My beloved Midget von Susuri ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 - Rachegedanken ------------------------------------ Ungeduldig Riss ich den Reißverschluss meiner Sporttasche auf. Eigentlich hasste ich Sport, zu viel gerenne und zu viel geschwitze. Eklig, vor allem, wenn danach keine Zeit mehr zum Duschen ist und man dann miefend im nächsten Fach sitzen muss... Aber heute freute ich mich regelrecht auf den Sportunterricht, es kam mir auch sehr gelegen, dass wir zur Abwechslung mal wieder mit unseren Jungs zusammen Sport hatten und nicht so wie sonst getrennt. Auch die Aussicht jetzt anderthalb Stunden Frau Stark bei ihrer ach so geliebten geliebten Stepp-Aerobic zusehen zu müssen minderte meine Vorfreude nicht. Seltsam, dass ich mich so darüber freute jemanden so richtig... Zu ärgern? Bloßzustellen? Ich wusste nicht weshalb, aber ich hatte furchtbare Lust, meine Wut an Pat auszulassen. Auch wenn ich nicht genau mehr wusste, warum ich so sauer war. Auch wenn ich nicht wusste, warum Pat mein Opfer war. Grrr... Nicht zu viel nachdenken, einfach handeln, Kira!, ermahnte ich mich innerlich. Eine meiner größten Schwächen war, dass ich alles zerdachte. Ich machte mir über alles einen Kopf, auch wenn das eigentlich total unnötig war. Unbeliebtheit, Liebeskummer, Sexualität, Besessenheiten und Süchte, Krankheiten, Weltfrieden, Weltkrieg... Die Liste war lang, extrem lang, und vor allem Punkt eins bis unendlich waren absolut sinnlos und belanglos. Pubertät halt. Mistzeug. "Nehmt euch bitte alle ein Step-Brett", erklärte Frau Stark gerade den Jungs, als wir Mädchen kollektiv die Turnhalle betraten, in der der typische Turnhallengeruch hing: Plastik, Schweiß und Verzweiflung, ihr wisst sicher, was ich meine, oder? Linda saß bereits am Rand und blickte unglücklich in die Runde. Sie hatte jetzt schon zum erneuten mal ihr Sportzeug vergessen, was sie eine hübsche 6 kostete. Sie hatte mein vollstes Mitleid, auch wenn ich ihr den Kommentar von eben noch immer ein wenig krumm nahm, eine sechs zu bekommen und sich dann auch noch zu Tode zu langweilen, das wünschte man seinem schlimmsten Feind nicht. Als unsere Jungs mich erblickten winkten sie mich zu sich. Fragend zog ich eine Augenbraue hoch. Warum sollte ich zu diesen Honks gehen? Leonard rollte genervt mit den Augen und winkte ausdrücklicher. Einen Moment lang überlegte ich, weiter die Dumme zu spielen (oder die Schmollende, je nach Sichtweise), doch ich kannte Leos Wutanfälle und darauf... Hatte ich nicht so wirklich Lust... Gemächlich schlenderte ich zu den anderen. "Wat gibt's?", fragte ich platt. Tim, ein anderer Kumpel, scharrte verlegen auf dem Boden. "Wir wollten fragen, ob alles ok ist bei dir? Du bist eben so schnell abgezogen und dann hat Pat gesagt, du hättest auf dem Gang total geheult und so... Und dass er dich erst noch trösten musste..." Meine Augen vollzogen einen so rasanten Größenwandel, dass beide Einstellungen extrem waren: zuerst ploppten mir meine Augen fast aus dem Gesicht, danach verengten sie sich zu so kleinen Schlitzen, dass sie wohl kaum noch zu sehen waren. Langsam drehte ich mich zu Patrick. "So... Das hat der wehrte Herr also erzählt, interessant", meine Stimme war zu einem süßlichen Säuseln geworden, was ein sicheres Signal für: Nehmt euch in acht vor dem Zorn der Göttin Kirata! Blitzschnell schlung ich meinen Arm um seinen Hals und war zum erneuten Male froh darüber, dass er so ein Winzling war, unsere Riesen-Jungs hätte ich nie so leicht in den Schwitzkasten nehmen können. "Du Idiot! Hörst du gefälligst auf, solchen Mist über mich zu erzählen!", schimpfte ich. "Wie kommst du da überhaupt drauf?" "Lass. Mich. Los.", keifte er und versuchte meinen Arm von seinem Hals zu lösen, aber ohne Erfolg, wie bereits gesagt: er war kleiner und ich stärker. "Dann entschuldige dich!" "Wofür?", rief