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Shark Idiots

SouRin
von

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Das Ende

Rins Reaktion auf Sousukes Geständnis konnte man auf seine überstrapazierten Nerven zurückführen, doch diese Tatsache half ihm nicht sehr dabei, diesen Fehler wieder gut zu machen.

Nach dieser schrecklichen Nacht machte sich der Hai weiterhin Vorwürfe, wie er sich Sousuke gegenüber verhalten hatte. Allerdings war er aber auch zu stolz, als dass er sich einfach bei diesem entschuldigen konnte. Nein, wenn dann musste sich sein Freund bei ihm melden!

Es lag nicht nur daran, dass Rin zu stolz war, er schämte sich auch für sein Verhalten, was ihn auch davon abhielt, bei Sousuke vorbeizuschauen und die Sache zu klären. Dass dieser ihn betrogen haben sollte, war so unglaublich unwahrscheinlich. Dass dieser ihm sofort alles beichten wollte, sprach dagegen, genau wie das Wesen des Walhais. Sousuke war so treu und liebevoll zu ihm, dass er es manchmal gar nicht glauben konnte, wie er so einen Menschen verdient hatte.

Beim Frühstück wollte Minami natürlich wissen, wo Sousuke abgeblieben war, da sie ihn schon bei Tisch vermisste und am Vorabend nicht mitbekommen hatte, wie ihr Sohn den anderen hinausgeschmissen hatte. Schnell stammelte Rin irgendeine Ausrede dahin, dass sein Freund noch für die Uni zu tun hatte und deswegen früher gegangen war, doch so ganz nahm man ihm das nicht ab.

Er fühlte sich wegen dieser Lüge noch schlechter als zuvor und bekam kaum etwas vom Essen runtergeschluckt.

Fakt war, dass er die Angelegenheit so schnell wie möglich klären musste, bevor alles schlimmer wurde und ihre Beziehung deswegen den Bach herunterging, odervielleicht sogar zerbrach. Doch wie er das anstellen sollte, wusste Rin nicht…
 

Unterdessen befand sich Sousuke schon in der Stadt, da er früh aufgestanden war und ohnehin nicht richtig hatte schlafen können. Zum einen, weil er sich Vorwürfe wegen der Sache mit Riko machte und dass er Rin damit so verletzt hatte, zum anderen, weil er sein Vergehen – das eigentlich nicht schwerwiegend sein sollte, doch trotzdem einen großen Effekt hatte – wiedergutmachen wollte und sich dazu einen Plan ausgedacht hatte.

Sein Freund liebte Schmuck, insbesondere Ketten und Armbänder, weswegen sich der Walhai überlegte, ihm etwas in der Richtung zu besorgen. Dazu ging er natürlich nicht in irgendeine Shoppingmal, sondern suchte einen Juwelier auf. Rin sollte etwas bekommen, das ihm gebührte und nicht irgendeinen Billigscheiß!

Für Sousuke war der Rothaarige das Wichtigste und Wertvollste auf der Welt. Eben das wollte er ihm mit diesem Geschenk übermitteln, weshalb er nun mit kritischer Mine vor der Glasvitrine des Juweliers stand, ehe er sich entschloss in das Geschäft hinein zu gehen.

Die Verkäuferin begrüßte ihn freundlich und wollte wissen, ob sie dem dunkelhaarigen, jungen Mann behilflich sein konnte und ob er schon ungefähr wüsste, was er wollte.

Sousuke teilte ihr sein Anliegen mit, ließ aber aus, dass es sich beim Empfänger um einen Mann handelte. Daher fiel die Auswahl, welche die Verkäuferin ihm präsentierte, auch nicht zu seiner Zufriedenheit aus.
 

„Welche Art von Ketten bevorzugt Ihre Freundin denn?“, wollte sie dann wissen, um passenderes Sortiment vorlegen zu können.
 

Sousuke war kurz irritiert, bevor er bemerkte, dass er diesen Aspekt ausgelassen hatte und man natürlich erstmal davon ausging, dass er eine Freundin hatte, weil das der ‚normalere‘ häufigere Fall war.

Ohne lange zu überlegen, entschloss er sich einfach die Wahrheit zu sagen. Immerhin wollte die Frau ihm etwas verkaufen, da sollte es doch eigentlich egal sein, ob es sich beim Empfänger um einen Mann oder eine Frau handelte.
 

„…also eigentlich suche ich was für meinen Freund“, erklärte der Dunkelhaarige. „Er mag rote Edelsteine und Goldschmuck glaub ich ganz gerne…allgemein eher was Schlichtes, aber Schickes.“
 

Die Verkäuferin sah ihn kurz irritiert an, räusperte sich dann verlegen und wurde leicht rot, bevor sie erwiderte: „Oh…ich wusste nicht, dass-“
 

Es dauerte einen Moment, ehe die junge Dame sich gefangen hatte und dann fortfuhr: „Einen Moment, ich bringe sofort etwas Passendes.“
 

Sousuke sah ihr hinterher, als die Frau nun durch den Laden wuselte, um etwas anderes herauszusuchen, das sie ihrem Kunden präsentieren konnte. Sie hatte nicht wirklich ein Problem mit diesem Sonderfall, aber überrascht hatte sie es schon. Genaugenommen war es doch sehr erfrischend, nicht immer ältere Frauen zu bedienen, die sich ihre hundertste Kette kauften, oder junge Männer, die einen Verlobungsring suchten. Dieser Fall war etwas Besonderes, sodass sie sich Mühe geben wollte, ihren Kunden zufriedenstellend bedienen zu können.
 

„So, das wäre ein Teil unseres Sortiments für Männer“, präsentierte sie Sousuke daraufhin eine Auswahl an Kettenanhängern.
 

Er ließ seinen Blick prüfend darüber gleiten, bis ihm etwas ins Auge fiel. Der Anhänger bestand aus einem roten Stein in Haizahnform, welcher am oberen Rand mit Gold eingefasst war. Im Prinzip musste er gar nicht mehr weiterschauen, da dieser perfekt zu Rin passte.

Daher deutete er entschlossen nun auf den Haizahn, der ihn so sehr an seinen Freund erinnerte.
 

„Dieses Modell?“, schaute die Verkäuferin ihn ungläubig an, da so gut wie niemand auf dieses zurückgriff, was auch daran liegen konnte, dass es relativ teuer für die Größe war. „Wollen sie sich nicht noch weiter umschauen? Wir haben auch noch eine Riehe von-“
 

„Nein, ich denke nicht, dass es etwas besseres gibt“, schüttelte Sousuke den Kopf, bevor ihm etwas einfiel. „Haben sie den auch noch in Silber?“
 

„Ich könnte man nachschauen“, entgegnete die Verkäuferin perplex von so viel Entschlossenheit.
 

