Schattenseiten von TrafLaw ================================================================================ Kapitel 1: To calm a storm -------------------------- To calm a storm Es war kurz vor Sonnenaufgang, als sie den kalten Flur entlang ging, ihre Füße nackt und die Sandaletten in ihrer linken Hand, um jedwedes Geräusch, das von den Metallwänden widerhallen könnte, zu vermeiden. Noch ein paar Schritte und sie hätte es bis zur großen Tür geschafft, die sie an Deck bringen würde. Erleichtert beschleunigte sie ihren Gang. „Du gehst?“ Oh nein, bitte nicht. Zitternd holte Nami Luft, bevor sie sich leicht zur Seite drehte und den Mann hinter ihr mit einem leicht ängstlichen Blick anschaute. Er war wie aus dem Nichts aufgetaucht, genauso wie in ihrem Leben. Er sah immer noch so aus, wie sie ihn zurückgelassen hatte. Die Haare wirr abstehend vom Schlafen, seine Gesichtszüge müde, nicht zuletzt durch die Augenringe, die sie trotz des spärlichen Mondlichts, das durch die kleinen runden Fenster hineinschien, erkennen konnte. Sein Oberkörper wurde von nichts anderem als seinen Tattoos und einigen geröteten Stellen geziert. Beweise, dass sie sich nachts ebenso wenig zurückgehalten hatte wie er, denn ihr eigener Körper war ebenfalls übersät mit diesen Malen. Seine Jeans saß locker auf seinen Hüften. Er schien sie in aller Eile angezogen zu haben, denn weder Reißverschluss noch Knopf waren geschlossen. Sie hatte es geahnt. Sie hätte nicht noch an seinem Bett sitzen und ihn beobachten sollen. Sie hätte sich einfach anziehen und sofort gehen sollen. Stattdessen hatte sie ihre Fingerspitzen über sein Gesicht gleiten lassen, um sich jede Nuance, jede Unebenheit und jede Linie für immer einzuprägen, bevor sie ihm zärtlich eine dunkle Strähne von der Stirn gestrichen hatte. Sie hatte gewusst, dass es keine gute Idee gewesen war. Es hatte sie wertvolle Zeit gekostet und die Gefahr, dass er dabei hätte aufwachen und sie wieder zu sich ins Bett, zurück in seine Arme hätte ziehen können, hatte über jede ihrer Berührungen geschwebt. „Du kannst nicht gehen. Nicht nachdem ich so lange gebraucht habe, dich zu finden und endlich in mein Bett zu bringen.“, erklärte er bestimmt. Bei seinen Worten fingen ihre Augen an sich mit Tränen zu füllen. Es tat weh, so unglaublich weh. Aber sie wusste, dass sie keine Wahl hatte. „Ich kann nicht…“, hauchte sie. Ihre Erwiderung brachte nur ein anzügliches Grinsen bei ihm hervor. „Das hast du gestern Abend auch gesagt. Und die Nacht über auch. Obwohl du es da eher gestöhnt hast.“ Ja, sie hatte gesagt, sie könne nicht, als er angefangen hatte ihren Nacken mit Küssen und Bissen zu attackieren. Sie hatte gesagt, sie könne nicht, als er sie in seine Kajüte getragen hatte. Sie hatte gesagt, sie könne nicht, als er ihr ein Kleidungsstück nach dem anderen ausgezogen hatte. Sie hatte gestöhnt, sie könne nicht, als er sie mit seinem Mund an den Rand des Wahnsinns getrieben hatte und ihren Orgasmus ewig hatte andauern lassen. Die Erinnerungen an ihre erste und somit auch letzte gemeinsame Nacht brachten ihre Tränen nun endgültig zum Fallen. Es war die schönste Nacht ihres Lebens gewesen und gleichzeitig der größte Fehler, den sie jemals begehen konnte. Sie liebte ihn und sie wusste, dass Law sie auch liebte. Jede Berührung und jeder Kuss, den sie in den letzten Monaten geteilt hatten, zeigte ihr dies. Doch diese Liebe fühlte sich nicht so an, wie es in den Geschichten stand, die sie als Kind gerne gelesen hatte und wie sie es sich immer erträumt hatte. Denn Liebe ist nicht stärker als alles andere. Sie ließ die Schattenseiten des anderen nicht verschwinden, geschweige denn die Angst vorm Untergang. „Wenn du es nicht tun kannst, wieso weinst du dann, anstatt zu gehen?“ Er hatte sie inzwischen an den Hüften gepackt und sanft an seine Seite gezogen. Er ließ seine rechte Hand sanft an ihren Kurven hinauf wandern, bis seine Finger ihren Nacken umfassten und sein Daumen die Tränen von ihrer linken Wange strich. „Komm zurück ins Bett.