er genervt. "Du bist doch wegen den Kommentaren der anderen weggerannt!" "Darum geht es doch..." Aber unser Streit wurde durch den schrillen Klang der Trillerpfeife unterbrochen. "Kira! Patrick!", schallte die mindestens genau so schrille Stimme unserer Sportlehrerin durch die Halle. "Da ihr euch ja schon so nahe seid, könnt ihr euch gleich um die Erwärmung kümmern. Hopp nach vorne! Und denkt nicht mal daran, irgendwelchen Mist zu veranstalten, ich benote euch!" Geschockt blickte ich nach vorne. Das konnte doch wohl nicht ihr verdammter Ernst sein, oder? Ich war eine Niete in jeder Art Aerobic und hatte noch dazu die letzten beiden Stunden gefehlt. Und wie ich von den anderen erfahren hatte, traf das auf Patrick auch zu. Wieso wurden wir an den selben Tagen krank? Mit verzogenen Gesichtern schlurften wir nach vorne, um uns je eins der Bretter zu holen. Als wir nebeneinander standen, um uns vom Regal eins zu nehmen, grinste er mich breit an. "Wie kommst du dazu, in so einer verdammten Situation so zu lächeln?", murmelte ich leise. "Weil ich einen Plan hab!", grinste er. Fragend zog ich eine Augenbraue hoch. "Schieß los!" "Also:", flüsterte er mir zu, als wir uns auf unsere Plätze (aka den Pranger) begaben. "Leo wird sich in die erste Reihe stellen und Linda sitzt hinter uns. Gemeinsam murmeln sie uns die Übungen vor, Leo zeigt uns ganz klein, was wir machen müssen und..." Als er in mein entsetztes Gesicht blickte grinste er mich an. "Komm schon!", beruhigte er mich. "Sie wird nix mitbekommen! Die Musik ist laut und sie steht ganz hinten! Außerdem sind wir doch beide Musiker, das mit dem Rhythmus schaffen wir doch im Schlaf! Vertrau mir einfach und mach mir einfach alles nach!" Er zwinkerte mir zu und warf dann sein Plastik-Trittbrett auf den Boden. "Let's Start the Party!", murmelte er leise, als die Musik einsetzte. Sexbomb. Äußerst passend. Neben mir begann Patrick auf und ab zu traben. Zögerlich setzte ich ein. Dein Wort in Gottes Ohr, Patrick, dachte ich bitter. Aber Leo und Linda hatten ihr Wort gehalten, während eigentlich eher Leo uns die Übungen vormachte und wir nur einsetzten, zischte Linda von hinten leise Anweisungen. Und es lief. "Nicht schlecht!", flüsterte Pat mir leise zu. "Mir fällt jetzt sogar was ein, was uns zusätzliche Punkte bei ihr bringen wird!", erwiderte ich genau so leise. Belustigt grinste er zu mir rüber. "Na dann, überrasch mich!" Sicher blickte ich in die Runde und rief laut: "Und jetzt den Butterfly!" Ein kollektives Stöhnen kam mir entgegen, meine ganze Klasse starrte mich entsetzt an. Naja, fast die ganze Klasse, neben Linda, die sich auf ihrer Bank die Hand vor den Mund geschlagen hatte und kurz vor einem Lachanfall war, hörte ich auch neben mir ein schallendes Lachen. "Ist das deine Rache für eben, du Rachesportengel?", kicherte er. Ich grinste ihn breit an. "Aber hallo!" Bevor ich auf genauere Details der weiteren Sportstunde komme, sollte ich vielleicht kurz erläutern, was denn der "Butterfly" so (furchtbares) ist: mit einem Fuß tritt man auf sein Brett und streckt dabei gleichzeitig Arme und das andere Bein weg. Es ist zwar nicht anstrengend, oder so, aber da es aussieht wie eine Mischung aus "I believe I can fly" und "Titanic", wird diese Figur aufgrund ihres Peinlichkeitsfaktors gemieden... Lachend sprangen wir gleichzeitig auf das Brett und strecken alles von uns was wir hatten. Ernsthaft, meine gesamte Klasse vor mir zu sehen, wie sie sich zum Affen (oder eher zum Schmetterling) machte, war die gelungene Genugtuung für das auslachen eben. Die Musik stoppte und Frau Stark kam auf uns zu - natürlich nicht ohne mindestens einmal über eins der Bretter zu stolpern. Aber da alle zu viel Angst hatten, selbst an unserer Stelle zu landen, verkniffen sich kollektiv alle das Lachen. "Wirklich gut gemacht!", lobte Frau Stark freudig. "Also, ich hätte ja nie gedacht, dass ihr zwei Spaßvögel so eine gute Erwärmung machen könnt, wenn ihr möchtet, könnt ihr das jetzt gerne jedes mal machen! Ihr gebt doch so ein nettes Paar ab!" Ich war schon im Begriff meinen Mund zu öffnen und laut "Nein" zu schreien, zu dem Aufwärmen meine ich, als ihre Worte mein Gehirn erreichten. Wollte die mich veräppeln? Durfte ich mir diesen Mist jetzt auch schon von meiner Sportlehrerin anhören? "Wir sind kein Paar", stieß ich zwischen zusammengekniffenen Lippen hervor. 