannter ist, erfreut die Füchsin. Dies lässt ihr Lächeln im Gesicht noch eine Spur breiter werden. „Da hatten wohl zwei Dumme den gleichen Gedanken“, meint Taya scherzhaft. Dies lässt die Unbekannte tatsächlich leicht lächeln. Neugierig beginnen sich nun Beide genauer zu begutachten. Beide scheinen in etwa im gleichen Alter zu sein, also Anfang Zwanzig. Ihre Körpergröße scheint identisch zu sein und Beide haben auch eine ähnlich schlanke Statur. Die Haare der Füchsin reichen ihr bis zu den Schultern. Über ihrem rechten Auge hält eine blaue Spange einen Teil ihrer roten Haarpracht zurück. Taya sitzt mit einem schwarzen Top, einer dunkelblauen 3/4 Hose und grauweisen Halbschuhen auf der Lichtung. Die kühle Temperatur scheint ihr trotz dieser Kleidung nichts auszumachen. Auch ihr Gegenüber scheint die Kühle nicht zu stören. Sie trägt obenrum nur ein hellblaues, aber enges 3/4-Ärmel T-Shirt. Dafür aber eine lange dunkelblaue Hose, welche ebenfalls eng anliegt. Durch die enge Kleidung wird ihre Körperform gut betont. Da ihre Füße mit Fell bedeckte Pfoten sind, benötigt sie keine Schuhe. An jedem ihrer Handgelenke trägt sie zwei enge Lederarmbänder in schwarz. Von den Vorderen hängen ein paar lange Schnüre herab. „Es ist mir jetzt etwas peinlich“, richtet sich Taya an die Fremde, „aber könnte ich dich was fragen?“ Als Antwort erhält sie ein Kopfnicken von ihr. „Nun ja, ich sollte das wahrscheinlich wissen. Also wie nennt sich dein Volk noch mal?“ Wobei sich Taya verlegen an ihrer rechten Wange kratzt. Überrascht wird Taya angesehen. Vielleicht, vielleicht kann sie unvoreingenommen mit mir umgehen, erhofft sich die Wölfin inständig. „Ich gehöre zum Volk der Ookami“, gesteht sie mit leiser Stimme. Gespannt, aber auch etwas ängstlich, erwartet sie die Reaktion von der Rothaarigen. Darum beobachtet sie genau die Körperhaltung der Anderen. Diese hat ihren Kopf in den Nacken gelegt und blickt zum klaren Himmel hinauf. Ookami, Ookami, Ookami, wiederholt sie in ihrem Kopf, während sie angestrengt überlegt. Sie kennt auf jeden Fall dieses Wort. Es dauert einen Moment, bevor sie überrascht zu der Rotbraunhaarigen sieht. Endlich ist es ihr wieder eingefallen und geistig schlägt sie sich gegen ihre Stirn. „Jetzt weiß ich es wieder!“, kann sich Taya nicht verkneifen, ihre Erkenntnis ausrufend Kund zu tun. Nun wendet sich Taya wieder direkt der Ookami zu. „Ich wusste doch, dass ich es wissen müsste“, meint sie nun wieder in normaler Lautstärke. Noch immer ist der Ausdruck in Tayas Gesicht ein freundlicher. Immerhin hegt sie keinen Groll gegenüber der jungen Ookami. „Nun, wenn das so ist, schön deine Bekanntschaft zu machen ...“, stockt Taya plötzlich. Entschuldigend sieht sie das Wolfsmädchen an. „Ähm, wir hatten uns noch gar nicht vorgestellt, oder?“ Erneut kratzt sich Taya leicht an ihrer Wange. Positiv überrascht wird Taya entgegengesehen. „Uhm, ja also, mein Name ist Aleu Ookami.“ Aus dem Konzept gebracht, stellt sich Aleu irritiert vor. Dennoch steigt eine angenehme Wärme in ihrer Brust auf. „Freut mich Aleu, ich darf dich doch einfach Aleu nennen oder?“, hackt Taya vorsichtshalber nach. Als Antwort erhält sie ein Kopfnicken von der Gefragten. „Ich bin Taya Kanisi, aber Taya reicht vollkommen.“ Auf einem umgekippten Baumstamm sitzt Sharaku und reibt sich die immer noch schmerzende linke Wange. Was für ein Morgen, bemerkt er. Seine Partnerin ist vor mehr als einer Stunde aufgebrochen. Sie hatte zwar gesagt, sie wolle jagen gehen, doch glaubt er dass Taya ihren Kopf frei machen will. Durch den Wald zu stromern hilft ihr immer, wenn sie etwas aufgewühlt ist. Er und Taya hatten einen kraftraubenden Auftrag hinter sich gebracht. Gleich danach hatten sie wieder den Rückweg angetreten. Als es zu dämmern begann, hatten sie beschlossen hier zu übernachten. Auch waren sie nah am Ende ihrer Kräfte. Taya schlief sogar fast beim Gehen ein. Es war also besser ein Lager auf zu schlagen, als sich den restlichen Weg zu Quälen. Aus selbigem Grund hatten sie nur eines der Zelte aufgebaut. Kaum stand es, kroch auch Taya zuerst rein. Sharaku ließ sie. Immerhin weiß er, dass sich die Kitsune immer noch umzieht, bevor sie sich schlafen legt. Als der Schwarzhaarige seinen Namen aus dem Zelt hört, begibt er sich ebenfalls in das kleine Zelt. Zwar ist das Zelt selbst nur für eine Person gedacht, bietet aber trotzdem Platz für Zwei. Da Sharaku nur seine Schuhe auszieht, muss Taya nicht noch extra das Zelt verlassen. Was auch schwierig geworden wäre, immerhin ist sie eingeschlafen, als er das Zelt betritt. Mit dem Rücken zu der jungen Frau gelegt, schläft auch er schnell ein. Mit einem langen Gähnen greift Sharaku mit der rechten Hand nach seiner Feldflasche. Diese hängt an seinem braunen Wanderrucksack, rechts zu seinen Füßen. Während er das Wasser aus dem Behälter trinkt, stellt er fest, dass sie noch etwa zwei Stunden nach Ischido brauchen werden. Erneut muss Sharaku gähnen, dieses Mal aber kürzer. Normalerweise ist er ein Frühaufsteher und hat keine großen Schwierigkeiten wach zu werden. Nur heute will es nicht so recht klappen. Aber so langsam scheint er auf Touren zu kommen. Mit seiner linken Hand fährt sich Sharaku kurz durch seine schwarzen wirr liegenden Haare. Man sollte annehmen, dass man nach einem solchen Morgen gleich hellwach sein sollte. Bei der Erinnerung an den heutigen Morgen, welcher noch nicht weit zurückliegt, muss er schmunzeln. Die Ohrfeige seiner Füchsin schmerzt zwar noch leicht, doch... Das Vernehmen von sich leise nähernden Stimmen, unterbricht Sharakus Gedankengang. Da er die Feldflasche noch immer in der Hand hält, schraubt er sie zu und tut diese zurück an ihren vorherigen Platz. Danach sieht er in die Richtung der Stimmen. Dort erblickt er Taya in Begleitung einer jungen Frau. Beide führen anscheinend eine lockere Unterhaltung. Um die beiden Frauen in Empfang zu nehmen, steht Sharaku auf. Aleu erfreut sich über die lockere Unterhaltung mit Taya. Es geht dabei zwar nur um Belangloses, doch das stört keine der Beiden. Taya führt sie dabei Richtung ihres Nachtlagers. Davor haben sie aber noch die schon ziemlich abgenutzte Ledertasche von Aleu aufgesammelt. Eine plötzliche Bewegung aus dem Augenwinkel wahr nehmend, bleibt Aleu stehen. Sie sieht in die Richtung, aus der sie jene wahrgenommen hat. Der schwarzhaarige Mann aus ihren Bildern steht wenige Meter vor ihr. Wie auch in den Bildern hat er eine kurze und etwas wild wirkende Frisur. Doch sieht er ihr aus freundlichen und neugierigen grünen Augen entgegen. Taya ist ebenfalls stehen geblieben, nachdem sie merkt, dass Aleu ihr nicht weiter folgt. Diese sieht zu Sharaku. Unbewusst ist Aleu einen Schritt zurückgetreten. Fremden gegenüber ist sie immer etwas vorsichtig. Dennoch kann Aleu nicht verhindern, das Gesicht des Fremden zu mustern. Die linke gerötete Wange schreit förmlich nach Aufmerksamkeit. Besonders die Form der Rötung. Dieser Abdruck ähnelt sehr der einer Handfläche. Taya bemerkt was genau die Ookami ansieht. Leicht beschämt blickt sie zu ihrem Partner. „Ehm Sha, das von heute Morgen...“ Unsicher reibt sich Taya über ihren linken Oberarm, während sie nach den passenden Worten sucht. „Ist schon gut“, kommt Sharaku ihr zuvor. „Ich habe es verdient“, unterstreicht er es mit einer wegwerfenden Handbewegung. Für ihn hat sich dieses Thema schon längst erledigt. Nun sieht Sharaku seinerseits zu Aleu, welche ihn noch immer anblickt. Aleu bemerkt nun wie sie gemustert wird. Anscheinend liegt ihre Aufmerksamkeit etwas zu lange auf dem Schwarzhaarigen. Es ist zwar keine unangenehme Musterung, sondern vielmehr nur ein neugieriges Betrachten, doch von einem fremden Mann so offen angesehen zu werden, ist der jungen Wölfin peinlich. Leicht versteckt sie sich daher hinter Taya. Entschuldigend sieht er die Brünette an, als er merkt, dass seine Musterung ihr unangenehm ist. „Willst du mir nicht deine neue Freundin vorstellen?“, richtet sich Sharaku an Taya. Die Angesprochene hat das gegenseitige Beobachten stumm verfolgt. Auf die Frage hin nickt sie mit ihrem Kopf. „Natürlich. Sha, das ist Aleu.“ Dabei zeigt sie mit ihrem Daumen hinter sich auf die betreffende Person. „Aleu, das ist Sha.“ Damit richtet sie ihren Zeigefinger auf Selbigen. „Keine Sorge, er ist ein ganz Lieber und tut dir nichts“, will sie Aleu mit diesem Satz ermutigen. Schüchtern kommt Aleu hinter Taya hervor und nähert sich langsam Sharaku. Entspannt wartet der Ältere, bis Aleu vor ihm steht. „Hallo, ich bin Aleu Ookami. Es freut mich, Sie kennen zu lernen.“ Wobei ihre Unsicherheit in ihrer Stimme zu hören ist. Dabei streckt sie ihm die rechte Hand entgegen. „Es freut mich ebenfalls dich kennen zu lernen.“ Dabei ergreift er die dargebotene Hand. „Und du musst nicht so förmlich sein. Mein Name ist Sharaku Kawa. Es reicht aber, wenn du nur Sharaku sagst. Taya ist zu dem die Einzige, welche mich Sha nennt.“ Mit leichtem Händedruck wird die Begrüßung unterstrichen. „Nun dann, Hallo Sharaku“, korrigiert sich Aleu nun mit etwas sicherer Stimme. „Ach ja, bevor du fragst. Aleu gehört zu den Ookamis“, bringt Taya die Info ein. Bevor Sharaku darauf reagieren kann, ist ein lautes Magenknurren zu hören. Verschmitzt lächelt Taya Sharaku entgegen. „Haben wir noch Proviant?“ Bei der Frage reibt sie sich über ihren Bauch. „Ja, haben wir, aber wolltest du nicht jagen gehen?“, erwidert Sharaku leicht belustigt. Bevor Taya antworten kann, ist ein weiteres Knurren zu hören. Dieses Mal aber von Aleu. Wie ihre geröteten Wangen beweisen, ist ihr dies peinlicher als Taya. „Schon gut, ihr habt gewonnen“, erbarmt sich Sharaku den Beiden. Zu seinem Rucksack gehend, holt er bei diesem angekommen einige Sandwiches hervor. Als erstes reicht er Taya zwei Stück. Diese sind mit Schinken und Ei belegt. Sofort macht Taya sich wie ein ausgehungertes Tier über diese her. Kopfschüttelnd beobachtet Sharaku seine Partnerin kurz dabei. Nun reicht Sharaku auch Aleu zwei Sandwiches. Auf dem einen befinden sich Pute und ein Salatblatt. Auf dem anderen Hähnchen mit Käse. „Hier, nimm dir die ruhig. Wir haben eh genug.“ Ermutigend nickt er Aleu zu. Dankend nimmt die Ookami das Essen entgegen. Anders als Taya beginnt sie langsamer zu essen. Als Letzter beginnt Sharaku das letzte Sandwich zu essen. Es ist mit Käse und Tomate das einzige ohne Fleisch. Nebenbei betrachtet er seine Partnerin und Aleu. Taya kann wirklich schnell Freunde finden, wenn sie will, stellt er mal wieder fest. Nicht wirklich satt, aber für das erste ausreichend, geht Sharaku zu dem Zelt. Routiniert baut er dieses ab und befestigt es an seinem Gepäck. „Aleu?“, hört die Genannte Tayas weiche Stimme. Fragend sieht Aleu zu der Füchsin. „Was hast du eigentlich noch vor?“, will Taya neugierig wissen und blickt Aleu abwartend in ihre Augen. „Inwiefern vorhaben?“, erwidert sie irritiert. Versteht sie die Frage von Taya nicht wirklich. „Naja, ob du ein bestimmtes Ziel hast, wo du hin möchtest oder ob wir nicht noch etwas zusammen unternehmen können?“, präzisiert sie ihre vorherige Frage. Hoffend sieht Taya Aleu an. Möchte sie gerne noch mehr Zeit mit dem Wolfsmädchen verbringen. Was Taya nicht ahnt ist, dass Aleu gerne noch etwas Zeit mit ihr verbringen möchte. Aber sie will sich auch nicht aufdrängen. „Ein bestimmtes Ziel habe ich nicht.“ Hilflos zuckt sie mit ihren Schultern. „Also könnte ich euch ja noch Gesellschaft leisten“, stellt sie mit neutralem Ton fest. Mit einem Schmunzeln registriert Sharaku, wie sehr sich Aleu tatsächlich freut. Zumindest wenn man sich nach dem schnell wedelnden Schweif von ihr orientiert. Mit einem Freudenschrei umarmt Taya Aleu. Aleu ist zwar über Tayas Reaktion überrascht, erwidert aber die herzliche Umarmung mit einem Lächeln. „Du kannst bei uns so lange übernachten wie du willst. Wir haben noch ein Gästezimmer frei und so müsstest du kein Hotelzimmer oder eine Wohnung suchen“, bringt Sharaku seinen Vorschlag ein. Überrascht sehen Taya und Aleu zu Sharaku, bevor Beide ihn gleichzeitig umarmen. Schnell löst sich Aleu allerdings wieder von Sharaku. Ihr Gefühlsausbruch, aber auch ihre Aktion einen fremden Mann fast anzuspringen, ist Aleu etwas peinlich. „Na dann kommt ihr Beiden. Bis nach Ischido ist es noch ein kleines Stück“, animiert Sharaku zum Aufbruch. Kapitel 2: Morgendliche Ereignisse in Ischido --------------------------------------------- Auf der Anlage vom Sitz der Wachsoldaten steht Tommas mitten auf dem Appellplatz. Ihm gegenüber stehen zwanzig Wachsoldaten in einer Viererreihe. Alle Anwesenden tragen eine Uniform, bestehend aus einer dunkelgrauen langen Hose in Bootcutschnitt. Diese wird von einem schwarzen Gürtel gehalten. Ebenfalls schwarz sind die Stiefel, welche bis zu den Waden reichen. Die Jacke ist Hellgrau mit schwarzen Rändern und reicht bis zu den Hüften. Sechs silberne Knöpfe, in die ein Eichenblatt gestanzt ist, sind zum Verschließen in einer Reihe. An den Kragenspiegeln befindet sich je ein Wappen. Auf dem linken ist das Wappen von Ischido. In einer ovalen Form ist in der unteren Hälfte ein weißer Hintergrund mit vier blauen Wellenlinien. Auf der oberen Hälfte auf grünem Hintergrund ein schwarzer Hirschkopf mit rotem Geweih. Auf der rechten Seite ist das Wappen vom Kaiserreich Song. Die Grundform ist ein Schild mit runder Spitze und blauem Rand. Der Hintergrund ist ein helles Grün. Auf diesem ist eine Sonne mit linker gelber Hälfte und roter rechter Hälfte, welche sich hinter einem weißen Berg befindet. Auf den Schultern trägt jeder ein farbiges Rechteck. Je nach Rang hat es eine andere Farbe. Beim Kragen erkennt man die hellblauen Hemden. Aufgrund der Temperaturen tragen viele die langärmlige Jacke, einige sogar schon den Mantel. Beim Mantel befinden sich fünf silberne Knöpfe in zwei Reihen. Auf Tommas‘ Jacke sind die Rechtecke sogar zweifarbig. Schwarz und Rot teilen sich den Platz. Zusätzlich befinden sich goldene Ornamente an seiner Uniform. Der Platz auf dem sie alle stehen liegt zwischen dem Tor und dem Hauptgebäude. In dem fünfstöckigen Gebäude befinden sich neben dem Büro der Offiziere und der Verwaltung auch die Unterkünfte und Speisesaale für die Truppen. Im Untergeschoss liegen die Zellen. Hinter dem Gebäude liegen der Truppenübungsplatz und ein kleineres Tor. Rechts neben dem Appellplatz befinden sich die Ställe und nicht selten weht der Geruch dieser über das Gelände. Auf der gegenüberliegenden Seite ist die Schmiede und Waffenkammer. Das gesamte Gelände wird von einer drei Meter hohen und anderthalb Meter dicken Mauer umgeben. Mit seinen tiefblauen Augen blickt Tommas auf eine Liste in seinen Händen. Dabei überlegt er, ob er die Zusammensetzung so belässt oder noch spontan ändert. „Frank und Tim, ihr werdet heute das Hafenviertel übernehmen. Susi, Lu Tang und Marike, ihr seid für den Marktplatz zuständig. Franky und Franko, ihr werdet heute mit Sara und Gajin im Stadtzentrum präsent sein.“ Ein leises Stöhnen unterbricht den Schwarzhaarigen. Verärgert sieht er zu dem Verursacher. „Lass dein ständiges Gestöhne, Gajin!“ Seine Verärgerung ist deutlich zu vernehmen. „Ihr werdet in dieser Zweieraufteilung gemeinsam eure Runde drehen und gegebenenfalls aufteilen.“ „Ben und Mark, ihr kommt mit mir zum Haupttor. Dort werdet ihr Floh und Andre ablösen. Der Rest hat Bereitschaft und wird später die Anderen ablösen. Informiert euch dafür an den ausgehängten Dienstplänen“, beendet er ohne weitere Unterbrechung die Aufteilung. Mit der Einteilung fertig, entlässt er die Anwesenden, indem er mit seiner rechten Faust drei Mal leicht auf seine linke Brust schlägt. Alle Anwesenden tun es danach ebenfalls auch, bevor sie sich verstreuen. Nur Ben und Mark treten zu Tommas heran. Ben ist ein blondhaariger Kitsune und seine Ohren und sein Schweif sind ebenfalls blond. Wobei nur die Spitze seines Schweifes weiß ist. Wie Tommas ist auch Ben 42 Jahre alt, hat aber im Gegensatz zu seinem Vorgesetzten kein einziges graues Haar. Wie viele Wachen tragen Ben und Tommas ein kaiserliches Langschwert. Dieses hat nur eine Klingenseite von 90 Zentimetern und einer Spitze im 45 Grad Winkel. Üblicherweise ist der Griff mit braunem Leder umwickelt und die Scheide dunkelgrau. Mark gehört zu den Hasari und ist mit seinen Anfang Dreißig der Jüngere von den Dreien. Seine langen blauschwarzen Haare hat er hinten zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Mit seinen gerade mal etwas über 1,80 Meter ist er eine seltene Erscheinung für einen männlichen Vertreter seines Volkes. Eine weitere Ausnahme ist seine Bewaffnung. In seiner rechten Hand hält er einen Speer mit Framespitze. Die Waffe ist mit 1,94 Meter größer als sein Träger, wobei die Spitze allein schon 50 Zentimeter misst. Auf dem Rücken trägt er zudem vier weitere Wurfspeere von 1,60 Meter Länge. „Na dann wollen wir mal,“, verkündet Tommas. Gefolgt von den beiden Anderen verlässt er das Gelände. Trotz der frühen Morgenstunde sind schon recht viele Leute wach. Einige sprechen Tommas an und verwickeln ihn immer in kurze Gespräche. Aufgrund seines Aufgabenbereichs ist er natürlich ein stadtbekanntes Gesicht. „Tommas, warte bitte mal,“, erklingt eine junge Mädchenstimme. Ein achtjähriges Mädchen kommt auf Tommas zu gerannt. Bei ihm angekommen sieht die Schwarzhaarige mit hellbraunen Augen zu ihm hinauf. „Hier, die sind für dich. Die hab ich fast gaaannz allein gemacht.“ Stolz lächelnd hebt sie ein Päckchen über ihren Kopf, welches sie schon die ganze Zeit in ihren Händen hält. Mit einem erwiderndem Lächeln kniet sich Tommas zu der Kleinen herunter. „Da kannst du wirklich stolz auf dich sein“, lobt er das Kind erheitert, während er ihr kurz über ihr Haar streichelt. Nachdem Tommas das Päckchen entgegennimmt, rennt die Kleine wieder zu ihrer Mutter. Diese steht nur wenige Meter neben dem Geschehen und hat wie ihre Tochter schwarzes Haar, welches ihr bis zum Rücken reicht. Winkend verabschiedet sich die Kleine, während ihre Mutter sich kurz verbeugt. Danach entfernt sich das Mutter-Tochter-Gespann. Neugierig wirft Tommas einen Blick auf den tuchumwickelten Inhalt. Kekse, stellt er erfreut fest. Mit Vorfreude nimmt er einen der Haferkekse und kostet ihn gleich. Wirklich lecker, registriert Tommas, während er genüsslich kaut. Dass er zwei Untergebene dabei hat, beachtet er nicht weiter, als er einen weiteren Keks in den Mund steckt. Weitere Kekse essend sind die Drei wieder unterwegs, um endlich ihr Ziel zu erreichen. Im Torbogen des großen Stadttores von Ischido halten zwei Wachsoldaten der Stadt aktuell Wache. Dabei handelt es sich um Floh und Andre, welche auf ihre Ablösung warten. Andre ist ein schwarzhaariger Mann Anfang Dreißig. Seine Haare sind an den Seiten kurz geschnitten. Den Rest hat er zu einem Man Bun gebunden. Er sitzt auf einem Holzschemel mit dem Rücken zur Wand. Neben ihm lehnt ein Claymore an selbiger Wand. Andre gegenüber steht Floh an die Wand gelehnt. An ihren Hüften befinden sich zwei leicht geschwungene Kurzschwerter. Gelangweilt wickelt sie mit ihrem rechten Zeigefinger ihr hellbraunes leicht gelocktes Haar um diesen. Ihr volles Haar reicht ihr bis kurz über die Schultern. Genauso gelangweilt schaut sie durch das geöffnete Tor nach außen. Der Torbogen in dem sie stehen hat eine Höhe von neun Metern, damit auch größeres Gerät hindurch kommt. Passend dazu ist dieser auch sechs Meter breit. Da die gesamte Stadtmauer eine Dicke von fünf Metern hat, trifft dies auch auf das Tor zu. „Mir ist langweilig“, gibt Floh ihren Gemütszustand kund. „Aha“, ist die desinteressiert klingende Stimme von Andre als Antwort zu hören. „Mir ist echt langweilig!“, bekräftigt die Frau ihre vorherige Aussage. Dabei dreht sie ihren Kopf in die Richtung von ihrem Kollegen. „Ist mir doch egal“, bemerkt Andre noch immer mit Desinteresse. Nebenbei holt er eine beigefarbene Pfeife aus seiner linken Brusttasche. „Mir ist sooo laaangweilig“, erklärt Floh erneut, aber diesmal mit kindlich verstellter Stimme, durch das Verhalten ihres Partners nun etwas angestachelt. „Hm.“ Zu mehr lässt er sich nicht hinreißen. Nebenbei nimmt er aus einem kleinen Lederbeutel am Gürtel etwas Tabak heraus. Diesen stopft er dann in die schlichtgehaltene Pfeife. „Ignorierst du mich jetzt etwa?“, will Floh mit übertriebener Entrüstung wissen. „Als ob dies möglich wäre“, erwidert Andre anklagend. Dabei sieht er Floh kurz mit seinen braunen Augen an. Dadurch sieht er das kurze Zucken ihres Mundwinkels. „Du bist so gemein zu mir“, klagt Floh mit weinerlicher Stimme, während sie theatralisch ihre Hände auf ihre Brust legt. „Damit musst du leben“, lässt der Ältere unberührt sein Gegenüber wissen. Dieses Verhalten von Floh kennt er schon zur Genüge. Besonders wenn diese sehr müde ist. Was wiederrum nicht bedeutet, dass es ihn nicht doch nerven kann. Gespielt beleidigt plustert die Jüngere ihre Wangen auf. Ihre Hände lässt sie in die Taschen ihrer Hose gleiten. Über die kurze Ruhe die herrscht ist Andre erfreut. Besonders da diese nicht lange anhalten wird. Mit einem kleinen orangen Hitzekristall bringt er den Tabak zum glimmen. Der Kristall hat eine Pyramidenform von zwei mal zwei Zentimetern und ist an einem vier Zentimeter langen Stab befestigt. Während er einen Zug nimmt, bemerkt er wie Floh abwesend mit ihrem rechten Zeigefinger ihre hellbraunen Haare umwickelt. Im Stillen beginnt er mit einem Countdown, welcher bei Fünf beginnt. Bei Vier beißt sich Floh leicht auf ihre Unterlippe. Gleich darauf stößt sie sich vom Mauerwerk ab und Andre ist bei Drei. Mit der Zwei verschränkt die Frau ihre Arme hinter dem Rücken. Während Floh nun zu ihm sieht, ist Andre bei der Eins. „Er kommt zu spät“, klagt Floh aufrichtig und nicht wie zuvor gespielt. Leise seufzt der Schwarzhaarige, auch wenn seine Kollegin recht hat. „Er hat keine feste Uhrzeit genannt“, antwortet er nun doch. „Und du weißt, es kann immer zu Verzögerungen kommen“, schließt er sachlich ab. Gleichzeitig will er Floh mit dieser Aussage auch etwas beruhigen. Leise murrt Floh daraufhin. „Ich weiß, aber ich bin tot müde und will nur noch ins Bett.“ Zur Unterstreichung ihrer Aussage gähnt sie herzhaft. Damit steckt Flo auch Andre an, welcher nun ebenfalls gähnen muss. Nach einer kurzen Stille meldet sich Floh erneut. „Duuu, Andre?“ „Kannst du mich nicht für heute in Ruhe lassen, bitte“, fleht Andre leicht. Er selbst ist genauso erschöpft wie seine Partnerin und hat nun wirklich keinen Nerv für eine aufgekratzte Floh. „Tust du mir dafür auch einen kleinen Gefallen?“, will Floh mit hoffnungsvoller Stimme wissen. Skeptisch sieht Andre daraufhin zu Floh. Er bezweifelt dass sie sich daran hält, aber die Hoffnung stirbt zum Schluss. „Und du lässt mich danach auch in Ruhe?“, will er sicherheitshalber noch mal wissen. Heftig nickt die Angesprochene mit dem Kopf. „Ganz großes Soldatenehrenwort!“ Dabei legt sie den ausgestreckten Daumen, Zeige- und Mittelfinger ihrer rechten Hand an ihre linke Schulter. „Na schön, was willst du von mir?“, stimmt er ergebend zu. Statt sofort zu antworten, begibt sich Floh zu ihrem Kollegen. Bei Andre angekommen, beugt sie sich zu ihm herunter. Ihr Gesicht befindet sich nahe an der linken Gesichtshälfte des Sitzenden. In dieser Position nimmt Floh deutlich den süßlichen Geruch des glimmenden Krautes wahr. Andre beäugt die Aktion von Floh zwar skeptisch, sagt aber diesbezüglich nichts. In ruhe nimmt Andre erneut einen tiefen Zug aus der Pfeife. Genau diesen Moment hat Floh abgewartet. „Mach mir ein Kind“, haucht sie mit verführerischer Stimme und ernstem Ton in sein Ohr. Erschrocken verschluckt sich Andre an dem gerade eingeatmeten Rauch. Kräftig muss er mehrmals husten. Indessen kann Floh ihr Lachen nicht unterdrücken. Verärgert starrt Andre Floh an, nachdem er sich beruhigt hat. „Willst du mich umbringen?“, will er mit kratziger Stimme wissen. Die Gefragte zeigt ihm frech die Zunge. „Damit musst du leben“, erwidert Floh Andre mit den gleichen Worten wie etwas zuvor. Herausfordernd sehen sich Beide nun an. Tommas und seine Begleiter biegen gerade um eine Hausecke. Noch ungefähr 15 Meter trennen sie vom Tor, doch verärgert muss Tommas sehen, wie sich Floh und Andre gereizt gegenseitig anstarren. Dabei hat natürlich niemand der Beiden den Durchgang im Blick. Seine Schritte beschleunigend eilt er zum Tor. Auch Ben und Mark müssen ihr Tempo erhöhen, um mit dem Hauptmann Schritt zu halten. „Was ist hier schon wieder los?“, will Tommas mit strenger und harscher Stimme wissen. Erschrocken stellen sich Andre und Floh hektisch stramm in Richtung des Sprechers. „Hauptmann!“, kommt es simulant von den Beiden. Auch legen die Zwei fast gleichzeitig ihre rechte Faust auf ihre linken Brust. Einen Augenblick mustert Tommas die Beiden streng. „Gab es irgendwelche besonderen Vorkommnisse?“, will er geschäftlich wissen. „Nein Hauptmann. Nach Sonnenuntergang bis jetzt hat Niemand das Tor passiert“, gibt Andre die geforderte Auskunft zügig preis. Zufrieden nimmt Tommas diese Information auf. „Gut, dann könnt ihr jetzt eure Schicht beenden.“ Diese Worte hören Andre und Floh sehnsüchtig. Tommas hat sich indes schon zu Ben und Mark umgedreht. Deren Aufmerksamkeit liegt nun ganz auf Tommas. „Aaaaahhhh!“ Erschrocken zucken alle Anwesenden bei dem spitzen Schrei von Floh zusammen. Besonders Ben hat reflexartig seine Hände auf seine Ohren gelegt. Natürlich drehen sich alle zu Floh hin, um den Grund für ihren Schrei zu erfahren. Sie sind schon eine Weile unterwegs und haben den Wald vor einigen Minuten verlassen. Nun sind weit und breit Wiesen und kleine grasbedeckte Hügel zu sehen. Büsche und Bäume stehen hier und da vereinzelt oder in Gruppen umher. Der Weg auf dem sie laufen scheint ein viel benutzter zu sein. Man erkennt es deutlich wegen dem Kies, auf welchem sie wandern. Auch im Wald bestand der Weg schon aus Kies. Seit ihrem Aufbruch hat keiner von ihnen Dreien bisher etwas gesagt. Allerdings ist es kein unangenehmes Schweigen, eher eine entspannte Stille. Deutlich spürt Aleu den Wind, welcher ihr über den Körper weht. Im Wald spürte sie diesen nicht so deutlich, wenn man die Lichtungen auslässt. Aber gerade den Wind zu spüren ist für die Ookami ein tolles Gefühl. Einer Sache ist sich Aleu nun aber sicher. Sie hatte es bei ihrem Aufeinandertreffen bereits vermutet, nun hat sie aber Gewissheit. Sharaku ist ein Alpha. Auch wenn die junge Frau sich nicht sicher ist, welchen Begriff Menschen oder Kitsune dafür verwenden. Er bestimmte wann sie aufbrachen und führt seit diesem Zeitpunkt die Gruppe an. Selbst Taya versuchte zu keinem Zeitpunkt selbst voranzugehen, trotz dass sie den Weg und das Ziel kennt, wohin sie wollen. Die Kitsune läuft gemütlich hinter Sharaku her, mit etwa drei Schrittlängen Abstand. Sie selbst läuft ebenfalls ein bis zwei Schritte seitlich hinter Taya. Vor allem aber spürte sie instinktiv seine Ausstrahlung, welche ihr Erfahrung und Dominanz vermittelte. Jedenfalls steht Sharaku als älteres Männchen eh über ihr, was die Rangordnung betrifft. Bei ihrem Volk ist diese klar definiert. Schon allein deshalb fühlt sie sich schlecht, Sharaku so unhöflich angestarrt zu haben. Er scheint ihr zwar nicht böse zu sein, macht es für sie aber kein Unterschied, auch wenn sie deswegen erleichtert ist. Taya selbst hat der Schwarzhaarige dafür auch verziehen, ihn geschlagen zu haben. Entweder ist Sharaku ein gutmütiger und nachsichtiger Alpha oder Taya ist sein Weibchen. Auch bei den Ookami verzieh man den jeweiligen Lebensgefährten schnell. Immerhin binden sich Ookamis ein Leben lang mit einem Anderen. Dies würde erklären, weshalb Sharaku der Kitsune so einfach vergeben hat. Wo sie gerade bei der Kitsune ist, hat es sie selbst überrascht, wie schnell sie ihr vertraut hat. Zugegeben, als Taya auf dem Boden saß und sie so offen angelächelt hat, musste Aleu an Kiara denken. Besonders als sie ihren Kopf auch noch leicht schräg hielt. Dies hat Kiara auch ständig gemacht. Immerhin haben sie Beide rote Haare und rotes Fell. Auch wenn es Unterschiede zwischen ihnen gibt. Bei Kiara verläuft das Weiß an ihren Ohren hinten bis nach unten. Bei Taya sind es nur die Spitzen. Auch hat Taya sehr feine Gesichtsmerkmale. Drei sehr dünne Linien auf jeder Wange. Bei Kiara sind es kleine Dreiecke, welche nach hinten etwas breiter werden. Kiara hat auch etwas dunklere Haut als Taya. Sie selbst und Taya haben in etwa den gleichen hellen Hautton. Aleus Blick wandert auf Tayas unteren Rücken. Bevor sie aufgebrochen sind hat die Rothaarige zwei Kampfmesser von ihrem Rucksack genommen und sich diese am Rücken, kurz über ihren Hüften befestigt. Die Scheide und die Griffe beider Messer sind schwarz. An dieser Position behindern die Waffen die Kitsune nicht in ihrer Bewegungsfreiheit. Auch Sharaku trägt eine Waffe, genauer gesagt ein Katana an seiner linken Seite. Dieses besitzt einen weißen Griff und eine grasgrüne Scheide. Auch in ihrem Dorf gab es ein paar, welche diese Waffe nutzten. Wo sie ihren Blick schon mal auf Sharaku hat, traut sie sich nun, ihn etwas genauer zu mustern. Er ist einen ganzen Kopf größer als beide Frauen. Er trägt eine schwarze lange Hose, welche von einem schwarzen Gürtel gehalten wird. Dunkelbraune Wanderstiefel schützen seine Füße. Als Mensch spürt er deutlicher die Kälte, weshalb er eine ockerfarben Jacke trägt. Seine Hände stecken in schwarzen fingerlosen Handschuhen. „Wir sind bald da“, erklingt plötzlich Sharakus ruhige Stimme. „Endlich eine warme Dusche“, erwidert Taya erfreut seine Aussage. Die Aussage von Sharaku macht Aleu nun etwas nervös. Sie hat nicht ohne Grund Städte und größere Siedlungen gemieden. Und im Normalfall hätte sie das Angebot von Taya und Sharaku auch nie angenommen. Sie kennt die Beiden erst wenige Stunden und trotz ihrem freundlichen Verhalten ihr gegenüber, fehlt das Vertrauen in die Beiden. Weshalb sie nun doch mit ihnen unterwegs ist, liegt an ihrer Gabe. Sie hatte bis auf Taya und Sharaku noch nie mehrmals dieselben Personen durch ihre Gabe gesehen. Es war auffällig zu oft. Allerdings ist die Gabe ein Geschenk von Tor und Fenris. Die Bilder, welche ihr durch die Gabe gezeigt werden, sind diejenigen, welche ihr die Wolfsgötter zeigen. Und diese würden sie nicht ohne Grund auf Taya und Sharaku aufmerksam gemacht haben. Aleu hat keine Ahnung warum, aber sie vertraut Tor und Fenris. Das hat sie schon immer und das wird sie auch immer tun. Bevor ihr Ziel in Sicht kommt, kann Aleu die salzige Meeresluft riechen. Nebenbei bemerkt sie, wie Taya zufrieden tiefe Atemzüge nimmt. Die Kitsune scheint den Meeresduft sehr zu mögen. Als sie ein Gefälle erreichen, kann Aleu die Hafenstadt von diesem aus sehen. Und die Stadt ist groß. Umgeben wird sie von einer Mauer, welche die Form von einem ovalen Halbkreis hat. Dies reicht von einer Küstenseite zur anderen. Am ehesten kann die Ookami die Form mit einem Ei, welches der Länge nach halbiert wurde, vergleichen. An den beiden Enden befindet sich je ein Tor. Diese sind aber kleiner als das in der Mitte der Form. Der komplette Teil der Stadt, welche am Wasser liegt, scheint ein einziger großer Hafen zu sein. Zumindest aus dieser Entfernung. Unzählige Schiffe liegen am Hafen vor Anker und weitere nähern oder entfernen sich. Aber auch außerhalb der Stadt sieht die Wölfin viele Felder und ein paar Gehöfte. Die meisten Felder sind in Goldfarben getaucht. Dies bedeutet wohl, dass das dortige Getreide vor der Ernte steht. Es dauert nicht lange und die Gruppe steht vor dem Stadttor. Die Mauer wirkt nun weit größer als von der Ferne, Aleu schätzt die Höhe zwischen 15 und 20 Meter. Das Tor besitzt auf beiden Seiten massive, zwei Meter dicke Doppeltore, welche mit Stahlstreben verstärkt sind. Im Inneren des Tores erkennt sie auf beiden Enden Fallgitter an der Decke. Während Aleu das Tor bestaunt, nähert sich Sharaku einer braunhaarigen Frau. Wie alle anderen Anwesenden steht diese mit dem Rücken zu den Neuankömmlingen. Um auf sich aufmerksam zu machen, legt Sharaku seine rechte Hand auf die linke Schulter der Frau. „Aaaaahhhh.“ Erschrocken zuckt Sharaku bei Flohs Schrei zusammen, hat er mit so einer Reaktion ihrerseits absolut nicht gerechnet. Für Taya und Aleu ist der schrille Schrei noch schlimmer. Taya hat einen Satz nach hinten gemacht und ebenfalls kurz erschrocken aufgeschrien. Ihre Hände liegen auf den Ohren, dennoch halt ein Klingeln in diesen wieder. Aleu hingegen ist auf die Knie gesunken, dabei ist ihr ein Winseln entwichen. Der Versuch ihre Ohren zu schützen hat wie bei Taya nicht funktioniert. Ein langer Pfeifton halt in ihren Ohren wieder, welcher aber stetig abnimmt. Floh selbst hat sich nach ihrem Schrei umgedreht, während ihre linke Hand auf ihrem Herzen ruht und versucht sich wieder zu beruhigen. Dabei sieht sie Sharaku leicht vorwurfvoll entgegen. „Ach du bist es nur“, stellt Floh fest, während sie ihre Atmung beruhigt. „Erschreck mich doch nicht so.“ „Tschuldige, aber seit wann bist du so schreckhaft Floh?“, will er leicht belustigt wissen, wobei er sich nicht die Mühe macht, dies zu verbergen. „Das liegt nur daran, dass ich müde bin“, rechtfertigt sich Floh. Ihr selbst ist dieser Aufschrei etwas peinlich, besonders durch die Anwesenheit ihrer Kollegen. Floh blickt in die Richtung von Taya, um diese ebenfalls zu begrüßen, als sie eine dritte Person noch immer kniend entdeckt. Und damit hat sie eine Möglichkeit von sich selbst abzulenken, aber auch aus Neugier. „Wen habt ihr denn da Süßes mitgebracht?“, will sie von Sharaku wissen. Aleu bemerkt, dass sie damit gemeint ist und richtet sich wieder auf. Bevor Sharaku oder Taya Floh antworten können, ist ein abfälliges Schnauben zu hören. „Sieh einer an was sich da aus dem Wald getraut hat!“, erklingt Bens Stimme im abfälligen Ton. Dabei legt er seine linke Hand auf den Griff seines Schwertes, während er abfällig zu Aleu blickt. Erschrocken weicht Aleu einige Schritte zurück, während fast sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht weicht. Für Ben und Taya ist ihr leises Wimmern deutlich zu hören. Hecktisch hebt und senkt sich der Brustkorb der Ookami, während sie gebannt auf die Hand von Ben starrt, welche noch immer auf dem Schwertgriff ruht. Ben blickt kurz überrascht, aufgrund der Reaktion der Ookami, macht aber keine Anstalten seine Hand zu bewegen. Dies alarmiert Taya, welche Ben verärgert anstarrt. Ihre beiden Hände wandern unverzüglich hinter ihren Rücken zu den Griffen ihrer Kampfmesser. Dabei geht die Kitsune etwas in die Hocke, während sie ihren Oberkörper leicht nach vorne neigt. „Who, who, was geht denn jetzt mit euch ab?“, will Floh erschrocken wissen. Selbst Tommas ist über die plötzliche drohende Eskalation erstaunt. Dabei weiß er nicht mal, um was es hier genau geht. Nur dass plötzlich zwei Kitsune, welche er gut kennt, dabei sind ihre Waffen zu ziehen. „Sag mir jetzt nicht du bist eifersüchtig, dass ich dich nicht auch süß finde“, wendet sie sich Floh an Ben. Ihr kläglicher Versuch die Situation aufzulockern scheitert. Ihr ist auf die Schnelle auch nichts Besseres eingefallen und die Situation überfordert ihren erschöpften Geist. Die ganze Situation wird auch nicht besser als Mark seinen Speer in beide Hände nimmt und die Klinge Richtung Boden zeigt. Es ist keine aggressive Haltung seinerseits, sondern signalisiert nur seine Kampfbereitschaft. Doch lässt genau dies offensichtlich Panik in der jungen Wölfin aufsteigen. Hektisch wandert der Kopf der verängstigten Wölfin in alle Richtungen, um eine mögliche Fluchtrute zu suchen. „Das reicht jetzt!“, zischt Tommas beherrscht seine beiden Untergebenen an. Normalerweise hätte er diese lauter zurechtgewiesen, doch dies hätte der Wölfin den Rest gegeben, welche gerade inmitten einer Panikattacke steckt. Vor allem stand es gerade wirklich vor einer Eskalation. Ihm ist nicht entgangen, wie Sharaku besorgt zu der Rotbraunhaarigen sieht, seine linke Hand aber selber bereits seine Schwertscheide umgreift. Das Letzte was er gebrauchen kann ist dass die Wachsoldaten und Rukas Söldner sich am Tor bekämpfen. Dies hätte schnell die Runde gemacht und die Bewohner verunsichert. Immerhin sind beide Parteien in der Stadt hoch angesehen. Und im schlimmsten Fall würden sich schnell zwei Lager bilden. Es tut Tommas zwar leid wegen der jungen Frau, aber die Sicherheit und Ordnung der Stadt haben für ihn Vorrang. Selbst in seinem Überlegen kommt dies an erster Stelle. Erst danach einzelne Personen. Natürlich reagieren Ben und Mark entsprechend auf Tommas, wobei Ben erneut abfällig schnaubt. Auch Taya gibt ihre Haltung auf, nachdem die beiden Männer es tun. Scheiß voreingenommener Affe!, flucht die Rothaarige in Gedanken, nochmal kommst du mir nicht davon. Sharaku begibt sich indes behutsam und langsam auf Aleu zu. Dabei beobachtet er ihre Reaktion sehr genau. Gerade jetzt erinnert ihn das Verhalten von Aleu sehr an damals. Die erste Panikattacke, welche Taya damals hatte war ähnlich. Nur dass sie nicht auf Flucht, sondern auf Angriff getrimmt war. Bei Aleu angekommen, kniet er sich vor ihr hin. Ihre weißen Ohren zucken ständig umher, während sie noch immer ihren Kopf in alle Richtungen dreht. Es scheint fast so, als stecke sie in einer Art Schleife und warte nur auf einen weiteren äußeren Impuls, um zu fliehen. In ihren dunkelblauen Augen sind die Pupillen stark geweitet, sodass man kaum noch das Blau sehen kann. Als Taya neben ihn tritt, hebt sie ihre Hand um Aleu zu berühren. „Nicht“, flüstert Sharaku leise, um eine Berührung zu verhindern. Er kann nämlich nicht abschätzen, wie die panische Aleu auf eine Berührung reagieren wird. Mit Andre kommt eine weitere Person zu ihnen. Dieser hat beim Gehen seine Pfeife entleert. Dabei hatte er noch viel ungenutztes Kraut in dieser. „Hast du etwas dabei?“, will er von Sharaku leise wissen, als er bei ihm ist. Gefragter braucht einen Moment um zu verstehen, was Andre meint. Mit langsamer Bewegung kramt er ein kleines Päckchen aus seiner Jackentasche. „Ich mach das!“, bestimmt Andre, „Du solltest einen klaren Kopf behalten.“ Mit ausgestreckter Hand wartet er, bis der Jüngere ihm das Päckchen gibt. Es erhalten, öffnet Andre das gewachste Papier und füllt den Inhalt, welcher ein weißes Pulver ist, in seine Pfeife. Mit dem Funkenkristall bringt Andre das Pulver zum glimmen. Einen Augenblick wartet er ab, bevor er einen Zug nimmt und den Rauch in Richtung von Aleus Kopf bläst. Dies wiederholt er noch einige Male. Merklich verlangsamt sich die Kopfbewegung von Aleu. Auch das wilde Zucken ihrer Ohren endet. Regungslos steht die Ookami nun da, ohne etwas Bestimmtes zu fixieren. „Scheiße haut das Zeug rein“, murmelt Andre. Trotz der Situation blickt Sharaku belustigt zu Andre, dessen Pupillen nun ebenfalls geweitet sind. Aus dem Augenwinkel erkennt er, dass sich nun Floh der Gruppe nähert. Sich wieder auf Aleu konzentrierend, bekommt er gerade mit wie diese mehrmals mit den Augen blinzelt. Ihre Pupillen sind nun nicht mehr ganz so geweitet, aber haben auch noch keine normale Größe angenommen, was auch dem Mittel zuzuschreiben ist. Aleu ist sichtlich irritiert. Gerade standen die Personen vor ihr noch unter dem Torbogen, als der anwesende Kitsune sie beleidigte, und nun stehen bzw. knieen sie vor ihr. Verwundert blickt die Ookami in die besorgt dreinschauenden Gesichter von Sharaku und Taya. „Was ist los?“, möchte sie schüchtern wissen. Auch fühlt sich die junge Frau etwas benebelt. „Du warst gerade ziemlich abwesend“, umschreibt Sharaku ihr die Situation. Das Geschehen mussten sie nicht jetzt hier bereden. „Wollen wir dann langsam wieder?“, erkundigt sich der Schwarzhaarige bei ihr. Schweigend nickt Aleu zustimmend. Nebenbei bemerkt sie, dass ihr die Hals- und Nackenmuskeln etwas wehtun. Sie wird aber davon abgelenkt, als sich eine zarte Hand um ihre Linke schließt. In die Richtung sehend, erblickt sie Taya, welche ihr aufmunternd zulächelt. Mit sanftem Zug übernimmt Taya die Führung. Als sie so das Tor passieren, blickt Ben erneut verachtend auf die junge Ookami. Traurig senkt die Betroffene ihr Haupt, sodass ihr Pony die Augen von ihr verdeckt. Niemand soll ihren verletzten Ausdruck in den Augen erkennen. Arschloch!, beschimpft Taya still Ben. Aleus Köperhaltung ist mehr als deutlich ihr Gemütszustand anzuerkennen. Die Ohren hängen ihr seitlich herab und ihr Schweif ist leicht zusammengerollt. Taya muss mehr als sich zusammenreißen, um Ben nicht anzufauchen. Das Fell von ihrem Fuchsschweif ist leicht aufgerichtet, während ihre Pupillen eine ovale Form angenommen haben. Schnell bedankt sich Sharaku bei Andre für die Hilfe. Dieser nickt ihm zu, während er etwas von Floh gestützt wird. „Wir müssen noch zu Ruka. Man sieht sich“, verabschiedet sich Sharaku auch von dem Rest. Danach beeilt er sich, um zu den beiden Frauen aufzuschließen. Floh blickt der kleinen Gruppe kurz nach, bevor sie sich um Andre kümmert. Andre hat leichte Probleme mit dem Gleichgewicht und würde ohne Hilfe wie ein Angetrunkener umhertaumeln. Zusammen gehen sie langsam wieder zu den Anderen. Da Andre nicht mehr im Dienst ist, lässt Tommas seinen Zustand auf sich beruhen. „Hauptmann, kannst du dich bitte um Andres großes Schwert kümmern? Ihn und das Ding kann ich nicht zusammen händeln“, will Floh von ihrem Vorgesetzten wissen. Dass er bestätigend nickt, bekommt Floh nicht mit, da sie gerade in Gedanken abdriftet. Andres großes Schwert. Wobei sie kichert, da ihre Gedanken gerade in die komplett falsche Richtung wandern. Skeptisch hebt Tommas darauf eine Augenbraue. „Verdammt, ich muss dringend ins Bett!