Final Masquerade von Lexie_Grey (Finde deinen Platz in der Welt!) ================================================================================ Kapitel 2: Anywhere else but here --------------------------------- Helena ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. Überall hingen Gemälde von wichtig aussehenden Zauberern und Hexen, die sie alle verstohlen ansahen. Am anderen Ende des Raumes befand sich ein Phönix, der zu schlafen schien und in regelmäßigen Abständen ein leises Krächzen von sich gab. Neben ihm befand sich ein gemütlich aussehender Ohrensessel in Lila. Sie selbst saß auf einem ähnlichen Modell, allerdings in giftgrün. Wer auch immer das Büro des Schulleiters eingerichtet hatte, besaß keinen Geschmack. Bei Madame Maxime wäre so etwas nie vorgekommen. Sie seufzte und legte ihren Kopf zurück. Nun wartete sie schon mindestens eine Stunde auf Dumbledore, während in der großen Halle ein großes Festessen stattfand. Ihr war zwar bewusst, dass sie noch einige Informationen brauchte, um sich hier einleben zu können, aber gleich am ersten Abend fast den Hungertod zu sterben schien ihr dann doch etwas brutal. Sollte sie nicht einen guten ersten Eindruck von ihrer neuen Schule bekommen? Gerade als sie aufstehen und sich die Bücherregale links von ihr ansehen wollte, öffnete sich die Tür hinter ihr und ein großer, alter Mann mit langem weißen Bart betrat das Büro. Seine Augen blickten treu durch eine schmale Brille direkt in ihre. „Ah, gut, dass Sie hier sind, Miss Tonks. Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen“, freundlich streckte er ihr seine Hand entgegen, während er die andere in den Taschen seiner Umhangs vergrub. Langsam erhob sich Helena und schüttelte ihrem neuen Schulleiter die Hand, nicht ohne ihn mit Madame Maxime zu vergleichen. Sie musste zugeben, dass Albus Dumbledore einen fähigeren Eindruck auf sie machte. Vielleicht lag es am Alter, aber sie konnte nachvollziehen, warum so viele Zauberer Dumbledore vertrauten und ihm in den Kampf gegen den Dunklen Lord folgten. „Wie Sie sicher schon erahnen, müssen wir Sie erstmal einem Haus zuteilen, bevor wir ihnen ihren Stundenplan geben. Ihrem letzten Zeugnis zu entnehmen haben Sie in all Ihren Kursen UTZ Niveau erreicht, bemerkenswert.“ Der Zauberer schritt an seinem Schreibtisch vorbei zu einem der hinteren Regalen und nahm einen alten, schäbigen Hut von einem der Bretter. „Ist Ihnen die Tradition des Auswahlverfahrens bekannt?“, fragt er. „Ja, ich habe schon mit ein paar Schülern gesprochen, die mir alles über die Häuser und den Sprechenden Hut erklärt haben.“ Mit kritischem Blick musterte sie den sogenannten Hut. Nie im Leben hätte sie so ein Ding je freiwillig aufgesetzt, aber die Engländer schienen an dieser veralteten Tradition festzuhalten wie die Franzosen an ihrem Baguette. „Gut“, Dumbledore lächelte und kam auf sie zu, „ich hoffe, Sie werden mit seiner Wahl zufrieden sein.“ Und mit diesen Worten setzte er ihr den Sprechenden Hut auf den Kopf. Die Schwarzhaarige hatte mit vielem gerechnet, nicht aber mit dem, was nun wirklich geschah. Der ranzige Hut konnte wirklich sprechen! Mit einer dunklen, rauen Stimme sprach er direkt in ihr Ohr. „Sieh an, sieh an, wen haben wir denn da? Ist schon ziemlich lange her, seit ich das letzte Mal eine Black zugeteilt habe. Wenn ich mich recht erinnere, muss das sogar deine Mutter gewesen sein. Oder dein außergewöhnlicher Onkel.“ Erschrocken fuhr Helena zusammen. Die Stimme war so deutlich und nah, dass sie sich hektisch auf dem Sessel umsah. Natürlich kannte sie mehrere sprechende Objekte, aber keines hatte eine so genaue Kenntnis über ihre Familie gehabt. „Du scheinst auch besonders zu sein. Die Erziehung einer Black hast du nicht genossen, trotzdem weißt du dich aber zu benehmen. Klug bist du auch und Loyalität wird bei dir auch großgeschrieben. Deinen Mut konntest du allerdings noch nie wirklich zeigen…Schwierig, schwierig. Für Hufflepuff bist du zu speziell…“ Gott sei Dank, Hufflepuff schien schon mal auszuscheiden. Ein Haus, das keine besonderen Charaktere besaß wäre für Helena unvorstellbar gewesen. „So, so, die Kleine hält sich für etwas Gehobenes. Dann würde ich wohl sagen: SLYTHERIN!“ Vor Schreck erstarrte Helena und riss die Augen auf. Slytherin? Ausgerechnet das Haus, das den schlimmsten Ruf hatte? Wie sollte sie das ihrer Cousine erklären? Oder ihrer Tante? Oder Remus? Sie mussten doch dann alle annehmen, sie käme nach ihrer gestörten Tante! „Alles in Ordnung bei Ihnen?