Normalerweise verbrachten ihre Kunden stundenlang damit, aus einer Auswahl von Artikeln das Beste auszuwählen, doch dieser junge Mann anscheinend nicht. So brachte sie ihm den gewünschten Anhänger, der die gleiche Form wie der vorherige hatte, den sie schon einmal zur Seite gelegt hatte, nur dass dieser mit Silber eingefasst war und einen Türkis anstelle des Rubins hatte.
 

„Den nehme ich auch“, nickte Sousuke, nachdem er sich auch diesen kurz angesehen hatte.
 

„Okay…sind Sie sich da auch wirklich sicher?“, konnte die Dame ihr Glück noch gar nicht fassen, gleich zwei von diesen Ladenhütern an den Mann gebracht zu haben.
 

Der Walhai war durch nichts mehr von seiner Entscheidung abzubringen und zückte sogar schon sein Portmonee, sodass die Verkäuferin fast gar nicht nachkam, die zweite Kette an die Kasse zu bringen.

Beim Bezahlen wollte sie dann wissen, wie Sousuke die Anhänger verpackt haben wollte. Er entschied sich für eine Schatulle zum Aufklappen für den Rot-Goldenen und einer etwas unspektakulären für seinen.
 


 

Auf dem Weg nach Hause manifestierte sich der Gedanke, der Sousuke schon seit seinem Vorhaben, Rin Schmuck zu kaufen, innewohnte noch mehr, da er nun etwas in den Händen hielt, mit dem er arbeiten konnte. Vielleicht war es eine dämliche Idee, doch sie wollte einfach nicht mehr aus seinem Kopf verschwinden und überzeugte ihn schließlich als er die Tür zu seiner Wohnung aufschloss, es durchzuziehen.

Zunächst holte er die beiden Schatullen aus seiner Hosentasche und legte sie an die Garderobe, bevor er ins Bad ging und sich nochmal ordentlich rasierte. Am Morgen hatte ihm die Motivation dazu gefehlt, so wie so ziemlich sein ganzer Antrieb dahin war. Alles nur wegen dem Streit mit Rin, oder vielmehr seit dieser ihn rausgeschmissen hatte.

Es machte keinen Sinn, sauer auf den Hai zu sein, da er Sousuke seiner Ansicht nach selber schuld war. Vielleicht hatte Rin überreagiert, doch das konnte man auf dessen überstrapazierte Nerven schieben. Immerhin waren die drei Wochen mit dem Training und Wettkampf sehr anstrengend gewesen und der Flug von Sydney nach Tokyo war kein Katzensprung.
 

Sousuke hegte die Hoffnung, sich mit seinem Freund aussprechen und die Sache regeln zu können. Vielleicht war dieser besser drauf und ausgeruhter als am Abend zuvor, sodass er ihm zuhören würde.
 

Nachdem er sich frisch gemacht hatte und einen prüfenden Blick in den Spiegel geworfen hatte, begab sich der Walhai auf die Suche nach seinem Handy. Er hatte eine sehr spezielle Beziehung zu diesem Stück Technik, denn er verlegte es mindestens drei Mal am Tag.

Glücklicherweise musste er diesmal nicht lange suchen, da es noch auf seinem Nachttisch lag. Anscheinend hatte er es dort völlig vergessen, nachdem es seinen Zweck ihn zu wecken erfüllt hatte.
 

Mit klopfendem Herzen, wischte er über den Sperrbildschirm und ging auf WhatsApp. Natürlich hatte ihm niemand geschrieben, da er im Grunde nur mit seinem Freund kommunizierte und sich dessen Schwester ab und zu mal bei ihm meldete.

Zwar hatte der Dunkelhaarige die Hoffnung gehabt, Rin würde sich bei ihm melden, doch war er nicht sonderlich überrascht, dass dieser es nicht getan hatte. Dann musste er eben selbst ran…

Was schrieb man da am besten?
 

‚Tut mir leid wegen gestern. Können wir uns heute nochmal treffen? Hab auch noch was für dich…‘
 

Sousuke fand das gar nicht mal schlecht, löschte jedoch den letzten Satz, bevor er die Nachricht abschickte. Das schien ihm nicht angebracht in dieser Situation und außerdem musste er noch entscheiden, ob er Rin die Kette überhaupt geben konnte. Je nach dem wie dieser drauf war, kam das blöd und vielleicht wollte er ihn ja auch gar nicht mehr sehen…
 

Noch während sich dieser Gedanke in Sousukes Verstand einzunisten begann, erschien auf dem Bildschirm, dass Rin gerade etwas tippte. Das nahm der Walhai jedoch nicht wahr, da sein Blick glasig am Handy vorbei ging und er erst merkte, dass man ihm geantwortet hatte, als dieses vibrierte und ihn aus seinem tranceähnlichen Zustand befreite.
 

Als er die Nachricht las, verflogen die dunklen Gedanken an eine mögliche Trennung zwar nicht vollständig, dafür wurden sie zumindest in den Hintergrund gedrängt, denn Rin stimmte einem Treffen zu. Er schrieb, dass sie sich gegen späten Nachmittag im Park treffen könnten, wozu Sousuke natürlich zustimmte.

Gut, dass hatte er noch ein paar Stunden, um sich ein paar Worte zurecht zu legen.

Ob es so gut war, dass ihm noch etwa fünf Stunden bis zum Treffen zum Nachdenken blieben, sei dahingestellt, denn je länger man den Walhai mit seinen Gedanken alleine ließ, umso schlimmer wurden diese.

Vor ein paar Jahren war es nicht anders gewesen: Rin hatte ihn alleine gelassen und Sousuke war absolut unfähig dazu, neue Freunde alleine zu finden. Daher hatte er diese Jahre sehr einsam verbracht und die Geschichte mit seinen Eltern hatte sich auch nicht gerade positiv auf seine Psyche ausgewirkt.
 

Um sich abzulenken, schaltete er seit langem mal wieder den Fernseher ein, stand bald aber wieder vom Sofa auf und holte sich etwas zu essen, sowie die Schatulle mit dem Anhänger für Rin.

Dem Programm hörte und sah der Dunkelhaarige nur halb zu, während er aß und dann später die kleine Box immer wieder zwischen seinen Fingern drehte und sie gedankenverloren betrachtete.

Sollte er das wirklich durchziehen?

Warum eigentlich nicht?

…vorausgesetzt, dass sich alles zwischen ihnen klären und wieder gut werden würde.
 

In der Zwischenzeit lief Rin total unruhig im Zimmer auf und ab, sah ab und an in den Spiegel seines Kleiderschranks und zog sich dann wieder um. Es hatte sich ein mehr oder weniger großer Haufen auf seinem Bett gebildet, da er schon so viele Outfits durchprobiert hatte.

Weswegen der Hai so nervös war, lag auf der Hand, doch er wollte sich nicht eingestehen, dass ihm seien Reaktion am Abend zuvor unendlich peinlich war und dann auch noch Sousuke derjenige war, der ihn zuerst angeschrieben hatte.

