Alles dieser Welt von Petulia (für dich) ================================================================================ Kapitel 7: Langweilig --------------------- Übermotiviert war Fred um einiges zu früh zum Treffpunkt erschienen. Es gab einen Ruf wieder her zu stellen, schließlich war ihm völlig entfallen, dass auch Dominique auf der Verlobungsfeier sein würde. Dominique, mit der er seit gut zwei Jahren nicht mehr als wenige Sätze gewechselte hatte. Natürlich war es ihre Schuld gewesen, dachte er seine Hemdsärmel umschlagend. Vielleicht auch ein bisschen seine, weil er stets verabredet gewesen war, doch hauptsächlich ihre. Wenn sie nach England gekommen war, hatte sie niemand außer ihrer Freundinnen und engerer Familie gesehen. Die Speisekarte schwebte vor ihm auf Brusthöhe, die meiste Zeit sah Fred aber aus dem Fenster. Mit ihrem neuen anständigen Auftreten waren angeblich auch unausstehlich anständige Manieren einhergegangen, hatte er sich sagen lassen. Als habe sie auf sein Kommando gewartet erspähte er auf der Straße vor dem Café ein paar langer Beine, welche halb von einem Etuikleid verborgen wurden. Diese Beine reckten sich und erst da bemerkte er die Jeans in bedrohlicher Nähe. In unausweichlicher Nähe. Alle Vorsicht vergessend gab Fred der Neugierde nach und erhob sich halb aus seinem Stuhl, um zu erkennen, wen Dominique vor dem Fenster knutschte. Zu dem paar löchriger, tief hängender Jeans gehörten abgewetzte Lederboots, eine passende Lederjacke über einem lockeren T-Shirt, dessen Ausschnitt mehrere Tattoos zerteilte, und ein zotteliger dunkler Haarschopf. Gegen die heruntergekommene Erscheinung des Mannes erschien Dominique noch strahlender mit ihrer sonnigen, gepflegten Haut und dem weichen Dutt. Sie lachte den Mann an und gab ihm einen Kuss zum Abschied, sodass Fred sich in seinen Sessel plumpsen ließ und sogleich die Speisekarte näher zu sich zog. Gleich darauf ertönte die Klingel der Lokaltür. Er blickte auf, überrascht, nickte Dominique zu, erhob sich jedoch nicht zu einer Umarmung. Gut gelaunt ließ sie sich ihm gegenüber nieder und schlüpfte augenblicklich aus den Pumps. Seine Augenbrauen rückten ein Stück in Richtung seines Haaransatzes. “Hey.”, grüßte sie und beugte sich vor, um ihm kurz die Hand aufs Knie zu legen. Dann griff sie ebenfalls nach einer Karte. “Meine Güte, habe ich Hunger. Wie geht es dir?” Sie war locker, legère, aber er spürte eine Blockade. “Gut.”, sagte er lahm. Ihr alarmierter Blick warnte ihn, dass er seine Antwort hätte ausschmücken sollen. “Komme gerade von der Arbeit.”, fügte er also hinzu und lehnte sich bequem nach hinten. Hoffentlich hielt sie ihm zu gute, dass er nüchtern war. “War viel los?” Schon langweilte er sich. Wegen solch albernem Geplänkel hatte er Dominique sicher nicht vermisst. Beste Freunde waren sie lange nicht, eine solch innige Beziehung, in der sie das zweite Bein des anderen gewesen waren, gehörte einer dämmrigen Vergangenheit an. Aber sie waren doch offen miteinander gewesen, gelassen und gemütlich. “Nee.”, sagte er und wandte den Kopf an den Kellner, welcher sich freundlich in ihre Richtung gebeugt hatte. “Einen Cappuccino und den griechischen Salat, bitte.” Einen weiteren Augenblick lang studierte Dominique die Karte. Dann faltete sie sie zusammen und schenkte dem glücklichen Kellner ein warmes Lächeln. “Einen Kürbissaft und den Troll Burger, bitte.” Auf das Stirnrunzeln ihres Cousins hin hob sie die Augenbrauen. “Was denn? Er heißt Troll Burger, weil er riesig ist, nicht des Fleisches wegen..”
 “Eben.”, schmunzelte er. “Ach, ich falle noch vom Fleisch, wenn ich jeden Tag auf der Arbeit nur Salat esse. In Frankreich war es eine absolute tragédie, wenn man sich nicht damenhaft ernährt hat.” Nicht, dass Dominique irgendwo zu viel hatte sitzen gehabt, aber tatsächlich erschien sie bei genauerer Betrachtung ungewöhnlich schmal. “Wie gefällt es dir, hier zu arbeiten?” Wenig begeistert zuckte sie die Schultern. “Es ist ganz okay. Die Auflagen sind ähnlich wie in Lyon, die Stimmung aber ein wenig herzlicher.” Ihr Blick driftete in eine staubige Ecke rechts von ihm. “Herzlich ist das falsche Wort. Etwas echter vielleicht.” “Du klingst wenig begeistert vom einen oder anderen.”, stellte er fest. “Ach.”, tat sie es ab und behielt ihr Lächeln bei. “Das ist eben die Abteilung.” “Vielleicht ist es auch der falsche Beruf.” Sie lachte, obwohl sie das nicht wirklich witzig fand. “Angesichts dessen, wie viel Arbeit ich reingesteckt habe, wohl kaum.” “Das hat nichts zu sagen. Die viele Arbeit könnte aber der Grund sein, wieso du dir jetzt nicht eingestehen willst, dass sie umsonst war.” Dominique seufzte tief und spielte mit einem Ring an der Hand. “Weißt du, Fred, eigentlich ist es ziemlich aushaltbar. Es wäre bloß toll, wenn man meine Entscheidung akzeptieren würden. Möglicherweise wäre ich öfter nach England gekommen, wenn nicht ständig darüber genörgelt würde, dass ich so weit weg bin.” “Ich glaube, du bist absichtlich so weit weggezogen.”, vermutete er etwas zu provokativ. “Es gab eine offene Stelle im richtigen Job und ich habe die Chance genutzt. Es hat sich bezahlt gemacht.” Die Getränke erschienen auf ihrem Tisch. “Ja, du hast Recht.” Überrascht blickte sie von ihrem Saftglas auf und ihre Gesichtszüge glätteten sich. “Schon damals wusste ich, dass du dich nach einem Leben in farblosen Kostümen, strengen Frisuren und einem kalt distanzierten Umfeld sehnst.” Sofort machte sie eine Art Schnaub-, Stöhngeräusch mit dem sich ihr Blick verfinsterte.
 “Ehrlich, wenn du mir weiter deine abstrusen Beschwerden vorhalten willst, geh ich lieber. Wieso glaubt ihr alle, ihr würdet mich besser kennen als ich selbst?” Unzufrieden verschränkte sie die Arme. “Es gibt genug Zeichen dafür, dass du keine geborene Bürodame bist.”, beschwichtigte er nun mit sanfterer Stimme. “Ach, ja?” Er zuckte mit den Schultern. Dabei schwappte sein Heißgetränk beinahe über. 
“Dein Rockstar Liebhaber zum Beispiel erscheint mir als ziemlich drastische Zuflucht.” Ihre Augen weiteten sich und sie verhinderte gerade noch sich zu verschlucken. “Wie -”
 “Ich habe euch gesehen.”, ersparte er sich gleich die Diskussion. Sie lief rot an, doch er blieb gelassen. “Schieß los. Wie kommt’s?”
 Mit einem Mal müde verdrehte sie die Augen. “Er ist ein Freund von mir.” Gerade wollte er sie triezen, da tauchte der Kellner mit ihrem Essen auf. Während Freds Salat nicht zu wünschen übrig ließ, war Dominiques Burger gigantisch. Begeistert klatschte sie in die Hände und breitete vorfreudig eine Serviette auf ihrem Schoß aus. Gerade wollte sie den ersten herzhaften Bissen nehmen, da stoppte sie sich. 
