Ascheherz von FalonDin ================================================================================ Kapitel 1: Die Flucht --------------------- 13. März 2003 Es war ein ruhiger Morgen. Viel zu ruhig für meine Verhältnisse. Trotz der Nacht, die noch halb in der Luft hing, war es eigentlich ein angenehmer Morgen. Doch wie gesagt, es war ruhig. Kein Vogelgezwitscher hing in der Luft und weit und breit war nicht der Hauch einer Spur eines Tieres zu sehen. Wie jeden Donnerstag schleppte mein Vater einige Teenager und mich durch den Wald. Ausdauertraining, schärfen der Sinne oder wie man es auch immer nannte. Er meinte ständig, wir müssen bereit sein für den Notfall. Notfall war in seinem Falle der große Krieg gegen die Templer. Wenn ich das Wort 'Templer' höre, denke ich in erster Linie an Ritter in Kettenhemden und bewaffnet mit Schwerter. Die im Mittelalter gefürchtet waren und einen wichtigen Teil der früheren Kreuzzüge waren. Doch laut meinem Vater, war dieses Bild mehr als veraltet. Die Templer waren eine weltmächtige Organisation, die in vielen Dingen, vor allem Medizin, Wirtschaft und Politik ihre Finger im Spiel haben. Wir, die angeblichen Auserwählten werden für einen gnadenlosen Krieg abgerichtet. Ein Krieg der seit Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden herrschte. Ein Krieg zwischen den Assassinen, die wir angeblich sind, und Templer. Mein Freund David boxte mit unsanft in die Seite, worauf ich zusammenzuckte. "Man Alter, sei nicht so in Gedanken. Wir müssen konzentriert bleiben." Da hatte er recht. David und ich wollten heute diesen Teufelskreis verlassen. Es war alles genau geplant gewesen. Mein Vater würde nachher mit uns eine Jagd veranstalten. Wir werden in Zweiergruppen aufgeteilt. Wir zerstreuen und im Wald und müssen die jeweils anderen Gruppen 'eliminieren' indem wir sie fangen und mit roten Bändern markieren. Das Team das am Ende übrig bleibt gewinnt. Sobald wir uns zerstreuen, haben wir nur 15 min. Zeit das umliegende Gebiet zu erreichen. Der Highway war weit entfernt, doch in der Nähe gab es eine Hauptstraße an der es ein Lokal gab. Dort wollte der Ältere ein Auto kurzschließen und Richtung Osten aufbrechen. Wohin genau wussten wir noch nicht. Nur erst mal raus aus diesem Gebiet. Weit weg von 'der Farm'. Wir sammelten uns an einer Lichtung. Mein Vater, sein Name war William oder auch einfach nur 'Arschloch'. Ein wirklich familiäres Verhältnis hatten wir nicht zueinander. Wenn ich an einen Vater denke, denke ich an einen Mann der sich für meine Probleme interessiert, der mit mir Baseball spielt und meine Freundin in Augenschein nimmt. Stattdessen sind wir abgeschirmt von jeglicher Zivilisation. Leben wie im Mittelalter und spielen 'Kriegsspiele'. Ein Leben sieht für mich anders aus. Warum kann ich nicht einfach wie andere Jugendliche in meinem Alter sein? Nein, ich hab leider die Niete gezogen und bin hier gelandet. Am Ende von Amerika, mitten in den Bergen... In der Pampa. "Ihr kennt das Spiel. Wir bilden 5 Gruppen zu jeweils 2 Leuten." Er sah mich und David an. "Ihr beide sucht euch wen anderes." Schockiert sah ich ihn an. "Warum? Wir haben bisher immer zusammen agiert? Warum willst du uns auseinander reißen?" "Desmond, ihr beide in einem Team macht diesen Wettkampf zu etwas unausgeglichenem. David und du, ihr seid die besten. Deswegen werde ich euch trennen." Wütend schnaubte ich. Würde unser Plan nun über den Haufen geworfen? Ahnte mein Vater sogar irgendetwas? Möglich wäre es. Er hatte überall seine Ohren und es kam eher selten vor, dass man ungestört miteinander reden konnte. Mein Freund, er war blond und von großer Statur mit strahlend blauen Augen, sah kurz zu mir. Dann wieder zu meinem Vater. "So sei es... Dann mach ich halt