Sie waren beide nicht minder schuld an dieser Misere, doch Rin verfluchte sich dafür, dass er so feige war und seinem Freund mal wieder alles überließ. Dass dieser ein bisschen Mist gebaut hatte, weil er sich mit einem Mädchen getroffen hatte, war eigentlich halb so wild – sofern nichts gelaufen war, was es sicherlich nicht wahr…oder vielleicht doch?

Was, wenn sie gut aussah und über Reize verfügte, von denen er nur träumen konnte?

Aber Sousuke war nicht der Typ dazu, um auf Äußerlichkeiten hereinzufallen. Der Größere musste eine emotionale Bindung und tiefe Gefühle für jemanden hegen, dass überhaupt was laufen konnte…
 

Das hoffte Rin zumindest und generell sprach nichts gegen diese Theorie, denn sie entsprach der Wahrheit. Doch diese Wahrheit sah der Rothaarige gerade durch seinen Schleier der Unsicherheit nicht, der ihn dazu veranlasste, schon seit einer Stunde – seit er Sousuke geantwortet hatte – unaufhörlich auf seiner Lippe herumzukauen, genau wie seine Klamotten alle paar Minuten zu wechseln.

Er wollte gut aussehen und sich bei seinem Freund entschuldigen. Ins einem Verstand ergab es gerade Sinn, dass je besser er aussehen würde, umso größere Chancen er auf Vergebung hätte. Dass das kompletter Schwachsinn war und sich seine Gedanken widersprachen, darauf konnte der Hai gerade nicht achten. Zu hibbelig war er und zu laut schlug sein Herz, als dass er sich großartig hätte konzentrieren können.
 

Wie er die verbleibenden Stunde bis zum Treffen ohne einen Nervenzusammenbruch überstehen sollte, war Rin ein Rätsel. Vielleicht sollte er seine Schwester um Rat fragen, denn die wusste doch immer auf alles zumindest irgendeine Antwort.

Hauptsächlich um sich abzulenken, machte sich der Rothaarige nun auf den Weg zum Zimmer von Gou, welche hoffentlich zu Hause und nicht bei ihrem Freund war. Er klopfte an deren Tür und hörte daraufhin ein „Hm?“, woraufhin er öffnete.
 

„Hey…kann ich mich zu dir setzten?“, wurde Rin leicht rot und sie nickte überrascht, aber interessiert und drehte sich auf ihrem Schreibtischstuhl in seien Richtung.
 

„Was ist denn los?“, legte Gou den Kopf leicht schief. „Ist was mit Sousuke?“
 

„Woher weißt du-“, begann er, doch sie lächelte ihn wissend an. „Na ja…also ja.“
 

„Erzähl mir alles“, deutete sie auf ihr Bett, dass er sich setzen sollte.
 


 

Tatsächlich half das Gespräch mit seiner Schwester, dass sich Rin beruhigte. Sie meinte, dass es ganz normal sei, wenn mal in einer Beziehung mal aneinander geriet und solange man sich schnell aussprach, dürfte das kein Problemsein. Des Weiteren schätzte sie Sousuke auch nicht so ein, dass er wegen einer Auseinandersetzung nicht mehr mit ihm zusammen sein wollte. Immerhin hatte er das Gespräch gesucht und ihn eingeladen, sowie sie auch schon vorher in ihrer Freundschaft oft gestritten, aber sich genauso schnell wieder vertragen hatten. Warum sollte sich das also auf einmal geändert haben?
 

Deutlich ruhiger, doch sich nach wie vor unwohl fühlend, ging Rin eine halbe Stunde später zurück in sein Zimmer und ließ sich auf sein Bett fallen. Er schaltete Musik an, die ihm bald darauf entgegendröhnte, da er die Boxen ordentlich aufdrehte.

Das hielt ihn vom Denken ab und hatte somit eine einlullende Wirkung – sofern man harte Bässe als dies bezeichnen konnte. Rin schlief ein, auch wenn man das aufgrund der Lautstärke der Musik nicht für möglich hätte halten können, doch da er sich die vorherige Nacht nur hin und her gewälzt hatte erklärte diese Begebenheit.

Völlig panisch, aber doch noch rechtzeitig bevor er losgehen musste, erwachte Rin gegen 16:30 Uhr. Leicht verschwitzt, riss er den Kopf zur Seite, um auf seinen Wecker zu blicken, der ihm zum Glück anzeigte, dass er nicht verschlafen hatte.

Nichtsdestotrotz musste er nochmal kurz unter die Dusche, da er Sousuke nicht so verschwitzt gegenübertreten wollte. So schnell wie noch nie, machte sich der Hai nun im Bad fertig und zog dann wieder andere Klamotten an.

Er gefiel sich momentan einfach überhaupt nicht, auch wenn sein Körper so durchtrainiert – dank dem harten Training – wie noch nie zuvor war. Aber es ging ihm eher um sein Gesicht und vor allem um seine Harre, wegen denen er sich die letzten Wochen viele dumme Spräche hatte anhören dürfen.

Nicht zum ersten Mal spielte der Rothaarige mit dem Gedanken, diese zu färben, doch das hieße, dass er nachgeben würde und diesen Erfolg wollte er seinen Peinigern nicht gönnen. Außerdem war er zurück in Japan, wo sich diese Bemerkungen in Grenzen hielten und er außerdem seine Familie und Sousuke hatte, die ihm beiseite standen.

Unzufrieden zwirbelte Rin eine der längeren Strähnen zwischen seinen Fingern und biss sich schon wieder auf der Unterlippe herum, bis der metallische Geschmack in seinen Mund gelangte und er stoppte.

Warum musste er auch gerade rote Haare haben? Hätten sich nicht die braunen von seinem Vater durchsetzen können?

Gou hatte aber auch kein Glück gehabt, wobei es bei ihr noch gut aussah…und ihr Freund war ebenfalls ein Rotschopf. Bei anderen sah es aber auch gut aus, nur bei sich selbst störte es Rin.
 

Als er merkte, wie lange er schon vorm Spiegel stand und sich selbsthassend betrachtete, blinzelte der Hai mit den roten Augen, die von relativ langen Wimpern eingesäumt waren, ein paar Mal und riss sich dann von seinem eigenen Anblick los, um sich zu Sousuke in den Park aufzumachen.

Weswegen er vorgeschlagen hatte, dass sie sich dort und nicht bei einem von ihnen zu Hause trafen, wusste er selbst nicht so genau. Es lag wahrscheinlich daran, dass Rin nicht wollte, dass irgendjemand aus seiner Familie etwas mitbekam und dass er sich nicht selbst in Sousukes Wohnung einladen wollte.