“, beklagt sich Floh. „Das ist eine super Idee“, bekräftigt Andre ihre Aussage. Diese Aussage lässt Floh erneut kichern, bevor sie danach ihren Kopf schüttelt. „Scheiß Kopfkino“, murrt die Brünette leise. Mit Tommas im Schlepptau, welcher das Claymore von Andre bei sich hat, bricht das Dreiergespann auf. Nachdem Sharaku zu den beiden Frauen aufgeschlossen hat, gehen sie schweigend nebeneinander her. Die Zeit nutzt Sharaku, um seine Begleiterinnen kurz zu mustern. Aleu geht nun dicht bei Taya. Die Finger der Frauen sind ineinander verschränkt. Instinktiv scheint sie die Nähe der Anderen zu suchen. An ihrer Körperhaltung hat sich nichts geändert. Auch Tayas Körperhaltung ist in Unruhe. Die sonst so weichen Gesichtszüge der Kitsune sind nun verhärtet. Die Lippen presst sie fest aufeinander, während sich ihre Ohren bei jedem Geräusch drehen, so als würde sie nach Bedrohungen suchen. Ihr Schweif ist nicht mehr ganz so buschig wie vorhin. Taya wirft Sharaku einen unsicheren Blick zu. Ihr ist bewusst, dass Sharaku auf das Verhalten von Ben eine Antwort möchte. Dass er sie darauf noch nicht angesprochen hat, rechnet die Kitsune ihm hoch an. Zudem beschäftigt die beiden Söldner Aleus panisches Verhalten von vorhin. Dass die Ookami ein Trauma erlebt hat, liegt dabei sehr nahe. Der Gedanke dass Aleu von anderen Kitsune dieses verpasst bekommen hat, beschämt sie. „Taya“, wird die Rothaarige von Sharaku nun doch angesprochen. Dies veranlasst sie stehen zu bleiben und damit auch zwangsläufig Aleu. Abwartend sieht sie Sharaku in seine graugrünen Augen. „Wieso führst du Aleu nicht schon mal zu uns nach Hause. In der Zwischenzeit gebe ich schon mal unseren Bericht bei Ruka ab.“ Bei dem Wort „nach Hause“ sieht auch Aleu zu Sharaku. „In Ordnung“, stimmt Taya erleichtert dem Vorschlag zu. „Dann können Aleu und ich uns schon mal frisch machen. Und dann zeige ich ihr ihr Zimmer“, klärt sie ihre nächsten Schritte auf. Aleu lässt sich erneut mit sanfter Gewalt von Taya führen, als sie sich von Sharaku trennen. Dabei biegen sie in eine sich langsam mit Leuten füllende Straße ein. Kurz nachdem Sharaku sie nicht mehr sieht, wuselt er sich durch seine Haare. Verdammt! Der Tag hat nicht mal richtig begonnen und schon so eine Aufregung, flucht er gedanklich. Tommas und Ruka werden sicher noch eine Erklärung von ihm verlangen. Und im schlimmsten Fall wird ihn Ruka wieder mit den unliebsamsten Aufträgen abstrafen. Der Gedanke an so einen Auftrag lässt es ihm kalt den Rücken runtergehen. Außerdem muss er sie dringend über die Ookami und deren Verhältnis zu den Kitsune befragen. Ben oder eine der Mädels würde er nicht fragen können. Und Ruka war sehr bewandert und hat auch unzählige Sachbücher. Der Gedanke an ihre Bibliothek erinnert Sharaku an ein Buch, welches er zufällig mal in der Hand hatte. Und der Begriff Ookami kam darin vor, sofern er sich richtig erinnert. Mit einem weiteren Ziel begibt sich Sharaku nun endgültig in die Richtung von Rukas Anwesen. Kapitel 3: Abfuhr und silberne Narbe ------------------------------------ Vor dem Eingang von Rukas Anwesen steht eine genervte Merle. Sie ist den Weg neben der 2,5 Meter hohen Sandsteinmauer entlanggelaufen, welche das gesamte Anwesen umgibt. Die Braunhaarige hatte nur kurz eine kleine Besorgung gemacht. Ihre Ausbeute befindet sich in dem braunen Flechtkorb, welcher sich an ihrem linken Arm befindet. Sie hatte fast das metallische Gittertor erreicht, als jemand sie mit ihrem Namen ansprach. Schon an der Stimme erkannte sie die Person und ihre Laune schoss sofort in den Keller. Rein aus Höflichkeit drehte Merle sich zu dem Wachsoldat hinter ihr um. Und nun steht sie hier schon einige Minuten. Dabei scheint ihr Gegenüber nichts Besseres zu tun zu haben, als ihr den letzten Nerv zu rauben. „Ich sagte nein, Gajin.“ Genervt fährt sich die brünette Frau durch ihr schulterlanges Haar. Allerdings scheint das Nein den braungebrannten Mann nicht zu interessieren. „Komm schon Merle, du wirst es auch nicht bereuen.“ Kokett lächelt er sie an. „Wie oft willst du dir eigentlich noch eine Abfuhr von mir holen?“, will sie nun langsam frustriert wissen. „Solang, bis dein harter Kern jeschmolzen ist“, verkündet er sicher. Lässig lehnt er sich gegen das Tor, vor dem die Beiden stehen. „Jetzt hör mal her du Möchtegern Casanova!“, ist Merles Stimme nun merklich gereizt und sie geht ein Stück auf Gajin zu. „Hör auf mich zu belästigen und mach gefälligst diene verdammte Arbeit“, herrscht die Braunhaarige ihn an. Ihre grünen wütenden Augen funkeln den Dunkelgrauhaarigen an. „Du bist so sexy, wenne wütend bist“, amüsiert Gajin sich. Lachend weicht er dem Schlag von Merle aus. „Du bist aber eine wilde Mieze. Na ich mach mich mal wieder an die Arbeit“, verkündet Gajin, als er zwei ihm bekannte Personen bemerkt. Fröhlich pfeifend geht er, wobei er lässig einen angeflogenen Apfel fängt. Dabei geht er auf eine verärgert dreinblickende Sara zu, während er genüsslich in den Apfel beißt. Ja verschwinde du nur, bevor es eine Leiche gibt, schimpft Merle im Stillen. Dass Gajin den von ihr geworfenen Apfel gefangen hat, reizt sie noch mehr. Immerhin hatte sie nur drei Stück gekauft. Wütend ballt sie ihre Hände zu Fäusten. In ihrer Wut bemerkt Merle nicht, wie sich ihr von hinten eine Person nähert. Der angekommenen Person entgeht Merles aufgewühlter Zustand nicht. „Merle?“, wird sie vorsichtig mit sanfter Stimme angesprochen. „Was?“, keift Merle den Mann an, kurz nachdem sie sich schnell umgedreht hat. Beschwichtigend hat der Schwarzhaarige seine Hände erhoben. „Wenn es unpassend ist, komme ich später wieder“, spricht Sharaku mit ruhiger Stimme. „Ach du bist es!“, erkennt Merle ihn. „Es tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe“, entschuldigt sie sich reumütig. „Es ist nur...“ Kurz atmet sie tief ein und aus, mit dem Versuch sich zu beruhigen. Gleich danach geht sie die wenigen Schritte auf Sharaku zu. Bei ihm angekommen, lehnt sich Merle an seine Brust an. „Gib mir bitte nur einen Moment, um wieder runter zu kommen.“ Wortlos umarmt Sharaku sofort die aufgewühlte Brünette und streicht ihr beruhigend über den Rücken. Dabei bemerkt er durch den Stoff ihrer aquafarbenen Jacke ihr leichtes Zittern. Einen Augenblick verweilen Beide so und genießen die Nähe des jeweiligen Anderen. „Danke, dies habe ich jetzt gebraucht“, meint Merle nun entspannter. Langsam drückt sie sich sanft von Sharakus Brustkorb ab. Dankbar, dass er ihr wieder einmal eine emotionale Stütze und Ruhepol ist, lächelt sie ihn kurz an. Sharaku nimmt dies seinerseits mit einem Nicken zur Kenntnis. Dennoch ist Merle die gezeigte Schwäche etwas unangenehm. Immerhin zeigt sie sich anderen gegenüber meist stark und selbstbewusst. Auch wenn andere Personen dies als Arroganz ihrerseits auffassen können. „Meisterin Ruka ist momentan nicht anwesend“, beginnt Merle. „Ich werde ihr ausrichten, dass ihr eure Mission erfolgreich ausgeführt habt.“ Einen Moment wartet Merle ab, ob Sharaku dieser Aussage widerspricht. Da dies nicht geschieht, spricht sie wieder. „Ich werde euch eure Bezahlung später vorbeibringen. Und auch wenn ich dich nicht daran erinnern muss, denke bitte an den Bericht, welchen du schreiben musst. Ich werde diesen dann mitnehmen, sofern er fertig ist, sobald ich wegen eurer Bezahlung vorbeikomme.“ „In Ordnung.“ Kurz zögert Sharaku. „Allerdings gab es vorhin am Tor eine kleine Aufregung.“ Entschuldigend lächelt er die Brünette an. Diese hebt skeptisch ihre rechte geschwungene Augenbraue. „Was hats du diesmal angestellt?“, will Merle vom Schwarzhaarigen wissen. „Hey!“, empört sich Sharaku. „Ben hat angefangen und wieso gibst du mir die Schuld?“ Etwas beleidigt verschränkt Sharaku seine Arme vor seinem Körper. „Weil du manchmal noch immer schnell impulsiv handelst“, rechtfertigt Merle ihre vorherige Aussage. „Und du weißt, wie ich zu dem ‘er oder sie hat angefangen‘ Schuldzuweisungen stehe.“ Dass Merle nicht ganz unrecht hat mit ihrer Aussage, gesteht Sharaku ein. Also schildert er seiner Freundin die Ereignisse um Aleu in Kurzform. „Verstehe“, äußert sich Merle nachdenklich. „Dann haben wir jetzt also ein Sorgenkind mehr.“ Zustimmend nickt Sharaku dieser Aussage zu. „Deshalb wollt ich auch darüber mit Ruka sprechen, sobald sie wieder da ist.“ Damit trägt Sharaku eins seiner Anliegen vor. „Dann werde ich Meisterin Ruka darüber informieren, sobald sie wieder zurück ist.“ Da sie schon eine Weile vor dem Tor stehen, will Merle sich langsam ins Anwesen begeben. Und in der Annahme, dass es nichts Weiteres gibt, dreht Merle sich von Sharaku weg. „Außerdem würde ich gerne in eurer Bibliothek nach einem bestimmten Buch suchen“, verkündet Sharaku sein weiteres Anliegen. Nach seiner Aussage dreht sich Merle wieder zu Sharaku um. Erneut blickt sie den Schwarzhaarigen skeptisch an. „Deine Formulierung klingt etwas wage, als wüsstest du nicht, nach welchem Buch du suchst.“ Ertappt kratzt sich Sharaku an seinem Hals. „Naja, ich kann mich noch grob an das Aussehen erinnern und dass es um die Ookami ging.“ Zumindest glaube ich das noch. Was er aber nicht ausspricht. „Dann werde ich dir beim Suchen wohl helfen müssen“, beschließt Merle. „Also wie sieht das entsprechende Buch aus?“ Abwartend sieht sie den Mann vor sich an. „Es ist etwas schmaler, als ein durchschnittliches Buch“, beginnt Sharaku mit der Beschreibung. „Leider ist es wie viele andere Bücher in braunem Leder gebunden, hat dafür aber einen verzierten Buchrücken. Der Buchtitel steht deshalb auf der Vorderseite“, schließt Sharaku die Beschreibung ab, an welche er sich erinnert. „Na komm, lass uns endlich reingehen“, fordert Merle ihr Gegenüber auf ihr zu folgen. „Und vielleicht haben wir Glück und finden das besagte Buch tatsächlich.“ Sich dem Eisentor nähernd, öffnet Merle dieses beim Erreichen. Fast geräuschlos schwingt das massive Objekt auf. Danach schreiten sie beide über das Grundstück Richtung Gebäude. Dafür müssen sie den Garten durchqueren. Dies tun sie auf einem mehrfarbigen Bruchstückweg. Seitlich des Weges befindet sich auf beiden Seiten eine schmale Spur von Kies, welcher dem Weg folgt. Zu ihrer Linken befindet sich eine Grasfläche, auf welcher sich vereinzelte Gruppen von verschiedenen Blumen befinden. Auch einige Büsche zieren diese Seite. Hinter diesen ist ein kleiner Bambuswald, welcher dem Verlauf der Mauer folgt. Auf der rechten Seite liegt inmitten der Graslandschaft ein etwas größerer Koiteich. Über diesen Teich führt eine kleine, rot überdachte Brücke. Auch hinter diesem Teich befinden sich, in einigem Abstand, Bambusbäume. Am Teich wachsen verschiedene Wasserpflanzen, genau wie im Wasser. Beim Haus angekommen, holt Merle aus der Hosentasche ihrer dunkelgrünen Hose einen Schlüsselbund. Mit diesem schließt sie die Haustür auf. Nach dem Öffnen betreten sie und Sharaku zusammen das Gebäude. In der Zwischenzeit erreichen Taya und Aleu gerade ihr Ziel. Das Zuhause von Sharaku und Taya. Dabei handelt es sich um ein zweistöckiges Gebäude. Die Fassade ist in einem hellen graugrünen Farbton gehalten. Die Tür und die Fensterrahmen sind naturbelassen und aus Nussbaum. Das Auffälligste ist aber, dass man schon von weitem kein Dach auf dem Gebäude sehen konnte. Jedes andere Haus in diesem Viertel hat entweder ein Satteldach oder ein Pultdach. Allerdings bezweifelt die Ookami, dass das Haus kein Dach besitzt. Sehr wahrscheinlich ist es bei diesem Haus einfach ein Flachdach. Das würde vielleicht auch eine Erklärung für die Mauer aus schwarzen Steinen auf dem Dach sein, wenn man das Dach betreten kann. Während dem Weg hierher hat sich der Gefühlszustand der beiden Frauen wieder normalisiert. Dabei half es auch, dass sie unterwegs auf keinen weiteren Kitsune gestoßen sind. Dabei hat Taya keine Umwege mit Seitenstraßen oder Gassen genommen. Sie ist mit Aleu einfach direkt den kürzesten und schnellsten Weg auf den Hauptwegen unterwegs gewesen. Und dies verwundert die rothaarige Kitsune etwas. Denn sie hat bis heute noch nie erlebt, dass sie in Ischido auf keinen anderen Kitsune trifft. Dabei war die Uhrzeit egal, man traf in so einer großen Stadt immer auf andere Kitsune. Dennoch ist Taya für diesen seltsamen Umstand dankbar. Sie hat ehrlich gesagt nicht daran gedacht, wie Andere aus ihrem Volk auf die junge Ookami reagieren könnten. Sie selbst war zu dem Zeitpunkt des Bruches noch ein Kind gewesen. Doch gerade wegen der langen Zeitspanne die schon zurückliegt hat Taya nicht gedacht, dass noch immer so emotional auf das vergangene Ereignis zurückgeblickt wird. Es könnte aber auch sein, dass der Grund für Bens Verhalten in seiner Herkunft liegt. Er stammt ursprünglich aus dem Südosten des Kaiserreich Song. Genau dort in der Region, wo auch das Volk der Ookami lebte. Gut, sie stammt auch aus dieser Region, genauer gesagt aus der „roten Zone“, wo die Miasma-Seuche gewütet hatte. Auch wenn diese Bezeichnung nach Ende der Seuche benutzt wurde. Nach dem schrecklichen Ereignis sind nicht nur die Überlebenden der Seuche, sondern auch aus den umliegenden Ortschaften alle Kitsune ausgewandert. Dadurch gab es teilweise einen großen Bevölkerungsrückgang in manchen Städten und Dörfern. Der Südosten ist die einzige Region, in der sogar heute noch keine Kitsune mehr wohnen. Zu groß ist die Angst vor einem erneuten Ausbruch, besonders da die Ursache bis heute noch immer ein Rätsel ist. Und das trotz intensiver Untersuchung der dortigen Verwaltungen. Immerhin führte die Flucht der Kitsune zu weniger Steuereinnahmen und plötzlich fehlenden Arbeitskräften. Allerdings schweift Taya gerade ziemlich ab. Aleu wirft ihr schon einen fragenden Blick zu. „Ich musste nur kurz an was denken“, erklärt die Füchsin ihre vorrübergehende Abwesenheit. „Lass uns reingehen“, schlägt Taya vor. Zusammen gehen die Beiden zur Eingangstür. Neben der Tür befindet sich auf beiden Seiten je ein schmales, aber hohes Fenster. Graue Gardinen im Inneren verhindern einen Blick ins Innere. Erst jetzt löst Taya ihre Hand von Aleus Hand. Mit ihrem Schlüssel sperrt die Rothaarige die Haustür auf. Gefolgt von Aleu betritt Taya das Innere. „Willkommen in unserem bescheidenen Zuhause“, begrüßt sie Aleu mit einem Lächeln. Immerhin ist es jetzt auch für eine Weile das Zuhause von Aleu. Kurz nachdem Aleu eingetreten ist, nimmt ihre feine Nase mehrere verschiedene Gerüche wahr. Ihre Nase kräuselnd legt die Ookami ihren Kopf leicht in den Nacken. Somit beginnt sie schnüffelnd ihre nähere Umgebung wahr zu nehmen. Schwach aber deutlich nimmt sie den Geruch von Sharaku und Taya wahr. Nach der Stärke schätzt Aleu, dass die Beiden wohl etwa zwei Wochen oder mehr nicht hier gewesen waren. Allerdings gibt es einen etwas stärkeren Geruch einer fremden Person im Raum. Sie schätzt, dass diese Person zu Letzt zwei oder drei Tage hier war. Der Geruch von Blumen und Kräutern liegt ebenfalls in der Luft. Bei dem Anblick wie Aleu schnuffelt muss Taya leise kichern. Den Anblick ihrer Freundin und wie dabei ihre Nase zuckt empfindet sie als niedlich. Gleichzeitig fragt sich Taya, ob es bei ihr so ähnlich aussieht, wenn sie nach Gerüchen schnüffelt. Immerhin hat sie Sharaku dabei schon einige Male beobachtet, hat es aber nie kommentiert. Ihre Nase ist nicht annähernd so fein, wie die von Inus oder Ookamis, aber sie hat ihr schon bei einigen Aufträgen geholfen. Nachdem Aleu die ersten Eindrücke gesammelt hat, begutachtet sie die Umgebung nun genauer. Sie steht mit Taya in einem Vorraum. Dieser ist optisch mit dem dahinter befindlichen, länglichen Flur getrennt. Am Ende des Flures befindet sich ein Fenster. Links und rechts ragt etwas ein halber Meter Mauer raus. Diese trennt den Eingangsbereich vom Flur. Dies erzeugt eine Art Durchgang. Die Wände im Eingangsbereich sind im hellen Grauton gestrichen, während der Boden aus Nussholz besteht. Der Boden vom Flur selbst ist mit hellem Kieferholz ausgelegt. Die Wände des Flures haben die gleiche Farbe wie die Hausfassade. Im Vorraum steht auf der rechten Seite ein kleiner Schrank. Auf diesem befindet sich eine Glasschüssel und ein ovales Tongefäß. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich ein Schuhregal und eine Bank. Genau an dieser stellt Taya ihren Rucksack und ihre Schuhe ab. Dafür nimmt sie sich ein paar braune Schlappen. Erst jetzt bemerkt Aleu, dass Taya keine Socken trägt. Wieder auf die Kitsune blickend, erkennt Aleu, wie diese zu ihren Pfoten sieht. „Hausschuhe benötigst du keine“, spricht Taya eher zu sich selbst. Die Ookami erkennt, wie Taya kurz ihren Blick über den Boden entlang laufen lässt, bevor ihre Augen den Kontakt mit den ihren suchen. „Warte bitte kurz einen Moment“, meint Taya freundlich bittend. Gleich darauf geht Taya zur rechten Tür im Flur, welche sich gleich nach dem Eingangsbereich befindet. Neugierig geht Aleu ein Stück nach vorne, ohne den Vorraum zu verlassen. In dem Raum, wo Taya eingetreten ist, befindet sich das Bad. Von ihrem Standort aus kann Aleu eine große Wanne am anderen Ende des Raumes sehen. An der seitlichen Wand befindet sich ein Waschbecken. Zwischen dem Waschbecken und der Wanne befindet sich ein zwei Meter hoher Spiegel. In diesem sieht Aleu das Spiegelbild von Taya. Die Füchsin kniet vor einem Badschrank. Der Boden und die Unterhälfte des Bades sind mit hellen Fliesen verlegt. Gegenüber der Tür zum Bad, befindet sich auf der linken Seite ein weiterer Eingang. Hier fehlt aber die Tür. Darum kann die Rotbraunhaarige einen ungestörten Blick ins Wohnzimmer werfen. An der gegenüberliegenden Wand stehen zwei Sofas. Beide je vor einem Fenster. Dabei ist das Rechte etwas länger. Vor dem linken, kleineren Sofa befindet sich ein kleiner Kaffeetisch aus hellem Holz. Der Teppich in diesem Raum ist grasgrün. „Ans Wohnzimmer schließt die Küche an“, informiert die wieder erschienene Rothaarige. Aleu hat zuvor schon mitbekommen, dass Taya wieder neben ihr steht, weshalb sie auch nicht überrascht wurde. Als Aleu sich zu Taya wendet, erkennt sie was diese aus dem Bad geholt hat. In den Händen hält Taya eine weiße Schüssel, welche zur Hälfte mit Wasser gefüllt ist. Dies erklärt auch das Rauschen von Wasser zwischendurch. In der Schüssel befindet sich zudem ein hellblauer Lappen. „Setz dich doch bitte“, meint Taya freundlich und deutet mit dem Kopf auf die Bank. Folgsam kommt Aleu der Bitte nach. Nebenbei legt sie auch ihre abgenutzte Ledertasche neben dem Rucksack von Taya ab. Kaum sitzt Aleu, kniet sich Taya vor sie, um die Schüssel abzustellen. Erst jetzt bemerkt Aleu den cremefarbenen Fellkamm in Tayas linker Hand. Fragend blickt die Rothaarige aus braunen Augen zu Aleu auf. „Darf ich oder willst du es lieber selber machen?“ Mit einer Antwort zögernd, dreht Aleu ihren Kopf zur Seite. Beim letzten Mal als jemand Anderes sich um ihre Pfotenpflege gekümmert hat, war sie noch ein Junges gewesen. Außerdem hat sie in letzter Zeit diese etwas vernachlässigt. Ihr Schlafquartier befand sich fast nur draußen. Und die anderen Gelegenheiten waren Ruinen oder verlassene Orte. Da musste sie sich nicht groß um Schmutz oder Fellpflege ihrer Pfoten bemühen. Sie waren ja eh permanent dem Schmutz ausgesetzt. „Oh!“, entkommt es Aleu überrascht. Ihre dunkelblauen Augen haben auf dem dunklen Holzboden soeben graue Abdrücke entdeckt. Genauer gesagt: Abdrücke von ihren Pfoten. Aus Scham färben sich die Wangen von Aleu leicht rötlich. „Mach dir nichts draus“, erwidert Taya gelassen auf die Reaktion der Ookami. „Der Boden wird eh jedes Mal dreckig“, beruhigt sie Aleu weiter. Diese Worte beruhigen Aleu tatsächlich. Zudem gab es auch keine Möglichkeiten den gröbsten Schmutz abzustreifen. Draußen befinden sich nur Pflastersteine und hier drinnen ist nur der glatte Holzboden. Bei ihr daheim befand sich im Eingangsbereich jedes Hauses eine Rasenfläche hinter der Eingangstür. Diese dient als Pfotenabtreter. Ihren Kopf wendet Aleu nun wieder Taya zu. Diese sitzt inzwischen vor ihr auf dem Boden. Auch wenn die Körpersprache der Kitsune Ruhe und Geduld ausstrahlt, straft ihr Schweif dies als Lüge. Unruhig bewegt sich der flauschige Schweif quer über den Boden. Anscheinend hat es Taya nicht so mit der Geduld. Inzwischen hat Aleu eine Entscheidung getroffen. Aus diesem Grund streckt sie ihr rechtes Bein zu der Füchsin aus. Diese macht sich gleich daran, mit dem bürstenähnlichen Kamm durch das Fell der Pfote zu fahren. Dabei wendet sie geübt genau das richtige Maß an Druck aus. Nicht zu viel, damit dies ihr kein unangenehmes Ziepen im Fell oder Kratzen auf der Haut verursachen würde. Aber auch nicht zu wenig, was nur oberflächlich die Unreinheiten beseitigen würde. Das Gefühl genießend, welches das Durchkämmen verursacht, schließt die junge Wölfin ihre Augen. Leicht vergessene Erinnerungen an glückliche Zeiten rühren sich im Unterbewusstsein der Ookami. Wie oft hatte ihre liebende Mutter dies bei ihr getan. Nur mit Mühe kann Aleu ein aufkommendes Winseln herunterschlucken. Bevor sie sich weitere Gedanken darüber machen kann, zuckt Aleu erschrocken mit ihrer rechten Pfote zusammen. Dabei war es nichts schmerzhaftes. Erneut zuckt ihre rechte Pfote zusammen, während sie sogar etwas kichern muss. Um sich nach der Ursache zu erkunden, blickt Aleu zu Taya hinunter. Erneut zuckt ihre Pfote zusammen, als Taya mit dem feuchten Tuch ihre Pfotenunterseite reinigt. Belustigt fährt Taya mit dem Tuch erneut vorsichtig in einen der Zwischenräume von Aleus Pfote. „Taya“, beklagt sich Aleu mit belustigter Stimme, als diese erneut mit ihrer Pfote wegzuckt. Mit einem unschuldig wirkenden Grinsen sieht Taya zu Aleu hinauf. „Nun ist deine linke Seite dran“, meint sie erheitert. Die unbewusste Reaktion von Aleu findet Taya mehr als amüsant. Und Aleu selbst scheint es auch nicht wirklich zu stören, sonst würde sie nicht protestlos ihr nun ihre linke Pfote hinhalten. Erneut beginnt Taya mit dem kämmen des Fells und danach mit dem Lappen die Unterseite zu reinigen. Auch hier lässt es sich Taya nicht nehmen, Aleu zu traktieren. Belohnt wird diese mit gelegentlichem Kichern der Wölfin. Nachdem Taya mit diesem fertig ist, erkennt Aleu, dass außer dem Dreck sich nicht viel in ihrem Pfotenfell verfangen hat. Ein paar Grashalme und vier kleine Kieselsteine. „Lass uns nach oben gehen“, beginnt Taya, „dann zeig ich dir das restliche Haus und dein Zimmer.“ Beide Frauen nehmen zuvor noch ihr Gepäckstück. Die Schüssel mit Wasser lässt Taya erstmal an der Seite stehen. Taya führt Aleu weiter den Flur entlang. Nur wenige Schritte weiter wird der Flur auf der rechten Seite breiter. Zwischen dem Bad und einem weiteren Raum befindet sich auf dieser Seite auch eine Treppe nach oben. Vom Eingangsbereich konnte man die Treppe nicht sehen. Dafür sah man aber bereits den Zwischenraum. „Der Raum hinter der Treppe ist unsere Vorratskammer“, erklärt Taya. Nun zeigt die Kitsune auf eine Glastür auf der linken Seite, gegenüber dem Vorratsraum. „Das ist der andere Weg in die Küche. Die Tür zum Vorratslager befindet sich leicht diagonal gegenüber der von der Küche.“ Zusammen gehen sie die Stufen der Treppe empor. Oben angekommen befindet sich links eine weitere Treppe vor einem andren Raum. Am oberen Ende der zweiten Treppe erkennt Aleu am nur einen kleinen Raum mit Tür. „Dort geht es auf das Dach.“ Wobei Taya an der zweiten Treppe links vorbeigeht. Sie öffnet die Tür zu dem dahinter befindlichen Raum. Aleu folgt ihr ins Zimmer. Als Aleu das Zimmer betritt, versinken ihre Pfoten etwas im Teppich. Verwundert sieht die Rotbraunhaarige nach unten. Sie steht auf einem sandfarbenen Teppich mit weißen Akzenten. „Wir haben in allen drei Schlafzimmern einen Flauscheteppich“, meldet sich Taya vom Kleiderschrank aus, welche Aleu beobachtet hat. Ihren Rucksack hat Taya neben dem Schrank abgelegt. „Ich find diesen Teppich klasse.“ Wobei sie ihre Hausschuhe abstreift. Aleu beobachtet, wie Taya barfuß auf dem Teppich ihre Zehen wiederholt ausstreckt und zusammenzieht. Offensichtlich hat sie Freuden an dem Gefühl, welches sie dabei an ihren Füßen verspürt. Probehalber tut Aleu das gleiche mit ihren Pfoten. Wie schon vorhin beim Reinigen ihrer Pfoten kitzelt der Teppich in den Zwischenräumen ihrer Zehen. „Wenn der Teppich dich stört, können wir in deinem Zimmer auch einen anderen verlegen“, bietet Taya der Ookami an. Diese blickt kurz zu Taya. Sie möchte ihren Gastgebern nun keine unnötigen Umstände bereiten. Zum Test tritt Aleu nun mehrmals auf dem Teppich auf. Wie beim Eintreten hat sie keine Probleme, solange sie nicht gezielt ihre Pfoten spreizt. „Schon gut“, erwidert Aleu nach ihrem Test Tayas vorheriges Angebot, „solange ich normal laufe, ist alles in Ordnung.“ Da Taya nicht darauf reagiert, bemerkt Aleu erst, dass die Kitsune sie mustert, nachdem sie ihr wieder ihre Aufmerksamkeit schenkt. „Ich nehme mal an, dass du keine weitere Wechselkleidung in deiner Tasche hast, oder?“ Wobei sich die Frage fast erübrigt, wenn man die geringe Größe der Ledertasche beachtet. Dennoch bestätigt Aleu ihre Frage. „Nein, bis auf einen Schlafanzug sind nur noch ein paar persönliche Gegenstände darin.“ Dass sie weder Geld hat, noch es sich leisten kann unnötiges Gepäck mit sich zu führen, behält Aleu für sich. „Dann geb ich dir was von mir“, beschließt Taya, „wir scheinen eh eine ähnliche Figur zu haben.“ Nach dieser Aussage verschwindet sie hinter der geöffneten Schranktür. Diesen Moment nutzt Aleu für eine kurze Aufnahme des Raumes. Erneut schnüffelt die Wölfin in der Luft, um die sich hier befindlichen Gerüche bewusster wahr zu nehmen. Abgesehen von den normalen Gerüchen, nimmt Aleu nur noch den Geruch von Taya wahr. Der von Sharaku fehlt komplett in diesem Zimmer. Dies lässt Aleu vermuten, dass sich der Schwarzhaarige, wenn überhaupt, nur sehr kurz in diesem Zimmer aufhält. Neben einem großen Doppelbett befindet sich noch ein Schreibtisch mit Stuhl, zwei Kommoden, ein kleiner Schrank, zwei Regale und ein cremefarbenes Sitzkissen im Zimmer. Die Raufasertapete ist in einem angenehmen Orangeton gestrichen. Da Taya bereits die benötigte Kleidung in ihren Händen hält, sieht Taya noch wie Aleu ihre Erkundung beendet. „Alle Schlafzimmer sind ähnlich eingerichtet. Du hast also ein großes Bett für dich alleine zum breit machen.“ Nach diesen Worten schlüpft Taya wieder in ihre Schlappen und verlässt ihr Zimmer mit Aleu. Im Flur bleibt die Kitsune stehen und sieht den Flur entlang. „Das Zimmer direkt neben meinem gehört Sha. Danach kommt ein kleineres Bad als unten. Dort haben wir zwar keine Wanne wie unten, aber eine Dusche und die Waschmaschine. Links gegenüber dem Bad befindet sich dein Zimmer. Und den kleineren Raum uns gegenüber verwenden wir als Abstellraum,“ beendet Taya die restliche Aufteilung der Zimmer für Aleu zu erläutern. Mit einem Nicken nimmt die Ookami dies zur Kenntnis. Zu Zweit begeben sich die Frauen wieder nach unten, um in das dortige Bad zu gehen. In dieses eingetreten, sieht Aleu, dass sich hier auch eine Dusche gegenüber der Wanne befindet. Hinter der Tür ist die Toilette. Beides hatte sie vorhin nicht sehen können, aufgrund des Winkels. Bei genauer Betrachtung fällt Aleu auf, dass der Boden vor der Wanne leicht abschüssig zu dieser ist. Eine türkisfarbene Antirutschmatte liegt in diesem Bereich. Am Boden der Wanne befinden sich zudem mehrere kleine Löcher, durch welche wohl Wasser abfließen kann. Taya hat in der Zwischenzeit die Wechselkleidung auf einem kleinen Schrank abgelegt. Nun entfernt die Rothaarige ihr Ober- und Unterteil vom Körper, sodass die Kitsune nur noch ihre schwarze Unterwäsche trägt. Mit einem raubtierhaften Grinsen geht Taya nun mit angehobenen Armen auf Aleu zu. Dabei macht sie mit ihren Händen Greifbewegungen. „Nun bist du dran!“ Wobei dies etwas unheilvoll klingt. Bevor die verunsicherte Aleu darauf reagieren kann, steht Taya auch schon vor ihr. Dabei nimmt Taya die Hände von Aleu in die ihren und streckt der Ookami kurz ihre Zunge entgegen. „Kleiner Scherz“, beruhigt sie Aleu mit sanfter Stimme. Ein leichtes Grinsen ziert dabei immer noch ihr Gesicht. „Lass uns gemeinsam duschen“, schlägt Taya vor. Sofort nachdem dieser Satz fällt, trübt sich der Blick von Aleu. Beschämt dreht sie ihren Kopf zur Seite, während sie ihn dabei hängen lässt. Die Wolfsohren knicken wie heute schon mal erneut ein, während Aleu ihre Hände leicht verkrampft. Erschrocken über diese heftige Reaktion auf ihren Vorschlag, lässt Taya die Hände von Aleu los. Mit zwei Schritten rückwärts gibt Taya ihr gegenüber etwas Freiraum. „Tut mir leid. Ehrlich, tut mir leid.“ Verunsichert zittert Tayas Stimme ein wenig. „Ich wollte dich wirklich nicht bedrängen. Wenn es dir so unangenehm ist, lass ich dir natürlich deine Privatsphäre.“ Nervös wartet Taya auf eine Reaktion von Aleu. Doch noch immer hat sich an ihrer Haltung nichts geändert. „Nun, dann... ehm... werd ich dich mal alleine lassen.“ Betrübt dreht sich Taya zur Tür, wirft aber noch einen kurzen Blick über ihre Schulter zu Aleu. „Warte.“ Leise, aber bestimmend erklingt Aleus Stimme. Dies veranlasst Taya sich wieder der Ookami zuzuwenden. „Du hats mich nicht bedrängt.“ Wobei ihre Stimme nun etwas fester klingt. „Ich würde gerne mit dir duschen, nur...“ Ihren Kopf hebend sieht Aleu in die Augen von Taya. „Es gibt da etwas, was mir sehr unangenehm ist und das ich nicht gerne offen zeige.“ Damit hat sie die Neugier der Kitsune geweckt. Abwartend was ihr Aleu anvertrauen möchte, gibt Taya der jungen Frau die Zeit, welche sie benötigt. Zu ihrer Verwunderung dreht sich Aleu aber seitlich zu ihr. Die linke Flanke zu Taya gerichtet, greift Aleu nach dem Saum ihres Ober- und Unterteils. Gleichzeitig zieht Aleu mit ihrer rechten Hand ihren Pullover nach oben und mit der linken ihre Hose nach unten. Erschrocken zieht Taya die Luft ein, während sie ihre Hände vor den Mund schlägt. Mit geweiteten Augen betrachtet die Kitsune die scheinbar riesige silberne Narbe, welche sich längs über ihre linke Hüfte zieht. Eigentlich hat Taya schon einige Verletzungen, darunter auch Narben, gesehen. Als Söldnerin sollte dieser Anblick sie nicht so schockieren. Doch das ganze Wesen von Aleu, welches sie bisher gesehen hat, wirkt nicht wie das einer Kriegerin. Aleu scheint niemand zu sein, welcher den Kampf sucht, sondern eher meidet. Zudem hat Taya noch nie eine silberne Narbe gesehen. Diese konnte unmöglich auf normalem Weg entstanden sein. Taya ist sich sicher, diese Narbe birgt eine schreckliche Geschichte. „Wer...“ Den Kloß in ihrem Hals runterschluckend, versucht es Taya erneut. „Wer hat dir das angetan?“ Taya kommt die Vermutung, dass dies ein Werk eines Kitsune ist. Diese einfache Frage voller Unglaubens und Mitgefühl drängt unterdrückte Erinnerungen bei Aleu wach. Bilder eines hasserfüllten Gesichtes. Der Schmerz der Klinge, welche sich in ihr Fleisch bohrt. Das Brennen des Giftes in ihrem Körper. Mit diesen Bildern bricht auch ein Damm und eine Welle von Trauer überflutet Aleus Geist. Während erste Tränen aus ihren Augen fließen, kommen auch die ersten erstickten Schluchzer von Aleu. Sofort eilt Taya zu Aleu und nimmt die aufgelöste Frau in eine schützende Umarmung. „Schon gut, lass es raus“, flüstert Taya, „Weinen befreit einen.“ Tatsächlich hält Aleu sich nach diesen Worten nicht mehr zurück. Die Tränen fließen nun in Strömen. Auch klammert sich Aleu an Taya, wie eine Ertrinkende. Aus den Schluchzern wird kurz darauf regelrecht ein Weinkrampf. Doch auch Schreie aus unterdrücktem Schmerz verlassen ihre Kehle. Jeder dieser Schreie versetzt Tayas Herz einen schmerzhaften Stich. Während die Kitsune die völlig aufgelöste Aleu umarmt, streichelt sie mit ihrer rechten Hand sanft über Aleus Rücken. Beruhigende Wörter und Versicherungen dass alles wieder gut wird flüstert sie dabei weiterhin. Dennoch hat Taya dabei selbst mit den Tränen zu kämpfen. Da das Stehen langsam ungemütlich wird, sinkt Taya mit Aleu langsam auf den Boden. Dort nimmt sie eine bequemere Position ein. Dabei lässt sie Aleu keine Sekunde aus ihrem schützenden Griff. Wie lange sie beide nun in dieser Position bereits verbringen, kann Taya nicht sagen. Sie hat bereits jegliches Zeitgefühl verloren. Zum Glück stört sie der kalte Fliesenboden nicht. Noch immer liegt Aleu weinend in ihrem Arm. Doch scheint sie nun langsam zur Ruhe zu kommen. Die junge Wölfin musste anscheinend eine Menge angestaut haben. Eindeutig zu viel findet Taya. Es dauert noch einen Moment, bis Aleu vollkommen verstummt. Das Beben ihres Körpers war schon etwas vorher verebbt. Noch immer ruht der Kopf an Tayas Brust, während sich die Atmung von Aleu normalisiert. Dennoch wartet Taya, bis Aleu sich von sich aus von ihr löst. Die Ookami hat während ihres Ausbruches wortwörtlich Rotz und Wasser geheult. Der teils getrocknete Schnodder auf Tayas Haut fühlt sich unangenehm an. Auch hat sich dieser auf ihren BH verteilt. Doch hält sie Aleu weiterhin an sich gedrückt. Etwas was anscheinend aber nicht mehr nötig ist. Aleu beginnt sich sacht aus ihrem Griff zu winden. Unter Hilfenahme ihrer Hände stützt sich Aleu von Taya ab. Die Augen von Aleu sind stark gerötet und wirken aufgequollen. Sanft wischt Taya die letzten Spuren der Nässe aus dem Gesicht von Aleu. „Geht es wieder?“, erkundigt sich Taya mit gesenkter Stimme. Dabei ist ihr bewusst, dass die Frage an sich überflüssig ist. Dass sie dennoch fragt, soll Aleu zeigen, dass sich Taya um sie sorgt. Kraftlos nickt Aleu zur Bestätigung. Zu mehr ist sie gerade auch nicht imstande. Ihr Hals brennt wegen des vielen Schluchzens unangenehm. Dieser Gefühlsausbruch ist Aleu mehr als unangenehm. Sie hatte die letzten Jahre gelernt, niemals offen zu weinen. Tat sie es doch, wurde sie schmerzhaft bestraft. Doch seit ihrer Kindheit ist dies jetzt das erste Mal wieder, dass sie in eine schützende Umarmung gezogen wurde. Auch hatte Taya sie ermutigt, es zuzulassen. Die ganze Situation beginnt Aleu etwas zu überfordern. Auch ist sie ziemlich erschöpft, körperlich wie geistig. Dieser Zustand entgeht auch Taya nicht. Daraufhin hilft sie Aleu auf und navigiert sie zu einem Hocker. Auf diesen platziert sie die Ookami. „Wenn du die Kraft dafür hast, zieh dich schon mal aus. Ich lasse uns in der Zeit das Wasser ein.“ Nebenbei streicht Taya Aleu zärtlich über die Wange. Erneut nickt Aleu schwach zur Bestätigung. Zügig begibt sich die Kitsune zur Wanne und beginnt das Wasser in diese fließen zu lassen. Dabei sorgt sie gleich dafür, die richtige Temperatur einzustellen. Tayas Blick wandert danach zu den verschiedenen Badezusätzen am Wannenrand. Ich denke die Kräutermischung wäre jetzt am idealsten, beschließt Taya für sich. Nach dieser greifend, füllt sie etwas von der grünen Flüssigkeit in das Wasser. Danach verrührt sie diese mit ihrer linken Hand etwas. Dadurch beginnt sich etwas Schaum zu bilden. Durch die Wärme des Wassers breitet sich langsam ein angenehmer Duft im Raum aus. Dabei ist dieser Badezusatz extra für Tiermenschen mit sensiblen Nasen gedacht. Normale Zusätze haben meist einen zu intensiven Geruch. Da das Wasser noch etwas benötigt, bevor die Wanne genug gefüllt ist, widmet sich Taya wieder Aleu. Diese sitzt noch auf dem Hocker, hat sich aber bereits ihrem Oberteil entledigt. Ihre Hose streift sie gerade über ihre Pfoten. Nachdem sie dieses Kleidungsstück los ist, bemerkt Aleu dass Taya sie beobachtet. Oder eher gesagt begutachtet die Kitsune gerade ihre Unterwäsche. Aleu ist bewusst, dass ihre Unterwäsche im Gegensatz zu der von Taya etwas kindlich wirkt. Sie trägt einen hellblauen BH, wo auf jeder Brustseite ein weißer Pfotenabdruck abgebildet ist. Ihr Slip ist ebenfalls hellblau, besitzt aber ein gleichmäßig verteiltes Knochenmuster in Weiß. „Jeder sollte das tragen, in was er sich wohl fühlt“, meint Taya plötzlich. Ihr ist nicht entgangen, wie Aleu ihre beiden Unterwäschen anscheinend verglich. „Aber jetzt weg mit diesem störenden Stück Stoff.“ Mit diesen Worten lässt sie auch sofort Taten sprechen. Mit geübtem Handgriff fällt der BH zu Boden. Auch ihren Slip streift sich Taya ab. Aleu folgt langsamer Tayas Aufforderung, während diese den Wasserzufluss zur Wanne stoppt. Zur Sicherheit kontrolliert Taya die Temperatur. Zufrieden mit dieser steigt die Kitsune in die Wanne und lässt sich mit einem wohligen Seufzer in das Wasser gleiten. Ohne dass es eine Aufforderung benötigt, steigt Aleu zu Taya in die Wanne. Diese ist breit genug, dass beide Frauen nebeneinander Platz haben und auch lang genug, um sich auszustrecken. Auch Aleu kann ein wohliges Seufzen nicht vermeiden. Das Wasser ist angenehm warm, während der beruhigende Duft verschiedener Wildkräuter einen einnimmt. Auch den warmen Körper von Taya spürt Aleu an ihrer Seite. Beide Frauen reiben ihre Haut mit dem Wasser ein und waschen so mögliche Unreinheiten von ihren Körpern ab. Da es eine Verschwendung wäre, danach schon wieder aus der Wanne zu steigen, bleiben die jungen Frauen noch im Wasser. Als Aleus Kopf zu Taya kippt, bemerkt diese, dass Aleu eingeschlafen ist. Dabei kommt dies nicht überraschend. Der Tag hat bereits viel von ihr abverlangt. Das Weinen hat sie nicht nur seelisch, sondern auch körperlich sehr ausgelaugt. Und das warme Wasser wirkt mit den Kräutern entspannend. Dass Aleu sich diesem hingibt, hat sie erwartet. Nicht umsonst hat sie extra die Kräuter gewählt. Und solange sie neben Aleu im Wasser bleibt, braucht sie sich auch keine Sorgen machen, dass sie mit dem Kopf unter Wasser gerät. Um Aleu noch etwas Erholung zu gönnen, werden sie Beide solange bleiben, wie es noch angenehm warm ist. Kapitel 4: Helfende Hände ------------------------- Während Taya und Aleu noch auf dem Weg nach Hause sind, durchsuchen Sharaku und Merle die Bibliothek. Dabei umfasst Rukas Bibliothek drei Stockwerke voller Regale. Der Raum ist etwa sechs Meter breit und achtzehn Meter lang. Trotz der drei Stockwerke ist die Mitte des Raumes offen, wodurch der Raum ähnlich wie ein Saal wirkt. Sechs runde Säulen aus hellem Marmor stützen das Mansardendach. Auf allen Ebenen befinden sich die Regale an den Wänden entlang. Die Regale selbst haben in mehreren Reihen Platz für Bücher und Schriftrollen. Die zweiten und dritten Ebenen sind mit Geländern abgesichert. Jede Ebene wird durch zwei Treppen mit den anderen Ebenen verbunden. Diese befinden sich in der Mitte von den beiden länglichen Seiten. In der Mitte vom untersten Stock stehen mehrere Tische und darum bequeme Sessel. Merle und Sharaku suchen in der zweiten Etage. Immerhin sind die ganzen Schriften nach Themen und Kategorien sortiert. So müssen die Beiden nicht die ganze Bibliothek absuchen, sondern nur einen bestimmten Bereich. Merle derweil sucht auf der linken Seite, während Sharaku rechts von ihr nach dem gesuchten Buch sucht. Wir haben anscheinend doch weit mehr Bücher ohne Titel auf dem Buchrücken, als ich dachte, ärgert sich Merle, als sie erneut ein Buch zurück in das Regal stellt. Mit ihrem rechten Zeigefinger fährt Merle die Reihe von Büchern nach, während sie sich vor dem Regal bewegt. Bei einem weiteren Buch, welches der Beschreibung von Sharaku entspricht, bleibt sie stehen. Mit einem Griff hält Merle das Buch in ihrer rechten Hand und liest den Titel auf dem Buchdeckel. „Heimische Tiere des östlichen Kontinents“ lautet der Buchtitel. Leicht frustriert stellt Merle das Buch wieder an seinen Platz zurück. Sie suchen erst eine kleine Weile nach diesem ominösen Buch, doch muss Merle auch noch anderen Tätigkeiten nachgehen. Nach Sharaku sehend, streicht Merle ihr glattes Haar hinter das rechte Ohr. Mit ihren grünen Augen beobachtet sie, wie Sharaku konzentriert ein Buch aus einem der Regale nimmt. Da der Raum temperiert ist, haben er und auch sie selbst ihre Jacken abgelegt. Da ihre heutigen Erledigungen nicht so dringend sind, nimmt sich Merle vor, noch etwas länger mit zu suchen. Für die Wenigsten würde Merle ihre anderen Pflichten aufschieben. Aber Sharaku ist ein guter Freund. Seit dem Sommerfest sogar fast wie ein Bruder für sie. Mit dem Gedanken an das Sommerfest kommen auch andere Erinnerungen hoch. Mit leichten Schlägen auf ihre Wangen vertreibt Merle diese Erinnerungen. Konzentrier dich, weist sie sich selbst zurecht, du kannst später daran denken. Sharaku stellt gerade ein Buch zurück, als er aus dem Augenwinkel mitbekommt, wie Merle sich auf ihre Wangen schlägt. Diese Geste kennt Sharaku bereits. Es ist eine Angewohnheit von Merle, welche er schon öfter gesehen hat. Immerhin war er schon etliche Male mit ihr zusammen auf verschiedenen Aufträgen. Aus diesem Grund schenkt er dieser Geste keine weitere Beachtung. Die nächste Regalreihe absuchend, stechen mehrere braune Bücher mit einem Fuchskopf auf den Buchrücken hinaus. Eines davon aus dem Regal nehmend, betrachtet er dessen Titel. „Kitsune im Wandel der Zeit. Band III Abkehr vom Nomadenvolk.