mit Cat." Cat war ein braunhaariges, kleines Ding im Alter von 18 Jahren. Die beiden schienen aufeinander zu stehen und sie wurde rot, als er den Arm um sie schlang. William seufzte und fuhr sich über den Nasenrücken. Na toll, Verräter. Zähneknirschend machte ich dann mit Cats, sie hieß eigentlich Catherine, Freundin Lissy. Unser Weg ging Richtung Osten, aus den Augenwinkel erkannte ich, das auch die anderen beiden etwas weiter nördlich diesen Weg einschlug. Trotz des dichten Waldes waren wir schnell und leichtfüßig unterwegs. Schnell hatten wir kleinere Hindernisse ohne Anstrengung genommen. Noch immer konnte ich aus der Entfernung David und Cat erspähen. Okay, wenn unser Plan jetzt noch aufgehen sollte, musste ich handeln. Denn die Zeit war in diesem Falle unser Gegner. Lissy gehörte zur Fraktion der Leute, die nicht sonderlich aufmerksam war. Aber man sah ihr auch an, dass sie ebenso wenig Lust auf dieses Kriegsspiel hatte, wie David und ich. Nur lehnte sie sich nicht dagegen auf. Sie akzeptierte bitter ihr Schicksal. An einer Baumwurzel stolperte ich und fiel dabei auf den feuchten Boden. Schmerzerfüllt hielt ich mir den linken Knöchel. Besorgt kniete sich das Mädchen zu mir runter. "Oh Gott, alles okay? Hast du dir wehgetan?" Die grünen Augen musterten mich. Ich schüttelte den Kopf. "Hab mir wohl das Bein verstaucht.... Scheiße." "Hey, alles okay bei euch?" Cat und David waren gekommen und der Blonde kniete sich zu mir und nahm vorsichtig meine Hand weg. "Lass mal sehen." "Ich hole deinen Vater." Lissy ging zurück zur Waldlichtung und Cat sah ihr nach. "Cat", das Mädchen wand sich zu dem Älteren. Dieser reichte ihr ein weißes Tuch. "Geh zum Fluss und befeuchte das Tuch. Desmond braucht was kühles." Das Mädchen sah uns kurz an, nahm dann jedoch das Tuch und wand sich zum Fluss im Norden. Dann grinsten wir beide uns an. "Desmond, du bist ein Genie", meinte er. Ich zwinkerte und erhob mich. Keiner der beiden war nah genug dran um zu realisieren, dass alles okay war. Mein Freund zog mich auf die Beine und flink machten wir uns zur Hauptstraße auf, in der Hoffnung die anderen würden es so schnell nicht bemerken. Unsere Lungen schmerzten und die Beine taten weh. Trotz der Ausdauer, zerrten die Kräfte an uns. Keiner von uns wollte auch nur ein Blick zurückwerfen. Zurück zu unserem früheren Leben, aus Angst es würde uns verfolgen. Ich weiß nicht genau wie lange wir liefen. Mein Atem war nur noch ein einzelnes rasseln, als wir die Straße erreichten. Ich sank zu Boden, doch David zog mich sofort wieder hoch. "Nicht jetzt. Wir sind noch nicht außer Gefahr." Mein Freund ging die Straße entlang. Er musste sich auf sein Gefühl verlassen, das ihn die richtige Richtung wies. Ich ging schweigend hinter ihm her. Wir gingen weitere Stunden an der Straße entlang. Der Wald wurde irgendwann lichter und machte Platz für Felder. David blieb nicht stehen. Er wusste, dass er den falschen Weg gegangen war, doch umdrehen konnten wir nicht. Zum Glück war das Wetter mild gewesen, denn unsere Sachen waren nicht sonderlich für kalte Tage geeignet. Vor der Nacht, die bald heran brach, hatten wir keine Angst. Wir hatten jahrelanges Überlebenstraining gehabt und kannten uns somit in der Wildnis aus. Was mir Sorgen bereitete war die Nahrung gewesen. Wir hatten nicht sonderlich viel dabei und wer wusste wie lange wir noch durch diese Einöde laufen werden. "Endlich..." David holte mich aus meinen trüben Gedanken. In Der Ferne konnte man einige Häuser ausmachen. Wahrscheinlich eine Farm oder so etwas. Vielleicht würden wir die Nacht dort Unterschlupf bekommen. Zuversichtlich liefen wir darauf zu. Jetzt endlich konnte unsere Zukunft beginnen... Hofften wir. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)