Vor allem nicht nach seiner Aktion am Vorabend…
 

Zehn Minuten später, stand Rin im Park herum und war ein bisschen zu früh dran, weshalb er gleich wieder nervös wurde und sich dazu zwang, seine Unterlippe nicht noch mehr zu malträtieren. Weswegen wollte sich Sousuke überhaupt mit ihm treffen? Er wollte doch nicht etwas mit ihm schlussmachen, oder?

Nein…nein! Das konnte es nicht sein!

Rin schüttelte leicht seinen Kopf, als versuchte er dadurch diesen Gedanken aus seinem Kopf zu schütteln. Das einzige, das diese Aktion brachte war aber, dass er sich dämlich fühlte.
 

Zu allem Überfluss, kam in diesem Moment auch noch Sousuke angelaufen, dessen Gangart ein wenig anders als sonst war. Weniger bestimmt, mehr vorsichtig und so zaghaft, dass der Hai ihn am liebsten angeschrien hätte, dass er gefälligst schneller herkommen sollte.

Doch dazu war Rin gerade nicht in der Lage, da er schon leicht rot um die Nase wurde und am liebsten im Erdbodden versunken wäre.
 

„Hey“, begrüßte der Größere ihn leise. „Hast du lange warten müssen?“
 

„Hey…“, erwiderte der Rothaarige noch leiser und schüttelte den Kopf.
 

Daraufhin folgte ein unangenehmes Schweigen, in welchem wohl beide Angst hatten, dass der andere den eigenen Herzschlag hören könnte.

Unbeschreiblich langsam strichen die Sekunden dahin, bis sich Rin endlich traute, den anderen richtig anzusehen. Doch Sousuke hatte wohl das gleiche borgehabt, sodass sich ihre Blicke für den Bruchteil einer Sekunde trafen, ehe sie sich beide wieder peinlich berührt abwandten.
 

Eher davon getrieben, dass er dieses Schweigen nicht mehr aushielt, als dass er den Mut dazu gehabt hätte, ergriff der Kleinere nun das Wort: „Ich wollte mich dafür entschuldigen…also für gestern…hab überreagiert.“
 

Diese Entschuldigung nuschelte Rin zwar nur vor sich hin, doch Sousuke verstand jedes Wort. Überrascht von diesem Schritt des anderen, brauchte er einen Moment, bevor er antworten konnte. Wenn sich Rin schon mal für etwas entschuldigte, hatte das was zu bedeuten.

Auf jeden Fall fiel dem Walhai schonmal ein großer Stein vom Herzen, dass sein Freund immer noch sein Freund war und anscheinend auch nichts daran ändern wollte.
 

„Ist schon okay…ich denke, jeder hätte an deiner Stelle so reagiert“, schüttelte Sousuke dann leicht den Kopf und lächelte dabei leicht.
 

„Es war trotzdem nicht richtig“, fuhr sich der Hai durchs Haar und sah zur Seite, weil er sich noch immer schämte.
 

„…wollen wir uns setzen?“, schlug der Größere dann vor, da sie offenbar beide Gesprächsbedarf hatten.
 

„Hm…“, war sich der andere unschlüssig, da ihm der Park doch nun eher unpassend für derartige Dinge erschien.
 

Das war mal wieder eine Scheißidee von ihm gewesen, genau wie so ziemlich alle sin letzter Zeit. Aber nun gut, jetzt waren sie hie rund mussten das Beste daraus machen. Am liebsten würde Rin zu Sousuke gehen, doch ob dieser das wollte, wusste er wiederum nicht.
 

„Wir können auch zu dir…also wenn es dir nichts ausmacht“, meinte der Kleinere dann, als er seinen Freund eine Weile hatte warten lassen, dem in dieser Zeit das Herz wieder in die Hose gerutscht war.
 

„Können wir machen“, stimmte Sousuke zögerlich zu, aber nicht, weil er nicht wollte, sondern weil der Vorschlag so unerwartet kam.
 

Ihm kam es sogar ganz gelegen, da er in seiner Weile und Nervosität die Schatulle auf dem Wohnzimmertisch hatte liegen lassen. Ob er sie brauchen würde, wusste er zwar noch immer nicht, aber die Anwesenheit dieser hätte ihm ein bisschen mehr Gewissheit und Mut gespendet.

Doch wenn man so aufgeregt und manchmal ein bisschen verpeilt wie der Walhai war, konnte es schnell passieren, dass man gewisse Dinge verlor, vergaß, oder sich selbst verlief.
 

„Okay…“, nickte Rin und setzte sich dann in Bewegung.
 

Als sie losgingen, sagte er sich, dass jetzt eine gute Zeit wäre, um die Einzelheit darüber zu erfahren, was sich zugetragen hatte, als er in Australien gewesen war. Immerhin war der Grund für diese ganze Situation ja nur, dass er nicht anwesend gewesen war und Shigeru die Situation genutzt hatte, um seinen Sohn zu verkuppeln – oder es zumindest zu versuchen.

Im Prinzip wusste er ja nur, dass sich Sousuke mit einem Mädchen getroffen hatte, dass er Ruhe vor seinem Vater hatte und sonst nichts. Es war ziemlich dämlich gewesen, den anderen nicht ausreden zu lassen, doch in dem Moment hatte Rin einfach keine Nerven dafür gehabt und seinen Freund rausgeschmissen.

Nun wollte er aber alles erfahren und sah kurz zum Größeren, ehe er sich traute etwas zu sagen.
 

„…du hast dich ja mit jemandem getroffen“, begann er. „War sie hübsch?“
 

Das war nicht das, worauf er hinaus wollte, aber diese Frage beschäftigte den Rothaarigen ebenfalls. Außerdem konnte er darüber auch herausfinden, was Sousuke von ihr hielt und ob vielleicht doch mehr gelaufen war, als dieser behauptete.
 

Vollkommen irritiert, blinzelten die türkisenen Augen den Kleineren nun an, bevor deren Besitzer unsicher antwortete: „Schon…aber das hat ja nichts zu heißen. Ich dachte anfangs sie wäre nett, aber da hab ich mich ziemlich getäuscht.“
 

Rin versetzte diese Aussage einen Stich in die Brust, doch wenigsten war der andere ehrlich, weswegen er sich nun auch zwang weiternachzuhaken: „Warum? Was ist denn passiert?“
 

„Als ich ihr gesagt habe, dass ich mit dir zusammen bin, damit sie sich keine Hoffnungen macht, hat sie Sachen gesagt, die ich an dieser Stelle nicht wiederholen möchte“, grummelte Sousuke nun mit einem grimmigen Unterton.
 

„Oh…okay?“, entgegnete Rin perplex, war dann aber erleichtert, dass er sich wegen dieses Mädchen offenbar keine Sorgen mehr zu machen brauchte, denn so wie sein Freund aussah, war diese bei ihm untendurch.
 