“ Das Buch ist doppelt so dick wie jenes, welches er sucht. Doch bei Gelegenheit würde er sich die Bände mal ansehen. Gerade als er das Buch wieder zurückstellen will, zögert er. Dabei kann der Schwarzhaarige nicht genau danach greifen warum. Nachdenklich streicht er mit dem Daumen über den glatten Deckel. Mehrfach auch über den Titel. Glatt, nicht rau, wiederholt er in seinem Kopf immer wieder. Etwas stört ihn, etwas was ihm auf der Zunge liegt. Den Buchrücken zu sich drehend, fährt Sharaku mit dem Zeigefinger über das Symbol. Auch dieses ist glatt. Nach einigen Sekunden fällt es ihm endlich wieder ein. Die Verzierung am Buchrücken und der Titel des Buches waren beide gestanzt. Deshalb blieb ihm das Buch noch im Gedächtnis. Jetzt, da ihm dieses Detail wieder eingefallen ist, stellt er das Buch in seiner Hand nun endgültig zurück. „Merle“, spricht Sharaku die Brünette an. Die Genannte will gerade nach einem Buch greifen, hält aber beim Nennen ihres Namen in dieser Tätigkeit inne. Abwartend zu Sharaku schauend, nähert sich dieser ihr. „Bücher mit Stanzungen sind doch selten?“, will Sharaku von der jungen Frau wissen. Immerhin kommt ihm gerade ein Verdacht. „Sag mir jetzt nicht, dass dieses Buch eine hat?“, stellt Merle eine Gegenfrage, statt zu antworten. Doch Sharaku nickt ihr als Bestätigung zu. „Dann hätten wir uns die Suche hier sparen können!“, beschwert sich Merle mit vorwurfsvollem Ton. Ihr ist dabei dennoch bewusst, dass Sharaku offensichtlich einfach dieses kleine Detail vergessen hat. Entschuldigend lächelt Sharaku Merle an, während er sich am Hals kratzt. Auch wenn sie dadurch nur Zeit verschwendet haben, ist Merle dem Mann vor sich nicht böse. „Dann haben wir jetzt ein kleines Problem“, stellt Merle fest. Ihre Schultern lässt sie leicht kreisen, da ihre Muskeln in diesen leicht verspannt sind. „Seltene und wertvolle Bücher und Schriften bewahrt Meisterin Ruka in einem separaten Raum auf. Und selbst ich habe keinen Zugang zu diesem. Du musst wohl oder übel warten, bis Meisterin Ruka wieder aus der Hauptstadt zurück ist.“ Damit stellt Merle die aktuelle Situation zusammen. Dies ist nicht was Sharaku hören wollte, aber ändern kann er an dieser Situation auch nichts. „Dann ist das halt so“, akzeptiert Sharaku die Situation. „Und danke für deine Hilfe beim Suchen“, fügt er noch hinzu. „Keine Ursache“, winkt Merle ab. Zumindest für ihn war es aus ihrer Sicht nicht. „Ich will jetzt nicht, als wirke es, dass ich dich rausschmeißen will, aber ich muss mich noch um andere Angelegenheiten kümmern.“ Auch wenn sie diese noch problemlos heute schaffen wird, will Merle diese nicht unnötig noch länger nach hinten schieben. „Keine Sorge, ich hab dich wahrscheinlich eh schon zu lange davon abgehalten“, bekundet Sharaku sein Verständnis. Bevor sich die Beiden voneinander verabschieden, begleitet Merle Sharaku noch zur Tür. „Wenn was sein sollte, du weißt ja dass du jederzeit zu mir kommen kannst“, versichert Merle Sharaku noch, bevor dieser nun das Gebäude verlässt. Mit einem Schmunzeln blickt Taya neben sich auf Aleu. Bei dem Versuch diese sanft zu wecken hat die junge Ookami etwas von „nur noch fünf Minuten“ gemurmelt. Da das Badewasser aber langsam an Temperatur verliert, sollten sie beide so langsam ihr entspanntes Bad beenden. Dafür müssten sie sich nur noch um ihre Haare kümmern. Immerhin sind diese sowieso schon teilweise nass, da sie in der Wanne liegen. Bei Aleu sogar noch mehr, da die Rotbraunhaarige langes Haar besitzt. Nur bekommt die Rothaarige Aleu nicht richtig wach. Sie ist zwar ansprechbar und reagiert auf ihre Worte, aber richtig aufwachen will sie nicht. Anscheinend entfaltet das inhalierte Beruhigungsmittel von vorhin jetzt seine volle Wirkung. Aus diesem Grund entscheidet Taya sich kurzerhand, den halbwachen Zustand von Aleu zu nutzen, bevor sie wieder vollkommen weg ist. Als erstes entfernt sie den Stöpsel, um das Wasser abzulassen. So muss sie nicht darauf achten, dass der Kopf der Ookami unter Wasser geraten könnte. Während das Wasser im Abfluss verschwindet, richtet sich die Rothaarige knieend in der Wanne auf. Nachdem sie den Duschkopf in der Hand hält, beginnt sie ihre restlichen, schulterlangen Haare zu benässen. Dabei bemerkt sie, dass sie erneut vergessen hat, ihre blaue Haarspange zu entfernen, was sie jetzt nachholt. Darauf fällt ein Teil ihres Ponys vor ihr rechtes Auge, was damit zur Hälfte verdeckt ist. Bevor Taya aber ihre Haare einschäumen kann, greift sie nach einer Packung mit spezieller Watte. Etwas von dieser abzupfend, steckt sie sich vorsichtig je etwas in ihre empfindlichen Ohren. Damit will sie verhindern, dass versehentlich Schaum in ihren Gehörgang gelangen kann. Auch wenn sie ein reines Pflanzenhaarwaschmittel verwendet, kann dieses ihr Innenohr dennoch etwas reizen. Außerdem ist es immer ein Ärgernis und etwas unangenehm, wenn sie doch ihre Ohren mit klarem Wasser ausspülen muss. Schnell schäumt Taya ihre Haarpracht, wobei sie bei ihren Ohren Vorsicht walten lässt. Zwischendurch spricht sie ihre Freundin an, um diese in dem halbwachen Zustand zu halten. Mit lauwarmen Wasser spült Taya ihre Haare aus und befreit auf gleiche Weise auch ihren Schweif von Rückständen. Wobei sie etwas länger als bei ihrem Kopf benötigt. Inzwischen ist das komplette Wasser aus der Wanne abgeflossen. Aus der Wanne steigend, holt Taya sich zwei große Handtücher. Eines wickelt sie um ihren nassen Körper, das Andere breitet sie vor der Wanne auf dem Boden aus. Das ihr vor Nässe triefende Haar schiebt Taya sich mit beiden Händen mehrmals nach hinten. Für den Moment reicht dies, wobei sie fast vergessen hätte, die Watte wieder zu entfernen. Um ihren vollgesogenen Schweif wird sie sich auch später kümmern. Erstmal muss sie sich um ihre Freundin kümmern. Dafür beugt sich die junge Frau über die Wanne. Sanft zieht sie Aleu näher an den Rand der Wanne. Ein Arm wandert unter die Kniekehlen, der andere umschlingt den Rücken der Ookami. „Aleu, leg bitte deine Hände um meinen Hals“, flüstert Taya in Aleus Ohr. Leicht dreht Aleu ihren Kopf etwas in die Richtung von Taya. Einen Spalt öffnet sie ihre Augen, was von einem unverständlichem Murmeln begleitet wird. Allerdings legt Aleu tatsächlich ihre Arme um den Hals der Kitsune. Aleu wiegt nicht viel, weshalb Taya diese ohne große Mühe über den Rand der Wanne auf das Handtuch setzen kann. Mit dem Rücken lehnt Taya Aleu an die Wanne an. Eine Hand behält Taya dabei an Aleus Nacken, um ihren Kopf zu stützen. Den Kopf von Aleu beugt sie leicht über den Rand der Wanne. Mit ihrer freien Hand nimmt Taya etwas umständlich den Duschkopf und stellt das Wasser an. In dieser Position und ohne eine weitere freie Hand dauert es etwas länger die restlichen Haare von Aleu zu benässen. „Fuchs, du könntest mir ruhig etwas helfen, Aleu!“, beschwert sich Taya leise. Als Antwort gibt Aleu nur irgendein Laut von sich. Zur Überraschung von Taya spannt Aleu einige ihrer Muskeln etwas an. Damit hält sich Aleu ohne die Hilfe von Taya in der aufrecht sitzenden Position. Nun dadurch wieder beide Hände frei habend, greift Taya erneut zu der Packung mit der Watte. Vorsichtig und auf die Reaktion von Aleu achtend, tut sie wie kurz zuvor bei sich selbst, nun bei ihrer Freundin die Watte in die Ohren. Die Ohren von Aleu zucken leicht bei der Berührung. Mit etwas von ihrer Haarwäsche beginnt Taya die langen Haare von Aleu einzuseifen. Auch bei Aleu lässt Taya in der Nähe und bei den Ohren selbst viel Vorsicht walten. Während Taya auch die restlichen Bereiche bearbeitet, kommt ihr eine nicht unbekannte Überlegung in den Sinn. Denn nicht zum ersten Mal überlegt Taya, ob sie nicht doch mal ihre Haare länger wachsen lassen sollte. Natürlich bedeuteten längere Haare auch mehr Pflege. Unweigerlich muss Taya an Sharaku denken, während sie mit der Brause Aleus Haare ausspült. Er hatte sich einmal tatsächlich seinen Bart wachsen lassen. Und zwar nicht das übliche, wenn er mal längere Zeit keine Möglichkeit oder Lust hatte sich regelmäßig zu rasieren. Er hatte sich tatsächlich einen kleinen Vollbart wachsen lassen. Deswegen war ihr das auch nicht sofort aufgefallen. Doch als der Bart bei Sharaku immer dichter wurde, war dies nicht mehr zu ignorieren. Als sie den Schwarzhaarigen darauf ansprach, meinte er nur, er wolle es mal testen, wie es mit vollem Bart ist. Sie glaubte aber eher, Sharaku hätte eine Wette verloren. Immerhin kann sie sich noch gut erinnern, als Zarrin mehrere rote Strähnen im Haar hatte. Jedenfalls hatte Sharaku sogar ein kleines Pflegeset für den Bart gekauft. Schere, Kamm, Bartwäsche und sogar Bart-Öl in einer kleinen Tasche. Sie weiß jetzt nicht mehr, wie lange Sharaku den Bart getragen hat. Dafür aber, dass er anfing häufiger an seinem Bart zu zupfen. Und als sie eines Morgens in die Küche kam, war Sharaku plötzlich frisch rasiert. Ehrlich gesagt war sie darüber sehr froh. Ein so dichter Bart steht ihrem Freund einfach nicht. Zudem er damit fast zehn Jahre älter wirkte. Als Taya merkt, dass die Haare komplett ausgespült sind, stellt sie das Wasser ab. Danach entfernt sie die Watte aus Aleus Ohren. „Um deinen Schweif auszuspülen, muss ich dich auf den Wannenrand setzten, Aleu, OK?“ Das darauffolgende Geräusch interpretiert Taya als Zustimmung. Mit der Hilfe der Körperspannung von Aleu setzt Taya die Jüngere auf den Wannenrand. Damit die nassen Haare Aleu nicht zu sehr ins Gesicht hängen, schiebt sie diese wie bei sich selbst nach hinten. Ein neues Handtuch greifend, wickelt Taya dieses um den Oberkörper von Aleu. Damit fertig widmet sie sich dem Schweif der Ookami. Wie bei ihrem eigenen Schweif will Taya vorsichtig diesen ausspülen. Kaum berührt Taya diesen, kommt ein warnendes Knurren von Aleu. „Alles in Ordnung, Aleu“, beginnt Taya mit beruhigender Stimme, „ich möchte nur die restlichen Rückstände auswaschen.“ Dunkle blaue Augen blicken Taya aus halbgeöffneten Lidern entgegen. Nach einem kurzen Moment schließt Aleu diese wieder. „Schon ghhääääh ... schon gut“, gibt sie müde ihre Zustimmung. Mit dieser Erlaubnis fährt Taya ihr Tun fort. Danach kümmert sie sich auch um die Pfoten von Aleu, welche sie fast vergessen hätte. Sharaku erreicht gerade sein Zuhause. Als er durch die Haustür in das Gebäude tritt, fallen ihm sofort die grauen Pfotenabdrücke auf dem Holzboden auf. Dieser Anblick belustigt Sharaku etwas. Die weiße Schüssel an der Seite, aus welcher ein hellblauer Lappen hängt, gibt einen Hinweis auf das Geschehene. Seine Schuhe stellt er neben die von Taya. Unterwegs hat Sharaku sich Gedanken gemacht, was er zubereiten könnte. Bis zum Mittagessen ist es noch etwas hin. Aber das eine Sandwich hat ihn nicht wirklich gesättigt. Es reichte eher um das Hungergefühl abzumildern. Aus diesem Grund will er ein paar Onigiri zubereiten. Diese eignen sich prima als Snack. Zudem sättigen sie gut. Auch ist sich Sharaku sicher, dass Taya sich ebenfalls einige gönnen wird. Bei Aleu ist er sich nicht ganz sicher. Aber Sharaku nimmt an, dass die Ookami ihren Hunger auch noch nicht ganz stillen konnte. Da Sharaku seinen Rucksack nicht unnötig durch das Haus tragen will, lässt er diesen vorerst im Vorraum stehen. Mit dem Vorratsraum als Ziel setzt sich der Schwarzhaarige in Bewegung. Als er gerade am Bad vorbeigeht, öffnet sich die Tür zu diesem. Allerdings macht Sharaku sich darüber keine Gedanken, weshalb er einfach weitergeht. Zumindest hatte er dies vor. Sharaku spürt wie eine Hand den hinteren Unterteil seiner ockerfarbenen Jacke ergreift. Damit wird er zum halten gezwungen, sofern er die Besitzerin der Hand nicht mitziehen will. Über seine Schulter blickt Sharaku nach hinten. Hinter ihm steht Taya mit ausgestreckter linker Hand. Mit ihrer rechten Hand hält sie sich das grüne Handtuch, welches Taya um ihren Körper gewickelt hat, fest. Deutlich sieht man die Nässe ihrer roten Haare. Die liegen eng an ihrer feuchten Haut an. Ihre Ohren liegen etwas an. Selbst ihr Schweif ist von der Nässe schwer und kompakt. Aufgrund ihrer vielen gemeinsamen Missionen ist für Sharaku so ein Anblick oder Ähnlicher nichts neues. Immerhin haben sie beide schon öfters ein Zimmer oder Zelt geteilt. Sei es aus finanziellen Gründen oder anderer Faktoren geschuldet. Demzufolge kommt es nicht umher, den jeweils Anderen auch in intimeren Szenen zu sehen. Aus diesem Grund besitzen Sharaku und Taya ein gesenktes Schamgefühl dem jeweils Anderen gegenüber. Dies bedeutet aber nicht, dass Sharaku der momentane Anblick von Taya kalt lässt. Die großen braunen Augen, in denen ein bittender Blick liegt. Die Wassertropfen, welche die weichen Gesichtszüge der jungen Frau hinablaufen, bis diese ihr Schlüsselbein erreichen und dort vom Handtuch aufgefangen werden. Das grüne Handtuch selbst reicht Taya gerade knapp über ihre Hüften. Dies hebt besonders die Beine der Rothaarigen hervor. „Sha“, beginnt Taya mit leiser Stimme. Kurz befeuchtet Taya ihre Lippen mit ihrer Zungenspitze. „Ich brauche dich im Bad“, vermittelt sie mit immer noch gesenkter Stimme ihr Anliegen. Worauf Taya die Jacke von Sharaku wieder loslässt. Kurz blickt die Kitsune dem Schwarzhaarigen direkt in die Augen, bevor sie sich wieder umdreht, um im Bad zu verschwinden. Böse Taya, schmunzelt Sharaku in Gedanken. Als die Rothaarige sich umdrehte, konnte er deutlich das Zucken ihrer Mundwinkel sehen. Es ist nicht das erste Mal, dass Taya aus einer Situation heraus spontan sich solche Neckereien mit ihm erlaubt. Ihrer Bitte nachkommend, folgt Sharaku der Bitte von Taya. Als er das Bad betritt, sieht Sharaku dass Aleu flach auf dem Boden liegt. Die ruhige und gleichmäßige Atmung von Aleu, sowie ihre geschlossenen Augen deuten darauf hin, dass sie schläft. Ihr Kopf ruht dabei auf einem zusammengelegten braunen Handtuch. Neben ihrem Kopf liegt ein weiteres, aber kleineres braunes Handtuch. Dieses ist zusammengeknört. Da die volle Haarpracht der Ookami in mehrere Richtungen absteht und nur leicht feucht ist, wurde diese wohl bereits abgetrocknet. Um den dichten Schweif von Aleu ist ein weißes Handtuch gewickelt. Wahrscheinlich wollte Taya diesen ebenfalls etwas trocknen oder war gerade dabei, als sie ihn hörte. Jedenfalls trägt Aleu im Gegensatz zu Taya bereits Kleidung. Ihr Oberkörper ist in ein dunkelorangenes kurzärmliges Shirt gehüllt. Ihre Unterhälfte bedeckt eine kurze schwarze Hose, welche bis zu den Knien reicht. Bei dem Anblick der schlafenden Frau ist sich Sharaku nicht sicher, ob es jetzt gut oder schlecht ist, dass Taya Kleidung mit einem lockeren Schnitt gewählt hat. Zum einen liegt die Kleidung nicht eng am Körper an, womit diese auch nicht figurbetont ist. Andererseits wirkt die Kleidung dadurch etwas zu groß, auch wenn dies nicht der Fall ist. Zudem ist Sharaku nicht entgangen, dass neben der zurechtgelegten Kleidung von Taya noch immer zwei Sets an Unterwäsche liegen. Was unweigerlich bedeutet, dass unter den zwei Kleidungsstücken von Aleu nichts weiter ist. Sicherlich war es so für Taya einfacher, Aleu etwas überzuziehen. Besagte Kitsune kniet nun neben Aleu auf dem Boden. Dabei bedacht keinen ungewollten Einblick zu bieten. Ihren Blick auf ihre schlafende Freundin gerichtet, während sie das Handtuch von Aleus Schweif entfernt. „Kannst du sie bitte nach oben tragen, Sha?“, will Taya vom Schwarzhaarigen wissen, ohne ihn anzusehen. „Aleu die Treppen hoch zu tragen wäre für mich etwas schwerer. Oben hätte sie zudem besser Ruhe, als im Wohnzimmer.“ Wobei ihre Augen noch immer auf der ruhenden Frau liegen. „Sicher“, stimmt Sharaku Tayas Bitte zu. Sich seitlich zu Aleu begebend, kniet sich Sharaku zu ihr hinunter. Behutsam hebt er ihren Oberkörper an und legt seinen linken Arm um ihren Rücken. Seinen rechten Arm legt er unter die Kniekehlen von beiden Beinen Aleus. So erhebt sich Sharaku mit Aleu in seinen Armen in einer flüssigen Bewegung. Auch Taya erhebt sich danach. Sie folgt Sharaku zur Tür des Bades, um diese nach seinem Verlassen wieder zu schließen. „Ach ja“, beginnt Sharaku und dreht seinen Kopf zu Taya hin. „Könntest du dann schon mal etwas Reis waschen, wenn du fertig bist? Ich will uns noch eine Kleinigkeit zubereiten“, erkundigt sich Sharaku. „Geht klar, Sha“, erwidert Taya sofort mit freudiger Stimme. Tatsächlich verspürt die Kitsune wieder ein leichtes Hungergefühl. Schnell schließt sie die Badtür, um sich schnell fertig zu machen. Sharaku hingegen erklimmt leicht seitlich mit Aleu in seinen Armen die Treppenstufen. Dabei entgeht ihm nicht, wie sich Aleu vertrauensvoll an seinen Körper drückt. Wahrscheinlich sucht sie instinktiv die Wärme, welche sein Körper ausstrahlt. Nach der letzten Stufe begibt er sich zu zweiter rechter Tür, welche in sein Zimmer führt. Da er noch immer Aleu in seinen Armen hält, kann er so schlecht seine Tür öffnen. Allerdings möchte er Aleu auch nicht erst wieder absetzen, nur um sie dann wieder aufnehmen zu müssen. Auch könnte Aleu dadurch wach werden. Immerhin hat Sharaku keine Ahnung, wie fest der Schlaf der Ookami ist. Deshalb stellt er sich mit kleinem Abstand vor die Tür. Seinen Oberkörper etwas nach vorne beugend, hebt Sharaku sein rechtes Bein so weit an, dass er mit diesem die Türklinke nach unten drücken kann. Allerdings muss Sharaku die Tür auch ein Stück zu sich ziehen. Immerhin gehen die Türen nach außen hin auf. Andersrum wäre in diesem Moment bedeutend einfacher. Dennoch schafft Sharaku diesen Akt, ohne sein Gleichgewicht zu verlieren. Die so einen Spalt geöffnete Tür lässt sich nun leichter weiter aufschieben. Sein Zimmer betretend, trägt Sharaku Aleu zu seinem Bett. Behutsam legt er sie auf das Bett ab. Dabei kommt er mit seinem Gesicht sehr nahe an Aleus Hals. In dem Moment nimmt Sharaku einen schwachen süßlichen Duft wahr. Er gehört nicht zu dem Kräuterduft, welchen er schon im Bad an ihr bemerkt hat. Auch wenn seine menschliche Nase nicht so gut ist, wie von einigen Tiermenschen, ist Sharaku sich sicher, dass dieser wohlriechende Duft von Aleu selbst kommt. Diesmal gezielter nimmt Sharaku den süßlichen Duft vom Hals der Ookami auf. Auch wenn er weiß, dass er dies hier nicht tun sollte, kann Sharaku im Moment nicht anders. Irgendetwas an diesem Geruch verleitet ihn dazu. Sich selbst ermahnend, erhebt Sharaku seinen Kopf wieder und betrachtet das schlafende Gesicht der jungen Frau. Ihre weichen Gesichtszüge betrachtend, richtet sich sein Blick auf ihren leicht geöffneten Mund. Sharaku kommt nicht umhin, die Attraktivität von Aleu zu bemerken. Genau wie er es bei Taya nicht kann. Allgemein empfindet Sharaku die Frauen von caniden und felinen Tiermenschen meist attraktiver, als die Frauen von Menschen oder anderen Völkern. Man kann also sagen, die sind sein Typ Frauen auf welche er steht. Jedenfalls kann er jetzt diesen Duft nicht mehr wahrnehmen. Anscheinend muss er Aleu sehr nahe kommen, um diesen zu riechen. Einen Moment betrachtet Sharaku noch die schlafende Gestalt, welche sich gerade etwas zusammenrollt. Jedenfalls sollte er so langsam wieder runter, bevor. Mist, ich habe vergessen Taya zu sagen wie viel Reis sie nehmen soll, stellt Sharaku besorgt fest. Wahrscheinlich wird sie wieder zu viel genommen haben. Mit dieser Erkenntnis verlässt er leise sein Zimmer, um nach der Kitsune zu sehen. Die Tür lässt er einen Spalt offen. Kapitel 5: Ayumis Geschichte ---------------------------- In Rukas Bibliothek suchen noch immer Merle und Sharaku nach dem Buch. Die Bibliothek umfasst drei Stockwerke und ist etwa sechs Meter breit und achtzehn Meter lang. Merle sucht die unteren Regale ab und überfliegt dabei Reihe für Reihe die Bücher. //Ich hätte nicht gedacht, dass wir so viele Bücher ohne Titel auf dem Buchrücken haben.// Erneut bleibt sie bei einem Buch stehen, welches der Beschreibung ähnelt. Mit einem Griff hält sie das Buch in der Hand, liest leise den Titel. „Der grüne Daumen für Anfänger von Heidi Flachsbaum.“ Leicht frustriert stellt Merle das Buch wieder an seinen Platz. Während Merle unten sucht, hat Sharaku in der obersten Etage angefangen zu suchen. „Kochen wie die Profis von Axel Schlemmer.“ „Das ist es auch nicht.“ Damit schiebt Sharaku das Buch wieder ins Regal. Nach nur drei Schritten bleibt er wieder vor einem Buch stehen, allerdings hat dieses einen Titel. „Die Völker und Lebewesen unserer Welt von Siegfried von McLoy.“ Neugierig nimmt Sharaku das Buch in die Hand und schaut in das Inhaltsverzeichnis. Dabei liest er leise das Register durch. „Menschen, Hasari, Kitsune, Lanoren, Inu, Ookami.“ Schnell schlägt er die entsprechende Seite auf. „Neben den vier großen Völkern gehören die Ookami zu den kleineren, unbekannten Völkern. Die Ookami sind sehr gute Jäger, was wahrscheinlich an ihren Genen liegt. Es ist nicht viel über dieses Volk bekannt, außer dass man hin und wieder einen sieht.“ Mit den Augen rollend legt Sharaku das Buch zurück. //Wirklich informativ das Buch.// Ein lauter Pfiff lässt Sharaku über das Geländer blicken. Unten steht Merle mit einem braunen Buch in der Hand. „Der Titel des Buches lautet „Kitsune und Ookami“. Die erste Hälfte des Buches handelt über die Kitsune und die zweite Hälfte über die Ookami. Ich nehme mal an, dass dies das Buch ist, welches du suchst.“ Dabei muss Merle fast schreien und ihre Worte hallen von den Regalen wieder. „Ja, das ist es. Leg es bitte auf den Tisch, ich komme sofort.“ Mit schnellem Gang geht er auf die Treppe zu, um nach unten zu gelangen. Merle hat die Bibliothek verlassen, nachdem sie das Buch auf dem Lesetisch abgelegt hat. Muss sie sich ja noch um andere Sachen kümmern, welche bis zu Rukas Rückkehr erledigt werden müssen. Sich das Buch greifend, macht es sich Sharaku in dem Sessel bequem. Als erstes sucht er den Anfang über die Ookamis. Nachdem er ihn gefunden hat und die ersten Zeilen liest, stellt er etwas überrascht fest, dass der Inhalt aus einer Mischung von Tagebucheintrag und Geschichte verfasst wurde. Ich habe die Kitsunen in Begleitung eines Ookami verlassen. Das ist das erste Mal, dass ich einen treffe. Er hat sich mir als Inyan vorgestellt und scheint recht gesellig zu sein. Wir sind nun auf dem Weg zu seinem Clan und werden wohl drei Tage Fußmarsch vor uns haben... ... Wir erreichten Inyans Dorf bei Dämmerung und er lädt mich ein bei sich und seiner Frau zu nächtigen, solange ich bei ihnen bleiben möchte. Dankend habe ich sein Angebot angenommen. Einige der Häuser der Ookami sind zum Teil in den Fels des Berges eingearbeitet, welcher das Dorf zur Hälfte umgibt. Gerade kommt Makawee zu mir um mich zum Abendessen zu holen. Sie ist wirklich eine schöne Frau und Inyan kann wirklich stolz auf sie sein... ... Ich bin jetzt schon fast einen Monat hier und es scheint kaum einen zu stören, dass ein Mensch so lange bei ihnen ist. Inyan und Makawee scheinen sich sogar über meine Anwesenheit zu freuen. Ich verbringe gerne Zeit mit Makawee, auch wenn es mir etwas peinlich ist, so lange schon bei ihnen zu wohnen. Darum habe ich beschlossen, ihr im Haushalt etwas zur Hand zu gehen, auch wenn sie meint, dass ich das als Gast nicht bräuchte. Da Inyan sich allerdings oft vor der Hausarbeit drückt, ist sie doch dankbar für meine Hilfe... ... Drei Monate lebe ich schon hier und bin sogar als Ehrenmitglied des Ookami-Clans aufgenommen worden. Das ist wirklich eine Ehre für mich, da dies auch nur selten vorkommt. In der Zwischenzeit waren schon einige Male Kitsunenhändler hier, die mit den Ookami handeln. Inyan hat mir erzählt, dass sie mit den Kitsunen sehr gute Beziehungen pflegen und viel handeln. Ich weiß nicht warum ich es noch nicht niedergeschrieben habe, aber Inyan und Makawee haben eine zwölfjährige Tochter namens Kaily. Sie ist ein recht niedliches Mädchen und hat die gleichen silberweißen Haare wie ihre Eltern. Aber irgendwas an ihr verursacht bei mir ein ungutes Gefühl. Ich weiß, dass das bescheuert ist, da sie ja ein fröhliches und höfliches Kind ist, aber sobald ich ihr in ihre goldenen Augen sehe überkommt mich das Gefühl... ... Gestern hat mir Makawee etwas über die Geschichte der Ookami erzählt. Die Ookami wurden durch Fenja und dessen Gefährtin Tia gegründet. Damals war bis auf das Gesicht, der Hals und die Hände der ganze Körper mit Fell bedeckt. Mit der Zeit und durchschreiten mehrerer Generationen besitzen die Ookamis nur noch Wolfspfoten als Füße. Der Wolfsschwanz und die Wolfsohren sind markante Merkmale der Ookamis und immer gleichfarbig. Die Haarfarbe kann allerdings variieren und muss nicht die gleiche sein. Alle Ookamis sind ausgezeichnete Jäger, was durch ihre Gene veranlagt ist, sie haben auch einen ausgeprägten Jagdinstinkt und besitzen einen hervorragenden Geruchs- und Gehörsinn. Ich würde sagen, dass die Ookami bessere Jäger als die Kitsunen sind, obwohl diese den gleichen hervorragenden Geruchs- und Gehörsinn haben... ... Makawee kam heute früh zu mir ins Zimmer und meinte, dass sie fast vergessen hätte, mich für das morgige Fest noch einzukleiden. Sie muss meine Verwunderung in meinem Gesicht gelesen haben. Makawee erklärt mir, dass die Ookami zwei Mal im Jahr das Fest der 'Tag-und-Nacht-Gleiche' feiern. Dies wird zum einen zu Ehren der Wolfsgötter Tor, welche das Mondlicht verkörpert und Fenris, welcher die Sonnenglut verkörpert und zum anderen auch zu Ehren der Gründer Tia und Fenja gehalten. Zu diesem Fest tragen alle weiblichen Ookami ein weißes Kleid mit eisblauen Mondsicheln darauf und alle männlichen Ookami güldene Gewänder mit einer Sonne auf der Brust. Ich werde heute früher schlafen gehen, da ich morgen zur Dämmerung aufstehen muss... ... Nachdem wir aufgestanden und uns gekleidet haben, sind wir zu einer großen Waldlichtung gegangen, wo sich alle Ookamis versammeln. Ein alter und beeindruckender großer Tempel steht auf der anderen Seite der Lichtung. Ein junger Ookami mit langen blauschwarzen Haaren, schwarzen Ohren und einem schwarzen Schweif steht auf den Stufen, welche zum Tempel führen. Alle Blicke liegen auf ihm und nach einem Moment beginnt er zu sprechen. „Geheiligt werden die großen Wolfsgötter Tor, das Mondlicht und Fenris, die Sonnenglut sowie die Gründer unseres Volkes, Tia und ihr Gefährte Fenja. Mit diesem Fest ehren wir sie und bedanken uns für ihren Schutz.“ Danach beginnt er mit einem lang gezogenen Heulen, in welches alle Ookami einstimmen. Dieses Heulen erklingt in verschiedenen Wolfstönen, sie jaulen in anschwellenden und abklingenden Tönen. Das Ganze dauert eine ganze Weile an und zum einen ist dies sehr faszinierend, aber auch etwas Angst einflößend. Nachdem alle Ookami verstummt sind, gehen Eltern mit ihren etwa einen halbes Jahr alten Nachwuchs zum Tempel. Makawee erklärt mir, dass im Tempel das Herz der Jungen gereinigt wird... ... Nach der Reinigungszeremonie beginnt ein großes Festmahl, bei dem es das feinste Fleisch und viele Waldfrüchte gibt. Die Getränke sind Wasser aus der sauberen Quelle oder Beerensäfte. Beim Essen erfahre ich, dass der Ookami, welcher das Fest eingeleitet hat, Kishia heißt und schon mit 22 Jahren so eine ehrenhafte Aufgabe zu Teil hat. Nach dem Essen habe ich mich mit Inyan und einigen anderen unterhalten, während Makawee mit anderen Eltern ihre Kinder beaufsichtigt, welche ausgelassen auf der Lichtung spielen. Gegen Abend hat man in der Mitte der Lichtung einen sitzenden großen Wolf aus feuerfestem Material aufgestellt, welcher in Brand gesteckt wird und in Flammen steht. Ein ansehnlicher Tanz beginnt um diesen Wolf herum, um ihre Götter und Gründer zu ehren. Ich habe das Ganze nur angesehen, als plötzlich Kishia vor mir steht und mich zum Tanz auffordert. Dabei erkenne ich zum ersten Mal, dass Kishia ein grünes und ein blaues Auge besitzt. Makawee, welche wieder zu mir gestoßen ist, gibt mir einen Schubs zu Kishia und befreit mich aus meiner kurzen Starre. Zusammen haben wir getanzt, wobei ich sagen muss, dass seine Gesellschaft sehr angenehm war. Erst später habe ich erfahren, dass es für jede junge Ookami eine Ehre ist mit dem Ookami zu tanzen, welcher das Fest eröffnet hat... ... In letzter Zeit muss ich immer häufiger an mein eigenes Dorf Baul denken. Ich war so lange nicht mehr zu Hause, es dürften jetzt zwei Jahre sein. Dabei habe ich fünf Monate bei den Kitsunen verbracht und sechs Monate bei den Ookamis. Ich werde wohl morgen meine sieben Sachen packen und abreisen. Ich hoffe der Abschied Morgen wird nicht zu schwer werden, ich werde Inyan und Makawee auf jeden Fall vermissen. Seit Kurzem frag ich mich auch, ob ich eine genauso gute Mutter wie Makawee werden könnte. Die Vorstellung eine eigene Familie zu gründen hat etwas an sich. //Laut der Autorin des Buches müssten die Kitsune und die Ookami ein gutes Verhältnis haben. Aber das, was am Tor geschehen ist, beweist was anders. Also muss irgendetwas nach dem Verfassen dieses Buches vorgefallen sein, was dieses Verhältnis zerstört hat. Ob die Autorin davon erfahren hat?// Neugierig sucht Sharaku nach einem Datum oder dem Namen der Autorin. Diesen findet er in Form einer Widmung auf der letzten Seite und bei dem Namen weiten sich überrascht seine Augen. Denn den Namen der Autorin kannte er. „Diese vor zwei Jahren niedergeschrieben Erlebnisse widme ich meinem neu geborenen Sohn Sharaku. Deine 20-jährige, junge Mutter Ayumi Kawa.“ Vorsichtig schließt Sharaku das Buch und drückt es sanft an sich. Hielt er gerade etwas von seiner verstorbenen Mutter in den Händen. Dass Ruka ihn gerade von der Tür beobachtet, bekommt er nicht mit, muss er das Erfahrene erst verarbeiten. //Sie hätte gewollt, dass du es behältst.// Leise wie sie gekommen ist verlässt Ruka die Bibliothek wieder. Kapitel 6: Aleus Gespür ----------------------- Nachdenklich sitzt Tommas mit einer Tasse Kaffee in seinem Büro. Das Verhalten von Ben am Tor gegenüber der jungen Wolfsfrau beschäftigt ihn. Immerhin ist dies sonst nicht die Art von ihm auf Fremde so zu reagieren. Er selbst hatte kein ungutes Gefühl gehabt, als er die Frau gesehen hatte, doch wenn ihr Aufenthalt Ärger mit sich bringen sollte, will er es doch lieber im Voraus wissen und nicht überrascht werden. //Das Problem ist nur, dass Ben etwas feindlich auf die Wolfsfrau reagiert hat, obwohl er sie persönlich nicht kennen zu schien. Zudem hat er gemeint, dass es eine private Angelegenheit ist und hat mir auch versichert, dass es keinen Einfluss auf seine Arbeit nehmen wird. Wenn aber andere Kitsunen ebenfalls so reagieren, könnte es im schlimmsten Fall zu Handgreiflichkeiten und Verletzten kommen.// Ein unzufriedenes Brummen ist von Tommas zu hören. Mit einem Blick auf den Papierstapel seines Tisches nimmt er das obere Blatt. Nach dem er es gelesen hat, ist ein weiteres Brummen von Tommas zu hören. //Schon wieder eine Beschwerde von Marike über Gajin, da er während der Arbeit mit anderen Frauen beschäftigt ist. Wenn seine Leistungen nur nicht so gut wären, könnte ich mehr unternehmen als ihn nur ermahnen es zu unterlassen.// Während er den Stapel abarbeitet, leert er seine Tasse nebenbei. Erst ein Klopfen an seiner Tür lässt ihn in seiner Tätigkeit stoppen. „Herein!“ Mit seinen blauen Augen mustert er den Soldat, welcher eingetreten ist. „Was gibt es?“ Vor Tommas Tisch nimmt der Soldat Haltung an. „Jäger berichten im Osten über ungewöhnliche Aktivitäten von Wölfen in großer Zahl. Nach den Fußspuren der Tiere schätzen sie deren Zahl auf mindesten 30.“ Mit einer Handbewegung entlässt Tommas den Soldat und lehnt sich nachdenklich zurück. //Es sind also zu viele, als das sich die Jäger selbst darum kümmern könnten. Aber sie sind keine direkte Bedrohung für die Stadt, wenn sie im Wald bleiben. Ignorieren kann ich es auch nicht, da solche Meldungen sich langsam häufen und es schon Tote gab. Eine Sondergenehmigung aus der Hauptstadt zu beantragen dauert auch wieder ewig. Dann muss ich wohl Ruka die Sache anvertrauen.// Einen Blick auf den Papierstapel lässt ihn seufzen. //Aber erst muss ich den Papierkram erledigen. Vorher brauche ich aber noch einen Kaffee.// Mit seiner leeren Tasse verlässt Tommas sein Büro. Es ist bereits Mittag, als Sharaku sein Zuhause betritt. Ein Blick ins Wohnzimmer zeigt ihm, dass es sich die beiden Frauen dort gemütlich gemacht haben. Taya liegt auf der schmalen Couch mit dem Kopf über die Lehne gelegt und ihre Hände gefaltet auf ihrem Bauch ruhend. Aleu liegt seitlich auf der breiteren Couch, wobei ihr Kopf auf einem Kissen ruht. Als die beiden Sharaku bemerken, blickt Taya ihn kurz lächelnd an, bevor sie wieder die Augen zum Dösen schließt. Aleu blickt Sharaku etwas länger an, selbst als dieser nach oben verschwindet. „Taya, kann ich dich was Persönliches fragen?“ Als Antwort erhält sie nur ein zustimmendes Geräusch. „Seid Sharaku und Du eigentlich ein Paar?“ Erschrocken dreht sich Taya zu Aleu. Allerdings hat sie vergessen, dass die Couch schmal ist und deswegen macht sie erst mal eine unliebsame Bekanntschaft mit dem Fußboden. Mit geröteten Wangen sieht sie vom Boden zu Aleu auf. „Nein sind wir nicht, wieso fragst du?“ Doch Aleu geht nicht auf die Frage ein. „Aber, du wärst gerne mit ihm zusammen, stimmts?“ Verlegen sieht Taya zur Seite. „Ja, das wäre ich.“ Nun setzt sich Aleu aufrecht auf die Couch. „Dann sag es ihm. Sag ihm, was du für ihn empfindest.“ Aufmunternd sieht Aleu zu Taya. Nun setzt sich Taya ebenfalls aufrecht hin. „Ich kann nicht!“ Fast flüsternd kommen die Worte über Tayas Lippen. „Verstehe, aber wenn du zu lange wartest, könnte es irgendwann zu spät sein.“ Der traurige Klang, welcher in Aleus Stimme mitschwingt, lässt Taya aufhorchen. Nachdem sie Tayas fragendem Blick begegnet, fährt sie fort. „Es gab da jemanden, in den ich verliebt war, er war mein bester Freund, allerdings hatte ich mich auch nicht getraut ihm meine Gefühle zu gestehen. Das kann ich jetzt auch nicht mehr, da er nicht mehr am Leben ist.“ Bevor Taya dazu was erwidern kann, ist Aleu schon aufgestanden und hat das Wohnzimmer verlassen. Nachdenklich bleibt Taya auf dem Boden sitzen, während Aleu die Treppen nach oben geht. Oben angekommen bleibt Aleu bei der offenen Tür zu Sharakus Zimmer stehen. Dieser sitzt mit einem Buch auf seinem Bett. Das Buch ansehend scheint er in Gedanken zu sein, da er Aleus Anwesenheit nicht zu bemerken scheint. Mit einem Klopfen an der Tür macht Aleu sich bemerkbar. Verwundert sieht Sharaku auf und legt das Buch zur Seite, als er Aleu erkennt. „Kann ich was für dich tun?“ „Ich habe vorhin gespürt, dass dich etwas bedrückt, Sharaku, genau wie gerade eben. Willst du mit Jemandem darüber reden?“ „War das etwa so offensichtlich?“ Will er doch niemanden damit belasten. Sacht schüttelt Aleu ihren Kopf. „Nein war es nicht, ansonsten hätte Taya es ja bemerkt, nicht wahr?“ „Und wie kommt es, dass du es bemerkt hast, obwohl wir uns noch nicht so lange kennen?“ Interessiert sieht er Aleu an. „Ich bin in der Hinsicht sehr feinfühlig und spüre so etwas sofort.“ Für einen Moment schließt Sharaku seine Augen, bevor er von seinem Bett aufsteht. Mit ein paar Schritten steht er vor Aleu und legt ihr eine Hand auf ihre Schulter. „Danke für dein Angebot, aber das ist etwas Privates mit dem ich schon zurechtkomme. Vielleicht mal bei einem anderen Problem.“ Er schenkt Aleu ein freundschaftliches Lächeln, bevor er mit ihr sein Zimmer verlässt. Den Rest des Tages verbringen die Drei gemeinsam im Haus, wobei sich die Stimmung deutlich hebt. Kapitel 7: Der Grund für das angespannte Verhältnis --------------------------------------------------- Kurz nach Sonnenaufgang hat Sharaku das Haus verlassen und schlendert langsam Richtung Marktbezirk, um für das Frühstück noch die fehlenden Sachen zu kaufen. Da es recht frisch ist, hat er eine braune Jacke übergezogen. Seine Hände hat er in den Taschen seiner grauen Hose vergraben. Wie immer herrscht schon ein reger Betrieb im Marktbezirk, als Sharaku ihn erreicht. Den meisten Ständen und Läden schenkt er nur kurz Beachtung, um zu sehen, was diese heute als Ware haben. Ein großer Stand mit verschiedenen frischen Früchten, Obst und Gemüse ist sein erstes Ziel. Drei Verkäufer bedienen die Kunden an diesem Stand. Eigentlich wollte Sharaku nur in Ruhe einkaufen, doch ein angeregtes Gespräch zwischen zwei Älteren und einer jüngeren Kitsune zieht seine Aufmerksamkeit auf sich. Vor allem als eine der Damen eine Ookami ins Gespräch einbringt. „Hast du schon gehört, dass eine Ookami gestern in die Stadt gekommen ist?“ Deutlich hört man, dass die ältere Dame aufgeregt klingt. Erschrocken sieht ihre ältere Gesprächspartnerin nach dieser Information zu der Sprecherin. „Nein, habe ich nicht, woher hast du das erfahren?“ „Mein Mann hat es mir gestern Abend erzählt, nachdem er es von Ben erfahren hat.“ „Weiß er auch zufällig, was die hier will?“ Drängend sieht sie ihr Gegenüber an. „Nicht direkt, aber da sie mit zwei von Rukas Leuten unterwegs war, hat es wohl mit Ruka zu tun.“ „Vielleicht ist diese Ookami auch Teil eines Auftrages.“ „Wahrscheinlich hat sie irgendwas Kriminelles getan?“ Deutlich ist ein herablassender Ton zu hören. Ebenfalls herablassend ist die Erwiderung. „Raub, Mord, bei den Ookami weiß man ja nie.“ Ab hier hört Sharaku nicht weiter zu, obwohl die beiden weiter so daherreden. Eine unglaubliche Wut sammelt sich in Sharaku und das nicht nur, weil sie die Ookami und Aleu schlecht machen. Er hat aus unergründlichen Gründen das Gefühl, dass man ihn damit auch beleidigt, was wohl damit zu tun hat, dass seine Mutter bei den Ookami aufgenommen wurde und man sie damit auch entwürdigt. Die jüngere Kitsune scheint über das Gespräch auch nicht erfreut zu seien, da diese fast immer mit den Augen rollt und genervt zu sein scheint. „Mein Gott, seid ihr bald fertig mit dem Schwachsinn?“ Die Art des Geredes nervt sie einfach nur. Erschrocken blicken beide zu der Jüngeren. „Mira, Schatz, was soll das?“ „Was das soll? Ihr mit euren sturen und antiquierten Denkweisen, was hat die Kleine euch denn getan?“ Deutlich spricht die Verärgerung aus ihr. „Hast du es etwa schon vergessen? Muss ich dich erst wieder daran erinnern?“ „Natürlich habe ich es nicht vergessen, aber wegen Leuten wie euch wird sich auch nie was ändern!“ Wütend verschwindet die Kitsune mit ihren bereits bezahlten Einkäufen. „Entschuldigen Sie die Damen, aber, wenn Sie nichts kaufen wollen, muss ich Sie bitten zu gehen, da Sie die anderen Kunden stören.“ Freundlich aber auffordern spricht der ältere Kitsunenverkäufer zu den beiden Älteren. Nachdem sie verschwunden sind, wendet er sich Sharaku zu. „Tut mir leid, dass du das mit anhören musstest, Sharaku.“ „Ist ja nicht deine Schuld, Thrane.“ Langsam beruhigt sich Sharaku wieder, in dem er ein paar Mal tief durchatmet. „Heute nehme ich drei Äpfel, fünf Orangen, ein Dutzend Kaprie-Nüsse und acht Zavo-Früchte.“ Zuerst packt Thrane die zwölf faustgroßen Kaprie-Nüsse in die Tüte, welche eine hellgrüne Schale haben. Die gelb-braun gefleckten Zavo-Früchte packt er in eine andere Tüte, so, wie den Rest auch. „Was ist eigentlich zwischen den Kitsune und den Ookami vorgefallen, dass euer gutes Verhältnis zerstört hat?“ „Ich nehme mal an, dass du dies wissen möchtest, da ja die Ookami mit euch befreundet ist. Bevor du fragst, ich habe gestern Taya in Begleitung der Kleinen gesehen.“ „Sie hat einen Namen und der ist Aleu.“ Darauf nickt Thrane nur. „Also der Grund liegt schon einige Jahre zurück, wie viele weiß ich nicht mehr genau. Einige Kitsune, darunter auch ich, befanden uns bei den Ookami zu Besuch, um zu handeln. Du solltest auch noch wissen dass sich niemand unbemerkt in das Dorf der Ookami hätte einschleichen können, sowas hätten sie sofort bemerkt.“ Thrane wartet auf ein Zeichen von Sharaku, dass er so weit mitkommt, bevor er fortfährt. „Der Grund war, dass ein Ookami eine Kitsune ermordet hat, ich weiß auf den ersten Blick klingt das nicht so schlimm, immerhin hätte das auch umgekehrt passieren können. Man fand die Leiche der Frau drei Tage später, nach ihrem Verschwinden.“ Thrane holt jetzt tief Luft, da er die Bilder von damals geistig vor sich sieht. „Die Kitsune wurde aber nicht nur einfach getötet, sie wurde regelrecht verstümmelt und ausgeweidet. Bei dieser Tat war eine Menge Wut und Hass im Spiel, also war dies etwas Persönliches. Der Anblick war wirklich grausam, ich hatte die Leiche mit einem anderen Kitsune und Ookami gefunden.