“Wo wir bei unangenehmen Themen sind: Was hattest du auf der Verlobungsfeier geschluckt?” Verstimmt kaute er auf einer Tomate. Gerade von diesem Thema hatte er ablenken wollen. Das war nicht der erste Eindruck, den er auf sie hatte machen wollen. “Es war eine Party und ich habe in Ehren von Albus und Amy angestoßen.”, gab er selbstgefällig zurück. Etwas Saft rann entlang ihres Kinns, bis sie das Rinnsal geschickt wegwischte. Wenigstens fühlte sie sich wohl genug, zu essen, was sie wollte. Sicherlich würde ihr nicht jedes Gegenüber das gleiche Gefühl vermitteln. Das war etwas. “Und in Ehren von Albus und Amy hast du deklamiert, was für ein Schwachsinn Liebe ist und Beziehungen nur für Spatzenhirne seien.”, erwiderte sie sarkastisch. Seine Verlegenheit überspielend zwinkerte er. “Das war ein kleiner Witz von mir.” “Betrunkene sind die ehrlichsten Menschen. Was habe ich verpasst?” Jetzt sah sie ihn ernster an als zuvor, auffordernd. Fred blieb jedoch standhaft. “Wenn alles Hals über Kopf für ein Pärchen jubelt und sich davon inspirieren lässt, muss man die Meute wieder auf den Boden der Tatsachen holen. Mir tut es bloß leid, dass ich so betrunken war. Ausnahmezustand.” Erneut zwinkerte er freundschaftlich. Und ein kleines Lächeln schlich sich auf ihre kauenden Lippen. Das Wohnzimmer des angehenden Ehepaars war zum Bersten gefüllt. Amy konnte den Tisch, auf dem sie Leckereien, Butterbier und Kürbissaft angeordnet hatte, kaum sehen. Nervös im Türrahmen stehend knetete sie ihre Finger und hütete ihre kleine Herde Hochzeitsplaner. Merlin sei Dank würde es nur wenige dieser Treffen geben. Sie hatten Katastrophe auf der Tagesordnung stehen. Fast alle waren schon da und mehr und mehr wurde Amy bewusst, dass sie sich eine viel zu große Hochzeitsgesellschaft ausgesucht hatten. Lily war weniger aufgedreht als sonst, sondern zeigte sich von ihrer charmantesten, aber auch arrogantesten Seite. Ziemlich sicher lag das an Scamander, der sich auf der anderen Seite des Raumes mit Lindsey unterhielt, die sich nur wenig wohl fühlte in ihrer Haut. Carl stand daher in ihrer Nähe, wobei er sich mit Fred unterhielt, der von Dominique und Roxanne stetig beäugt wurde. Rose saß auf einem unbequemen Holzschemel, ihre Teetasse fest umklammert, und lauschte lächelnd den anderen. Vor Amy konnte sie jedoch nicht ihre Nervosität und Aversion verbergen, über den bald zu erscheinenden Trauzeugen. Wer wusste schon, was auf der Verlobungsparty zwischen Malfoy und Rose geschehen war - die Anspannung gelöst hatte es sicher nicht. Wo war Malfoy überhaupt? Und wo Albus, der ihr beistehen sollte, nicht alles ab zu blasen, bevor es in Stücke zerfetzt würde. Als sie einen Schatten auf sich spürte, drehte sie sich hoffnungsvoll um, bloß um auf die Brust ihres baldigen Schwagers zu blicken. “James.” Rasch trat sie einen Schritt zurück, um ihm ins Gesicht blicken zu können und stieß dabei gegen Lindsey, die von Lysanders Hand in ihrem Rücken abgefangen wurde. “Entschuldige, Lindsey.”, hauchte sie und fühlte sich plötzlich eingeengt, als bekäme sie keine Luft mehr. James begann bereits die anderen zu begrüßen und so nutzte sie die Gunst seines Erscheinens und huschte aus dem Raum. Im dunkleren Flur fand sie endlich Ruhe, um durch zu atmen. Das Gemurmel aus dem Wohnzimmer und ein gelegentliches Lachen war immer noch deutlich zu vernehmen. Je schneller es vorüber war, desto besser, beschloss sie und steuerte das Schlafzimmer an. Wie so oft bewies sie, Albus gut zu kennen. Er steuerte gerade aus dem Bad dieselbe Tür an. 
“Amy, ich komme sofort.”, verkündete er rasch, verschwand dann im Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich. Dahinter hielt er Inne und hoffte Amy würde nach unten zurück kehren, bevor er sich vor den Spiegel hockte und Scorpius Namen mit seinem Zauberstab darauf schrieb. Das Wort verblasste und so tat es Albus Gesicht, doch Scorpius erschien nicht. “Scorp.”, sagte Albus ins Leere. “Scorpius.” Auf der anderen Seite hörte er eine Bewegung und dann antwortete eine kratzige Stimme. “Albus?” “Ja, wo bist du? Amy wird wahrscheinlich schon wahnsinnig. Wir beherbergen einen Zoo in unserem Wohnzimmer und ich schaue auf die Uhr. Du bist immer noch nicht da, keine Ahnung, wo du bleibst?” Ungeduldig knetete er seine Finger. “Was ist denn los mit dir?”, krächzte sein Freund. “Ich bin genervt, ich bin frustriert, weil hier einfach nichts passiert. Was machst du?” Er hatte begonnen auf der Kommode zu trommeln. “Ich sitze... auf meinem Stuhl. Und ich schaue aus dem Fenster.” Es war als setze Albus Gehirn für einen Augenblick aus. Immerhin war es nicht so einfach, gegen das Wissen anzukämpfen, dass sein Kumpel sich mal wieder zu gedröhnt hatte. Also versuchte er lieber, so zu tun, als sei das nicht der Fall. “Und ich stell mir wieder mal die alten Fragen: Wo komm ich her, wo geh ich hin und wie viel Zeit, werd ich noch haben.” “Nicht mehr viel Zeit, wenn du nicht bald auftauchst, denn Amy wird dich umbringen lassen. Glaub mir Kumpel, Rose übernimmt den Job mit Freude.” Sofort schluckte er. Solche Waffen aufzufahren, war nicht seine Art. Scorpius brauchte Hilfe, aber wieso jetzt? Wieso konnte man nicht einmal auf ihn zählen? “Ich denke nach über die Welt, über das was wirklich zählt.” Keine vernünftige Antwort. “Scorpius, wieso? Warum bist du nicht hier?” 
“Mir ist langweilig, sterbens langweilig... ohne dich. Wo bist du?” Beinahe hätte Albus mit der Hand auf die Kommode gehauen. Bereits seit einer halben Stunde warteten sie auf Scorpius und er würde sich nicht von ihm weitere Aspekte seiner Hochzeit verbocken lassen. Bester Freund hin oder her. 
“Ich liege auf meinem Bett und ich starre an die Decke und ich wünsche dir die Pest an den Hals. Lässt mich hier sitzen einfach so, aber vielleicht kommst du ja bald?” Beinahe drohend ließ er den Satz ausklingen. Pause am anderen Ende. “Ich hab schon vier mal onaniert -” Bevor Albus explodieren konnte, flog seine Tür auf und Amy kam herein gestapft. Ihre Wangen waren vor Stress gerötet. “Albus, was tust du hier oben?” Ihr Blick wanderte zu Als geballter Faust und dann zum Spiegel. “Scorpius? Ist er das? Redest du mit ihm?” Tief seufzend nickte Albus. Seine Verlobte machte zwei große Schritte auf den Spiegel zu und baute sich davor auf, wohl wissend, dass Scorpius sie sehen konnte.