„…ich weiß, wie das für dich ausgesehen haben mag, aber wir haben wirklich nur geredet und das schlimmste, das sich gemacht hat, war mich zu umarmen“, stellte der Walhai nun endgültig klar.
 

Rin seufzte daraufhin erleichtert, da er seinem Freund glaubte. Wer sich so über jemanden aufregte und so emotional wurde, der konnte unmöglich lügen. Zwar hatte Sousuke ihn schon wegen seiner Schulter angelogen, doch das war etwas vollkommen anderes gewesen und lange hatte er diese Scharade auch nicht aufrecht erhalten können.
 

„ich bin zwar immer noch nicht begeistert von der Aktion, aber…es hätte schlimmer sein können“, grinste der Hai seinen Freund nun an und ergriff dessen Hand.
 

Dieser schaute ungläubig drein, wurde daraufhin kaum merklich rot um die Nase und lächelte stillschweigend vor sich hin. Die kleine Hand drückte er leicht in seiner und fühlte die Wärme in sein Herz zurückkehren.

Es war zwar auch so schon warm draußen, doch diese Wärme war von einer anderen Natur und äußerst willkommen in einem Jahre lang alleine gelassenen, gebrochenen und geflickten Herzen.
 

Nicht viel später kamen sie an Sousukes Wohnung an, welche dieser sich beeilte aufzuschließen, dass sie auch schnell ins Kühle kamen. Rin fragte sich, weshalb er überhaupt duschen gewesen war, da ihm die Klamotten schon wieder am Leib klebten. Sousuke schien das aber nicht zu stören, denn sobald die Tür ins Schloss fiel, umarmte der Größere ihn und schien ihn gar nicht mehr loslassen zu wollen.

Rin erwiderte, fragte sich aber, was mit seinem Freund los war, dass dieser plötzlich so anhänglich wurde. Dann fiel ihm wieder ein, dass er drei Wochen weg gewesen war und sie wohl ziemlich viel nachzuholen hatten…
 

Komischerweise war dem Hai aber eher nicht nach Sex zumute, wenn er sich sonst auch nach dem Walhai verzehrte. Nein, ihm ging es psychisch gerade nicht so gut und er fühlte sich in seinem Körper nicht wohl, weswegen er gerade niemanden an sich heran, oder gar in sich, lassen konnte.
 

Sousuke verfolgte mit seiner Umarmung aber keine weiteren Hintergedanken, er wollte einfach nur bei Rin sein und ihn an sich drücken. Wenn er den Kleineren ums ich hatte, ging es ihm einfach viel besser.

Wäre es nicht so warm gewesen, hätten sie sich wohl länger umschlungen gehalten, doch so lösten sich die von der Sonne erhitzten Körper bald wieder voneinander.
 

„Du…Rin?“, war es nun an Sousuke, peinlich berührt zur Seite zu blicken. „Ich muss dir noch was sagen und so…“
 

„Ich dir auch“, blies Rin nun weniger erfreut eine Strähne aus dem Gesicht.
 

Natürlich wollte er auch wissen, was der andere jetzt noch auf der Herzen hatte, doch die Erlebnisse der letzten Wochen, sowie seiner Jugend, ließen ihm gerade einfach keine Ruhe. Er hatte noch nie mit jemandem darüber gesprochen, doch irgendwann musste es einfach raus. Er konnte sich nicht länger verschließen. Er musste sich zumindest seinem Liebsten anvertrauen. Außerdem hatte er ihm letzte Woche versprochen, dass er ihm sagen würde, was ihn belastete.
 

„Du weißt ja, dass es mir nicht so gut ging“, begann Rin daraufhin zögerlich, da er sich zwar Gedanken gemacht hatte, wie er das am besten formulieren sollte, doch trotzdem wollten die Worte seinen Mund nicht so einfach verlassen.
 

„Ja“, nickte Sousuke und sah seinen Freund interessiert an.
 

Allerdings war er auch angespannt, da sein Vorhaben nun hinausgezögert wurde, doch viel mehr beschäftigte ihn, was dem anderen auf dem Herzen lag. Er konnte sich gut an den Abend erinnern, als der Rothaarige mit den Nerven am Ende gewesen war und nicht weiter mit ihm hatte telefonieren können. Wahrscheinlich würde er nun endlich erfahren, weswegen das so gewesen war. Bestimmt hatte es nicht nur am harten Training für den Wettkampf und dem Leistungsdruck gelegen, wie er vermutete.
 

„…gehen wir ins Wohnzimmer und setzen uns, okay?“, seufzte Rin leise und versuchte sein Herz zu beruhigen, das gar nicht mehr aufhören wollte, gegen seine Brust zu hämmern.
 

Sousuke stimmte dem zu und ging schnell vor, um die Schatulle, welche noch auf dem Tisch im Wohnzimmer lag, schnell in seine Hosentasche zu verfrachten. Allgemein von der Situation, aber auch von seinen Plänen, nervös, ließ sich der Dunkelhaarige auf das Sofa fallen und hoffte, dass der andere nichts von seiner Aktion mitbekommen hatte.

Doch Rin war so mit sich selbst und seinen Gedanken beschäftigt, dass er nicht gemerkt hatte, wie sein Freund schnell etwas an sich genommen und in seine Tasche gesteckt hatte. Er ließ sich neben diesem nieder und begann wieder auf seiner Lippe herumzukauen.

Sousukes Blick wurde nun auf diese gelenkt, sodass er seine Hand an das Kin des Kleineren legte, um diesen zum Stoppen zu bringen. Rin tat das immer, wenn er nervös war und dem Zustand seiner Unterlippe nach zu urteilen, war er das in letzter Zeit sehr oft.

Aufgrund der Aktion des Größeren, aber auch weil er sich für seine Angewohnheit schämte, wurde der Hai nun leicht rot um die Nase, tat aber nichts gegen die Berührung des anderen.
 

Nach einer Weile bemerkte Sousuke dann auch, dass sich seine Hand immer noch an dieser Stell befand, woraufhin er sie zu sich nahm und murmelte: „‘tschuldigung…du wolltest mir ja was sagen.“
 

„Schon okay“, schüttelte Rin leicht den Kopf und richtete den Blick nach unten auf seine Hände, welche er auf dem Schoß ineinander gefaltet hatte. „Also…ich…“
 

Der Kleinere musste sich noch einmal sammeln, um sein ‚Geständnis’ durchziehen zu können. Im Prinzip konnte er nichts dafür, was passiert war – daran hatten alleine seine Peiniger Schuld – doch trotzdem fühlte er sich, als hätte er etwas falsch gemacht, wodurch ihm das Sprechen durch einen Kloß im Hals erschwert wurde.
 

„Es hat im Prinzip damals angefangen, als ich nach Australien bin und in meine neue Klasse kam“, entschloss sich Rin, ganz am Anfang anzufangen.
 