“ Hier macht Thrane eine Pause, um etwas zu trinken, da sich ein schlechter Geschmack in seinem Mund entwickelt hat. Zudem gibt es Sharaku Zeit, das bis jetzt gehörte zu verarbeiten. „Der Mann der Frau beschuldigte in seiner Trauer die Ookami des Verbrechens. Die Ookami bestritten die Tat, da sie gar keinen Grund für so ein schreckliches Vergehen hätten. Es wurde sogar ein anderer Kitsune beschuldigt. Das Beschuldigen ging dann hin und her und schaukelte sich hoch. Irgendwann war es nur noch ein lauter Streit, der dann plötzlich eskalierte und in einer großen Schlägerei endete. Natürlich versuchten einige die ganze Zeit zu schlichten und gingen bei der Schlägerei auch dazwischen. Das Ende des Liedes war, dass einige dabei schwer verletzt wurden. Danach wurde der Kontakt und der Handel eingestellt.“ Schweigend überreicht Thrane Sharaku seinen Einkauf, welcher ihm das Geld reicht. Beide stehen sich schweigend gegenüber und gerade als Thrane seiner Arbeit wieder nachkommen will, stellt ihm Sharaku eine weitere Frage. „Habt ihr denn nie versucht, euch wieder zu vertragen oder die Situation zu entspannen?“ „Wir bekamen nie die Chance dafür.“ „Wieso das?“ „Was weißt du über jene Seuche, welche nur als die Seuche bekannt ist?“ „Sie trat plötzlich ohne Vorwarnung in verschieden Gegenden auf und tötete einige Kitsune, darunter auch Tayas Eltern. Kitsunenkinder unter elf Jahren waren aber aus unerklärlichen Gründen nicht betroffen, auch wenn sie direkten Kontakt zu Infizierten hatten. So schnell, wie die Seuche auftrat, verschwand sie auch wieder, ohne, dass es jemals ein Heilmittel gab.“ „Wir Kitsune waren aber nicht die einzigen Betroffenen. Ein Infizierter erreichte die Ookami, da diese für ihre Heilkünste bekannt waren. Aber sie konnten ihm nicht mehr helfen, sondern wurden ebenfalls befallen. Dadurch wurden die Ookami fast vollständig ausgelöscht. Angeblich gibt es nur noch eine Handvoll Ookamis.“ Kapitel 8: Aleus Feststellung und Fischi, Fischi, Fischi -------------------------------------------------------- Etwa zwei Stunden nachdem Sharaku das Haus verlassen hat, ist Aleu aufgestanden. Mit einer dunkelblauen Hose und einem hellblauen Shirt, auf dem sich ein Chibi-Wolf auf der Vorderseite befindet, verlässt Aleu ihr Zimmer. Gerade als Aleu die Treppen hinab geht, öffnet sich die Haustür. „Mach dir ihretwegen keine Sorgen, es ist alles in Ordnung.“ Sofort erkennt Aleu die Stimme von Sharaku. „Es ist nun mal meine Aufgabe, mir Sorgen zu machen und vorsichtig zu sein.“ Die Männerstimme hatte Aleu gestern zwar gehört, kann sie aber gerade keinem Gesicht zuordnen „Und weil du dir zu viele Sorgen machst, hast du auch so viele graue Haare.“ Diesmal erklingt eine fremde Frauenstimme. Der Mann will gerade antworten, als er Aleu bemerkt und beginnt sie zu mustern. Allerdings unterbricht ihn die Frau, indem sie ihren Ellenbogen in seine Seite stößt, woraufhin er zusammenzuckt. „Man starrt keine fremden Frauen an, hat dir das keiner beigebracht?“ Den älteren Mann erkennt Aleu jetzt wieder, da sie ihn gestern am Tor gesehen hat. Aleus Aufmerksamkeit liegt trotzt der Situation auf Sharaku. Sie spürt, dass etwas vorgefallen ist und dass nicht nur weil sein Blick die ganze Zeit auf ihr ruht. „Morgen Aleu, wenn du möchtest, können wir gleich frühstücken.“ Mit einer Kopfbewegung deutet er ihr an zu folgen. „Morgen, gerne.“ Den Geruch von frischem Brot hat Aleu schon wahrgenommen und folgt Sharaku in die Küche. Kurz nachdem Aleu und Sharaku die Küche betreten haben, betritt eine weitere Person diese. „So, jetzt da Tommas weg ist, würde ich gerne eure neue Mitbewohnerin kennenlernen.“ Lächelnd reicht die Frau Aleu ihre Hand. „Hallo, ich bin Merle Lamira, freut mich deine Bekanntschaft zu machen.“ Ebenfalls mit einem Lächeln ergreift Aleu die ihr dargebotene Hand. „Hallo, es freut mich ebenfalls dich kennenzulernen. Ich bin Aleu Ookami.“ Als beide Frauen sich die Hand schütteln, beugt Merle sich zu Aleus Ohr hinab und flüstert ihr ins Ohr. „Finger weg von Sharaku, haben wir uns verstanden.“ Etwas erschrocken nickt Aleu einfach, was Merle freudig registriert. „Gut, ich mach mich dann auch wieder auf den Weg. Man sieht sich ihr beiden.“ Damit lässt Merle die beiden alleine. //Wie viele Frauen wohl hinter Sharaku her sind?// Leicht sieht Aleu zu Sharaku, welcher mit den Einkäufen und den Vorbereitungen für das Frühstück beschäftigt ist. Dabei fängt sie unbemerkt an ihn zu mustern. Zuerst sein Profil, danach das Gesicht, die breiten Schultern und zu Letzt seinen Hintern. //Naja, ist wohl verständlich, wenn man so gut aussieht. Ich würde ihn auch nicht von der Bettkante schubsen.// Erschrocken über ihre eigenen Gedanken wendet Aleu den Blick sofort ab. Dabei haben ihre Wangen eine deutliche Rötung angenommen. //Bei Tor und Fenris, was denkst du da nur schon wieder Mädchen?!// „Ist alles in Ordnung mit dir?“ //Erwischt!// „Ja, alles in Ordnung. Ich habe mich nur gefragt, ob wir nicht Taya wecken sollten, immerhin verpasst sie sonst noch das Frühstück.“ Dabei schaut Aleu zwar zu Sharaku, meidet es aber ihm direkt in die Augen zu sehen. Das Sharaku ihr die Ausrede nicht abnimmt, erkennt Aleu, aber er scheint auch nicht nachfragen zu wollen. „Weißt du Aleu, dies ist ein interessantes Phänomene bei unserer kleinen Füchsin. Wenn sie in einem Zelt oder Schlafsack übernachtet, ist Taya meist noch vor mir wach. Sobald sie aber in einem weichen Bett schläft, wird sie zu einer Langschläferin. Es ist dann eine wahre Kunst Taya zu wecken ohne dass sie danach für eine längere Zeit schlecht gelaunt ist. Aber du kannst es gerne versuchen, wenn du es möchtest.“ Dabei zuckt Sharaku mit den Schultern, bevor er anfängt den Tisch zu decken. Nachdem der Tisch gedeckt ist, setzen sich beide um zu essen. Kurz nachdem sie angefangen haben, betritt Taya den Raum. Wie Aleu trägt sie eine dunkelblaue Hose und ein hellblaues Shirt, nur befinden sich auf ihrem zwei Chibi-Füchse. Tayas frühes Auftauchen verwundert Aleu, da sie gerade erst erfahren hat, dass sie sonst länger schlief. Ihre Verwunderung wird zur Besorgnis, als Aleu das Zittern von Taya bemerkt. Auch liegt in ihren Augen ein Ausdruck von Angst. Bevor Aleu auf Tayas Zustand reagieren kann, ist Sharaku schon bei Taya und umarmt sie. Beruhigend streichelt er ihr über ihren Rücken, während Taya plötzlich anfängt leise zu weinen. Mit dieser plötzlichen Situation überfordert, bleibt Aleu nichts anderes übrig, als die Szene zu beobachten. Allerdings dauert dies nur wenige Minuten und Taya fängt sich wieder. „Es waren wieder diese Träume, nicht wahr?“ Für Aleu klingt dies mehr nach einer Feststellung, als nach einer Frage, welche Taya mit einem Kopfnicken beantwortet. Schweigend setzt Taya sich an den Tisch, während Sharaku für eine weitere Person den Tisch deckt. Danach beginnen Sharaku und Taya zu frühstücken, als ob das gerade eben nie geschehen ist. Aleu schließt sich den beiden an, aber mit dem Entschluss, Antworten auf ihre entstandenen Fragen zu bekommen. „Fischi, Fischi, Fischi, na komm her, Fischi, Fischi, Fischi.“ Erwartungsvoll versucht Floh einen der Fische im Aquarium anzulocken, während sie einen ihrer Zeigefinger ins Wasser hält. „Na komm her Fischi, ich tu dir schon nichts.“ „Wenne nich aufpasst, is dein Finger wech.“ Dabei ist Gajin ganz dicht hinter Floh getreten. „Und wenn du nicht aufpasst, ist was ganz anderes bei dir weg.“ Ein kräftiger Arm legt sich um Gajins Hals und zieht ihn an eine andere Person ran. //Fuck// „Janz ruhig bleiben Andre, Ich hab nichs jemacht.“ Eine Spur von Angst begleitet die Worte. Deutlich kann Gajin den Geruch von Pfeifenkraut wahrnehmen, als Andre in näher an sich drückt. „Das sah aber gerade nicht nach nichts aus.“ Trotzdem lässt Andre Gajin aus seiner Umarmung. Schnell nimmt Gajin einen Sicherheitsabstand und versucht die bedrohlichen Blicke zu ignorieren, mit wenig Erfolg. Floh ist so auf die Fische fokussiert, dass sie von alle dem nichts mitbekommen hat. „Na kommt schon, Fischi, Fischi, Fischi, seid doch nicht so schüchtern.“ „Floh, hör auf die Fische zu ärgern, wir müssen weiter.“ „Nur noch fünf Minuten, bitte.“ Flehend sieht sie mit ihren braunen Augen ihren Kollegen an. „Na gut, dann kauf ich dir aber keine runden, faustgroßen, mit Kirschcreme gefühlten und gepuderten Krapfen, wie ich es erst vorhatte.“ Schulterzuckend dreht sich Andre um und geht nach draußen. „HALT WARTE! ICH KOMM DOCH SCHON!“ Wie ein geölter Blitz folgt Floh Andre. Kommentarlos und schweigend trottet Gajin seinen beiden Kameraden hinterher, um die Patrouille fortzusetzen. Die ältere Verkäuferin des Fischgeschäftes war Floh bereits bekannt, weshalb sie nicht verwundert ist. Ihr neuer Verkäufer hingegen war es nicht und ist dementsprechend aus dem Konzept geraten. Kapitel 9: Tayas Verhalten -------------------------- „Und du willst uns nicht begleiten?“ „Geht ihr beiden ruhig, ich hab noch was anderes vor.“ „In Ordnung, aber wenn wir von einem Kampfkarnickel angegriffen und verschleppt werden, musst du uns retten kommen. Lass uns gehen.“ Damit geht Taya in Begleitung von Aleu Richtung Stadttor. Schmunzelnd, mit dem Kopf schüttelnd, sieht Sharaku den beiden kurz nach. //Kampfkarnickel, auf was du immer wieder kommst.// Sharaku begibt sich in die entgegengesetzte Richtung zum Hafen. Seine Hände in den Hosentaschen steckend, schlendert er seinem Ziel entgegen. Trotz seines langsamen Tempos erreicht Sharaku sein Ziel in einer Viertelstunde. Mehrere Schiffe befinden sich zurzeit an den Anlegestellen. Wie immer fast nur Handelsschiffe und wenige Passagierschiffe. Vor einem dieser Handelsschiffe, mit dem Namen "Geister Mary", bleibt er stehen. Das Schiff transportiert nicht nur Waren sondern verkauft auch welche an Bord. Deswegen betritt Sharaku das Schiff und verschwindet unter Deck. Sofort kommt ein kräftiger Mann mit silbernem Haar und Vollbart Sharaku entgegen. „Arrr, willkommen auf der Geister Mary, wie kann ich behilflich sein?“ „Hiermit.“ Dabei reicht Sharaku seinem Gegenüber einen Zettel. „Arrr, verstehe, kommen Sie mit zum Tresen.“ An diesem angekommen, holt der Verkäufer eine kleine Truhe unter dem Tresen hervor und stellt diese auf der selbigen ab. „Arrr, Sie haben wirklich Geschmack, sorgfältigste Handarbeit und Qualität.“ Während er dies sagt, hat er die Truhe geöffnet und einen länglichen, kleinen Koffer herausgeholt und diesen Sharaku übergeben. Sorgfältig begutachtet Sharaku den Inhalt. „Sehr schön und die andere Sache.“ Nun überreicht der Händler eine kleine Schatulle. „Arrr, es wurde genauso hergestellt, wie Sie es wollten und auf der Zeichnung abgebildet war.“ Nach einer kurzen Überprüfung bezahlt Sharaku den Mann. //Eins, Zwei, Drei, Vier, Vier-fünf, Vier-sieben.// „Arrr, es war mir eine Freude mit Ihnen Geschäfte zu machen.“ In der Zwischenzeit hat Taya Aleu eine Beschreibung der Stadt gegeben, während sie über den Marktbezirk geschlendert sind. Nebenbei hat sie Aleu auch Läden und einige Plätze empfohlen. Nun sind sie auf dem Weg zu Rukas Anwesen, da Taya der Meinung ist, dass Aleu und Ruka sich gegenseitig bekannt machen sollten. Sie haben das Anwesen fast erreicht, als Aleu plötzlich stehen bleibt. Da beide nebeneinander laufen, bleibt Taya ebenfalls stehen und folgt Aleus Blick. Sofort erkennt sie den Grund, der aus dem sich nähernden Ben besteht, der von Mark begleitet wird. Sofort baut sich Taya schützend vor Aleu auf. Abwartend beobachtet sie die Neuankömmlinge. Als Ben die beiden Frauen erreicht, wirft er Aleu beim Vorbeigehen, wie gestern, einen verachtenden Blick zu, in Kombination mit einem abfälligen Schnauben. Im Gegensatz zu Aleu, welche das stumm hinnimmt, ist von Taya ein wütendes Knurren zu hören. Durch Tayas Reaktion bleibt Ben stehen und dreht sich zu den beiden Frauen um. „H-he-hey, m-mu-muss das jetzt w-wi-wirklich sein, Ben? L-la-lass uns doch e-ei-einfach weiter gehen.“ Hat Mark doch keine Lust auf der Straße für Aufsehen zu sorgen, besonders da Rukas Anwesen nur sechs Meter entfernt ist. Allerdings ignoriert Ben Marks Worte. „Hast du etwa ein Problem, kleine Taya?“ Laut gibt sie Ben Antwort. „Ja, habe ich. Lass Aleu gefälligst in Ruhe!“ „Oder was, willst du mich etwa herausfordern?“ Nun ist Ben auch lauter geworden und baut sich herausfordernd auf. „Wenn du sie dann in Ruhe lässt, JA!“ „NA DANN KOMM, WENN DU MUMM HAST, HIER UND JETZT REGELN WIR DAS!“ „KEIN PROBLEM!“ Bevor Taya auf Ben losgehen kann, hält Aleu sie von hinten fest. Sofort geht Mark zwischen die Beiden. „J-je-jetzt beruhigt euch doch w-wi-wieder mal.“ „GEH ZUR SEITE, DAS IST EINE ANGELEGENHEIT ZWISCHEN KITSUNEN!“ Bevor Ben allerdings weder etwas Weiteres sagen oder machen kann, trifft ihn ein Schwall kaltes Wasser. Erschrocken über so etwas Unerwartetes, blicken alle vier zu der fünften Person. Eine wütend dreinblickende Merle lässt gerade einen Eimer fallen und greift zu einem zweiten, welcher am Boden steht. „Mir ist vollkommen egal, wer angefangen hat, aber ich beende es jetzt. Nur ein, aber und derjenige bekommt eine Abkühlung.“ Zufrieden und etwas enttäuscht stellt Merle fest, dass niemand es wagt, ihr zu widersprechen. „Taya, Aleu, ab mit euch zu Meisterin Ruka, sie erwartet euch bereits.“ Kommentarlos folgen die Genannten der Anweisung. Merle wartet solange bis Aleu und Taya durch das Tor verschwunden sind. „Und ihr beide geht gefälligst wieder auf Patrouille!“ Auch die beiden Wachsoldaten folgen Merles Anweisung widerstandslos. //Und was mache ich jetzt mit dem vollen Eimer Wasser?// Noch immer leicht erregt läuft Taya durch den Garten zum Eingang des Hauses. An diesem werden Aleu und sie bereits von Ruka erwartet. Ihr blaues hüftlanges Haar trägt sie diesmal als Hochsteckfrisur. Als Taya und Aleu vor Ruka stehen, beginnt diese das Gespräch, wobei sie sich erst an Aleu richtet. „Du bist also die Ookami Aleu, welche gestern hier angekommen ist. Es ist schön deine Bekanntschaft zu machen, ich hoffe dein Aufenthalt hier wird besser, als die Begrüßung von Ben gestern.“ „Da bin ich mir sicher.“ Dabei ergreift sie die dargebotene Hand von Ruka. „Ich nehme mal an, dass wir dich heute Abend hören werden, da ja Vollmond sein wird.“ Etwas überrascht blickt Aleu Ruka an, denn die Tatsache dass heute eine Vollmondnacht ist, hatte sie vergessen. „Ja das könnte durchaus passieren.“ „Bevor ich mich von euch beiden verabschiede, da ich noch einen wichtigen Termin habe, möchte ich dich gerne um zwei Gefallen bitten. Zum Ende des Satzes wurde Ruka ernster, weshalb Aleu merkt, dass dies wichtige Bitten sind. „Zum einen möchte ich, dass du dies Sharaku gibst, er wird wissen warum.“ Dabei reicht Ruka Aleu eine kleine weiße Packung, welche sie aus ihrem weißen mit Kirschblüten-Mustern verzierten Kimono holt. Nun dreht Ruka ihren Kopf zu Taya, welche die ganze Zeit teilnahmslos den Boden anstarrt. Dabei bemerkt Aleu, dass ein leicht besorgter Blick bei Ruka entstanden ist. Aber auch bei Aleu steigt die Sorge um ihre Freundin. Scheint sie doch nicht wirklich ihre Umgebung wahrzunehmen. „Das andere, worum ich dich bitten möchte ist, dass du dafür sorgst, dass Taya heute genug Zerstreuung bekommt. Damit würdest du mir, Merle und vor allem Sharaku einen großen Gefallen tun.“ Erst jetzt bemerkt Aleu, dass sich auch Merle zu ihnen gesellt hat. „Kein Problem, wir wollten sowieso noch in den Wald.“ Nun greift Aleu nach Tayas Hand, welche dadurch aus ihren Gedanken hochschreckt. „Komm, wir wollten doch noch was unternehmen.“ Sofort liegt wieder ein fröhlicher Gesichtsausdruck auf Tayas Gesicht. „Und worauf wartest du dann noch?“ Nachdem Taya und Aleu außer Sichtweite sind, wendet sich Merle zu Ruka. „Sie versucht es jedes Mal zu überspielen.“ „Und jedes Mal machen wir uns Sorgen um sie.“ Schweigend betreten beide wieder ihr Heim. Kapitel 10: Lektionen für den Schüler ------------------------------------- Die Sonne hat ihren höchsten Stand erreicht und scheint auf die kleine Siedlung Capta. Durch die Siedlung läuft ein verärgerter Kitsune Ende Vierzig. Seine Fuchsohren und sein Schwanz sind wie seine Haare silbern. //Wo zum Teufel steckt der Bengel schon wieder?// Mit großen Schritten nähert er sich einem größeren Gebäude. Nachdem er es betreten hat, geht er den Flur entlang und biegt am Ende der Abzweigung nach links. Die wenigen Personen, welche ihm entgegenkommen, machen ihm sicherheitshalber Platz, wollten sie doch nicht um gerammt werden. In dem Raum, welchem sich der Kitsune nähert, sitzt eine Kitsune um die Siebzig. Trotz ihres bereits ergrauten Haares besitzen ihre Ohren und ihr Schwanz noch ein kräftiges Blond. Gegenüber der alten Kitsune sitzen mehrere jüngere und ältere Personen. Die meisten davon sind Kitsunen, gefolgt von Menschen und Hasari. Vor jedem befinden sich ein Mörser mit Stößel, verschiedenen Kräutern und Wurzeln sowie verschiedene andere Utensilien. „Als Nächstes nehmt ihr eine Ranke von der Arkinwurzel und drei Blätter der Altona-Blume und zerkleinert sie so fein wie möglich.“ Dabei führt sie das Erklärte vor, einige warten auf das Vorführen, während andere ohne hinzusehen das Gesagte ausführen. „Wenn ihr damit fertig seid, gebt ihr das in den Becher mit der zuvor gefertigten Paste. Gebt dann etwas Wasser hinzu und verrührt das Ganze. Sobald es sich Braun verfärbt, seid ihr damit fertig. Vergesst nicht, dass alles mit kochendem Wasser aufzubrühen und zehn Minuten ziehen zu lassen, bevor ihr es euren Patienten verabreicht.“ Kurz nach Ende des Satzes wird die Tür des Raumes schwungvoll geöffnet. Der silberne Kitsune sieht suchend erst zu den Schülern der Frau, bevor er sich zu ihr wendet. „Maria hast du eine Ahnung, wo sich der Bengel gerade herumtreibe?“ „Aber, aber Logan, was hat Laika angestellt, das du einfach so in meinen Unterricht hereinplatzt.“ Dabei sieht sie ihn tadelnd an. „Nur, weil seine Ausbildung abgeschlossen ist, glaubt der Kleine, er könnte einfach unsere Übungsstunden schwänzen. Das ist jetzt das zehnte Mal diesen Monat.“ „Das liegt wahrscheinlich daran, dass du jedes Mal einen einstündigen Monolog hältst, bevor ihr kämpft.“ Daraufhin ist von Logan ein Schnauben zu hören. „Weißt du nun, wo er steckt oder nicht?“ Die Arme vor der Brust verschränkt, wartet er auf die Antwort. „Wahrscheinlich am Fluss, wie so oft in letzter Zeit und schließ bitte die Tür, wenn du gehst.“ Ohne eine jegliche Verabschiedung verlässt Logan den Raum wieder. Die Tür wird aber mit der gleichen Intensität geschlossen, mit der sie geöffnet wurde. Kopfschüttelnd wendet sich Maria wieder ihren Schülern zu. „Als Nächstes stellen wir ein Hustensaft her. Dafür brauchen wir zuerst die Schale zweier getrockneter Zavo-Früchte.“ Draußen angekommen, macht sich Logan sofort auf zum Fluss. //Was nutzt dem Jungen die Fähigkeit zu kämpfen, wenn er die dazugehörigen Geschichten, Erzählungen und die daraus folgende Weisheit nicht verinnerlicht.// Auf einem liegenden Baumstamm, welcher als Sitzgelegenheit dient, liegt der gesucht Ookami rücklings mit dem Gesicht zum Fluss gewandt. Seine Hände hat er auf seinen Bauch gebettet. Um seine Handgelenke trägt er schwarze Bänder mit Stacheln. Auch sein Hals schmückt ein schwarzes Stachelhalsband. Um seinen Kopf trägt er ein goldenes Band, in dessen Mitte sich ein grüner Stein befindet. Wie so oft trägt Laika einen hellblauen Pullover und eine dunkelblaue Hose. Sein Katana ist an den Baumstamm angelehnt und besitzt einen schwarzen Griff und eine gleichfarbige Scheide. Als sich ein Schatten über Laikas Gesicht legt, dreht er seinen Kopf zur Quelle. Seine roten mandelförmigen Augen blicken in ein paar verärgerte rote und schmale Augen. „Du stehst in der Sonne, alter Mann.“ Mit einem Aufschrei fällt Laika vom Baumstamm und hält sich auf dem Boden die schmerzende Stelle am Kopf. „Du vorlauter Bengel, wie oft habe ich dir gesagt, du sollst mich nicht so nennen?“ „Genauso oft, wie ich sagte, du sollst mich nicht Bengel nennen.“ Nur knapp kann Laika dem Schwerthieb entkommen, in dem er sich unter diesen rollt und dabei sein eigenes Schwert aufsammelt. Dabei verlieren seine hüftlangen, silberweißen Haare, welche leicht stachelig sind und eisblaue Spitzen haben, ein paar Strähnen. Mit den Händen stößt er sich vom Boden ab, um nach einer halben Drehung auf seinen Pfoten zu landen. Während der Drehung hat er die Scheide von seinem Katana entfernt und pariert mit der Klinge einen weiteren Hieb. „Das war ein ziemlich feiger Angriff, alter Mann.“ Erneut wehrt er weitere Angriffe von Logan ab. „Ariem und Chi Tang.“ Mit zwei diagonalen Schlägen von unten, gefolgt von einem vertikalen Schlag von oben, attackiert er jetzt Laika. Dieser kann dem Letzten nur ausweichen anstatt zu parieren, wobei der einen Tritt von Logan in sein Hinterteil bekommt. „Und was sollen mir die Namen jetzt sagen?“ Die Antwort auf diese Frage waren mehrere schnelle und kraftvolle Schläge aus verschiedenen Richtungen. Laika kann zwar alle abwehren, wird aber dadurch nach hinten gedrängt. „Wenn du im Unterricht die Geschichten nur halb so aufmerksam wie die Schwerttechniken gelauscht hättest, wüstest du, dass Ariem der Feigling war, da er seinen Gegner nur von hinten angriff. Chi Tang hingegen griff seine Gegner nur von vorne an, genau wie ich. Also Bengel, war das ein feiger Angriff oder nicht.“ „Du kannst ja doch was in Kurzform erklären und nenn mich nicht immer Bengel.“ Jetzt geht Laika in die Offensive und schafft es Logan zurückzudrängen. Dieser belächelt das Ganze aber nur. Dadurch angestachelt erhöht Laika seine Anzahl von Schlägen und setzt in jeden mehr Kraft ein. Anstatt dass Logan die Angriffe abwehrt, weicht er diesen aus und schafft es dabei, mit seinem Schwertrücken Laika zu treffen. Nach ein paar Treffern geht Laika auf Abstand, wobei Logan ihn gewähren lässt. Nun trennen die beiden etwa sechs Meter. //Klasse, schon wieder habe ich mich provozieren lassen. Okay, ruhig atmen, konzentrieren und Attacke.// „Was ist, musst du erst überlegen, was du als Nächstes machst? Na komm, ich mach es dir einfach.“ Seine linke Hand nimmt Logan vom Griff und hält das Katana jetzt nur in der rechten. Die Spitze berührt den Boden und die Klinge zeigt nach hinten. „Ein Angriff und ich habe gewonnen.“ //Das werden wir ja sehen.// Das Schwert horizontal rechts haltend, stürmt Laika auf Logan zu und führt den Hieb aus. Das Ergebnis ist, dass Laika rücklings auf der Erde landet, Logans Schwert sich neben seinem Kopf in die Erde bohrt, während Laikas Schwert kurz durch die Luft saust, bevor es auf dem Boden landet. „Wie oft habe ich dir über den Schneetanz berichtet? Ich habe keine Lust mehr auf dich. Deine Ausbildung ist zu Ende und du bist ein herausragender Kämpfer, aber mit deiner Einstellung wirst du nie ein Meister werden. Mach was du willst Bengel, ich werde meine Zeit nicht weiter an dir vergeuden.“ Danach lässt er sein Schwert wieder in der Scheide verschwinden und dreht Laika den Rücken zu. „Deine Ausbildung bei Maria hast du ja auch schon beendet. Ich weiß, dass du schon seit Längerem weiter ziehen möchtest und Reisende soll man ja bekanntlich nicht aufhalten.“ Mit langsamen Schritten geht Logan zur Siedlung zurück. //Einige müssen manche Sachen halt auf die harte Tour lernen. Und nichts ist härter, als eigene Erfahrung zu sammeln.// „He, alter Mann, danke für alles.“ Kapitel 11: Blick in Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart --------------------------------------------------------- Erst zur Dämmerung kehren Aleu und Taya von ihrem Ausflug aus dem Wald zurück. Beide sind verschwitzt und mit Dreck bedeckt. „Bei Tor, ich bin fix und fertig.“ Erschöpft lehnt sich Aleu gegen die Wand im Eingangsbereich. „Wem sagst du das, ich bin ebenfalls erledigt.“ Ihre Schuhe katapultiert Taya beim Ausziehen in eine Ecke. „Du bist die Erste, die ich kenne, welche schneller ist als ich.“ „Danke, aber dafür bist du Beweglicher und hast schnellere Reflexe.“ „Dafür sind wir beide aber gleichermaßen verschwitzt“ Für einen Moment grinsen sich beide gegenseitig an. „Willst du baden oder duschen?“ Kurz überlegt Aleu. „Ein Bad zum Entspannen wäre jetzt das Richtige.“ „Dann lass dir dabei ruhig Zeit, ich werde oben unter die Dusche gehen. Alles Nötige findest du im Bad, bedien dich ruhig.“ Danach wirft Taya einen kurzen Blick ins Wohnzimmer, bevor sie die Treppen hochsteigt. Sharaku sitzt mit einem braunen Buch in der Hand im Sessel und scheint darin vertieft zu sein. Auf dem Tisch befindet sich ein Glas Saft. Sich an Rukas Bitte erinnernd, geht Aleu zu Sharaku. Dieser sieht von seinem Buch auf, als Aleu vor ihm steht. „Was hast du auf dem Herzen?“ Weil seine Stimme leicht kratzig klingt, räuspert er sich und nimmt einen Schluck aus dem Glas. „Ich soll dir das von Ruka geben.“ Dabei reicht Aleu Sharaku die weiße Packung. Dieser klappt das Buch zusammen und nimmt die Packung mit einem Seufzen entgegen. //Das habe ich total vergessen.// Mit dem Buch in der einen Hand und der Packung in der anderen steht Sharaku auf und verschwindet in der Küche. Neugierig folgt Aleu Sharaku in die Küche. In dieser angekommen kann Aleu beobachten, wie Sharaku den Inhalt der Packung in eine kleine Dose schüttet. Dabei erkennt sie, dass es sich um braunes Pulver handelt. Danach schraubt er einen Deckel auf die Dose und stellt diese in einen Schrank. Bevor Aleu fragen kann, kommt ihr Sharaku zuvor. „Es handelt sich um ein leichtes Beruhigungs- und Schlafmittel.“ Nun dreht sich Sharaku zu Aleu um und sieht sie direkt an. „Und nein, es ist nicht nur wegen Taya, man kann es auch anderweitig verwenden.“ Bei der Erwähnung von der anderweitigen Verwendung tritt der Schalk in seinen Augen, weshalb Aleu ihre rechte Augenbraue hochzieht. „Aha, ich will es erst gar nicht wissen.“ //Naja, eigentlich schon.// Damit verschwindet Aleu aus der Küche und geht nach oben. Dort holt sie frische Kleidung, welche anscheinend Taya schon rausgesucht hat und geht danach ins untere Bad. Das untere Bad ist etwas größer als das obere. Die Wanne befindet sich gegenüber der Tür. Die Kleidung legt sie auf einem Hocker ab, welcher sich zwischen Wanne und Waschbecken befindet. Als Nächstes lässt sie das Wasser in die Wanne, wobei sie gleich eine angenehme Temperatur einstellt. Erst als die Wanne halb voll ist, beginnt sich Aleu auszuziehen. Die Schmutzwäsche lässt sie auf einem Haufen auf den Boden liegen. //Wegräumen kann ich später immer noch.// Nun greift Aleu nach einer der Flaschen mit Badezusätzen und gibt etwas davon in das Wasser. Mit einer Hand verrührt sie das Ganze, bevor sie in die Wanne steigt und sich mit einem wohligen Seufzen hineingleiten lässt. //Tut das gut.// Da die Badewanne groß genug ist, kann Aleu sich komplett lang machen. Für eine Weile bleibt sie so liegen. Erst als das Wasser ihre Nase erreicht, stellt sie es ab. Aufrecht sitzend beginnt Aleu ihre Arme, Schultern und Oberkörper einzuseifen. Nachdem sie sich davon befreit hat, macht sie mit ihren Beinen und Pfoten weiter, wobei sie dabei gründlich ihr Fell einreibt. Damit fertig legt Aleu sich wieder hin, bevor sie ihren Kopf für wenige Sekunden unter Wasser taucht. Beim Shampoonieren ihrer Haare bekommt sie etwas Seife in die Augen. //Na toll.// Mit einem geschlossenen Auge greift Aleu nach der Brause und befreit sich von der Seife. Vorsichtig spült sie auch ihr Auge aus. //Es brennt zwar noch leicht, aber es sollte alles raus sein.// Mit geschlossen Augen lehnt sich Aleu an und entspannt sich. Dies tut sie so lange, bis das Wasser merklich abkühlt. Sich wieder aufrichtend will Aleu aufstehen, als ihr Blick an der Wasseroberfläche haften bleibt. Das Wasser fängt an sich zu verdunkeln, bis sie den Boden sieht. Ein weißer Nebel legt sich über das Wasser. Aus diesen Nebel steigt eine Art Bildprojektion. Aufmerksam beobachtet Aleu diese Projektion. In dieser wird Taya gezeigt, welche sich mit Merle in einem Zimmer unterhält. Man sieht deutlich wie sich die Lippen der beiden bewegen, allerdings ist kein Laut zu hören. Nun kann Aleu beobachten, wie Taya Merle eine rote Kristallkette überreicht, welche sich mit einer Umarmung bedankt. Mit der rechten Hand rührt Aleu im Wasser und das Bild ändert sich. Nun kann Aleu eindeutig Sharaku erkennen, welcher gerade einen kleinen Koffer öffnet, in welchem sich mehrere verschiedene Küchenmesser befinden. Erneut rührt Aleu im Wasser und wieder ändert sich das Bild. Diesmal zeigt es Taya und Sharaku in einem gemeinsamen Zelt. Beide liegen in ihren eigenen Schlafsäcken, aber dicht aneinander. Taya liegt dabei mit dem Rücken an Sharakus Brust, welcher sie umarmt und an sich gedrückt hat. Gerade will Aleu erneut rühren, als Bewegung ins Bild kommt. Taya scheint wach zu sein, da sie sich in der Umarmung umdreht und den schlafenden Sharaku einen Moment beobachtet. Mit einer Hand fährt sie über sein Gesicht und bleibt mit dem Finger an seinen Lippen hängen. Dabei hat Taya einen sehnsüchtigen Ausdruck im Gesicht. Schließlich befreit sie sich aus Sharakus Umarmung und richtet sich auf. Da sie nun mit dem Rücken zu ihm sitzt, bekommt sie nicht mit, wie er langsam wach wird. Ohne sich umzudrehen, fängt Taya an sich auszuziehen, um ihre Kleidung zu wechseln. Mit entblößtem Oberkörper und nur einen Slip tragend dreht Taya sich um, da ihr Rucksack anscheinend hinter Sharaku liegt. Dieser hat sich halb wach ebenfalls aufgerichtet, in dem er sich auf seinen Arm stützt. Noch verschlafen registriert Sharaku die Situation nicht sofort, weshalb er Taya einfach weiter ansieht. Taya hingegen ist im ersten Moment erstarrt, gefolgt von einer starken Rötung ihrer Wangen und das Ausholen ihrer Hand. Würde man durch die Projektion was hören, wäre das Geräusch der folgenden Ohrfeige deutlich wahrzunehmen. Bei dieser ist Aleu sogar zusammengezuckt. //Das war wohl der Tag an dem ich die beiden getroffen habe. Das würde den Handabdruck in Sharakus Gesicht und das Verhalten der Beiden erklären.// Nach erneutem Rühren erscheint ein neues Bild. Erneut sind Sharaku und Taya zu sehen, diesmal aber hier im Raum. Allerdings sitzt Taya mit einer etwa vierjährigen Kitsune auf dem Boden. Die Kleine hat blaue Augen und rote Haare. Beide spielen mit dem Spielzeug, welches sich ebenfalls auf dem Boden befindet, zusammen. Sharaku, welcher an der Tür zur Küche steht, beobachtet die beiden. Ein leichter Drei-Tage-Bart ist bei ihm zu erkennen. Aleu glaubt eine Mischung aus Freude, Zuneigung und Liebe in Sharakus Augen zu erkennen. Neugierig was noch kommen mag, wechselt Aleu die Bilder. Jetzt wird Aleus Zimmer gezeigt, in welchem sie auf dem Bett sitzt. Gerade wird die Zimmertür geöffnet und eine weitere Person betritt den Raum. Scharf zieht Aleu die Luft ein, als sie die Person erkennt. Tränen der Freude sammeln sich in Aleus Augen, während sie das Geschehen beobachtet. //Laika, du lebst also doch noch.// Mit zittriger Hand wechselt Aleu erneut das Geschehen. Ein großer verregneter Platz wird nun bei Nacht gezeigt. Zwei Personen sind zu erkennen, wobei eine auf dem Boden liegt. Eine größere Blutlache hat sich bereits um die Person gebildet. Das Gesicht wird allerdings von der anderen Person verdeckt. Bei dieser Person handelt es sich um einem Lanor mit weißen Haaren. In der Hand hält er ein blutdurchtränktes Messer. Nun beugt sich der Lanor zum am Boden Liegenden. Mit Erschrecken erkennt Aleu diesen als Sharaku, welcher den anderen hasserfüllt ansieht. Dieser hat nur ein wahnsinniges Lächeln im Gesicht, bevor er mit dem Messer ausholt und Sharakus Kehle durchtrennt. Mit großem Unglauben beobachtet Aleu das Geschehen, passte das doch nicht mit den vorherigen gesehen zusammen. Erneut wechselt das Bild, diesmal aber ohne Aleus Zutun. Jetzt blickt Aleu in das Gesicht einer Ookami mit rundlichen, goldenen Augen und silberweißen, leicht stacheligen Haaren welche der Ookami bis zum Rücken reichen. Ein eiskalter und hasserfüllter Blick bohrt sich in Aleu. Mit erbleichtem Gesicht und einem Aufschrei springt Aleu hoch. Dabei wird nicht nur die Projektion zerstört, sondern auch ein Schwall Wasser über den Rand der Wanne befördert und einige Waschutensilien zu Boden geworfen. Mit wild klopfendem Herzen steht Aleu in der Wanne. //Nein, nein, nein, nein.// Plötzlich wird die Badezimmertür aufgerissen. „Was ist passiert? Bist du in Ordnung?“ Statt zu antworten, lässt Aleu sich sofort in die Wanne sinken. Dabei schwappt erneut Wasser über den Rand. „RAUS“ Das Erstbeste greifend, wirft sie es dem Eindringling entgegen. Leicht kann Sharaku der angeflogenen Kernseife ausweichen, wobei er sofort die Tür schließt. Wie sich herausstellt, noch rechtzeitig, da etwas auf der anderen Seite der Tür landet. Während Aleu nun mit knallrotem Gesicht in der Wanne sitzt, lehnt sich Sharaku mit geröteten Wangen an die Tür. //Na klasse, wie oft soll so was denn noch passieren? Am Ende halten mich alle noch für pervers.// Das Auftauchen von Taya mit einem wissenden Grinsen, war nicht unbedingt hilfreich für ihn. Kapitel 12: Gesang der Ookami ----------------------------- Zum Abendbrot lässt sich Sharaku nicht blicken, weshalb Aleu und Taya ohne ihn essen. Nun, wo es Nacht geworden ist und Aleu nicht schlafen kann, sitzt sie auf dem flachen Dach des Gebäudes. Ihr Gesicht hat sie dem Nachthimmel zugewendet. Während Aleu die Sterne und den Mond beobachtet, ist sie tief in Gedanken versunken. Die Bilder, welche sie durch ihre Gabe gesehen hat, lassen sie nicht in Ruhe. Zum einen war da Laika, war sie der festen Überzeugung gewesen, dass er tot ist. Nun hat sie den gegenteiligen Beweis gesehen. Die Freude darüber wurde nur durch die anderen Bilder getrübt. Erst sah sie Sharaku und Taya mit einem Kind, weshalb Aleu glaubt, dass es ein zukünftiges Ereignis sei. Nun war sie sich nicht mehr so sicher, gab es auch keine Anzeichen, dass beide älter als jetzt waren oder ein Zeichen, dass sie zusammen waren. Die andere Sache war das Erlebnis, wie Sharaku von einer ihr fremden Person getötet wurde. //Es wird Taya umbringen, wenn Sharaku stirbt.// Frustriert beißt Aleu sich auf ihre Unterlippe. //Wenn ich wenigsten wüsste, wer diese andere Person ist oder wenigstens, wann es passiert.// Dann war da noch Sie, die Ookami die sie zuletzt gesehen hat und welche auch sie gesehen hat. So sehr es sich Aleu auch wünscht, ist ihr klar, dass eine Konfrontation mit ihr unvermeidlich ist. Um sich zu beruhigen und einen klaren Kopf zu bekommen, fixiert Aleu den Vollmond mit ihren Augen. Erst leise und kurz fängt Aleu an den Mond anzuheulen. Nach jedem Mal wird sie lauter und das Heulen länger. Wie lange oder wie oft Aleu den Mond anheult, bekommt sie selbst nicht mit. Nicht einmal, dass Sharaku vor einiger Zeit auf dem Dach erschienen ist. Still beobachtet er Aleu, während er ihrem Heulen lauscht. Der Klang des Heulens variiert dabei in verschiedenen Höhen und Intervallen. Für Sharaku klingt es wie ein Lied, welches sehr angenehm ist. Aus einem unerklärlichen Grund hat dieses eine beruhigende und geborgene Wirkung auf ihn. Als der Wind kurz dreht, nimmt Aleu den Geruch einer weiteren Person wahr. In ihrer Handlung stoppend, dreht sie ihren Kopf zu Sharaku. „Wegen mir musst du nicht aufhören.“ Langsam geht Sharaku auf Aleu zu und setzt sich neben ihr auf das Dach. „Wenn ich dich geweckt habe oder es dich stört, tut es mir leid.“ Unsicher sieht sie Sharaku an, welcher lächelnd den Kopf schüttelt. „Mach dir keine Sorgen, ich kann in Vollmondnächten nur selten schlafen und dann ist es nur ein sehr leichter Schlaf.“ Nun blickt Sharaku zum Mond hinauf. „Außerdem hat mir dein Gesang sehr gefallen.“ Durch das Kompliment kann Aleu nicht verhindern, dass sie rot wird, war er doch erst die zweite Person, welche so etwas zu ihr sagte. Ihren Kopf ebenfalls zum Mond richtend, sitzen beide schweigend nebeneinander. Nach wenigen Minuten durchbricht Sharaku dieses als Erster. „Ich habe keine Ahnung, was dich momentan bedrückt, aber du kannst jederzeit mit Taya oder mir darüber reden.“ „Es ist nichts.“ Stur blickt Aleu weiter nach oben, um so nicht in Sharakus Gesicht zu sehen, welcher sich zu ihr gedreht hat. Allerdings geht Aleus Plan nicht auf, als eine Hand ihr Kinn greift, wobei zwei Finger sich auf ihre Wange legen und ihr Gesicht mit sanfter Gewalt gedreht wird. Gezwungenermaßen sieht Aleu Sharaku an, welcher sich etwas vorgelehnt hat, damit sie ihn auch ansieht. „Nur, weil wir uns kaum kennen, heißt das nicht, dass du mir egal bist Aleu.“ Durch die Worte und die Nähe beider Gesichter sind Aleus Wangen deutlich gerötet. Dies entgeht auch Sharaku nicht, welcher jetzt erst merkt, dass es anders rüberkam, als er wollte. Darum lässt er Aleus Gesicht los und lehnt sich wieder zurück. „Ehm, das klang jetzt ziemlich zweideutig, oder?“ „Etwas schon, ja.“ Zum Glück für die Beiden wird die peinliche Situation durch Tayas Auftauchen beendet. Mit in die Hüften gestemmten Händen bleibt sie bei den beiden stehen. „Uhm, Taya wie lange bist du schon da.“ Unsicher blickt Aleu zu Taya hinauf, möchte sie doch nicht, dass Taya die Situation missversteht. „Lange genug. Zum Ersten hat Sharaku vollkommen Recht, immerhin bist du eine Freundin von uns. Zum Zweiten ist es gemein, eine Dachparty ohne mich zu veranstalten.“ Damit lässt sie sich auf der anderen Seite von Sharaku nieder. „Jetzt fehlen nur noch Getränke und was zum Knabbern.“ Kurz nachdem Aleus Bild aus dem Wasser einer Schüssel verschwunden ist, ist von der Ookami mit den goldenen Augen ein wildes Knurren zu hören. Mit dem Finger ihrer linken Hand fährt sie über die großen Stacheln ihres schwarzen Halsbandes. //Du kannst zwar versuchen dich vor mir zu verstecken, aber du wirst mir nicht entkommen.// „IRENE!“ Ungeduldig zuckt ihr weißer Schwanz hin und her, während ihre Ohren die sich schnell nähernden Schritte wahrnehmen. Durch die offene Holztür tritt eine jüngere und kleinere Ookami, mit weißem Fell den Raum. „Ihr habt gerufen, Alpha Kaily.“ Respektvoll senkt sie dabei kurz den Kopf, bevor sie mit ihren silbernen Augen ihr Gegenüber ansieht. „Geh und such Devaki, sag ihm, wir brechen Morgen noch vor Sonnenaufgang auf.“ „Natürlich, Alpha Kaily. Dürfte ich auch fragen, was die plötzliche Planänderung bewirkt hat?“ Daraufhin ist von Kaily ein kaltes Lachen zu hören. „Wir werden der Missgeburt von einer Ookami einen Besuch abstatten.“ //Sie hat sie also endlich gefunden.// Sofort verlässt Irene die Holzhütte und verschwindet im Wald, um den Dritten der Gruppe zu finden. Die Zurückgelassene öffnet eines der Fenster und sieht zum bereits verdunkelten Himmel hinauf. //Freu dich schon, wir sehen uns bald wieder!// Aus dem Wald ist das Heulen eines Ookami zu hören. Kurz darauf beginnt Kaily ebenfalls den Mond anzuheulen. Durch das Heulen von Devaki hat Irene ihn schnell gefunden. Vor einem Baum bleibt sie stehen und blickt auf diesen hinauf. Mit einer Hand fährt sie sich durch ihre kurzen weißen Haare, welche alle roten Spitze haben. „HEY ZWEIAUGE, KOMM RUNTER!“ Ein gelbes und ein türkises Auge blicken nach unten, bevor der Blauschwarzhaarige vom Stamm rutscht und auf seinen Pfoten vor Irene landet. Im Gegensatz zu Kaily und Irene besitzt Devaki schwarzes Fell. Er ist zwar jünger als sein Gegenüber, dafür aber größer. „Was gibst Irene.“ Respektvoll hat Devaki den Kopf gesenkt. Ohne Vorwarnung drückt Irene Devaki gegen einen Baumstamm. Kurz schauen sich beide in die Augen, bevor Irene ihn loslässt. „Komm, wir müssen morgen früh los.“ Mit etwas Abstand folgt Devaki Irene zur Waldhütte. Kapitel 13: Kampf im Wald ------------------------- Ohne ein festes Ziel schlendert Laika durch den Wald. Noch gestern hat er das Nötigste zusammengepackt und die Siedlung verlassen. Natürlich nicht ohne sich vorher noch von einigen zu verabschieden. War es gestern noch sonnig, so ist es heute stark bewölkt. Nur hin und wieder dringen einige Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke. An einer Weggabelung bleibt Laika stehen. Der rechte Weg führt ins Gebirge und gabelt sich nach wenigen Meter erneut. Der linke führt weiter in den Wald hinein. Unschlüssig, in welche Richtung er gehen soll, holt er eine Münze hervor. //Kopf rechts, Zahl links.// Die Münze in der Hand haltend, wirft er sie mit viel Kraft hoch. Als die Münze ihren höchsten Stand erreicht hat, taucht plötzlich ein schwarzer Vogel auf und schnappt sich die Münze aus der Luft. „HEY!“ Sofort beginnt Laika mit der Verfolgung des Diebes. „BLEIB GEFÄLLIGST STEHEN!“ Natürlich ignoriert der Vogel Laikas Aufforderung. Da er seinen Blick auf den Vogel gerichtet hat, stolpert er über mehrere Wurzeln und streift tief hängende Äste. //Bei Fenris, wenn ich dich in die Finger kriege, kannst du was erleben.