 “Malfoy, weiß der Teufel, wo du steckst, eins ist klar: Sogar Albus ist wütend auf dich. Du hast ordentlich verbockt und wenn du auch nur der geringste Teil dieser Hochzeit sein möchtest, dann bewegst du deinen vermutlich besoffenen Arsch auf der Stelle in unsere Wohnung. Ich gebe dir 5 Minuten und keine länger.” Damit schnappte sie Albus Zauberstab und beendete das Gespräch. Er sah Verständnis suchend in ihr Gesicht. “Er hat es nicht leicht -”, begann er, doch wenn es um Scorpius ging hatte er bei Amy keine Chance. “Es ist mir egal! Lindsey und Dominique giften sich unten an, Scamander spielt irgendwelche dreckigen Tricks, Rose ist am Ende ihrer Nerven und zuckt jedes Mal, wenn jemand den Raum betritt und Carl - Carl ist hoffnungslos. Wir waren ein gutes Paar, es war alles gut und mit dieser verdammten Hochzeit geht alles schief!” Schniefend stapfte sie davon und die Badezimmertür fiel ins Schloss. Sich wappnend ging Albus in Richtung Wohnzimmer, in dem man beinahe nicht mehr treten konnte. Er musste demnächst seinen Vater konsultieren, wie man es vergrößern könnte. “Hey, hört mal alle.”, sagte er schwach in den Raum, doch kaum jemand bemerkte ihn, außer Rose, die ebenso ausgelaugt drein blickte, wie er sich fühlte. Das Gemurmel herrschte weiter, er sah Lindsey seiner Cousine einen abschätzigen Blick zu werfen und wie Lily Lysander gewisse Abfuhren an den Kopf warf. Deren Geschäftsbeziehung würde er gar nicht erst versuchen zu verstehen. Mit einem Mal begann sein Kopf zu brummen und er verstand Amy nur zu gut. Dann erhob Rose sich. “Hört her!”, rief sie mit autoritärer Stimme und langsam ebbte das chaotische Geräuschmeer ab. “Amy ist total fertig mit den Nerven und wenn ich mir Albus ansehe, er auch. Wir reißen uns jetzt alle zusammen und wenn Amy gleich runter kommt, arbeiten wir produktiv und mit guter Laune an ihrer Hochzeit, klar? Wenn es gut läuft, müsst ihr euch alle eine Weile nicht wieder sehen -” Ihr Blick ruhte besonders auf Lindsey und Dominique. “- und Malfoy und ich kümmern uns um das meiste.” Sie tat tapfer, doch man sah sie schlucken und als seien ihre Stoßgebete auf taube Ohren gestoßen, machte Scorpius sich von der Tür aus bemerkbar. “Hört, hört.” Zu Albus Überraschung sah er besser aus, als erwartet. Weitaus besser. “Danke.”, murmelte er seinem Kumpel zu, während der den Raum für sich einnahm und hier und da eine Hand schüttelte. Der Blonde positionierte sich neben Rose und während sie hart daran arbeitete sich nichts anmerken zu lassen, verriet Scorpius sich tatsächlich nur durch das Tappen seines Zeigefingers an seiner Jeans. Angelockt von der wohltuenden Ruhe wagte auch Amy sich zurück und sofort wurde das Sofa für sie und Albus frei geräumt und die Planerei durfte beginnen. Roses Feder kritzelte eifrig alle Vorschläge auf ein Blatt Pergament zu Unterpunkten, die sie sich vorher bereits überlegt hatte. “Ich will eine Gartenhochzeit.”, murmelte Amy. “Die ganze Familie wird kaum in irgendeinen Garten passen...”, gab Roxanne zu bedenken und alle schwiegen einen Augenblick. “Was ist mit der Maison Delacour?”, warf Dominique ein. “Heiratet doch in Frankreich.” Ein Stirnrunzeln und Kopfschütteln durchzog den Raum. “Mamie und pépère haben einen wunder, wunderschönen Garten. Er ist riesig mit einem Brunnen, einer Terrasse -” “Wie sollen wir eine Hochzeit in Frankreich planen?”, warf Lindsey genervt ein. “Wie sollen alle Gäste dorthin kommen?” Amy schwieg eine Weile. Alle anderen waren still. Es war ihre Entscheidung. “Sie kriegen das hin.”, sagte sie dann mit Kopfnicken zu Rose und Scorpius. “Wenn sie einen Silvesterball auf die Beinen stellen können, dann auch eine Hochzeit in Frankreich. Ich glaube zwar, dass das deine Hochzeit sein sollte dort, Dominique, aber du hast es vorgeschlagen und ich finde die Idee gut.” Begeistert klatschte Dominique in die Hände, während Rose nicht sicher war, ob sie sich ehrgeizig oder erschlagen fühlen sollte. “Rose, Malfoy -” “Scorpius.”, korrigierte Albus subtil. “Wir bekommen von der Britch eine ordentliche Summe für die Hochzeit beigesteuert, was vollkommen unnötig ist. Andere Leute können sich gar keine Hochzeit leisten, aber uns schmeißen sie es nach. Dafür wollen sie über die Hochzeit schreiben dürfen. Da sie das so oder so tun werden, habe ich zugesagt.” Überrascht hob Rose die Augenbrauen. “Das Geld ist nicht für die Hochzeit, es ist für euch zwei. Ich weiß, was das für eine Arbeit wird und du brauchst mindestens genug Geld für ein Spa-Wochenende danach. Wenn du eins machst, nimm mich mit.” Sie lächelte müde. “Ich gehe jetzt schlafen. Bedient euch an den Macarons. Sie sind lecker.”
 Damit ließ sie die Gesellschaft zurück. Als sich bereits alles in Bewegung setze, auch zu gehen, verlangte Rose noch einmal nach Aufmerksamkeit. “Ich brauche Terminkalender von allen, ich brauche Größen, Farbpräferenzen, Begleitung sobald wie möglich, Addressen und Kontakte von möglicherweise hilfreichen Quellen, vor allem von dir, Scamander, von euch eine Gästeliste, Albus, und, Dome, ich brauche einen Lageplan der Maison und Details über ihre Kapazitäten. Danke.” Nun offiziell entlassen verpufften die Gäste nacheinander. Einen schneidenden Kommentar ihres Kollegen erwartend, wandte Rose sich gewappnet in seine Richtung und entdeckte Schweißperlen auf seinem Gesicht. Sein Blick war nicht auf sie, sondern ins Leere gerichtet. Albus, der bemerkte, wie sehr Scorpius sich zusammen gerissen hatte, alarmierte Lysander und sie packten ihren Freund an den Armen. Seine Augen flatterten und er begann den Kopf hängen zu lassen. Lindsey reagierte ebenfalls schnell und sorgte dafür, den Rest abzulenken und zum Verschwinden zu bringen. Rose wusste nicht recht, was sie tun sollte. Mitleid oder Wut oder Abneigung, es schien alles gleich. Die beiden Männer stützten den Malfoy und führten ihn in Richtung der Tür, um so schnell wie möglich ins Freie zu gelangen. Wie von einem Magneten angezogen, folgte Rose ihnen und betrachtete dabei die stolpernden Füße des blonden Mannes. Auch er bemerkte sie und sah sie zum ersten Mal seit seiner Ankunft an. “Hey, Rose.”, brachte er gerade so mit schiefem Grinsen hervor. Dann war er im Vorgarten und erbrach sich auf Lysanders Anzughose. Bei dem Geräusch zuckte Rose zusammen und wandte sich rasch ab, Lily erschien allerdings gerade erst an der Haustür. Mit mitleidiger Miene betrachtete sie Scorpius. “Der arme Kerl. Er scheint Sie genauso zum Kotzen zu finden, wie ich.” Im Vorbeigehen schenkte sie Lysander ein Lächeln und stolzierte dann, Albus unfreiwillig von Malfoy wegziehend, die Straße hinunter, um eventuell lungernde Paparazzi von dem geschwächten Mann fort zu locken. “Feliz navidad, feliz navidad...” “Roxanne.”, warnte Dominique streng und sah ihre Freundin genervt an. Diese blickte unwissend auf. “Du summst schon wieder. Spanische Weihnachtslieder, ernsthaft. Es ist Oktober.” Dominique wandte sich wieder ihren Papieren zu und suchte nach der Stelle, an der sie aufgehört hatte zu lesen. Gerade hatte sie den Absatz neu begonnen, als neben ihr “This is Halloween” ertönte und sie aufgab.