'Und wir werden es ganz sicher auch nie sein!',fügte ich in Gedanken hinzu. "Na, aber wollt ihr trotzdem die Erwärmung machen?", meinte sie kopfschüttelnd. Jetzt aber war der Schrei berechtigt: "NEIN!", riefen Patrick und ich wie aus einem Munde. Beschwichtigend hob sie die Hände: "Bleibt ruhig! War doch nur ein Vorschlag!" Und damit entließ sie uns. Endlich. "Oh man war das peinlich...", murmelte ich leise und versteckte mein Gesicht hinter meiner Hand. Patrik knuffte mich lächelnd in die Seite. "Komm, wir haben es gut gemacht und ne eins bekommen, wat willst du mehr?" Er machte eine kurze Pause: "Deine Idee mit dem "Butterfly" war übrigens gut, sie hat total freudig gelächelt, als wir los geflogen sind!" Er zwinkerte mir wieder zu. Man, was war nur mit dem los im Sport? War der da immer so? "Sie hat doch noch gar nicht gesagt, was wir haben", grummelte ich. "Außerdem:" Ich stemmte die Hände in die Hüften. "Hattest du mich ernsthaft 'Rachesportengel' genannt?" Er zuckte die Schultern. "Dachte der Spitzname würde zu dir passen!" Skeptisch zog ich eine Augenbraue hoch, doch verkniff ich mir lieber meine scharfe Antwort, ich hatte dank seiner Idee ne gute Note in Sport, manchmal musste man sich auch einem Zwerg erkenntlich zeigen... Als der erste Basketball des Tages mich mitten ins Gesicht traf, wusste ich, weshalb ich Sport so unglaublich hasste. Wer jemals einen Basketball mit vollem Karacho auf die Nase bekommen hat, versteht, was ich meine, dass ich mich danach gefühlt hab, als hätte ich mich ganz arg mit jemandem geprügelt. Und um Längen verloren. "Verfluchter Mist", schimpfe ich und rieb mir die Nase. "Wer zur Hölle war das?", schrie ich in den Raum und starrte wütend vor mich hin. "Oh! Kira! Ist alles okay? Hat dich mein Ball getroffen?", Richard stand vor mir uns beäugte mich besorgt. "Ist mit deiner Nase alles in Ordnung?" Einen kurzen Moment setzte mein Herz aus und beschleunigte dann auf das doppelte seines normalen Pulses. Ich war zwar nicht schnell, dafür könnte mein Herz sicher ein wunderbarer Marathonrenner sein... "Deine Nase blutete ja!", rief er geschockt. Shit... Echt? Das war echt zu peinlich. Meine Nase blutete, weil mein Schwarm vor mir stand und mich unglaublich süß anlächelte. "Lass uns mal ins Bad gehen!" Er zog mich am Arm. "Kannst du so laufen, oder soll ich dich stützen?" Ich sah meine Chance und ergriff sie. "Naja... Ich fühle mich schon ein bisschen schwummerig, wäre lieb, wenn du das machen könntest!" "Ist doch klar!", lächelte er und schlang seinen Arm um mich. Er war mit Abstand der liebste und anständigste Junge, den ich kannte. Mit seinen Noten war er immer im oberen Bereich, spielte Fußball und war zu jedem nett, egal ob nun Lehrer oder Schüler. Und natürlich sah er fast verboten gut aus. 1,85 m und honigblonde Haare kombiniert mit dunkelbraunen Haaren waren eine verdammt gefährliche Kombination. Er war der typische Sunny-Boy, auf den alle Mädchen standen, es war schon fast zu Klischee-behaftet, aber trotzdem hatte ich mich in ihn verliebt. Im Gegensatz zu vielen anderen Jungs behandelte er mich nicht, wie eine böse Furie, sondern wie eine echte Lady... Und er hatte auch einige Anspielungen gemacht, dass er mich auch irgendwie mögen würde... Also auf die gute Weise, meine ich! Er legte ganz selbstverständlich seinen Arm um meine