“ Die sanfte Stimme des Schulleiters holte sie aus ihren Gedanken. Dumbledore hatte anscheinend den Hut wieder auf seinen Platz zurückschweben lassen, denn auf ihrem Kopf befand er sich nicht mehr. Sorgenvoll schaute der Schulleiter Helena an und versuchte, Blickkontakt aufzubauen, doch sie wich immer wieder aus. Seit sie sich erinnern konnte, schaute sie den Leuten nur ungern direkt in die Augen, besonders nicht, wenn sie älter oder ihr sonst irgendwie überlegen waren. „Sind Sie nicht zufrieden?“, der Blick des Mannes wurde immer glasiger, „Möchten Sie lieber in ein anderes Haus? Bei Ihrer besonderen Familiengeschichte ist das auch möglich.“ „Nein“, ihre Stimme war brüchig und einige Oktaven höher als normal, „ich möchte keine Extrabehandlung, nur weil meine Mutter ermordet wurde.“ Insgeheim hoffte Helena darauf, der Schulleiter würde auf seinen Vorschlag bestehen und sie Ravenclaw zuteilen, doch Dumbledore schaute sie einfach an. Seine grauen Augen musterten sie und er schien sie einschätzen zu wollen. Wäre sie stark genug, in einem Schlafsaal mit den Kindern ihrer Peiniger zu schlafen? Würde sie die Konfrontation mit den radikalen Ansichten mancher Slytherins überstehen? Doch zu ihrem Erstaunen sagte der Schulleiter etwas völlig anderes. „Wissen Sie, warum Ihre Mutter eine wahre Slytherin war?“ Helena blickte auf. In Dumbledores Augen sah sie Trauer, Mitleid, aber auch ein bisschen Stolz. „Ihre Mutter war eine der intelligentesten Hexen, die je diese Schule besucht haben. Sie konnte Ihre Fähigkeiten immer richtig einsetzen und war sich Ihrer Fehler bewusst. Die Eigenschaft, die einen Slytherin ausmacht ist nicht, wie viel Schwarzmagische Veranlagung in ihm steckt, sondern, dass er immer nach etwas Höherem strebt. Slytherins sind die ehrgeizigsten Schüler. Sie kommen so schlecht mit den anderen klar, da Fleiß und Wissen manchmal mit Arroganz verwechselt wird. Doch wissen Sie, Neid muss man sich erst einmal verdienen.“ Perplex sah die Schwarzhaarige den alten Mann an. Wenn man seine Definition des Hauses hörte, wirkte es so, als sei es von den Restlichen missverstanden worden. Fleiß und Ehrgeiz waren keine schlechten Eigenschaften, sondern vielmehr Tugenden. Ihr Misstrauen war aber noch nicht ganz verschwunden, da es anscheinend genug Negativbeispiele gab. Nun lag es also an ihr herauszufinden, ob Slytherins mehr von Ehrgeiz oder von Arroganz angetrieben wurden. In diesem Moment öffnete sich die Bürotür von neuem und eine große, elegante Hexe betrat in Begleitung von einem blonden Jungen den Raum. Sie beide waren komplett in schwarz gekleidet, was mit dem blonden Haaren einen merkwürdigen Kontrast bildete. Als die Hexe, offensichtlich eine Lehrerin der Schule, bemerkte, dass Dumbledore nicht wie angenommen, alleine war, blieb sie ruckartig stehen. „Oh, verzeihen Sie, Professor. Ich hatte angenommen, Sie hätten Ihr Gespräch bereits beendet.“ Der Junge war ungefähr in Helenas Alter und blickte nun abschätzend an der Hexe vorbei in Helenas Richtung. „Nicht doch, Professor McGonagall. Wir sind schon so gut wie fertig“, er zwinkerte Helena zu, „Miss Tonks kriegt nur noch diese Liste und ihren Stundenplan, dann kann Sie sich in Ihren Schlafsaal begeben. Die Liste enthält alle wichtigen Informationen für den Anfang. Darunter die Zeiten für die Mahlzeiten, Ihren Hauslehrer und die Namen Ihrer Vertrauensschüler. Falls Sie trotzdem noch Fragen haben sollten, wenden Sie sich einfach an Ihre Mitschüler. Wie ich sehe,“ jetzt blickte er zu dem Jungen, der Helena immer noch musterte, „kann Mr Malfoy Sie direkt mit in die Kerker nehmen und Ihnen alles wichtige erklären.“ DUmbledore lächelte, scheinbar war er zufrieden mit sich. „Aber Mr Malfoy wurde so eben dabei erwischt, wie er sich heimlich vom Essen wegschleichen wollte. Und das noch während der Zeremonie!“ McGonagall wollte den Blonden wohl ungern unbestraft entkommen lassen und blickte verwirrt von Schüler zu Schulleiter. „Ach, wissen Sie, wir kennen doch alle diese Zeremonie schon in- und auswendig. Ich kann jeden Schüler verstehen, der lieber ein bisschen Spaß in seinem Gemeinschaftsraum hat, als zusehen zu müssen, wie irgendwelche Kinder einen Hut aufgesetzt bekommen. Besonders in diesem Alter.“ Dumbledore schien vergnügt und schaute wieder zu Helena. „Nun denn, ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend und einen geruhsamen Schlaf. Auf das Sie sich hier schnell einleben!“ Mit diesen Worten entließ Albus Dumbledore sie alle aus seinem Büro. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)