 “Das war eine verdammt blöde Idee.”, verkündete sie. Mehr als zufrieden klappte Roxanne ihren eigenen Ordner zu, auf den Dominique so gerade versuchte, einen Blick zu werfen. “Klar, war ja auch deine.” Dominique ließ ihre bloßen Zehen wackeln und stellte verärgert fest, dass der Nagellack an ihrem kleinen Zeh abgeblättert war. Gut, dass sie heute keine Peeptoes trug. Gut, dass sie heute überhaupt keine High Heels trug. Wenn sie ihrer Arbeit etwas übel nahm, dann dass sie ihre Liebe zu hohen Schuhen etwas dämpfte. Schwarze Schuhe shoppen machte erstens keinen Spaß und diese halbe Höhe, die sie maximal tragen durfte, machte sie ganz verrückt. Daher erwischte sich Dominique an besonders frustrierenden Tagen dabei, im erstbesten Pub in Jeans und Sneakers zu schlüpfen. Meist war es der schäbige Irish Pub um die Ecke, der am frühen Arbeit noch nicht allzu gut besucht war. Ihr einziger Zeuge war der bärtige Kellner, der bereits zu grinsen begann, wenn er die Türglocke läuten hörte. Nicht selten versuchte er sie auf ein Bier zu überreden, doch leider konnte sie Muggelbier auf den Tod nicht ausstehen. Viel zu herb. “Woran hast du gearbeitet?”, fragte sie Roxanne, die es sich mittlerweile auf ihrer Picknickdecke bequem gemacht hatte. Heute hätte Dominique auch lieber in Jeans wechseln sollen. Im Etuikleid auf dem Rasen liegen war enorm unentspannt. “Ich habe mir Rezeptideen für heute Abend angesehen.” “Was? Aber ich dachte, wir wollen nebeneinander her arbeiten?” Dominique schmollte beleidigt. “Ich habe zu gestimmt, um dich glücklich zu machen. Aber die Mysteriumsabteilung hat nicht umsonst ihren Namen. Ich kann nicht einfach meine Unterlagen im Park auspacken. Dann noch gleich um die Ecke vom Ministerium.” “Wie meinst du das, du wolltest mich glücklich machen?”
 “Na, du scheinst irgendwie nicht so viel zu haben, was dich beschäftigt hält.” Unbekümmert zuckte Roxanne die Schultern, während Dominique ihre straffte.
 “Entschuldige bitte, ich arbeite. Das hatte ich auch eigentlich jetzt vor, hättest du nicht unablässig gesungen. Ich dachte, es wäre vielleicht schön, wenn wir überhaupt was unternehmen.” “Ist’s doch auch, Domi. Aber ich vermisse dich. Die alte Domi.” Roxanne legte den Kopf schief, um zu ihr aufgucken zu können und blinzelte in den ergrauenden Himmel. Eine Brise zupfte an ihren störrischen Haaren und Dominique wünschte sich eine ähnliche Mähne, die ihren Kopf wärmen konnte. Stattdessen schloss sie einen Knopf ihres Mantels. Der Wärmezauber behafteten Umhang musste in der Öffentlichkeit leider in ihrer Handtasche verweilen. “Es gibt keine alte Domi, weil’s keine neue gibt.”, erklärte sie steif. Ihre Freundin seufzte. “Ich weiß nicht. Mir fehlt deine gute Laune. Mit der Arbeit -” “Was und Mysteriumsangelegeneheiten sind total dein Ding?” “Schon, ja. Es ist aufregend und ein bisschen gruselig, da steh ich total drauf. Und nebenher habe ich begonnen ein Buch zu schreiben über Minderheiten in unserer Gesellschaft.” Dominique gluckste. “Werwölfe wie Tante Mine?” “Nee, einfach Minderheiten eben...” Roxanne wandte ihren Blick zurück gen Himmel. Die abendliche Kälte begann die letzten Überbleibsel des Sommers fort zu drängen. “Wir sollten uns wahrscheinlich auf den Weg machen.”
 “Ich habe nicht so wirklich Lust.” Dennoch stand sie auf und begann ihre Sachen einzupacken und Roxanne tat es ihr nach.
“Wieso? Kannst dir doch schön einen Tee zu hause machen oder so. Ich kann auch mitkommen und wir lackieren deine Nägel neu.” Sie grinsten einander an, doch dann wurde Dominique ernster. “Ist wohl nicht so ne gute Idee. Mein Mitbewohner ist so ein eigenartiger Mensch. Ich fühle mich nicht richtig wohl, Leute dort hin mitzunehmen.” Weswegen sie auch immer eine gute Ausrede hatte, bei Corban zu schlafen. Außer heute. Heute war er mit seinen Jungs unterwegs. Sie waren allesamt tättoowierter, schäbiger und gruseliger als er. Keiner von ihnen würde ihr jemals auch nur in die Nähe ihres Bettes kommen und sie verstand auch nicht, was er an ihnen fand. Doch sobald sie etwas in der Richtung ansprach, machte er dicht. ‘Sie waren schließlich kein Paar.’
 “Was ist mit deinem Mitbewohner? Du hast ihn bisher gar nicht erwähnt.” Neugierde stand Roxanne ins Gesicht geschrieben, während sie los schlenderten in die Richtung einer kleinen Gasse, von der aus man ungesehen apparieren konnte. 
“Ich versuche das Thema zu vermeiden. Vicky ist schon ganz verrückt geworden, wenn Mum davon hört, wird sie mich entführen, wenn sie muss, damit ich nicht da bleibe.” Auf ihr Augenverdrehen hin lachte Roxanne. “So schlimm?” “Um ehrlich zu sein: Ja.”, lachte nun auch Dome und etwas in ihr schien sich zu lösen. “Es ist ein bisschen, als würde man mit einem Tier leben. Den ganzen Tag über hört man nichts von ihm und es schleicht sich schon die Hoffnung ein, dass er tot ist. Vom Balkon gefallen oder so. Aber um Mitternacht wacht er auf und entscheidet sich plötzlich dazu durch die Wohnung zu rennen, Wäsche zu waschen, den Hausflur zu staubsaugen, zu essen, zu spülen, sich tausendmal in der Badewanne die Hände zu waschen - in der BADEWANNE - und lauthals mit seiner Freundin zu diskutieren. Manche haben einen Job, du Trollfresse!”, schnauzte Dominique in die Leere auf eine Art und Weise, als habe sie diese letzten Worte bereits seit langem laut sagen wollen. 
“Vielleicht ist er ein Vampir?”, schlug Roxanne gut gelaunt vor, als sie sicher war, genug gehört zu haben. “Einer der unattraktiven, gruseligen Sorte.” “Schreit nach Tod durch Pfahl.” “Schade. Hatte mich darauf gefreut, ihm den Kopf abzutrennen.” “Von unserem friedensfrohen Sonnenschein hast du dich in einen ganz schön gewalttätigen Mörder verwandelt. Denk nur dran, den Kopf ganz ab zu hacken, sonst wird er zum Kopflosen Nick Nummer 2 und nervt dich in alle Ewigkeiten.”, warnte Roxanne weise und hielt, als sie ihren Abschiedsort erreicht hatten.