“, flüsterte er ihr verführerisch zu, bevor seine Lippen die Tränen auf ihrer anderen Gesichtsseite auffangen wollten. Doch Nami wusste, wenn sie zulassen würde, dass seine Lippen sie berührten, wäre es vorbei. Also drehte sie ihren Kopf so schnell wie möglich weg, stemmte ihre freie Hand gegen seinen nackten Torso, um so viel Platz wie möglich zwischen sich zu bringen, ohne ihn komplett zurückzustoßen. Denn so sehr sie sich auch dagegen wehrte, es fühlte sich einfach richtig an von ihm gehalten zu werden. Sie wollte seine Berührung noch so lange wie nur möglich genießen, bevor sie sich verbieten würde, sie jemals wieder zu spüren. Seine Finger bohrten sich fester in ihr Fleisch, seine rechte Hand zwang Nami dazu ihn wieder anzuschauen. Seine Gesichtszüge waren nun nicht mehr müde, sondern hart und unnachgiebig. In seinen grauen Augen tobte ein Sturm, der drohte alles zu zerstören, was er berührte. Derselbe Sturm, der ihn dazu zwang ihr wehzutun. Derselbe Sturm, weswegen sie ihn verlassen musste. „Ich sagte, du sollst zurück ins Bett kommen.“, befahl er. „Und du solltest inzwischen wissen, dass ich es nicht besonders schätze mich zu wiederholen.“ „Nein.“ „Wie bitte?“ Seine Hand glitt von ihrem Nacken höher in ihre Locken und zog ihren Kopf an ihren orangenen Haaren schmerzhaft zurück. „Ich werde meine Meinung nicht ändern, egal, was du tust.“ „Wieso?“ „Da ist etwas in dir. Ein Sturm. So sehr du auch versuchst, es zu verstecken, wenn wir zusammen sind.. Ich kann die Dunkelheit in dir trotzdem sehen.“ Er konnte es nicht leugnen. Seine Kälte und sein Sadismus waren die Überbleibsel seiner Kindheit und seiner Zeit als Teil der Donquixote Familie, denen er nicht entkommen konnte, so sehr er es sich auch wünschte und versuchte. „Du zähmst den Sturm in mir.“ Sein Griff in ihren Haaren ließ nach, als er seine Lippen leicht über Namis gleiten ließ, was ihr ein leises Stöhnen entlockte. Aber sie durfte sich nicht ablenken lassen. Nicht von seinen köstlichen Lippen oder seinen starken Armen, die sich nun zärtlich um ihrem Körper schlangen und jede Stelle auf ihrem Rücken liebkosten, die ihr Neckholder frei ließ. Aber sie hatte gewusst, dass es nicht einfach werden würde. „Law, ich habe nicht die Macht dazu einen Sturm zu zähmen. Ich bin nur eine Navigatorin. Aber genau deshalb kann ich erkennen, wann es an der Zeit ist einem Sturm zu entfliehen. Damit man überlebt, damit man eine Zukunft erleben kann.“ Sie hatte so sehr gehofft ihm die folgenden Worte niemals ins Gesicht sagen zu müssen und dass er einfach wissen würde, was ihr Gehen zu bedeuten hatte. Doch jetzt gab es kein Entkommen mehr davor. Also straffte sie ihre Schultern, während sie seine Unterarme ergriff, um somit seine Hände von ihren Haaren und ihrem Körper zu lösen. Ihre Finger fuhren seine Haut entlang, bis sie die seinen fanden und sie ein letztes Mal miteinander verschränkte, bevor sie dem allen ein endgültiges Ende setzte. „Es wird keine Zukunft für uns gemeinsam geben.“, erklärte sie bestimmt, als sie ihre Hände aus der intimen Verbindung zurückzog und ihre Augen streng auf den Boden richtete. Sie lief die letzten paar Schritte rückwärts, bis ihr Rücken gegen die schwere Metalltür stieß. Ihre linke Hand fühlte nach dem Drehrad, denn sie wusste, dass sie sein Schiff nun verlassen musste. Schließlich gab es nichts mehr zu sagen. „Du kannst sicher sein, dass, wenn du jetzt gehst, ich dafür sorgen werde, dass du garantiert keine Zukunft mehr haben wirst.“ „Was?“ Geschockt blickte sie auf. „Das meinst du nicht so...“ Doch der Blick in seinen Augen ließ sie ernsthaft daran zweifeln. Denn vor ihr stand nicht mehr der Mann, in den sie sich verliebt hatte, sondern der Chirurg des Todes, dessen Reputation ihr einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ. Bevor sie weiter nachdenken konnte, öffnete sie die Tür zum Deck und flüchtete in die Sicherheit und Behaglichkeit ihres Schiffes und ihres Bettes. Denn die letzten Worte, die er ihr mitgegeben hatte, ließen ein Unbehagen in ihr aufsteigen, dass sie noch nie verspürt hatte. „Sei dir da nicht so sicher.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)