// Einige Minuten dauert die Verfolgungsjagd, als sie plötzlich von Laika abgebrochen wird. Seine Ohren haben Kampfgeräusche wahrgenommen, welche nicht unweit entfernt sind. Den Geräuschen folgend, nimmt Laika nach kurzem einen leichten Blutgeruch wahr. Aber auch ein anderen, welcher seine Nackenhaare sträuben lässt. Durch einen Busch brechend, muss Laika sich sofort nach hinten lehnen, um den angeflogenen Wolfskörper auszuweichen. Am Rand des Schlachtfeldes macht Laika sich einen Überblick über die Situation. Auf dem Waldboden liegen mehrere tote Wölfe mit zerzaustem Fell, aus deren Wunden schwarzes Blut sickert. Beim Anblick des schwarzen Blutes sträuben sich seine Nackenhaare erneut. Der Rest der Wölfe hat zwei Männer umzingelt und Laika anscheint noch nicht wahrgenommen. Der eine Mann ist ein Mensch, mit der ungefähren Größe von Laika selbst. Sein muskulöser Körper ist sonnengebräunt und nur seine kurzen braunen Haare sind dunkler. Mit einer Eisenkeule in einer Hand schleudert er einen angreifenden Wolf von sich, während er mit der anderen, seine große doppelseitige Axt in den Körper eines anderen Wolfes treibt. Bei dem anderen Mann handelt es sich um einen Hasari mit hüftlangen weißen Haaren. Im Gegensatz zu seinem Begleiter ist er schmächtiger und um einiges größer. Mit der Klinge seiner Hellebarde tötet er angreifende Wölfe und wert mit dem Griff anspringende ab. Beide Männer zeigen Spuren von Erschöpfung und sind an mehreren Stellen verletzt. Kurzerhand lässt Leika seine Tasche fallen und läuft mit gezogenem Schwert zu den beiden. Auf dem Weg schafft er es, zwei der Wölfe auszuschalten. „Hey Zarrin, wir haben Besuch.“ „RUNTER!“ Gerade als Laika ankommt, muss er sich unter Zarrins Hellebarde ducken, welche knapp über seinen Kopf saust und den Wolf erwischt, welcher Laika von hinten angegriffen hat. „Kleiner, wenn du uns schon helfen willst, pass besser auf deinen Rücken auf.“ „Nenn mich nicht Kleiner!“ Verärgert streckt er einen weiteren Wolf nieder. „Du bist aber klein.“ Kurz muss Ron über seine eigenen Worte auflachen. „Du bist aber auch nicht größer.“ „Aber größer als du.“ „Die wenigen Zentimeter.“ „Schluss jetzt ihr zwei, verschiebt das auf nach dem Kampf.“ Nun zu dritt lichten sie die Reihen ihrer Angreifer deutlich schneller, wobei Laika durch das Rudel fegt. Nachdem der letzte Wolf niedergestreckt ist, steckt Laika sein Schwert wieder in die Scheide. „Glaubst du wirklich, dass war es schon.“ Verwundert blickt er zu Zarrin. „Er hat Recht, das war nur die Vorspeise, das Hauptgericht wird sicher gleich hier sein.“ Sicherheitshalber zieht Laika sein Schwert erneut. Zu dritt beobachten sie die Umgebung und warten angespannt. Ohne Vorwarnung bricht ein drei Meter großer Wolf durch das Unterholz. Dieser knallt auf den Boden und schleift über die Erde, bis er von einem Baum gebremst wird. Dort bleibt der Wolf regungslos liegen. An seiner Seite befinden sich zwei große Löcher. Verdutzt schauen alle drei zu dem Wolf. Erst ein Quieken lenkt ihre Aufmerksamkeit an die Stelle, wo der Wolf hergekommen ist. Dort steht ein fünf Meter Keiler mit großen Hauern. Sein Körper ist übersät mit frischen Wunden, aus diesen und seinem Maul kommt ebenfalls schwarzes Blut. „Das ist doch jetzt ein schlechter Scherz.“ Als Ron seine Schultern kreisen lässt, ist ein leises Knacken zu hören. „Sag bloß, ihr beiden macht schon schlapp?“ Mit Vorfreude sieht Laika dem Kampf entgegen. „Werd mal nicht frech Hündchen, den verarbeite ich zu Gulasch.“ „Ich bin ein Ookami und kein Inu.“ „Ist doch eh das Gleiche.“ Unter lautem Grunzen und Quieken stürmt der Keiler auf die Gruppe zu. Diese rennen, mit etwas Abstand zueinander, auch auf das Tier zu. Ron versenkt seine Axt in der linken Seite des Tieres und schwingt sich auf dessen Rücken. Da er dies mit viel Kraft getan hat, muss er die Axt loslassen, welche jetzt feststeckt. Mit seiner Keule schlägt er mehrmals auf den Schädel des Keilers ein. Dieser schafft es Ron wieder abzuwerfen, welcher sich mehrmals seitlich auf dem Boden wälzt, um nicht zertrampelt zu werden. Zur gleichen Zeit wie Ron treibt Zarrin seine Waffe in die rechte Seite des Halses. Da der Keiler aber in vollem Lauf ist, wird ihn seine Hellebarde entrissen. Diese steckt nun wie die Axt von Ron im Tier. Um nicht unbewaffnet zu sein, greift er nach seinen Kampfmessern. Im Gegensatz zu den anderen beiden stürmt Laika frontal auf das Tier zu. Rechtzeitig lässt er sich zu Boden gleiten, um unter dem Keiler hinweg zu rutschen. Dabei schlitzt er mit seinem Katana die Unterseite des Tieres auf. Da die Haut außergewöhnlich dick und widerstandsfähig ist, entsteht kein nennenswerter Schaden. Nun noch wütender dreht sich der Keiler zur Gruppe. Mit den Hufen auf den Boden stampfend, stürmt er erneut auf die drei zu. Bevor er sie jedoch erreicht, wird er seitlich zu Boden gerissen. Tief treibt der verletzte Alphawolf seine Zähne in den Hals des Keilers. Dieser versucht sich zu wehren, aber vergebens. Das Knacken vom Brechen des Genicks ist deutlich zu hören. Vom Kadaver ablassend, fixiert der Wolf sein nächstes Ziel. Langsam und schwankend schreitet er darauf zu. Doch bevor er es erreichen kann, bricht er zusammen und die letzten Atemzüge verlassen seinen Körper. „Auftrag beendet.“ Gemütlich geht Ron auf den toten Keiler zu, um sich seine Axt wiederzuholen. Da Zarrin seine Waffe auch wieder haben will, begleitet er Ron. „Da hast du Recht Ron und diesmal haben wir weitaus weniger Verletzungen davongetragen, als letztes Mal.“ „Sagt bloß ihr macht so was öfter?“ Neugierig sieht Laika beiden nach. „So in etwa. Wie heißt du eigentlich?“ „Leika Ookami.“ Mit Stolz in der Stimme und angeschwollener Brust stellt er sich vor. „Du kämpfst ziemlich aggressiv, Laika. Du solltest besser auf deine Deckung achten.“ Verdutzt sieht Leika Zarrin an. //Das sagt Logan auch immer.// „Wie willst du Stabmännchen das beurteilen können?“ Wegen dem Spitznamen muss Ron laut lachen. „Weil ich einen Freund oft genug beim Trainieren und Kämpfen beobachtet habe.“ Mit einem kräftigen Ruck zieht Zarrin seine Waffe aus dem toten Körper. Da er das nicht auf sich sitzen lassen will, fast Laika einen Entschluss. „Und wo finde ich diesen Freund von dir.“ Mit einem Lächeln im Gesicht schaut Zarrin zu Laika. „Wenn du glaubst, dass du ihn im Zweikampf besiegen kannst, bringe ich dich hin. Vorausgesetzt, dir macht ein kleiner Umweg nichts aus. Ich muss noch was anderes vorher regeln.“ „Ich habe nichts anderes vor.“ Nachdem jeder seine Sachen eingesammelt hat, machen sie sich gemeinsam auf den Weg. Kapitel 14: Aufeinandertreffen Teil 1 ------------------------------------- Seit der Vollmondnacht sind nun drei Tage vergangen. Auf den darauf folgenden Tag war das Wolfsgeheul, welches in der Nacht zu hören war, das Thema Nummer Eins. Einige hatten sich über die nächtliche Störung beschwert, andere dachten, dass ein wilder Wolf in der Stadt sei und wieder anderen war es völlig egal. Die zwei darauf folgenden Tage verbrachte Aleu mit Taya und Merle, welche es sich nicht nehmen ließen, Aleu neue Kleidung und andere Dinge, wie auch etwas Persönliches für ihr Zimmer zu kaufen. Den heutigen Tag verbringen Aleu, Taya und Sharaku bis zum Abend zu Hause. Da keiner wirklich Lust hat zu kochen, gehen sie in einem Lokal essen. Als sie das Lokal wieder verlassen, ist es bereits dunkel. „Buh, ich bin voll.“ Zufrieden reibt sich Taya ihren Bauch. „Wem sagst du das, es war wirklich lecker.“ Ein leichtes Gähnen entkommt Aleu. „Es wird wohl Zeit, dass ihr Beide ins Bett kommt.“ „Und was ist mit dir?“ Mit einer hochgezogenen Augenbraue sieht Taya zu Sharaku. „Ich treffe mich noch mit Tommas und Andre in Lias Bar. Wir wollen noch was zusammen trinken.“ „Übertriebs aber nicht!“ „Keine Sorge, das mach ich doch nie.“ Kurz wuselt Sharaku durch Tayas Haar. „Ich werde nicht al zulange weg sein.“ Seine Jacke schließend dreht Sharaku sich um und geht die immer noch belebte Straße entlang. „Mir fällt gerade ein, dass ich dir den großen Brunnen bei Nacht noch nicht gezeigt habe. Wollen wir noch dorthin?“ Erwartungsvoll blickt Taya zu Aleu. „Und was macht ihn besonders von tagsüber?“ Interessiert schaut Aleu Taya entgegen. „Nachts brennen die Fackeln am Brunnen. Dabei reflektiert das Wasser auf besondere Weise das Licht, da der Brunnen an vielen Stellen unterschiedlich tief ist und zusammen mit den Blüten, welche im Wasser schwimmen, ergibt das ein faszinierendes Bild.“ „Und worauf wartest du dann noch?“ Im gemütlichen Tempo gehen Aleu und Taya nebeneinander her. Je näher sie dem Brunnen kommen, desto verlassener werden die Straßen. Nach etwa einer Viertelstunde erreichen sie den Platz, wo sich der Brunnen befindet. Der Brunnen selbst ist vier Meter breit und sieben Meter lang. Umgeben wird er von fünf Stufen auf jeder Seite. Die Fackeln stehen nicht nur am Rand, sondern auch im Brunnen und besitzen unterschiedliche Größen. Zum Bedauern der Beiden brennt keine einzige Fackel. „Seltsam, die Fackeln brennen eigentlich sonst jede Nacht.“ Verwundert und enttäuscht nähert sich Taya mit Aleu dem Brunnen. Plötzlich beginnt Aleu zu zittern, was Taya nicht entgeht. „Was ist los?“ Die Besorgnis um ihre Freundin ist deutlich herauszuhören. „Ich habe plötzlich ein ungutes Gefühl.“ „Das tut mir jetzt aber nicht leid.“ Die kalte und gehässig klingende Stimme lässt die beiden erschrocken herumfahren. Aus den Schatten der Umgebung lösen sich zwei weibliche Ookamis. Die Größere der beiden trägt eine eisblaue lange Hose und einen eisblauen Pullover. Die andere trägt eine schwarze dreiviertel Hose und einen weinroten Pullover. Eine mit Stacheln besetzte Metallpeitsche ist ihre Waffe. Bei dem Anblick von Kaily tritt Aleu unweigerlich zwei Schritte zurück. Dies veranlasst Taya sich schützend vor Aleu zu positionieren. „Sieh einer an, die Missgeburt lässt sich von einer stinkenden Kitsune beschützen. Aber was soll man auch von einer wie dir sonst erwarten.“ Wütend knurrt Taya die, für sie fremde, Ookami an. „Oh, wie erbärmlich, habe ich dich etwa gekränkt, kleine Ratte.“ Dabei wirft sie Taya einen abschätzigen Blick zu. Am liebsten würde Taya dieser Frau an die Gurgel springen, doch sagen ihre Instinkte, dass sie vorsichtig sein sollte. Darum beschränkt Taya sich auf ein Verstärken ihres Knurrens. Aleu hingegen hat traurig den Kopf gesenkt, haben Kailys Worte sie verletzt. Dass Kaily ihre Freundin nicht anders behandelt, kränkt Aleu zusätzlich. „SIEH MICH GEFÄLLIGST AN, WENN ICH MICH SCHON HERABLASSE, MIT DIR ZU REDEN!“ Erschrocken folgt Aleu Kailys Aufforderung. „Ich hätte es schon damals beenden sollen, wovon mich dein Vater abgehalten hat. Du bist nicht würdig am Leben zu bleiben.“ Tränen laufen nun Aleus Gesicht herab. „Warum Mutter?“ Es war nur ein Flüstern, doch alle Anwesenden konnten es hören. Erschrocken über Aleus Worte, wendet sich Taya zu ihr. //Mutter? Soll das etwa bedeuten, dass Aleu die Narbe von ihr, ihrer eigenen Mutter zugefügt bekommen hat?// Gerade als Taya wieder zu den beiden Ookami blicken will, bekommt sie einen Schlag mit dem Handrücken einer Faust ins Gesicht, welche sie zu Boden befördert. Nachdem Kaily die Unaufmerksamkeit von Taya ausnutzt, um sie zur Seite zu befördern, legt sich ihre rechte Hand um Aleus Hals. Diese klammert ihre beiden Hände um Kailys, als diese zudrückt. Unfähig sich zu bewegen, breitet Panik sich in Aleus Körper aus, während sie immer schlechter Luft bekommt. Zischend wirft Kaily die nächsten Wörter Aleu entgegen. „Du elendes Halbblut hast nicht das Recht mich so zu nennen. Meine einzige Tochter starb vor etlichen Jahren. Ich wünschte du wärst damals an ihrer Stelle krepiert.“ Wütend drückt Kaily fester zu und genießt dabei die Angst und Hilflosigkeit von Aleu. Taya springt auf und will zu Aleu eilen, um ihr zu helfen, doch kaum, dass sie einen Schritt macht, schlingt sich etwas um ihren Hals und zieht sie nach hinten. Schmerzvoll kommt Taya mit dem Rücken auf dem steinigen Boden auf. Aus Reflex hat sie nach dem unbekannten Gegenstand gegriffen, welcher sich um ihren Hals gewickelt hat. Feine Rinnsale von Blut laufen aus den Wunden an ihrem Hals hinab. Ihre Finger haben sich an den Dornen der Peitsche ebenfalls verletzt. „Du solltest dich nicht einmischen Fuchsschlampe.“ Etwas fester zieht Irene an ihrer Peitsche, was Taya dadurch schmerzhaft auf keuchen lässt. Natürlich bleibt Tayas gescheiterter Versuch Aleu zu helfen von Kaily nicht unbemerkt. Mit einer neuen Idee schubst Kaily Aleu Richtung Brunnen. Schützend hält Aleu ihre Arme vor ihren Kopf, mit welchen sie dann auf den Stufen vom Brunnen aufschlägt. Der schmerzvolle Aufschrei lässt Taya erschrocken zusammenzucken. Sich zusammenrollend hustet Aleu stark, während der benötigte Sauerstoff durch ihren schmerzenden Hals strömt. Aleu ignorierend, schenkt Kaily ihre Aufmerksamkeit Irene und Taya. „Lass sie los!“ Verwundert führt Irene Kailys Befehl aus. „Wenn die Kleine unbedingt sterben will, sollten wir ihren Wunsch respektieren.“ Nun breitet sich auf Irenes Lippen ein verstehendes Lächeln aus. Sie würde die nun folgende Darbietung genießen, auch wenn das beutet, dass sie sich auf keinen Fall einmischen darf. Nach dem Taya wieder frei ist, kniet sie auf dem Boden und tastet vorsichtig ihren Hals ab, dabei zuckt sie bei jeder Wunde leicht zusammen. Nun reißt sie einen Streifen vom unteren Teil ihres Shirts ab und wickelt sich diesen um den Hals. Danach wirft sie einen Blick nach Aleu und stellt erleichtert fest, dass sie noch lebt. Noch immer liegt sie auf dem Boden zusammengerollt, aber ihr Körper bewegt sich deutlich. „Was ist nun? Gerade noch wolltest du gegen mich kämpfen und jetzt hockst du auf dem Boden. Wenn du dir es anders überlegt hast, kann ich mich ja wieder der Missgeburt zuwenden.“ Gelangweilt sieht Kaily zu Taya. Wütend richtet sich Taya auf. Ihre Fingernägel lässt sie zu Krallen werden, wodurch ihre Hände zu Klauen werden. Kampfbereit nimmt sie eine Pose ein. Kaily lässt ihre Hand ebenfalls zur Klaue werden, nimmt aber keinerlei Haltung ein. Entschlossen stürmt Taya auf Kaily zu, bei ihr angekommen, schlägt sie nach ihrem Gesicht. Mühelos blockt Kaily den Angriff und schlägt ihrerseits nach Tayas Gesicht. Diese lässt sich nach hinten fallen und tritt dabei nach ihrer Gegnerin. Aber auch dieser Angriff wird geblockt. Mit den Händen vom Boden abstützend macht Taya einen Rückwärtssalto. Gerade als sie mit den Füßen auf dem Boden aufkommt, muss sie mehrere Schläge von Kaily abwehren. So geht das einen Moment hin und her. Beide versuchen mit Schlägen und Tritten ihre Gegnerin zu treffen, doch kann die jeweils andere entweder ausweichen oder diese blocken. Taya ist zwar etwas schneller als Kaily, weswegen sie ihren Angriffen ausweichen kann, dafür besitzt Kaily weitaus mehr Kampferfahrung, wodurch sie die Angriffe vorhersehen und blocken kann. Augenscheinlich scheint keine der beiden für den Moment einen Vorteil zu besitzen. Allerdings macht sich in Taya langsam Unsicherheit breit, da keine ihrer Angriffe durchkommt. Dass Kaily immer noch gelangweilt wirkt, macht das Ganze nicht besser. Erneut versucht Taya ihre Gegnerin mit einem Schlag zu treffen. Diesmal weicht Kaily dem Schlag nicht nur aus, sondern dreht sich mit einer halben Körperrolle an Taya vorbei. Tief versenkt Kaily dabei ihre Krallen in der Seite von Taya. Schmerzvoll schreit Taya auf und stolpert nach vorne. Erschrocken hält sie sich ihre Wunde, dreht sich wieder zu ihrer Kontrahentin. Der gelangweilte Blick von Kaily ist einem kalten und mordlustigen gewichen. Genüsslich leckt sie sich das Blut von ihren Krallen, während sie Tayas Blick erwidert. Langsam wird Taya klar, dass Kaily anscheinend nur mit ihr gespielt hat. Zur der verstärkenden Unsicherheit, mischt sich nun Angst. Allerdings kann Taya Aleu nicht einfach im Stich lassen. Einen Moment der Unachtsamkeit kommt Taya schwer zu stehen, als Kailys Knie sich in Tayas Bauch vergräbt, stöhnt sie auf. Beim Zurücktaumeln kassiert Taya ein Fußkick gegen den Kopf, welcher sie zu Boden befördert. Durch den Treffer benommen, bleibt Taya auf dem Boden liegen. Kaily kennt aber keine Gnade und bombardiert sofort die auf dem Boden Liegende mit Tritten gegen den gesamten Körper. Verzweifelt versucht Taya ihren Kopf mit den Armen zu schützen, während sie bei jedem Treffer schmerzvoll aufschreit. Als Kaily ein leises Wimmern ihres Opfers vernimmt, fängt sie an zu lachen. Für sie gibt es keinen Grund mit ihrer Behandlung aufzuhören, wo es gerade doch so schön wird. Entsetzt über das, was Aleu sieht, richtet sie sich auf und eilt zu Taya. Sie hat zwar keine Ahnung, was sie tun kann, aber weiter tatenlos zusehen schon mal nicht. Nur hat sie die Rechnung ohne Irene gemacht, welche sich Aleu in den Weg stellt. Irene hat das Geschehen mit Freude beobachtet, jedoch Aleu nie aus den Augen gelassen. „Du willst Alpha Kaily doch nicht stören, während sie spielt, oder?“ Besorgt sieht Aleu an Irene vorbei, für den Moment hat Kaily von Taya abgelassen und schaut mit einem unheilvollen Grinsen zu ihrer Tochter. //So ist es recht. Sieh genau hin, was deine Schuld ist.// Kaily kniet sich zu der fast bewusstlosen Taya hinunter. Ihre linke Klaue legt sich um Tayas Hals, die rechte hat sie erhoben und zielt auf das Herz von Taya. Aus halb geöffneten Augen blickt Taya hinauf. „NEIN!“ Irene hält die sich währende Aleu mit festen Griff fest. Egal wie sehr Aleu sich gegen den Griff wehrt, sie kommt nicht frei. Hilflos muss sie mit ansehen, wie Kailys Klaue nach unten rast. Kapitel 15: Aufeinandertreffen Teil 2 ------------------------------------- Kurz nachdem Sharaku sich von Taya und Aleu getrennt hat, um zu Lias Bar zu gehen, hat er das Gefühl beobachtet zu werden. Trotz dass er unbemerkt die Umgebung absucht, kann er niemanden zwischen den Leuten auf der Straße ausmachen, welcher ihm folgt. In eine Seitengasse einbiegend, verlässt Sharaku die belebte Straße. Am Ende der Gasse angekommen, befindet er sich auf einem leeren Hinterhof. „Ich habe gehofft, dass du dich zeigst, sobald wir ungestört sind.“ Mit der linken Hand an seiner Schwertscheide, dreht Sharaku sich um, wobei er mit seinem Daumen sein Katana ein Stück herausgleiten lässt. Tatsächlich steht sein Verfolger in der einzigen Straße zum Hinterhof. Der Ookami trägt eine olivgrüne Hose und ein schwarzes T-Shirt. Um seine Handgelenke sind blaue Bandagen gewickelt. „Ich will ja auch nicht, dass man uns stört.“ Damit zieht er seine zwei Kurzschwerter, welche er bis eben auf dem Rücken getragen hat. „Da wir Beide uns vorher noch nie begegnet sind, wäre es nett von dir, mir deinen Namen zu verraten und zu sagen, warum du deine Waffen gezogen hast.“ Ruhig mustert Sharaku den Ookami. „Weil meine Alpha es mir befohlen hat. Es ist also nichts Persönliches. Devaki Ookami mein Name und dein Namen kenne ich bereits Sharaku.“ „Dein Alpha also, dann geht es wahrscheinlich um Aleu.“ Dass Devaki seinen Namen kennt, scheint Sharaku nicht zu beeindrucken. „Es tut mir leid, dir das zu sagen, aber wenn es um Freunde von mir geht, ist es was Persönliches.“ „Selbst da du jetzt weißt, dass es um Aleu geht, wirst du nicht rechtzeitig bei ihr und der Kitsune sein, um sie zu stören.“ Mitleidig blickt Devaki zu Sharaku. „Was hat dein Alpha mit Taya und Aleu vor?“ Durch Devakis Wortwahl und Blick alarmiert, macht sich Sorge bei Sharaku breit. „Sie hasst Aleu und wird sie töten, etwas was sie schon länger vorhatte. Was mit dieser Taya passiert, nun höchst wahrscheinlich wird sie sie aus Spaß auch töten.“ Überrascht über den doch plötzlichen Schlag, weicht Devaki nach hinten aus, wobei die Klinge ihn knapp verfehlt. Den zweiten Hieb pariert er mit seinen zwei Schwertern. „Nur über meine Leiche!“ Wütend zischt Sharaku die Worte seinem Gegenüber entgegen. „Dann lässt du mir auch keine andere Wahl.“ Wobei am Ende des Satzes ein leises Seufzen von Devaki folgt. Nun stößt Devaki seinen Gegner von sich und attackiert ihn sogleich. Schlag auf Schlag tauschen beide Kontrahenten aus. Einige werden geblockt, gekontert oder einfach ausgewichen. Beide nutzen dabei die gesamte Fläche des Hinterhofes auf dem sie kämpfen. Jedes Aufeinandertreffen von Metall auf Metall halt laut wider. Langsam fangen Devakis Hände an zu schmerzen, denn jeder Schwerthieb, den er abfängt, lässt seine Arme zittern. //Bei Fenris hat der Kraft.// Immer öfter weicht er deshalb Sharakus Angriffen aus, statt sie zu blocken. Erneut weicht Devaki einem Angriff aus und will sofort kontern, schlägt aber ins Leere. Verwundert hält er inne und blickt zu Sharaku, welcher jetzt mit etwas Abstand und mit dem Rücken zugewandt zu Devaki steht. „Mir reichst mit deiner Zeiträuberei.“ Sein Katana wieder in die Scheide steckend, geht Sharaku auf den Ausgang des Hinterhofes zu. „Ich habe Wichtigeres zu tun, als mit dir zu spielen.“ Dabei würdigt er seinen Gegner keines einzigen Blickes. Etwas bedröppelt steht Devaki von Sharakus Verhalten einfach da. //Ist der total bescheuert.// Schnell fasst er sich wieder und stürmt auf Sharaku zu. Dieser hat ihm immer noch den Rücken zugewandt, als er ihn erreicht und zum Schlag ausholt. Als die Klinge Sharaku erreicht, macht dieser plötzlich eine Körperdrehung, greift Devakis Arm mit seinen Händen, vollführt eine Drehung und schleudert Devaki gegen die nächst befindliche Wand. Erschrocken darüber muss er seine Schwerter fallen lassen, um sich mit seinen Händen abzufangen, um nicht mit dem Kopf gegen die Wand zu knallen. An der Wand abgefangen greift Sharakus Hand in Devakis Haarpracht und schlägt seinen Kopf gegen die Wand. Danach zieht er ihn nach hinten und tritt seine Beine weg, wodurch er mit Rücken und Kopf auf dem Boden aufschlägt. Sich die Doppelschwerter greifend, rennt Sharaku durch die Gasse zurück auf die Straße. Auf dieser angekommen, schlägt er die Richtung ein, aus der er gekommen ist. Nach ein paar Metern wirft er die Schwerter einfach zur Seite. Weil er keine Ahnung hat wo sich Taya und Aleu befinden, lässt er sich von seinem Gefühl leiten. „FLOH.“ Überrascht wer um diese Uhrzeit noch was von ihr will, dreht sie sich zu der bekannten Stimme um. Als Floh Sharaku erkennt, welcher auf sie zugerannt kommt, wartet sie, bis er bei ihr ist. „Hey, was gibt's? Ich hoffe es ist nichts Dienstliches, immerhin ist meine Schicht um.“ Dabei zeigt sie auf ihre Kleidung. „Hast du zufällig Taya und Aleu gesehen?“ Erwartungsvoll sieht Sharaku zu Floh, welche dadurch verwirrt wird. „Vorhin erst, sie sind Richtung großen Brunnen gegangen, aber ob sie auch dort sind.“ Bevor sie noch was sagen kann, schaut sie einem davonrasenden Sharaku hinterher. Durch Sharakus Verhalten alarmiert, rennt Floh in eine andere Richtung. Als Sharaku den Brunnen endlich erreicht, erkennt er wie Aleu sich gegen den Griff einer anderen Ookami wehrt. „NEIN!“ Aleus Blick folgend erkennt er Tayas gefährliche Lage. Kurz bevor die andere Ookami ihre Klaue auf Taya hinabsausen lässt, kann er ihre goldenen Augen sehen. „KAILY.“ Überrascht hält die Gerufene inne, es klang nicht nach Devaki und wer sonst sollte ihren Namen kennen. Als sie aufblickt, erkennt sie einen schwarzhaarigen Menschen mit gezogenem Schwert. Trotz dass sie ihn nicht kennt, kommt ihr sein Gesicht doch bekannt vor. Nicht nur Kaily ist verwundert, sondern auch Aleu und Irene. Während Aleu sich fragt, woher Sharaku den Namen ihrer Mutter kennt, versteht Irene nicht warum der Mensch ihre Alpha Kaily zu kennen scheint. Kailys nächste Worte sind für alle deutlich zu hören. „Sieh einer an, noch so eine Missgeburt von Halbblut. Ich hätte nicht gedacht, dass ich Ayumis stinkenden Sohn treffe.“ Durch Sharakus Auftauchen lässt Kaily von Taya ab. Sharaku lässt sich durch Kailys Worte nicht provozieren. Da er weiß, dass seine Mutter für einige Zeit bei den Ookamis gelebt hat, ist es nicht verwunderlich, dass sie den Namen seine Mutter kennt. Zudem ist für Sharaku jetzt wichtiger dafür zu sorgen, dass der verletzten Taya nichts weiter geschieht. Als Sharaku auf Kaily zustürmt, verpasst Irene Aleu einen Schlag in den Nacken, der sie bewusstlos macht. Nur für den Fall, dass sie sich einmischen will. Noch während Irene Kaily zur Hilfe kommt, taucht Devaki vor Sharaku auf. Beide kreuzen die Klingen, bevor sie wieder auf Abstand gehen. „Devaki, habe ich dir nicht befohlen, dafür Sorge zu leisten, dass wir nicht gestört werden? Dein Versagen wird noch Konsequenzen haben!“ Durch Kailys wütende Stimme zuckt Devaki zusammen. „Hey Menschlein, sieh mal her!“ Der Aufforderung von Irene Folgen leistend, sieht Sharaku zu ihr. Was er sieht, gefällt ihm nicht. Irene hat Taya hochgezogen und nun ihren linken Arm um Tayas Hals gelegt. In der rechten Hand hält sie ein Messer, welches auf den Unterleib von Taya gerichtet ist. „Lass deine Waffe fallen oder ich sorge dafür, dass die Fuchsschlampe niemals Bastarde gebären kann.“ Aus immer noch halbgeöffneten Augen blickt Taya zu Sharaku. Mühevoll schüttelt sie sachte mit dem Kopf. //Tu das nicht Sha.// Sharaku hat das Kopfschütteln von Taya gesehen, doch lässt er sein Katana fallen. Mit dem rechten Fuß kickt er es zur Seite. Daraufhin ist von Irene ein erfreutes Lachen zu hören. „Na los Devaki, worauf wartest du, entledige dich ihm.“ Bevor er auf Irene hören kann, mischt sich Kaily ein. „Vergiss es, er hat bereits einmal versagt, wir machen das anders. Na los, komm gefälligst her!“ Nun wendet Kaily sich wieder Taya zu. Mit beiden Händen umfasst sie ihr Gesicht und zwingt Taya ihr in die Augen zu sehen. Für eine Weile starrt Kaily in Tayas Augen, bevor sie von ihr ablässt. „Na los kleine Füchsin, greif den Mensch an und töte ihn!“ Daraufhin lässt Irene auch Taya los. Erschrocken, dass Taya plötzlich auf ihn zustürmt und ihre Krallen nach ihm schlägt, kann Sharaku dem ersten Angriff nur knapp ausweichen. Dabei erkennt er das Entsetzen bei Taya, das sie dies wirklich tut. Unfähig Taya ernsthaft verletzen zu können, beschränkt Sharaku sich auf Ausweichen und Verteidigen. Da Taya aber viel schneller und gelenkiger ist, muss Sharaku einige Treffer einstecken. Zu seinem Glück sind diese fast nur Schläge und Tritte. Tayas Krallen kann er überwiegend ausweichen oder abwehren. Dabei entgeht Sharaku auch nicht, dass jede Bewegung von Tayas geschunden Körper, ihr starke Schmerzen bereitet. Trotz dass ihr Körper vor Belastung zittert und schweißbedeckt ist, greift sie mit gleicher Intensität wie am Anfang an. Bei der sich nächstbesten Gelegenheit schnappt Sharaku sich Taya und hält sie von hinten fest umklammert. Für den Moment scheint Sharaku Taya im Griff zu haben, da sie sich nicht befreien kann. Selbst als Taya ihre Zähne in einen Unterarm von Sharaku vergräbt, löst er den Griff nicht. Als sie noch weiter zubeißt, kann sich Sharaku dem Drang, nach Tayas Kopf zu schlagen, um sich zu befreien, nur schwer widersetzen. Kaily und Irene folgen zufrieden dem Schauspiel. Die Hilflosigkeit des Menschen gegenüber der Kitsune und besonders das Entsetzen und die Verzweiflung der Kitsune sind ein Genuss für sie. Nur Devaki hat den Blick von dem Schauspiel abgewendet. //Ich denke, wir sollten es zu Ende bringen, kleine Kitsune.// Bevor Kaily jedoch Taya gedanklich einen Befehl geben kann, muss sie einem Speer ausweichen. Wütend über die Störung blickt Kaily in die Richtung, aus welcher der Speer geflogen kam. Zufrieden stellt Ben fest, dass Taya, nachdem er eine der Ookami angegriffen hat, nun zusammengesunken von Sharaku gehalten wird. //Dann stimmen also die Legenden von Ookami mit besonderen Fähigkeiten.// „Gut, dass du Alarm geschlagen hast Floh, wer weiß, was sonst noch passiert wäre.“ Schnell macht Tommas sich einen Überblick. Bevor er allerdings Befehle an seine Untergebenen geben kann, ziehen sich die Ookamis zurück. Da die Verletzten Vorrang haben und sie zu wenige sind, lässt Tommas sie nicht verfolgen. Während Floh und Andre zu Sharaku und Taya gehen, begibt sich Ben zu Aleu. Tommas hingegen gibt Befehle an Marike weiter, welche die Blondine sofort ausführt und den Platz verlässt. Bei Aleu angekommen fühlt Ben ihren Puls. Vorsichtig hebt er sie hoch und begibt sich zu den anderen. „Oh mein Gott, Taya, Süße.“ Entsetzt beugt Floh sich zu der bewusstlosen Taya hinunter, welche auf Sharakus Schoß liegt. Dabei stellt sie fest, dass Sharaku selbst nur wenig besser aussieht. „Floh geh bitte schon mal ins Krankenhaus vor und sag Bescheid, dass sie drei Patienten bekommen.“ „Aber.“ Beruhigend legt Andre eine Hand auf Flohs Schulter. „Wir kümmern uns um die beiden.“ „Na gut.“ Damit steht sie auf und macht sich auf den Weg, wobei sie fast in Tommas hineingelaufen wäre. Behutsam nimmt Andre Taya von Sharaku ab. Dieser wird von Tommas gestützt und gemeinsam machen sie sich auf den Weg ins Krankenhaus. Kapitel 16: Nachwirkungen Aleu ------------------------------ Seit dem Vorfall mit Kaily sind inzwischen vier Tage vergangen. In sich gekehrt sitzt Aleu auf einer Couch im Wohnzimmer. Ihr Blick liegt auf ihrem linken Handgelenk, welches mit einem Verband umwickelt ist. Zum Glück ist es nur geprellt und nicht schlimmeres. Als Sharaku sich zur ihr setzt, wirft Aleu ihm einen kurzen, traurigen Blick zu. Im Gegensatz zu Sharaku und Taya hat Aleu am wenigsten abbekommen. Bis auf ihr Handgelenk hat Aleu nur noch die Würgemahle an ihrem Hals, welche ihre Mutter ihr zugefügt hat. Ohne dass einer der Beiden etwas sagt, lässt Aleu sich ihren Hals von Sharaku mit einer Salbe einreiben. Diese hat sie im Krankenhaus bekommen und sorgt für eine schnellere Heilung. Sie kommt dabei nicht umher einen Blick auf Sharakus bandagierten rechten Unterarm zu werfen. Erst etwas später hat sie erfahren, wie die Verletzung entstanden ist. //Ich hätte sie irgendwie warnen sollen, doch wie hätte ich erklären sollen warum? Ich kann unmöglich jedem, den ich mag von der Gabe erzählen.// Nur am Rande bemerkt Aleu wie Sharaku aufsteht und in der Küche verschwindet. Als er wieder aus dieser herauskommt, trägt er ein Tablett mit Essen und Trinken. Aus dem Augenwinkel beobachtet Aleu, wie er damit die Treppen hoch geht. Das erste was Aleu bemerkt, nachdem sie wieder zu sich kommt, ist der Stoff von einem Bett. Gefolgt von dem Geruch von Desinfektionsmitteln. //Ich hasse diesen Geruch.// Erst jetzt öffnet sie ihre Augen und blickt einer weißen Decke entgegen. Einen Augenblick später kräuselt Aleu ihre Stirn. //Wie komme ich eigentlich hierher? Was ist mit Taya?// Schnell richtet sie sich mit den Händen abstützend auf. „Au.“ Schmerzhaft zieht Aleu ihre linke Hand zurück. Erst jetzt bemerkt sie einen Verband um ihr linkes Handgelenk. Nun, wo Aleu aufrecht sitzt, schaut sie sich im Zimmer um. Es ist nicht sehr groß und außer ihr befindet sich niemand sonst hier. Auf dem Tisch neben ihrem Bett stehen ein Becher und ein Krug mit Wasser. //Genau was ich jetzt brauche.// Als Aleu wegen ihres trockenen Hals schluckt, zuckt sie kurz zusammen. Mit dem Finger ihrer rechten Hand berührt sie vorsichtig den Hals. Dabei spürt sie eine klebrige Substanz. //Ach stimmt ja, ich wurde gewürgt.// Um nicht an dieses Geschehnis denken zu müssen, füllt Aleu sich lieber Wasser in den Becher. Jeder Schluck aus dem Becher schmerzt etwas. Nach dem Aleu den Becher wieder abgestellt hat, will sie sich hinlegen, als die Tür geöffnet wird. „Du bist also auch wach.“ Mit der linken Hand schnappt Sharaku sich ein Stuhl und stellt ihn neben Aleus Bett ab, worauf er sich niederlässt. „Die Ärzte haben gemeint, dass, sobald du wach bist, nichts dagegen spricht dich zu entlassen. Du musst nur zwei Mal täglich diese Salbe auf den Hals schmieren.“ Die besagte Salbe holt er aus seiner linken Jackentasche und stellt sie auf dem Tisch ab. Schon als Sharaku das Zimmer betreten hat, ist Aleu der Verband um seinen rechten Unterarm aufgefallen. „Was ist mit Taya und was ist geschehen, nachdem du aufgetaucht bist? Immerhin wurde ich bewusstlos geschlagen.“ Drängend blickt Aleu Sharaku an. Mit einem Seufzen lehnt er sich im Stuhl zurück. „Ich komme gerade von ihr, sie wollen sie bis Morgen zur Sicherheit noch hier behalten. Zwei gebrochene Finger, eine angebrochene Rippe, ein paar Kratzer und mehrere Hämatome. Ansonsten geht es ihr körperlich gut, wenn man von den Schmerzen absieht.“ Mit Zeigefinger und Damen massiert Sharaku sich an der Nasenwurzel. Traurig hat Aleu ihren Kopf gesenkt. „Und was noch?“ „Abgesehen von meinem Arm, welchen ich schonen soll, habe ich nur ein paar blaue Flecke abbekommen.“ Kurz hebt Aleu ihren Kopf. „Jedenfalls, als Tommas mit Verstärkung eingetroffen ist, haben sich die Drei zurückgezogen. Danach haben sie uns hierher geholfen.“ Das Sharaku was verschweigt kann Aleu spüren, doch ihn jetzt danach zu fragen, traut sie sich nicht. Schweigend sitzen sich die Beiden nun gegenüber. Seit Taya aus dem Krankenhaus entlassen wurde, hat sie in der Zwischenzeit ihr Zimmer nur verlassen, um ins Bad zu gehen. Seit dieser Zeit hat sie auch kaum mit jemanden gesprochen und wenn, doch nur das Nötigste. Den möglichen Grund dafür hat Aleu ausgerechnet von Ben erfahren. //Es tut mir leid.// Mit einem Seufzer steht Aleu von der Couch auf, schnappt sich den blauen Schal, welchen Sharaku auf ihren Wunsch gekauft hat, wickelt sich diesen um den Hals und verlässt das Haus. Ohne darauf zu achten wohin sie geht, lässt Aleu sich von ihren Füßen tragen. Als Aleu das Krankenhaus gerade verlässt, bleibt sie kurz stehen. An der Mauer des Krankenhauses lehnt Ben. Als er Aleu bemerkt, stößt er sich ab und kommt auf Aleu zugelaufen. Nervös sieht sie sich um, da die vorherigen Aufeinandertreffen nicht unbedingt freundlich verlaufen sind. Nach dem Ben bei ihr angekommen ist, mustert er Aleu kurz. „Da wir noch nicht wissen, ob sich die Angreifer in der Stadt befinden, ist es vorerst sicherer, wenn du nicht alleine unterwegs bist.“ Überrascht blickt Aleu ihr Gegenüber an, war in Bens Stimme nicht der gleiche verachtende Ton wie bisher. „Danke.“ Mit einem Schnauben dreht Ben seinen Kopf zur Seite. „Bilde dir bloß nichts darauf ein.“ Zusammen machen sich beide Richtung Hafenviertel auf. Unterwegs spürt Aleu viele Blicke der Leute auf sich, an denen sie vorbeikommen. //Sie geben mir die Schuld oder halten mich für einen der Angreifer.// Mit geknicktem Kopf und traurigem Blick läuft Aleu weiter. Erneut kann Aleu ein Schnauben von Ben hören. „Es ist dein Hals.“ Verwirrt sieht Aleu zu Ben. „Dein Hals ist komplett blau, wahrscheinlich glauben sie noch, dass du das von mir hast.“ Trocken lacht Ben auf. „Wenn wir dich für eine Gefahr halten würden, wärst du schon längst eingesperrt.“ Unweigerlich schleicht sich ein Lächeln auf Aleus Lippen. //Mein Hals also.// Für einen Moment breitet sich Stille aus, die von Ben gebrochen wird. „Beherrscht du auch die Fähigkeit andere zu kontrollieren, wie die eine Ookami?“ Erschrocken bleibt Aleu stehen und starrt Ben mit erbleichtem Gesicht an. „Woher weißt du von der Gabe?“ Mit ernstem Blick sieht Ben zu Aleu. „Es gibt bei den Kitsunen Legenden über Ookamis mit besonderen Fähigkeiten. Zudem gibt es keinen vernünftigen Grund, weshalb Taya versuchen sollte Sharaku zu töten.“ //Was? Bei Tor, was hast du getan Mutter?// Nur am Rande bekommt Aleu mit, wie Ben ihr wieder aufhilft, nachdem Aleu eingeknickt ist. Bis zum Haus sagt keiner mehr was. Erst als Aleu sich setzt, bemerkt sie, dass sie auf dem Rand des Brunnens sitzt, wo sie gestern das Aufeinandertreffen mit ihrer Mutter hatte. Mit einer Hand kreist sie im Wasser vom Brunnen. Die dabei entstehenden Wellen beobachtet Aleu gedankenverloren. //Wieso hast du mich so Mutter? Ist es nur weil mein Vater ein Inu war? Aber Luna hast du nicht so gehasst und das, obwohl sie meine Schwester war.// Traurig seufzt Aleu auf. //Halbblut, so beschimpfst du mich immer. Ach Dad, ich wünschte, du wärst noch am Leben. Ich bräuchte dich jetzt.// Mit der freien Hand wischt Aleu sich die Tränen aus dem Gesicht, welche gerade ihre Wangen hinablaufen. //Halbblut.// Nachdenklich zieht Aleu ihre Stirn kraus, während sie dabei schnieft. Erinnert sie sich gerade, dass ihre Mutter auch Sharaku so bezeichnet hat, nachdem er ihren Namen gerufen hatte. //Wieso und woher kennt Sharaku ihren Namen?// Als ihr Blick wieder zum Wasser und ihrer nun ruhigen Hand gleitet, verlässt ein Seufzer ihren Mund. Erneut verdunkelt sich das Wasser bis Aleu den Grund sehen kann und wieder steigt Nebel empor. Die erste Projektion zeigt Kaily in jungen Jahren, schätzungsweise nicht älter als 12 Jahre. Lachend tobt sie mit anderen Ookamikinder rum. Traurig lässt Aleu diese Projektion verschwinden, hat sie ihre Mutter selten fröhlich lachen gesehen. In der nächsten aufsteigenden Projektion erkennt Aleu ihre Großmutter Makawee. In ihren Händen trägt sie ein weißes Kleid mit eisblauen Mondsicheln. Mit diesem schreitet sie durch ein Haus auf ein Zimmer zu. Ohne anzuklopfen, betritt sie dieses. Eine schwarzhaarige Frau sitzt im Schneidersitz auf dem Bett. Kurz blickt sie lächelnd von ihrem braunen Buch auf, bevor sie noch was niederschreibt. Damit fertig legt sie das Buch offen zur Seite. Makawee legt das Kleid auf einen Stuhl und setzt sich neben die Frau. Nun unterhalten sich die Beiden und da Aleu eh nichts hören kann, beschließt sie die Szene zu wechseln. Erneut wird die schwarzhaarige Frau gezeigt, aber diesmal mit geschultertem Rucksack. Anscheinend verabschiedet sie sich von ihren Großeltern am Dorfeingang. Nachdem sich Makawee und die Frau umarmt haben, verlässt sie das Dorf. Während Inyan und Makawee im Dorf verschwinden, folgt die Projektion der Frau. Aleu will gerade rühren, als hinter einem Baum ein Ookami hervortritt. //Ist das nicht Kishia?// Aufmerksam beobachtet Aleu das folgende Geschehen. Sobald Kishia vor der Frau steht, legt er seine rechte Hand an ihre linke Wange. Traurig sehen sich Beide an, während sie einige Worte miteinander wechseln. Kurz schüttelt Kishia den Kopf, bevor er die Frau aufmunternd anlächelt. Beide versinken dann in einem längeren Kuss. Ungläubig beobachtet Aleu das Bild. //Sollte das der Grund sein? Aber er sieht nicht aus wie einer. Es würde aber ihre Bezeichnung erklären.// Um ihre Gedanken zu ordnen, schüttelt Aleu ihren Kopf. Kapitel 17: Nachwirkungen Taya ------------------------------ Taya liegt auf ihrem Bett und schaut mit starrem Blick auf die Zimmerdecke. Die linke Hand liegt auf ihrem Bauch. Der kleine Finger sowie der Ringfinger ihrer linken Hand sind geschient. //Ich hasse es krank im Bett liegen zu müssen.// Als es an der Tür klopft, dreht Taya sich auf die linke Seite und wendet somit der Tür ihren Rücken zu. Bei dieser Aktion zuckt sie wegen dem Schmerz ihrer angebrochenen Rippe zusammen. Trotz dass Taya auf das Klopfen nicht reagiert, wird die Tür geöffnet. Durch die Schritte erkennt sie, dass Sharaku ihr Zimmer betritt. Sie hört Sharaku seufzen und dass er, wie die letzten Tage, ein Tablett auf ihrem Tisch abstellt. Nun nähern sich die Schritte ihr und als sich die Matratze hinter ihr etwas senkt, weiß Taya, dass Sharaku nun hinter ihr sitzt. „Du solltest etwas mehr essen, nur so bleibst du bei Kräften.“ Aus Sharakus Stimme hört Taya, dass er sich Sorgen macht, weshalb sie ein Brummen von sich gibt. „Taya...“ „Ich hab keinen großen Hunger!“ Damit ist für Taya das Thema beendet. Wartend, dass Sharaku was macht, blickt sie aus dem halbgeöffneten Fenster. „Willst du mir nicht den tatsächlichen Grund nennen. Das ist sonst nicht deine Art oder willst du darüber lieber mit Merle reden?“ „Geh einfach, bitte.“ Doch Sharaku scheint Tayas Bitte zu ignorieren. Dass Sharaku sich bewegt kann Taya hören und an der Bewegung auf dem Bett spüren. „Wenn es wegen der Sache am Brunnen ist, dann rede bitte mit mir. Es gibt keinen Grund, dass du dir die Schuld dafür gibst.“ Leicht aufgebracht durch seine Worte dreht Taya sich zu Sharaku. „Nicht schuld. Hast du überhaupt eine Ahnung, was in mir los ist?“ Nun setzt sich Taya im Schneidersitz auf dem Bett hin. Dabei zuckt sie wegen ihrer Rippe erneut kurz zusammen. „Hast du überhaupt eine Ahnung, was das für ein Gefühl ist? Wenn du auf einmal die Kontrolle über deinen eigenen Körper verlierst und nur tatenlos zusehen kannst, wie dieser eine dir wichtige Person angreift um sie zu töten.“ Ohne es zu wollen hat Tayas Körper angefangen zu zittern. Da Taya für einen Moment die Augen geschlossen hat, öffnet sie diese überrascht, als sie Hände auf ihren Schultern spürt. Ernst blickt Sharaku ihr entgegen. „Dich trifft keine Schuld. Du hast es doch gerade selbst gesagt, dass dein Körper kontrolliert wurde.“ „Aber ich hätte mich wehren müssen. Die Kontrolle über meinen Körper zurückzugewinnen.“ Leicht beißt Taya sich auf die Unterlippe, als die ersten Tränen ihre Wangen hinab laufen. Um nicht Sharaku anzusehen, blickt sie zur Seite. „Sieh mich an. Na los, sieh mich bitte an.“ Sanft dringen seine Worte in Tayas Ohren. Nur langsam kommt sie seiner Bitte nach. „Ich weiß, dass du dich gewehrt hast, dass du um die Kontrolle deines Körpers gekämpft hast. Aber leider können wir nicht alle Kämpfe für uns gewinnen.