 “Das ist ein ziemlich guter Tipp! War cool, dass du mitgekommen bist, auch wenn es langsam wirklich zu kalt für diese Aktionen wird.” Die beiden Frauen nahmen einander herzlich in die Arme, verabredeten sich für morgens früh und disapparierten gleichzeitig. Zuhause angekommen schlich Dominique durch die Wohnung. Meist merkte sie nicht, dass sie es tat, bis sie bereits ihr Zimmer erreicht hatte. Die Küche war eigentlich wirklich schön und gemütlich, doch hielt sie sich selten darin auf. Es war eine Art Vermeidungstaktik. Anders als Fred scheinbar vermutet hatte, nahm sie nicht durch die Arbeit ab. Schön und gut in Frankreich hatte sie abends manchmal keine Zeit gehabt, sich durch die Leckereien des Landes zu futtern. Besonders seit sie in England war, hatte sie allerdings einfach keine Lust zum Essen. Am wenigsten in dieser Wohnung, wo sie sich höchstens einen schnellen Salat zu bereitete, um ihrem Mitbewohner nicht über den Weg zu laufen. Oft genug machte Corban sich über ihre starke Abneigung lustig, aber er lebte ja auch nicht mit dem Kerl! Ständig hinterließ er Notizen, wenn er irgendwo Krümel entdeckt hatte, putzte aber selbst nie. Paranoid war er auch noch und so schloss Dominique sich in ihrem Zimmer ein, wo sie durchatmete und so tun konnte, als existiere er nicht. Bis er eben seine mitternächtlichen Rituale begann. Einige Tage hatte sie schon nicht mehr hier geschlafen. Wenn die Wohnung sich je nach zuhause angefühlt hatte, dann tat sie es spätestens jetzt nicht mehr, da sie beinahe jeden Tag bei Corban übernachtete. Er war gut zu ihr, er war gut im Bett und er stand darauf, wie gestriegelt und gesetzt sie sich kleidete und mittlerweile verhielt. Genauso wie sie darauf stand, dass er so anders war, als sie. Ihre Freundin, alle ihre Freunde, waren so sehr davon überzeugt, dass sie sich verändert hatte, wie sie darauf bestand, dass dem nicht so war. In Frankreich war es einfacher gewesen, sich ein zuhause in der unternehmerischen politischen Welt zu recht zu bauen. Niemand kannte sie dort, sie hatte sein können, wer sie wollte - solange sie mit den verlangten Standards übereinstimmte. Als ihr auffiel, dass sie seit einer guten Viertelstunde auf ihrer Bettkante hockte, ohne irgendetwas zu tun, entzündete sie rasch die Kerzen im Raum. Es war Zeit tatsächlich zu arbeiten, nachdem sie es im Park nicht geschafft hatte. Doch erneut saß sie an ihrem Schreibtisch und starrte auf dessen Platte. Bis sie schließlich von irgendeinem Kobold geritten ein Blatt Pergament aus der Schublade holte, ihr Tintenfass öffnete und aus dem nichts heraus einen Brief zu schreiben begann. 

Earl,
 begann sie und zögerte. Nicht lange genug jedoch, um darüber nach zu denken, was sie tat und warum.

 ich bin vor einer Weile aus Frankreich zurück gekommen und war überrascht, dich nicht als Teil von Albus Bräutigamsgesellschaft vorzufinden. Ich hätte gedacht, ein solches Event käme dir ganz und gar gelegen. Du weißt doch, dass Albus heiratet? 
Überhaupt habe ich dich nicht gesehen. Wurdest du von der Firma an einen anderen Standort versetzt? Eine Besenfirma, oder? Bist du trotzdem innerhalb Englands? 
Ich arbeite momentan beim englischen Ministerium. Der Tapetenwechsel tut gut!
 Sieht man dich zur Hochzeit? 

Mit vielen Grüßen,
 Dominique Delacour Da war er. Warum auch immer, aber er war ein Brief und gleich morgen würde sie eine Ministeriumseule damit beauftragen, ihn auszutragen. So musste es wohl sein. Auf ihrem Weg zum Büro sah Lily die Briefe und Notizen durch, die man ihr an der Tür gereicht hatte. Bereits beim ersten Blick hatte sie schnauben müssen. Petra lächelte ihr in der Eingangshalle zu und grüßte mit der eigenartig melodischen Stimme, die Lily ein paar Mal erfolglos zu imitieren versucht hatte. Zielstrebig setzte sie einen Fuß in den Aufsog und verlor nicht einmal mehr die Zeile, die sie las. Im 28. Stock lag ihre Abteilung. Ein Stockwerk, das Scamander eigens für diese hatte anlegen lassen. Nun lag sein Büro den Wolken etwas näher. Zugegebenermaßen liebte sie das 28. Stockwerk. Auch hier plätscherte der endlose Wasserlauf seine Bahn nach unten und exotische Vögel badeten in kleinen Pools, die er hinterließ. Zur Verkündung ihrer Zusammenarbeit hatte Lysander sie in eine ähnliche Aufmachung gesteckt, beinahe ungesichert in das Utop klettern lassen und sie dort vom firmeneigenen, kürzlich angeworbenen Fotografen Howard Clark ablichten lassen. Es waren grandiose Fotos gewesen, viel versprechend und sie zogen Enttäuschung hinter sich her. Die Korridore waren mit riesigen Postern geschmückt, die teils sie, teils Inspiration abbildeten. Maskenräume und Ankleidezimmer schmiegten sich aneinander, platzmachend für das magische Studio. Marketing stand unten auf der Tafel, doch in Wahrheit lebten hier oben die kreativen Köpfe der Firma. Scamander hatte nicht gelogen, als er sagte, sie würde alles bekommen, was sie brauchte. Nur hatte sich der Aufwand noch nicht bezahlt gemacht. Zu ihrer Überraschung wartete er bereits in ihrem Büro, das nicht im geringsten nach einem Büro aussah. Viel eher ein modernes Wohnzimmer, in dem sie gemütlich Kunden und Auftraggeber empfangen konnte. Oder auch Scamander. “Lily.”, grüßte er geschäftlich und beobachtete wie sie die Post auf den Tisch und ihren Umhang auf einen Stuhl warf. Sie hatte nicht gelogen, als sie verkündet hatte, die Black Widow Trachten in ihre Outfits zu integrieren. Sie hatte auch nicht gelogen, als sie darauf beharrt hatte, dass sie nicht altmodisch, sondern kleidsam waren. Ihr Goldkaffee mit Karamell schwebte in ihre Hand und bevor sie irgendetwas sagte, nahm sie ein Blatt Pergament wieder in die Hand. “Anpreisung eines Urlaubs mit Meermenschen.”, las sie vorwurfsvoll. “Es ist eine große neue Sache. Es sind Warmwasser-Meermenschen, ganz andere Nummer als unsere. Erst einmal werden Urlaube am Mittelmeer angeboten. Diese Werbekampagne wäre für Archimedes Reisen.” Sie hielt die Hand hoch. “Bikinishoot am Strand.” “Bikini, nicht nackt.” “Darum geht es nicht.” Sein Blick haftete an ihren langen Beinen, während sie zu dem himmelblauen Sofa ging, sich setzte und sie überschlug. Die dunkle Strumpfhose erinnerte an Rosenstränge, die sich ihre Schenkel hinauf rankten. “Es ist langweilig. Genauso wie Werbung für einen Kombi. Jedes magische Auto ist ein Kombi.” “Ja, aber nur bis zu einem bestimmten Volumen. Das ist quasi eine Limousine.” “Ein Anreiz der Limousine ist, dass sie auch aussieht wie eine.”, belehrte sie ihn müde. “Scamander, ich dachte, Sie verstehen mich. Die drei Monate sind fast rum.” Er lockerte seine Krawatte und setzte sich auf die Sesselkante ihr gegenüber. “Teil unseres Deals war, dass Sie kooperativ sind.”, erinnerte er sie. “Trotzig wehren Sie sich gegen alles, was ich vorschlage. Das eine ist Ihnen zu züchtig, das andere zu gewagt und das nächste zu langweilig. Wenn Sie meine Hilfe nicht wollen, hätten Sie sie nicht annehmen dürfen.” Sie schürzte die Lippen. Trotzig nannte er sie und versuchte erneut, sie auf ihr Alter zu reduzieren. “Ich wollte nie Ihre Hilfe.” Sogleich stellte sie fest, dass sie trotzig klang. “Aber Sie haben sie angenommen. Sie