Broken Bonds von Shinosuke ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Marianne hob den Kopf, als sie den Schlüssel in ihrer Zimmertür hörte und legte den Laptop beiseite. „Wart‘ mal kurz.“, tippte sie noch, dann wandte sie sich wieder der Tür zu und damit ihrem Bruder, der unentschlossen in das Zimmer lugte. „Biste da?“, fragte Mike zögerlich und Marianne verkniff sich ein Seufzen. So kannte sie ihn. Nicht so wie vor einigen Tagen noch, als er sie an die Wand gedrückt und ihr die Luft abgeschnürt hatte. „Wo soll ich denn sonst sein?“, fragte sie trocken und stand auf. „Ja, richtich…“, murmelte Mike und trat vollkommen ein. „Also, ich…“ Er räusperte sich und Marianne beobachtete, wie er ihrem Blick auswich und sich verlegen am Arm kratzte. Was auch immer er sagen wollte, es war ihm unangenehm und sofort löste es in Marianne Mitleid aus. Ihr Bruder war so niedlich, wenn ihm etwas peinlich war und sie wollte ihn am liebsten in die Arme nehmen, bis er wieder lachte, aber nachdem er sie so angegriffen hatte, traute sie sich kaum, sich ihm zu nähern –obwohl er scheinbar nüchtern war. „Ich wollt‘ dir sagen, dass… Dass es mir Leid tut.“, sagte er schließlich, doch sein Blick ging zur Seite und aus dem Fenster. Marianne merkte deutlich, dass er das nicht gerne sagte und mit sich kämpfte. „Ich mag Z nich‘ un‘ dat weißt du. Er is’n blödes Arschloch und ich will nich‘, dass du wat mit ihm has‘.“ Heiße Tränen stiegen ihr in die Augen und sie spürte, wie ihre Hände zitterten. Noch immer mied Mike ihren Blick, hatte selbst die eine Hand in der Tasche seiner weiten Hose vergraben, hielt die eingegipste Hand unentschlossen vor seinem Körper und senkte nun den Kopf, als wäre da irgendetwas auf dem Boden, was seine ganze Aufmerksamkeit forderte. „Micha, ich…“, begann Marianne leise und ihre Stimme zerbrach schon an diesen beiden kurzen Wörtern, doch Mike sah nun endlich zu ihr auf. Sie sahen sich einen Augenblick lang direkt in die Augen, als Mike weitersprach. „Aber du bis‘ meine Schwester. Ich will dir nich‘ wehtun un‘ ich will, dass du glücklich bis‘.“, sagte er schließlich. Plötzlich war Marianne gar nicht mehr nach Antworten zumute. Sie wischte sich die ersten Tränen von der Wange, doch sofort kamen neue nach. Wortlos schluchzend ging sie auf ihren Bruder zu und ließ sich von ihm umarmen, vergrub das Gesicht an seiner Schulter und weinte. Mike zog die Hände aus den Taschen und streichelte ihr über den Rücken. „Tut mir Leid.“, sagte er leise und Marianne schniefte. Es dauerte lange, bis sie sich beruhigte und so lange blieb Mike einfach mit ihr stehen, streichelte sie, hielt sie fest und kämpfte trotzdem innerlich noch mit der Tatsache, dass sie sich für Nicolas Z entschieden hatten und das vor ihm auch noch geheim gehalten hatte. Er wusste nicht, ob er das jemals vollkommen akzeptieren konnte, aber Johanna hatte Recht. Zumindest versuchen musste er es. Für Marianne. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)