“ Währen dessen sind sich Tayas und Sharakus Gesichter näher gekommen, weshalb Taya nur noch halb Sharakus Worte lauscht. „Sha.“ Leise spricht sie den Namen ihres Gegenübers, während Taya ihre linke Hand an seine Wange legt. „Ja.“ Beide Gesichter nähern sich, wobei sich ihre Lippen fast berühren. „SHARAKU BIST DU ZU HAUSE, HEY SHARAKU!“ Erschrocken über die lauten Rufe sind beide zurückgeschreckt. „Ich seh mal nach, weshalb Tommas mich sucht.“ Sich vom Bett schwingend verlässt Sharaku Tayas Zimmer zügig. Die zurückgelassene Taya starrt erst zur Tür, durch welche Sharaku verschwunden ist. Sie braucht einen Augenblick um zu begreifen, was fast passiert wäre. Mit geröteten Wangen beißt Taya sich auf die Unterlippe. //Wir hätten uns fast geküsst. Kann es sein dass... Nein, oder doch. Wenn Tommas nicht gestört hätte, dann...// Jetzt bildet sich ein verärgerter Ausdruck auf Tayas Gesicht. Zornesfalten haben sich auf Tayas Stirn gebildet und ihre rechte Hand ist zur Faust geballt. //Na warte Tommas, dafür wirst du büßen.// Seit Sharaku ihr Zimmer verlassen hat, ist schon über eine halbe Stunde vergangen. Da sich ihr Hunger wieder gemeldet hat, hat sie das gebrachte Essen fast vollständig gegessen. Gelangweilt liegt Taya nun wieder auf dem Bett, wobei sie etwas am Dösen ist. Dadurch nimmt sie das Klopfen an der Haustür nicht wirklich wahr. Erst ein lauter Pfiff erregt ihre Aufmerksamkeit, welcher von einem Ruf begleitet wird. „Ich weiß, dass du da bist!“ //Na toll, was wollen die beiden denn?// Mit einem Murren steht Taya vom Bett auf und verlässt ihr Zimmer. Die Treppen steigt sie langsam hinab, da einige Bewegungen ihr Schmerzen bereiten. Unten angekommen öffnet Taya die Tür und blickt in Rons und Zarrins Gesicht. Während Zarrin sie kurz mustert, hebt Ron zur Begrüßung seine rechte Hand. „Jo, du siehst scheiße aus, was hast du denn getrieben?“ Allerdings ignoriert Taya Ron und Zarrin, als sie einen Ookami erblickt. Einen Wimpernschlag später liegt der Ookami auf dem Rücken. Seine Hände werden von Taya zu Boden gedrückt, während sie auf ihm sitzt. Hasserfüllt sieht Taya den Ookami an, während gefährliche knurrende Geräusche ihre Kehle verlassen. Gefährlich fletscht Taya ihre Zähne, während sie sich zu ihm gebeugt hat. Die Botschaft scheint anzukommen, da der Ookami regungslos liegen bleibt und keine Anstalten macht sich von Taya zu befreien. Ron und Zarrin können nur tatenlos zusehen. Sie würden es nie zugeben, aber im Moment haben beide zu viel Angst vor Taya um einzugreifen. Kapitel 18: Nachwirkungen Sharaku --------------------------------- Mit einer Tasse Tee lehnt Sharaku gegenüber der Arbeitsfläche in der Küche. Seit der Sache am Brunnen verhalten sich Taya und Aleu als sei das Geschehene ihre Schuld. Erst hat er gedacht, die beiden brauchen nur etwas Zeit um das Ganze zu verarbeiten, aber anscheinend muss er doch was unternehmen. Den letzten Schluck aus der Tasse nehmend stellt Sharaku diese auf den Tisch und greift sich die Salbe aus dem Krankenhaus. Mit dieser betritt er das Wohnzimmer. Auf der Couch sitzend findet er Aleu vor. Ihr Blick wirkt abwesend auf Sharaku. Langsam geht Sharaku auf Aleu zu und setzt sich neben sie. Kurz bekommt er von Aleu einen traurigen Blick zugewendet. Schweigend öffnet er die Dose mit der Salbe und verteilt vorsichtig die gelige Masse auf Aleus Hals. Nebenbei bemerkt Sharaku, dass Aleu auf seinen Verband am rechten Unterarm starrt. Kurz darauf scheint sie in Gedanken zu versinken. Nach dem Sharaku mit der Prozedur fertig ist, schließt er die Dose. Beim Aufstehen wirft er Aleu noch einen kurzen Blick zu, bevor er wieder in die Küche geht. Dort stellt er die Salbe zur Seite und wäscht sich die Hände. Als seine Hände getrocknet sind, wendet er sich dem bereits vorbereiteten Tablett für Taya zu. Auf dieses stellt er noch sechs nun abgekühlte Zavomuffins. //Hoffentlich hat Taya auf diese Appetit.// Mit einem Seufzen nimmt er das beladene Tablett. Kurz muss Sharaku scharf die Luft einziehen, als ein stechender Schmerz durch seinen Arm jagt. //Ich sollte meinen Arm wirklich mehr schonen.// Langsam verlässt Sharaku die Küche und geht zu der Treppe, welche er emporsteigt. Oben angekommen begibt er sich zu Tayas Zimmertür. Leise klopft er an dieser an, auch wenn er keine Antwort erwartet. Mit dem linken Fuß schiebt er die angelehnte Tür auf. Im Zimmer erblickt er Taya, welche mit dem Rücken zu ihm gewendet in ihrem Bett liegt. Da Sharaku das Tablett erst mal abstellen will, geht er auf Tayas Tisch zu. Ein Seufzen entrinnt seiner Kehle, als er erkennt, dass Taya wieder kaum das letzte Essen angerührt hat. Das jetzige Tablett stellt er neben das alte ab. //Es wird wohl Zeit, dass wir das ändern.// Mit ein paar Schritten steht Sharaku vor Tayas Bett und setzt sich hinter ihr auf dieses. „Du solltest etwas mehr essen, nur so bleibst du bei Kräften.“ Seine Besorgnis um Taya ist aus seiner Stimme deutlich zu vernehmen. Als Antwort bekommt er nur ein Brummen von ihr. „Taya...“ „Ich hab keinen großen Hunger!“ Deutlich hört er, dass es damit für sie erledigt ist. //So leicht wirst du mich nicht los.// „Willst du mir nicht den tatsächlichen Grund nennen. Das ist sonst nicht deine Art oder willst du darüber lieber mit Merle reden?“ „Geh einfach, bitte.“ Den leicht flehenden Unterton ignoriert Sharaku. Nun dreht er sich vollständig zu Taya und setzt sich auf seine Beine. „Wenn es wegen der Sache am Brunnen ist, dann rede bitte mit mir. Es gibt keinen Grund, dass du dir die Schuld dafür gibst.“ Endlich dreht Taya sich zu Sharaku um. „Nicht schuld. Hast du überhaupt eine Ahnung, was in mir los ist?“ Etwas aufgebracht setzt sich Taya im Schneidersitz auf ihr Bett. Dass sie kurz zusammenzuckt, entgeht Sharaku nicht. „Hast du überhaupt eine Ahnung, was das für ein Gefühl ist? Wenn du auf einmal die Kontrolle über deinen eigenen Körper verlierst und nur tatenlos zusehen kannst, wie dieser eine dir wichtige Person angreift um sie zu töten.“ Leicht beginnt Tayas Körper zu zittern. Beruhigend legt Sharaku seine Hände auf Tayas Schultern. Da sie ihre Augen gerade geschlossen hat, öffnet Taya sie überrascht. Ernst blickt Sharaku ihr entgegen. „Dich trifft keine Schuld. Du hast es doch gerade selbst gesagt, dass dein Körper kontrolliert wurde.“ „Aber ich hätte mich wehren müssen. Die Kontrolle über meinen Körper zurückzugewinnen.“ Die ersten Tränen laufen Tayas Gesicht hinab, während sie sich auf ihre Unterlippe beißt. Den Kopf wendet sie zum Fenster ab. Mit sanfter Stimme redet er auf Taya ein. „Sieh mich an. Na los, sieh mich bitte an.“ Nur langsam kommt sie seiner Bitte nach. „Ich weiß, dass du dich gewehrt hast, dass du um die Kontrolle deines Körpers gekämpft hast. Aber leider können wir nicht alle Kämpfe für uns gewinnen.“ Währenddessen sind sich Tayas und Sharakus Gesichter näher gekommen, weshalb Sharakus Blick auf Tayas Lippen ruht. „Sha.“ Leise spricht sie seinen Namen aus, während Taya ihre linke Hand an seine Wange legt. „Ja.“ Beide Gesichter nähern sich, wobei sich ihre Lippen fast berühren. „SHARAKU BIST DU ZU HAUSE, HEY SHARAKU!“ Erschrocken über die lauten Rufe sind beide zurückgeschreckt. „Ich seh mal nach, weshalb Tommas mich sucht.“ Sich vom Bett schwingend, verlässt Sharaku Tayas Zimmer zügig. Auf dem Weg nach unten weiß er nicht, ob er wegen der Störung verärgert oder erfreut sein soll. Beim Weg zur Tür bemerkt Sharaku, dass Aleu nicht mehr im Haus ist. Die Tür öffnend blickt er einem ernst schauenden Tommas entgegen. „Was ist der Grund für deinen Besuch?“ Ohne es zu wollen klingt Sharaku leicht verärgert. „Ich habe gerade erfahren, dass Ron und Zarrin wieder zurück sind. Ein Ookami ist zu dem in ihrer Begleitung. Es ist wohl besser, wenn uns Aleu sagen kann, ob von ihm eine Gefahr ausgeht. Ich will nicht noch mal eine böse Überraschung erleben.“ „Ist gut, ich mach mich auf die Suche nach ihr.“ Ein Nicken kommt von Tommas, bevor er geht. //Na hoffen wir mal das Beste.// Schnell zieht er sich Schuhe und eine Jacke an. Mit zügigen Schritten macht er sich auf die Suche nach Aleu. Die erste Viertelstunde sucht Sharaku ohne Erfolg. Darum beschließt er sein Glück am großen Brunnen. Etwa zehn Minuten später erreicht er dem Platz und kann von weitem Aleu erkennen. Nach dem Sharaku sich Aleu nähert, erkennt er, dass sie eine Hand im Wasser des Brunnen hat, während sie konzentriert auf die Wasseroberfläche starrt. Um sie nicht zu erschrecken, bewegt er sich langsam auf sie zu. Dabei sieht er wie Aleu im Wasser rührt und kurz danach den Kopf schüttelt. Bei ihr angekommen stellt er sich neben Aleu und blickt ebenfalls ins Wasser. Doch außer den Spiegelbildern von beiden kann Sharaku nichts Interessantes entdecken. Da Aleu nun ihren Blick zu Sharaku wendet, scheint sie ihn bemerkt zu haben. „Wie geht es dir?“ Dabei setzt Sharaku sich neben Aleu auf den Brunnenrand. Allerdings wendet Aleu ihren Kopf ab. „Es tut mir leid.“ Auf diese Aussage muss Sharaku seufzen. „Und wieso glaubst du, dass es deine Schuld ist? Immerhin bist du für das Gesehene nicht verantwortlich.“ Gespannt sieht er Aleu an. Noch immer hat Aleu den Kopf abgewendet. „Weil ich euch hätte warnen müssen. Ich wusste, dass sie mich finden wird.“ Deutlich kann Sharaku sie schlucken hören. „Mit sie meinst du deine Mutter Kaily, oder?“ Nun sieht Aleu überrascht zu Sharaku. „Woher?“ „Ihr seht euch ähnlich, darum dachte ich mir, warum nicht ein Schuss ins Blaue wagen und anscheinend habe ich recht.“ Traurig senkt Aleu ihren Kopf. „Nehmen wir mal an du hättest uns gewarnt, was hätte das groß geändert? Klar wären wir aufmerksamer gewesen, aber wer sagt, dass es dann nicht geschehen wäre? Wahrscheinlich währen nur der Ort und der Zeitpunkt ein anderer gewesen. Verhindert hätte es das aber nicht.“ Aufmunternd sieht er Aleu an. „Für die Taten anderer bist du nicht verantwortlich und ich bin dir nicht böse, dass du nichts gesagt hast und ich bin mir sicher Taya wird es auch nicht sein.“ Nun ist ein leichtes Lächeln bei Aleu zu erkennen. „Na komm, es gibt noch etwas, das wir erledigen müssen.“ Damit steht Sharaku auf und verlässt in Begleitung von Aleu den Platz. Kapitel 19: Nachwirkungen Tommas und Devaki ------------------------------------------- Mit einer Tasse Kaffee sitzt Tommas über einigen Anforderungsformulare in seinem Büro. Die meisten davon genehmigt er, während er andere amüsiert oder kopfschütteln ablehnt. Gerade als er seine Tasse anhebt, um einen weiteren Schluck Kaffee zu trinken, stellt er fest, dass die Tasse bereits leer ist. //Ich hab doch gerade erst nachgefüllt.// Lustlos steht Tommas auf und geht zur Kanne um sich erneut nachzuschenken. Auf seinem Weg zurück zum Schreibtisch, tritt Ben durch die offene Tür ein. „Und, gibt es was Neues?“ Erwartungsvoll sieht Tommas zu Ben, während er sich setzt. „Ja, aber nicht für das, was wir feststellen sollten.“ „Dann wissen wir also immer noch nicht, wie die Drei ungesehen in die Stadt kommen konnten.“ Die Hände ineinandergelegt auf den Tisch, stützt Tommas seinen Kopf auf diese ab. „Nein, aber sie sind weder durch das Haupttor noch durch eines der beiden Nebentore und auch nicht mit einem der Schiffe gekommen.“ Nicht gerade erfreut über diese Nachricht runzelt Tommas die Stirn. „Dann bleibt uns nichts anderes übrig als die ganze Mauer innen und außen abzusuchen. Ich werde später Leute für diese Aufgabe einteilen.“ Sich in seinen Sessel zurücklehnend nibbt er an seinem Kaffee. „Und bei der anderen Angelegenheit?“ Abwartend blickt er zu Ben. Ben ist gerade dabei, sich ebenfalls eine Tasse mit Kaffee zu füllen. „Dass die Patrouillen und Wachen am Tor verstärkt wurden, haben die Leute wie erwartet zwar mitbekommen, scheinen sich aber darüber keine sorgsamen Gedanken zu machen.“ Nun dreht Ben sich wieder zu Tommas. „Ich habe mich umgehört und keiner scheint die Ereignisse am Brunnen mitbekommen zu haben. Demzufolge gibt es auch keine Gerüchte oder Spekulationen darüber.“ „Sorgen wir dafür, dass das so bleibt.“ Zustimmend nickt Ben. „Du hast vorhin erwähnt, dass es etwas Neues gibt, was ist es?“ Bevor Ben antwortet, nimmt er einen Schluck aus seiner Tasse. „Erst vorhin sind Zarrin und Ron durchs Tor geschritten und zwar in Begleitung eines Ookami.“ Sofort sieht Tommas ernst zu Ben. „Es ist keiner der drei Anderen, weshalb wir nur vorsichtig sein können. So wie ich die beiden kenne, werden sie sicher erst bei Lia vorbeischauen. Aleu kann uns sicher sagen, ob von dem Ookami eine Gefahr ausgeht oder nicht.“ Überrascht zieht Tommas eine Augenbraue nach oben. „Ich dachte du kannst sie nicht leiden und jetzt nennst du Aleu beim Namen.“ Daraufhin ist von Ben ein abfälliges Schnauben zu hören. „Nun gut, ich mach mich besser auf den Weg.“ Nachdem Tommas aufgestanden ist, nimmt er die fertigen Formulare vom Tisch und reicht sie Ben. „Leite die weiter.“ Danach verlässt er sein Büro. Auf dem Weg nach draußen trifft er einige Untergebene, welche einige kurze Fragen an ihn haben. Endlich beim Zuhause von Sharaku angekommen, sucht er nach einem offenen Fenster, was ein deutlicher Hinweis wäre, dass einer Zuhause ist. Schnell hat er ein geöffnetes Fenster im zweiten Stock gefunden. „SHARAKU BIST DU ZU HAUSE, HEY SHARAKU!“ Einen Augenblick wartet Tommas, ob jemand am Fenster erscheint. Als sich die Haustür öffnet, sieht Tommas sofort zu dieser und blickt Sharaku entgegen. „Was ist der Grund für deinen Besuch?“ Dabei klingt Sharaku etwas verärgert. „Ich habe gerade erfahren, dass Ron und Zarrin wieder zurück sind. Ein Ookami ist zudem in ihrer Begleitung. Es ist wohl besser, wenn uns Aleu sagen kann, ob von ihm eine Gefahr ausgeht. Ich will nicht noch mal eine böse Überraschung erleben.“ „Ist gut, ich mach mich auf die Suche nach ihr.“ Mit einem Nicken kommentiert Tommas diesen Satz, bevor er geht. Auf dem Weg zurück überlegt er, wen er für das Absuchen der Mauer am besten einteilt. Aus halb geöffneten Augen blickt Devaki aus dem Fenster der verlassenen Fischerhütte, in welcher sie sich einquartiert haben. Mit dem Rücken an der Wand sitzt er im Schneidersitz auf einem Bett. Nach dem Zustand der Hütte schätzt Devaki, dass sie nicht länger als einen Monat verlassen ist. Von der Stadt sind sie nur wenige Stunden entfernt, doch die Gegend wirkt verlassen, was das Risiko entdeckt zu werden verringert. Im Moment sind weder Irene noch Kaily anwesend, was Devaki sehr begrüßt. Seit sie aus der Stadt geflohen sind, sind einige Stunden vergangen. Als sie aus der Sichtweite der Stadt waren, hat Kaily plötzlich einen anderen Weg eingeschlagen. Statt in den Wald zu laufen, sind sie in einem Bogen wieder zum Meer gelaufen. Nun bewegen sie sich nahe am Strand. Weder Devaki noch Irene haben Kaily seither angesprochen, da ihre Wut für beide deutlich zu spüren ist. Nach einer weiteren Weile ist eine Hütte am Strand zu erkennen. Als sie diese erreichen, bewegt sich Kaily zur Tür und tritt diese ohne zu zögern ein. Krachend fliegt die Tür gegen die Wand. Dass diese nicht aus den Angeln gerissen wurde ist bei Kailys Wut ein Wunder. In der Tür bleibt Kaily stehen und schnuppert in den Raum. Damit fertig dreht sie sich zu ihren beiden Untergebenen um. „Nun zu dir Devaki, habe ich dir nicht gesagt du sollst dafür sorgen, dass niemand stört? Eine simple und leichte Aufgabe und du scheiterst daran!“ Wütend knurrt Kaily ihr Gegenüber an. „Es tut mir leid, Alpha Kaily. Es wird nicht...“ Weiter kommt Devaki nicht, da Kaily ihn gepackt hat und gegen die Wand der Hütte schleudert. Noch bevor Devaki reagieren kann, ist Kaily bereits bei ihm. Schmerzvoll schreit Devaki auf, als Kaily ihre Zähne in seiner rechten Halsbeuge versenkt. Kurz zuckt Irene zusammen, bevor sie das Geschehen gleichgültig beobachtet. Als Kaily von Devaki ablässt, presst dieser seine linke Hand auf die Wunde, während er an der Hauswand hinabgleitet. Kaily wirft dem am Boden Sitzenden kalte Blicke zu. Mit der Zunge leckt sie sich das Blut von den Lippen, bevor sie die Hütte betritt. „Er gehört dir.“ Wortlos geht Irene zu Devaki und hilft ihm auf. In der Hütte versorgt sie sofort Devakis Wunde. Seit dem Tag ignoriert Kaily ihn, während Irene täglich seinen Verband wechselt. Vor mehr als einer Stunde haben Kaily und Irene die Hütte gemeinsam verlassen, doch nur Irene betritt gerade die Hütte. Da er ihre Blicke spürt, setzt sich Devaki mit dem Rücken zu ihr. Einen Augenblick später spürt er, wie Irene sich hinter ihn setzt. „Kaily wird für ein paar Tage nicht da sein, weshalb wir beide ungestört sein werden.“ Etwas in ihrer Stimme sorgt dafür, dass Devaki bei diesem Gedanken unwohl wird, obwohl es nicht das erste Mal ist. Wie die letzten Male macht sich Irene daran, den Verband von Devaki zu lösen. Nur diesmal erstarrt Devaki, als er spürt, wie Irene mit der Zunge über seine Wunde fährt. Dabei hat sie einen Arm um Devaki gelegt und ihn an sich gedrückt. Dies wiederholt sie mehrere Male. Damit fertig wandert ihr Mund zu seinem Ohr. Flüsternd kommen die nächsten Worte über ihre Lippen. „Sei froh, dass du für Kailys Pläne zu wertvoll bist und sie es sich nicht leisten kann dich einfach zu töten.“ „Was... was für Pläne?“ Angespannt wartet er auf Irenes Antwort. Ein Kichern von Irene jagt ihm eine Gänsehaut ein. „Nachdem die Mischlingsratte beseitigt ist, müssen wir uns um den Erhalt unserer Art kümmern.“ Nun dreht Irene Devaki um und drückt ihn mit dem Rücken auf das Bett. Sofort setzt sie sich auf seinen Schoß. „Natürlich müssen wir auch die Reinhaltung unserer Rasse sicherstellen.“ Ein begieriges Glitzern ist in Irenes Augen zu sehen, während sie mit ihrem Becken nun vor- und zurückrutscht. Sofort greift Devaki Irene an den Hüften, um sie davon abzuhalten weiterzumachen. Zu seinem Glück hört sie auch auf, aber nun kommt ein leicht schnurrendes Geräusch von ihr. „Leider müssen wir beide noch warten, immerhin hat Kaily als Alpha das Anrecht zuerst dran zu kommen.“ Mit diesen Worten steigt Irene von Devaki runter, welcher ausdruckslos die Decke anstarrt. „Nun setz dich wieder auf, ich muss noch deine Wunde verbinden.“ Etwas zögernd kommt Devaki der Aufforderung nach. Ohne weitere Zwischenfälle wird der Verband neu angelegt. Danach verschwindet Irene wieder und lässt Devaki alleine. Kapitel 20: Und noch einer -------------------------- Zu behaupten dass Laika überrascht ist, wäre untertrieben. Immerhin ist er mit Stabmännchen und Kampfzwerg mitgegangen, um gegen einen Freund von ihnen zu kämpfen. Und nun liegt er am Boden gepinnt, von einer ihm unbekannten Kitsune, welche ihn zu hassen scheint. „Findest du nicht, dass dies eine ungewöhnliche Anmache ist?“ „Reiz mich nicht Wulfi, du spielst gerade mit deinem Leben!“ Dabei entgeht Laika nicht, dass ihre Stimme gepresst ist und sie sich auf die Unterlippe beißt. Nun entkommt Laika ebenfalls ein Knurren. „Nenn mich nicht Wulfi, verstanden Foxi?!“ „Sonst was? Als ob ich vor einen Milchbubi wie dir Angst hätte!“ Während Taya und Laika sich gegenseitig anknurren, stehen Zarrin und Ron beobachtend daneben. „Ey, findest du nicht, wir sollten irgendwie einschreiten?“ Fragend sieht Ron zu seinem Partner. „Abgesehen davon, dass ich keine Todessehnsucht habe, wissen wir noch nicht mal warum Taya den Kleinen für eine Bedrohung hält. Es wäre also gewagt ohne Hintergrundinfo unüberlegt einzuschreiten und solange sie sich nicht gegenseitig töten, sollten wir abwarten.“ Schulterzuckend wendet sich Ron wieder dem Schauspiel zu. „Wenn du es sagst.“ Zum Glück aller Anwesenden kommen Aleu und Sharaku gerade um eine Häuserecke. Als die beiden die Szene bemerken, reagiert Aleu als Erste. Mit schnellen Schritten ist sie bei den beiden am Boden Liegenden. „Taya warte, Laika ist ein Freund von mir.“ Wellen von Glück durchströmen Aleu, nun wo Laika in Fleisch und Blut anwesend ist. Ungläubig starrt Laika zu Aleu, nachdem er ihre Stimme erkannt hat. //Aleu, du hier? Ich danke euch Fenris und Tor für diese Fügung.// Während Laika Aleu anstarrt, steigt Taya langsam von ihm runter. Mit der linken Hand auf dem rechten Brustkorb steht Taya nun neben Aleu. „Hast du starke Schmerzen?“ Leicht erschaudert Taya als Sharakus Atem ihren Hals streift. Dass er hinter ihr steht, hat sie nicht mitbekommen. „Es geht, habe mich nur falsch bewegt.“ Da er sich wieder frei bewegen kann, steht Laika mit einem Ruck auf. Kurz klopft er sich den Staub von der Kleidung, bevor er sich zu Aleu dreht. Schweigend sehen sich beide an und mustern den jeweils anderen. Dabei fangen Aleus Augen an verdächtig zu schimmern. „Es ist eine ganze Weile her, als wir uns zuletzt gesehen haben.“ „BLÖDMANN!“ Weinend wirft Aleu sich gegen Laika. „10 Jahre, 10 Jahre in denen ich gedacht habe, du seist tot und dir fällt nichts Besseres ein.“ Etwas überfordert mit Aleus Reaktion schließt Laika seine Arme um seine weinende Kindheitsfreundin. „Du weißt doch, ich bin wie Unkraut nicht klein zu kriegen." //Also bekommst du doch noch eine zweite Chance.// Zufrieden mit dieser Entwicklung lehnt Taya sich gegen Sharaku, welcher noch immer hinter ihr steht. Sofort legen sich seine Hände um ihren Bauch, was Taya doch leicht erröten lässt. „Hätte einer von euch die Güte, uns auf den neusten Stand zu bringen?“ Mit hochgezogener Augenbraue beobachtet Zarrin das ganze Geschehen. Da das alles auf der Straße geschah, bleibt es auch nicht unbemerkt. Einige Passanten sind stehen geblieben und beobachten die Geschehnisse. „Wir sollten das aber lieber wo anders bereden.“ Zustimmend nickt Sharaku, worauf alle das Haus betreten. Dabei hat Laika noch immer einen Arm um Aleu gelegt, da diese noch leicht schnieft. „Ich leg mich wieder in mein Bett.“ Mit diesen Worten verabschiedend, steigt Taya langsam die Treppen empor. „Kommt, gehen wir ins Wohnzimmer.“ Sharakus Aufforderung Folge leistend, nehmen die Restlichen im Wohnzimmer Platz. Aleu und Laika setzen sich auf die kleinere Couch, währen Ron und Zarrin auf den Größeren, gegenüberliegenden Platz nehmen. Sharaku hat es sich im Sessel gemütlich gemacht und wartet noch, bis Aleu sich wieder gefangen hat. Bevor Sharaku beginnt, massiert er sich den Nasenrücken. „Also, Ron, Zarrin das ist Aleu. Taya hat sie auf dem Rückweg im Wald gefunden. Sie ist bei uns eingezogen und wohnt jetzt mit uns zusammen.“ Nun wirft er einen Blick zu Laika. „Und anscheinend habt ihr auch einen gefunden.“ „Wenn hier jemand wenn gefunden hat, dann ich die beiden.“ Ron lacht kurz auf. „Der Kleine musste sich unbedingt in unseren Kampf einmischen.“ „Hey, ich hab dir gesagt, du sollst mich nicht Kleiner nennen, du Kampfzwerg.“ Sofort beginnt Ron wegen seinem Spitznamen zu lachen. „Lieber ein Kampfzwerg, als eine halbe Portion.“ Empört springt Laika auf, wird aber sofort von Aleu am Arm wieder nach unten gezogen. Über dieses Verhalten schütteln Zarrin und Sharaku synchron den Kopf. „Apropo Kampf, was ist mit deinem Arm und Taya passiert?“ Nun lauscht auch Ron wieder. „Es gab eine Auseinandersetzung mit drei Ookamis. Frag Tommas, wenn du mehr wissen willst.“ Besorgt sieht Laika zu Aleu. //Kaily.// „Verstehe, nun denn, wir sollten auch weiter.“ Danach stehen Ron und Zarrin auf, Sharaku will auch aufstehen, aber Zarrin winkt ab. „Wir wissen ja, wo es rausgeht, man sieht sich.“ Nachdem die Zwei gegangen sind, blickt Sharaku zu Laika. „Und was machen wir jetzt mit dir? Wir haben kein weiteres Gästezimmer.“ Nun sieht Laika nachdenklich zu Aleu. „Kein Grund für Umstände, ich schlaf einfach mit Aleu im Zimmer.“ Mit rotem Kopf schubst Aleu Laika von der Couch. „Vergiss es Perversling!“ Verdattert sieht Laika vom Fußboden zu Aleu. „Du hättest wohl lieber 'bei' statt 'mit' sagen sollen.“ Belustigt sieht Sharaku zu Leika, als dieser es versteht. „So hab ich das auch wieder nicht gemeint.“ Mit geröteten Wangen senkt er seinen Kopf. „Wir überlegen uns später etwas, wenn es dir nichts ausmacht, kannst du auf der Couch schlafen, sie ist bequem.“ „Das reicht mir vollkommen.“ Kapitel 21: Neue Entwicklung ---------------------------- Inzwischen ist Taya in ihrem Bett wieder am dösen. Doch erneut wird sie gestört, dieses Mal durch ein Klopfen an ihrer Tür. „Ja.“ Genervt dreht sie ihren Kopf zur sich öffnenden Tür. Hinter dieser erscheint Laikas Kopf. „Hey.“ Nun tritt Laika vollständig in Tayas Zimmer ein. In seiner rechten Hand befindet sich eine kleine Dose. „Aleu hat mir eben erzählt, was für Verletzungen du hast.“ Mit wenigen Schritten steht er jetzt vor dem Bett und hält Taya die Dose hin. Langsam richtet sich Taya auf und nimmt die dargebotene Dose entgegen. „Danke.“ Neugierig öffnet Taya die Dose und schnuppert an dem Inhalt. „Deinem Freund habe ich eine andere Salbe für seinen Arm gegeben.“ „Du musst wissen, dass Laika begabt ist was Heilkünste angeht.“ Laika anlächelnd setzt sich Aleu neben Taya auf das Bett. „Aha und rein zufällig hat er so was immer dabei?“ Zweifelnd sieht Taya zu Laika. Verlegen kratzt er sich an der Wange. „Mein Ausbilder im Schwertkampf hat mich immer sehr hart rangenommen. Eine Trainingseinheit ohne irgendwelche Blessuren war extrem selten. Dass ich nebenbei meine Heilausbildung fortgesetzt habe, kam mir dabei sehr gelegen.“ Aleu und Taya haben ein breites Grinsen im Gesicht, als sie sich das bildlich vorstellen. „Und nun raus mit dir!“ Dazu macht Aleu eine wegscheuchende Handbewegung. „Häh, warum das auf einmal?“ Aleu kommt nicht umher auf diese Aussage die Augen zu verdrehen. „Weil ich Taya mit der Salbe helfen will.“ „Und?“ Fragend blickt er Aleu entgegen. Ein Augenblick vergeht, als er sich verlegen umdreht. „Oh, bin schon weg.“ Laikas Verlassen des Zimmers wird von Tayas Kichern begleitet. Hektisch bewegt sich ein junger Mann durch die überfüllten Straßen der Hauptstadt Akara. //Das wird dem Boss nicht gefallen.// Je näher er seinem Ziel kommt, desto nervöser wird er. Vor einem großen Gebäude bleibt er schlussendlich stehen. Neben dem Eingang hängen zwei lange Banner an der Wand. Auf diesen befindet sich je ein rotes Schwert, welches zum Teil von einem roten Schild verdeckt wird. Noch einmal tief durchatmend betritt er das Gebäude. Im Foyer geht er durch die Tür, welche sich unter der großen Treppe, gegenüber des Eingangs befindet. Den länglichen Flur, welchen er nun durchschreitet, geht er bis zum Ende, wo eine verzierte, bogenförmige Doppeltür prangt. An den Wänden des Flurs hängen mehrere Gemälde von verschiedenen Schlachtfeldern. Als der Mann die Tür erreicht, wird diese geöffnet und ein etwa 70-jähriger Mann schreitet durch diese. Alte graue Augen blicken dem Jüngeren entgegen. „So wie du aussiehst, ist etwas vorgefallen. Das bereden wir besser in meinem Büro.“ Beide betreten den Raum hinter der Tür, welcher sich als Saal entpuppt. Im Saal befindet sich ein großer Tisch in der Mitte, auf welchem der gesamte östliche Kontinent abgebildet ist. Der Saal selbst ist drei Stockwerke hoch und mehrere runde, verzierte Pfeiler befinden sich in diesem. An den Wänden stehen große Regale, gefüllt mit Büchern, Schriftrollen und Akten. Nach dem sie den Raum durchschritten haben, gehen sie durch eine kleine Tür in einen Raum. Auch hier befinden sich gefüllte Regale. Der Alte geht um seinen Arbeitstisch herum und streicht seine hellblaue Robe glatt, bevor er sich hinter dem Tisch niederlässt. Der Jüngere bleibt vor diesem stehen. „Also, worum geht es?“ Hastig holt der junge Mann einen Brief aus seiner Tragetasche und überreicht diesen. Routiniert wird der Brief mit einem Dolch geöffnet. Während er den Brief liest, entkommt ihm ein Seufzen. //Jetzt hat der Junge den Bogen endgültig überspannt.// Irritiert zieht er seine Stirn kraus, als er das aufgeführte Datum liest. Dies ist dem anderen Anwesenden nicht entgangen, weshalb er noch nervöser nun von einem Fuß auf den anderen wechselt. „Normalerweise hätte der Brief schon vor zwei Tagen ankommen müssen, weshalb die Verzögerung?“ Erwartungsvoll blickt der Alte den Überbringer an. „Das war ein sehr deutlicher Befehl von der Ice Queen gewesen, den Brief mit Verspätung zu überreichen.“ „Hat sie dir auch gesagt warum?“ „Nein, aber sie hat danach einige Sachen zusammengepackt und ist sofort aufgebrochen.“ //Was hast du nur vor, Liajana? Willst du das selbst regeln? Erik wird das nicht erfreuen.// Mit einem Seufzen streicht er sich durch seine kurz gescherten, grauen Haare. „Da du einen Befehl von einem Höhergestellten ausgeführt hast, wird es keine Konsequenzen für dich geben.“ Erleichtert atmet der Genannte aus. „Und nun verschwinde!“ Gerade als der Andere durch die Tür verschwunden ist, betritt jemand anderes den Raum. „Was wird für ihn keine Konsequenzen haben?“ Kurz muss der Gefragte schmunzeln. „Du hast wie immer ein passendes Timing Erik. Hier lies, was Junk diesmal angestellt hat.“ Damit wird der Brief ein weiteres Mal überreicht. Schnell überfliegt Erik den Brief. „Es scheint, als hätte ich doch auf dich hören sollen T. J., der Junge macht nur noch Ärger.“ „Und das Beste ist, dass sich unsere hitzköpfige Ice Queen der Sache schon angenommen hat. Was das bedeutet, wissen wir beide nur zu gut.“ Mit einem unzufriedenen Brummen stimmt Erik seinem langjährigen Freund zu. Sharaku ist gerade dabei, seinen neuen Verband mit unter Hilfenahme seiner Zähne festzumachen, als Laika die Treppen runterkommt. Nachdenklich geht dieser an Sharaku vorbei und legt sich auf die gegenüberliegende Couch. „Nah, haben dich die Mädels rausgeworfen?“ Verwundert dreht Laika seinen Kopf zu Sharaku. „Mhm, sorry, war gerade mit den Gedanken woanders. Was hast du gesagt?“ Darauf schüttelt Sharaku mit dem Kopf. „War nicht wichtig. Was beschäftigt dich?“ Nun setzt sich Laika wieder auf. „Kaily.“ Dabei sieht er in Sharakus Augen. „Verstehe, warum will sie eigentlich ihre eigene Tochter umbringen?“ Überrascht weiten sich Laikas Augen. „Woher weißt du, dass Kaily die Mutter von Aleu ist?“ „Geraten, also sag schon.“ Kurz schließt Laika seine Augen. „Du solltest vorher wissen, dass Kaily einen Knall hat. Sie ist besessen von der Vorstellung der Reinhaltung der Ookamis. Jeder der kein reiner Ookami ist, ist es in ihren Augen nicht würdig zu leben.“ „Dann war Aleus Vater kein Ookami?“ Bestätigend nickt Laika. „Wie entschlossen geht sie dabei vor?“ „Wahrscheinlich würde nur ihr eigener Tod sie aufhalten.“ Kapitel 22: Nächtliche Gedanken ------------------------------- Inzwischen ist es Abend geworden, den Tag Revue passieren lassend, liegt Aleu auf ihrem Bett. Bis zum Abendbrot hat sie sich mit Laika auf der Couch unterhalten. Sharaku hatte die beiden allein gelassen, sodass sie ungestört reden konnten. So hat Aleu erfahren, dass Laika damals von einem Kitsune, mit dem Namen Logan, gerettet wurde, kurz bevor er dem Hungertod erlegen ist. Von seinem Leben in der Siedlung Capta hat Laika ebenfalls berichtet. Auch, dass er eine Schwertkampfausbildung bei Logan hatte und dass er sogar seine Heiler Ausbildung bei einer alten Kitsune, mit dem Namen Maria, abschließen konnte. Gespannt hat Aleu gelauscht, wie die vergangenen 10 Jahre für ihn waren. Die Zeit ist dabei so schnell vergangen, dass sie sich gewundert hatten, als Sharaku meinte, dass das Abendessen fertig sei. Ein Klopfen an ihrer Tür reißt Aleu aus den Gedanken. „Ja.“ Die Tür wird von Laika geöffnet, welcher ihr Zimmer betritt. Nun setzt Aleu sich auf, so dass ihr Kindheitsfreund sich neben sie setzen kann. „Ich muss sagen, Sharaku kocht wesentlich besser als Logan oder ich.“ Dies lässt Aleu kurz kichern. „Dann kannst du ja noch was lernen.“ Darauf zuckt Laika mit den Schultern. Einen Moment sehen sich beide an. „Wenigstens geht es dir gut.“ Dabei hebt Laika seine rechte Hand. Sanft streichelt er mit dem Rücken seines Zeigefingers über Aleus wunden Hals. „Und das Andere bekommen wir auch noch hin, so wie früher.“ „Jetzt, wo du wieder da bist, bestimmt.“ Mit diesen Worten lehnt sich Aleu an Laika. //Ach Laika, wenn ich das nur wirklich glauben könnte. Wenigstens habe ich dich wieder, mein Laiki.// Mit dem Blick in den Abendhimmel sitzt Sharaku, wie vor einigen Tagen, auf dem Dach. Neben ihm, auf dem Boden, liegt die kleine Schatulle mit dem Geschenk für Taya, welches er von dem gleichen Händler anfertigen ließ, wie das neue Messerset. In Gedanken fährt Sharaku mit einem Finger über das Holz der Schatulle. Was den Inhalt angeht, hatte Merle ihn beraten. Vor zwei Monaten hat sich ihre Beziehung von Freundschaft zu einer geschwisterlichen verändert. Eine kühle Brise lässt Sharaku frösteln, weshalb er die Jacke enger umschließt. //Der Winter naht.// Um sich wieder aufzuwärmen, verstaut Sharaku die Schatulle in seiner Jacke und betritt das Haus. Auf dem Weg zu seinem Zimmer sieht Sharaku, wie Laika gerade in Aleus Zimmer verschwindet. In seinem Zimmer holt Sharaku die Schatulle aus seiner Jacke und legt sie auf dem Nachttisch ab. Die Jacke wirft er nach dem Ausziehen über die Lehne eines Stuhles. Mit dem rechten Arm hinterm Kopf legt sich Sharaku aufs Bett. Diesmal kreisen seine Gedanken zu dem Tag mit dem Aufeinandertreffen mit Kaily. Als er damals den Brunnen erreicht hat und Tayas lebensbedrohliche Lage sah, hatte er Angst, Angst um Taya und Angst sie für immer zu verlieren. Kurz bevor die Ookami den tödlichen Stoß ausführen konnte, hatten ihre goldenen Augen im Mondlicht geglänzt. Zu diesen Augen und dem Aussehen ist ihm nur ein Name eingefallen, der Name der im Buch seiner Mutter vorkam. Er hat es riskiert und diesen Namen geschrien und es hatte geklappt. Nur einen Fingerbreit trennten Kailys Klauen von Tayas Körper. Das Adrenalin schoss in diesem Moment regelrecht durch seinen Körper. Als Kaily zu ihm blickte, konnte er erkennen, wie sie überlegte, die Hauptsache war aber, dass sie von Taya abließ. Sharaku war nicht überrascht, als sie in ihm Ayumis Sohn sah. Dass Kaily versuchte ihn zu provozieren, ignorierte er, warum sie ihn jedoch als Halbblut bezeichnet hat, konnte er sich nicht erklären. Sharakus Kopf wandert zu seinem Nachttisch, in welchem sich das Buch seiner Mutter befindet. //Vielleicht finde ich die Antwort darauf in den Seiten.// Bis jetzt hatte er nur einige Seiten gelesen und andere überflogen oder ausgelassen. Sein Blick wandert wieder zur Schatulle und seine Gedanken damit zurück, wo er stehen geblieben war. In dem Moment, wo die andere Ookami Taya bedrohte und ihn aufforderte sein Katana fallen zu lassen, wusste er, was zu tun war. Natürlich hat er Tayas Kopfschütteln mitbekommen, aber konnte nicht anders. Sharaku war egal, was mit ihm geschehen würde, solange nur Taya nichts weiter geschieht. Der schlimmste Moment war aber, als Kaily Taya dazu zwang, gegen ihn zu kämpfen. Das Entsetzen und die Verzweiflung, welche er in Tayas Augen sehen konnte, verpassten ihm einen gewaltigen Schlag. Egal wie oft Taya nach ihm schlug, ihn verletzte, er konnte nicht gegen sie kämpfen und könnte es zukünftig auch nicht. Niemals würde er Taya in irgendeiner Weise absichtlich verletzen, dafür war sie ihm zu wichtig. Er gestand es sich seit Längerem ein, dass er in die kleine Kitsune verliebt ist. Entschlossen steht Sharaku auf, greift sich die Schatulle und verlässt sein Zimmer. Langsam öffnet Sharaku die Tür zu Tayas Zimmer. Wie erwartet ist es bereits dunkel im Zimmer. Das einzige Licht kommt jetzt vom Flur. Leise betritt Sharaku das Zimmer und geht auf ihren Schreibtisch zu. Dort legt er die Schatulle ab, dreht sich zu Tayas Bett und nähert sich ihr. Bei ihr angekommen setzt er sich zu Taya aufs Bett. Trotz des Absenkens der Matratze, schläft sie weiter. Mit einer Hand streicht Sharaku ihr die Haare von der Stirn, beugt sich zu ihrem Kopf und küsst Taya auf ihre Stirn. Sofort bildet sich ein leichtes Lächeln auf Tayas Lippen, während ihre Wangen leicht erröten. Flüsternd kommen die nächsten Worte über seine Lippen: „Ich verspreche dir, dass ich alles in meiner Macht mögliche tun werde, um dafür zu sorgen, dass du glücklich wirst.“ //Selbst, wenn es mich das Leben kostet.// Vorsichtig steht Sharaku wieder auf und deckt Taya behutsam weiter zu, da die Decke verrutscht ist. //Schlaf gut meine Liebe.// Kapitel 23: Das Gewitter ------------------------ Mit einem langen Gähnen erwacht Taya langsam. Die Augen bleiben geschlossen, während sie langsam nach unten rutscht. Die Arme hebt sie über den Kopf und beginnt sich ausgiebig zu strecken. //Ich fühl mich großartig.// Nach dem Strecken setzt sich Taya aufrecht hin. Noch verschlafen reibt Taya sich mit den Händen durchs Gesicht. Als sie die Hände wieder sinken lässt, zieht Taya verwundert die Augenbrauen zusammen. Erneut hebt sie die Hände und streckt sich vorsichtig. Damit fertig dreht sie ihren Oberkörper von einer Seite zur anderen. //Keine Schmerzen.// Mit einer Hand fasst sie sich an die Stelle, wo sich die angebrochene Rippe befindet. Selbst als sie vorsichtig an dieser drückt, spürt sie keinen stechenden Schmerz. //Wenigstens sind die Schmerzen weg, auch wenn sie noch nicht verheilt ist.// Mit guter Laune nimmt Taya sich frische Sachen aus dem Schrank und verschwindet mit diesen im Bad. Nach dem Taya aus dem Bad kommt, ist sie noch immer gut gelaunt, aber auch etwas verwundert. Ein Blick aus dem Fenster hat ihr verraten, dass es noch früh ist. Während sie die Treppen hinabsteigt, sind ihre Ohren gespitzt, um zu erhören, wer noch wach ist. Nur sind keine Stimmen zu hören, sondern leise Geräusche aus der Küche, begleitet vom Geruch frischen Frühstücks. Auf dem Weg zur Küche wirft Taya einen Blick zu den Couches, welche leer sind. Beim Betreten der Küche sieht Taya allerdings nur Sharaku, der ihr Erscheinen bemerkt. „Morgen, schon ausgeschlafen?“ Seine Verwunderung ist aus den Worten herauszuhören. „Morgen, ich weiß auch nicht warum. Ich habe super geschlafen und bin putzmunter.“ Aus einem inneren Impuls heraus geht Taya auf Sharaku zu und setzt sich seitlich auf seinen Schoß. Belustigt sieht Sharaku zu, wie Taya ihm das Stück Brot aus der Hand mopst und dieses zu verspeisen beginnt. Den Moment nutzt er zudem um Taya kurz zu mustern, kann aber das Geschenk von ihm nicht sehen. „Sag mal, wo steckt Wulfi denn? Dachte der sollte auf der Couch schlafen.“ „Anscheinend hat er was Weicheres als die Couch gefunden.“ Fragend sieht Taya zu Sharaku, während sie einen erneuten Bissen nimmt. „Ich habe gesehen wie er gestern Abend zu Aleu ins Zimmer ging.“ „Na hoffenlich wa er ständig.“ Tadelnd sieht Sharaku zu Taya. Schnell schluckt sie den Bissen hinunter. „Tschuldige.“ Eine Bewegung lässt Aleu erwachen. Müde blinzelt sie gegen die Sonnenstrahlen, welche durch das Fenster eindringen. //Wann bin ich denn eingeschlafen?// Um der Sonne zu entkommen, dreht Aleu sich auf die andere Seite. Nun blickt sie in das schlafende Gesicht von Laika. Noch immer hat dieser einen Arm um Aleu gelegt. //Wir sind wohl beide eingeschlafen.// Der Gedanke, die Nacht in Laikas Armen verbracht zu haben, lässt Aleu erröten. Um die Situation noch auszunutzen, kuschelt sie sich enger an ihn und schließt erneut die Augen. Erneut weckt Aleu eine Bewegung. Nur diesmal ist diese andauernd und an ihrem Hinterkopf. Sie braucht einen Augenblick, um dies als Streicheln wahr zu nehmen. Zufrieden brummt Aleu, was die Bewegung aber stoppen lässt. „Bist du wach?“ Fast flüsternd kommt die Frage von Laika. „Nein, ich tu nur so.“ Langsam löst sich Aleu von Laika. „Du bist gestern Abend einfach eingeschlafen und da ich dich nicht wecken wollte, habe ich mich einfach hingelegt und bin kurz darauf ebenfalls eingeschlafen. Ich hoffe es stört dich nicht?“ Bestimmend schüttelt Aleu mit dem Kopf. //Das würde es nie.// Ohne Vorwarnung verschwindet die Sonne und der Raum wird in Dunkelheit gehüllt. „Was zum?“ Verwundert beobachtet Aleu, wie Laika zum Fenster geht und raus schaut. „Das wird wohl ein richtiges Gewitter. So dunkel wie die Wolken sind, könnte man fast vom Weltuntergang reden.“ Als Laika sich wieder zu Aleu dreht, sieht er ihr erbleichtes und erschrockenes Gesicht. „Was ist los?“ Alarmiert beobachtet er Aleu. Doch gibt sie keine Antwort. Als Aleu vom Bett aufspringt, zuckt Laika erschrocken zusammen. Sofort folgt Laika Aleu, die aus dem Zimmer stürmt. Aus Gewohnheit greift er nach seinem Katana. Wegen dem Krach kommt Taya aus dem Wohnzimmer. Dabei rennt Aleu sie fast um, als sie an ihr vorbei rennt. Verwundert beobachtet sie wie Aleu in die Küche rennt, aber gleich darauf wieder zu ihr. „Wo ist er?“ Durch das Zittern in Aleus Stimme schlagen bei ihr die Alarmglocken. „Wenn du Sharaku meinst, er wollte was erledigen. Ich weiß aber nicht wohin er wollte. Was ist los?“ Barsch winkt Aleu ab. „Keine Zeit für Erklärungen, er ist womöglich in Gefahr.“ Sofort eilt Taya in den Flur und zieht ihre Schuhe in Rekordzeit an. „Dann lasst ihn uns suchen!