Er berichtete von seinen ersten Wochen und Monaten in der neuen Schule und wie er sich schwer getan hatte, Anschluss zu finden. Dazu kam noch, dass er merkte, dass er nicht so gut im Schwimmen war, wie er es gedacht hatte. Als wäre das nicht genug gewesen, hatten einige Jungs gemeint, ihn wegen seiner Haare aufziehen zu müssen. Es waren nur ein paar gewesen, doch immer mehr Schüler hatten mitgemacht, sodass er sich fast gar nicht mehr in die Schule getraut hatte. Um seinen Gasteltern keine Probleme zu bereiten, war er aber trotzdem gegangen.

Mit 14 hatte er seine erste Freundin gehabt, wovon Sousuke aber bereits wusste, doch dass sie sich dann auch noch über ihn lustig gemacht hatte und die ganze Beziehung nur ein Scherz für sie gewesen war, war neu für den Walhai.

Er konnte nicht anders, als Rin nun zu unterbrechen und ihn in seine Arme zu ziehen.
 

„Ist schon okay…ich bin darüber hinweg“, musste der Kleinere trotzdem ein paar Tränen herunterschlucken und klammerte sich kurz an das Oberteil seines Freundes, sowie er dessen Geruch genoss, der ihn beruhigte.
 

Nun durfte er sich nur nicht in der Umarmung verlieren, da das noch längst nicht alles war und er nur zur Hälfte mit seiner Geschichte durch war. Darum löste sich Rin schweren Herzen wieder von Sousuke, sah diesen kurz dankbar an und räusperte sich, um fortfahren zu können.
 

„Danach wurde alles besser und sie ließen mich in Ruhe, doch ich hatte trotzdem noch Angst und wollte nicht in die Schule“, begann Rin von Neuem.
 

Kurz danach war er nach Japan zurück gekehrt und hatte auf die Samezuka Akademie gewechselt. Nicht einmal, weil diese als Schwerpunkt Schwimmen hatte, sondern auch, da er auf keine der Schulen seiner früheren Freunde gewollt hatte, da er sich die Blamage nicht hatte geben wollen. Wie hätte das denn ausgesehen, dass er weil er zu schlecht war, wieder nach Japan zurück kam und dann den anderen mit dieser Niederlage unter die Augen treten musste?

Da hatte es Rin doch vorgezogen, sich in eine Schule einschreiben zu lassen, auf der er garantiert niemanden kennen würde. Den Rest dieses Abschnitts kannte Sousuke, weswegen er nun eine kleine Pause einlegte.
 

„Wenn du dich jetzt fragst, warum ich dir das erzählt habe…also eigentlich immer, wenn ich für einen Wettkampf trainieren muss, gibt es ein paar Leute, die meinen, dass es immer noch lustig ist, sich über andere wegen ihres Aussehens lustig zu machen…“, wurde Rins Stimme nun leise rund brüchiger, auch wenn er sich geschworen hatte, das ohne zu heulen durchzuziehen.
 

„Rin…“, zogen sich Sousukes Augenbrauen besorgt aber auch zornig zusammen, da er es nicht sehen konnte, wenn es seinem Liebsten schlecht ging. Vor allem nicht, wenn ein paar oberflächliche Idioten dafür verantwortlich waren.
 

„Schon okay“, rang er sich ein Lächeln ab und  die roten Augen blickten kurz scheu zum anderen, bevor er sich im Stande sah, weiterzureden. „Das war auch der Grund, weswegen ich so fertig war…wenn sie das dauernd machen und man körperlich sowieso am Ende ist, nimmt einen das doch mehr mit als sonst.“
 

„Egal wie es einem geht, das nimmt einen immer mit“, konnte sich Sousuke vorstellen, dass es nicht so leicht war, einfach darüber hinwegzusehen, auch wenn es nur Worte waren, die einen verletzten.
 

„Ja…es lässt einen doch sehr an sich zweifeln“, gab Rin leise zu und drehte dabei eine Strähne der manchmal so verhassten roten Haare zwischen seinen Fingern.
 

Sousuke beobachtete ihn dabei fasziniert, aber vor allem auch besorgt. Man konnte dem Hai ansehen, dass es ihm psychisch nicht gut ging. Die dunklen Ringe unter den Augen, sowie der gehetzte Ausdruck in den Augen, aber vor allem auch die wunden Lippen, waren unübersehbare Anzeichen dafür, die Rin trotzdem nicht entstellten. Sie waren lediglich Produkte von Aktionen anderer, die meinten sich überlegen fühlen zu müssen, indem sie einen anderen fertig machten. Am liebsten würde Sousuke jeden einzelnen von ihnen ausfindig machen und dafür büßen lassen, dass sie seinem Liebsten, der der wichtigste Mensch auf Erden für ihn war, so ein Leid zugefügt hatten.
 

„Findest du mich eigentlich schön?“, überkam Rin die Frage nun doch, welche ihm schon lange auf den Lippen lag und hielt er in seiner Bewegung inne, ehe er seine Haare losließ, sich aber nicht traute, den anderen direkt anzusehen.
 

„Natürlich!“, kam es schon fast empört von Sousuke, der seinen Freund ungläubig anschaute.
 

„So natürlich ist das nicht“, nuschelte der Kleinere nun, fühlte sich aber geschmeichelt und wurde eine Spur röter um die Nase. „Die meisten Leute finden rote Haare nicht gerade anziehen und sonst-“
 

‚…hab ich auch nicht so viel zu bieten‘, hatte er den Satz ursprünglich beenden wollen, doch Sousuke war schneller.

Dieser ergriff nun die Hand seines Freundes und sah ihn dabei ernst an. Rin wusste gar nicht, wie ich geschah, da er mit einer derartig starken Reaktion nicht gerechnet hatte. Doch diese stürmische, rabiate Art des Walhais, fand er schon immer anziehend.
 

„Du bist für mich der schönste Mensch, den ich mir vorstellen kann“, überkam es Sousukes Lippen nun, ohne dass er groß darüber nachgedacht hätte.
 

Rin sah ihn daraufhin überrascht, aber auch sehr geschmeichelt an und als Sousuke bewusst wurde, was er gesagt hatte, lief er ebenso rot an, ließ jedoch weder die Hände des Kleineren los, noch löste den Blickkontakt. Er hatte es ernst gemeint, auch wenn es sich kitschig anhörte.
 

„Außerdem ist es doch egal, was andere sagen und darauf kommt es nicht an“, murmelte der Dunkelhaarige nun wesentlich leiser als er den Satz zuvor gesagt hatte und hoffte, diesen damit überspielen zu können.
 

„Ich weiß doch, aber es ist trotzdem nicht einfach“, erwiderte Rin, lächelte aber dabei. „Danke.“
 

Nun war es am Kleineren, sich nach vorne zu beugen und seinen Freund kurz, aber liebevoll zu küssen. Dieser sah ein bisschen durch den Wind aus, wodurch er jünger und irgendwie niedlich wirkte. Das gefiel Rin sehr, sodass er nun leise lachte und sich gleich viel besser fühlte – hauptsächlich durch Sousukes Worte.
 