Schulter, meine Hüfte und jedes mal hätte ich platzen können vor Freude. So sehr ärgerte mich der blöde Kommentar aus der Pause. Aber vielleicht war er ja auch einfach nur eifersüchtig, unrealistisch, aber trotzdem schön die Vorstellung. "Kira?", unterbrach er meinen Gedankengang. "Geht es dir gut? Du bist so still..." Überrascht schüttelte ich den Kopf , was ich sofort bereute, ein stechender Schmerz fuhr durch meinen Kopf. "Alles gut, ich war ein wenig abgedriftet..." "Vielleicht solltest du den Rest der Stunde dich an dem Rand setzten, deine Nase hört nicht auf zu bluten...", meinte er besorgt, während er das Papiertuch wechselte, das er auf meine Nase gepresst hatte. Oh man, jetzt war er zu meiner persönlichen Krankenschwester geworden oder was? Eigentlich sollten solche Geschichten folgendermaßen ablaufen : der Junge in den man verliebt ist, fällt hin und schrammt sich Hand, Knie oder sonst irgendwas auf, was aber nicht so schlimm ist, als das man einen Krankenwagen rufen müsste, versteht sich! Besorgt rennt man hin, kniet sich zu dem Geliebten hin und kümmert sich um seine Wunden. So verdammt! Man wirkt, als sei man die perfekte Freundin, die sich um ihren Freund liebevoll sorgt. Und ich? Ich blutete ein Waschbecken voll und statt irgendwie die Gelegenheit zu nutzen, stand ich nur stumm rum. Wundervoll! "Ich... Es geht schon wieder", stotterte ich. Seine Nähe machte mich nervös und in jedem anderen Moment hätte ich meine Süßigkeitenkiste darauf gegeben, ihm so nahe zu sein, aber jetzt... Es war so peinlich, dass ich mir zum zweiten Mal an diesem Tag nichts anderes wünschte, als endlich im Erdboden verschwinden zu können. Das Klopfen an der Tür unterbrach meine Grübelei. "Ja?", rief Richard. "Was ist?" "Alles okay da drin?" Patrick. Vor Wut schoss mir die Röte ins Gesicht, bei dem Gedanken, dass der, der für diese unendlich peinlichen Momente verantwortlich war sich jetzt scheinheilig nach mir erkundigte. Leider ließ es mein Blut nicht dabei mir nur in den Kopf zu schießen: ich spürte, wie es wieder stärker warm aus meiner Nase lief. Auch Richard spürte, wie sich das Tuch in seiner Hand immer weiter vollsaugte. "Pat? Ich glaube, ich könnte Hilfe gebrauchen!", rief Richard und augenblicklich öffnete sich die Tür. Besorgt blickte Patrick mich an. "Hey? Ist alles okay bei dir? Tut mir echt leid nochmal... War keine Absicht!" Wütend funkelte ich ihn an. Er hatte mir diesen Schlamassel eingebrockt und jetzt wollte er es einfach mit einer Entschuldigung so aus der Welt schaffen? Darauf konnte er lange warten! Patrick räusperte sich. "Geh mal wieder rein, Ricci! Ist doch gleich Leistungskontrolle! Du hast doch die Note noch nicht!", bot Patti an. Fragend blickte mich Richard an: "Ist das in Ordnung für dich?" "Sie wirds überleben, Ricci, mach nicht so nen Wirbel!" , stöhnte Pat genervt. Mein wütender Blick ging jetzt in die Extreme. Nicht nur, dass Pat mit bloß gestellt hatte, jetzt verscheuchte er auch noch den Jungen in den ich einfach mal seit einer halben Ewigkeit total verknallt bin weg und nimmt stattdessen seinen Platz ein. "Na dann... Bis gleich!", erwiderte Richard und verließ, ohne überhaupt meine Antwort anhören zu wollen, den engen Toilettenraum. Wütend blickte ich den Winzling an, der mir meinen romantischen Moment mit Ricci kaputt gemacht hatte. "Was denkst du eigentlich, wer du bist hier einfach entscheiden zu können, wer hier ist?", keifte ich ihn an. Genervt schimpfte er zurück: "Ich dachte, ich tu dir einen Gefallen und kümmere mich um dich! Außerdem wollte ich den armen Richard nicht weiter dir aussetzten, er hat dir schließlich nicht den Ball ins Gesicht gehauen!" "Was soll denn das heißen?", rief ich aufgebracht. "Dass er ein viel zu guter Kerl ist, als dass ich ihn zwingen wollen würde bei dir zu sein!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)