“ Gemeinsam verlassen die Drei das Haus. Laika und Aleu folgen einfach Taya. Sie selbst lässt sich von ihrem Gefühl und Instinkt leiten, hatte ihr das schon oft geholfen. Auf allen Vieren rasen die Drei durch Ischido. Der Wind hat stark zugenommen und ein lautes Grollen schalt über den Wolken. Kurz darauf setzt starker Regen ein, welcher die Drei schnell durchnässt. In kürzester Zeit haben sich große Pfützen gebildet. Die sonst so vollen Straßen sind wie ausgestorben. Allerdings kommt das den Suchenden zugute, auch wenn der dichte Regen die Sicht nimmt. Ein nur allzu bekanntes Klirren ist zu vernehmen. Unverzüglich folgt das Trio diesem Geräusch. Wie ein schlechtes Zeichen finden sie sich an diesem Ort wieder, wo sie bereits die Auseinandersetzung mit Kaily hatten. Wegen dem Regen können sie nur zwei Schemen kämpfen sehen. Unverzüglich stürmt Laika mit gezogenem Schwert auf die Kämpfenden zu. Trotz der schlechten Sicht kann er erkennen, dass einer der beiden Probleme mit dem Führen des Katanas hat. Für ihn steht fest, dass es sich dabei um Sharaku handelt, welcher wegen seines Armes ein Handicap hat. Gleich hinter Laika folgt Taya, welche sich Sorgen um Sharaku macht. Aleu folgt als Letzte, froh darüber, dass sie nicht zu spät sind. Erneut treffen ihre Klingen aufeinander, bevor sie sich wieder trennen. Die Geräusche der Auseinandersetzung werden von dem Grollen des Donners übertönt. Sharaku zeigt es zwar nicht, aber die Schmerzen von seinem linken Arm sind inzwischen fast unerträglich. Seit einer Weile befindet er sich nur noch in der Defensive. Leider hat das sein Angreifer mitbekommen und setzt ihm immer weiter zu. Erneut muss er dem Hieb des Säbels ausweichen, welcher eine Sägeklinge besitzt. „Sag bloß, der große Black Wolf macht schon schlapp!“ Gehässig verzieht sich das bleiche Gesicht von Junk. „Man hat schon immer zu viel von dir gehalten.“ Ein greller Blitz erscheint direkt über den Kämpfenden. Ein ohrenbetäubendes explosionsartiges Donnergrollen folgt darauf. Sharakus Lippen formen sich zu einem Grinsen. Aus dem Augenwinkel konnte er Laika auf sich zukommen sehen. „Dein dümmliches Grinsen wird dir gleich vergehen.“ Verärgert stürmt Junk erneut auf Sharaku zu. Bevor die Klinge Sharaku erreicht, wird sie von Laikas abgewehrt. Völlig überrumpelt vom Auftauchen einer weiteren Person kann Laika Junk entwaffnen. Mit einem Klirren landet sein Schwert auf dem Boden und rutscht über den durchnässten Boden. Ohne dass Junk Zeit zum Reagieren hat, verpasst Laika ihm einen Schlag mit dem Schwertgriff auf die Nase und einen Tritt in den Bauch. „Du solltest deinen Arm wirklich mehr schonen, sonst verzögerst du nur den Heilungsprozess.“ Damit wendet sich Laika zu Sharaku. „Ach wirklich, sag das lieber denen, die mich töten wollen. Sie nehmen bestimmt Rücksicht darauf.“ Kurz wirft er Laika einen Blick zu, bevor er sich zu Taya und Aleu wendet. „Ich glaube nicht, dass dies der richtige Zeitpunkt ist, Jungs.“ Schnell sieht Aleu zu der Stelle, wo der Angreifer wegen Laika zu Boden gegangen ist. Erschrocken weiten sich ihre Augen, als sie ihn nicht finden kann. „Das ist typisch für die feige Ratte. Sobald es für ihn gefährlich wird, rennt er davon. Ganz egal, ob er damit andere im Stich lässt.“ Sofort geht Taya auf Sharaku zu und umarmt ihn. „Deine Freunde würden dich nie im Stich lassen.“ Mit seiner rechten Hand erwidert er ihre Umarmung. „Wir sollten wirklich aus diesem Mistwetter raus oder wir holen uns alle den Tod.“ Zustimmend nicken alle Drei zu Aleus Vorschlag. Die Freunde sind bis auf die Haut durchnässt und die Kälte kriecht ihnen die Glieder hoch. Kapitel 24: Regen Geständnis ---------------------------- Auf dem Rückweg hat die Intensität des Gewitters nachgelassen. Das Donnern und Blitzen hat aufgehört und nur mittelstarker Regen fällt noch vom Himmel. Vorneweg gehen Sharaku und Taya, gefolgt von Aleu und Laika. „Die Beiden sind dir wichtig.“ Gedämpft spricht Laika mit Aleu. „Ja.“ Kurz sieht sie zu ihrem Begleiter. „Taya war unsere Vorgeschichte egal, sie hat sofort Freundschaft mit mir geschlossen. Und Sharaku, er hat eine fast Wildfremde bei sich aufgenommen.“ Nun bleibt Aleu stehen, worauf auch Laika stehen bleibt. Fragend sieht er zu Aleu. „Aber du bist mir auch sehr wichtig.“ Dabei sieht sie Laika in die Augen. „Das weiß ich doch. Du bist mir auch sehr wichtig.“ Grinsend sieht er zu Aleu. „HEY IHR BEIDEN, SEID IHR DAHINTEN FESTGEWACHSEN?“ Mit einem Seufzen senkt Aleu ihren Kopf. Laika dreht seinen zu Taya, welche mit Sharaku einige Meter weiter weg steht. „WIR KOMMEN JA SCHON!“ „Wir sollten langsam wirklich aus dem Regen raus.“ Damit geht Laika auf die zwei Wartenden zu, wird aber von Aleu am Handgelenk festgehalten. Verwundert dreht sich Laika zu Aleu. „KOMMT EINFACH NACH, WENN IHR FERTIG SEID. MACHT ABER NICHTS UNANSTÄNDIGES!“ Mit den Armen winkend, wird Taya von Sharaku mitgezogen. „Du hast mich nicht richtig verstanden.“ Mit gesenktem Blick steht Aleu Laika nun gegenüber. Da Aleu ernst klingt, versteht Laika, dass es um was Wichtiges geht. „Was ist los?“ Mit noch immer gesenktem Kopf geht Aleu zu Laika und lehnt sich an seine Brust. Ihre Hände legt sie dabei auf seine Schultern. Von der Situation etwas überfordert, legt er seine Hände hinter ihre Hüften. „Bis vor wenigen Tagen habe ich noch gedacht, dass du tot bist. Wir waren damals beste Freunde. Zumindest bis mir bewusst wurde, was du mir wirklich bedeutest.“ Nun hebt Aleu ihren Kopf und sieht Laika aus ihren großen Augen an. Laika bekommt eine leichte Gänsehaut, welche aber nicht durch die Kälte verursacht wird. „In all der Zeit, in der ich dachte, dass du tot bist, habe ich unter deiner Abwesenheit still gelitten. Weil ich dir etwas Wichtiges nie sagen konnte.“ Die ersten Tränen drängen aus Aleus Augen. „Und ich habe nicht vor den gleichen Fehler noch mal zu begehen.“ Zärtlich wischt Laika mit dem Daumen seiner rechten Hand eine Träne von Aleus Wange. „Sag, was dich so sehr belastet. Verschaffe dir Befreiung.“ Nun streicht er mit seiner rechten Hand durch Aleus nasses Haar. Mit ihren Händen zieht Aleu den Kopf von Laika zu sich, während sie selbst ihm entgegenkommt. Leicht berühren sich ihre Lippen und verschmelzen miteinander. Der Kuss dauert nur kurz, bevor sich beide wieder trennen. Beide haben leicht gerötete Wangen, während sie sich in die Augen sehen. „Ich liebe dich, mein Laiki.“ Laikas Lippen verziehen sich zu einem glücklichen Lächeln. „Ich liebe dich auch, meine Kleine. Nur nenn mich bitte nicht vor den Anderen Laiki.“ Kurz haucht Aleu ihrem Geliebten einen Kuss auf die Lippen. „Ich kann nichts versprechen.“ Zufrieden lehnt Aleu sich wieder gegen Laika. Mit beiden Armen umarmt Laika seine Liebe. Ein Sonnenstrahl, der die Umschlungenen trifft, lässt diese verwundert aufblicken. Durch die dichte Wolkendecke dringen vereinzelte Sonnenstrahlen. „Nanu, wann hat es denn aufgehört zu regnen.“ Überrascht, dass Laika dies nicht mitbekommen hat, zieht er eine Augenbraue hoch. Mit dem Finger fährt Aleu die Konturen von Laikas Gesicht nach. „Ist das wirklich wichtig?“ „Nein.“ Die Hände ineinander verschlungen, machen sich beide wieder auf den Weg. Selbst ihre Wolfsschwänze haben sich umwickelt, als Zeichen, dass sie zueinander gehören. Nachdem die Haustür geschlossen ist, verschwinden Taya und Sharaku ins untere Bad. Dort greift sich jeder ein Handtuch, um wenigstens die Haare etwas zu trocknen. Behutsam trocknet Taya auch ihre Ohren und den Fuchsschwanz ab. Sharaku lässt währenddessen Wasser in die Wanne ein. „Geh du ruhig als Erste rein. Ich mach uns in der Zeit allen ein Tee.“ Auf dem Weg aus dem Bad greift Taya nach seinem rechten Arm. Besorgt sieht sie zu ihm hoch. „Wie geht es deinem linken Arm?“ Die linke Hand auf Tayas Gesicht legend, streichelt Sharaku mit dem Daumen über Tayas kühle Haut. „Mach dir deswegen keinen Kopf. Du trägst weder die Schuld an meiner Verletzung, noch dass diese jetzt etwas schmerzt. Und keine Widerrede, verstanden.“ Bevor Taya zu einem Widerspruch kommt, dreht Sharaku ihr Gesicht etwas und gibt ihr einen Kuss auf die Wange. Sofort errötet Taya wegen der etwas untypischen Geste Sharakus. Regungslos beobachtet sie, wie Sharaku mit dem Handtuch um die Schultern das Bad verlässt. Erst als die Tür ins Schloss fällt, fast Taya sich an die Stelle, wo seine Lippen sie berührt haben. //Sha.// Sich an das fließende Wasser erinnernd, dreht Taya sich zur Wanne. Um für die richtige Temperatur zu sorgen, steckt sie einen Arm ins Wasser. Etwas Badesalz folgt als Nächstes, was sie mit der Hand im Wasser verrührt. Bevor sie das Bad verlässt, um trockne Kleidung zu holen, stellt sie das Wasser ab. Oben angekommen beschließt Taya gleich für Aleu Kleidung mitzunehmen. Als sie die Treppen herunterkommt, betreten Aleu und Laika die Wohnung. Schnell huscht Taya ins Bad, legt die Kleidung auf einen Hocker und nimmt ein weiteres Handtuch. Mit diesem verlässt sie das Bad wieder, wirft es Laika zu und schnappt sich Aleu. Bevor einer der Beiden reagieren kann, befindet sich Aleu mit Taya im Bad, welche sie breit angrinst. „Los erzähl und lass kein schmutziges Detail aus.“ Kapitel 25: Nach dem Sturm -------------------------- Verdattert blickt Laika auf die Tür, hinter welcher die Frauen verschwunden sind. Immerhin wurde ihm Aleu praktisch entrissen. „Keine Angst Romeo, Taya wird sie dir schon nicht streitig machen.“ Mit einer hochgezogenen Augenbraue dreht sich Laika zu Sharaku um. Beide starren sich kurz an, bevor Laika die dargebotene Tasse annimmt. Vorsichtig nimmt er einen kurzen Schluck des heißen Getränks. Nachdenklich beobachtet er Sharaku, welcher sein Oberkörper von dem Wasser aufgesogenen Kleidungsstück befreit und damit nach oben geht. //Wer ist Romeo?// Der Wirt der Herbe „Zum betrunkenen Geist“ schaut von seiner Theke auf, als ein neuer Gast eintritt. Schnell schließt der Neuankömmling die Tür hinter sich und sperrt so das Unwetter weiter aus. Einige Gäste schauen ebenfalls zum Fremden. Dieser ist in einen grauen Mantel gehüllt, auf dem ein rotes Symbol prangt. Ein Köcher mit Pfeilen verdeckt dieses halb. Über die linke Schulter hängt eine Tasche. Kurz sieht sich die Person um, bevor sie auf den Wirt zugeht. Bevor sie den Wirt erreicht hat, streicht sie sich die Kapuze vom Kopf. Zum Vorschein kommt eine Lanori mit mintgrünen Haaren und den typischen Tätowierungen im Gesicht. Die kalten, blauen Augen lassen den Wirt kurz erschauern. „Gib mir was Warmes zu essen und trinken! Ist egal was, Hauptsache es schmeckt.“ Ihre Tasche von der Schulter nehmend, lässt sie diese neben den Stuhl an der Theke fallen. Ihren Bogen lehnt sie neben sich. Kaum dass sie platz genommen hat, bringt der Wirt ihre Bestellung. Ein voll beladener Teller mit frischem Brot, Fleisch und anderen Köstlichkeiten werden vor ihr abgestellt. Ein Krug, welcher einen süßlichen Duft verströmt, wird vor ihr abgestellt. Bevor die Frau was sagen kann, kommt ihr der Wirt zuvor. „Das nennt sich Bärenmilch. Hat aber nichts mit Bären oder Milch zu tun. Kosten Sie es einfach und wenn es Ihnen nicht schmecken sollte, gebe ich Ihnen umsonst was anderes.“ Ohne was zu erwidern, nimmt sie einen kräftigen Schluck. Leicht schmeckt sie den Honig heraus. //Ungewohnt, aber nicht schlecht.// Den Wirt ignorierend, nimmt sie in Ruhe ihre Mahlzeit zu sich. Einer der männlichen Gäste starrt die Frau indessen unentwegt an. Kurz leckt er sich über seine Lippen. Den Rest seines Kruges leerend, steht der Mann auf und torkelt leicht zu ihr hinüber. Angewidert rümpft die Frau ihre Nase. Die Alkoholfahne des Mannes ist nicht zu überriechen. „Na du geiles Drecksstück, machste die Beine umsonst breit oder muss Mann etwa zahlen?“ Den vernichtenden Blick nimmt der Betrunkene nicht wahr. „Na los Schlampe, ich will dich!“ Dabei fasst er mit seiner Hand an den Hintern der Frau. Mit einem lauten Knall kollidiert der Kopf des Fremden mit der Theke. Ausgeknockt wird er zur Seite geworfen. Ihre Ruhe wieder habend, isst sie weiter. „Entschuldigen Sie Miss, würden Sie in Zukunft damit warten, bis der Betreffende gezahlt hat?“ Den Wirt kurz ansehend, winkt Liajana ab. Die hohen Wellen betrachtend, blickt Devaki aus dem Fenster zum Meer. Gelangweilt betrachtet Irene den am Fenster Sitzenden. Als sie den Verband heute gewechselt hat, leckte sie erneut über die Wunde. Bei der Vorstellung wie Devaki darauf reagiert hat, lächelt Irene. Der Gedanke wie Devaki ihr hörig sein wird, erregt sie etwas. Ein unzufriedenes Knurren erringt ihre Kehle. Das Wissen, dass sie warten muss, da ihre Alpha das Vorrecht hat, lässt sie erneut knurren. //Ich hasse es warten zu müssen.// Erneut mustert sie das Objekt ihrer Begierde. //Aber was solls. So bald Kaily sich erfolgreich mit ihm gepaart hat, gehört er ganz allein nur mir.// Ein zufriedenes Grinsen breitet sich in ihrem Gesicht aus. //Und das bis an dein Lebensende mein lieber Devaki.// Die Erinnerung an Irenes Handeln lässt Devaki erzittern. Das Wissen, sich mit ihr und ihrem Alpha paaren zu müssen, bereitet ihm großes Unwohlsein. Aber er besitzt weder das Recht, noch den Mut sich gegen seine Alpha zu stellen. Das Knurren von Irene lässt ihn kurz zu ihr blicken. Der Ausdruck ihrer Augen lässt ihn erschaudern, weshalb er sich wieder umdreht. //Fenris, ich flehe dich an, hilf mir irgendwie.// Ein weiteres Knurren ist von Irene zu hören. //Und bitte, lass dir nicht allzu viel Zeit.// Nachdenklich blickt Ruka in den sich lichtenden Himmel von Ischido. Das Gewitter ist so schnell gegangen, wie es gekommen ist. Immer mehr Strahlen der Mittagssonne kommen durch die Wolkendecke. Die Zimmertür wird geöffnet und Merle betritt den Raum. Um ihre Ziehmutter nicht in den Gedanken zu stören, legt sie die neuen Dokumente leise auf den Tisch. Ein Brief erregt Merles Aufmerksamkeit. Am Briefkopf ist ein Symbol mit zwei Wölfen, welche einen halben Mond und die Sonne anheulen. Kurz will Merle den Brief überfliegen, doch treffen sich ihre Augenbrauen in der Mitte. Wenn die schlimmen Erinnerungen wie Schnee schmelzen. Wenn das Schuldgefühl wie ein Trugbild verblasst. Wenn genug gesühnt wurde und Hoffnung auf Vergeben besteht. Wenn die Angst dem Mut weicht, die Unsicherheit der Entschlossenheit. Wenn es Zeit wird, die Schuld zu begleichen. Wenn es Zeit wird, seine Pflicht nachzuholen. Wenn man seine Fehler erkannt hat und die Konsequenzen trägt. Dann wird es Zeit, dass sich beide begegnen und der Sohn das Urteil über den Vater fällt. Es ist Zeit. Kapitel 26: Endlich zusammen ---------------------------- Mit einem Handtuch ihre Haare trocken reibend, kommt Taya gefolgt von Aleu aus dem Bad. Bei dem Anblick von Laika muss Taya kichern. Er steht noch fast an derselben Stelle, wo sie ihn zurückgelassen haben. Unter ihm hat sich eine kleine Pfütze gebildet. „Ab mit dir ins Bad Laika, bevor du dich noch wirklich erkältest.“ Aleu nimmt die Tasse aus Laikas Händen. „Hör lieber auf deine Freundin, Laiki.“ Vorwurfsvoll sieht Genannter zu Aleu. Mit einem entschuldigenden Lächeln erwidert sie seinen Blick. „Es ist mir einfach raus gerutscht.“ Mit einem ergebenden Seufzen verschwindet Laika im Bad. Während Aleu in die Küche geht, macht Taya sich auf zu ihrem Zimmer. Als sie ihr Zimmer betritt, sieht sie Sharaku an ihrem Tisch lehnen. Da er frische Kleidung trägt, nimmt Taya an, dass er hier oben duschen war. Da Sharaku ihr Erscheinen nicht mitbekommen hat, beschließt sie ihn auf sich aufmerksam zu machen. Das Handtuch vom Kopf nehmend, knüllt sie es zusammen. Kurz gezielt wirft sie es nach Sharaku. Das Handtuch fängt er zwar, doch hat sie nun seine Aufmerksamkeit. „Da du auf mich gewartet hast, was gibt es?“ Mit neugierigem Blick sieht Taya zu Sharaku. Nachdem er das Handtuch fallen gelassen hat, dreht Sharaku sich leicht zur Seite und nimmt die Schatulle vom Tisch. Mit dieser geht er auf Taya zu. Bei ihr angekommen führt er sie zum Bett, worauf sich beide auf die Bettkante setzten. „Ich bin nicht besonders gut darin.“ Damit übergibt er ihr die Schatulle. Durch die Situation leicht nervös, zögert Taya mit dem Öffnen einen Moment. Verblüfft starrt sie auf deren Inhalt. Mit zittrigen Fingern nimmt sie es in die Hand. Sachte fährt sie mit den Fingerspitzen über die glatte Oberfläche. In der Hand hält Taya einen flachen Jadestein in Form eines Herzens. Auf der Vorderseite ist das Symbol der Kitsunen eingearbeitet, über welches sie gerade streicht. Nach dem sie es wendet, erblickt sie die Gravur. „Für das Wichtigste in meinem Leben.“ Die Schnur der Kette besteht aus einem bläulichen Band. Mit klopfendem Herzen sieht Taya wieder zu Sharaku, welcher sich zu ihr gebeugt hat. „Ich liebe dich. Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas geschieht oder ich dich verliere.“ Es sind nur gehauchte Wörter, welche ihre Wirkung bei Taya nicht verfehlen. Den kleinen Abstand überwindend, legt er seine Lippen auf die ihre. Taya, welche vom Liebesgeständnis und dem Kuss überrumpelt ist, lässt es einfach geschehen. Als Sharaku den Kuss beendet und aufsteht, bemerkt Taya, dass sie ja nichts erwidert hat. Weder zu seinem Geständnis, noch zu dem Kuss. Schnell ergreift sie Sharakus Arm und zieht ihn zu sich. Durch den Schwung landet Sharaku rücklings auf dem Bett. Schnell positioniert sich Taya über ihn. Bevor Sharaku reagieren kann, verschmelzt dieses Mal Taya ihre Lippen mit seinen zu einem Kuss. Freudig registriert sie, wie er den Kuss erwidert. Kurz unterbricht Taya den Kuss und sieht ihren Freund verliebt an. „Ich liebe dich doch auch und das schon Langem.“ Mit der rechten Hand streichelt Sharaku Tayas Wange, bevor er diese auf ihren Hinterkopf platziert. Leicht drückt er ihren Kopf zu sich und erneut vereinen sie sich, dieses Mal zu einem längeren Kuss. Für einen Augenblick lösen sie sich um Luft zu holen, bevor sie weiter machen. Kurz nach dem neuen Kuss spürt Taya wie Sharaku mit der Zunge gegen ihre Lippen stupst. Einen Moment zögert sie, bevor sie ihn gewähren lässt. Nun wird ihr zärtlicher Kuss zu einem leidenschaftlichen Zungenkuss. Während dieses Kusses gehen nun Sharakus Hände auf Wanderschaft. Mit der linken Hand beginnt er ihren Nacken zu kraulen. Seine rechte Hand an Tayas Hüfte legend, findet sie ihren Weg unter ihr Oberteil. Sanft beginnt er über ihren Rücken zu streicheln. Von dort wandert sie langsam wieder zur Seite, wobei er mit dem Daumen ihren Bauch massiert. Mit einem Seufzen in den Kuss, quittiert Taya seine Behandlung. Davon ermutigt wandert die Hand weiter nach oben, wobei er das Oberteil mit schiebt. Schnell richtet sich Taya auf. Mit geröteten Wangen und schnellem Atem sieht sie zu Sharaku. Erst jetzt bemerkt Sharaku, was er im Begriff war zu tun. Mit dem Versuch seinen schnellen Atem zu beruhigen, stützt er sich mit den Ellenbogen etwas ab. „Es tut mir leid Taya, ich weiß...“ Mit einem kurzen Kuss unterbricht Taya ihn. „Du musst dich nicht entschuldigen, ich hatte mich nur erschrocken.“ Einen Moment breitet sich Schweigen über den beiden aus, während sie sich nur ansehen. Leicht seufzt Taya auf. „Wir sind alt genug, vertrauen uns blind und wollen es beide.“ Entschlossen sieht Taya zu Sharaku. Ernst erwidert er ihren Blick. „Ich werde dich weder dazu zwingen, noch zulassen, dass du dich dazu zwingst. Ich kann warten bis du dich wirklich dafür bereit fühlst.“ Ein glückliches Lächeln bildet sich auf Tayas Lippen. „Ich bin bereit.“ Nun wendet sie verlegen den Blick ab. „Vergiss nicht, dass dies mein erstes Mal ist.“ Überrascht keucht Taya auf, als Sharaku sich mit ihr dreht, sodass sie nun unter ihm liegt. Leicht haucht Sharaku ihr einen Kuss auf die Lippen. „Vergiss nicht, dass du jederzeit Stopp sagen kannst.“ Kapitel 27: Essen zu Zweit -------------------------- Nachdem Aleu die Tasse in die Küche gebracht hat und sich um die Pfütze von Laika gekümmert hat, steht sie jetzt unten beim Treppenanfang. //Ich dachte du wolltest nur kurz in dein Zimmer. Was dauert jetzt so lange.// Ungeduldig wedelt ihr Wolfsschwanz hin und her, während sie wartet. Plötzlich zucken ihre Ohren, da sie glaubt, was gehört zu haben. Ihre Ohren spitzen sich auf das vermeintliche Geräusch. Sich konzentrierend horcht Aleu. Nach einem Moment des Lauschens steigt ihr die Röte ins Gesicht. „Aleu?“ Erschrocken dreht sich die Genannte um, nur um einige Nuancen röter zu werden. In der Tür zum Bad steht Laika, dessen Körper noch klitschnass vom Baden ist. Dies an sich wäre nicht so schlimm, wenn er sich wenigstens mit einem Handtuch bedeckt hätte. Sofort dreht sich Aleu beschämt um. Erst jetzt scheint Laika zu bemerken, dass er was vergessen hat. Fluchend verschwindet er hinter der Tür, wobei nur sein Kopf hinter dieser hervorblickt. „Kannst du mir bitte meinen Rucksack bringen? Er sollte noch im Wohnzimmer liegen. Ich habe gerade keine Wechselkleidung hier drinnen.“ Sofort macht sich Aleu auf ins Wohnzimmer. Schnell ist das gesuchte Objekt gefunden. Wieder im Flur ist die Tür zum Bad geschlossen. Davor stehend schließt Aleu die Augen, öffnet die Tür und wirft den Rucksack hinein. „Woh, Vorsicht“ Ohne darauf einzugehen schließt Aleu die Tür wieder. Als sich die Tür nach einer Zeit ein weiteres Mal öffnet, geht Aleu auf Laika zu und schnappt sich seinen Arm. „Lass uns essen gehen. Wir haben heute noch nichts gegessen.“ Bestimmend zieht sie ihren Freund zur Tür. „Ja schon, aber...“ Weiter kommt Laika nicht, da Aleu sich abrupt zu ihm umdreht und ihn aus großen, traurigen Augen ansieht. „Heißt das, du willst nicht in Zweisamkeit mit deiner Freundin essen gehen?“ Schwer muss Laika wegen dem enttäuschten Unterton schlucken. Das Aleus Augen leicht wässrig werden, macht es nur schlimmer. „Natürlich will ich, ich war nur etwas überrumpelt.“ Schnell gibt er Aleu einen Kuss. „Tut mir leid. Wohin möchtest du?“ Ohne Gegenwehr lässt sich Laika aus dem Haus führen. //Na also, geht doch.// Leicht muss Aleu in sich hinein lächeln. „Es gibt da ein nettes Lokal.“ Dass sich Aleus Stimmung wieder geändert hat, entgeht Laika nicht. //Frauen.// Den morgigen Tagesplan überprüfend, nimmt Tommas einen Schluck aus seiner Tasse. Zumindest hatte er dies vor, doch kommt kein Kaffee aus dieser. Verärgert blickt er in die Tasse. //Warum ist die schon wieder leer? Ich brauche eindeutig eine Größere.// Während Tommas noch immer in die Tasse blickt, legt sich ein Schatten über ihn. Verwundert blickt er nach oben und erkennt die Ursache. Diese reagiert auf den Namen Floh, welche sich über Tommas gebeugt hat und neugierig in die leere Tasse sieht. Ein Kichern lässt Tommas zur Tür blicken. In dieser steht eine blonde Frau mit Pferdeschwanz und roten Strähnen, welche um die Mitte dreißig ist. „Na Hauptmann, ist der Kaffee mal wieder alle.“ „Wobei das eher eine Feststellung ist.“ „Sieht wohl so aus.“ Nun wendet Floh ihren Kopf zu der Frau. „Hey Heidi, bist du wieder gesund?“ Ein Räuspern lässt Floh wieder zu Tommas blicken. Da sie noch immer in gebeugter Haltung ist, sieht Floh direkt in die Augen ihres Vorgesetzten. Einen Moment sieht sie ihn fragend an. //Ups.// Mit einem entschuldigenden Lächeln richtet sich Floh auf. „Also?“ Die Hände vor dem Kinn gefaltet, sieht Tommas abwartend zu Floh. „Also?“ Verwirrt treffen sich die Augenbrauen von Floh in der Mitte. Von der Seite ist ein erneutes Kichern zu hören. „Der Bericht.“ Immer noch abwartend sieht er sein Gegenüber an. „Welcher Bericht?“ Überlegend blickt Floh nach oben. „Ach ja, der vorläufige Schadensbericht vom Hafen.“ Verlegen kratzt sich Floh am Hals. „Ein paar Händler wurden überrascht, aber bis auf einige zerstörte Waren wurde nur ein Ruderboot vom Sturm an die Hafenmauer befördert. Jetzt ist jedenfalls nur noch Kleinholz.“ „Wenn das alles ist, kannst du wieder gehen.“ „Geht klar.“ Schnell salutiert Floh, ehe sie den Raum verlässt. Nun wendet sich Tommas zu Heidi. „Und bist du vollständig genesen?“ „Natürlich und jetzt lass mich dir etwas Papierkram abnehmen.“ Mit einem erleichterten Aufatmen sinkt Tommas in seinen Sessel. Als Aleu und Laika das Lokal fast erreicht haben, kommen ihnen drei Wachen entgegen. Diese Drei sind Andre, Mark und Ben. Schnell wechselt Aleu die Seite bei Laika, sodass er auf der Seite der Dreien ist. Die Stirn runzelnd nimmt Laika diese Aktion hin. Als die beiden Gruppen aufeinandertreffen, grüßt Andre die beiden mit einem Kopfnicken. „M-m-morgen ihr zwei.“ Ben wirft beiden nur einen Blick zu und geht an ihnen vorbei. Da das Trio nicht stehen bleibt, sondern an Laika und Aleu vorbei geht, schaffen diese es nicht so schnell zurückzugrüßen. „Na toll, noch so einer.“ Sofort will Laika sich umdrehen, wird aber von Aleu ins Lokal „Wickis Speisekammer“ gezogen. Im Lokal selbst sind gerade nur wenige Gäste, was aber wohl an dem kürzlichen Sturm liegt. Beide entscheiden sich für einen freien Tisch am Fenster. Kaum dass sie Platz genommen haben, bringt ein Kellner die Speisekarten. „Guten Tag die Herrschaften. Wissen Sie schon was Sie trinken wollen?“ „Ich nehme einen Eistee.“ Nun blickt Aleu zu Laika. „Ich nehme auch einen Eistee.“ Kurz notiert der Kellner dies und geht. Während Laika in der Karte hin und her blättert, hat Aleu sich schnell entschieden. Ihre Karte auf den Tisch legend, beobachtet Aleu ihren Freund. „Du kannst dich wohl nicht entscheiden?“ Unschlüssig blickt Laika über seine Karte. „Die haben so viele tolle Gerichte, wie soll man sich da entscheiden.“ „Wenn du möchtest, können wir öfters hier herkommen, so kannst du alles nach und nach probieren.“ „Wenn das so ist, habe ich mich bereits entschieden.“ Kaum hat auch Laika seine Speisekarte auf den Tisch gelegt, erscheint der Kellner wieder. „Hier der Eistee für die Dame und der für den Herren.“ Dabei stellt er die Getränke den Genannten hin. Nun zückt er wieder seinen Block. „Haben Sie sich schon entschieden?“ „Ich hätte gern den Vogel mit Klößen und Rotkraut.“ Schnell notiert der Kellner Aleus Bestellung. „Ich nehme das Kaninchen und der Rest wie bei ihr.“ Wieder geht der Kellner, um die Bestellung in der Küche aufzugeben. „Also, gestern haben wir ja fast nur über mich gesprochen. Was ist mit dir?“ Gespannt sieht Laika zu Aleu. „Was möchtest du genau wissen?“ Dabei nimmt sie einen Schluck ihres Getränkes. „Wo hast du dich überall herumgetrieben? Wie lange wohnst du schon hier und woher und wie lange kennst du die Beiden? Wie stehst du zu ihnen?“ Abrupt stoppt Laika seinen Redefluss, da Aleu sich zu ihm gebeugt hat und einen Finger auf seine Lippen gelegt hat. „Eins nach dem anderen.“ Sich wieder richtig hinsetzend beginnt Aleu. „Bis vor kurzem habe ich mich in kleinen Ortschaften oder im Wald aufgehalten. Ich wohne seit etwas drei bis vier Woche bei Sharaku, so lange kenne ich auch Taya und ihn. Wir haben uns im Wald getroffen.“ Bei der Erinnerung an das Treffen mit Taya, verzieht Aleu die Lippen zu einem Schmunzeln. Eine Augenbraue hebend, beobachtet dies Laika. „Mit Taya habe ich mich sofort angefreundet. Sie war unvoreingenommen mir gegenüber und ihr freundliches Wesen machte den Rest.“ Erneut nimmt Aleu etwas von ihrem Getränk. Laika folgt diesem Beispiel, um auch seine Kehle zu befeuchten. „Sharaku habe ich kurz darauf kennengelernt. Die beiden waren auf dem Rückweg hierher.“ „Also bist du mit Taya sehr gut befreundet.“ Bekräftigend nickt Aleu. „Du scheinst diesen Sharaku aber auch ziemlich zu mögen.“ Der missmutige Ton war nicht zu überhören. //Da scheint jemand aber eifersüchtig zu sein.// „Er ist wie Taya einzigartig und er mag mein Geheule.“ „Du machst Witze oder?“ Bestimmend schüttelt Aleu ihren Schopf. Bevor Laika das Thema vertiefen kann, kommt der Kellner mit dem Essen. „Der Vogel für die Dame und das Kaninchen für den Herrn. Ich wünsche einen guten Appetit.“ Gleich darauf beginnen beide mit dem Essen. Nebenbei unterhalten sie sich nun über belanglose Sachen. Kapitel 28: Bettgespräch ------------------------ Erschöpft aber glücklich liegt Taya halb auf Sharaku. Ihr Kopf und eine Hand ruhen dabei auf seiner Brust. Eine Decke liegt über den beiden und verhüllt den größten Teil ihrer Körper. Mit geschlossenen Augen genießt Taya die Streicheleinheiten seiner Hand, welche durch ihr Haar und hinter ihre Ohren fährt. Dabei ist sie besonders froh, dass sich ihre Befürchtung nicht bewahrheitet hat. Sie hatte Sharaku gesagt, dass sie bereit ist, was auch die Wahrheit war. Aber sie verschwieg, dass sie Angst hatte, dass seine Berührungen sie an ihre Fast Vergewaltigung erinnern könnten. Sharaku hatte dies mit Merle zwar verhindert, doch war sie gezeichnet. Nicht umsonst hatte sie Albträume von jenem Tag, nur dass in diesen alles anders verlief. Entweder war sie alleine, während man sich an ihr vergriff oder Sharaku tauchte zwar auf, musste aber entweder hilflos zusehen oder wurde getötet. In einigen wurde nicht nur sie, sondern auch Merle von diesen Schweinen geschändet. Sharaku scheint ihre Unruhe zu spüren, da er nun mit seinen Fingern ihren Nacken massiert. Durch die Berührung wieder entspannter, erinnert sich Taya an den Zeitpunkt, wo sie zum ersten Mal so einen Albtraum hatte. Schreiend schreckt die junge Kitsune aus ihrem Albtraum. Hecktisch sieht sie sich in dem dunklen Zimmer um. Ihr Körper zittert unkontrolliert und ist von Schweiß vollständig bedeckt. Während sie langsam das Zimmer wiedererkennt, in welchem sie vor kurzem wohnt, wird die Tür zu ihrem Schlafzimmer aufgestoßen. Mit seinem Katana in der Hand, steht Sharaku nun im Zimmer und sieht sich um. Schnell bemerkt er, dass keine Bedrohung im Zimmer ist und lehnt sein Schwert neben die Tür. Langsam geht er auf das aufgelöste Mädchen zu. Tränen fließen unaufhörlich aus ihren Augen. Zuerst hatte sich Taya erschrocken, aber nachdem sie den Mann erkannt hat, ist sie froh. Kaum, dass er sich zu ihr auf das Bett gesetzt hat, hat sie sich in seine Arme geworfen und wie eine Ertrinkende an ihn geklammert. Unbeholfen und etwas überfordert legt Sharaku seine Arme um Taya. Seine Versuche sie zu beruhigen scheinen aber nicht zu klappen. Kurz entschlossen wickelt er die Decke besser um den noch immer zitterten Körper. Nun hebt er Taya hoch und trägt sie in seinen Armen aus dem Zimmer. Instinktiv hat sich Taya enger an Sharaku gelehnt. Da sie nichts von ihrer Umgebung mitbekommt, merkt sie auch nicht, wie sie die Treppen runter gehen. Ihre Wangen sind durch ihre hektische Atmung gerötet. Unten angekommen schlüpft Sharaku in seine Schuhe und nimmt umständlich seine Schlüssel. Draußen macht er sich sofort auf den Weg. Dass er nur in Schlafzeug unterwegs ist stört ihn nicht. In der späten Stunde sind eh kaum Leute draußen und die wenigen, die es sind, gucken nur kurz, halten ihn aber nicht auf. Die ganze Zeit wirft er einen besorgten Blick auf das Mädchen in seinem Arm. Durch das Leuten an der Tür aus ihrem Schlaf gerissen, stapft Merle Richtung Tor. Dass sie nicht mal die Zeit hatte einen Morgenmantel über ihr Nachthemd zu ziehen, da wer auch immer draußen stand und Storm läutet, reizte sie zusätzlich. Die Tür öffnend, verraucht ihr Ärger sofort. Besorgt blickt Merle auf die apathisch wirkende Kitsune. Wortlos signalisiert Merle, dass Sharaku ihr folgen soll. Schnell eilen sie über den Garten zum Anwesen. Kaum dass sie es betreten haben, kommt Ruka ihnen entgegen. „Bringt sie in das Wohnzimmer!“ Im Wohnzimmer setzt sich Sharaku auf das Sofa. So wie sich Taya an ihn klammert, würde er sie im Moment nicht von sich lösen können. Als Ruka das Zimmer betritt, hält sie eine Spritze in der Hand. Schnell und gezielt injiziert Ruka das Mittel. Erleichtert bemerken die Drei, wie das Medikament anschlägt. Das Zittern lässt immer mehr nach und die Atmung beruhigt sich ebenfalls. Mit seinem Daumen wischt Sharaku die Tränen von Tayas Wangen. Da keine weiteren mehr folgen, ist dies ein einfaches Gelingen. Durch die Berührung an ihren Wangen richtet Taya ihren Blick zu Sharaku. Nebenbei bemerkt sie, dass sie sich in einem anderen Raum befindet, welcher hell erleuchtet ist. Sich näher an die Wärmequelle kuschelnd, schließt Taya langsam ihre Augen. Keine Sekunde später ist sie mit einem leichten Lächeln eingeschlafen. Später hat Merle ihr alles erzählt. Von dem Abend selbst weiß sie nur noch, wie Sharaku in ihr Zimmer kam und wie sie in seinen Armen lag, bevor sie bei Ruka eingeschlafen ist. Damals war Sharaku noch etwas unbeholfen, wenn es ihr schlecht ging. Sei es der Albtraum oder gesundheitlich. Heute weiß er immer sofort, was ihr am besten hilft. Auch hat er sich in anderer Hinsicht geändert. Früher wirkte er etwas kalt und verbittert auf sie. Doch dies hat sich ebenfalls geändert. Ob sie darauf einen Einfluss durch ihre Anwesenheit hatte, kann Taya nicht sagen. Sich etwas aufrichtend blickt Taya in das Gesicht von Sharaku. Dieser blickt die Decke nachdenklich an. „Woran denkst du gerade Sha?“ „Wie unsere Kinder aussehen würden.“ Von dieser Antwort überrascht, braucht Taya einen Moment. //Unsere Kinder.// Klar, sie waren nun ein Paar und hatten gerade miteinander geschlafen. Doch wie Sharaku jetzt auf gemeinsame Kinder kommt, kann Taya nicht ganz nachvollziehen. Natürlich würde sie später mit Sharaku eine Familie gründen und seine Kinder zur Welt tragen, doch kommt dies etwas plötzlich. „Wie kommst du jetzt darauf?“ Neugierig beobachtet Taya wie Sharaku nun seinen Blick zu ihr wendet. „Wegen meinem Vater.“ //Was?// Nun vollständig verwirrt starrt sie ihn an. Es ist vor allem aber der Grund, dass er zum ersten Mal über seinen Vater spricht. Natürlich hatte Taya ihn schon mal über seine Vergangenheit und Eltern befragt. Doch hatte er jedes Mal dichtgemacht. Darum hatte sie es schnell sein lassen und es respektiert. Umso neugieriger ist sie jetzt. Aber anscheinend muss sie doch etwas nachbohren. „Was hat das Aussehen unserer Kinder mit deinem Vater zu tun?“ Kurz seufzt Sharaku auf. „Ich habe erst vor Kurzem aus einem Buch meiner Mutter erfahren, dass mein Vater ein Ookami war.“ Überrascht weiten sich Tayas Augen. „Meine Mutter war ein Mensch und wie du selbst sieht, bin ich ebenfalls einer, aber zum Teil auch ein Ookami, weshalb ich diese Erbgutinformationen von ihnen in mir trage.“ Nun setzt sich Taya aufrecht hin, dabei rutscht die Decke von ihrem Oberkörper. Dem Beispiel folgend setzt sich Sharaku auch aufrecht hin. Die Decke will er um Taya legen, doch diese schüttelt den Kopf. „Du hast eh schon alles gesehen und ich auch.“ Dabei grinst sie anzüglich. Die Decke aus seinen Fingern gleiten lassend, erwidert Sharaku das Grinsen. „Soll mir recht sein.“ Nun blickt er aber Taya wieder ernst an. „Damit will ich sagen, dass unsere Kinder entweder Menschen, Kitsune.“ „Oder Ookami werden.“ Sich zu Sharaku beugend, gibt Taya ihm einen Kuss. „Solange sie von dir sind, ist es egal.“ „Mir ist es auch egal, aber stell dir nur mal die Überraschung vor, wenn du plötzlich ein Ookami gebärst, obwohl die Eltern ein Mensch und eine Kitsune sind.“ Nur mit Mühe kann Taya bei dieser Vorstellung das Lachen unterdrücken. „Sie würden wohl glauben, ich hätte dich betrogen.“ Bei der Vorstellung wie Laika dies Aleu erklärt, verfallen beide in Gelächter. Dies wird von Tayas Magen unterbrochen, welcher sich zu Wort meldet. „Anscheinend hat da jemand hunger.“ Mitleiderregend sieht Taya ihren Freund an. „Wir sollten erst mal duschen und dann mach ich uns eine Kleinigkeit.“ Kapitel 29: Gefährliches Bündnis im Feuerschein ----------------------------------------------- Gesättigt und zufrieden mit ihrem Date, betreten Aleu und Laika den Flur des Hauses. Das Wohnzimmer betretend, entdecken die beiden Taya auf der kleinen Couch liegend. Die Neuankömmlinge werden von ihr nicht bemerkt, da sie in ein Buch vertieft ist. Aleu erkennt das braune Buch als dieses wieder, in welchem Sharaku des Öfteren gelesen hat. Insgeheim würde sie auch mal in diesem lesen wollen, da sie spürt, dass dieses Buch wichtig ist. „Wir sind wieder da. Wo steckt denn dein Freund?“ Von dem Buch aufblickend, sieht Taya zu den beiden. Doch statt zu antworten, fängt sie an zu kichern. Über das Verhalten der Kitsune sehen Aleu und Laika sich ratlos an. Dies sorgt bei Taya allerdings nur dafür, dass aus dem Kichern ein Lachen wird. Sich nun verarscht vorkommend, verschränkt Laika die Arme vor der Brust. Dies bringt Taya aber noch mehr in fahrt, wobei sie von der Couch fällt. Von Tayas Lachen angelockt, kommt Sharaku aus der Küche. Seine kleine Kitsune findet er sich kugelnd vor lachen am Boden wieder. Gerade als Aleu was sagen möchte, verschluckt sich Taya. Schnell wird aus dem Lachen ein Husten. Schnell ist Aleu bei ihrer Freundin um ihr zu helfen. Es dauert etwas bis sich Taya einigermaßen beruhigt. Die kniende Aleu streicht ihr inzwischen über den Rücken. „Danke, es geht schon wieder.“ Erst jetzt erkennt Aleu, dass Taya eine Kette unter ihrem T-Shirt trägt. „Darf ich die mal sehen?“ „Klar!“ Freudig holt Taya die Kette hervor und zeigt diese Aleu. Erstaunt begutachtet sie die Kette. Taya zeigt ihr auch die Gravur. „Ich wünschte, ich hätte auch so was Schönes.“ Dabei schielt sie nach hinten. „Wieso kaufst du dir dann nicht einfach was?“ Imaginär schlägt Taya sich die Hand gegen die Stirn. //Der versteht echt kein Wink mit dem Zaunpfahl.// Leise seufzt Aleu, wobei sie etwas betrübt zum Boden sieht. //Ach Laika, ich sorge noch dafür, dass du solche Anspielungen verstehst.// Da Aleu den Rücken zu Laika gewandt hat, sieht sie auch nicht wie Sharaku einen Arm um diesen legt und ihm etwas ins Ohr flüstert. Der überraschte Gesichtsausdruck entgeht aber Taya nicht. //Wahrscheinlich würde nicht mal ein Scheunentor helfen, wenn man ihn nicht dagegen stößt.// Bis zum Abend verbringen sie zu viert die Zeit im Wohnzimmer. Taya und Sharaku sitzen mit den Rücken aneinander gelehnt auf der kleinen Couch. Beide stützen ihre Füße auf der Lehne ab, wodurch ihre Knie angewinkelt sind. Während Sharaku etwas in einem Notizbuch schreibt, liest Taya weiter in dem Buch, welches ihr Sharaku gegeben hat. Aleu und Laika hingegen liegen auf der großen Couch gegenüber. Mit dem Rücken lehnt Aleu an der Brust von Laika. Dieser hat seine Arme um sie geschlungen. Leise unterhalten sich beide. Dabei bemerkt Aleu, wie Taya zwischenzeitlich zu ihr sieht. Ihren Blick kann sie aber nicht wirklich deuten. Als Sharaku merkt, dass es Zeit für das Abendbrot wird, schließt er sein Buch. „Möchtest du mir helfen oder weiter lesen?“ Zur Antwort lehnt sich Taya etwas nach vorn. Nachdem Sharaku aufsteht, streckt er sich kurz. „Sha.“ Sich zu ihr wendend, sieht er sie an. Allerdings sieht Taya nur zurück. „Ja?“ Nicht verstehend was sie will, blickt er in ihre Augen. Mit dem rechten Zeigefinger tippt sich Taya an ihre Lippen. Jetzt verstehend, beugt sich Sharaku zu seiner Freundin und verschließt ihre Lippen mit seinen. Zufrieden beobachtet Aleu das Geschehen, während Laika überrascht wirkt. „Ich dachte die beiden währen kein Paar.“ „Das waren wir ja vorher auch nicht.“ Damit dreht sich Aleu zu Laika und küsst ihren Freund ebenfalls. Sich danach aus Laikas Armen befreiend, folgt Aleu Sharaku in die Küche, um sich etwas nützlich zu machen. Kurzerhand entschließt sich der Zurückgelassene sich zu Taya zu gesellen, um sich mit ihr etwas zu unterhalten. Taya, welche es sich gerade wieder gemütlich gemacht hat, bemerkt Laika vor der Couch. Leise seufzend schließt sie das Buch und setzt sich richtig hin. Eigentlich wollte sie weiterlesen, doch konnte sie so noch was über ihre Freundin in Erfahrung bringen, was sie noch nicht wusste. In einer zerfallenen Steinhütte hat Junk sein Lager aufgeschlagen. Im alten Kamin prasselt ein Feuer, an welchem er sich wärmt. //Na warte, das nächste Mal kommt keiner um dich zu retten.// Wütend schmeißt er einen weiteren Holzscheit ins Feuer. Dabei bemerkt er nicht, wie kalte Augen ihn beobachten. Leise schleicht sich die Gestalt über das zerstörte Dach näher. Durch ein größeres Loch dringt sie in das alte Gebäude ein. Auf einem Dachbalken lauernd, bemerkt der Ahnungslose nichts von der Gefahr. Aus einer Tasche kramt Junk eine Tüte mit getrocknetem Fleisch. //Verfluchter Black Wolf und seine Fuchsschlampe. Dann auch noch diese zwei Hunde, Wölfe, was auch immer Viecher.// Mit einem wütenden Schrei schmeißt Junk das Stück Fleisch ins Feuer. Durch das darauf folgende Kichern einer Frau springt er erschrocken auf. Sofort blickt er in dem dunklen Raum umher, aus dem das Lachen kam. Da die einzige Lichtquelle der Kamin ist, kann er niemanden entdecken. „ZEIG DICH DU MISTSTÜCK!“ Mit gezogenem Dolch wartet er auf eine Reaktion. Ohne Vorwarnung trifft Junk etwas im Rücken. Dadurch wird er nach vorne geschleudert. Sein Dolch landet unweit von ihm auf dem Boden. „Du niedrige Kreatur solltest vorsichtiger sein, mit dem was du äußerst.“ Dabei klingt sie eher amüsiert, statt wütend. Sich schnell aufrappelnd, blickt Junk zu der Fremden. Durch den Feuerschein angestrahlt, erkennt er, dass es sich um eines der Wesen handelt, welche er erst zuvor gesehen hat. „WAS WILLST DU? GEHÖRST DU AUCH ZU BLACK WOLF?“ „Black Wolf? Was für ein passender Name für die Mischratte.“ Gelangweilt betrachtet sie sich jetzt ihre rechte Hand. „Wie auch immer, ich schlage dir ein Geschäft vor. Wir wollen beide etwas Ähnliches.“ „Ach ja und was soll das sein?“ Nach seinem zweiten Dolch greifend, blickt Junk die Fremde an. „Du willst diesen Black Wolf töten, ich die weiße Missgeburt, welche bei ihm ist.“ „Und warum sollte ich mich mit einer wie dir einlassen?“ Ohne zu antworten lässt Kaily ihre Krallen blitzen. Mit der rechten Klaue kratzt sie an der Steinwand neben ihr. Dabei hinterlässt sie tiefe Furchen im Stein. „Weil du für mich ansonsten nutzlos bist.“ Schnaubend betrachtet Junk seinen Gegenüber. „Schön, was schlägst du vor.“ Ein hinterlistiges Grinsen erscheint auf Kailys Gesicht. „Dass wir erst mal abwarten. Seinen Feind sollte man dann angreifen, wenn er es am wenigsten erwartet.“ In ihrem hellblauen kurzen Pyjama sitzt Taya auf ihrem Bett. Jeder Versuch zu schlafen bleibt erfolglos. Aus irgendeinem Grund hat sie das Gefühl, dass etwas fehlt. Ihr Blick schweift zu dem Nachttisch, welcher neben dem Bett steht. Sich sicher, dass es nicht die Kette ist, die darauf liegt, welche das Gefühl auslöst, seufzt Taya. Trotz, dass es stockdunkel im Zimmer ist, sieht sie hervorragend. //Mal sehen, ob Sha noch wach ist.// Sich vom Bett erhebend, begibt sie sich zur Tür. Als sie diese öffnet, gibt es ein dumpfes Geräusch. Verwundert nach der Ursache schauend, erblickt sie einen sich an der Stirn reibenden Laika. „Sag bloß, du wolltest zu mir?“ „Nein, ich will Aleu und mir nur was zu trinken holen.“ Dabei sieht er Taya an. „Und du?“ „Nein danke, hab kein Durst.“ Ohne Laika weiter zu beachten, schließt sie ihre Zimmertür. Nun geht sie zu Sharakus Tür und verschwindet hinter dieser. Unschlüssig steht Taya im dunklen Raum. Sharaku liegt in seinem Bett und scheint zu schlafen. Was sie nicht weiß ist, dass Sharaku ebenfalls noch wach ist. Dass jemand ins Zimmer gekommen ist, hat er somit bemerkt. Er kann im Dunkeln zwar nur die Silhouette sehen, aber wer außer Taya sollte ihm sonst um diese Zeit einen Besuch abstatten. Entschieden dreht Taya sich wieder zur Tür und will gehen. „Was ist los?“ Leicht zuckt Taya zusammen, dreht sich aber nicht um. „Ich kann nicht schlafen.“ Jetzt hört sie wie sich die Decke bewegt und Sharaku aufsteht. Mit wenigen Schritten ist er hinter Taya und schlingt seine Arme um ihren Bauch, Leicht drückt er sie an seine Brust. Seinen Mund an Tayas Ohr, flüstert er die nachfolgenden Worte: „Dann lass uns gemeinsam wachliegen. Ich kann auch nicht einschlafen.“ Sacht nickt Taya, bevor sie kurz aufschreit. Hat Sharaku sie ohne Vorwarnung hochgehoben. Sie auf Händen tragend, bringt Sharaku seine Freundin zum Bett und lässt sie sanft in dieses gleiten. Sich aneinander kuschelnd, legen sie die Decke über sich. Mit dem Gefühl, dass nun nichts mehr fehlt, gleitet Taya langsam ins Reich der Träume. Ihrem Atem lauschend, folgt Sharaku einen Augenblick später seiner Kitsune. Während Aleu in ihrem erleuchteten Zimmer auf dem Bett liegt, sitzt Laika mit angewinkelten Beinen neben ihr. Nach dem Essen hatten sich beide darauf geeinigt, dass Laika hier schlafen kann. Da das Bett groß genug ist, gibt es kein Platzproblem. Sein Rucksack hat nun ebenfalls den Weg ins Zimmer gefunden. Während sie sich so auf dem Bett befinden, reden sie über ihre Vergangenheit. Durch das viele Sprechen ist Laikas Mund trocken. „Ich brauch was zu trinken. Soll ich dir was mitbringen?“ „Ja bitte, das ist lieb von dir.“ Ein Lächeln von Aleu geschenkt bekommend, steht Laika vom Bett auf. „Bin gleich wieder zurück.“ Kaum, dass er aus dem Zimmer in den dunklen Flur getreten ist, braucht er eine Sekunde. Schon haben sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Leicht in Gedanken geht er den Flur entlang. Allerdings wird ihm seine Unachtsamkeit bestraft. An einem vorher nicht vorhanden Hindernis stößt sich Laika den Kopf. //Was bei Cerberus!// „Sag bloß, du wolltest zu mir?“ Sich die Stirn reibend, blickt Laika auf. „Nein, ich will Aleu und mir nur was zu trinken holen.“ //Warum sollte ich zu dir?// „Und du?“ „Nein danke, hab kein Durst.“ Ohne, dass Taya Laika weiter beachtet, schließt sie ihre Zimmertür. Nun geht sie zu Sharakus Tür und verschwindet hinter dieser. //Das war zwar nicht die Frage, aber egal.// Um Aleu nicht unnötig warten zu lassen, beeilt er sich. In der Küche angekommen, schnappt er sich zwei Flaschen mit Wasser und kehrt zurück. Als Laika das Zimmer wieder betritt, ist Aleu eingeschlafen. Zumindest verrät das ihre gleichmäßige Atmung. Die eine Flasche stellt Laika neben das Bett. Aus der anderen nimmt er wenige Züge. Da er Aleu nicht wecken will, löscht Laika das Licht. Sich vorsichtig ins Bett legend, schließt er seine Augen, um auch zu schlafen. Aber kaum dass er liegt, dreht sich Aleu zu ihm und legt einen Arm um ihn. „Schlaf gut Laiki.“ Nuschelnd verlassen jene Worte ihre Lippen. „Schlaf gut Kleines. Kapitel 30: Schnee, Taya und Kishia ----------------------------------- Zwei weitere Monate sind ins Land gezogen, in denen es ruhig blieb. Trotzdem gab es Veränderungen. Aleu und Laika erledigen nun kleinere Aufträge für Ruka, da die beiden ihre Gastgeber nicht auf der Tasche liegen möchten. Zudem hat sich Laika in Aleus Zimmer einquartiert. Da dies ein großes Bett besitzt, haben beide genügend Platz zum Schlafen. Auch Taya verbringt die Nächte seither bei Sharaku, wobei sich das Paar gelegentlich auch ihrer Leidenschaft hingab. Ihr Zimmer verwendet Taya nur noch als gelegentlichen Rückzugspunkt. Seit einer Woche hat sich der Winter durch Minusgrade angekündigt. In der Nacht hat ein starker Schneefall angefangen. Jetzt liegt fast ein Meter Neuschnee auf dem Boden. Da der Weg vom Schnee befreit werden muss, schippt Sharaku diesen gerade frei. Mit dicker Winterkleidung, Handschuhen und Mütze bekleidet, hat er gerade, während des Sonnenaufgangs angefangen. Bei jedem Ausatmen entschwebt die verbrauchte Luft aus seinem Mund, als sichtbare Wolke. Während Sharaku den Schnee zur Seite schiebt, erinnert er sich, wie die anderen erfahren haben, dass er und Taya zusammengekommen sind. Sharaku und Taya betreten den Marktbezirk und kommen auf den, wie üblich gut besuchten, Platz. Schon gleich darauf müssen sich beide einen Weg durch die Menge bahnen. Dabei kommen sie nicht um einige Rempler herum. Taya, die so was nicht ausstehen kann, wird zunehmend gereizter. Dazu kommt, dass sie Sharaku gebeten hat, sie früher zu wecken, weil sie zu Merle will. „Wie ich so was hasse.” Gleich darauf nimmt Sharaku ihre Hand und zieht sie zu einem weniger belebten Ort. Nach Erreichen dieser Stelle, versucht er seine Partnerin zu beruhigen. „Versuch es positiv zu sehen. Da dies der kürzeste Weg ist, bist du auch schneller da. Und du bist ja nicht allein.” „Das weiß ich ja, aber…” Bevor Taya antworten kann, wird sie von zwei bekannten Stimmen unterbrochen. „Na wenn das nicht Sharaku und seine Geliebte sind.” „Ihr zwei habt gerade wohl ein Date?” Wobei die letztere Stimme danach lacht. War Taya gerade noch gereizt, so verdreht sie jetzt genervt die Augen. //Der Spruch ist alt.// Wobei sich aber ein Grinsen bei ihr bildet. Mit einem Schritt steht sie vor Sharaku. Ihre Arme um seinen Hals legend, zieht Taya ihn ein Stück zu sich und kommt ihm gleichzeitig entgegen. Bevor Ron und Zarrin sich versehen, küssen sich ihre beiden Kollegen. Und das nicht nur kurz. Ron bleibt sein Lachen im Hals stecken und er starrt mit offenem Mund die beiden an. Auch Zarrin ist über dieses Ereignis überrascht, lässt es sich aber kaum ansehen. //Jetzt geht es mir gleich besser.// Sich von Sharaku wieder lösend, sieht sie zu ihren Kollegen. „Mund zu, die Fliegen kommen schon rein.“ Sofort schließt Ron seinen Mund. „Was war das denn?“ „Ein Kuss.“ Beleidigt blickt Ron zu Sharaku. „Ach ne, das weiß ich selbst.“ „Warum fragst du dann?“ Dieser Seitenhieb kommt ausgerechnet von Zarrin. „Auf jeden Fall freuen wir uns für euch. Was habt ihr gerade vor?“ „Ich bin auf dem Weg zu Merle und Sharaku will einkaufen. Und was habt ihr geplant?“ Noch immer beleidigt schweigt Ron, weshalb sein Partner antwortet: „Man braucht uns am Hafen und danach werden wir sehen. Auf jeden Fall müssen wir jetzt weiter.“ Leicht stößt Zarrin Ron in die Seite. „Komm schon du beleidigte Leberwurst.“ Mit diesen Worten entfernen sich beide. Kurz darauf wussten auch die anderen Bescheid. Später hat Sharaku erfahren, dass eine Wette gelaufen ist, welche Floh gewonnen hat. Sie ließ es sich nämlich nicht nehmen, sich bei dem frischen Paar zu bedanken. Immerhin befand sich eine größere Summe im Topf. Nur Ruka, Merle und Tommas haben sich an dieser nicht beteiligt. Sharaku wird aus seinen Gedanken gerissen, als ein roter Blitz an ihm vorbeisaust. Gleich darauf landet etwas im Schnee. Ein Blick in die Richtung des Geräusches zeigt einen roten Fuchsschwanz, welcher aus einem frisch aufgeschüttelten Schneehaufen herauslugt. //Alle Jahre wieder.// Aufmerksam beobachtet Sharaku das folgende Geschehen. Nur wenige Sekunden später springt Taya wieder aus dem Haufen. Auf ihrem Kopf und im Fell ist der weiße Schnee gut zu sehen. „Kalt, kalt, kalt.“ Auf der Stelle hüpfend, schüttelt Taya den Schnee wieder ab. Dass sie friert, verwundert Sharaku nicht im Geringsten. Nicht nur, dass sie barfuß ist, sie trägt auch nur einen orangefarbenen Schlafanzug. Und dieser schützt nicht vor den Minusgraden. Leicht zitternd rennt Taya wieder an Sharaku vorbei. An der Türschwelle macht sie aber wieder kehrt. Wieder bei Sharaku angekommen, küsst sie ihren Freund kurz. „Morgen Sha.“ Sofort macht sie erneut kehrt und verschwindet endgültig im Haus. Kopfschüttelnd, aber mit einem Lächeln kommentiert Sharaku dies still. „Du hast wirklich eine bezaubernde Freundin.“ Verwundert dreht sich Sharaku zu der fremden Männerstimme. Nur wenige Schritte entfernt steht ein Ookami mit langen blauschwarzen Haaren, schwarzen Ohren und einem schwarzen Schweif. Mit einem vom Alter gezeichneten Gesicht und einem grünen und einem blauen Auge, unterscheidet er sich von dem anderen schwarzhaarigen Ookami, dem er schon begegnet ist. //Das glaub ich jetzt nicht.// Überrascht, erstaunt, wütend, verwirrt, sich über seine Gefühle nicht sicher, starrt Sharaku den Fremden an. Bis auf das Alter stimmt die Beschreibung mit der überein, welche seine Mutter im Buch verwendete. Die Beschreibung über den Ookami, in den sie sich verliebte und von dem sie schwanger wurde. „Kishia?“ Sharakus Stimme klingt nicht annähernd so fest, wie er wollte. Leicht lächelt der alte Ookami. „Ja, dann weißt du also wer ich bin?“ Freude und etwas Hoffnung schwingen in der Stimme mit. Die Schippe fallen lassend, senkt Sharaku seinen Kopf. Dadurch kann Kishia nicht die Mimik von ihm erkennen, bemerkt aber das leichte Beben seines Körpers. „Ja, ich weiß wer du bist.“ Noch immer ist ein leichtes Zittern in seiner Stimme. Langsam geht Sharaku auf Kishia zu. Kurz bevor Sharaku ihn erreicht, hebt er seinen Blick. In diesem spiegelt sich alles andere als Freude wider. Ehe Kishia es sich versieht, trifft eine rechte Faust sein Gesicht. Von der Wucht stolpert Kishia zwar, kann aber verhindern, dass er stürzt. „Du elender Mistkerl. Wie kannst du es wagen, einfach so aufzutauchen? Und das nach all der Zeit.“ Hasserfüllt ist seine Stimme und nur mit Mühe kann Sharaku verhindern zu schreien. Erneut geht er auf den Ookami zu, packt ihn am Kragen. „Verschwinde wieder dahin, wo du hergekommen bist. Was immer du dir erhoffst, wird sich nicht bewahrheiten.“ Von Kishia ablassend, dreht Sharaku ihm den Rücken zu. „Ich wünschte du wärst tot, aber du liebst es anscheinend, andere zu enttäuschen.“ Ohne einen weiteren Blick oder ein Wort stapft Sharaku zur Tür. Kaum, dass er im Haus ist, fällt die Tür krachend ins Schloss. Sich die Wange reibend, blickt Kishia zur Tür. //Das lief ja besser als erwartet.// Trotz des Schmerzes lächelt er. Kapitel 31: Aleus Erinnerung ---------------------------- „Fang mich doch. Fang mich doch.“ Mit lautem Kinderlachen rennt eine kleine Ookami, mit rotbraunen Haaren und weißem Fell, auf allen vieren durch einen Garten. Sie trägt ein kurzärmliges hellblaues T-Shirt und eine lange dunkelblaue Hose. Hinter ihr ein älterer Inu mit silbernen Haaren, die ihm bis zum Nacken reichen. Bis auf seine weißen Pfoten, sind sein Schwanz und die Ohren auch silbern. Der Inu trägt lange schwarze Kleidung. „Na warte, gleich habe ich dich.“ Natürlich hätte er sie schon längst fangen können, aber so kann er länger das fröhliche Lachen der Jüngeren hören. Von dem Lärm wahrscheinlich angelockt, taucht eine ältere Ookami in langen eisblauen Sachen auf. Mit ausdrucksloser Mine beobachtet sie das Treiben der Zwei. Ihre Hände hat sie in ihren Hosentaschen vergraben. Als die siebenjährige Ookami die Frau bemerkt, bleibt sie abrupt stehen. Der Mann kann noch stoppen, bevor er in die Kleinere reinläuft. Nun wendet er seinen Blick auch zur Terrassentür, in welcher die Frau steht. Mit einem Lächeln im Gesicht geht er jetzt auf diese zu. „Hey meine Wilde, du bist ja schon zurück.“ Bei der Frau angekommen, gibt er ihr einen Kuss, welcher sofort erwidert wird. „War schneller erledigt als gedacht.“ Dabei sieht sie an dem Inu vorbei zu der Kleinen. „Du sollst sie doch nicht so verhätscheln.“ Eine Hand auf ihre Wange legend, bringt der Mann sie dazu, ihren Blick wieder auf ihn zu richten. „Sei doch nicht immer so streng zu ihnen. Wir spielen doch nur etwas zusammen. Das hat nichts mit verhätscheln zu tun.“ Lange sehen sich die Zwei in die Augen. Hellblaue starren in Goldene. Mit einem leisen Murren gibt die Frau schließlich nach. „Na schön, aber übertreibt es nicht.“ Freudig wird sie dafür umarmt. „Du bist die Beste, Kaily.“ Die Umarmung erwidernd, schmiegt sie sich an den warmen Körper des Mannes. „Wenn du es sagst.“ Sich weiter in die Umarmung kuschelnd, genießt Kaily offensichtlich die Zuneigung. Der Silberhaarige hat inzwischen angefangen mit seinen Fingern ihr Haar zu umwickeln. „Lass das Star,“ Dies ist aber nur ein halbherziger Protest ihrerseits. „Und was hast du heute noch vor?“ Sich leicht von Star lösend, sieht Kaily ihn an. „Ich treffe mich heute noch mit Pauwau.“ Stars Gesicht wird nun ernster. „Du solltest nicht immer so viel mit ihr rumhängen.“ Mit einem Knurren löst Kaily sich aus Stars Armen. „Sie ist meine beste Freundin und ich lasse mir nicht vorschreiben, ob ich mich mit ihr treffe oder nicht.“ Sich umdrehend will Kaily wieder gehen. Schnell kann Star ein Arm von ihr ergreifen. Kailys Rücken an seine Brust drückend, umarmt er ihren Bauch. „Ach meine Wilde, das habe ich doch auch nicht gemeint. Ich würde dir doch nie so etwas vorschreiben.“ Das ganze Geschehen wird von der jungen Ookami beobachtet. Wie immer ist sie erstaunt, wie ihr Vater es schafft, ihre Mutter zu besänftigen. Eine Bewegung aus dem Augenwinkel bemerkend, lenkt sie ihre Aufmerksamkeit auf diese. An der Hausecke lehnend steht eine weitere junge Ookami im selben Alter wie die andere. Ihre Haare und Fell sind auch weiß. Wie die Andere hat sie rotbraune Haare, welche bis zum Rücken reichen. Nur haben ihre weiße Spitzen und besitzen einen Karamellschimmer. Das linke Auge von ihr ist dunkelblau, während das rechte in verschiedene Rotabstufungen verschmilzt. Die mittelblaue Kleidung, welche sie trägt, wirkt etwas zu weit für sie. Das erblicken der anderen Jüngeren erfreut die Erste. Mit großen Sätzen nähert sie sich der Zweiten. „Wo warst du denn Luna? Zu dritt hätten wir noch mehr Spaß gehabt.“ Schüchtern lächelnd wendet sich Luna etwas ab. „Ich wollte dich und Papa nicht stören.“ „Ach Schwesterchen, als ob du jemals stören würdest. Im Gegenteil, mit dir macht es erst richtig Spaß. Na komm, jetzt spielst du mit.“ Damit nimmt sie ihre Schwester bei den Händen und kehrt mit ihr wieder zu ihrem Vater zurück. Star ist in der Zeit wieder alleine und wartet auf die Jüngeren. „Luna, Aleu, es tut mir leid, aber mir ist fast entfallen, dass ich noch zu eurem Großvater muss. Ich bin mir aber sicher, dass Aiko und Lena gerne wieder mit euch spielen würden.“ Nach dem ersten Satz waren beide etwas enttäuscht, doch nach dem zweiten Satz leuchten die Augen der Kleinen vor Freude auf. Denn mit den beiden Kitsunen haben sich die Schwestern stark angefreundet und immer eine Menge Spaß zusammen. „Na kommt ihr zwei, ich bringe euch noch zu ihnen.“ Sofort stehen links und rechts neben Star je eine seiner Töchter. Sich an den Händen haltend, verlassen die Drei das Grundstück. Verschlafen öffnet Aleu ihre Augen. Dabei entfernt sie Laikas Hand aus ihrem Gesicht. Mit einem Gähnen richtet Aleu sich auf. Um den Schlafenden nicht zu wecken, tapst sie leise aus dem Zimmer. Im Flur stehend, streckt sich Aleu ausgiebig. Dabei entkommt ihr ein weiterer Gähner. Nun etwas wacher, nähert sich Aleu der Treppe. Das Geräusch der sich öffnenden Haustür nimmt sie dabei wahr. Gerade als sie sich fragt, wer ihrer beiden Freunde unten ist, ergibt sich die Antwort durch die Art wie jene Person die Treppen hochspurtet. Ihre Vermutung wird bestätigt, als Taya in ihr Sichtfeld kommt. Kurz stutzt Aleu, als sie Taya erblickt, welche an ihr vorbei ins Bad verschwindet. //War sie etwa in dem Aufzug draußen?// Ungläubig schüttelt sie ihren Kopf. In Tayas Haaren und Fell, wie auf ihrer Kleidung, befand sich Schnee. //Hat sie etwa ein Schneebad genommen?// Sich dies bildlich vorstellend, schmunzelt Aleu. Allerdings wird sie aus ihren Gedanken gerissen. Soeben ist eine Tür krachend ins Schloss gefallen. Deutlich vernimmt Aleu das Fluchen von Sharaku. Sätze wie „Warum gerade jetzt.“ und „Ich hasse den Winter.“ verwirren die Ookami nur. Unsicher, ob sie nach Sharaku sehen soll, bleibt sie an Ort und Stelle stehen. Die Entscheidung wird ihr von Sharaku abgenommen, welcher die Stufen hochstampft. Mit ausdrucksloser Mine blickt er Aleu an, bleibt aber stumm. Ohne auf sie weiter zu achten, verschwindet Sharaku in sein Zimmer. Auch die Tür fällt mit einem lauten Knall ins Schloss. Erschrocken zuckt Aleu zusammen, hat sie Sharaku bis jetzt noch nie so gesehen. Hinter sich vernimmt sie das Öffnen einer Tür. Sich umdrehend erblickt sie aber Taya und Laika aus sich gegenüberliegenden Türen spähen. Während Laika nur verschlafen zu seiner Freundin sieht, ist Tayas Blick analysierender. Denn ein kurzer Blick scheint ihr zu genügen, um sie zu alarmieren. Mit wenigen Schritten steht die Kitsune neben Aleu. „Geh du ruhig zuerst ins Bad. Ich kümmere mich um Sha.“ Danach verschwindet sie umgehend in ihr gemeinsames Zimmer. „Müsst ihr schon so früh so einen Krach machen?“ Zu Laika schauend, mustert Aleu ihren verschlafenen Freund. „Wirst du jetzt zu einer zweiten Taya?“ Irritiert und verwirrt bilden sich Falten auf Laikas Stirn. „Ich bin doch keine Frau.“ Lachend kommentiert Aleu diesen Satz. Ohne ein weiteres Wort verzieht sich Laika wieder ins Zimmer. Mit den Schultern zuckend, macht Aleu sich auf ins Bad. Tayas Vorschlag zu folgen kann ja nicht schaden. Im Bad angekommen entledigt sich Aleu ihrer Schlafkleidung. Jene landet im Wäschekorb an der Ecke. In der Dusche angekommen, dreht Aleu das Wasser auf. Den Kopf gesenkt, lässt sie das Wasser auf ihren Körper rieseln. Trotz der wohltuenden Wärme, kann sich die Rotbraunhaarige nicht entspannen. Ihre Gedanken kreisen stets zu Sharaku. Sie konnte spüren, dass etwas Wichtiges geschehen ist. Etwas, was ihren Freund nahe geht. Ihren Schopf wieder anhebend, entfleucht ein Seufzen ihren Lippen. Ein ihr wohlbekannter Nebel breitet sich in der Dusche aus. Statt wie sonst auf Wasseroberflächen eine Projektion zu sehen, befindet Aleu sich jetzt mitten in einer, mitten im Geschehen. So befindet sich die junge Ookami mitten vor dem alten Tempel ihres Volkes. Anhand der Kleidung der Anwesenden, wohl zum Fest der Tag-und Nacht-Gleiche. Sofort bemerkt Aleu die einzige Menschenfrau, welche in Begleitung die Stufen des Tempels hinabsteigt. Diese beiden identifiziert Aleu als die Zwei aus ihrer letzten Vision. In den Armen der schwarzhaarigen Frau ruht sicher ein Baby. An ihrer Seite befindet sich Kishia. Anscheinend sind sie die Letzten, da ihnen keiner weiter folgt. Unten angekommen versammeln sich einige Ookami um das Paar. Darunter auch ihre Großeltern und kindliche Mutter. Aleu fällt ihre 14-jährige Mutter auf, welche mit leuchtenden Augen auf das schlummernde Menschenkind blickt. Wie bei ihren üblichen Erscheinungen, kann Aleu nur das Geschehen verfolgen, aber nicht hören. Mit einer Handbewegung wischt Aleu das Bild zur Seite. Jetzt befindet sie sich direkt neben Sharaku, welcher gerade den Weg vorm Haus vom Schnee befreit. Dadurch kann sie miterleben, was vor Kurzem geschehen ist. Tayas kurzes Auftauchen und Abtauchen im Schnee, so wie das Auftauchen von Kishia und Sharakus Reaktion auf diesen. Nun kann Aleu in etwa nachvollziehen, was mit Sharaku ist. Der Nebel und die Projektion beginnen sich wieder aufzulösen. Erst jetzt spürt und hört Aleu wieder das Prasseln des warmen Wassers. //Dann ist Kishia also jetzt hier. Ich sollte ihn wohl finden und mit ihm reden.// Entschlossen, was sie als Nächstes tut, um ein paar Antworten zu erhalten, fährt Aleu mit ihrer Dusche fort. Kapitel 32: Einflüsse --------------------- An einem Tisch, vor einem Kaffee, sitzt Kaily. Ihr gegenüber sitzt eine etwa gleichaltrige Ookami mit kurzen pinken Haaren. Die Spitzen sind grün gefärbt. Silberne Augen sehen gelangweilt an Kaily vorbei. Ihre Pfoten und der Schwanz sind wie ihre Haare gefärbt. „Ich mache mir Sorgen um dich.“ Kurz nippt die Silberäugige an ihrem Beerensaft. Mit zusammengezogenen Augenbrauen sieht Kaily zu der Frau. „Wie meinst du das? Weshalb solltest du dir Sorgen um mich machen?“ Eine Antwort bleibt die Gefragte jedoch schuldig. In Ruhe nimmt sie sich einen weiteren Schluck aus ihren Glas. „Pauwau.“ Starr blickt Kaily in die Augen ihrer Freundin. Daraufhin folgt ein Seufzen von Pauwau. „Dass du es noch nicht bemerkt hast, ist ein weiterer Grund zur Sorge.“ Mitleidig sieht sie zu Kaily. „Wieso sprichst du nicht einfach Klartext und sagst mir, was Sache ist.“ „Na ich rede von deinem ach so treuen Hund von Ehemann und der stinkenden Kitsune und ihrem flohverseuchten Nachwuchs.“ Etwas verwirrt erwidert Kaily den Blick. Versteht sie nicht was ihre Freundin damit sagen will. „Was glaubst du denn, warum diese ach so freundliche Kitsune ihre Gören mit deinen Mischlingen spielen lässt. Bestimmt nicht aus reiner Nächstenliebe. Immerhin bringt dein Schoßhund sie ja immer zu ihr.“ Neugierig aber auch verärgert lauscht Kaily den Worten ihres Gegenüber. Diese nimmt einen weiteren Schluck ihres Getränkes, um ihre Kehle zu benetzen. „Sind dir denn ihre gierigen und mit Lust gefüllten Blicke nicht aufgefallen, welche sie Star zuwirft?“ Ungläubig schüttelt Kaily ihren Kopf. „Star würde mich nie betrügen. Er ist treu und würde auch nie auf sowas eingehen.“ Mit entschlossenem Blick sieht Kaily in die Augen von Pauwau. Dennoch ist ein kleiner Funken Unsicherheit in diesen. Leicht lächelnd lehnt sich Pauwau vor. „Ach Kaily Liebes. Dieser Schlampe ist das so was von egal. Solche Weiber wollen immer das, was ihnen nicht gehört. Sie wird alle Tricks und Reize einsetzten, um zu bekommen, was sie begehrt. Das Glück anderer dabei zu zerstören, ist ein weiterer Ansporn dabei. Sobald sie Star um den Finger gewickelt hat und ihn zu ihrem Spielzeug gemacht hat, wird sie ihn gegen dich ausspielen.“ Mitfühlend legt sie ihre Hände auf Kailys. Indessen blickt Kaily den Tisch an. Verschiedene Gedanken und Gefühle durchströmen sie. Ihre Hände zittern leicht, weshalb Pauwau sie fester drückt. Schweigend vergehen wenige Minuten. Als Kaily ihren Kopf hebt, schaut sie Hilfe suchend zu ihrer Freundin. „Was soll ich deiner Meinung nach tun?“ Ein unheilverkündendes Lächeln erscheint auf Pauwaus Lippen. „Um das Problem dauerhaft zu lösen, gibt es nur einen Weg.“ Sich weiter zu Kaily vorbeugend, flüstert sie den nachfolgenden Satz. „Du musst dich ihrer entledigen.“ Erschrocken weiten sich Kailys Augen. „Du meinst, ich soll sie...“ Weiter kommt sie nicht, da ein Tritt ihr Bein trifft. „Genau das meine ich. Es geht immerhin um den Schutz deiner Familie. Oder ist dir das Glück deiner Familie und gleichzeitig dein eigenes egal?“ Unsicher schließt die Weißhaarige die Augen. Wälzt gedanklich das hin und wieder ab. „Überleg es dir, warte aber nicht zu lange, sonst könnte es zu spät sein.“ Kailys Hände freigebend, erhebt sich Pauwau. „Die Rechnung übernehme ich.“ Damit lässt sie eine unentschlossene Kaily zurück. Auf ihrem Gesicht ein finsteres Lächeln. Da ihr jemand auf die Schulter tippt, wird Kaily aus ihren Erinnerungen geholt. Verärgert dreht sie sich zu der Person, welche es gewagt hat sie zu stören. Bei jener Person handelt es sich um Irene. Wissend, dass Kaily nicht gerne ohne wichtigen Grund gestört werden möchte, hält sie den Brief für sie bereits auf Augenhöhe. Mit einem Murren nimmt Kaily den Brief entgegen. Ihn öffnend, überfliegt sie die Zeilen schnell. Ein Lächeln bildet sich auf ihren Lippen. Sie geht an Irene vorbei, während sich die Vorfreude auf das Kommende in ihrem Gesicht widerspiegelt. Nachdem Taya das Zimmer betreten hat, geht sie zum Bett. Auf dem Bauch liegend, hat Sharaku sein Kopf ins Kissen gelegt. Beim Bett angekommen, setzt sich Taya auf dieses. Ihre Beine verschränkt sie ineinander. Geduldig versucht die Kitsune zu warten, will sie ihren Freund nicht drängen. Da Geduld nicht unbedingt ihre Stärke ist, fängt sie nach einem kurzen Augenblick an zu wippen. Weil sich nach einigen Minuten nichts an der Situation ändert, beginnt Taya zu summen. Dabei verwendet sie eine Melodie eines Liedes, welches sie von ihrer Mutter vorgesungen bekommen hat. Ihr Blick hat sich zum Fenster gewandt. Deshalb bemerkt sie nicht, wie sie von Sharaku beobachtet wird, kurz nachdem sie mit dem Summen begonnen hat. Erst als Taya fertig ist, fühlt sie sich beobachtet. Einen kurzen Blick auf Sharaku verrät ihr auch warum. „Woher kennst du dieses Lied?“ Sich aufrichtend, setzt Sharaku sich zu seiner Freundin. „Es ist ein Kitsunenlied. Meine Mutter hat es mir oft vorgesungen.“ Sich an ihn lehnend, ergreift sie seine Hände. „Du kennst es also auch.“ „Ich kenne es ebenfalls von meiner Mutter.“ Seine Finger mit denen von Taya ineinander verschlingend, schließt Sharaku seine Augen. „Sie hat sich fast ganz alleine um mich kümmern müssen.“ Das leichte Zittern seiner Stimme bemerkend, schmiegt sich Taya näher an ihn. „Sie hat nie von ihm gesprochen. Jetzt, nach Jahren taucht er plötzlich auf. Was bildet sich der Mistkerl eigentlich ein?“ Das Zittern hat nun auch seine Hände erreicht. Schwer muss Sharaku schlucken. Besorgt spürt Taya diese Veränderung. Da sie das Buch gelesen hat, welches seine Mutter geschrieben hat, besitzt Taya eine Ahnung, wen er meint. Nicht sicher was sie sonst tun soll, folgt sie einem inneren Drang. Ihre Hände voneinander lösend, nimmt sie das Gesicht von Sharaku in diese. So gefühlvoll wie ihr möglich, verschließt sie ihre Lippen mit den ihres Geliebten. Dieser schlingt seine Arme um ihren Körper. Mit ihr lässt sich Sharaku rücklings zurück ins Bett gleiten. Mit einer Hand beginnt er Tayas Nacken zu graulen, während er sie weiterhin festhält und den Kuss intensiviert. Tayas Körper erschaudert leicht, während sie leise beginnt zu schnurren. Den Kuss beendend, sieht sie Sharaku leicht vorwurfsvoll an. Ihre leicht geröteten Wangen verfärben sich dunkler als sie daran denkt wie Sharaku dies das erste Mal bei ihr gemacht hat und sie beide erstaunt festgestellt hatten, welche weitere Wirkung das auf sie haben kann. Sich der Situation ergebend, lässt Taya ihre schwache Gegenwehr fallen. Gemeinsam genießen sie die beruhigende Nähe des jeweils anderen. Kapitel 33: Weitere Entwicklungen --------------------------------- Zufrieden blickt Junk mit seinen grauen Augen durch den Raum. Dabei begutachtet er die Gruppe von Männern und Frauen. //Was für Idioten. Sie glauben wirklich, dass es sich hier um einen Spezialauftrag handelt.// Alle anwesenden Personen haben irgendwo an ihrer Kleidung das Symbol der Roten Legion. //Und das Liajana nur zwei Wochen nach meiner kleinen Eskapade zurückgepfiffen wurde, macht mir die Sache nur leichter.// Sich von der Wand abstoßend, geht er in die Küche des Bauernhauses. Die hier lebende Familie hat er schnell beseitigt und deren Leichen in einem Loch verbrannt. In der Küche angekommen, erblickt er den dunkelhaarigen Ookami seiner Verbündetin. //Sobald ich mein Ziel erreicht habe, werde ich mich der arroganten Schlampe und ihrem Speichellecker entledigen.// Sich seine Gedanken nicht anmerken lassend, tritt er auf ihn zu. „Ich hoffe deine Chefin wird schnell antworten, die Vorbereitungen sind alle abgeschlossen.“ „Wurde auch Zeit, hat ja lange genug gedauert.“ Zur Anrichte gehend, schenkt Devaki sich Saft in einen Becher ein. „Sie wird umgehend reagieren.“ Ohne Junk eines Blickes zu würdigen, verlässt Devaki die Küche. Verärgert blickt Junk ihn hinterher. //Ich werde sie alle fertig machen.// Zu einem Regal laufend, nimmt er dort eine Flasche selbst Gebrannten. Diese öffnend, nimmt er einen gewaltigen Schluck aus dieser. //Auf meinen Sieg.// Im Wohnzimmer angekommen, schweifen Devakis Augen durch den Raum. Im Gegensatz zu Junk, machen die anderen nicht denselben Eindruck auf ihn. Seine Instinkte warnen ihn vor dem Lanor. //Ich hoffe das Ganze ist bald vorbei.// Leise seufzt er. Den Becher an seinen Mund führend, trinkt er gemächlich sein Getränk. Den leeren Becher irgendwo abstellend, geht er nach draußen. Dort atmet er als erstes die kühle Luft ein. Langsam durch den Schnee watschelnd, begibt er sich etwas abseits auf die Rückseite des Gebäudes. Vor einer unscheinbaren Stelle bleibt er stehen. Der viele Schnee und das darunter befindliche Erdreich können seine empfindliche Nase nicht täuschen. Seinen Kopf hebend, blickt er zur Sonne. Die Augen schließend, beginnt Devaki leise ein Gebet an Fenris, für die hier Verscharrten. „Großer Fenris, der du die Sonnenglut bist, schau auf diese Menschen. Auch, wenn sie keine Ookami sind und deinen Schutz nicht verdienen, so bitte ich dich, großer Wolfsgott, führe und beschütze sie im Kampf. Sie können nichts dafür, denn sie sind nur Marionetten eines feigen Mannes, der alleine nicht zu kämpfen vermag. Hilf ihnen, wenn sie schutzlos sind. Hilf ihnen und beschütze ihre reinen Seelen.“ Die Augen wieder öffnend, bückt Devaki sich. Sacht streicht er über den Schnee. //Wie ich das sinnlose Töten hasse. Mögen eure Seelen Frieden finden.// Sich wieder aufrichtend, begibt er sich wieder zum Haus. Noch immer steht Tommas in der Gasse, von wo aus er das Geschehen beobachtet hat. Bei ihm befinden sich Ben und Andre. Alle drei sind in warme Winterkleidung gehüllt, welche aber auch zeigt, zu welcher Gruppe sie gehören. „Scheint so, als ob Sharaku wüsste wer dieser Ookami ist.“ In seiner Tasche grabend, holt Andre seine Pfeife und Tabak hervor. „Er scheint ihn aber nicht sonderlich zu mögen.“ Seinen Kopf von Andre zu Tommas schwenkend, blickt Ben diesem in die Augen. „Das ist nicht unsere Angelegenheit, solange sie keine Gefahr für die Stadt und deren Bewohner darstellen.“ Seine Hände vergräbt Tommas in den Hosentaschen. Seine verspannten Schultern lässt er etwas kreisen. „Was ist mit der jüngeren Ookami, welche ihn begleitet hat?“ Fragend blickt Andre zum Hauptmann. Den Tabak in der Pfeife dabei anzündend. „Floh und Marike behalten sie vorläufig im Auge. Ich werde ihren Bericht heute Abend haben.“ Kurz sieht Tommas in die Richtung, wo der Fremde Ookami verschwunden ist. „Ich denke aber, wir können erst mal abbrechen.“ Mit langsamen Schritten geht er weiter in die Seitengasse hinein. „Sie haben uns sowieso schon bemerkt.“ Mit seinem linken Bein stampft Ben auf den Boden. Will er so das Kribbeln in diesem loswerden. „Das war dem Hauptmann egal.“ Tief zieht Andre an seiner Pfeife, den Rauch anschließend aus der Nase ausatmend. „Wenn sie was planen, hätten sie wahrscheinlich versucht uns loszuwerden oder versucht sich unauffällig zu verhalten, was sie für uns nur auffälliger gemacht hätte.“ Seinen Kopf dreht er zum Haus von Sharaku. „Außerdem vertraue ich seinem Urteilsvermögen.“ „Das ist sooo gemein.“ Frustriert schaut Floh auf das Schachbrett. „Wir können gerne auch was anderes spielen. Etwas, worin Ihre Stärken besser zum Einsatz kommen.“ Mit großen Augen sieht Floh die jüngere Frau an. „Strip-Poker. Au!“ Schmerzend hält Floh sich den Hinterkopf. Hinter ihr steht eine blondhaarige Frau. Ihre Haare reichen bis zu den Schultern. Hinten sind drei kleine Pferdeschwänze gebunden. Mit verärgerten gelben Augen blickt sie auf Floh hinab. „Sei nicht immer so frech. Du kannst doch so etwas nicht vorschlagen, nur weil wir dies bei Mädelsabenden spielen.“ Leise Kichern lenkt die Aufmerksamkeit von Floh und Marike zu der dritten Anwesenden. Bei ihr handelt es sich um die Ookami, welche sie im Auge behalten sollten. Ihre Wolfsohren und der Wolfsschwanz sind graublau mit weißen Spitzen. Ihre Pfoten sind aber weiß. Ihre graublauen Haare reichen ihr bis zum Rücken. Zwischen ihnen befinden sich weiße Strähnen. Große dunkelgrüne Augen runden das Bild ab. Das Kichern hinter hervorgehaltener Hand ebbt ab, als sie die Aufmerksamkeit der beiden Frauen bemerkt. Beschämt senkt sie ihren Kopf. Nervös beginnt sie Daumen und Zeigefinger aneinander zu reiben. „Entschuldigen Sie vielmals, ich konnte es nicht zurückhalten.“ Floh winkt es einfach ab. „Dank Ihnen müssen wir nicht in der Kälte stehen, sondern sitzen im Warmen mit heißen Getränken.“ Dabei sieht sich Floh nochmals in der Drei-Zimmer Wohnung um. Sacht schüttelt die junge Ookami ihren Kopf. Der silberne Knochenanhänger um ihren Hals folgt den Bewegungen leicht. „Sie tun nur Ihre Pflicht. Wie könnte ich Sie da guten Gewissens frieren lassen.“ Leicht schielt sie durch ihre Haarsträhnen, welche sie in ihrem Blickfeld liegen hat. Ihre Wangen leicht rosa gefärbt. „Koyuki, wir wissen Ihre Gastfreundschaft sehr zu schätzen und entschuldigen uns für die Umstände.“ Heftig nickt Floh mit dem Kopf und bestätigt so die Aussage von Marike. „Es ist wahrscheinlich besser, wenn wir jetzt wieder gehen.“ Als Koyuki ihren Mund aufmacht, kommt ihr Floh zuvor. „Da wir bereits erfahren haben, was wir wissen wollten, müssen wir unseren Bericht dem Hauptmann mitteilen. Es wäre unhöflich, ihn länger als notwendig warten zu lassen.“ „Bitte verstehen Sie es nicht falsch. Möchten wir Ihre Gastfreundschaft nicht ausnutzen. Danke nochmals dafür und dafür, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben.“ Flohs Schultern ergreifend, lächelt Marike freundlich zu ihrer Gastgeberin. „Es hat mich ebenfalls sehr gefreut eure Bekanntschaft gemacht zu haben.“ Vom Stuhl aufstehend, begleitet Koyuki ihre Gäste zur Tür und verabschiedet sie dort. Kapitel 34: Überraschungen -------------------------- Im Wohnzimmer von Rukas Anwesen sitzen Ruka und Merle beisammen. Auf dem Tisch befinden sich einige Unterlagen, welche beide durchsehen. Eine Tasse Tee vor jeder und eine Kanne stehen auch auf dem Tisch. „Die Ausgaben für die Vorbereitung für das diesjährige Winterfest sind höher als sonst.“ Ohne Ruka anzusehen, greift Merle nach einem anderen Dokument. Schnell findet sie diese gesuchte Stelle darin. „Aber mit den zu erwarteten Einnahmen sollten wir eine größere Gewinnspanne als letztes Jahr erzielen.“ „Solange das Fest wieder ein Erfolg wird, ist das zweitrangig.“ Sich einen Schluck aus ihrer Tasse genehmigend, lehnt Ruka sich zurück. „Vergiss nicht noch Zarrin und Sharaku zu mir zu schicken. Sie sind die letzten beiden Gruppenleiter, welche noch ihren Bonus bekommen.“ „Sobald ich mit dem Dokument fertig bin.“ „Hast du eigentlich eine Begleitung für dieses. Wahrscheinlich werden Sharaku und Taya dieses Jahr unter sich bleiben wollen.“ Da ihr Kopf gesenkt ist, weil sie das Dokument liest, linst sie durch ihre Haarsträhnen zu Ruka. Eine Antwort bleibt Merle aber schuldig. „Was ist mit Marikes Bruder, er scheint…“ „Mom!“ Mit entgleisten Gesichtszügen schaut Merle geschockt zu Ruka. „So verzweifelt werde ich nie sein. Eher stürze ich mich von einer Klippe als mit diesem Subjekt…“ Nicht mal den Satz beendet Merle, da sie es nicht einmal aussprechen kann. „Ich sprach eigentlich von ihrem jüngeren Bruder Lijan und nicht von Gajin.“ Die Belustigung ist Ruka ins Gesicht geschrieben. „Sag das doch gleich.“ Sich eine Strähne hinter das Ohr streichend, widmet sich Merle wieder dem Dokument zu. „Ich denke darüber nach.“ Die letzten Sachen auf dem Esstisch stellend, setzt sich Sharaku zu den anderen. Bis auf Sharaku, welcher einen Tee hat, hat der Rest einen Saft. Taya natürlich die Einzige mit einem Zavosaft. Bei Aleu steht ein Orangensaft und bei Laika ein Apfelsaft. In der Mitte stehen zwei kleine Körbe. In einem befinden sich geschnittene Brotscheiben, in der anderen kleine Brötchen. Um diese stehen Wurst, Käse, Butter und Marmelade. Abwechselnd greifen die Frühstücker nach dem, was ihnen gerade beliebt. Schweigend genießen die Vier ihre Mahlzeit. Die Ruhe wird aber von Taya gestört, welche plötzlich aufgesprungen ist. Ihr Stuhl schlägt auf dem Küchenboden auf. Mit vor den Mund gehaltener Hand rennt Taya aus der Küche. Sharaku ist der Erste der reagiert und ihr folgt. Die beiden Ookamis sind einen Moment starr vor Überraschung und Verwunderung. Als Sharaku im Bad ankommt, umarmt Taya bereits die Kloschüssel und entleert ihren Magen. Zügig geht er zu ihr und kniet sich neben Taya. Mit einer Hand fährt er beruhigend über ihren Rücken. Ihr ganzer Körper zittert vor Anstrengung. Nachdem Taya fertig ist, sackt sie etwas zusammen. Nur am Rande hört sie ein Klopfen. „Geht es wieder etwas?“ Sharakus Besorgnis ist deutlich an seiner Stimme zu hören. Sacht nickt Taya als Antwort, nur um gleich darauf wieder über der Schüssel zu hängen. Während der ganzen Zeit hat Sharaku nicht aufgehört über Tayas Rücken zu streicheln. Gerade betritt Laika das Bad. In der Hand ein kleines Schälchen. Auf die Beiden zugehend, nimmt er ein kleines Handtuch unterwegs mit. Das Handtuch reicht er Sharaku, da Taya ihn anscheint nicht wahrnimmt. Mit dem von Sharaku weitergereichten Handtuch wischt Taya sich über den Mund. Beim Aufstehen wird sie von ihrem Freund gestützt. Zusammen gehen sie zum Waschbecken. Noch immer zittert ihr Körper. „Spül hiermit. So wirst du auch den Geschmack besser los.“ Mit einem dankbaren Nicken nimmt Taya die Schale von Laika entgegen. Gründlich reinigt sie ihren Mund. Nachdem sie damit fertig ist, lehnt sie sich an Sharaku, Erschöpft schließt Taya ihre Augen. „Geht es jetzt einigermaßen wieder?“ „Ja, ich denke schon.“ Etwas öffnet Taya ihre Augen. „Mir war plötzlich so schlecht, nachdem ich mein Glas leer getrunken hatte.“ Verwundert sieht Sharaku zu Taya. „Du hast sie doch sonst immer vertragen und das bei der Menge, die du manchmal zu dir nimmst. Der Saft war auch frisch gepresst. Hast du vielleicht eine Idee, woran das liegen könnte?“ „Nein, ich habe keinen leisen Schimmer.“ Was Sharaku nicht sieht, ist wie Taya sich danach auf ihre Unterlippe beißt. Laika hingegen bemerkt es, schweigt aber dazu. Laika legt seinen rechten Handrücken auf Tayas Stirn. „Fieber scheinst du nicht zu haben. Am besten legst du dich hin und ruhst dich aus. In der Zeit mixe ich dir was zusammen.“ Ohne weitere Worte gehen die Drei zur Tür. Im Flur treffen sie auf Aleu und Merle, welche sie bereits erwarten. Eine halbe Stunde später erreicht Merle die Wohnung von Sharaku. Unterwegs hat sie Ron getroffen, sodass ihr der restliche Weg zu Zarrin erspart blieb. Den freigeräumten Weg entlang gehend, bleibt sie kurz stehen und hebt eine Schneeschippe auf. Mit dieser in der Hand geht sie weiter zur Tür. Bei der Tür angekommen, lehnt sie die Schippe daneben und klopf danach an der Tür. Fast sofort darauf wird diese geöffnet. Etwas verwundert über die schnelle Reaktion blickt sie Aleu entgegen, der besorgte Gesichtsausdruck fällt Merle unverzüglich auf. Bevor sie aber zum Fragen kommt, hört sie würgende Geräusche. Angewidert verzieht sie das Gesicht. „Komm am besten erst mal rein.“ Damit tritt Aleu zur Seite. Nach dem Eintreten von Merle schließt sie die Tür wieder. Gerade kommt Laika mit einer kleinen Schale vorbei und verschwindet damit durch die offene Tür zum Bad. Nur etwas später schon kommen die drei Restlichen aus dem Bad. Sofort als Merle Taya erblickt, geht sie auf ihre Freundin zu. Schwach lächelt sie Merle entgegen. „Komm, ich begleite dich nach oben.“ Nun sieht Merle zu Sharaku. „Ruka erwartet dich. Wir kümmern uns schon um sie, mach dir keine Sorgen.“ Da es Taya schon wieder etwas besser geht, löst sie sich von Sharaku und geht langsam die Stufen empor. Nur zur Sicherheit geht Merle direkt hinter ihr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)