Als der Walhai bemerkt, dass es seinem Freund besser ging, beruhigte auch er sich wieder, sodass nun ein sanftes Schmunzeln seine Mundwinkel umspielte. Ihm schien der Moment nun richtig und die Situation angebracht, sein Vorhaben durchzuführen, weswegen er die Hände des Kleineren nun losließ und die Schatulle aus seiner Hosentasche holte.

Rin blinzeltet verwirrt, da er nicht wusste, was ihn erwartete, der es zu bedeuten hatte, dass der andere auf einmal seine Hände freigegeben hatte.
 

Sousuke räusperte sich und war so nervös, dass er es fast nicht hinbekam, den Verschluss zu öffnen, während er seinen Herzschlag zu ignorieren versuchte.
 

„Ich weiß, dass es im Moment noch nicht möglich ist, aber…“, begann er nun und bekam es dabei endlich hin, die kleine Box zu öffnen, welche er Rin dann entgegenstreckte. „…willst du mich heiraten?“
 

Sein Herz schlug in diesem Moment so schnell, dass er fast nur noch das Rauschen des Blutes in seinen Ohren mitbekam, während er die Antwort des anderen abwartete. Dieser schaute ein Mal auf den Inhalt der Schatulle, dann zu den türkisenen Augen hoch, wieder nach unten, ehe sein Blick endlich auf den Augen zur Ruhe kam und sich die eigenen mit kleinen Tränen füllten.
 

„Sousuke“, schluchzte der Hai nun doch, auch wenn er sich für diesen Nachmittag das Weinen verboten hatte, und war unfähig sich zu bewegen, weil der Anhänger so schön war und diese ganze Aktion ihn im positiven Sinne überforderte. „Natürlich will ich!“
 

Unglaublich erleichtert und glücklich, nahm Sousuke nun den Haizahn in seine Hand, welcher an einer feinen, goldenen Kette hing und legte die Box beiseite.
 

„Drehst du dich um?“, bat er den Kleineren nun, um ihm die Kette anziehen zu können.
 

Dieser nickte und versuchte seine Tränen zu stoppen, was ihm aber nicht so ganz gelang. Doch konnte der Größere sie momentan ohnehin nicht sehen, da dieser nun nur seine Rückseite zu sehen bekam.

Keine Sekunde später, bekam er die Kette von hinten umgehängt und spürte dann Sousukes Finger an seinem Nacken, als dieser den Verschluss versuchte zuzumachen. Nach einer endlos scheinenden Weile, schaffte dieser das auch und Rin konnte sich endlich wieder zu ihm umdrehen.

Freudentränen rannen seine Wangen hinab, als Rin Sousuke um den Hals fiel und sich an ihn schmiegte. Dieser erwiderte sofort und verbarg sein Gesicht an der Schulter des Kleineren, da auch ihm die Tränen in die Augen stiegen.
 

Wie lange es her war, dass Sousuke geweint hatte, konnte er nicht sagen, da er sich nicht mehr daran erinnerte. Doch hatte er nichts dagegen, nun Tränen der Freude zu vergießen, die sich gut auf seiner erhitzten Haut anfühlten und ihm endlich das Gefühl gaben, am Leben zu sein.

Zusammen mit Rin kehrten seine Gefühle nach und nach zurück. Die Jahre der Trennung waren die schlimmsten gewesen, in denen nicht nur der andere an seine Grenzen gestoßen war, sondern Sousukes Zukunft scheinbar verbaut worden war.

Doch sie hatten beide ihre Ängste überwunden und einen neuen Sinn im Leben gefunden – einander. Vielleicht war dieser auch nicht neu, sondern immer da gewesen und sie hatten ihn nur entdecken müssen; vergraben unter Unsicherheit, Zweifel und Distanz.
 

Für unzählige Minuten lagen sie sich einfach in den Armen und vergaßen die Welt um sich für diesen Moment. Rin beruhigte sich langsam wieder und atmete nun wieder gleichmäßig, sodass man es kaum mehr hören konnte, dass er noch immer weinte. Sousukes Tränen hatten schon aufgehört zu fließen, waren aber noch immer präsent, sodass sich der Kleinere wunderte, was los war, als sie nun wieder ein wenig Abstand zwischen sich brachten.
 

„…hast du geweint?“, stellte Rin die im Grunde bereits Frage, allerdings konnte er diesen Anblick nicht wahrhaben, weswegen er sichergehen wollte.
 

Sousuke sah daraufhin beschämt zur Seite, auch wenn es nichts war, wofür man sich hätte schämen müssen, und nickte leicht.
 

„Das ist das erste Mal, dass ich dich weinen sehe“, überlegte der Rothaarige laut und lächelte dann, weil es ihn freute, dass sein Freund auch endlich Emotionen zeigen konnte.
 

Eine Eigenschaft, welche ihm sehr lange gefehlt hatte und erst wieder durch Rin zum Leben erweckt wurde. Zuvor war Sousuke nur dazu fähig gewesen, negative Gefühle auszudrücken, weil er es von Zuhause nicht anders gewöhnt war und er auch keine Freunde hatte, die ihm ein Vorbild hätten sein können. Diese positive Wendung machte Rin glücklich, sodass er nun die Hand ausstreckte und über die leicht stopplige Wange des Größeren fuhr, bevor er sich zu diesem beugte und ihn auf diese küsste.

Daraufhin wurde Sousuke auch endlich klar, dass alles in Ordnung war und er nicht verurteilt wurde, nur weil er emotional wurde. Er lächelte leicht und küsste seinen Freund auf die Lippen, um den Gefallen zu erwidern.
 


 

„Was hältst du davon, wenn wir runter zum Hafen gehen?“, schlug der Dunkelhaarige wenig später vor, nachdem er seine Kette mit dem türkisenen Haizahn angezogen hatte, welche Rin sehr gefiel – er liebte diesen Partnerlook.
 

„Ich wusste nicht, dass du so romantisch sein kannst“, grinste der Kleinere daraufhin.
 

„Ich dachte, das wäre eine gute Idee, weil es kühler geworden ist und so“, versuchte sich der Walhai zu verteidigen, bevor ihm auffiel, dass sein Freund ihn nur ärgern wollte.
 

Sousuke ergriff die Gelegenheit und schnappte sich nun den Kleineren, der völlig überrascht die Augen aufriss, als er an der Taille gepackt und hochgehoben wurde: „Heeey, was soll das?“
 

„Na wird gehen zum Strand“, erstreckte sich nun ein breites Grinsen über das Gesicht des Größeren, der den leicht zappelnden Rin fest im Griff hatte.
 