sind den Deal eingegangen und der Deal war, dass Sie mich Sie vertreten lassen. Keine Jobs anzunehmen, schmerzt Ihrer Karriere viel mehr als meiner.” “Fangen Sie nicht wieder damit an.” “Aber es ist wahr! Ich bin ein knallharter Geschäftsmann, haben Sie gesagt. Ich gehe über Leichen für meinen Job und Sie sind mein Job. Aber Sie lassen mich ihn nicht machen.” Ehrlichkeit stand ihm nicht. Sie stand ihm ganz und gar nicht. Sie brach dieses Bild, dass sie von ihm hatte und nahm ihr den Wind aus den Segeln und das wusste er. Ehrlich aber vielleicht nicht aufrichtig. Ihm war mehr als bewusst, wann er die Wahrheit ins Spiel bringen musste, um zu gewinnen. “Sie haben gesagt, sie wissen, was ich brauche. Sie haben gesagt, nur Sie können mir helfen. Wieso schleppen Sie mir dann nur Mist an?”, erwiderte sie barscher, als sie beabsichtigt hatte. “Ich sagte, ich habe die Mittel, Ihnen zu helfen. Nicht, dass ich Gedanken lesen kann oder ein Lily Potter Experte bin.” Ihr Kaffee war leer und wie immer füllte er sich sogleich wieder auf. “Ich muss sagen, ich bin enttäuscht. So sehr mir diese Zusammenarbeit gegen den Strich geht, ich hatte erwartet, dass sie aufregender verlaufen würde. Ich hatte Ihnen mehr zugesprochen, als Sie verdient haben.” “Zu einer Kooperation gehören zwei.” Seine Haltung war ruhig. Die nahende Deadline schien ihn nicht zu beunruhigen. “Wenn Sie mir nicht sagen, was Sie wollen, kann ich es Ihnen nicht geben. Anstatt alles so heftig abzuwehren wie einen verrückten Klatscher, wäre es nicht schlecht, mir ab und zu mal den Quaffel zu zu werfen.” Quidditchanalogien - er hasste Quidditch. Sie liebte Quidditch. Er hatte stets Hintergedanken, sie war direkt. Wieso arbeitete er sich soweit in ihr Feld vor? Unwillkürlich zuckte ein Lächeln um Lilys Mundwinkel. Ganz vielleicht war ihm ja bewusst, dass seine Taktik nicht funktionierte. Fein. Wenn er so tun wollte, als könnten sie zusammen gewinnen - “Ich mache ästhetische Bilder, ästhetische Werbung. In ihnen liegt Kunst, sie werben durch Kreativität und Zauberhaftigkeit. Für eine alberne Küstenwerbung, bei der ein paar Schwanzflossen aus dem Wasser schauen, kann man auch meine Cousine Lucy fragen. Dafür braucht man nämlich keine Erfahrung, sondern nur ein hübsches Gesicht. Machen Sie nicht noch einmal den Fehler, mich auf mein Gesicht zu reduzieren.” Sie ging zum Kühlschrank und zog eine Flasche Wasser heraus. “Danke.” “Bitte?” “Danke.”, wiederholte er mit derselben Ernsthaftigkeit. “Für Ihre Kooperation.” Was spielte er? Ohne ein Wort oder einen weiteren Blick ging sie zum Trainingsraum und begann sich dort zu entkleiden. Höflich verweilte er, wo er saß und lauschte dem aufschnappenden BH. “Was steht heute an?”, rief er hinüber, um sein Aufbrechen hinaus zu zögern. Der 28. Stock war sein liebster Stock. Zwar liebte er jede seiner Abteilungen, jeden Aspekt seiner Firma, doch sie liefen alle reibungslos. Der 28. Stock forderte ihn jeden Tag aufs Neue heraus. Ohne Frage tat das jeder Zuwachs des Unternehmens, doch dieses Mal war es anders. “Cardio und Yoga.”, kam es aus dem Trainingsraum zurück. Wenn Bambi auch glaubte, er wolle ihr schaden, hatte er Hugo ganz aus Eigeninteresse dazu überredet, sie in die Hände von Lizzard zu geben. Die neue Abteilung dehnte seine Firma, bog sie und verlieh ihr neue Züge, die sich in keiner der anderen wieder fanden. Sie bäumte sich auf gegen Konventionen und Uniformität und brachte Bewegung in die Unternehmenslandschaft. Die Herausforderung galt nicht nur ihm selbst, sondern allen Mitarbeitern und wenn die Potter es auch nicht mitbekam, es hagelte Kritik von allen Seiten. Skepsis wuchs ihm entgegen, ähnlich wie damals bei der Namensgebung seines Unternehmens. Man riet ihm etwas schickes, klassisches, transparentes - etwas wie Scamander Inc. Doch der Name Scamander war bereits gekleidet in Biester und Wissenschaft. Er hatte etwas Neues gebraucht ohne die Vertrautheit zu verlieren. Etwas flexibles, einschlägiges, tiefgründiges. Zu oft vergaßen die Leute, dass Risiko ein Teil der Firma war und von Anfang an gewesen war. Wer nicht mit einer gesunden Beziehung zu Risiko spielte, konnte nicht gewinnen. Er würde gewinnen. “Sind Sie noch da?” “Tatsächlich, ja.” Ihre Füße schlugen in regelmäßigem Rhythmus auf den sich wohl unter ihr bewegenden Boden auf. Er fragte sich, ob sie durch den Wald lief oder über einen Strand und dachte sich, wahrscheinlich habe sie sich für Felder entschieden - doch er wollte nicht gucken gehen. Offensichtlich war ihr seine Anwesenheit unangenehm. “Ich gehe gleich.”, verkündete er daher nach ein paar Minuten. Darauf bekam er keine Antwort. Stattdessen schaltete sie das Radio an und leise Musik begann zu dudeln. “Ich wollte noch wissen, ob es Neuigkeiten zur Hochzeitsplanung gibt? Wie ein ungefähres Datum?”, rief er etwas lauter und musste innerlich grinsen. Ihren Gesichtsausdruck konnte er sich zu gut vorstellen, wie sie genervt blinzeln und nach unten links schauen würde, weil es sich ihr nicht ergab, wieso er in ihrem Büro verweilte. “Nein. Es gibt wohl... Verständigungsschwierigkeiten.” Ähnlich wie hier, wollte er sagen, da begannen die Nachrichten. “Endlich hat das Zaubereiministerium einen Lead, was die Verursacher vergangener Attentate angeht. Bisher konnte man vermuten, dass die Anschläge miteinander zu tun hatten, jedoch gab es nie einheitliche Beweise, die auf bestimmte Täter hinwiesen. Mit dem Erscheinen des dunklen Mals über dem Spielplatz in Reddich wird nun auf eine Art rechte Gruppe spekuliert, welche die Vorstellungen von Todessern teilen und diesen nacheifern. Lily kam aus dem Trainingsraum geeilt in knappen Hosen und SportBH, einen wilden Gesichtsausdruck tragend. “Davon habe ich gar nichts mitbekommen.”, keuchte sie und drehte mit dem Zauberstab die Lautstärke auf. Auch Lysander verkrampfte. Den ganzen Tag über hatte er fahrlässiger Weise nicht die Nachrichten gehört. “'Nein, ich möchte keine falsche Hoffnung verbreiten.', sagte der Zaubereiminister, kurz nach dem Erscheinen des schrecklichen Zeichens. 'Die neuesten Entdeckungen sind kein verdienst unseres Teams, sondern wurden von den Tätern eigens aufgedeckt. Ich werde mich nicht mit etwas rühmen, das mir meine Gegenspieler in die Hände gelegt haben, denn eines ihrer möglichen Motive könnte sein, ihnen Fahrlässigkeit zu zuschreiben, sodass wir uns in Sicherheit wiegen. Gleichzeitig möchte ich Sie jedoch nicht in Panik versetzen. Voldemort und seine Anhänger sind tot. Diese Nachahmer sind nicht mehr als das. Gefährlich in ihrer Blindheit, jedoch nicht so ruchlos in ihrem Wahnsinn, wie Lord Voldemort es einmal war. Was immer sie sich zu erreichen erhoffen, wir werden sie daran hindern.' Große Worte der Entschlossenheit von Minister Potter. Bei dem Anschlag auf den Spielplatz waren keine Kinder anwesend. Jedoch stellt die Szene der Verwüstung die Muggel vor Ratlosigkeit. Auroren sind im Einsatz, um den Schaden zu dämmen und die Muggel zu beruhigen. Haben wir es mit einer Terrorgruppe zu tun? Ist ihr Motiv eine Bloßstellung des Ministeriums, ein Racheakt, pure Aggression? Wir halten Sie über alle Neuigkeiten auf dem Laufenden." 