„…aber doch nicht so!“, beschwerte sich der Hai daraufhin und versuchte sich vergebens aus der Umklammerung, welche ihn ein Stück über dem Boden hielt.
 

„Hm…doch“, erwiderte Sousuke trocken und ging dann unbeeindruckt vom Strampeln seines Freundes in Richtung Wohnungstür.
 

Für den Weg zum Meer ließ Sousuke Rin dann aber doch wieder auf den Boden und selbst laufen, weil dieser ihm auf Dauer zu schwer wurde. Nicht, dass er zu viel wog, nein, der Weg war einfach nur zu weit für derartige Aktionen.

Zehn Minuten später, kamen sie am Hafen an, der um diese Zeit wie leergefegt wirkte. Die Sonne würde bald untergehen und man könnte meinen, dass dank der angenehmen Sommertemperaturen sich gerade jetzt viele Menschen hier tümmeln müssten, doch dem war nicht so. Die meisten aßen wohl gerade zu Abend, oder hatten schon den ganzen Tag draußen verbracht, sodass sie sich nun zu Hause ausruhten. Menschen waren schon seltsam.
 

„Ha~“, streckte Rin die Arme aus und schloss die Augen, den Sommerwind genießend, der ihm durchs Haar wirbelte.
 

Sousuke beobachtete den anderen mit einer kindlichen Faszination, mit der er seinen besten Freund schon immer betrachtet hatte. Der liebevolle, ungläubige Blick, da er nicht glauben konnte, dass er wirklich mit diesem Menschen zusammen sein konnte und dieser ihn liebte, erinnerte an den damals achtjährigen Sousuke, der in Rin verliebt hatte, weil er dachte, dieser wäre ein Mädchen – oder vielmehr, weil er ihn so süß fand, dass er nicht glauben konnte, dass der andere wirklich ein Junge war.

Diese zunächst oberflächlichen, kindlichen Gefühle hatten sich mit den Jahren ihrer Freundschaft und Rivalität gefestigt und ausgebaut, sodass er jede Eigenschaft – und jedes Haar, wenn Rin denn welche hätte – und Besonderheit am anderen zu lieben lernte.
 

„Alles okay bei dir?“, legte der Rothaarige den Kopf schief, als er bemerkte, wie der andere ihn anschaute.
 

„Ja“, wurde Sousuke aus seinen Gedanken gerissen und lächelte daraufhin leicht, sodass Rin es unterließ nachzufragen, worüber sich sein Freund schon wieder den Kopf zerbrochen hatte.
 

Sie gingen ein Stück den Hafen entlang und ließen sich dann am Ende des Stegs auf dem betonierten Teil nieder. Der Untergrund fühlte sich angenehm warm an, da er durch die Sonne den Tag über erhitzt worden war.
 

„Ich musste daran denken, wie wir uns kennen gelernt haben und dass ich es nie für möglich gehalten hätte, nun hier mit dir zu sitzen“, erklärte sich Sousuke dann, während er sich nach hinten mit den Händen abstützte und sich den Wind ins Gesicht wehen ließ.
 

„…du weißt, dass du manchmal ein ganz schöner Idiot bist“, nuschelte Rin, der leicht rot geworden war, vor sich hin, als er sich an die Schulter seines Freundes lehnte.
 

„Warum das?“, lugte der Größere nun irritiert zum anderen.
 

„Na ich hätte das auch nie für möglich gehalten…also, dass du meine Gefühle erwiderst und so“, erwiderte Rin, der wohl auch schon sehr lange in seinen besten Freund verliebt war, sich dessen aber erst vor zwei Jahren im Klaren geworden war. „Ich dachte immer, du würdest mal mit einem Mädchen zusammen sein…“
 

„…was?“, wurde Sousuke nur noch mehr von den Worten des anderen verwirrt.
 

„Ach egal“, schmiegte sich Rin enger an den anderen und tastete nach dessen Hand. „Vergiss es~“
 

Er fand Sousuke so unglaublich gut aussehend und war der Meinung, dass dieser noch sehr viele andere Qualitäten besaß, die ihm zum perfekten (Ehe)Mann machten, dass es nicht anders sein konnte, als dass er mal verheiratet sein und Kinder haben würde.

Ersteres könnte sogar zur Realität werden, nur dass Rin keine Frau war.
 

Sousuke war verwirrt, aber sehr glücklich, sodass er sich um nichts mehr Gedanken machen, sondern sich auf das hier und jetzt konzentrieren wollte. Einfach diesen Moment mit seinem Liebsten genießen und die Sonne dabei beobachten, wie sie sich langsam dem Horizont näherte, ehe sie mit diese verschmelzen würde.
 

„Ich liebe dich“, flüsterte Sousuke gegen den Wind und schloss die Augen, als er die Hand des Kleineren sanft drückte.
 

„Ich liebe dich auch“, lächelte der Kleinere daraufhin und hob den Kopf, um seinen Freund ansehen zu können.
 

Dieser öffnete seine Augen in dem Moment wieder, sodass sie sich für einige Sekunden schweigend ansahen, bevor Sousuke sich zu Rin hinunterbeugte.

Ihre Ketten funkelten im Licht der letzten Sonnenstrahlen, während sich ihre Lippen zu einem allessagenden Kuss vereinten.
 


 

☆~Ende~☆



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  kikoxd
2018-03-21T19:17:43+00:00 21.03.2018 20:17
So. Ich hab es endlich geschafft. 2 Tage lese ich schon an deiner Geschichte.

Es ist sie erste FF von Free die ich gelesen hab. Auch wenn mir Rin und die anderen etwas OOC waren, fand ich deine Geschichte sehr gut.

Du hast alles schön ausführlich und bildhaft beschrieben. Die Szenen zwischen beiden und auch die Sex-Szenen hast du gut beschreibt. Man hat schön gemerkt, wie viel sich beide bedeuten und wie sehr sie sich lieben.

Was mir auch gut gefällt ist die länge deiner einzelnen Kapitel und auch der ganzen Geschichte.

Mach weiter so.

LG Kiko
Antwort von:  kikoxd
21.03.2018 20:20
PS: Sorry das ich nicht zu jedem Kapital etwas geschrieben habe...das liegt mir nocht do und ich find es doof immer "super Kapitel. Bis zum nächsten" zu schreiben.

Eine Frage: in einem Kapitel schriebst du, dass Rin vor 3 Jahren mal zu schwach war um aus dem Becken zu klettern. War das erfunden von dir oder kam das in der Serie vor?
Antwort von:  King_of_Sharks
21.03.2018 20:54
Wuh~


Ich mag die FF auch überhaupt nicht mehr xD (ist ja auch schon über 2 Jahre her, dass ich sie fertig geschrieben habe) Ich mag meine neuen beiden lieber, da ich die Charaktere jetzt besser kenne und man canon mehr über sie weiß.

danke ^^


LG Yu


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