Noch immer hielt Lily verkrampft den Zauberstab ihrer Hand. Der zuvor vom Sport gerötete Kopf war bleich und entrückt. Lysander wusste nicht, was er sagen sollte. Er knetete die Hände und sah zwischen Ihnen und Lily hin und her. Sie wollte vieles tun, zu viel auf einmal, doch sie war an den Boden gefroren, bis sie endlich den Zauberstab sinken ließ und er zurück in die Dynamik des Unternehmens eilte. “Dad? Mom, wo ist Dad?”, platzte es aus Albus heraus, sobald er im Haus seiner Eltern erschienen war. Diese Idee hatte er wohl nicht als einziger gehabt. Seine Großeltern, zahlreiche Tanten und Onkels, Geschwister und Ted inklusive Vicky und Zwillingen tummelten sich um seine resigniert drein blickende Mutter. Resignation wechselte zu Dankbarkeit, als sie ihn erblickte. “Albus, Merlin sei Dank, ich dachte, du wärest einer deiner Cousins und Cousinen.” “Keine Sorge, die sind allesamt bei Amy und warten auf meine Nachricht. Ähnliches hier?” Knapp ließ er den Blick über seine Familie schweifen, die vermutlich allesamt überstürzt hier aufgetaucht waren, nachdem sie die Neuigkeiten hörten. Lily trug sogar noch Trainingskleidung, in der sie mit den Zwillingen alberte. “Sie wollten es natürlich alle aus erster Quelle und ich habe ihnen allen gesagt, dass Harry auf unbestimmte Zeit im Ministerium bleiben muss.” “Vic und Teddy? Sind sie ok?” Die beiden hielten sich im Arm und ließen die Augen nicht von ihren Rabauken. “Oh ja. Sie waren bei deiner Großmutter, als es passierte. Stell dir vor...” Ginny schweifte ab. Sie war wachsam, doch nicht so erschüttert wie einige im Raum. Albus war stolz auf seine Mutter, so stark zu sein, auch wenn er wusste, woher es rührte. Sie hatte das dunkle Mal nicht zum ersten Mal gesehen. Kaum einer von ihnen, hatte es zum ersten Mal gesehen. Auf Nana Mollys Gesicht lag ein grauenvoller Schatten und ihm war bewusst, dass er nicht einmal annähernd nachvollziehen konnte, welche Schrecken dieses Zeichen einst bedeutet hatte. Doch es konnte keinesfalls dasselbe bedeuten? “Dad glaubt nicht, dass es ernst ist, hat er gesagt?” “Natürlich ist es ernst.”, zischte seine Mutter streng und zog ihn ein wenig beiseite. “Es ist eine Katastrophe, Al. Als dieses Zeichen das letzte Mal im Himmel stand, bedeutete es Krieg. Wir wären alle fast gestorben. Dein Vater -” Sie schlug die Hände vor den Mund und drückte sich an den Türrahmen. Dein Vater war tot, hatte sie sagen wollen. Um sie zu beruhigen, nahm er ihre Hände in seine. 
“Sieh dir deine Großeltern an. Sie haben zwei Kriege überlebt - einen dritten bestimmt nicht.” “Aber Mum, das bedeutet doch keinen Krieg. Dad hat dem Radio gesagt, es sind Nachahmer. Du glaubst doch nicht -” “Natürlich nicht.”, unterbrach sie und gewann ihre Fassung wieder. “Wir haben ihn alle sterben sehen, aber das macht die Sache nicht weniger ernst. Fanatiker können genauso schreckliche Dinge tun und man kennt ihre Absichten nicht. Wie soll Harry jemanden schnappen, wenn er nicht weiß, wonach er suchen muss? Was, wenn es gefährlich ist? Was, wenn sie es auf ihn abgesehen haben?” “Er muss doch nur die Gesellschaft beruhigen. Um das schnappen kann sich Featherby kümmern mit den anderen Auroren.” “Du kennst doch deinen Vater.” Ginny sah starr durch die Familienmitglieder. Ihr Blick lag auf James, doch sie schien nicht zu sehen, wie bleich und unruhig er war. Ihn musste Albus sich also als nächstes vornehmen. “Harry wollte nicht Minister werden, er wollte Auror bleiben. Wenn er jetzt die Chance hat noch mal Held zu spielen, wird er es tun, egal, was es kostet.” “Ach, Mum. Dad ist nicht der Mensch, der das Heldentum sucht.”, schlug Albus ihre Sorge in den Wind. “Er kann nicht anders.”, beharrte sie tonlos, während er sanft ihren Rücken massierte. Es missfiel ihm ganz und gar, sie so zu sehen. Seine Mutter war kein Mensch, der über reagierte. Auch Tante Fleur entging Ginnys Unruhe nicht. “Wann kommt ‘Arry zuruck?”, fragte sie und Ginny straffte die Schultern. “Ich weiß es nicht, Fleur.” Sie sprach nun lauter als zuvor. “Das Ministerium hat alle Hände voll zu tun. Deshalb ist Hermine auch nicht hier. Sie werden sicherlich bis spät in die Nacht auf der Arbeit bleiben. Ich möchte bald Mittagessen, wenn ihr also andere Pläne habt, verfolgt sie bitte. Ich verspreche, Eulen auszusenden, sobald ich mehr weiß.” Die meisten sträubten sich zu gehen, doch Onkel Charlie schlug vor in den Fuchsbau weiter zu ziehen. Albus vermutete, sein Hintergedanke war, Nana Molly eine Beschäftigung zu ermöglichen. Dankbar nickte Ginny ihrem Bruder zu und ging dann zu Teddy und Victoire, um sie zu bitten, dort zu bleiben. Remus und Romulus schienen eh kein Interesse daran zu haben, Lily Ruhe zu gönnen. Victoire strich Teddy durch das weiß bleiche Haar und nickt ihm zu, sodass er zustimmte und Ginny einen Kuss auf die Wange drückte. Dann begannen die meisten sich von der Hausherrin zu verabschieden und verpufften. “Halten die Paparazzi sich noch vom Haus fern?”, fragte Albus in die verbliebene Runde. “Ja, zum Glück.”, antwortete Lily sofort. “Ich glaube, Dad hat es sehr deutlich gemacht, dass es inakzeptabel ist, dieses Haus zu belagern. Deshalb warten sie vorm Ministerium.” “Hoffen wir, dass es so bleibt.” Ginny setzte sich aufs Sofa und kam endlich dazu, ihren Tee zu trinken. Sie sah müde aus und Albus konnte ihr nicht verübeln, dass sie James kaum Beachtung schenkte. Ihm jedoch stachen die zitternden Hände immer mehr ins Auge. Teddy schien es ähnlich zu ergehen. Er berührte James leicht an der Schulter. “Alles klar?”, fragte er und Remus wurde sofort darauf aufmerksam. Er rannte auf James zu und wollte sich an dessen Bein klammern - es war ein Hobby der Jungs geworden, sich an den starken Waden herumtragen zu lassen - doch James wich aus und verließ ohne ein Wort den Raum. Verblüfft sahen sie einander an und hörten die Haustür zu schlagen. “Was ist los? Ist er ok?”, fragte Ginny verwirrt und mit noch tieferer Sorge in der Stimme. “Ich glaube, ja.”, sagte Lily ruhig. “Er führt nur ein anderes Leben als wir.” “Du glaubst, es ist die Enge und der Stress?”, fragte Albus überrascht. Sein Schwester nickte und er musste die Stirn runzeln, ähnlich wie Teddy. Scheinbar tippten sie beide eher auf Drogen. “Es ist seit 2 Wochen ruhig, es ist sehr wohl Zeit wieder über schöne Sachen nachzudenken.”, belehrte Dominique Rose durch ihren Handspiegel. “Kannst du wieder zu Dominique werden, der alles egal ist?”, stöhnte ihre Freundin, die lediglich den Kiefer der anderen zu Gesicht bekam. Von ihrem kleinen Spiegel sah ihr Rose entgegen und vom großen Spiegel in der kürzlich gesäuberten Toilette strahlte ihr ihr eigenes Spiegelbild entgegen. “Wo bist du eigentlich?” Dominique ignorierte ihre Freundin weiterhin und wechselte von Pumps zu Sneakern. “Hör auf, von dir abzulenken Rosie. Es wird eine Frühsommerhochzeit und es ist Zeit, dass du zu planen beginnst. Albus und Amy haben mit der Gästeliste angefangen und bisher sind es 200. Da sind die Leute, die ihnen ihre Sekretärinnen empfehlen noch nicht bei.” “Oh Drachendung, erinnere mich nicht an solche Dinge! Ich gehe ja in zwei Tagen.” “Du gehst?”, fragte Dominique überrascht und schob zwei Drachenzahnohrringe durch ihre Ohrlöcher. Charlie hatte sie ihr mitgebracht und seit dem waren sie ihre Lieblinge. “Ja. Malfoy hat sich durch nichts beirren lassen. Bestand darauf, dass wir es bei ihm machen. Es geht mir so was von gegen den Stricht.” Rose rauchte förmlich und so entschied Dominique es wäre Zeit das Gespräch zu beenden. “Ok, viel Erfolg, bis dann.” und sie steckte den Spiegel in ihre Handtasche, in der bereits ihr Kleid und ihre High Heels steckten. Dann verließ sie die Frauentoilette und hielt auf die Tür zu. Aus dem Augenwinkel sah sie den bärtigen Kellner ein Glas putzen. An der Tür angekommen, hielt sie und wartete eine Sekunde. Dann wandte sie sich um und ging ein paar Schritte auf die Bar zu. “Du hast mir kein Bier angeboten.”, stellte sie fest. Zum ersten Mal sah sie ihn wirklich an. Die locker umgebundene Schürze war dreckig und sein Bart dunkel. Die Augen unter seinen Brauen waren jedoch von Lachfalten geziert und leuchteten verschmitzt. “Du warst ein paar Tage nicht hier.”, stellte er im Gegenzug fest. “Also bestrafst du mich für meine Unzuverlässigkeit.” Er lachte ein angenehmes, echtes Lachen. “Bestrafen? So, so. Du magst kein Bier.” “Wie kommst du darauf?” Sie tat beleidigt, doch es zog nicht. Er hob den Kopf in ihre Richtung, nur ein wenig. “Du hast immer abgelehnt.” “Vielleicht bist du nicht mein Typ.” Sie trat noch einen weiteren Schritt auf ihn zu, herausfordernd. “Ich bin hundertprozentig dein Typ. Dein Kopf ist nur zu voll mit anderen Dingen. Und deiner Abneigung zu Bier.” “Warum bist du dir so sicher?” “Du hättest gehen können, aber du bist noch hier.” Sie packte ihre Handtasche fester, drehte sich um und ging wieder. Was ein selbstgefälliger Idiot, sagte sie sich und gestand sich nicht ein, dass er sie neugierig machte. Wenn er wüsste, wer daheim auf sie wartete, würde die Selbstsicherheit schon von ihm abfallen. Gerade die Türklinke in der Hand hörte sie ein dumpfes Geräusch hinter sich. Ein volles Glas, das auf den Tresen gestellt wurde. Nach kurzem Zögern wandte sie sich um. Dort stand der Kellner an seinem gewohnten Platz und zwischen ihnen ein Bloody Mary. Ein Punkt für den Bart, dachte sie grinsend. Rose war zu spät. Sie war nie zu spät. Alle ihre Hoffnung hatte darin gelegen, dass Dominique ihr von dem Treffen abriet. Jetzt musste sie doch hin und sie musste sich sputen. Verdammter Malfoy. Sie würde es handhaben wie zu alten Zeiten - mit Souveränität und Strenge. Er hatte keine Chance, irgendwie an sie ran zu kommen. Da ist eine Wand, Malfoy, und du bist auf der anderen Seite. So wie auf der Verlobungsfeier würde er sie nicht aus der Fassung bringen. Da hatte er den Alkohol auf seiner Seite gehabt. Jetzt kam sie bewaffnet mit einer To-Do-Liste an ihrer Seite. Die Adresse wirkte unspektakulär. Schick, aber unspektakulär. Die Schultern gestrafft und sich wappnend betätigte sie die Türklingel. Es dauerte nicht lange, bis eine kleine, mittelalte Dame die Tür öffnete. Sie schien überrascht, ähnlich wie Rose. “Oh, ähm, entschuldigen Sie, ich suche Malfoy? Also, Mr Malfoy?”, versuchte sie es und war sich schon halb sicher, dass er ihr die falsche Adresse gegeben hatte, als sie herein gebeten wurde. “Ja, ja, kommen sie rein. Die meisten kommen oben an, daher...”, erklärte die Dame und wuselte vor Rose her. Sie deutete Rose an sich ans Ende des Korridors zu stellen, schwang den Zauberstab und Rose ging fast in die Knie, als sich plötzlich der Fußboden hob. Sie musterte die Dame, die nun vor der einzigen anderen Tür im Flur stand und sie ebenfalls verwirrt musterte. Vermutlich hatte Rose sich gerade zum Affen gemacht. Vermutlich wussten alle, wie dieser Aufzug funktionierte und was sie zu tun hatten, wenn sie bei Malfoy ankam. Die Dame hielt sie für völlig unfähig. Rose sah hinauf und entdeckte plötzlich, dass ein Loch über ihr in der Decke klaffte, doch sah sie noch nichts, außer der Seitenwand eines Regals. Ihr Kopf erreichte die Höhe der Decke, oder des Fußbodens und in dem Moment, indem sie die Grenze überwand explodierte Musik an ihre Ohren. Sie zuckte und hob die Hände daran, um sich vor dem plötzlichen Lärm zu schützen. Dann fiel ihr entgeistert der Mund auf. Sie musste in einem Wohnzimmer stehen, doch erkannte sie nichts davon. Es herrschte Chaos. Nein, Rose, es herrschte eine Party. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)